Di« Mu»t«rsprachr. will, ist einer der erhabensten unter allen Gegenständen menschlicher Betrachtung. Die Mutlersprache, d. h. die Sprache unserer Mutter, die Sprache unseres mütterlichen Landes „nd Volkes, die ge heiligte Ausdrnckssorm »njcreS ganze» Gütern. Wir halten sie für selbstver ständlich und wissen ihre» Werth nicht zu würdigen. Wir freuen uns ihrer nicht kennen wir nicht. Und so darf man be haupten: Es ist die Sprache ganz ausschließlich die Sprache, welche de» Mensche» zum Meuschci» erhebt und die Entwicklung der Menschheit ermög licht. Unter der Sprache im natürlichen Sinn ist kaum betont werden nur scheinbar. Nur diejenige» Men schen, welche schon in frühem.liiiidesallir aus einem Sprachbercich i» einen ande- Beispiel« nicht uiigestiast gefolgt; den» sie verloren über der rollendetcn Beherr schung der sreinde» Sprache die Sicher heit in ihrer eigenen. Von dieser Gefahr legt ei» großer deutscher Dichter unfrei williges Zeugnis« ab; ein Dichter, den die Zustände'des Vaterlandes in dem franzö sischen Exil festhielten. Heinrich Heine« hörenden Professoren, welche ein classi sches Latein schrieben, daß ihr Deutsch ei» schauderhaftes Kauderwelsch war. Ich wiederhole also: Es istsast unmöglich, z ode r rin eh re« heißt noch nicht sprechen. Ich habe ausgeführt, daß ei» Lebe» ohtte Sprache unmöglich ist. kaun uns die Mutter lehrt, die ersten Mär literarischen Eindrücke heroorrüsen das Alles ist nicht Gemeingut der Mensch heit, das ist das Vermächtniß uuserer wirkt auch iu der Heimath selbst mit un widerstehlicher Gewalt. Die Mutter spräche ist der Fels der Einheit, an dem crzieh»»g z» erheben. Aber scm ist leider nicht so. Di« sprachliche Ausbil dung, die ma» uns i» te» Schuln, ange- Muiiei spräche! Dann iviro das lanz lättsigc Unheil schnell bereit sein mit der : Jedermann! richtige z» beweise». Den» auf Nichts fo gut' wie auf die Sprache läßt sich das ttes finnige Goelhe'sche Wort anweiideli: erwirb es, um es zu besitzen!" Wir müsse» zunächst ganz im Allge meinen feststelle», was es heißt: seine Sprache kennen oder genauer, feine nur die passive Sprachbeherrschulig; die aktive, welche bei Weitem schwieriger ist, »erlangt nicht allein, daß wir alle Worie Sprachrepertoire, unier lebendiger Besitz au Worte», ist fast immer nur ei» klei ner Bruchihcil »nicics Sprachveiständ will u»s um Alles in der Welt nicht ein fallen. Und das ist durchaus kein Zu fall. auch nicht eine momentane Gedächt nisschwäche. Dieser Ausdruck steht eben nicht aus iius-rem Sprachrcpcrloire; wir spricht; er beherrscht die Rolle passiv, aber nicht akiiv; sie steht nicht ans fei nem Repertoire, nnd er kann sie nicht fpeare sicher noch übertrifft. Zwischen diese» beide» äußerste» Euden liege» naturgemäß noch ganz unzählige Ab stufungen. Ich glaube jedoch, daß es geboten ist, vier hauptsächliche Grade in der Beherrschung der Muttersprache an zunehmen, und diese vier Grade wollen wir in Kürze der Reihe nach betrachten. Auf der niedrigsten Stufe steht der Ungebildete, der beklagenswerthe Mensch, dem die harte Haud der Nothwendigkeit Deshalb ist trotz deS Elementarunter richts die gebildete Sprache für ihn fast ein fremdes Idiom, das er nur mühfam und fehlerhaft schreibt, das er schwer verstehen uud ganz und gar nicht sprechen unglücklicherweise die eine und einzige Muttersprache in zwei Theile gerissen: in die Schriftsprache und die Volks sprache. Der Mann des Volkes redet vonträgt und die Herrschast ergreift. I» Italien sowohl wie in Deutschland ist dieser Sieg durch ein einziges machtvoll liche Komödie", in Deutschland durch Luthers Bibelübersetzung. Dante erhob den tcskanischcnDialekt zur italienischen nach Lebendigkeit nnd Wahrheit ringende Kunst das Lebe» des Volkes auch in der Sprache des Volkes wicderzuspiegeln ge> Gute Ausku n 112 t. Junge, neN" !> h Z AuS dem Todtcnttaus Sibirien. wurden zweimal im Jahre wie eil« Vieh- Heerde zum Bade getrieben. Als wir die Thüre^z m»^ B »de össneten —so schreibt setzte» der Sträflinge und vielen Be »lchern aus der Stadt der Theilnahme Stadt kein Theater »nd die Sträflinge galten als vorzügliche Schauspieler. Das wäre» sie auch, einige konnte» so gar .sti'ittstlcr genau»! welche Die Stücke waren nur in großen Umris se» vorhanden und die Schauspieler i» Kette» dichtete» de» Dialog aus dem! Stegreis dazu. Sie stellien sogar ei» ! Orchester zusammen, welches die fröh lichsten Tanzweisen vorzüglich fpielte. Einer der Guiiarrcnspiele,. ein Vater- j Mörder, behai delte fei» Instrument iu geradezu virtroser Die Ausfüh rung war ein wahres Fest. „Welcher seltsame Widerscheiu kindlicher Freude, reine» Vergnügens glänzte auf diese» rnstrlcn, gezeichnelc» Stirne» und Wau spielie». Den» die Sträflinge wurde» für jedes Vergehe» körperlich gezüchtigt, erhielten Stockhiebe und mlißtc» i>?pje'ß- Sträslinge ertrugen tausend bis fünf zehnhundert Stockhiebe auf einmal, von Nuihenhieben kaum die Hälfte. Wenn der Arzt.erklärte, das; der Delinquent ohne Lebensgesahr nicht mehr Hiebe er halte» könne, brachte man ihn mit dem zerfleischte» Nücke» i» das Hospital, wo er gepflegt w»rde. bis die Wunden heilte», ui» da»» de» Nest der Strafe applizirt zu erhalte». Viele starben an den bar barische» Strafe», Andere überstände» sie. Einer der Sträflinge a»s der „be sondere» Abtheilung," ein getanster Kalmück, »ei» seltsamer, durchtriebener und furchtloser, aber zugleich auch ein sehr gutmüthiger Mensch, erzählte, dich er seine viertausend Streiche ausgehalten habe, und lachte und scherzte dabei, ver sicherte zugleich aber auch ernsthaft, daß er viertausend „Man hat mich »ur geprügelt," sagle er einst, „sür Alles und Nichts, was auch uurfallen mochte, gab es fünfzehn Hiebe, feit dein Tage, da ich denken kann, und jede» Tag mehrere Male. Es schlug, wer nur immer wollte, so dich ich zuletzt schon völlig daran gewöhnt war...." hatte keine anderen Träume.... Die hochgeehrte Obrigkeit ergötzte sich naiurlich am Prügel». Der Lieutenant Scherebjatnikoss z. B. freute sich des jinuteiis und Spießrulenlaujens leiden schastlich, wen» er zum (k,ecutor desig nirt ivorde» war. Selbst die Sträflinge, die schon manches erfahren hatten, be trachiete» >h» als Ungeheuer. Er ließ sich mit den Deliquenten stets in ein leut sich nicht au die Flintenkolben gebunden durch die „grüne Gaste" schleife» zu las sen, sonder» allein zu lause». Der Sträfling lief »uu aus voller Kraft, kam aber natürlich nicht weit; die Stöcke fallen wie im Trommelwirbel, blitzschnell, mit einem Schlage, ans ihn nieder und wagen es nicht, ihm die Freude zu ver derbe». Sie beten also das Vaterunser. Bei der Stelle: „und im Hiniincl" ruft auS. Es ist aber auch gar zu schön und er hat es selbst ausgedacht: „Und im Himmel gieb's dem Lümmel!"— Görli tz. st auch das in gewissem Maße noch richtig; nur m»ß es heute, wo für die preußischen hat, ihr Ruhegehalt innerhalb der schwarzweißen Psähle zu verzehien, die sen Vorzug sosern es einer ist mit Mau wurde aber ciiie» Fehlschuß thu», wenn man dieser Ruhestadt etwa geistige oder industrielle Regsamkeit abspreche» Anstrich ; vo» der Gelehrte» Republik „Oberlausitzische Gesellschast der Wiss:»- schaste»'', deren eigenes Ha»S eilie Biblio denn >'>W Mitglieder» schon rein gesell schastlich den erste» Rang ein, und Juristen »nd Aerzte, Lehrer und Ossi ciere, Großkausleuie und Kunsthand werker gehöre» zu ihren Mitgliedern. DaS ist eine Eigenart, die gar nicht »ach Schlesien aussteht, wie de»» Gör litz überhaupt, obschon mit feinen mehr Stadt Schlesiens, vc>» der schlcsifche» Lebenslust ii»d flotten Alt wc»ig abbe kommen bat. Hier riecht es sörmlich nach Solidität und Ehrbarkeit, und am ' tollen Faschingsdienstag, de» hier zu verlebe» ich das Vergnüge» oder richti ! Ger die Ehre hatte, verlief Alles so fei» säiibvlich uns ,»hig, als ob Bichlag wäre. Der einzige Erceß bestand iui »lustkbegleilete» Ausschank eigengebau te» Weines ini Wiener Eafe am Post vlatz; „Görlitzcr Ausbruch" — schlesi scher Aergiveiu—„verflucht >i»d zuge ivohl erklärlich. Aber es muß a»ch solche Weine und solche Fastnächte gebe», und Görlitz hat Lcbestadt sroheii Heizens verzichten zu können. Das Wachsthum und die Ver schönerung der Siadi stehe» fast beispiel los da: beider Volkszählung im Jahre I«4'i zählte Görlitz Iti.WO Einwohner, und heute das Vierfache, und wenn auch nicht eingetrclc» ist. was Friedrich Wil helm IV. bei feinen. Besuche des nahe» Vasaltkegels' „die Landeskrone" nach einem sehr reichlichen Diner dem damals znm Oberbürgermeister ernannten hoch verdienten Demiani als Wunsch und hat die rührige, prächtig ins Grüne ge bettete Stadt ihre Glieder doch nach alle» Seiten gereckt und an die originelle Alt stadt eine gesunde und moderne Neustadt angeschlossen, die überall mit Ehre» ge nannt wird coupirle Terrain haben gesundheitlich und landschasilich die Neustadl gefördert und die Anlage so reizender ossentlicher Parks gestattet, wie weuig Städte sre auszuwei sen haben. Auch hat die wisscuschast liche VereiuSlhäligkeit hier reichen prak tischen Nutzen gestiftet, und die Anlage und fortgesetzte Pflege des wmidcrbareil Stadtparks steht im engste» Zusammen hang mit de» Bestrebungen der „Natur forschende» Gesellschaft". Der werth volle botanische Garte», ei» Theil des össciitlichc» Parks, verdankt seine Be deutung zun, größte» Theil dem früheren Direetor des Mufeums der genannte» Gesellschaft, Peck, Ehrendoctor der Uni- Schristenausiausch, den die „Oberlau sitzische Gesellschast der Wisseuschasten" mit gelehrten Eorporationen des ganzen Erdballs pslegt und die persönlichen Be ziehung?» der wirklichen mid der Ehre»- das geistige Leben ganz ungewöhnlich', populär - wissenschaftliche Vorträge i» zahlreiche» andere» Vereine», loda»» eine Reihe trefflicher «chiile» »nd Uüter richtsanltalte» uiuqebe» die Stadt mit der Gloriole der Wchenschaftlichkeit und veranlassen zahlreiche, namentlich kinder- Dazu kommt der Vorzug des billige» Lebens. Eine rege Bauthätigkeit hält WohuttugSnolh ferlie, und wem, auch ge klagt wird, daß die zahlreichen Spekula tionsbaute» der siebziger Jahre sich als richtige Schwindelhänser mit endlose,- Konsum Vereinswesen in geradezu genia ler Weise ausgebildet, derart genial, daß die Detailliste» sast aller Branchen die zwei großen Konsum Vereine, von denen deitet, in Grund iiud Boden hinein ver fluchen. Thatsächlich könne» Händler mit Lebens- und Genußmitteln oder Gegenständen des Hausgebrauchs i» Görlitz absolut nichi eristire» die Kousuin-Bcreiue verschlinge» Alles. I» Görlitz kauft man nicht nur Zucker und Kaffee, Brod und Gemüse, Fleisch nnd W»lst, sondern auch Staubbcseu Regenschirme und Briefpapier, Eorsets »nd Reisedecke», Waschständer und Ak tendeckel kurz Alles und Jedes in, Eonsuillverei». Auch seine eigene Aus schänke hat dieser Verein, so daß er sogar de» Wiriheli Eoncnrrc»; macht; seine i lein Handel auch durch die Zollpolitik schwer gelitte», so ist der Waarenverkehr immer noch sehr e,heblich. glichene Posten' und io lange die nicht bezahlt sind, hüte» sich natürlich die Gör.itzer, weiter zu liesern. So kam, sizur. An diesem mit einem Aufwand von l'iv.Wiz Mark unter Beihilse vo» Durch dieieii Unglücksbrunne» bi» ich von, Theater abgekommen. Görlitz hat noch eine zweite Bühne, neu er baute und seh, hübsch auegestaltete Wil helmtheater, in de», jetzl Spezialitäten dort die Operette knliivirl. Die Be dc»l!l»g vo» Görlitz als Miisikstadt, nanieiitlich als Hriiiistäitc der großei, „Schlesischen Mlisiksesti", ist allbckaiiul. Wie eine indische Z-itung mittheilt, wird in der nächsten Zeit ein mohamedanischcv Missionar nach Eng land reisen, nm den Britten die Vorzüg lichkeit der Lehre Muhaiueds darzulegen. Der Unjuman Ahbab von Bombay ver anftallet schon eine Sammlung zur Be streitung der Kosten dieser Reise/ — Ob er mehr Erfolg erzielen wird, als die eng lischen Missionare in Indien auszuweisen haben?