Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 27, 1890, Page 2, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    z
Ur«.rr die Selv»morv-!itff»»re
des Sohnes des englische» Botschafters
Morier in Petersburg wird, wie das ja
nur zu natürlich ist, in der dortigen Ge
sellschast sehr viel gesprochen. Das aus
richtigllc Beileid wendet sich dabei von
allen Seite» ausschließlich dem schwer be
trofseiie» Elternpaar zu, während dem
Verwundete» selbst kaum Milleid ent
gegengebracht, sonder» il» Gegentheil
seine That aus das Entschiedenite verur
theilt wird. Selbst die Damenwelt, die
sonst i» Fällen, bei denen „unglückliche
Liebe" mit im Spiel, stets gern Milde
malten läßt, thut es diesmal nicht, denn
ganz abgesehen von allem Andern, war
die Wahl des Thaiorts seitens des junge»
Herrn doch eine gar zu unliebenswür
dige.,..
Das aiisäliglich ausgespreiigle Ge
rücht, der Revolver habe sich bei eilier
Troikasahrt nach de» Insel» nur durch
einen »»glückliche» Zufall selbst ent
lade» u. s. I»., ist nämlich salsch; in
Wirklichkeit trug sich die Sache solgeuder
maßen zu:
Der Attache Herr Victor Morier war
mit seiner Schwester eiucr Eiuladuug der
ihue» befr-uiidetcu Familie Polowzess
»ach deren aus Kameni-Oftrow gelegene»
Villa zu einem Maslinitzci-Picknick ge
solgt, woselbst sich eine größere Gesell
schasl zusamiueiigejuuvcii hatte.
Das Gespräch mit einer Dame, für
die sich der juiigü Attache sehr inieressirt
ein Jnlcresie, das aber durchaus »nr
blieb.' '
die traurige Affaire hcriimjchwirrtcu.
Die Katze» des Pariser Pol zei
priifreten.
Jrreuaustalt inlernirt werden. Frau
Schcnck Ullmayer war Ende der Sechzi
ger Jahre »in beliebtes Mitglied des
Jofephstädter Theaters und später als
Localsäugeri» iu Prag sehr gefeiert.
Sie gastirtc auch am Friedrich-Wilhelm
slädlischen Theater in Berlin. In den
letzte» Jahre» war sie sehr herabgekom
inen und fristete in der Vorstadt ei»
mühseliges Dasein.
«u« den» Leben eine» Londoner
PolizeirichterS.
I» geriiiger Entfernung nördlich von
der eigentlichen City, gerade hinter dem
als Finsbnrq Square bekannten öfsent
lichen Platze, befindet sich Worihipslree»,
eine Straße, welche die Verbindung zivi
le»!
Auökuttsl gab. Hcir M. WilliaiuS
Estrade unter einem Baldachin, den daS
königliche Wappen zierte, stand das Pult
des Polizeirichtcrs.
Die Thüre zur Rechten des Pultes
össnete sich: ein Pförtner mit ei»em
He» Schnurrbart überschattete M»»d ließ
auf Thatkraft und Entschlossenheit schlie
ßen ; aber »ni die Mundwinkel spielte es
fene huttioriitische Bemerk ng die Z»hö
rerschast iu Heiterkeit, welche selbst die
OrduungSrusc der Eonstabler nicht zu
Streilsachc in einem Augenblick aus den
Grund zu schaue», uud das Urtheil ist
unterzeichnet, »och ehe der zivischc» zwei
der Inspektor. Zuweilen passirteSihm,
eiueu seiner srüheren Klienten vor sich
zn sehen. Ei» abstoßend aussehender
Geselle mit einem Bulldoggen-Gesicht
wurde hereingesührt, ein Einbrecher vo»
Berns, uulcr dem Namen „Eharley" be
kannt. „Der Kerl ist ei» verziveiselter
Charakter." flüstert mir der Inspektor
zu, „er steht im Verdacht, an der Ermor
dung dreier.Nonstablc? Theil genümmen
Eonstabler lügen u>it> Meineide' schwö
ren." ries der struppige Angeklagte dem
Siichter zu; „denn das letzte Mal haben
Sie selbst mir wieder zur Freiheit ver
holten." Diese c-aprildio kvuevolcntiao
eines Sicherheilswächters. Unter
gen Drohungen wurde er abgesühr».
Was an dem Polizeirichter M. Willi
ams sofort aussällt, ist seine heisere, fast
krächzende AlS^erAdii^kal^
ge» lahren zeigte sich in seinem Kehlkopf
Auswuchs.
keine Möglichkeit einer Rettung?"
„Ja, die Erstirpatio» des Kehlkopfes."
Der Arzt theilte ihm die Zahl dcrcrsolg-
Genesuug.
Aber auch der Ansang derselben ist
spannend; nur sind die im erstell Ban»
wechselvollcs Leben hinter sich, bevor er
sich entschloß, Jurist und Advokat zu
werde». Nachdem er seine Schuljahre
in Eton beendet hatte, wurde er Lehr
gehilse in einer Lateinschule in Jpswich
durch die Vermittlung eines etwas
crcentrischen Obersten eine Ossiciersstelle
in einem trat ui der
Notars »iiterzcichuet hatte», war eine
Vollmacht, die drm Wlicherer Cook das
Recht gab, sie sofort z» verhafte». Da
von machte er Gebrauch, nnd Papa Wil-
Schuldgefäugniß erlöse».
Aber Herr Williams hatte seine Rache.
Mehrere Jahre später wnrde er von einem
Notar beauslragl, als ?ldvoeat eine arme
Wittwe lmit süils Kiuderu zu vertrete»,
vie vo» einem Wucherer um ihr bischen
Vermögen beschwindelt worden war. Der
Betrüger hieß Cook, »nr wohnte er nicht
mehr in Warwickstreet, sondern in einem
seinen Haus im Westend«, hielt Pserde
und Wage», galt sür enorm reich und
hatte dem Cook ei»« Assecuranz-Police
ihres Gatte» im Werth vo» Mark
anvertraut und, ohne zu wisse», ein Do-
lZvo Mark dasür. Herr Williams
Windham znsammen und machte die
Bekanntschast der Miß Kecly, in die er
sich so sterblich verliebte, daß er ihr nach
Dornen. Sei» erster Proceß betras
einen Pserdediebstahl. Advokat Williams
vertrat den Kläger, abcr er w«r so ausge
llinständeu entdeckt und die Mutl?r ge
fänglich eingezogen. Man klagte sie des
KindeSmordcS a». Die Sache kamZin die
tei kalte Nacht und aus seine Bitte hin er
laubte sie ihm. im Stall zu schlafe».
Am folgende» Tag mach!' der Laiidstrci-
Ter ehemalige Landstreicher wurde der
Verwalter des Gasthauses und schien in
einer guten, lukrative» Stellung zu sein.
La die Häüier ziemlich eiilscrnt waren,
wurde seine Rückkehr erst ziemlich spät i»
der Nacht erwartet. Die anderen I»-
süssen des Gasthauses waren ;» Bett ge
gaugeu. Nur die Haussrau blieb aus,
um dem Gcschästssührer das Nachtessen
ju geben. Am nächsten Morgen bot das
!s>astu»»:ier einen greuliche» Anblick dar.
einer Blutlache lag die Leiche der
Hrau, ihr Haupt beinahe vom Körper ge
trennt. Die Geldkasse und Schublade
waren des Geldes und ihrer Wcrlhjachc»
beraubt. Unter der Leiche lag die Brat
pfanne mit den halbgekochten Würste».
Oie Mordthat war mit einen» im Hof
raum liegenden Beil vollbracht worden.
Der Mörder hatte die Frau beim Koche»
von hinten angegriffen und ermordet.
Zllle Umstände deutete» aus den Verwal
ter als Mörder; er wurde eingezogen,
oor Gericht gestellt, aber auf die schnei
dige Rede seines Advokaten hin freige
sprochen. Am selben Abend tummelte er
Die Zerstreute n.
Der Kommerzieuralh Heinrich x. i»
der Nock, de» ich aulinbe? Sieh doch ein
mal, mein Kind! Der Schneider hat
ihn soeben abgeliefert!" Mit diesen
beth zuckle die rund?» Schulter». ~We»ii
ich ei» Urtheil abgebe» soll, so müßtest
Du schon die Güte haben, Dich wie
der zu erheben!" - ~Ach so, natür
lich! Entschuldige." Der Rath stand
auf u»d drehte sich mit mechanischer
dete, und geistvolle» farbeufnschen
Züge gern vo» geschlissene» Platte»
reslekiire» ließ. „Lieber Freund," sagt«
»cm Gedankengange „Nun? Ich
bin ganz Ohr!" „Was möchtest Du
dazu meinen, wen» ich nächster Tage di«
so kann ich Freitag mit dein Nachtzug
zurück sei». Der Lustwechsel wird mii
wohlthun!"
all'o meine Schwiegermutter, mit der ich
mich sehr gut vertrage ich behandle
ihr nämlich immer Höstich und sag ihr
Sie—, was ich thu» soll. Die will
mir im Fliederthee zum Schwitze» geben,
da sag' ich ihr aber ganz höflich : Na, Sie
olles Schaf, Sie verstehen doch nifcht
davon. Ich gehe also zu einem ander»
will, da sag ick ihm bald : Schreibe» Sie
mal usf. t), 75 Chliiriforn» und Inreiben
mit Bilsenkraut. Nee, Herr Dokter,
inreiben dhue ick mir nicht mehr. Was
sollt ick nu thu». Ich geh also zum
Schäser, der iu der Potsdamer Straße
wohnt; na, der ist ooch nur gut vor die
Potsdamer. Der sagt mir, 'er will mir
ei» Kraut gebe», das ich um Mitternacht
Na, Herr Schäser, mecu ick denn zu ihm.
glooben Sie denn, dag das wat hilft?
Wut gehl denn dem Mond mein Bein
an! Und »» bi» ick hier; wen» Sie
mir aber 0,7 S Chlurifurm und Inrei
ben verschreibe» wollen, dann dank ich
sür die gütige Behandlung." Damit
endete der „humoristische Vortrag." '
Die Foltert» China.
lenke, statt oberhalb der Kniee gegeben,
das spitze, statt des flache» Endes de«
Bambus gebraucht werde», der Schlag
von einem anderen Beamten.
Strafgesetzbuch zählt ferner fünf
auf, in denen eine Verschiebung der
sich'außer Athem gelauscn hat.
Sin V!iesenl>a»iu.
Der größte Baum der Welt dürst«
sie zum erste» Mal sieht, in gerechte«
Erstaunen jetzt.
Durchmesser vo» Fuß ergaben, Ver
hältnisse. die gewiß selten unter de»
Vogel» sind. So hätte also die Natur,
eiiien würdige» Bewohner gegeben, zwei
Gegenstände, gleich geeignet, als Bei
spiele von de» Wundern und der Ueppig,
keit tropisch - amerikanischer Zone» z»
dienen.
Die böse Zun ge. Frau (NM
Krankenbette ihres ManucS, mit dem sie
stets in Unsrieden gelebl): Und wenn Du
wirklich »ichi wieder genese» solltest, lie
ber Christoph, so hast Dn ja doch de»
Trost, daß es im JcnseilS ein Wieder
sehen giebt! Mann (sich gewaltsam auf
rassend): Schweig',schweig', Lene! Mußt
Du mir denn auch noch die letzte» Stun
de» verbittern!
Stolz. Dame (für sich): Ach.
mich hat ein Ekel vor dein Leben ersaß»!
Zofe: Mich auch. Dame: Unver
schämte, wie können Sie sich erlauben,
den gleiche» Ekel wie ich zu haben?
Man liebt aus innerstem Her
zensgrund, zur Eh« jedoch bedarf e»
auch noch anderer Gründe.