Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 06, 1890, Page 3, Image 3

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Ungarischer <sl»auvtnismus.
Weltbewegende Fragen sind es, die
das Gemülh der stolzen Magyaren nicht
zur Ruhe kommen lassen. Eine Signal
flagge in den Farben der Habsburger
störr ihren Farbensinn, das alliterirende
k. k. bei der Armee ihr sprachliches Ge
fühl, nnd nachdem in beide» Fällen eine
den Empsinduugeu der Bewohner des
ungarischen Globus angepaßte Wand
lung eingetreten, bäumt sich der musika
lische Sinn der Pustasöhne gegen die ge
meinsame BolkShymne auf. Haydn war
ein Deutscher, ein Schwab, dem kein
Rechl zuzumess-u, der ungarischen Be
geisterung snr das Königshaus den Tact
vorzuschreiben: zwar ist die magyarische
Köuigshymue noch nicht componirt, doch
das thut nichts! der Conflict ist aufge
worfen uud wird noch von sich reden
machen. In Preßburg hat der Kampf
bereits begonnen. Dort wurde ein
„CulturverciiiSball" abgehalten: Erz
herzog Friedrich und feine Gemahlin
hatte» ihr Erscheinen zugesagt. Nun
aber beschloß das Comite, das erzherzog
liche Paar aus keine» Fall mitderVolkS
hymnc, sonder» mit einem ungarischen
Tonstücke zu elnpsaugcii. Das Oberst-
Hofmeister Amt des Erzherzogs Friedrich,
von diesem Beschlusse in Kenntniß ge
fetzt, machte den Bestich des erzher
zoglichen Paares davon abhängig, daß
die Volkshymue beim Erscheinen des Hoses
intonirt werde oder aber überhaupt jede
Musik beim Erscheinen des erzherzogli
chen Paares zn unterbleiben habe. Das
Volkshymue -u empsang-n, da diese ge
wünscht werde. Auch Erzherzog Joseph
werde selbst in Pest bei seinem ossicielle»
jede» Fall gespielt werde». Das Ball
coniitv schloß sich dieser Ansicht nicht an.
Obergespa» Zichy ließ nun in Bethäti
gung seiner Ueberzeugung die Militär-
Kapelle VV Man» stark ans feine
eigene Verantwortung nnd Kosten, mit
Als erster Hausherr des Comilates em
pfing Graf Zichy das erzherzogliche
Paar bei seinem Ershieiiie» im Hansslur
Ein kleiner Irrthum.
Ungeheure Heiterkeit erregt in PotS-
Pensi o n a t - Blüthe. Leh-
Hinter ven «ouliss«n.
Der Mann der Liebe und der
Mann des Hasses.
rer, welche liebe»."
Nicht ohne Grund wird in der Werlh-
der Liebhaber unmittelbar
ihm die Schnurrbartspitzen herab über
den stets so sorglich rothgesärbte» Mund!
'S ist, als ob der prächtige Bart alles
Zischeln bedeckte, gerade, wie die Locken
das hindert unseren Amoross nicht, stets
das weißest« Weiß aus seine ledergelbe
Haut zu pinseln dasür ist er eben ein
hen dabei die Waltur! Aus der Bühne
doch erst jüngst von einem Liebhaber, der
im Gebirge hunderte Fuß tief herabge
stürzt uud doch unversehrt geblieben sei
und seiner harten Hirnschale!
Unter allen Mitglieder» des Schau
spiels ist der Liebhaber gemeinhin der
geistig Unbedeutendste! Frölich, —wo
gäbe es nicht rühmliche Uusnahme»?
»nd hinge» nun an den Rockschößen
Apollo's,, ~ „Die er ries, die Geister,
Schlingel bei Tageslicht an, da bleibt
uns dann ein« jämmerliche Enttäuschung
selten erspart. Weniger als der Reprä
sentant irgend eines aiivercii Faches weiß
der Liebhaber zu unterscheiden, welche
BeifallSquote ihm und welche dem Dich
ter galt.
Ich muß immer an jenen magyarischen
Jüngling denken, der mir seierlich ver
sicherte, Shakespeares „Nomeo und
Julia" haben in—Dingsda nie „etwa«
gemacht" seit er dort engagirt und der
Nomeo tmrch ihn beseht sei, wäre di«
„alte Schwarte" zu einem Eassenstück ge
worden. Eitelkeit ist überhaupt das In
karnat deS Wie der
Liebhaber auf der Bühne fast immer un
widerstehlich ist — nalürlich! woher sollt«
sonst der Dichter di« glücklichen Paare
nehmen? so glaubt er auch im Leben
jede Festung zu besiegen, daß er sie von
in welcher Sphäre er sich befindet er
schlägt eben überalldurch! Indessen diese
anmaßende Selbstliebe wäre doch nur ein
unzureichendes Kennzeiche»! Sind doch
alle College» des Liebhabers eitel bis zur
Lächerlichkeit es ist ja begreiflich, daß
steller gerade in dem Augenblick aus die
Nase, da seine Krastanstrenguiig eben
ihren Lohn erwarten durfte er wird
ausgelacht! Noch Eins entschuldigt die
grenzenlose Ueberhebung: DaS Publi
kum. Denn das letztere weiß in seine»
Dichter zu geben, was des Dichters ist :
nächst die Hand aus das Resultat legen
dars.
Unter den kleinen Direktoren der Pro
—der Rest besteht aus Komikern. Er
stere waren viel zu wenig Schauspieler,
„Banditenbraut" verzapfen sehen. Die
Komiker tragen mehr Hang zu bürger
licher Seßhaftigkeit in sich, daher bei
Wir kennen den Liebhaber nun auf
Geist und Verstand hin bleibt noch
eine wichtige Disciplin : das Herz. Er
kommt auch hier schlechter fort, denn alle
vom Theater. Er flattert viel zu viel,
um wirklich Herz zu behalten. Ich habe
beobachtet, daß der Liebhaber kein Talent
für die Liebe und nicht einmal Verständ
niß für die Ehe hat. Begibt er sich in
die letztere, so nimmt er den Unfrieden
als gewohnheitsmäßigen Begleiter mit.
Familiensinn, den wieder den Komiker,
in hohem Grade besitzt, hegt er entschie
den nicht es inkommodirt ihn anch,
Familie zu haben. So zeigt sich denn
gerade die verlockendste, die liebenswür
digste Gestalt der Bühne in unvor
theilhastem Lichte, wenn dies Licht
nicht aus Täuschung berechnet ist
eine Raupe, der die schillernden Flügel
des sarbenglänzenden Falters eingetrock
net sind.
Zu dem entgegengesetzten Resultat ge
lange» wir bei näherer Bekanntschaft niit
einem College» des Liebhabers. Im
Munde des Publikums heißt der Arme
gemeinhin der „Intrigant". Man darf
mir aber glauben : gerade der Mann des
Hasses ist im allgemeinen am wenigsten
Intrigant, wenn auch nicht behauptet
werden soll, daß gerade er stets ein Mann
~von Charakter" ist.
Thatsache und nicht unwesentlich für
unsere Betrachtungen ist, daß sich im Fa-
haben es also mit einem Schlage
von Künstlern zu thun, der sich schon
durch lebhafteres Bestreben von anderen
dttiig zu Verliesen. Da ist zunächst ins
fassen, daß der Charakterspieler
meiittiitheilS aus „innerem Drang" zur
Bühne geht. Vom Liebhader wissen wir,
daß es sehr oft rein äußerliche Dinge
waren, die ihn der Kunst in die weiten
ach so schlassen! Arme führten!
Er war hübsch gewachsen :c. nnd er oder
andere sanden, daß «r seine schöne Kör
perlichkeit besser verwenden könnte, denn
im Dienste Merkurs. Auch den Komi
ker machen zumeist dritte Personen erken
das Publikum den Künstler. Ganz an
ders steht es mit dem Intriganten.
In den seltensten Fällen geht dieser
des LehrsacheS sind es, aus denen das
Charaktersach sich rekrutirt. Also zu
meist Menschen, bei denen mißer einer
Man hat seinen Schiller, Körner, Kleist
voll Erde dem lebendig begrabene» «ach
.... Die „Hinterbliebene" betet: Gott
malischen Kinderschuhen steckt.
Der erstere ist ein Mann von nor
maler Miltelgcst^
gegraben, die weniger die Zeit, als die
stete Uebung der Gesichlsmuskein schuf.
Den» der Charakterspieler „arbeitet"
! Funken von Bescheidenheit ersticke» muß !
l.Muß?" höre ich fragen. Natürlich!
Der dramatische Lehrn soll seinem Zög
ling ehcbaldigst Resultate zeige»,
vorzieht.
Es ist sonst nicht viel zu sagen von
den Intriganten-Jünglinge». Trotzdem
„Naive" sagt: „Beim Theater gibt's doch
recht schlechte Menschen!"
Jahre nach der Einverleibung Frank
furts besuchte der Erzähler selbst die
Tanzstunden des damals sehr beliebten
schüchtert war, empsehle» wollte, rief
ihm der Polizei-Präsident nach: „Wissen
Sie, was ich thäte, wenn ich Tanzlehrer
kann Ihnen kein Mensch und kein Gesetz
verwehren!" —Es ist überflüssig, zu be
merken, daß von diesem Tage ab Herr
Madai gethan hätte, wenn er stall Poli
zei-Präsident zufällig Tanzmeister ge
worden wäre. Jede Tanzstunde kostete
fortan Kreuzer. Dafür bekam jeder
Zögling eine Flasche Bier gratis, —und
dtr Wirth im Erdgeschoß hatte
das uneingelchränkte Recht, vor Zorn zu
bersten.
—Be eincmreich g e w o r d e -
Erste", wird ihm entgegnet, „de Dritte
ken, det jiebt's «ich! Meine Töchter
laß ick mir nicht duich enander mant»
schen."
Ein Vorschlag zur Güte.
Säiigeriii: lieber Direktor, ich
liebes Kind, wozu bedarf es
eines Abschieds? Ein paar Monate Ur
laub «ird's wohl auch ihn»!"
Nr. SSV.
neuer Kranker eingelicsert worden. Der
Inhaber der Nr. 581 war gestorben, nnd
so erhiell der
einmal seine Wärler mir ungewöhnlicher
.Urast angrisf, sich aus dem Fenster zu
stürzen versuchte uud allerlei lebensge-
Andacht.
Aussicht, weit über das grün prangende
Land. Der Kranke hatte sich an die
Eisenstäbe des Gitters geklammert und
sog den Odem blühenden
Thränen seine Wangen herab.
Ich stieß den Geistlichen leise an uud
wies aus die No. 586.
Es war ein gar zu rührender Anblick.
tiefer lammer, aber auch wie eine un
„Wie steht es mit ihm?" flüsterte der
Pfarrer mir zu.
ich, „er kann in drei oder vier Wochen
die Anstalt verlassen."
gekchttist." d '
ersolgen, es war zu spät, es ging nicht
mehr. Das Volk des Nordens erhob
sich wie ein Mann, um die Union,
Füßen die Lagerzelte des großen Herres,
deren Feuerschein sich düster und schwarz
gelb abspielte. Tausende von Lichtern
zitterten und blickten nach jeder Richtung
hin, viele erstreckten sich in parallellen
Linien oder in Kurven wie die Straßen
da Hornsignale.
Ich saß in tiefen Gedanken aus einem
> alten Baumstamm, der daneben lag.
Plötzlich legte sich eine schwere Hand aus
mehien Arm. Ich schrak auf und er
hob vlich —
,No. 58V!" rief ich unwillkürlich
aus und verbesserte mich sofort: „Herr
Förth —Sir bier! Sie steh?» im Heere—
bei welchem Regiment?"
Ich hätte ihn trotz der Dunkelheit er
kannt.
Iprechen —"
Ich drückte seine H«nd. Tann zünde-'
teu wir unsere liigarren an und plauder
da.
selbe, das mir einst aus der Tasche siel,
als ich im Betsaale der Anstalt zu
stand. Erinnern Sie sich noch —Sie
sagte ich.
„Das kleine Buch", suhr er sort, „'ist
mein einziger Schatz, die einzige Erinne-
Er holt« lies Athem.
Randes mit Bleistift geschrieben die
Worte: „Der liebe, gute, alte Walter
Liebe —
Ein paar Wochen darauf kam ich in
das Haus des kleinen Mädchens zurück.
D<i ich ja im Hause bekannt war, hatte
scheu Manne. Sie hatte das Hauvt ai».
seine Brust gelehnt und flüsterte zärtlich,
o so zärtlich: „Walter, mein lieber,
guter Walter, ine in Lieb, mein Alles!"
Ich schlich still zurück. Die Liebenden
Ich war nicht ihr Walter
„Sehen Sie, Herr Doctor, das ist die
Geschichte des alten Gebeibnchleiiis v»n
No. 586. Und nun, wenn ich falle,
und Sie sollten iu meine Rähe komme»,
nehmen Sie die kleine Reliquie zu sich —
und gedenken Sie einmal nttiuer." —--
Er schwieg.
Ich drückte stumm seine HaiH. Dana,
fingen wir in's Lager zurück.
Die Schlach, bei FredrickSburg wivrde,,
in der Thal schon ani^näch slc>> ge
ve in Bursche» die steilen Höl>en hin ans—>
Kartätschenhagcl riß ganze Reihen zu.
rmireu »nd der eigensinnige
natürlich keine günstigen Resultate «rzie-.
Es war tief in der Nacht. Ich war
erschöpft und hatte inich kaum auf fünf
liegt." ' D' j
verschied. Dieser eine Blick! halte ge
nügt es war No. 58«i. Er hatte
Recht gehabt, Walter Förchs hatte daS
Ende gefunden.
Billigste Bezugsquelle.
Erster Stromer: „Du August, Ivo haste
de Dir stets drin jeworfe» hallst?"
Ziveiter: „Franz, Schafskvpp! Dei
de dit »ich wissen dhust! Wosor wach
sen den» de Vogelscheiche», wo man dvch
mit bauschen kann! ?
Das Un iv erjai in i t t»l.
„Herr Doktor, ich danke Ihnen für Ihr
Universalmittel." »Es half Ihnen,
nicht wabr?" „ES hat mir ganz au
ßerordentlich geholfen." —, „Wie viel«
Flaschen haben Sie davon gebraucht?-
Ick? Gar keine. Mein Onkel nahm
eine, uud ich bin nun jein einziger Erbe.-