Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 17, 1890, Page 2, Image 2

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Ueber die SpieUioltei» t» «Senf,
deren völlige Unterdrückung eine mit
Tausenden von Unterschriften bedeckte
Petition an die Regierung virlangt,
niachl die N. Zürich. Ztg. u. A. solgeude
Angaben: Spielhöllen, wie solche in
Saron, Wiesbaden, Monaco bestanden
oder »och bestehen, hat der radikale Dik
tatoi James Frazy in Genf eingeführt.
Das Volk empörte sich darüber, es kam
18KU zu einem Aufstände. Die Anstal
ten wurden gesetzlich eingeschränkt »ud in
Schlupfwinkel gedrängt. Unter der ra
dikalen Regierung hatte der geniäßigl
konservalive Dunand als Vorstand des
Polizciwejcns wiederholt gegeu dieses
Unwesen einschreiten wollen und auch der
alte Eatcrc! empörte sich darüber, allein
umsonst. Erst am 11. September
kam ein etwas strengeres Reglement zu
Stande, »nd als im folgende» Frühling
ein Franzose in einem Bierhaufe das
Rößcheuspiel einführen wollte, verbot die
Regierung dasselbe, und das Bundesge
richt bestätigte diesen Beschluß. Zur
Zeit bestehen in Genf sechs EcrclcS. Laut
Reglement darf ein Ceicle nur errichtet
werde», wenn wenigstens zwölf Genfcr
ihre Unterschriften hergebe». Der Ver
eiiiSsaal darf sich i» keinem öffentliche»
Lokale einmsieii; die Polizei hat zu jeder
Stuilde daS Recht, Untersuchungen vor
zunehmen. Letzteres ist aber sehr schwer,
weil das Vercinsrecht besteht und das
Hausrecht unverletzlich ist. In früheren
Jahre» wurde bisiveilen ein Ziest
hoch gespielt.
In allen, außer im Grand-Cercle sol
len vorzüglich die Jeuneffe doröe und
vergangene Spielgrößen betheiligt sein.
Gegen fünf Cercles zieht der Genevois
zu Felde ; er behauptet, daß besonders
Genfer, die Aristokraten, die Jugend,
junge Bauerilsöhiie, darin verkehren.
Das Blatt will aber das Spiel, als
eine unüberwindliche Leidenschaft der
London; es handelte sicti darnm, festzu
sie giheiralhet hatte, ihr gesetzlicher Gatte
sei. Im Jahre 1878 heirathete sieden
Jiispeclor BardSle» >» Stockport; da-
Zahl von usvu, das siild hundert Stück
für den Tag. Im Jahre verminder
de» sie sich »ai die Halste. Im dritte»
war die tägliche Leistung etwa zehn. Nach
sunt Jahre» zählte man nur noch zwei
Küsse täglich, den Gutenniorgen- und
den Gutenachtkuß. Später wird nur
hier und da »och ein Kuß ausgetauscht.
t aS s
Der Eintagsgatt«.
Onkel Hubert und ich saßen in einem
ter oberen Zimmer seines alten Hauset
in Vireloup, tranken Kaffee und rauch:
teil unsere Pfeife dazu. Der altmodisch«
Raum mit dem getäfelten Fußboden u»i>
den weißgeiüiichte» Wänden war zugleich
Nauchziminer und Bibliothek. Durch
das eine der breiten, vorhanglosen Fen
ster sah man da drüben den Wald und
ein Stück der Landstraße, und auf dem
seitlichen Abhang des gegenüberliegenden
Hügels guckten ans dichten Bäumen die
rothe» Thürmchc» des kleinen Schlosses
C-lmiers mit ihren spitzen Dächern
hervor.
Onkel Hubert saß mit vorgebeugtem
Kcpf am jiamin und knickte still im
Feuer. Er ist ein Fünfziger. Durch
seine» Bart ziehe» sich Silberfäde» und
auch sein volles Haar fängt schon an grau
zu werde». Aber das Auge ist »och hell
und die Stimme lebhaft und klangvoll.
Er erfreut sich des besten Wohlseins, ist
ein guter Fußgänger, hat einen ausge
zeichneten Appetit und wohnt seit seine«
Kindheit in demselben Haufe in Vireloup.
Er ist nicht verheiralhet und wird auch
als Junggeselle sterben, aber hoffentlich
Wir rauchten also alle Beide, ohne ein
Wort zu reden, Jeder an einer Ecke dei
Kamins, als wir plötzlich durch die länd
liche Stille von der Landstraße her fernen
Glockenklang, Pferdegetrappel uud daS
schnelle Rollen eines Wagens vernehmen.
Onkel Hubert fuhr zusammen und hob
lebhaft den Kopf. Der Wagen fuhr
rasch an dem Haufe vorüber, das kurze
Geklingel verlor sich in der Ferne, und
bald war Alles ringsum wieder still ge
worden.
„Eigenthümliches Spiel des Gedächt
nisses und der Nerven," murmelte de»
'Onkel uud legte seine Pseise auf de»
Tisch. „Jedesmal, wenn ich dieses hef
tige Geklingel höre, bekomme ich Herz
klopfen und sehe bis in die kleinsten
Einzelheiten eine Scene wieder, die sich
da drüben in dem Schlosse Eolmiers ab
gespielt hat, welches damals Frau Do
rothea des Aulnois bewohnte. Sie ist
schon länger als 2<Z Jahre todt, die
Aermste! Und da ihre Angehörigen auch
schon gestorben sind, so kann ich Dir die
Geschichte erzählt», ohne irgend welche
Frau Dorethea dreißig Jahre alt. Sie
war eine große, starke, fast männliche
Gestalt mit laugen Armen und Beinen,
breiten Schultern und energischen Bewe
gungen. Sie hatte eine tiefe Altstimme,
unregelmäßige Gesichtszüge, kohlschwarz«
Augenbrauen und dichtes, schwarzes
Haar, dabei aber eine sainmetweichi
Hant, große braune Augen von mildem,
feuchtem Glanz, blendendweiße Zähne,
ein reizendes Lächeln und ein vortreffli
ches Herz. Nach den ÄuSsagen derjeni
gen, die sie als iSjähriges Mädchen ge
kannt, soll sie nie frisch und jung und
eigentlich erst im Frauenalter gut ausge
sehen haben.
Ich war damals eben üv Jahre alt ge
worden und war, ohne mir schmeicheln zu
wollen, ein ganz hübscher Jnnge. Ich
lebte, wie heute noch, in Vireloup, uud
zwar recht ungesellig, was aber »ich!
ausschließt, daß ich ein heißes Herz halte
und mich nach zärtlicher Liebe sehnte.
Ich stand mit der Acivsbnerin von Eol
heilte endlich ihr vc>letztes Selbstgefühl,
irgendwo iin Orient Konsul war, un>
wünschte nur das Eine, daß er imulei
dort bliebe.
bot.
ich sprang auf, wußte ober kaum, wi,
ich mich fassen sollte. Lächelnd und mil
Hause fühlt, trat Herr des Aulnois ein,
Er war ein ZNann von^-tS —St) Jahren
»Meine Liebe", sagte er und küßt«
Dorothea die Hand, „ich habe meinen
Abschied bekommen nnd bin eben »rsl
nach Frankreich zurückgekehrt: und mein
erster Besuch gilt Dir. Aber," fuhr ei
spöttisch fort und sah mich dabei scharf
wir konnten ja auch nicht fröhlich ge
stimmt sein. Mit einem Blicke hatt«
mich Dorothea gebeten zu bleiben, und
In Deutschland gilt b e -
Pere«, aber eine solche Freiheit, hat sie
Es muß auch solche Käuze
geben.
Die Märtyrer »er Arbeit.
den Lebensweise", an Blutstockungen und
Schriftsteller und Gelehrte, welche ihr
Hirn anstrengen, erkranken an de» Ner
organen. Aber diese Erscheinungen sind
natürlich und selbstverständlich. Ein
Organ, welches aus Kesten der anderen
allzusehr i» Anspruch genommen wird,
muß seine Dienste versagen. Durch eine
rationelle Lebensweise kann diesen üblen
Folgen sogar in hohem Grade vorge
beugt werden. Nicht hier ist das Mar
tyrium der Arbeit zu suchen, wenn sich
auch auf diesem Gebiete so manches trau
rige Lebensbild entrollt. Aber in den
obengenannten Berusskreisen gibt es
Urlaub. Ferien, Krankenunterstützungen,
Freiplätze an Kuranstalten nnd ander«
Behelfe. Das Verhängniß der Berufs
krankheit wird um so düsterer, je tiefer
wir auf der socialen Stufenleiter der
Arbeit hinabsteigen.
um so mehr, als sie in großen Städten
zumeist in schlechter Lust athmen;
Schriftsetzer, Uhrmacher und Graveure
die lachende Traube sei» mühevolles
Werk lohnt.
Aber in alle» diesen Fällen haben wir
Das B?ci. —der Laie ahnt nicht,
starb mit den Somptonie» einer
ein Man», der leideuschastlich rauchte.
Wirkung ist dieselbe eine langiami
Vergiftung, die sich in fahler Gesichts,
färbe, Schwäche und schließliche Läh>
nilina äußert. Ebenso tödtlich wirke«
die Qnecksilberdämpfe. Von Hunderl
Arbeitern, die mit Quecksilber zu thun
habender lraiiteil dein sog,
hölzern beobachtet, äußert sich ebenso im,
die Schwefelvergiftniig hauptsächlich i«
Erkrankungen der Luftröhre.
Fast ebenso ein positives Gift ivirki
animalischer oder vegetabilischer ode,
mineralischer Stanb, wie ihn Pelz- »»>
Roßhaararbeiter, Horndrechsler, Weber,
Bäcker, Drescher, Müller, Holzdrechsler,
Metallpolirer, Stein-
und Bronchialkatarrhe, Lungenphyjem,
Der Steinkohlenstanb erzeugt „Am
thracosis", jenes Auswurj
hat^
beiler der BaninwoUindustrie weiden,
Hier sind die Wollflöckchen im Auswurj
nachweisbar. Die Metallschleifer er
chen und durchbrechen schließlich daj
Organ. Das Uebel schleppt sich bis 4
Jahre hin nnd endet tödtlich.
sucht die Steinarbeitcr heim, und zwa>
meist unter 4» Jahren. Die Krankheil
hal die Symptome der Schwindsucht,
tödtlich.
Der Spielteufel. In
sanuute» Hab und Gut gehörte ihm ja
gut wie Nichts mehr. Ueberschuldet waren
die Grundstücke, und sümnilliche aufge
uommeneiiGelder hatte er ai» Spieltische
durchgebracht. Repräsentirte schon dieS
ei» sehr anständig's Kapital, so liefen
»och Wechsel auf ihn in Höhe von IVU,-
Lvo.Wt) Mark herauszulocken gewicht
unter dem Vorgeben, daß er des
Geldes zur Vergrößerung der Fabrik
»nd zur bessere» Bewirthschaftung seiner
Güter bedürfe. Seine galt
lerpommeru Tempel gebaut wcrden.
Ein Fehler. Tourist: (mit
feinem Führer an einen Brunne» kom
mend, und dessen Wasser versuchend):
Sie haben aber ein ausgezeichnetes Was
ser hier! Führer: Ja aber oann'
Fehler hoat's, daß'S loa Bier is!
»er Anfang m«tner «arriere.
Ich war in den Jahre» der Jugendele
tei nämlich im einundzwanzizsten.
Das Morgenroth der Illusionen hielt
sür mich den ganzen Tag an und ich ba
dete mich ini Chauipagnerrausche der
Hoffnungen.' Bekanntlich kostet das in
der Jugend nicht viel, nur iinAller bezahlt
ma» dann mit uiizähligcn Illusionen.
einem alten Major, die Schande ange
than, an der Thür eines Mililär-Erzie-
Hungs-Lnstitnts reißaus zu nehinen, ließ
derselbe mich gänzlich fallen. Mein
der Löwe hatte nun Blut geleckt. Ich
kommen, daß in Slir-Neuficdcl ein,
Schauspieler - Gesellschaft „gastire"
dahin also lenkten wir unsere Schritte,
.Gebt's an R»ah, ös Hinimelsakra
menter ös g'flickte Strumpfföckl ohne
Zwickeln, sitiist geht's an Enkere Ohr
waschln!"
die Stroh- und Grashalme aus meiuem
Nabeuhaar, nein, ich ließ beim erste»
Friseur vo» Stir Neusiedel meine Locken
glücklicher zu nennen war daß feine
Gattin Kleopatra Klecks ein Faible für
hübsche junge Leute besitze, daß die He
roine mit dem Rittmeister des eben ver
wegen zu kleiner Rollen und »och zu
kleinerer Gagen strickten und der
Soussleur und Theatermaler Nachts im
Tempel derzeit zu Stir Neusiedel aufgi
jchlagen. Mein Herz klopfte hörbar.
Die halbfinstere Treppe zum ersten Stock
nach dem Direktor Klecks.
meinte lachend der Blonde. „Noller
Du bist im Trockenen! Na, Grüß Gott
und gute Unterhaltung!"
zu Kund und Wisse».
Am Marientage erstes Spiel des hoch
schauerlichen Nitlerstückes
Fortunat»? Klecks,
Direktor.
„Schön herein, Ajar! Na was
will denn's Hunderl ? Zuckerl? Schön
setz' dich Ajarerl!"
sich bei näherer Besichtigung als ei» le
benssalter, übersatter Moppg.
„Was hast denn? Is wa« da?"
sehr korpulenten Dame gegenüber, die
nicht eben zu deu Schönsten ihres Ge
schlechts zählte. Es war Frau Klecpatra
Klecks, die Direktorin! Sie kam meiner
morgigen Vorstellung?"
„Äch nein" stammelte ich „ich,
ich möchte —Schauspieler möcht ich wer
den."
Fuß und sechs Zoll", dann trat sie näher,
reichte mir lächelnd die fleischige Haut»
und sagte:
Talente! Was spielen Sie ? Doch je
denfalls Helden und Liebhaber?" Aus
K leopal ras schoß ei» zündender
spiett—"
„Das thut nichts! Wolle» Sie sich
Carlos?" -Ob ich ihn kannte! Jir
Wie? '— Ein solches Mädchen hatte
liebt!"
„ —O> Carlos - ——" Cboli-
versuchte mich z» erheben, meine
Slriue aus Kleopatras Umfchlingung srei
zu mache». Sie hielten mich, wie mit
eisernen Schraube»: Was entdecke
ich? Gott " schrie Ebel«, aber
statt mich vorschriftsmäßig von sich zu
stoßen, umklammerte mich nur leiler.
I» diesem Moment« öffnete sich die
Thür.
Die erste KiebeSthat Drreetor Kler?-
Tage, die er liebevoll zwischen die Dop
pelfenster setzte.
„Na >vo san denn dö Andern?"
fragte er seine Gattin, die sij das Blut
der gestoßenen Nase stillte. —Sie waren
—meineMäus' —alle san hin !"
jammerte Forlunatus Klecks. Engagirt
hat er mich aber dennoch. Die Directo
rin hatte das Verbrechen aus sich genom
' h
böre. Ganz gleich, weicht Farbe ihr
Fell hat —und ich bin im Stande sofort
Fersengeld zu geben, sehe ich irgendwo
weiße Mäuse.
Boshaft. Frau: Gratulierst
Du denn unfern. Mar nicht zu seiner
ich bin nicht i c.)adcn
Die theure Gattin. Sie:
,Du kannst von Glück sagen, daß ich
Dir Deine alte Wäsche ausbessere! Was
würdest Du wohl machen, wenn Du
mich nicht hättest?" —Er: „Weißt Du,
dann konnte >ch in.r neu- sa en kau.