1 Freiheit wie in Irland. Eine drastische Illustration zu diesem geflügelten Wort biete» folgende Vor fälle, welche sich in lc» letzten Tagen ab gespielt haben. Die Pächter des Herrn Smith-Barry in Tipperary habe» sich jüngst geweigert, länger ihrem Landlord Pachtzinsen zu ciilrichte». Dieser Schritt war sür die Pächter selbst äußerst peinlich. Viele büßte» ihr ganzes Ei gcnihnm ein; der Schaden, den einige Ladcnbesitzer in der Stadt Tipperary er litten, wird auf 80,tili» Mark geschätzt. Zwei Männer, Kelly und O'Dwier, wäre» angeklagt, die Pächter des Varry Smith „gezwungen" zu haben, ihre Zinsen nicht zn entrichte». Man hatte sie in- Gespräch mit mehrere» Pächtern erblickt. Sie hatten deren Häuser be sucht. W/iS i» diesen geheimnißvollen Zusammenkünften vorfiel, darüber ver keine Zeugen verhöre», weil die vorgela dene» Pächter nicht erschiene» ; er konnte nichts Belastendes vorbringen, a»sge »omme» eine Rede, welche der Naliona list O'Brie» im Herbst gehalten, und worin cr die Pächter aufgefordert hatte, keinen Pachtzins zu bezahle». Für diese vo» eine». Dritte» gehaltene» Rede sind Kelly und O'Dwier zu vier Monaten Zwaiiqsaibeit verurthcill worden. Na türlich wurde Berufung gegen dieses sinn lose Urlhell eingelegt. Noch toller ist ein Urtheil, das i» Derry und zwar vor dem Assisengericht > gefällt worden ist. Derry ist ei»« loya iistische Stadt und der Fall war dorthin verlegt worden, weil sich daselbst «ine . gefügige Jury finden ließ. Denn nur i cine solche konnte über das sonderbare „Verbrechen" richtig urtheilen, dessen drei Einwohner der Ortschaft Carrick mocroß sich schuldig gemacht halten. Die ses Verbrechen bestand darin, dag sie eine gewisse Zweigbahn der Northern Rail ivay nicht benützic». Einer der Eise» bahn-Bcamten halte sich irgend eine Handlung zu Schulde» komme» lasse», welche der Orlschast mißsiel, und die Einwohner enlschlosse» sich, lieber zu F»ße zu gehen und ihre Waare» im Kar re» zu sichre,,, als diese Eisenbahn zu be »ützen. Die meiste» Leute hätten diesen Entschluß der Einwohner von Carrickma croß cine kollossale Dunlinheit genannt, Der Staatsanwalt sah darin eine ver brecherische Verschwörung, aber da man »ich, wobl die ganze Dorsichast ins Ge- sängniß stecken konnte, und cs unmöglich war, gegen einen Einwohner wegen „Verschwörung" vorzugehen, lud man vier oo,; die erste Jury konnte sich zu reinem Wahlspruch einige»; die zwei-! te war gefügiger und von den vier Ange Nagte» erhielte» drei sechs Monate, weil ! sie Nalioiialisten waren; der vierte, ei» Nicht Nationalist, ging mit drei Mona te» aus. Londoner Taschendiebe. I» de» höchst interessanten Erinnerun gen aus seine», Leben, welche eiii bckann- > irr Londoner Rechtsanwalt, Herr Mon tagn Williams kürzlich herausgegeben hat, finden sich tressende Schilderungen mancher Vcrbrecherlypen. Herr Willi- . aiiiS, dessen die ner Gestalt, da srühzeitiges Trinke» sein Wachsthum beciiilrkchlige», das Haar trägt er nothwcndigerweise kurz Die »leiste» vo» ihn?» kenne» de» Unter schied zwischen Recht und Unrecht nicht; von srühester Jugend auf zum Stehlen angeleilet, haben sie schon mit zwölf oder dreizehn Jahre» einige Hafistrafen be standen und lebe» fort»» in uiiunterbro chenem Kriege mit der Gesellschaft. Ich Halle einmal eine» vo» dieser edle» Sipp schaft z» vertheidigen, dessen Fall inir fo hossttilngslos erschien, daß ich ihm em psahl, sich schuldig zu bekennen »nd <», einem geschickle» Appell a» die Milde Neuer Orden. I» Koburg geht niau mit dem Gedanke» um, einen eigenen „Orden sür Verdienste um die Schauspielkunst" zu gründen. Derselbe soll vier Klassen haben, nämlich: I, Klasse mit Brillaiilcn, nebst der Befug niß, die Brillante» i» engagemenlslosen Zeilen zu verwerthen. 11. Klasse mil Pauke» und Trompete», für Schanfpie ler, welche an einem Abend mehr als dreimal gerufen sind. 111. Klasse mit Lorbeeren, für Schanspieler, welche cs über sich brachle», selbst kein Drama z» versässe». IV. Klasse mil Aepseln und Eiern, verliehen znm Troste durchgefalle- Jah,Hunde,ls treibt gar seltsame Blü ?hen. In Aklom in England hat eine unter dem Präsidium des Grasen Aarl borough bestehende Gesellschaft, der auch die Herzogin von Wellington angehört, ei» Hoipital sür Kranke und alters schwache—Pferde ernchiel. Dos Hospi tal besitzt bereits zahlreiche Pferde-I» fassen, denen cS dort ganz gut gefall,» soll. Wie man « ltcst. I. Tor etwas mehr als siebenhundert i Jahren wohnte am Marktplatze zu Pisa > ein Seideniveber, Gherardo Ciria mit > Namen. Wenn es je ein Sonntagskind > gegeben hat, so ivar er eines. Vou j wohlhabenden Eltern entsprossen, hatte «r nach dem Tode des Vaters als einzi ger Sohn das gesammle Vermöge» ge erbt, und, da auch die Geschicklichkeit, der GeschüsiSsinn und die Rechtlichkeit feines Vaters aus ihn übergegangen, das väterliche Erbthcil rasch und bedeutend Jahre» sah cr nach «inrr i nur die Tochter eines invaliden Haupt-, maniies, der für langjährige, der Repu blik Pisa zu Wasser und zu Land gelei stete Dienste mit einem karge» G»ade»- solde bedacht wolde», halte das unge wöhnlich schöne Mädchen schon einen Schwärm von Freiern. Gherardo war spät unter Dieselben getreten, doch siegt« er umso ralchrr. Denn die Natur hatte schier alle Reize, die sie dem männliche» Geschlechte aufgehoben, a, ihm ver schwendet. Schlanken Wuchses, den ed len Hermeskops mit krausem Haar steis hoch getragen, das dunkle Auge voll Feuer und LebenSmulh, dabei ungewöhn lich kleine Hände und Füße, ein Organ, wohlklingend wie Flötenlaut, welcher Pisaner Jüngliug hätte da nicht in die Schranken treten können? Einer »in de» Anderen fielen die Bewerber ab nnd nach Jahresfrist waren die Beiden «in Paar. Und welch glückliches Paar! Durch zwei Jahrzehni« galt dies« Ehe als Mu ster in Pisa, und Elteru riefen ihren Kindern beim Hochzeitsfeste zu: lebet glücklich wie Gherardo und Emilia. Nicht weniger als neun Kinder, fünf Knabe» und vier Mädchen, erblühte» i» ihrem Hause und gediehen prächtig. Der Handel Cirios, der sich bis dahin anf Toscana und Umbrien beschränkt hatte, nahm nach seiner Verheiralhuug eine» noch höheren Ausschwnng und dehnte sich bald nordwärts bis über die Alpe» a»S; ja Cirio begann Schiffe zu miethe» und feine Waaren nach dem Orient zu ver senden. Was bei diesem Sonntagskinde das Merkwürdigste war, er besaß trotz seines ! unerhörte» Glückes i» ganz Pisa keinen Feind oder' Neider: so einnehmend war sein Wesen, so gewinnend sein Ton. Selbst Francesco Tirano, der ebensalls Seidenweber und seinerzeit Bewerber »m l EmiliaS Hand gewesen und im Geschäfte wie bei der Brautwerbulig vo» Gerarto geschlagen worden, hatte seine Niederlage längst verschmerzt ui.d war i» gute, sast herzlich« Bezi«hu»ge» zu de» CirioS ge andereS Mädchen, die reiche Lucia Carpi, zum Altar gesührt. Doch seine Frau starb bei der Geburt des erste» Kindes, und der Niedergang seines Geschäftes be aiidercs Geschäft erwähle» können, auch einen neuen HauShait zu gründen, wäre ihm nicht schwer geworden, da manches l schöne Kind nach dem stattlichen Wittwer ausblickte. Aber um diese Zeil brach einer der viele» Kriege zwischen Pisa und Geschichte der beiden Weber eine merk würdige Wendung. 11. deren Patricier ins Hau« gebeten. Da sah er den» eines Abends es mochte ein Monat vor Ausbruch des Krieges von 1282 sei» die ällelte Tochter Gherardos, Giulia. Die sechzehnjäh rige Ebenbild ihre^ »ach Hause gekommen, um das Geb »rts fest ihrer Matter mitzufeiern. Ganz Pisa war voll des Staunens und Rüh- Vorwände gab es genug; die große Jugend des Mädchens, die drohende Kriegsgefahr und manches Andere. Da erwuchs Carlo in Giulias ältestem Bruder, Matleo Cirio, ein Bundesgenosse. Diefer, damals ein neunzehnjähriger Jüngling, hegte eine heftige Vorliebe sür das Kriegshandwerk und brannte vor Begierde, de» nahenden Feldzug mitzumachen. Carlo bot ihm eine LieuteiiantssteUe auf seinem Schiffe an, die Eltern gaben, wenn auch wider strebend, ihre Znstimmung. Die neuen Lorbeeren, die Carlo zu ernte» hoffte, und des Bruders Unterstützung sollten— so dachte Carlo—ihm die Brau» erobern Helsen. 111. Aber der Krieg, der letzte und größt, im 20jährige» Kampfe, den Pisa mit de», stolze» Genua führte, sollte den Pisanern keine Lorbeeren bringe», er endete vielmehr mit ihrer vollständigen Niederlage (l 284). Wie oft i» solchen Fällen, kehrte sich die Wuth des Voltes gegen seine Führer. Carlo besonders, der als Vice-Admiral den ganzen Krieg mitgemacht, wurde das Ziel des Volks hasses, mau beschuldigte ihn, sich vor der entscheidenden Schlacht bei Molaro von seinem Posten eiitscrnt zu habe», und erhob aus diesem einen Umstände gegen ihn die Anklage ans Hochverrath. Matleo, der im Processe vernommen wurde, konnte nicht anders, als bestä tigen, daß Carlo an, Vorabend der Schlacht das Schiff verlassen und sich auf einem Boote in der Richtung nach Corsica begeben hatte; doch gab er fer ner an, der Vice-Admiral sei eine Stunde vor Morgenanbruch wieder erschienen und habe seine Abtheilung mit der ge wohnten Umsicht, ja in den kritischen Stuliden uut Todesverachtung befehligt. Allein seine» Klägern genügte die Bestä tigung der Abwesenheit vom Posten, sür die freilich Carlo beim Verhör keine» Grund angebe» wollte oder konnte. Er wurde znm Tode verurtheilt. Zwar eut zng er sich der Vollstreckung des Urtheils durch rechtzeitige Flucht, aber er wurde Seine unglücklichen Ellern starben kurz darauf, und auch Francesco glaubte de» Schimpf, der seinem Hause angelhan worden, nicht überleben z» könne». Seine ohnmächtige Wuth kehrte sich ge gen den uiischnldigen Matteo und das zanze Haus der Eirios. Wie sein blin der Groll es sich »»Siegle, hätte Ghe rardo, um nichl Carlo seine Tochter geben zu müsse», de» Sohn zu belastender Aussage gegen seinen Vorgesetzten ge reizt. Er verkaufte seine liegende Habe und verließ Pisa, nachem er geschworen, Rache zu nehme» an den Verleumder» seines Bruders ; doch Cirio, der das Temperament seines ehemaligen Neben buhlers zu kennen glaubte, legte der Sache weiter keine Bedeutung bei. Hatte er doch auch sür den Augenblick Sorge» genug. Der Krieg, der Pisa so schwer- Wunden geschlagen, halte -'auch seinen eigenen Handel untergraben, ja fast ver nichtet. Reichbeladene Schiffe waren Bellte der Genuese» geworden, langjäh rige Handelsbeziehungen mit Sicilien und dem Oriente unterbrochen, lombar dijche und Brabanter Weber hatten sich in seine Kundschaft eingedrängt. Wohl ging Cirio, aus seine» Stern vertrauend, muthig daran.de» Schaden auSzubesseru; er bezog neue Muster, machte weite Rei fen durch die ganze Halbinsel und Sici lien, war Tag und Nacht thätig. Aber seltsam! seine alte Beliebtheit war wie mit einein Schlage geschwunden, statt i freundlicher Worte und herzUche» Ein er »»verschuldete Mißtrauen nicht erkläre»; erst spät erfuhr er, daß Francesco ihm auf Schritt und Tritt gefolgt und öfters vorausgeeilt war, in Verbindung mit flämischen Kaufleute» und mit Aufgebot seines ganzen bedeu tenden Vermögens ihm entgegengearbeitet Gegner nicht z» fassen, da er Pisa ver lassen und uiistät in Italien herumzog. VI. Vier Jahre waren so sür Cirio in fruchtlosem Bemühen, die alte Wohlha benheit wieder zu erlangen, vergangen. Seine Haare waren gebleicht im Kampfe gegen das Schicksal und eine» rachsüchti ge», mächtige» Feind, seine Haltung war gebeugt, der heilere Blick umflort, da er den Ruin seines Hasses immer näher kommen sah; aber ungebeugt und »iige- brachen war sei» Muth, sein Vertrauen aus Gott und seine gute Sache. Und ! noch gab es eine Rettung. Wohl war in Italien sein Handel uiitergrabcn, > ! aber im Orient, in Syrien besonders be- I saß er noch zahlreiche Verbindungen, > reiche Geschäftsfreunde. Wenn cs ihm ! j nur gelang, die bedeutenden Ausstände > von der Zeit vor de», letzte» Kriege ein > ! zuheben, so gab dies allein schon ei» net tes Sümmchen, das ihn in den Stand fetzen konnte, seine Töchter auszusteuern und seinen Handel neu zu begründen. , Nur langsam reiste dieser Plan in dem e schwergeprüfte» Manne, hart ward es - ihm, die geliebte Frau und die theuren , Kinder auf lange, unbestimmte Zeit zu verlassen, und n»r nach lange», Widcr ! > strebe» willigte Emilie darein, den Gat- ten über'S weite Meer ziehen zu lassen. Doch endlich ward'S beschlossen, und von de» Segenswünsche» der Seine» beglei tet, schiffte sich Gherardo nach Beirut «in. Als hätte das Glück den wackeren Man» sür die Jahre der Drangjal^ent warien. Roch waren keine zwei Jahr, verstrichen, u»d schon besaß er sechzig- Zechinen in Gold, dit zum Verhältnisse» verbringen, als länger in der Angst um den Galten verharren. Noch schwankte Ciril>, als ein epidemi unter andern Opsern auch seine» Freund Said hinwegrasfte. CirioS Schmerz um de» bewährte» Freniid war ungeheuer, diesem die Eristenz seiner Lieben, wai durch die tückische Krankheit gesährdel. Schnell rassle er Geld und Kostbarkeiten zusammen und begab sich »ach Beirut, wo ei» befreundeter Rheder ihm schon früher ei» sicheres Schiff zur Heimreise zugesagt hatte. V. Allein es war zu spät! Schon trug er den Keim der unglückseligen Krankheit in sich, und nur der WiderstandSsähig keit seines starken Körpers hatte er es zu danken, daß er noch lebend i» Beirut an geii i» die Hände seiner Frau gelange» zu lassen. Als er endlich in Karawan eiei zu Beirut vom Wagen gehoben und zu Bette gebracht wurde, war seine erste Frage nicht l^r geholt werden, bat der Kranke, und der Wirth als Zeuge der Unterre- zugegen Nach einer einandcrzusetze». Ich bin lodtkrank; die Kosser, die Ihr hier seht, enthalten daS Vermögen, das ich hier crivorbe» verbliebenen Frau ui:d Kinder ausmacht. Es sind sechziztansend Goldstücke; Ihr sollt sie nach Pisa bringen, daoon meiner Nest sür Eure Muhe behalten." li, Francescos eni räii g sich dert«: „Wie thöricht Ihr da redet, Man» ! Wenn ich thue, wie Ihr von mir ver langt, so wird Euer Weib, nein, ganz Pisa mich beschuldigen, mir einen Theil E»r«S Vermögens angeeignet zu haben." ,Das sollen sie nicht!" rief der Kranke; „gebt mir Papier, meinen letz ten Willen niederzuschreiben." Und mit zitternder, doch leserlicher Handschrift ichrieb er folgendes Testament: „Ich, Gherardo Cirio, Seidenweber von Pisa, cesco Tirano, mein Vermögen, bestehend aus sechzigtausend Zechinen, nach Pisa zu bringen, davon meiner Frau so viel zu geben, als er will ; den Rest möge er sür feine Mühe behalten. Als Kennzeiche» dieNe ihm noch mein Ehering." Ein Zug hämischer Freude glitt über Fran cesco's Gesicht; für so einfältig Halle er Cirio doch nicht gehalten. Aber der Sterbende merkte nichts mehr davon; er sah nur »och das zustimmende Nicken seines Todfeindes, sah den Wirth seinen Namen als Zeugen aus's Papier setze», dan» uinnachlete sich sein Auge. Eine Slunde später raste er im Fieberwahn sinn, und nach zwei Tagen hatte der Dulder ausgelilten. VI. Sechs Wochen später langte Francesco in Pisa an. Der Anblick der verhaßten Stadt erweckte in ihm alle Erinnerungen an die erlittene Schmach und damit auch de» Groll gegen die Cirios. Er fand Emilia mit ihren Kindern beim Früh mahl. Die Sorge um den Gemahl, von dem nunmehr durch zwei Monate keine Nachricht über'S Meer gelangt war, beschattete ihr schönes Antlitz. Rauh in Miene und Ton berichtete ihr Francesco kurz vom Tode ihres Gatten und von feiner eigenen Sendung. Thränen ent stürzten den Augen der Witiwe, fchlnch zend standen die Kinder umher. Doch ungerührt durch ihren Jammer reichte ihr Francesco das Testament und sprach: „Ihr erseht aus dem letzten Willen EnreS Mannes, daß er es mir überläßt, Enrcn Antheil an den sechzigtailseiid Ze chinen zu bestimmen; nnn denn, ich will mich ebeiiso großmüthig zeige», als die Cirio'S vor sechs Jahre» gegen mein Haus gehandelt haben: hier sind sünf hundert Goldstücke sür Euch, den Rest beHalle ich für meine Mühe." Sprach's, legte ein Geldsäckchen und den Ring auf den Tisch und verließ das Zimmer. Die Bestürzung Emilias war eine un i geheure; sie allein, die Vertraute ihres > Gatten, wußte von FranceScoS Rachsucht und de», Unheil, das er über ihr Haus ««bracht; hätte es auch ihr Stolz zu««- ihr Verstand sagte ihr, es wäre verge bens und brächte ihr nur Hohn zum Schaden. Da lag da« Testament ihres Gatte», die geliebie» Züge waren nicht ließ keine andere Deutung zu. „So viel er will"; der Unhold! Was siel nur ihrem Mannt ein, gerade ihn zum Bo dos Unerklärliche zu grübeln; liier galt es, zu handeln; sie eilte zun, Po >>est6. Doch dieser fo wenig, als die anderen iialhsherren und die Freunde ihres H.iU ses, mit denen sie Rath pflog, wußte» ein Rechtsmittel, wie dem Bösewicht das Geld abzujagen. Gebrochen »nd muthlos kehrte sie am Abend zu ihren Kindern zurück; sie brauchte nicht erst zu fruchtloses Bemühen herunter. Ver gebens suchte Matteo die Mutter zu trö sten. Er hatte, nach Pisas Niederlage entmulhigt, den, Kriegshandwerk ent sagt und war in's Geschäft des Vaters getreten; doch dessen Verfall aufzuhal ten, war er nicht angelegt. Als sich die Mutter nach Mitternacht in ihr Zim mer zurückzog, folgte ihr Giulia. Wir haben die Jungfrau seil der erste» Begegnung mit ihr aus dem Gesichte verloren. Sie zählte jetzt vicrnndzwan zig Jahre und war zu einer Schönheil erblüht, die selbst aus Italiens frauen fchönem Boden kau», ihres Gleichen hatte. Aber die Wirren der letzten Jahre, die wohlbekannten Verlegenheiten ihres Vaters und vielleicht auch dej Mädchens unnahbar stolzes Wesen hiel ten alle Freier von ihr ferne. Dennoch diese Stunde, um der Mutter von ihrer Liebe zu erzähle». Am Ostersoniilag des vorigen Jahres, als sie im Dome jn fernen Vater betete, entstand Feuerlärm im Gotteshaufe. Eine Altarkerze hatte das Spitzeiituch einer Frau in Flammen dies genügte, um in dem überfüllten Dome ein lebensgefährliches Gedränge hervorzurufen. Giulia saß sich einge ktilt in einem Haufen stoßender und schreiender Frauen, die alle gleichzeitig dem Ausgange zudrangen; vergebens sucht sie »ach seitwärts oder rückwärts zu entrinnen. Da, als sie eben gegen eine Kirchen bank gepreßt wurde und ihr von dem ent setzlichen Druck die Sinne schwände», fühlte sie sich plötzlich von einen, kräfti gen Arm um den Leib gesagt, über die kreischenden Weiber ei»por und i» di« Bank gehoben. Der Moment entschied, wie so oft, über das Lebe» zweier Men schen. Der Netter Giulia's war ein Rechtsanwalt, Alefsandro del Sarto, dessen Familie vor Kurzem von Lucca nach Pisa übergesiedelt war; er stand wohl schon in mittleren Mannesjahre», aber die schlanke Gestalt zeigte »och Jugendfrische.das blitzende schwarze Auge verrieth Lebensmuth und ungewöhnlichen Scharon». Die Beiden sahen sich ösler seitdem; bald auf dem Wege zur Kirche, bald auf de», laugen Wege z»m Hafen, (ich erinnere ineine Leser, dag noch vor 300 Jahren der Arno unmittelbar bei Pisa »lündete) wohin Ginlia jede Woche ging, um von angekommenen Schisse» z» hören, kreuzte sie Alessandro, dessen BerusSgeschäste ihm damals noch Zeit zu Spaziergängen ließen. Doch kein Wort von Liebe ward zwischen ihnen gewechselt, obwohl ihre A»ge» längst das Geheim niß ihrer Herze» verrathe», denn eiiimal such, in'S Haus Eingang zu finden, be vor der sehnlichst erwartete Vater zurück käme. Dies Alles und Vieles mehr erzählt, Giulia der Mutter, die. im Lehnstuhli sitzend, ausmerksam zuhörte; „nun, siehst du, Mütterchen, fuhr sie fort, „es muß eine Fügung Gottes sei», dag de, Mann, der mich erwählt, ein Advocal ist. Er wird die Sache theilnahinsvoll in die Hand nehmen und zu einem glück lichen Ende sühreu." Emilie küßte ihre Tochter; in dem Kusse lag die doppelte Einwilligung. VII. Aus den 2. Jänner 1291 war vor dem hohen Nathe »nter dem Vorsitze des da maligen Herr» von Pisa, Guido Grasen Monteseltro, die Verhandlung der Klage der Wittwe Emilia Cirio gegen Fran cesco Tirano auf Herausgabe der Hin terlassenschast ihres Mannes angesetzt. Die gelehrten Kreise der Stadt halten ben Fall durch vier Monate zu besprechen Muße gehabt und waren soweit einig, dag kein Rechtsverdreher der Welt, am wenigsten solch ei» eingewanderter llouio >'nvus, der Sache eine für die Wittwe günstige Wendung geben könnte. Sie hätte vernünftiger gehandelt, hieß es allgemein, sich an Tirano's Großmuth zuwende»; der steinreiche Mann hätte sich so eher zur Herausgabe, wen» nicht des ganzen, so doch der Hälfte des Ver mögens bewege» lassen. Francesco's Anwalt war überdies der geriebenste unter den Pisaner Avvokaten. Um so gespannter war man auf die Sachführung Del Sarto'S. Als der sormelle Theil der Verhand lung vorüber war, begann der Anwalt, wie folgt: Wie die Seinen vor der Arg list schützen, der er selbst durch viele unterlegen, wie den Feind entwasfnen und zum Werkzeug seines Willens ma chen? Das? er das Geld unterschlagen würde, das sürchtete der Sterbende nicht; denn die Rachsucht des Argen wäre schlecht befriedigt worden, wenn die Wittwe nie von dem Gelde erfahren hätte. Aber es ihr zeigen und dann vorenthalten dürfe», da« fürwahr war füge Rache. Und steht hier nicht in Cirio's eigener Handschrift, die wir alle anerkennen: „Er gcbcder Wittwe davon, so viel er will!" Ja, so viel er will, steht hier. Und wie viel will dann Francesco Tirana? Neunundfünfzigtau sendsünshundert Goldstücke will er, und die gehören daher der Witiwe. Den Nest von fünfhundert behalte er für seine Mühe." Eine Minute lang blieben die Zuhörer i alle sprachlos vor Staunen über die ver- blüffende Wendung, dann brach lauter Beifall los; zustimmende Rufe ertönten von den Sitzen der Nalhsherren. „Na- ! türlich"—„,vi« kurzsichtig wir waren" — „hier steht's ja, so viel er will" „o weiser Cirio!" Es bedurfte einer gerau men Weile, bcvor der gegnerische An walt sich Gehör verschaffen konnte, doch auch dann verhallten fein« Wort« wir kungslos, und der Spruch des hohe» Gerichtes entschied in, Sinne Del Sarto's. Als das Trauerjahr um war, feieiten Alessandra uud die schöne Ginlia ihre Vermählung. Das HauS der CirioS aber erblühte auf's Neue, und noch zur Zeit Napoleons gab es Seidenwcber die ses Namens in Pisa. Und von Vater auf Sohn und ferne Enkel vererbte sich das Glück und die Schönheit des Ahn herrn und die Geschichte vo» dem mcrt- Carl Weiser. Schlau. Der Studiosus Faß war ein enragir ter Skatspieler und zwar in dem Grade, daß er selbst nach dem Schluß der Kneipe noch mit etlichen seiner Bundesbrüder das „Skatlokal", wie sie die Neumann'- sch« Weiiiwirthschaft nannten, aussuch ten. So sehe» wir ihn auch heute nach dem ossiciellen Schluß d-r Kneipe eS mochle gegen zwölf Uhr sein mit drei Bundesbrüdern dem „Skatlokal" zu steuern. Aber kaum hatte Faß die Thüre zum Skatlokal geöffnet, als er mit einem grimmigen Fluche stehen blieb. „Don nerwetter", sagte er zu seinen BundeS brüdern gewandt, kein einziger Tisch frei, daS ganze Lokal besetzt von alten Philistern, ich möchle nur wissen, was diese „Knözel" noch hier wollen." Der Wirth des Skatlokals entschuldigte sich Philister eben noch privatim lebhaft über die muthmaßlichen Resultate debattirten. Faß gab sich zufrieden und rief dem Wirth zu: „Bringen Sie uns einmal etliche Flaschen in die Küche, vielleicht ! fällt mir etwas ein." Sie hatten sich noch nicht besonder? lange an den Flaschen in der Küche ge ! labt, als Faß verschmitzt lächelnd dem ! Local zuschritt und an der Thüre ange ! langt mit Stentorstimme rief: Meine da mit eine», Auftrag an einen Herrn Maier; da sich das einfältige Ding ge nirte in das Local herein zu kommen, habe ich es auf mich genommen, den Auftrag auszuführen. Meine Herren, die Frau Maier ladet ihren Gemahl hier mit ein, in dcn nächsten zehn Minuten zu Hanse zu erscheinen, widrigenfalls si« höchstselbst ihren Gemahl Heini zu leuch ten gedenke. Nach diesen Worten begab sich Faß wieder zn seinen College,, in die Küche, um durch ein Fensterlein deir Erfolg feiner Worte abzuwarten. Der selbe war ein durchschlagender; inner halb süns Minilten waren mehr als zehn Tische leer »nd Faß setzte sich mit seinen Bundesbrüdern zu einem behaglichen Scat nieder, indem er bemerkte: „Seht Hälfte dieser Philister Maier heißt!" ! Di e K r i e g e r a u s d e in i n disch«n Stamm des Sikhs sind berühmt ihrer außerordentlichen Geschick- Haut dcS Haltenden im Mindeste» be schädigt wird. Hierzu gehört groß« vo» >Ztilcil des da lich sei. Ei» Sikh erklärte sich bereit, es ihm zu zeige», wen» der Lord den Ap fel halte» wolle. Napier willigte sofort ei», da er glaubte, der es fläche eine kleine Unregelmäßigkeit und bat ihn, de» Apsel in die ausgestreckte linke Hand zu nehmen. Napier hat nachmals erzählt, er habe damals zum «rst«n Male in seinem Leben ein an Furcht grenzendes Gefühl gehabt, als er fah, daß der Sikh nicht daran dachte, zurückzutreten. Trotzdem zitterte feine Hand nicht; der Stahl blitzte durch die Lust und die Frucht siel in zwei Hälsten zur Erde. Die Hand wurde nicht geritzt, obgleich die scharfe Klinge sie so berührte, als wen» ein Haar darüber zerrissen wor > len/ ! —Po c s i un d PI o s l>. (Alls reichend, «Und wenn dann endlich Alles schwindet, so bleibt doch di« Erinnerung!"—B. (ebenfalls t^fergrif vielleichl auch einmal, dag ich Dir vor zwei Jahren SV Mark geliehen habe." Spleler-?»»«r«la«dr. Der Aberglaube der Spieler ist be kanntlich «in Feld, auf dem die sonder barsten Blüthen gedeihen. Eine Wahn vorstellung herrscht zumal unler den Spielern aller Nationen, die sehr merk würdig erscheint und vielleicht uoch als AllSflliß altheidnischer Ueberlieferungen anzusehen ist: Das Spielervölkchen er hofft das meiste Glück davo», wen» es mit der Hand oder auch nur mit dem Kleide dcn Buckel eines Verwachsenen berühren kann. Mag dieser Aberglaube lange her, daß ihn der bekannte fraiizösi fche Abgeordnete Naquet, der „Inti mus" der lust geschützt blieb, wenn auch auf etwas , andere Art, als er es gehosft! N e ch t „k ü n st l e r i fch e" »n d bei Jenem vor zwei Jahren ihr Bild >i»d die Rilder ihrer drei Töchter bestellt, aber über den Preis kein Abkommen gelrossen hatte. Als nun K. im Januar v. I. die Bilder ablieferte und sür das der Mutter IVO» M., sür das der drei Töch ter sovM. verlangte, lehnte FlNit M. ihr Porträt sich günstig für den Malcr Frau M. in erster Instanz zur Zahlung der bclrefskttden 1500 M. verurlheill. Bild der Mutler nicht' einmal anf d.rS Z!i selben zu erscheinen, in welchem sie dem Maler gesessen. Und sie ei schie nen: die Mutler in großer prunkvoller seine Eim'cliciduüg dahin, dag dem Urtheil des Professors Hummel der üorzug zu geben und Frau M. nicht ocrpflichtct sei, ihr Bild anzunehm«». sür das Bild der Töchter aber nur Mar? zu zahle» habe. —Angru« h in st e Ve r bi n !eriie», Herr Lieutenant, welcher Art Heirath würden Si« de» Voizug gebe», tiner Geld oder einer reinen Liedeshei zaun muß ich schon Farbe bekennen, ,lso, einer Liebesheirath mit recht viel Geld! Gipfel der Faulheit. Nureauchef: Mayer, ich muß leider :onstatiren, daß Sie durch Ihre noto tische Faulheit das ganze Comptoir an zusteckt» drohe» ! Schreiber Mayer: Ich saul! Ick habe doch gestern erst zwei Stunden über Bureauzeit gearbei tet!— Bureauchef: Papperlapapp! Da waren Sie einfach zu faul, aufzuhören! Ausgeglichen. Sie 'mal, da geht Oskar «schul; in'S Wirthshaus, und vor kaum vierzehn Tagen hat er erst seine Frau begraben! I» sehr tiefer Trauer! —Weghalb nicht? Ertrinkt jedenfalls nur dunkles Bier! Daher. Ach, ich hab' einen Verdammte» Schnupfen! Ich möchte wissen, wo ich den mir geholt habe. Kein Wunde,! Sie gehen mit einem s< ! leichten Spazicrstockc aus.