f, Der Wachsenget. Das rege Leben und Treib«!, das den ganzen Tag über in der Stcdt geherrscht hatte, ließ endlich nach. Nur noch Ein zelne liefen eilenden Schrittes durch die Straßen, etwas Vergessenes noch herbei zn holen, oder es waren Gatte» und Väter, die heimkehrten ims ihren Ge schäften, zu den sie heute so sehnsüchtig erwartenden Frauen und Kindern. Es war »heiliger Abend" heute. Weih nachten! Welches Herz schlägt nicht höher bei dem Wort; welches Auge sieht ihn nicht plötzlich vorgezaubert.de» strah lenden Christbaum in seiner bunten, schillernden Pracht: wer hört nicht im Geiste das Jauchzen ui'd Jnbeln der srch beschenkten Kleinen? !—Weihnach jen! Das Fest der Liebe, des Friedens und der Freude für Alle! MSchle man «n diesem Tage nicht alles Leid und allen Schmerz banne» von der Erde, möchte man nicht Jeden glücklich scheu? Es ist «iu so wehmüthiges, die Freude vermin derndes Gesühl, wenn man sich an dem Abend im schönsten, secligsten Glück da heim, vorstellt, wie viel arme Atenschen jetzt zur selben «tunde einsam, elend und verlassen sind! Und gerade der hei lige Abend ist am meisten dazu angethan, die höchste Frende, aber auch den tiefsten Schmerz zu.empfinden. Das Gefühl der Einsamkeit, des Alleinstehens, der Sehnsucht »ach lieben Angehörigen in der Ferne, der Schmerz um theure Da hingeschiedene alles das packt uns so sehr am Weihnachls-Abend. Und gar die Erinnerung an andere längst ent schwundene Weihnachten! Ja die Er innerung umspannt die Einsamen an diesem Abend sest. Sie that eS auch mit dem alten einsa men Manne, von dem ich erzählen will; sie entrückte ihn ganz seiner tranrigen Gegenwart. Da um ihn her war nichts zu sehen von Lichterglanz, kein Jubel zu hören, kein Dust zu verspüren von Tan ncnziveigc» und Honigkuchen. Eine Bari. ° Aber es lag doch nicht die Milde und der Friede in dem Gesicht, den wir uns zusammen denken mit dem silbernen Haar! Im Gegentheil, es lag ein har tcr.^bittcr^r g^u^n^d ie zusaiiimen schwebte ein kleiner Wachseiigel mit aus gebreiteten Flügeln. Neben ihm stand sein iind^^ Engel, der ihm all die schönen Sachen gebracht hätte. Der Kleine küßte und liebkoste de» Wachseiigel und wollte ihm danken sür Alles. erwachte von einem starken gasigen Geruch nnd mit hzstigem Kopfschmerz; gleich weckte er seine Frau und sie standen auf, die Ursache zu ergründe». Kaum hatten sie die Thür geöffnet, wo die Wärterin mit dem Kinde schlief, als sie entsetzt zurückprallten. Das ganzeZim in ihrem Bett. Sein und seines Weibes erster Nns war: „Das Kind." Den Tod im Herzen vor Angst stürzten sie auf das Betichen zu. Es war leer —, er riß das Fenster auf, öffnete die verhäng nißvolle Klappe des Ofens. Die Wär terin lag ohne Besinnung, das Kind war nirgends zu sehen. Sie riefen, suchten, «S war nicht da. In der entsetzlichen Angst und Aufregung lief er durch alle Limmer. Da-—was war da^— nn vor drückt schlafend. Mit einem lauten Schrei, halb Todesangst, halb Jubel, hob er das Kind vom Boden auf. Es erwachte. „Papa, Engel holen, Engel chen, fürchtet sich," sagte es schlaf trunken und hielt feinen Wcihnachtsciigel Weib verloren, seine EKlin nnd Ge schwister! Der Sohn war für ihn mehr als ge lange genug dagegen gekämpft!„ Das waren die Worte, die der Vater eines Morgens aufgeschrieben in seinem ' gen blicken lasse», So Ovaren Jahre vergangen. Der - einsame alternde Mann würd härler und verschlossener von Jahr zn Jahr. Es , war freudloses, ocrbiltc^rtes^Lcl^^^ , rosige Kindergesichtchen; er sah es vor . sich, so deutlich, als habe er es gestern - gesehen. , Der harte Ausdruck seines Gesichtes , ließ nach, es zog fast ein wehmüthiges . Lächeln um seiue Lippen. Dachte er der l harmlosen Plaudereien seines Kindes, denen er so gern gelauscht? Es znckte und zitterte über das Gesicht —die Hände begegneten sich unruhig hin und her, si« , fen wollte, etwas an sich ziehen; sie grif fen in leere Lust, Alles war leer um ihn , her! Er stand auf. Schwankenden Schrittes ging er an den alten Schreib , tisch in der Ecke des Zimmers. Mit zitternder Hand zog er eine kleine Schublade auf —er hielt plötzlich inne— , nachdenkend sollte er es thun? Doch > die zitternden Hände thaten es schon, ehe . er noch wußle, ob er es wollte oder nicht — sie wickelten aus vergilbtem Papier einen Gegenstand aus—jetzt lag es offen , da ein Wachsengel mit ausgebreiteten , Flügel»! i Und der alte Mann war auf einmal p nicht mehr im Stande zu stehen, feine : ganze Gestalt wankte, fest klammerte er - sich an den Stuhl vor dem Schreibtisch, - er siel darauf nieder, dicht vor seinenAu : gen lag jetzt der Wachsengel. Und das , Gesicht sank tiefer und tiefer darauf, bis i es hart darauf lag; dann ging eine Er ! fchütterung durch den ganzen Körper, ein - i eigenthümlich klingender Ton rang sich los von seiner Brust —und dann kam > die Erlösung; der alte Mann weinte, ! weinte, als ob ihm das Herz brechen , ! sollte. So lag er lange, lange! Daun i erhob er sich plötzlich, einen Moment stand er siuneud; wie schienen die Züge i gemildert, das Harte losgelöst vou der . wohlthuende» Macht der Thränen. ! Dann ging er in das Zimmer daneben > und kam gleich darauf im Mantel und i Hut zurück. Und nnn wickelte er den ! Wachseiigel wieder ein und steckte ihn in - die Brusttaschc seines Ueberziehers. Es : ! lag so ein eigcnlhümlicher Schimmer jetzt : auf seinem Gesicht, wie die Vorahnung j ! eines großen Glückes. Er ging hastigen Schrittes fort, eilte ! durch viele Straßen, sah manchen Christ baum in den Häusern leuchten, und hörte manches Jauchzen der Kinder da ! raus erschallen. Endlich hielt er an vor ! einem hübschen Hause, es war hell er- ! leuchtet und man hörte fröhliche Stim j me». Er kannte dies Hans lange j halte es in ftiner Phantasie so oft schon noch nie, anch nur bis an die Schwell« > gekommen. Auch jetzt zögerte er, es war, ! j als ob er mit einer unsichtbaren Macht j kLmpfte, er that ein paar Schritte vor, dann wieder zurück. Plötzlich griss er mit der Hand in die Viusttasche seines Ueberziehers. schritt hastig vorwärts, er gnfs die Glocke an der Hausthür und zo^ d Sp tt , d H r Bcn Müh'», t, Zl t darf iiicht Ä!)uuder nehme». Ei» Kuust jniiger lrai zum ersten Male in einer Nilterkoinödie auf; er halte dem sinstelu Ritter z» melden; Gnädigster Herr, Vnrgfränlein Kunigunde ist entführt!" Bevor aber dieser Austrui aii die stellt war, mit einem Lan pcnanynidlr einen Wortwechsel, der schließlich in! Thätlichkeiten ansartete. lii, selben! der Debütant stolperte auf d-,/Buhne'. ! Der „Ritter" herrscht ihn an: „Nun, was gibt es. Theobald?" Der Ange redete berichtet stotternd: „Gnädiger nem Vater hint.-r die Ohren ge hauen!" woraus der überraschte Niticr mit der Apostrophe: „So kommt und laß »lis die bcdräiigtc Unschuld rette»!" fortstürzte.... Aus eine Suggestion in spieler leicht zum Opfer fallen lau», ist folgendes wirksame Versehen zurückzu- ! führen: Bernhard Baumeister spieite zum ersten Male den „Miller" in ~»a- l bale nnd Liebe". Miller hat in iciiier großen Scene den, Präsivenlen die W.'rte zuzuschleudern: „Wenn ich denn ichon i in's Zuchthaus muß...." Zi»» ist es > bekannt, daß Baumeister ein Verehrer i guten bayrischen Bieres ist. Friy Ki.isirl ! sagte scherzhaft zu dem in Folge des „Debüts" anfgeregten Künstler: „Du. i paß' mal aus! Wetten wir, Du sagst ! in Deiner großen Scene: „Wenn ich denn schon in's Wirthshaus muß,. " i Bauiiieister war wüthend, aliei» als s die dtuikicii Mächt? der Bretter richtig ' s das schreckliche Wort auf die Zunge ! der Musitus Müller sagte ;>ir allglinei. s ncn Veiblüifiittg: „Wem, i>y denn schoi, ist? Nicht wahr, ciu jchneldigcr Back- j t sisch ? Lieutenant: In der Thai, gnädige l l Frau! Fräulein Au»a kolossal aufge- weckt. Niesig viel Mamawitz! I l Der kurze Proceß. Lehrer: Kain erschlug seinen Bruder Abel. Wa- ! nun that er das? Schüler (Sohn eiius H Advokaten): Er wollte eben kurzen Pro- ceß mit ihm inache»! Unser WeihnachtStarpseu. da!" uns das als Weihnachtspräsent." „Präsent sagst Du?" frug ich. „Nun ja, was denn sonst? Freue Dich, bestellt haben ?" dilte. Wir pflegten den Fisch stets des Mil bers. Doch es wurde Mittag, und der Fisch war noch nicht da. „Er wird schon »och kommen, tröstete meine Frau, „wir wol len ihn Abends essen." Doch auch der Abend kam, der Karpfen aber nicht. Um fünf wollte meine Frun noch einen verzichten und waren den ganzen Abend verstimmt. Was die Gewohnheit nicht Alles thut! Wie viele Leute habeu keine» Fisch am Weihnachtsabend und vermissen ihn auch nicht; uns war es nicht festlich zu Mulhe, uud sogar die Kinder waren „Wie hat deun der Spiegelkarpfen ge schmeckt? Ha, ha, ha, haben Sie nur meinem neuen Kutscher zu danke», der, wie ich heule Abend erst erfuhr, die Ver wechselung besorgle. Na, sollen alle Weihnachten einen haben, nur essen Sie Ihrem Namensvetter nicht mehr den Fisch weg! Gute Nacht!" Sprachs und Die Erinnerung an den letzten Weih nachiskarpsen ist elwas bitter, hoffentlich schweigt der Sladtmüller! Wenn Zwei dasselbe be singe», ist es nicht dasselbe. Hebel feiert die Stadt Freiburg in einem allemanni schen Gedichte mit folgender Strophe: "Z' Fribnrg in der Stadt sufer ischs und glatt, z'Driburg in der Stadt." Dagegen scheut sich ein altes, in'den ! angrcnzcndcn Gaue» Keule »och gekaun- l tes und gesungenes Spottlied nicht, zu behaupten: „Weist Du auch, wo Fre'burg liegt? Freiburg liegt im Thale, > Wo es viele Mädchen gibt, > Aber auch brutale. Schmieren sie mit Eiergelb, Daß sie b-h'.'r glänzen I" ' > DaS Mnseum der Religionen. Man schreibt aus Paris, 1!?. Nov.: Ucbermorgcn wird der Präsident der > Republik das Must'-e Gniinet in feier- licher Weife eröffnen. Es ist am Ende > der Stadt, jenseits der Seine dein Tro eadero zunächst geiezen, aber die Pariser wie die Fremden werden den weiten Weg nach dem Jena-Platze nicht scheue» dür- ! sc», und dein schmucklosen, mit einem abstallen müssen. Denn in seinen vier die ihres Gleiche» a»f Erden nicht bat, die »eil in ihren Beständen, in ihren Zie len und Absichten ist: eine Sehenswür digkeit ersten Ranges, aus welcher die culiurgeschichtlichc Forschung eine Fülle met vor mehreren Jahren dem Museum i:: Bulaque abstattele. Herr Guimet begegnete bei dieser Gelegenheit dem berühmten Egyptologen Mariette- Vey, der ihm einige neue Funde, den Er begann mit jngendlichein Fenereifer zu lernen und halte sich bald, gefördert einige ^ Osteu, Hüiiden berühr! haben, ist hier in an schaulichster Weise dargestellt und an einander gereiht. > Shinkoismus und der Buddhismus Ja pans. Diese Abtheilungen sind schon wegen des unschätzbaren Kiinstwcrlhes einzelner Stücke höchst seheusiverth. Von de» christliche» Lehren und der jüdische» wollte Gmmet, um empsiudliche Ge müther zu schonen, nichts ansnehinen. Merkwürdiger Weise waren es katho die Guiuier bestürmten diese Beschrän kung sallcn zu lassen nnd ihm ihr eigenes Material zum Geschenk anboten. Gui met gab insofern nach, als er beschlos!, die bestehenden enropäischen Culte ebeu- Abcndlande zusammengebracht, in wcl cher die Gruppen der Gnostiker nnd der Manichäer sast lückenlos sind. Das Ilebrige kommt nach bis es ebenfalls glaubt, daß das nicht allzulange dauern Tie gejvcrbömäsiige Bettlerzunf« «sl»inas. Der Bettlerches in China ist eine leben dige Verkörperung der Armenpolitik des Westens; er verbindet in seiner Person den zweifachen Beruf, für das Publikum ei» Schlitz die Beltlerpest und a>>- ausübt. lieber den Ursprung dieser Bettlerchefs und deren Zunft eristirt fol gende UeberUesernlig : I» Zeit fernen, bis uiau ihiie» ei» paar Kiipfer- d münzen znwirft. Dieses hat seinen Grnud d darin, daß der Bettlerches mit wenigen ei ein d welches er zur Vertheiluug au seiue collektirt, durchbriugt. A lsr macht sich das Lebe» so angenehm wie !)> »löglich, hat außerdem einen Gehilfe», te welcher die Strassen patrouillirt und da- »> laus sehen soll, daß die unter seinem d> schntz stehenden Personen nicht voll den la vird in der Regel nur dann in Anspruch V >eiio»»ncn, wenn eine Beltlcrschaar, S velcher der Kleinhändler Almosen ver- ra Doch auch von de» Händlern nnd Pri vatpersonen werden diese Betller-EhcsS gesürchlet, denn, wennschon das Geld von ersteren alljährlich ans freiem Wil len an die Chefs beigesteuert wird, s» wurde ihnen doch der Versuch, die Ab gabe diese» Alinoseii-Controlcurcn vor zuenihaltcn, schlecht bekommen. Eine kleine Armee von elende», von Uugezie dasselbe so lauge z» belagern, bis der Insasse den Geldbeutel öffnet. Und wer würde diese entsetzlichen Bürger willkom keuiit, diese Institution, wohl geeignet ist. Diese Einrichtung einer Bettler zunst, unter der Oberaufsicht eines Chess, ist i» gewissem Maße eine Schutz wehr für dieLaiidesbevölkcrung, da durch dieselbe eine Menschenklasse im Zügel gehalten wird, die, wenn a» und für sich ohninächtig nnd schwach, doch eine sociale ' (Ostas. Lloyd.) Turneret in Italic«. Rom, 24. Ziov. Seit mehreren Ta uber. Rom halte sich nicht einmal dazu stellen. Gestern Mittag sah sich der Thronfolger das Schau- und Prcistnr- das; lämiulliche Preise von Itorde» und zuui nördliche» Theile Mit elitaliens gehören. Die ersten golde >en Medaillen, Preise des Königs und >es Kriegsmiuisteriunls, sieleu nach Man .