Doppelleben. (2. Fortsetzung.) Anna setzte das Rohr ab und sah sich tn der Kammer nm. Alles stand und! lag, als ob ihr Vater morgen früh hier- ! her zurückkehre; ein noch Helles, doch trotz ! dem klare» Himmel schiveimülhigee Karten, die mancherlei umher häng-ndeu und stehenden Gebrauchsslücke Lund marks. Das Mädchen hat «och niemals j die Abwesenheit desselben so einpsunden, s das Gesühl der langen Treunuug so in sich getragen. Ihr Herz kam sich wie vereinsamt in der Welt vor; cs liebt die Mntter gewiß sehr, aber »och inniger! döchste Bild aller leiblichen und seelischen - Vollendung, des Krastvollcn »nd des j Zarten zugleich, über ihn hinanö konnte j sie sich nichts denken. Sie trug ihn i» der Brust, wie erste erwachende Liebe iu ihm zn begehren, nur still beglückt, daß I cs in der Welt vorhanden ist. Und nun ! war dieser schöne SchntzgeniuS ihres! Lebens ihr fern entrückt; sie konnte ihn »icht mehr sehen und hören, einen lau- geil ihres Vaters noch vor Kurzem be- i rührt hatte. Alles, das Gcringjügigste, ! was mit ihm im Zusammen!,angge>tan- ! Drittes Kapitel. Bcidienst eines nahestehende» Freundes, »nd HcllingborgS Stellung zu Hause konnte ihn nicht in Zweisel über seine Verpflichtung belassen, sich dieser Dienst leistung zu unterziehen. Er schuldete cs Luudmark, wie der Frau desselben; deide, der Fortgegangene, wiedie Zurück verbliebeue, bejahe» ein Recht, es vo» ihm vorauszusetzen. Auch hier uuten lag die Abendsonne aus den Wänden »ud EinrichlungSgegeu ständ.n des geräumigen, behaglichen Wohnzimmers, doch durch dunkle Vor gänge abgedämpft; nur da uud dort spielte» Streiflichter unbehindert herein. Eine alte Wanduhr tickt« langsamen Pendelgangcs dem Eintretenden entge >,cn, sonst war Alles unbewegt an gung und Lant. Frau Liindmarr setzte sich mechanisch an das zun, Fluß niederbückende Fenster nud sah hinaus, ihr Begleiter nah»» aus «mein Sessel in der Slnbenmitte Platz. Si? schwiegen Beide; Hellingborg schien »ach der Auknüpsung eines snr seine übernommene Aufgab« Gesprächsthemas zu suche», doch cs »icht zu finden. End lich sagte cr: „Woran denken Sie, Frau Hedwig?" Sie schrak leicht zusammen und ihr Kops flog herum. „Sie? Ja so ich hatt« „Daseist eine Eigenschaft sHo» aus Kindertage» an Jh»cn, die Sie »icht «ergess«» haben." Hellingborg stand auf, macht« einig« Schritte durch das Zimmer u»d fügte »Ein« Frage, die man sich selbst z» beantworten weiß, ist thöricht, nnd so war cs meine. Aber eS sollte meine An sicht auSdriicke», daß Ihre Gedanken eine falsche Richtung innehalten." „Es kann hente wohl nur eine Rich tung für sie geben." Er blieb erwidernd stehen. „Gewiß, zulasse»/' kk, b^d' „Und an lvnS denkt sie vorher noch?" „Au daS Gesühl dessen, der einsam von uns in die Fremde zieht. Seine Detlev Hellingborg setzt« sich in den Sessel zurück, schloß die Augen und fuhr nach einer kurz«» Pause sort: den vernommen, und seine Phantasie sucht sich vielleicht eine Vorstellung davon auszubauen. So jchweist vermuthlich oder sie wird i» ihrer Unfähigkeit, einen Anhalt bei mir selbst zu sinden, dnrch die Erinnerung an die Lenan'schen Verse Als sich blühend in der Hand Läßt die Rose tragen.' Das Gedicht redet frei'ich vom Lande, nicht vom Meer, bemerke ich erst, wie ich es mir in'S Gedächtniß bringe." Der Sprecher letzte das Letzte leicht scherzenden To»es hinzu, die Aeußerung kam nilgeiischeittlich seinem Bestreben, eine Aufheiterung der Freund!» zu eizie len, entgegen. Diese ecwlderte: „Es wäre schön, wenn es nicht sein müßte. Doch das Eine ist Dichtung und das Andere das Lebe». Sie decke» sich wohl im Wunsch, nicht in der Wirk lichkeit." Ihrer Lage befände, die Wirklichkeit soridichten, Frau Hedwig." Ei» unw>.llk>>rliches Lächeln ging um die Lippen der Angesprochene!!. „Sie sind oft genug mit meinem Ge sang und Spiel nicht einverstanden, Hellingborg; sollte ich mir durch Di- Iclta»tiSmns in einer »enen Kunst noch weitere Mißbilligung bei' Ihnen zu zieheu?" „Ich habe Sie nicht znr Schriftstellerin mit der Feder, nur zur Dichterin in der „Auch die. wissen Sie wolil, ist nicht besonders lebhast bei mir. Doch welche Beihilfe könnte sie mir nach Ihrer Mei nung leisten?" „Die Uhr geht wieder vor." ES be gann zu dämmern, Detlev Hellingborg stand aus, trat an die Wand und hielt mit der Hand den Pendel an, so daß sei» zeitmessendes Ticken plötzlich aiislosch niid völlige Lautlosigkeit im Zimmer ein trat. „War.'in thun Sie das?" fragte Frau Luttdinark. „Um die Einbildung zu unterstützen, die außerhalb der Zeit liegt." Er setzte sich wieder, schwieg einige Augenblicke und fnhr fort: „Ich bin mit Ihnen hierhergegangen, Frau Hedwig, um Ihne» über die ersten Zeitstnaden "der Trennung von Ihrem Maiine, soweit es in meinen Kruste» steht, hinweg',»Helsen. Meine irrende Aussassnng der Liebe glaubte, cic bedür sen des Trostes, der Ablenknng der Ge danke» von Ihrem eignen Entbehrnngs gesuhle Doch Si- haben mich belehrt, daß die Liebe der Fran nicht zuerst an sich selbst, sondern an die traurige Verlas- Diese» Schmerz gilt es als» sür mein Trachten znnächst zn bekämpsen ich versetze mich in ihn hinein, als ob er der meinige sei ; ich habe ja auch einen Freun desaniheil an ihm »»d ich vergegen wärtige mir, daß diePhanlasic in solcher Lage eine mächtige Hilfsgenossin sei» könnte. Mit ihrem Beistände würde ich mir vorzustellen versuchen, der Beklagte sei in Wirklichkeit nicht so bcklagtirs werth. Er fahre nicht in eine k.ilt« sich von Armen der Liebe, seines Weibes, seines Kindes nmsaßt z» suhlen. Ein Traum kann ja s>) lcdhast er däncht mich, schwände dann das Quä lendste der Liebe, das Mitsühlen seiner eine Erwiederung auf seinen Ficnndes rath erwartend. Allein cs blieb still, und »ach der vorige» Gnvöhming des ob —" zu dem Tage, an d«m Ihr Man» zu rückkomml und vergessen, daß eine Zeit inzwischen ist." Sie cs als Kind thaten" im Dunkel ?" „Wovor?" Anklopfenden die Magd sie wuichert: „Bist Dn's, Onkel Detlev? Warst D» noch bei Mama ? Ich ineiutc, Er nickte und gab Antwort: „Statt dessen war's der Onkel; Du willst Dich doch nicht vor ihm genieien, Kind? Ich kürlich: „Aber Oiikel Detlev ich Oir sür Deine erste große Gesellschaft "ine Kleinigkeit mitgebracht." gläubigkeit: „DaS soll ich —? Du bist immer so „Rur Eitelkeit, Kind, daß die Leute Onkel Detlev?" „Ja, Anna." Sei» Blick ruhte nicht tt'öst!.?" Tich""' stsch'"der Viertes Capitel. thun» seines Besitzers. Der Aeltervater des heutigen großen Kaufherr» und Rheders Christian Rod wald war um die Mitte des vorigen Jahrhunderts als armer Wanderbursch i>> g^k» h a t^d ur^ vana noch seinen Ursprung, wahrschein lich schon aus alter Zeit, daher. Die Rhön legte es in ihrer menschenleeren Oede nahe, znr Bezeichnung ihrer Be wohner an den Wald anzuknüpfen, sei es an das Bestehen oder an die Ausro dung eines solchen. Daran bewahrte „Silvana Rodwald" ein doppeltes Ange denken, obwohl es sich eigentlich zu tinem Widerspruch, der Wäldlerin im ausgerodeteu Walde, verband. Doch die heutigen Namenslräger, in eine völ lig andere Umgebung versetzt, dachte» schwerlich je mehr an diese Bedeutung. Da« Haus Christian Rodwalds war ,licht nur ein reiches, sondern auch ein in tadellosem Ansehen stehendes. Kein Makel irgend einer Art, weder in ge schästlicher »och in nienschlicher Bezie hung, hatte sich je daran geheftet. Es stand in aller Angen kausuiännisch und moralisch so fest, und sicher, wie phnsisch ans feinen Grundmauern; das vielzün gig und vielzischelnd betriebsame Ge schwätz des großen Handelsmarktes rührte nicht an seinem Comptoir noch an seinen Wohnräumen. Der zeitige In haber der Firma .Christian Rodwat»" und Eigenthümer der „Freya", ein hoher Fünfziger, war «in ernst-wohlwollend der Ändern erklärte diese Zurückhaltung, und die Natur derselben ließ sie nicht« »icht Begreifens »nd dei Uiigeiiüge in sich. Sie hatte sich den Brantstand an ders gedacht. Ihr Bestreben hätte sich anberaumte Er trug Begehr danach, die nach der Festseynng um siebe» Uhr ge schehen. Zinn Morgen den Dualen deS Durite? zuS. Dann lies! er sie an die bereit ge haltenen Wassertiöge sichren und hier »umassen von Wasser vcililgc», damit die Thiere beim Verlaus rechl schwer wären. Das Verfahre» gegen den be treffenden Viehhändler ist bireits einge leitet worden. Hom'iitlich wird er tiich tig bestrast. Ein Ausweg. Mama: Zinn, Kind, wie leb! Ihr in der jungen Eh« zusammen? Tochter sinnge Frau): »östlich, Mama, Arthur ist ei» Engel. :! Gedanken «in«S Ra»ck>«r«. Das Rauchen ist das Prototyp alle, menschliche» Vergnügungen; das Facit ist Rauch und Asche. Das Rauchen ist wie das Küssen; deiner erklären, worin sein Zin sen, ersten Mißerfolge nicht abschrecken lassen. Menschen und Cigarren, deren Gluth niemals an die Oberfläche tritt, sind un trauchbar. DaS „Neue Wiener Tag blatt" erzählt: Gras Andrassy liebte die Kunst Kü»itler mit Verständnis, Budape'ster K »»stausstelluiig eiu kleines Bildchen, das ihm übeitius gefiel. Er fing »ach dem Preise. Zweid»»dert halbwüchsiger Junge, bettelarm und nn cioilisirt." Andrassy ließ ihn zu sich kommen, sagte ihm viel Schmeichelhaftes Staatsmann bildete sich später ei» über aus herzliches Verhältniß heraus »»d auf Vorschlag des Grasen Andrassy gescbal! es sodann, daß Kaiser Franz Joseph dein berühmt gewordenen Künstler Bismarck un d W r ang e l. Bine hübsche Anekdote erzählt Heinrich v. vybel in dem eben erschienenen, den Seulschdäiiische» Krieg behandelnden drit te» Band seines großen GcschichlSwerkeS .Die Begründung des deutsche» Reiches durch Wilkelm !." Als im Februar ltMt die Sorge vor einem Eingreife» der Westinächte das Berliner Cabinet Nöthigte, dem Wrang«! Durch's Poufsire» nicht aufgehalten. Warum hat denn der Wirth lanter so alte und häßliche Kellne — Eingebildete Ausbildung i't ebenso oft z» finden, wie ausgebt!:,::»