Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 16, 1890, Page 2, Image 2

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    s
Vin mutfttges Mädchen.
I« Amsterdam brach am 10. Deebr.
in den nebeneinanderliegcnden Gebäuden
des Hotel Suisfe, der Besitzung Kalten-
I»irgs und den Waarenschuppe» ker Firma
Schravendiek Feuer aus. Ei» Nachbar
bemcrkte zuerst die Flammen aus dem ,
Hause des Herr» Kaltenburg empor- j
schlagen und eilte, denselben zu benach
richtigen. Der Besitzer nnd seine Gattin
schliefen mit einigen Kindern im zweiten,
ein Dienstmädcheu mit de» zwei jüngsten
Kinder» im vierten Stock des Hauses.
Kaum bekleidet eilten sie hinab und nnr
mit Mühe gelang cS ihue», ins Freie zu
kommen. 'Unten angclaugt, beinerkte die
älteste I«jährige Tochter, daß ihr kleiner
acht Jahre alter Brnder nicht mitgrkom
,ne» war. Entschlossen stürzte das Mäd
chen in die Flamme» zurück, aber ans
halber Höhe angelangt, mag sie dnrch die
zunehmende Giuth zurückgetrieben wor
den sein und sast ohnmächtig langte sie
aus der Straße an; aber nur um ei»
wenig Athem zu schöpfe», dann stürzte
sie wiederum die Treppe hinauf aind ver
schwand in Nanch und Flammen. -
erschien sie wieder, aber ohne den Bruder;
mit arg verbrannten Händen inachte sie
sich mit Mühe Bahn durch rechts und
links um sie niederstürzende Trümmer;
Haar uud Kleidung waren versengt,
Kopf, Brust, Hände nnd Füße mit
schweren Brandwunde» bedeckt. Unten
angelangt, brach sie zusammen und man
mußle iie in einer Tragbahre »ach
dem städtischen Krankcnhanse „Binnen-
GasthauS ' bringe», wo man aber ihre
Ansnahme unter dem Vorivande verwei
gerte, sie sei Jüdin und müsse in das
jüdisch- Hospital gebrach» werden. Man
schasste sie deshalb zu Verwandten, wo
ihr ein rajch herbeigerufener Arzt die
erste Pflege angedcihen ließ. Ihr kleiner
Bruder war indessen ein Opfer der Flam
men geworden. Die Verweigerung der
Aufnahme im „Binnen-Gasthaufc" wird
mitleidige Personen in einem Wagen
zum „Binncii-GasthanS" gebracht wor
den, verweigerte, weil die Hausordnung
zeilicher Beglcilnng einer Tragbahre"
eingebracht würden.
VuropaS regierende Fürsten.
Eine Uebersicht der znr Zeit in En-
Zeit Papst Leo XIII. mit 7i>>! Jahren.
4!» Jahre all; Nikolaus, Fürst von
Montenegro, 48 Jahre all; Abdul Ha
mid, Großsulta», 47 Jahre alt; Hum
land, 44H Jahre all; Georg!., König
XXII,, Fürst Renß äUere
Baier», 4lj Jahie alt; Albert, Fürst
der 1., König von Serbien, der iniAlter
von Jahren am 8. März 188!» den
Thron bestieg, uud Alsons xiti., König
denn von mir Hütten sie denselben gleich
gerieben bekommen.
Mutter. i
„Gönne mir Zeit. Erich, glaube mir !
nur, daß ich sie von ganzem Herzen "
zeigen zu können, wie Du es gern
sähest aber—siehst Du, Erich...»
sei mir nicht böse."
„Ich verstehe D»ch nicht, Kind, Dein
ganzes Sein und Denken liegt sonst klar
weißt Du es'kaum selbst, meine Wnnda,
wie geschickt Du es umgehst, Mutter zu
der geliebten alten Frau zu sageu: Nun
fern» Zusammensein. Sie muß es ja
fühlen, daß Dn Dich einer Mimose gleich
bei jeder Berührung zurückziehst; nimm
Dich zusammen, Wauda, ich bitte Dich,
nimm Dich meinetwillen znjammen, »lein
liebes Herz!"
Innig hatte der junge Gatte die Hände
feines WeibeS ersaht, das sich erregt vom
Stuhle erhob.
„Schilt' mich nicht eigensinnig,
Erich!" bat sie, „Dn weißt, was ich
Schweres erduldet, ehe Du mich liebend
weißl, mit welch" ausopseruder treuer
Zärtlichkeit die Gute mich, ihr einziges
Kind, geliebt, wie ihr Sein nnd Denken
Haupte schwere Gefahr drohe.
Welch' tiefe Angst beschlich ihre Her
> zen, welche Onal erlitten sie, wenn in
s Wanda des allen Freundes Hände.
Gott flüstert sie still
' der Arzt die Krisis für die kommende
Nacht, da sollte es sich entscheide», ob
der pflichttreue Erich als Opfer seines
' Bernfs dahingehen oder den sorgenden
" beiden Fraue» am Lager.
' Liebevoll lehnte die Mutter den Kops
der jungen Frau an ihre Brust, sanft
abgehärmte», bleichen Wangen. „Muth,
Much, mein liebes Kind," flüsterte sie,
.Erich scheint einzuschlafen, vielleicht
schickt Galt die Ge»esu»g." Thränen,
schwere Thränen rannen Wanda über die
Wange», leise führt? sie die Hand der
«lten Fran an ihre und küßte sie
Kranke» zu hören. „Nnhe, Zinhe,"
batte der Arzt geboten, „nur Nnhe und
Schlaf können retten!"
Und der Schlaf senkte sich auch ans die
müden Nngtn der jungen Fra», die seit >
dem Ausbruch der Krankheit sich keine
Zinhe gegönnt —; fester umschlungen
von den Armen der sie stützenden Ma
trone war sie eingeschlummert und bald
kündeten tiefe Athemzüge, daß sie sür
kurze Zeit ihren schwere» Sorge» entrückt
war.
Stunden gingen daliin, noch immer
waltete heilige Nuhe im Krankenzimmer,
da plötzlich regte sich der Kranke, tief,
tief aufathmend fchlui « die Augen auf
und sab uni Bli^
geliebten Mannes auf sich in Liebe ge
richtet ! Zitternd streckte er ihr die abge
magerte Nech'e entgegen, „mein
ter."
Da jauchzte Wanda auf, Thränen ent
strämlc» ihren Augen, sie warf sich laut
dann un,schlang sie die vor Rührung be
bende Gestalt der Pfarrcri», und wie ein
Jubelsturm entrang es sich ihrem Mnnde:
„Mutter, geliebte Mutter, er ist ge
rettet!"
Abenteuer einer Künstler»».
Frau Wilbrandt-Baudins kommt in
Wien auz den Ausregungen nicht heraus:
ihr Küustlernaturell hat ihr die neuen
Triumphe aus der Bühne verschafft, aber
auch die kämpfe hinter de» Coulissen
zugezogen, welche letzthin die Spalten
der Tagcsblätter füllten und, wenn nicht
alle Zeichen trügen, ist es wiederum das
rnsche Blut dieser begabte» und liebens
würdigen Künstlerin, welches eine Reihe
von Abenteuern hervorgerufen, die ver
muthlich viel ergötzlicher zu lesen sind,
als zu erleben gewesen. Die Ki>»>tlerin
! sollte sich jüngst, so erzählt das Neue
! Wiener Tageblatt, nach Thealerschluß
zu eine» befreundeten Familie zum Sou
per begebe». Sich abschminken, sich z»
l Hause umkleide», diese Proceduren e»l
-j sprachen weder ihrer Ungeduld, noch
ihrem Appetit, und sie ließ alle Schminke,
deren sie in ihrer Atolle bedurfl halte,
intact,legte einen zufällig in ihrer Garde
robe befindlichen schwarzen Seidenrock
and da;» ein gesticktes rumäuisches Ober
hemd an und ließ sich also zu de» sie
Erwartenden befördern. Als sie das
j Theater verließ, trug sie eine Baarschast
l so» 3.W Gulden bei sich. Hiervon be
zahlte sie einen Gulden dem Comsortable,
> der ihren Transport übernommen hatte,
j blieben 2.90 Gulden übrig. In der
Gesellschaft, wo sie gleich beim Eintritt
dic Originalität ihres äußere» Meilfche»
begriiudete und entfchuldigte, verliefe»
die Slnnden gar rasch, es war zwei Uhr
Morgens, als die Gäste sich zum Auf
bruche rüsteten. Die Frau vom Hause
!>ot der Künstlerin Nachtquartier an,
aber diese lehnte ab, sie wolle am Mol
zen gründlich ausruhen und daS tönue
,ie doch wohl nur in ihrem eigene'
Hause.
Mau machte sich auf den Weg, ein
freundliches Ehe paar gab der Künitleriu
m einem Wagen das Geleit, uud der
galante männliche Theil besagten Paares
50g die Glocke vor dem Hauschore, aber
:r zog vergebens, es ivuroe wacker daraus
loSgeUiutcl, das Thor ging nicht auf.
Da nahte sich ein Sicherheilsivachma»»
und betheuert? den Harreudeu, des An
tens Muhe sei uinionst, Jemand habe
den Glockcndrath abgerissen, der HauS
nieifter höre mithin nichts. Was nun?
wieder daS Angebot privater Gastfreund
schaft, wieder eine Ablehnung mit der
schon obenerwähnten Begründung. Das
Ehepaar führte die Künstlerin in ein
Hotel anj der Wieden. Dort allerdings
öffnet sich das Hansthor, ein schläfriger
Portier erschein!, mißt >»it verwunderten
Blicken die phantastische Gestalt im ru
mänischen Oberhemd, und es bedarf lan
ger Unterhandlungen, bis er erklärt, er
«erde ein Zimmer im zweite» Stockwerke
zur Verfügung stellen. Das Ehepaar
verabschiedet sich, die Künstlerin wird die
Treppe eniporgejührt, nachdem man'ihr
bedeutet hat, gereizt könne in so später
stunde nicht mehr werden. Ein kaltes
Limmer so ealeulirt sie ist noch
iinnier besser als keines. Nun bringt
der Portier etwas verlegen noch das An
liegen vor, der Preis für das Zimmer
»löge im Voraus ettegt werden. Was
!s koste ? Zwei Guldeu. Die Künstlerin
hatte dort, wo sie zu Gaste gewesen,
liiie» Gulden Trinkgeld zurückgelassen
Llieben ihr 1 fl. M kr., fehlten genau
zehn Kreuzer z» den uolhwendigcn zwei
IHulden. Es bleibt ihr nichts Anderes
luseinanderzufetzen, und dieser hat ein
Zinfehen uud läßt die zehn Kreuzer »ach.
)!u» kann sie, die Aermste, endlich ein
ichlafe» und von ihren Lorbeer» trän
nen. Am Vormittag läßt sie eine»
'Lagen hole», jährt heim das Hans,
vo sie wohnt, liegt derart, daß der Wa
zen nicht hart an das Thor heranfahren
!a»n, sie muß also vorher aussteigen
tnd bei Hellem Tageslichte noch immer
zeschminkl uud mit dem bewußte»
rumänischen Oberhemde, über die Stra
zen gehen ... Seit diesem Abeuteuer
reckt >ie allabendlich den Hausschlüssel zu
rch und versieht fich mit mehr als .!
l. gv. kr. Betriebsfonds. Sie huldigt
etzt eben der Devise: »Man kann nicht
Dissen."
An einen Faulenzer,
tlm Sonntag Christ.am Montag Grieche,
Ilm Dienstag niöcht'sl du Perser sei»,
slssyrer Mittwochs und Aegypter
!lni Donnerstag das wäre sein!
Ilm Freitag Türk', am Samstag Jude
Oer Wechses siele dir nicht schwer,
Wenn nnr an jedem Tag der Woche
sür dich ein Tag der Nnhe wär'!
Humor im GerichtSsaar.
Eine seine Firma.
Der Nuntius des Berliner Gerichts'
hofeS rief die „Herren" Probst und
Klingbeil auf. Es waren ein Paar echl
einzuuehmcn. Wenn man nichl
ans den ersten Blick gesehen hätte, daß
es ei» Paar echter Schnc>p^b rü^de r warei 1,
te.
Als der Gerichtshof erschien, ergreift
der zweite Angeklagte, Klingbeil, sofort
das -K,'ort. Herr Präsident, crloobe»
mal erst een Oojcnblick, wir möchten
d' 112 5'
ficht janz meinen jechrten Herrn Vorred
ner an, ick Vors.: Ich verstehe schon,
Sie leugnen ebenfalls. Siesollien aber
terlassen, Probst, erzählen Sie den Vor
fall. aber kurz.
Angeklagter : soll nich
Kliugbeil: Nee Aujust, det nich,
Rechtis. Angeklagter Probst! Nee
mein oller Fremd Heinrich Klingbeil vor
mir, den ick seit iedern Jahr »ich jeieh»
habe. Del schie» ihm mau sehre »ließ
zu jehn, denn er >ah jottsjäminerlich
aus. Der olle Bursche thar mir leid.
Heinrich, sage ick, war machst Du den»
jetzt? Oy, inecut er, war soll ick weiter
machen, ick lange immer noch Hand.
So ? sage ick, ick denke, du dachtest, Du
wolltest erbe»? Ja, Meente er,
det wollte ick ooch, aber da je
höreu doch reine Verwandle zu, die
sterben un ick habe leberhaupl keeue
Verwandte nich. Ja, sage ick, die je
hörcii nierscyleudeels dazu. Ick frage
uon bei mir eintreten, er ruft die
Schirme aus u» holt sie zusammen nn
ick flicke sie denn wieder uf't Neie, weiln
det Jcschäft jut jinge. denn könnte er da
leichl eine Mark bei verdienen. Er war
da natierlich mit einverstanocii, un bei'n
Nordhänser un 'ne klecne Weiße machen
wir jleiey en mündlichen Contraet nn
denn jehn wir los. Wir jehn nach die
Waldemarstraße, weil ick in die Jcjeiid
lange nich jcwesen bin. Mein Heinrich
strengt seinen Orjan uf die Höfe wie 'u
Unterofficier, die Kinder liefen ja ooch
zusammen, aber Schirme? Ja, Kuchen!
Och »ich eine cmzige Mußspritze wollte»
sie in nnfere Klinik jeden. Heinrich, sage
ick zuletzt, heile steh'» die Aktien saul.
Du bisl schon janz rauh in'u Halse, wir
wollen mau erst frühstücken. So del
Andere muß nn meik Fremd Heinrich er
zählen, indem er am merschten dabei au
gaschirt ist.
Vors.: Aber das hätten Sie doch
gleich sagen können, was sollte diese
ganze »»nütze Einleitung. Klingbeil,
Sie gingen nn» auch gegen Mittag in
das Hans, wo Sie den Streit bekamen ?
Angckl.: Nee. in t Hans nich, blos
us'n Hof. Vors.: Nun gut denn,auf
den Hof. Auf dem Flur soll sich ein
Schild.befunden haben, wonach alles
Ausrufe» und Hausiren verboten wird.
Angckl.: Schilder lese ick jrundjätz
lich nich, un außerdem für t Lesen und
Schreiben war ick von meinen Chef »ich
angenommen, det hadde ick »ich kontrakt
lich. Ick den» also us'n Hof nnd singe
vorher zn Aujnst jesagt. „Dn paß uf,
hier habe» mir Jlick, nnr juckt det so in
meine linke Hand." Und richtig, mit
eenein M>>le jeht een Fenster uf und ccne
leene allerliebste Frau winkt mir init'n«
Finger. Ick sack, sack, die Treppen rnf
nn krieje richtig en blauen Sonnenschirm,
Allemal.
Klingbeil - Ick? ja, det is do^!
Äiigett. Wat sagst Du
—August: Allemal
Schlafsucht.
Im Sommer v. 1., so erzählt das
~Hirschb. Tagcbl.", befand sich unter
war ein scchzigjähriges Bäuerlein, wel- >
ches der Herr Professor stets schlafend
auf der Ofenbank fand. Vergebens
waren verschiedene Versuche des Gelehr
ten, Gottlieb zum Sprechen zu veran
lassen ; Gottlieb rührte sich nicht. Der
Proseffor wandte sich an die Ehehälfte
des Bäuerleins nnd befragte dieselbe,
worauf diese aleichgiltig meinte, das sei
sie seit langen Jahren schon so gewohnt,
das wcke nun einmal nicht anders nnd
ließe sich ja auch nicht ändern. Nun
stand es bei dem Gelehrten sest, daß es
sich hier um einen noch nicht dagewesenen
Fall von Schlafsucht handle, den wissen
schaftlich nicht auszubeuten ein Verbre-
che» wäre. Als er das letzte Mal kam,
cher ihm eiue Aufnahme des Hausherrn
auf der Ofenbank verschaffte, auch ließ
er sich vo» der Fra» über Abstammung
und Alter ihres Mannes nähere Anga
ben »lachen und erklärte zum Schluß,
daß er, sobald es die VerhSllnisse gestat
ten würden, in Begleitung mehrerer
Freunde wieder erscheinen werde, um
ihnen Gottlieb zu zeigen. Vor einiger
Zeit erhielt nun in der That
nehm sei, wenn er mit noch drei Colle
ge», die sich, wie er, höchlichst sür diese» i
wnnderbaren Fall intercssirie», zu
ginn der nächsten Woche erscheine, ni»!
denselben ihren der Schlaffncht verfal
lene» Mann zu zeige». In dem Briefe
kamen verschiedene Ausdrücke vor,- wie j
Lethargie, Katalepsie, hypnotisch u. f. w.!
Die Frau schüttelte vecständnißlos den i
Kopf, stieß ihren Man» an und zeigle!
ihm den Brief. Der zuckte mit den
Achseln und senkte das Hanpt dann wie- i
der theilnahmslos wie gewöhnlich auf!
die Brust, nachdem er ihr noch gerathen,
mit dem Brief ,u»i Ortsrichter zu gehen,
der vielleicht Aufklärung geben könne.
Der OrtSrichter schüttelte auch anfäng
lich beim Lesen des Briefes den Kopf,
brach aber dann, als Pauline ihm ei
nige nähere Mittheilungen gemacht, in
ein unbändiges Lachen aus. Die Frau
verwunderte sich über des Ortsrichiers
große Heiterkeit und fragre dann, was
denn nun eigentlich der Herr mit der
Brille von ihr wolle. „Nun, der meint,
daß Gottlieb seit Jahren an der Schlas
sucht leidet," erklärte er. „Nun ja,"
meinte die Frau, er schläft halt a bisl
gern!" „Ja. ja." sagte der Schulze,
„aber der Herr Professor meint, daß er!
schon seit fechs Monaten nicht aufge- !
wacht ist." Verwundert schlug Pauline
die Hände zusammen und rief: „Garni!
aufgewacht ? Alle Ogcnblicke grefft er na
der Schnapsflafch, da sieht ma doch, daß!
er ni immer schläft. Schreiben Se den!
Herrn da, daß mei Gottlieb halt a
iving' fchlosmütz'g ist. ab r mit der
Schloffucht wird es so bald nifcht werden
-- Ahn u u gSv 0l l. Professor:
derkehrcn?" Schüler: „Ju V2Jahren."
Professor: „We kommen Sie denn da !
ranf ?" Schüler: „Ich hab' so eine ge-!
wisse Ahnung!"
Ungefährlich. A.: „Sag'
'mal, Deine Frau siehl ja heute so blaß
aus. Ist sie krank. Was fehlt ihr denn ?"
B.: „Unter uns gesagt, weiter nichts als
die Schminke!"
Tie eingebildet« Kranke.
hinter ihm ertönt der allzugut gekannte
Doktor! Herr Doktor! Ach Gott fei
Dank, daß ich Sie finde! Ich bin ja so
Stimme dringt schrill deutlich zu der
Menge hin. „Ich sehe es Ihnen an,
Doktor, Sie befürchte» das Schlimmste,
!im Munde habe —" Hilfesuchend sieht
sich der Arzt um. Was sollte er thun ?
Er fühlt de» Spott der Mensche». Er
der Familie aus seinen Büchern ge
strichen ist.
Im Brautkleide.
Unter dieser Spitzmarke erzählt das
.Jllnstrirte Wiener Ertrablatt" folgen
des Geschichtchen: Man könnte über die
s-phine ist ihr Vorname, welche vor
etlicher Zeit von Alfred B. mit Liebes
sichrer und glaubend, weil hoffend, ver
j zweifelle sie nicht an den ernsten Absich-
ten des Vaters ihres Kindes, Wucher
nicht aufhörte, ihr zu betheuern, daß er
ihrem Herzcnsbunde endlich ror dem
Altar die gesetzliche Weihe geben werde.
Die Näherin war geduldig. Die Ge
duld ist ja das Wahrzeichen des Weibes,
sie ist seine Bestimmung, sein Talent.
Und die arme Frau ist das Genie unter
den Talenten der
vielleicht auch mit uuklarcn Gefühle» des
Neides. Josephine hing sich selig an den
geliebten Alfred, Beide
neu entstürzte ein Strom vgn Thranni.
Alles, Alles schmähliche Komödie! Und
gar das Brautkleid! Es war nicht für
nuug!
Der liebe Lnkcl.
In Frankfurt am Main wurde un
längst, wie ein dortiges Loealblaü^er
incngarien ei» Essen gegeben, auf dem eS
sehr fidel herging, Toast folgte auf
Toast, und als es schon nichts mehr zu
sagen Wierde iiiiuier ge
„Neffe" bedenklich zu balnneire» »ni»
ganz trostloses Zeng zu schwatze begann,
packten ihu zwei freunde in eine Droschke
keine Schwierigkeiten weiter entgegen,
als der Neffe selbst. Halb schob man
ihn, halb trug man ihn die Trepp-
Platz nahm.
Die Magd schrie, die „Tante" sprang
ins dem Bett und die hilfsbereite»
Ter Lärm rief die Hausbewohner herbei,
die sich mit allerhand Waffen versehen
hatten, um den Franen beizustehen.
Bald umstand man den lebendig Todten.
„Man hat uns 'neu Kerl hierher ge
legt," jammerte die alte Dame und:
„Er ist auch noch total voll, Frau Doc
tor," wimmerte die Magd, „das wird
eine hübsche Ueberrafchung geben, wenn
der Herr nach Hanse kommt." „Sein
ein sehr drolliges Geschieht," flötete ein
in recht fraglichem Negligo aufgetauchter
Franzose, „fassen Sie Ihre Aiizüglich
nender Kaufmann, und fchon wollte
man nach der Poli,ei schicken, als der
„Onkel" eintraf. Das Gesicht, das er
schnitt, al-Z den Herr», der ihn sort-
Freuuden ein ungemein inniger gewesen
sei».