Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 13, 1890, Page 2, Image 2

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ep.inischt Throneansidaten.
Im Kopenhageucr „Dagbl." ver
iich der kier beglaubigte außerordentlich
bevollmächtigte französische Minister,
Herr Dotncic. an mich mit dem Ansu
chen, da ich nicht nur im Auslande so
große Bekanntschaft, sondern da mein
Name zugleich i» ga„z Europa bekannt
sei, die A»smcrksamkcit des Marschalls
Prim aus Se. königliche Hoheit den
Prinzen HanS znr ,lcö»>igs>vahl in Spa
nien »u lenken. Ehe ich diese» Schritt
umeniahm. wandte ick mich persönlich
an Prinz HanS nnd theilte ihm mit, wo
zu Herr Dotezac mich aufforderte, um
mich »u vergewissern, ob er etwas gegen
den Plan habe und ob er geneigt sein
werde, die Wahl als König von Spanien
anzniichmeii, wenn es mir gelinge» sollte,
sie bei Marschall Prim zu erwirken.
Prinz Hans äußerte sich mir gegenüber,
daß er wohl dazu geneigt sei» werde,
aber er bemerkte gleichzeitig, daß ich mich
in Acht nehmen müßte, ihn nicht z»
comrrnmittiren. Ich leitete daraus eine
Eorrespondenz mit Marschall Prim ein
und empsing kurze Zeit daiauf eine gün
stige Antwort, in der er unter Anderem
andeutete, daß der Priin, auf den ich
hingewiesen, von hoher Geburt »ud ent.
weder Katholik sein oder zur katholische»
Religion übertreten müßte. Als ich
dieses Schreiben einpsaugen, wandte ich
mich o» Prinz Hans aus Fredensborg
Schloß, wo des Prinzen Ansenthalt da
mals war, nnd zeigte ihm das Schrei
ben. Nachem er sich mit dem Inhalt
desselben bekannt gemacht, bat er mich,
mich in der folgenden Woche in feiner
Wohnung in Anialieiipark ei»z»tliide».
Als ich mich dort i» Folge dieser Ailssor
dernng eingesnnde», hatte der Prinz eine
längere Berathung mit dem Director im
Ministerium des Auswärtigen, Geheimen
Legationsrath Vedel, gehabt, und der
Vrin; sagte mir, daß er nach genanrrer
Ueberlegnng die Wahl zum Könige vou
Spanien nicht annehiiic» werde.besonders
betonte er, daß er nicht wünsche, zur ka
tholischen Religion überzutreten. Einige
Zeit »ach der oben erwähnten Aniwort
>c» und erzählte, woiuil er gekräiikt wor
dcu. Sein Nachbar, so gab er unter
Zeichen großer habe ihm
That einen echten umS Ge
ficht. Das wollte aber dein braven
Manne nicht einleuchten und fluchend
tlen Bader rasiren zu lassen. DaS war
jedenfalls wohlfeiler, als ein Proceß.
Der Man», dem die Fran
das größte Maß von Freiheit gewährt,
fühlt sich von ihr am stärkste» gefesselt.
Profit Neujahr,
Personen : Roland Walter, Assessor.
Banz, Legationssecretär. Schiiabelmann,
Lohndiener.
DaS Stück spielt in Walters Woh
nung in einer große» Stadt. Zeit:
Gegenwart.
Kleiner, erleuchteter Salon. Vorn
links ein Sopha mit Tisch nud Sesseln;
vor» rechts ein Fenster. In der Mitte
ei» kleiner, runder Tisch für drei Perso
nen gedeckt. Offene Mittelthür, durch
welche man in ein kleines, erleuchtetes
Zimmer sieht.)
!. Scene.
Roland (und) Emma (sitzen, Hand in
Hand, auf dem Sopha).
Emma. Der erste Silvesterabend,
den wir als Mann und Frau erleben!
Reizend! (Küßt Roland.)
Roland (auf den gedeckte» Tisch zei
gend, jovial). Und das erste Souper,
welches wir als Mann und Frau geben!
Auch reizend! (Küßt Emma.)
Emma. Gewiß, gewiß, liebster Ro
land. Aber noch reizender sände ich es,
wenn wir unser Sylvester-Souper tete
k-tSte verspeisen könnte» Ach, hättest
Du doch nicht den Grafen Banz heute
eingeladen l
Roland. Ich wollte ihn ja gar nicht
einlade», beste Emma. Als ich ihm heute
auf der Straße begegnete, da erzäht:
er mir, er wäre nur auf einen Tag hier
hergekommen, um feine Mutter zu besu
chen, müsse aber schon in dieser Nacht
um 2 Uhr wieder abrei'en, weil er mor
gen in Berlin, bei dem ossiciellen Neu
>ahrscmpfang dienstlich zu siguriren habe.
Ich frug ihn darauf gedankenlos, wie
man ja manchmal fragt, nur um über
haupt etwas zu sagen ob er den
Sylvcstcrabend bei seiner Mutter »er
bringen würde. Da sagte er mir, sie
sei gerade heute etwas leidend und
würde daher höchstens bis 1l Uhr aus
bleiben können. Er wisse nnn gar nicht,
wie und wo er die drei Stunden bis zu
seiner Abreise verbringe» solle .. .Nu»,
und da blieb mir doch natürlich nichts
Anderes übrig, als ihn, meinen liebe»
alten Heidelberger EorpSbruder, einzu
laden. Geniren wird er Dich übrigens
gar nicht. Trotzdem er Diplomat ge
worden, ist er derselbe bescheidene, ein
fache, ja beinahe schüchterne Mensch ge
blieben, wie früher. I» Heidelberg
führte er den schönen Spitznamen „der
sanfte Heinrich".
Emma (humoristisch mit dem Finger
drohend): lind Dich nannte man dort
Roland (lebhaft): Woher weißt Du
das?
Emma: Meine Freundin Albertine,
deren Bruder zugleich mit Dir in Heidel
berg studirte. hat es mir gesagt. Ihr
Bruder hat ihr auch erzählt. Du seiest
unter de» Studenten, Deiner Hestigkeil
wegen, geradezu berühmt gewesen. Nun,
gar so schlimm wird's wohl nicht gewesen
sei»—nicht wahr, lieber Roland?
Roland: Nein, gewiß nicht, gutes
Kind. Ja, hcstig bin ich, das leugne ich
nicht will ich anch gar nicht leugne».
Manchmal sogar kann ich sehr hestig
werden aber dafür dauert's dann anch
bei mir nicht lange mit der Heftigkeit.
Ich bin immer gleich wieder gut
(Sieht nach de: Uhr): Alle Wetter!
Schon nach II Uhr und (heftig) der ver
wünschte Schnabelman» ist noch immer
nicht da!
Emma Aber Roland.
(Schüchtern.) Schnabelman»? Wcr ist
Roland (ärgerlich): Ach, das ist >a der
Lohndiciier, den ich zum Serviren bestellt
habe. Wenn auch Graf Banz keine
großcn Ansprüche macht, so i>t er doch
immerhin ein Graf iii.d ein Diplomat.
Diese Heiren aber sind nicht daran ge
wöhnt, sich ihr Souper von einem Dienst
Mädchen servire» zu lasse».
Mitte.)
Schiiabelmann (in einem alten schäbi
gen Winicrpaletot. Er ist etwas ange
heitert; dies da>s aber nur sehr discret
markirt werden): Herr Äccesser
Frau Accessen» Ick habe die
Ehre
Nolaiid(ärgerlich): Na, endlich! Freut
mich wirklich, daß Sie überhaup: noch
dreiviertel Elliidcii später, als wie ich
Sie bestellt Uabe?
Emma (b-säiistigcnd): Aber Roland!
Schnnbelniann (geschwätzig): Ent
schuldigen Sie, Herr Äccesser, det will ick
Sie sog!rich erplniren, worttnUr ick vcr-
Schnabelinaiiin» mich Blei
Jahr cene Narkoie/wie die Milrologen
det Dings da tMilireu. U"d zur Äu»
eciicn Punsch, was wir Berliner
tteisen Jrock nennen. Nun fi-l Sie heute
diese Sache etwas jar zu energisch au»und
ick sage zu mich: „<schiiabclma»n, hüte
Dir. Wen» Deine Olle diesen Irock
tilgt, dann findest Du ihr, bei Deine Rück
kehr, als Sl»»bsäuie und riskirstaußcr
jrade keen intimer Arcuud von diese
Jegenslündc biii, besleißigle ick mir, die
Energie vo» dem Jrocke hcrunlerzunip
pen, iiiid über dieses eifrige lenippe, da
habe ich mir in die Zeii jeläuscht unt
50....
Roland (wlcher fich vergeblich bemüh,
te, ihn zu unterbrechen, heftig.) Ja! Ja!
Ja! Ja! Ja! Schon gut, schon gut,
schon gut!
Schuabelman» (sehr ruhig). Jut, sa
gen Sie, Herr Äccesser? Frcut mir,
daß Sie mich »ich niel.i böse sind. Und
Was?
Roland (einfallend). Darf ich jetzt
sitzen nnd ihr servirc» Sie selbstverständ
lich zuerst.
Schnabclmann. Wenn das selbstvcr-
Service verstehe? Obo, ick war in meine
Vater- und Welt-Stadt Verlin zehn
Jahre als in Coiifection nnd
dem Ohre rannte: „Aujust. ich habe hcute
Flackong Seckl kalt stellen. Ach, Herr
Puuschbowle, und rufen laut: „Prosit
Neujnhr!"
Schiiabelmann (schreit). Prosit Neu
jahr !
Emma (erschrocken aufschreiend). Ha !
Sie nian janz uubeiorgt. Herr Äccesser,
mccne Ohren sind scharf wie ein Messer.
(Durch die Mitte ab).
3. Scene.
Emma. Roland.
Emma (sehr rnhig). Eigentlich
müßte sich doch der Lohndicner nach der
immer
wahr! H
Emma (sanft). Nun gut, gut, gut.
Da habe ich mich also lch glaubte
Roland (heftig). Die Nikolaikir-
tet?
Emma (sanft.) Gewiß, lieber Roland,
weit ich eS nicht besser wußte.
Ätaiiii bin, habe ich noch kein einziges
Mal zur rechten Zeit zu essen bekom-
Roland. Oho! Ich bin der pünkt
geht, aber (schluchzend), daß Du behaup
test, Du hättest Dein Mittagessen im
mer zu sput bekommen, das ist eine groß
nicht sein, und deshalb verbitte ich mir,
daß Du empfindlich bist! (Immer zor
niger werdend.) Eigensinn ist aiich so
Wie? WaS?
Roland (zornig lachend). Hahaha!
Ich, ei» Starrkopf! Das ist wirklich
göttlich ! Ja, natürlich, man seht ja im-
Willst D» das Alles auf Dir sitzen las
sen ? Wie? Was?
Emma saus dem Sopha sitzend, weint
Schüchler»,) Ah Pardon ich ich
Heinrich! Willkommen! (Vtrstellend.)
Mein lieber, alter EorpSbruder, Graf
Schl ch
nicht Recht, Banz?
bald Emma ansehend). Allerdings ...
vielleicht... .das heißt....
Koland. Jedenfalls behauptet mein«
Frau (heslig) und das wird sie doch hof
fentlich nicht zu bestreiten wagen, trotz
dem die Frauen die verkörperte Vernei
nung sind Meine Frau behauptet,
die Nikolaikircheuuhr ginge richtig und
ich bestreit« das! Ich will aber meiner
Frau im neuen Jahre gralulircn, in dem
Augenblick, wo dasselbe beginnt nnd
richte mich daher nacy der NathhauSuhr,
der einzigen erakigchenden Th'lrmuhr
unserer Stadt. Nun sei Du so gut,
lieber Banz, und entscheide, wer vo» u»S
hat.
dige Frau... .wie Sie besehle» ......
Weißt Du, lieber Nolaud.... ich ich
ich meine nur ich dächte.... ich
Roland (ungeduldig). Na, vorwärts,
vorwärts! Wozu die lange» Um
schweife?
Necht'u lherauspla<.e»d). Keiner hat
Emma (sehr lebhast). Wie? Was?
Roland (zornig). Oho, was soll das
heiße»?!
Heiiirich (eingeschüchtert). Ich glaube
h hh hhfh
g-'U b ) t ich
er
Heinrich (heftig). Ein Weibertnecht,
ich ? Erlaube....
Emma (heftig). Weil Graf Banz
mir Unrecht gibt, nennst Dn ihn einen
Weiberknecht? Ach, Roland, das ist sehr
ungerecht!
Roland (höhnisch). Ah, bravo!
Bravissimo! Recht so! Nimm de» guten
Heinrich (ruhig, aber entschieden).
Jetzt ist's genug, Roland. Wärst Du
nicht mein c.lter EorpSbruder, ich würde
Dich (sehr lant) vor die Mündung »reiner
Vistole fordern!
Emma (welche >»ir die letzten Worte
sagt!
Heinrich (heftig). Wenn Du mich
überhaupt nur deshalb eingeladen hast,
Schnabclmann (bleibt in der Mittel
thür stehe» und schrei!). Prosit Neu
jahr !!
(Plötzliche Stille. Alle stehen unbe
weglich u»d sehe» sich erstaunt und starr
an. Gruppe. Pause, während wel
cher, rechts hinter der Scene, eine
Thurmuhr, welche bei Schnabelnianii's
Eintritt zu schlagen begann, zwölf llhr
langsam zu Ende schlägt. Dann:)
Schiiabelmann (während er die
Puuschbowle auf den gedeckten Tisch stellt
und drei Gläser anfüllt). Det war de
Nieolaijlocke. Die NathShauier zeigt
»ff Alle Nenne; sie muß in'S olle Jahr
stecken jeblieben sind. Der wahre Jakob
iS (zieht aus der Westentasche eine auf
fallend große, silberiie Taschenuhr und
hält sie in die Höhe) nieene Riesenpflaume
die Thurmuhr iS nnsehlbar! (Sieht
nach seiner llhr.) Schlag Mitternacht!
Die Herrschaften könneif sich c0nd0....
che»).
Roland (jovial). Ah richtig! Wir
wollte» uuS ja eigentlich gralulircn!
Heinrich. Und statt dessen disputiren
wir....
Roland (einfallend). Haben dispu
tirt. im vorigen Jahre!
Emma (humoristisch drohend). Du
böser, böser Mann!
Roland. War ich im vorigen Jahre,
neuen Jahre schenke ich Dir einen
'guten, sansten, lammsroinnien Man»!
(Umarmt Emma.)
Heinrich (lachend z» Roland). Ich
qratnlir' zum neuen LebenSlanf (zu
Emma, ihr die Hand küssend) zum neuen
Jahr zum neuen Mann!
Roland, Emma, Heinrich (treten au
den gedeckten Tisch heran, Jeder ergreift
ein Punsch-Glas.) Prosit Neu,ahr!
Schiiabelmann (vor der Mittelthür,
zieht verstohlen eine Flasche aus der
Tasche und trinkt dem Publikum zu).
Proost Neujahr!
(Der Vorhang fällt.)
Ende.
—WaSEineinni ch t A l l e S i n
ber Hitze des Gefechts passire» kann.
Posten vo» Kleidungsstücken zur Ver
steigerung. AIS die Buetion beendet
war, sucht der vom Gericht bestellte „Ta
rator" vergeblich nach Ueberzieher und
Hut; schließlich stellt- sich heraus. d«ß
der Beamte selbst seine eigenen Sachen
für ein paar Franke» verkauft hatte.
Ueber sich Niemand, auch
der Riese stolpert über den Zwerg.
Bilder au« de«, heutigen Dakota.
„Prariesener!" Welch ein Wort de?
tief gcröthet; kaum können sie noch ge
den, die Folge» dieser harten Stunden
lassen sich blicken. Sie haben alles ge
rettet — doch mit welchen Anstrenzun»
»tN.
ES ist dieS
bar und aus sich augewicseii; sie legen
nichts crsährt. Es ist ei» Kamps umS
Leben, d. h. um die geringen Besitztü
mer, die zu erwerben meist eine halb»
Lebenszeit voller Sorgen und Arbeit ge
kostet haben. Die Feile» nehmen ihreOpscr
Jahre halte ich schon vier Feuer zu be
kämpfen nnd ehe Schneezeit eintritt, ist
der ungebetene Gast noch stets zu erwar
ten. Das erste Feuer kam über 50 Mki>
lc» weit her, durch Nachlässigkeit eines
Farmers, der die Stoppeln auf seinem
gen Vorkehrungen nicht getrossc» hatte.
Der Blitz zündete das zweite und dritte,
und das vierte hatte den Indianern zu
verdanke», die gleich hinter der Ranch
compirtcn und Feuer ruhig brennen
Heuer gejährliche Sache und mit Gefäng
niß strafbar. In Gegenden, die dicht
bewohnt sind, lassen die Feuer sich ost
Schrecke»!"
Ter dtplomtrte Henker.
Daß jemals ein Henker mit der Doc-
in einem Zeiträume von
31 Jahren —von Itikv bis IV9I —nicht
weniger als 315 Verbrecher vom Leben
zum Tode gebracht hauen. Im
IVBO aber ereignete es sich, daß Kaiser
Ferdinand von Nürtingen aus nach
vor dem Hauplstättcr Thor, wo da« Ent
haupten anfangs zu ebener Erde vorge
nommen wurde, bis man 1581 hierzu
ausgefüllt war, errichtete, die einem
Laib „Käse" i» der That nicht unähttlich
war und deshalb im Vollsinuiide dies«
Bickel nnn, Markus und Jacob, hatten
bei dieser Gelegenheit ihr Amt mit sol
chem Anstände, solcher Kuilstjerligkeit
nnd „Akkuratessen", auch „sonder Ptagh
wurden, als Aerzte zu prakiicircn, und
allerlei äußere Leibesschäden zu heilen
nach ihrem „bestlichen Wissen". Von
da an schrieben sich die beiden Dickel
Doctoren. Sie werden wohl die Einzi
gen Scharfrichter unter der Sonne ge
wesen sein, welche je diesen hohen Titel
führen durften, obgleich, wie der Chro
nist meint, die Nachrichter am ehesten
dieses Ehrcndiplom verdienten, weil ihr«
Heilkure» zum sichersten Ergebniß süh
Schicksals schlage sind d»
Weckuhren im menschlichen Aben.