6 Der Unbekannte. Gegen Mittag war er aus der Straf «nstalt herausgekommen. Eine ganz« Weile stand er vor dem hohen Thor, das dröhnend hinter ihm zugefallen war, uni schaute wie Abschied nehmend zu den ver gitterten Fenstern empor, unter denen er vierzehn Tage ein warmes Obdach und reichliche Kost gefunden hatte; dann zog er fröstelnd de» verschossenen Sommer- Überzieher enger »m den Leib und wan derte der Stadt zu. Grau und trostlos wie der trübe No «enlbertag lag seine Zukunft vor ihm. aenau: er war schon öfter in ähnliche» Lage gewesen. Eist vor einem halben Jahre war «l er einen Eiubruchsdiebstahl verbüßl halte. Damals hatte sich iu der Brust des Verbrechers etwas keir. Ich bin ein armer alter Ma»», heute Mittag haben sie mich aus der Strafanstalt inllasjen, ich habe »ichls ge gessen und mich die ganze Nacht i» dem Rege» herumgestoxt», seien Sie barm' herzig " Der ,l.i:ge Manu griff in die Hosen tasche nud zog ein Geldstück heraus, das «rste beste, das ihm in die Hand gerieth. Ein«n Augenblick lang hielt er es gegen das Licht der Laterne, dann reichte er's ~Da, Alter, habt Ihr zwanzig Mark. In den? Gesichte des «Uten Zuchthäus lers arbeitete es. Es war, als ob ihn Jemand an der Kehle würgte ultd blitz artig schoß ihm der Gedanke durch den Kopf, ob er den junge» Menfchen, der ihn mit dem Almosen noch verhöhnte, »icht zu Boden schlagen sollte. Bitier halb im» drohend sagte er: „Ja, zwan des jitiigen Mannes und hielt ihm mit der Rechten das Goldstück hin. „Seid »icht närrisch Alter, »nd behal tet, was ich Euch gegeben habe. Braucht Ench keine Gewissensbisse drum zu ma chen, ich habe noch mehr von der Sorte gewonnen heute Nacht. Kauft Euch et was Warmes und trinkt e:>> Glas auf meitt Wohl!" Er wandte sich ab und schritt hauenden Schrilles die nicuschen leere Strohe hinab, indeß der Alte ihm feuchten Auges nachsah und »nr immer vor sich hiumurmelte: „Das werde ich, junger Herr, das werde ich." Als er sich endlich erhob, war es über ih» gekommen, wie ein Nausch. Der Umschwung war zu jäh, zu plötzlich ge wesen ; vor ein paar Minuten noch einem gehetzten Thier mehr vergleichbar, als einem Menschen, sah er sich nun durch die verschwenderische Laune eines junge» Mannes, der die Nacht am Spieltische ?etzt, so gros?, wie er sie seit Langem nicht mehr in Händen gehabt, die hin rcichie, ihn auf fast zwei Wochen vor al len Sorgen zu schützen. Er zog ei» abgerissenes, mit einem Bindfaden nmivickelles Beutelporte molinnie aus der Tasche, um das Gold cine ganze Weile, bis ihm dies mit fei nen vor Frost und Aufregung zitternden Hüude» gelang. Schließlich barg er stinen Schatz in der Westentasche, nicht ohne das; er vorher dieselbe in den Ecken vorsichtig auf ihre Sicherheit hin geprüft halte. Das Geräusch nahender Schritte trieb ihn weiter. Er mußte sich zusammen nehmen, um ein cigcuthüiulichcs Gefühl lähinle, zu überwinden. Halb mechanisch bewegte er sich vor wärts, noch immer wie in einem Traum Zi l iwr Auge», eiu Nachlcasü im Mit telpunkte der Stadt, das i» Bnug auf feine Besucher just nicht wählerisch war. Eine heiß uud plötzlich in ihm erwa chende Begierde »ach Licht »»d W-'i- iie, nach einem belebenden Getränk ließ it,u ! "" »WaS wollen Sie von mir?" rief er heiser. „Lassen Sie mich in Frieden, ich nichis geihan." „Machen Sie keinen Lärm, Lach ,uann," erwiderte der Beamte gelassen, stehen utttcr Polizeiaufsicht." Am anderen Margen wurde der Alte Sie die übrigen Goldstücke?" „Welche übrigen Goldstücke? Herr Amtsrichter?" „Nu», die Sie heute Nacht in der Uhlaiidstraße gestohlen haben." „Bei meiner Seelen Seligkeit, Herr Amtsrichter, ich bin heute Nacht »ich! mit einem Fuße i» der llhlandstraße ge „Das fällt nur auch gar nicht ein, Herr Amtsrichter. Das bestreite ich nichi „Na, und wie sind Sie denn mit die sem Zwanzigmarkslück zusammengekom men, he?" „G'hen Sie, Lachmriin, Sie sind ein .ilter Praktikns; mit solchen Kinder mälchen dürfen Sie u»S doch nicht mehr die lauiere, reine Wahrheit!" „Ich werde Ihne» Zeit zum Besinnen geben, Lachman». Vielleicht fällt es Geld gelassen haben. Führen Sie mir die nächste Nummer vor, Gerichtsdie mr!" Der Alte zuckte mit den Achseln und folgte fchivcigeiid dein voranschrcilende» Vier Wochen später stand er vor der Strafkammer, angeklagt der Thäterschaft eines Einbruchdicbstahls, der iu der Nach! voiu 2i). ailf den 21. November in der Sie haue ergeben, das! der Dieb durch si e mtt^i Iiem üj^el geöffnete^^r hat!« er unberührt gelaffe». Der Angeklagte, befragt, was er dazu zn bcinerken hätte, erwiderte, das! er bei seiner Aussage bleiben müsse. Er sei iu der fragliche» Nacht weder iu dem be geschcnkt worden, den er in der Bleich straße in der Nähe des Eschenhcimer Thurmes um eine milde Gabe angespro chen hätte. Staatsanwalts war von einschneidender Schärfe. „Meine Herren," sagie er, „ich glaube, mich kurz fassen zu können, Sie iiud von der Schuld des Axgellag- mir zugänglichen Kreisen leider verge bens. Ich sehe den Herrn Vertreter der Staatsanwaltschaft lächeln. Für ihn tisch aus, dann schüttelte er mit dem Kopfe und liest sich schwer auf die Holz bank niederfallen. Der Gerichishos zog sich zurück. Nach einer halben Stunde verkündete der Vor sitzende das Unheil: Acht Jahre Zucht fünf Jahren uns Stellimg unter Polizei aufsicht. Mit sta rem GcsichtsauSdrncke hört« Ei» ansehnliches ärzt - IS.vcuz Rubeln fallen zu lassen. Nach dein Bekaiiiillverdeu dieses T ha l l ache nicl- Der Theaterbrand in Florenz. Florenz, den M. Deebr. Das abge brannte „Teatro Umberto" war eines der stern Abend sollte die zweite Ausführung von Manzottis Ballet „Amor" stattfin den, bei dessen erster Ansführuug das Plötzlich erlosch das Gas. Auf der Tbaiers/ Viltorio Finzi, wohnt in Mai land. Das Theaier war sür 20V,WtZ Lire versichert. Die Ursache des Brandes wahrscheinlich war ein Gasrohr geplatzt. Aus dem Leben eines Kiichcndirck tors in Paugani. Aus dem Privatbricsc eines Schlesiers, l>g. Dafür bekommt er monatlich pro Man» K Rupie» (II Mark). Diese Waschprocedur nimmt immer 14 Tage in Anspruch. In letzter Zeit hat sich der Mann allerdings etwas gebessert, Geduld mir der Streit s> cht der Einfältigen! Es ist nicht leicht zu begreifen, daß ma» nicht begreift. > Der Brand des königliche» Schlosses zu «aek«»U Brüssel, 2. Januar. Das Schloß in Lacken ist vollständig ausgebrannt. Aus- Prinzejsi» Elemeiiiiiie benachbart war. Der Brand theilte sich reißend schnell dem Holzwerke, Teppichen uud Tapete» mit Polizisten: „Ich habe nicht das Recht, Inst des Schlosses lierbeiführie. Denn verbrannt ist fast alles. Das Schloß war von dem belgischen Architekten Mon belins im Werthe Millionen zeri stört sind), ei» Eßsaal, der Marschall- Saal, so geheißen ivä^a^ brannt. Bei der Ankündigung dieses Verlustes bzach die bisher gefaßt ge bliebene Ksuigi» i» Thränen aiis. Da hiesige» Magasin de la Bonrsc zn sich berufe» mußte, um schlennigst die noih wciidigcii Bestellungen bei ihm zu machen. >» welchem einer der gärten der Welt untergebracht war. Das Schloß selbst beherbergte hervorragende Kunstsammlungen, welche leider ebenfalls dem Feuer zum Opfer gefallen sind. poleon I. kam, der es zunächst feiner Ge mahlin loscpdiiic abirat, aber 1812 wie der gegen das Elyie-Boulbon eiutanschle, einwarf er die Pläne zu einein russische» Feldzug und »»terzeichnete 1812 die Kriegserklärung gegen Rußland. Lacken jetzt zur Faiiiilicngrust bestimmt ist. Neue Kurzschrift. ständiges Wörterbuch der neuen Kurz schrift herauszugeben, behalten wir uns sür eine spätere Zeit vor. I. Schriftsteller niedergeschriebene U,ige schicklichkeit. Brainarba ssi s I sür: einen brül lende!! Bassisten. Armin Fried m a n »» zu verwunden. Sarah Bernhardt war überhaupt nicht in Gefahr; sie verlies; den Scheiterhaufen, um dem Versengten