PscUgiN. (3. Fortsetzung.) Lindemann zog seine Briestasche her vor, entnahm dieser ein Formular, füllte Zimincr zurück. Der Kreisphykikns trat auf ihn zu. „Mein Gott mein Gott! sollte es der gefunden haben," entgegnete der Un tersuchungsrichter. „Der Widersprüche sind zu viele ...der überschlaue Fuchs trifft " ' „Ja freilich, das ist der heikelste Punkt !" stammelte der Hotelier, der in Schnrich alhmete erleichtert ans. „Ich bin Ihnen sehr dankbar dann läßt es sich wohl einrichten, daß Niemand um die leidige Geschichte crsährt. Unten aus der Straße angekommen, trennten auch sie sich. Der Arzt ging seinen täglichen Berussgeschäsle» nach, palasrc Den Schlüssel zu Zimmer gezogen und das NouleaiU zwischen den -eössneten Fensterflügeln herabgelassen. Draußen aber auf der Hauptverkehis ein bis in die abgeschlossene, tiefe Stille deS Gemaches. Dort küßte er das marmorstarre, den noch aber so iviindcrsam friedlich an »nnlhende Gesicht des todte» Mannes, dein die Sonne lästern ver- Arno von Senken gehörte zu jenen Eristenzen, wie sie die Großstadt allein zeitigen nnd erhalten kann. Ursprün^- zusallcn missen. Sein Vater indessen hatte ihm dafür Ersatz zu bieten gedacht, ihn darum stu' diren lassen und wohl gehofft, vermöge seiner weitverzweigten Verbindungen ihn später bei der diplomatischen Karriöre vortheilhast unterzubringen. Aber die Trägheit Arno's, verbunden mit einer übertriebene», sast krankhast zu nennen den Genußsucht hatten den väterlichen Wunsch nicht zu Staude kominen lassen, der junge Mann war vielmehr im Lause der Jahre, wie mau so zu sagen pflegt, verbummelt. Nicht wenig zu seiner, jeder geregelten ernsten Thätigkeit abholden Lebenssüh riing mochte die Tragödie beigetragen habe», deren Held sein älterer Bruder gewesen war und die mit dessen angebli chem Tode abgeschlossen hatte. Der Vater war kurze Zeit darauf ebenfalls gestorben nnd nun war Arno unverm»- thet in den Besitz der Sencken'sche» Güter getreten. Aber die Herrlichkeit hatte nur kurze Zeit gedauert. Des Großstadtlebens vermochte der junge Lebemann nicht zu entrathen. Den nich tigen Vergnügungen des Tages nachja gend, halte er es verabsäumt, zu Hause auf seinem Besitzthunie nach dem Nechle» z» sehen. Kein Wunder, daß es mit diesem immer mehr bergab gegangen war. Untreue iLcrwaltcr hatten ihr gut Theil dazu beigetragen, den Ruin zu beschleunigen nnd auch Arno hatte un verantwortlich leichtsinnig gehaust.Schul den über Schulden gemacht, bis endlich Blick a» seiner Kleidung herabgleile», knöpfte den Gehrock zu, besah sich flüch tig im Spiegel und nickte dann kurz mit e.tr«l ch An ede i Hr, Werner nun schon mehr als cm halbes Menschenalter todt ist!" „So sagt die Welt!" versetzte der ni weichklingendem Ton« hinzu. „Dein Bruder lebt er ist nach medr denn einem halben Menschenalter heimgekehrt ferner Fremde, um. .. . sein erster gen zu gebieten verjncht habe Um Dich zn bitten, mir bei Erreichung dieses heißen HerzcnSwnnschcS beizustehen, stehe ich vor Dir! Ich komme als wohl habender, ja, reich zu nennender Mau» zurück und bi» bereit, Alles mit Dir zu theilen... .nur um Deiner brüderlichen Jetzt endlich löste sich der Van», der bis dahin ans Arno s Zuge» geruht hatte, und erleichtert athmele er aus. „Ja, Du bist es, Bruder Werner... jetzt erkenne ich Dich!" stammelte er mit unsicher klingender Stiiniiie. sie sich iiebcn einander ans das Sopha, Hand in Hand saßen sie dort und schau ten sich unverwandt an. „Du hast Dich sehr verändert!" unter brach endlich der Heimgekehrte das Schweigen. „Dn siehst äüer aus, als D» eigentlich bist! aber freilich," setzte er gleich darans begütigend Hinz«, „anch ich bin der jugendlich heißblütige Springinsseid von ehedem nicht mehr!" „Aber jage, wie ist es nur möglich! Meine eigenen Augeu sehe» Dich und dennoch kann ich noch immer nicht an Deine Auserstehung von den Todten glauben! Du lebst, Werner! nach mehr als einem halbe» Menschen alter bist Du ins Vaterland zurück gekehrt! erkläre mir nur eigentlich, wie...." „Dies zu thun, bin ich zu Dir gekom men!" cnigkgttele sein Bruder »ach kur zem Stillschweigen, währenddem er ge dankenvoll vor sich niedergeschaut hatte. „Es ist ein- lange, trübe Geschichte, Arno.... D» wirst schon verzeihe» müssen, wenn ich Dich über Gebühr in Anspruch nehme ... aber ich muß aus> sührlich erzählen, wenn Dn ein Ver ständniß haben sollst sür das, was mein Herz mit jugendlicher Lebendigkeit wünscht und ersehnt!" „Ich bin natürlich ganz Ohr, lieber Bruder!" entgegnete Arno. „Wenn Du aber gestattest, werde ich zuerst der Wir thin Auslrag geben, uns ein paar Fla schen Wein zn besorgen!" Er eilte hinaus, um der Wmhin Auf trag z» geben. Daun kehrte er wieder in s Zimmcr zurück. Berlin V" deutscher Erde!" „Gestern Nachmittag halb fünf Uhr passiile »ttscr Dampfer den Leuchlthuri» Brnder!" fort »ach der Mittagstafel hierher.... studt. „Nun, da bist Du gut aufgehoben", meinte Arno schmunzelnd. „Man sührt Weinkeller soll daselbst sehr gut sein!" „Ich hosse, daß D» ihn »och heute mit der Heimgekehrte. „Wen» Du gestattest, werde ich während der jedenjalli nur füguiig!" tiltgegncie Arno. Ihr Gespräch stockte, da in diesem Au genblick die Wirthin mit einigeil Flaschen stellte aus den Tisch, wechselte mir Arno scherzhafte Worte i»id zu haben. Arno folgte ihr fast auf dem Fuße. In den Angen des Heimgekehrten leuchtete es auf. „Ja, stoßen wir an!" wiederholte dieser, dem Bruder iuuig ins Auge blickend. „Ans ein langes, glück liches Zusaininenleben, Bniderherz.... fches!" „Diesen zu erfahren, bin ich aber wirklich recht begierig .... Dn kannst Dir denken, wie sehr es mich interessirt, geweilt, wie es Dir ergangen kurz um, Alles zu crsahreu, was Deine Per son anbetrisst!" Der Bruder lächelte. „Deine Theil nahme thut mir wohl," versetzte er. „Aber ,Eile mit Weile' ich werd« wohl der Reihenfolge nach erzähle» müs sen!" und strich leise mit der Hand über di> Stirn. Tochter aus de» Bällen und den sonsti gen festlichen gesellschaftlichen Veranstal iniigen in hellstem z^ Beide eben n»r den einen Gedanke», s« lange uns das Geschick nicht «on einaa- der riß, ganz unserem Glück nnd »nsercr Liebe zu leben!,... Jede Stunde, jede Minute, die wir dieser weihen d»rste»,> beglückte uns uusagbar! da traf u»s ei» harter Schlag! —Angelika's Mutter kündigte dieser an, daß sie in Erbschasts- Eine sast Monate lang währende Tren nung von der Geliebten erschien mir un denkbar ich glaubte, sie nicht über leben zu können > laß mich kurz sein, Arno.... wir waren jung nnd uuersah einander lassen zn können, mochte unseren Entschluß entschuldigen.... der nichts Geringeres bezweckte, als eine heimliche Trauung, wie sie ja in England früher spielend nicht a»szusühren gewesen ist. Bebenden Herzens ließ sich Angelika end lich überreden Die Unschuldsreine schreckte ansangs davor zurück, der Mut ter Weh z» bereite» aber vor meiner siegenden Beredsamkeit wichen ihre Be denken zurück!.... Heimlich reiste ich nach London..., meine Absichten selbst redend ebenfalls in den Mantel tiefsten Geheimnisses hüllend, so daß weder Du »och der Vater irgend eine Ahnung von kleinen Vorstadtkirche ließen wir uns heimlich trauen „Wie!".... stammelte Arno, der bis dahin mit athemloser Spannung zuge hört hatte, jetzt ihn unterbrechend. „Du verheirathetest Dich mit Angelika von angctranteS Weiö?...." Der Bruder indessc» »ahm den lauern den Blick »icht wahr, der zugleich au den verschlossenen Augen Arnos aus zuckte; auch die erwartungsvolle, fast ängstlich zu nennende Spannung in den Gesichtszügen des Letzteren entging ihm. Leicht das Gesicht mit den Händen be schattend, siihr Werner vielmehr in wei chem Tone fort: „O, es war eine nn vergeßlich schöne nnd glückliche Zeit wir waren so glücklich in unserer Liebe, diese hatte sür uns so etwas Heiliges. Herrliches ... damals blühten zwar keine Rosen mehr in den Gärten, als wir Nils sandcn, uiil uns heimlich voll und ganz zn gehören.... aber in Mise ren Herzen wohnte eitel Frühlingslnst und Glück!.... Vorüber, vorüber!" murmelte er. Nach kurzem Stillschweigen fuhr er in trübe klingeiidem Tone fort: „Nach unserer Rückkehr in die Heimath sandcn unsere heimlichen Zusammenkünsle i» altgewohnter Weise statt,... Wir Beide lebten nur der Gegenwart .... an die Zukunft .... an die schlimmen, trüben Tage, welche diese uiiziveiselhaft uns bringe» mußte, wagten wir nicht zu den- .Dazu bescli hatte, wo ihre strenge Müller Besuche empfing, oder wo sie von derselben die Erlaubniß erhalten hatte, auf ihr Zim mer sicb zurückzuziehen Da sollte uns plötzlich das Verhängniß ereilen und unserem GlückStraum ein jähes Ende be reiten wie ich erst zu spät ei snhr, waren wir »icht die alleinige» Besitzer unseres sorglich behüteten Geheimnisses geblieben, sondern vielmehr schon län- vor sich nieder. „Und nun kommt der Wendepunkt unseres Glücks " hub er endlich wieder an. „Unser Liebestranm war zu schön, zn sonnig hell gewesen, als daß er länger hätte andauern und auch »och feriierhi» »lis beglücken dür fen, ... Kurzum, eines Mai-Abends nieiiials ich jene »nseligc^Slnnde einander durch ein lauschiges, eben von dem erste» zarten Grü» belaubtes Ge hölz geschritten. Da plötzlich, als ob beschwichtigend ,» mir jammern ich war blind sür Alles nnd »nr ein heißer, rachsüchliger Gedanke durchloderte mei» Inneres, den Schimps zu rächen, den mir der Feige angethan. Jnstinctiv grisf ich—kaum wissend, ivas ich that — seligen eine heiße, »nbezwingliche Mordlust an!.... Ich stieß aufs Gera dewohl zu,,., zwei-, dreimal.... ich neS Belndiger« bohrte. Erst als ich ihn , mir die verhänguißvolle Schwere meiner - That erst klar!.... Mein vorschnelles > Thlin war nicht ohne Zeugen geblieben.. > Der Wortwechsel hatte Neugierige in das l sonst so abgelegene Gebüsch gelockt,... Ecken und Enden schauten mich schreckens bleiche, von Abscheu verzerrte Gesichts züge a^i,, Tann^^ " eilen, aber in diesem Augenblick faßten mich schon zehn oder zwanzig Fäuste.... „Mörder!" schrie man mir in die Ohren. „Fort mit Dir in's Gericht!" In wilder Verzweiflung wehrte ich mich instinetio gegen die Uebermacht es gelang mir auch, mich loszureißen. " .... Dem Triebe der Selbsterhaltnng > folgend, eilte ich, so schnell mich meine ! Füße nur tragen wollten, querfeldein... mir auf den Ferse», einer bluldürstige» Menge gleich, folgten unter wildem Ge heul meine Verfolger ich floh und f10h.... so muß Kai» von damie» ge- eilt sein, als er seinen Brnder ermordet hatte.... „Mörder I Haltet ihn auf!" schrie es immer wieder von Neuem hinter mir her. Nur mechanisch sah ich, wie da und dort sich Fäuste drohend mir ent gegenstreckten und mich in meinem rasen de» Laus auszuhalten versuchten ich stieß sie mit nie gekannter Gewalt zurück, . . endlich aber mußten meine flüchligen recht das abschüssige Ufer unseres Hei mathflusses zum Wasser hiuunter. Stur im Traume sah ich, wie drunten in wil der Erregung die Wasser durcheinander gurgelten und schäumlen. Die Hochfluth des Frühjahrs hatte d«S sonst so sriedliche Gewässer zum aber immer näher kamen die Schritte meiner Verfolger es blieb mir keine Zeit zum Besinnen übrig ich des Todlschlags angeklagt, vor de» Ge schworene» stehe» Da gab es kein längeres Zögern mehr mit gewal tigem Satze sprang ich hinunter in die Fluth gurgelnd umspülten mich die wildcrregtc» Wogen und rissen mich es würde zu weit führen, Bruder, wen» ich Dir heute schildern wollte, durch wel ches Wunder beinahe es mir möglich war, dem rasenden Wellentanze zu ent koi^uii^i genug, meine Flucht ge eigeueS Verbrechen in der Zeitung, mit leidlos als Mord bezeichnet!,... Auch wurde mir »uu klar, warum es mir ge nach Hambnrg zu tommen man hatte mich für todt ertrunken iu den rasenden Fluthen des Hochwassers gehalten ein bis zur Unerkennt lichkeit zerschmetterter Leichnam eines Unglückliche», den man girade um die Zeit aus den Wellen gezogen, hatte diese Annahme noch begünstigt. Trauter Gewohnheit znfolge hatte ich Zlngelikas Briese, die sie an mich im , " auch ermessen, welches Verschulden mich trisst .... entschließe Dich nun, ob Du auch fernerhin mir Bruder .... nein, hatte. Die Augen lagen mit einem Male tief in den Höhlen zurück, ihr Blick war malt und unsicher geworden, wäh- ' rend sich auf j>«r Atirn- dicke Schweiß tropfen bildete.». (Fortsetzung folgt.) Verdeckt. A.: Ihr Nachbar , Lustig ist ei» seltsamer Gesell! Bei schö- j »em Wettev sivt er in seiner Klaust, und sobald eS zu regnen anfängt, stiebelt er i durch die Straßen der «tadt! —B.: Hat j Alles seinen Grund, alter Freund. Bei Regenwetter klappt er seinen Nockkragen , aus, zieht den Hut in'S Gesicht, spannt z den Negenschirm auf und läuft dann , keine Gefahr, von feinen Gläubigern er- j kannt zu werden! s Chinesische Räuberromantik. einer Operette liest. In ein budd histisches Nonnenklosicr, welches etwa zehn Meilen von Shangai eiliserut liegt, großem Gefolge an und diückten de r Wunsch ans, am Altare, welcher der Schutzheiligen geweiht war, ihre Gebete zu verrichten; zur gleichen Zeit gaben sie hundert Taels an die Vorsteherin des Klosters als Almosen. Die Nonnen waren natürlich über diese Gabe über ein, und merkten es nicht, daß die Gäste während der Mahlzeit eine» Schlaftrunk in den Wein, der bei der Tasel von den Insassen des Klosters getrunken wurde, gössen. Der Abend rückie heran und da schlug die Aebtissi» denn vor, daß die beiden jungen „Damen" die Nacht im Kloster vcrbringeii sollten, während man 'Neben diesem befand sich das Zimmer, in welchem die Kleinodien des Klosters, die ans Gold- uud Silbersachen »»!> baarem Gelde bestanden, ausbewahrt wurden. Gegen Mitlernacht hatten der Wein und seine Beigabe die Insassen des Klosters in den tiefsten Schlaf versetzt, und die beiden jungen. „Damen" und ihre Dienerinnen machten sich daran und »ahmen alles, was der Platz an werth vollen Sachen enthielt. Darauf suchten sie das Weite. Das Erstaunen und den Schrecken der Nonnen, als sie am fol genden Morgen das Kloster vollständia ausgeraubt sahen, kann man sich wohl vorstellen. Es heißt nun, daß bie beiden jüngsten und einer weitverzweigte» chinesische» Räuberbande gewesen, ihre beiden „Dienerinnen", so wie die Sänftenträger und Diener d.r sclben Gesellschaft zugehörtcn und daft ihre Beute allein an baarem Gelde über löoo Dollars betragen habe. Sicher ist, daß es den Behörde» nicht gelungen, .' "ch S ' S ! wahre» Sturm der Entrüstnug. „Meine Mutter", so sagte der Knabe, „ beHan del die ganze auf Die s e hlerf re i e Bra u t! Mädchen nicht hcirathe»? Sie ist doch Sohn: Aber Vater, Du merkst doch wohl, daß sie fast blind ist! —Vater: thust; das ist doch sür Dich sehr be quem ! Sohn: Aber, Vater, sie ist für ein Fehler? Sie wird dann nicht alles hören, was Du sagst und wenn Du schimpfst. Zarte Andeutung. Refe rendar: „Gnädige Frau haben fünf Töchter! Haben sich denn nie einen Soh:i gewünscht?" Mutter: Ja freilich! Und wenn'S auch nur »in -» Schwieger, söhn wär'!-