Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 24, 1889, Page 6, Image 6

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Die Siamesen.
Ein französischer Missionär, Namens
«Chevillard, der als solcher »icle Jahr- tu
Siam l-bte und wirkte, hat vor Kurzem
über dieses merkwürdig- Land -in von
der geographische» Ges-llschast in Naiites
durch -in- M-daill- erster Klisse auSgc
zeichn-tks Werk mit dem Titel „Silin et
le« Biamoi»" verössentlicht, aus dem
wir in Folgendem das Bemerk-nswer
thestc mitzulheilcn gedenken.
Zunächst schild-rt dcr Verfasser das
bunt bewegte Leben, da« sich dem R-ifcn
den auf dem Menam stvomansivärts bi«
zur Hauptstadt Bangkok darbietet. Me
nam bedeutet in dcr Sprache des Lande»
„Mutter der Gewässer", und der weitge
reiste Missionär gibt zu, daß dieser Fluß
einer der schönsten der Welt ist. Er
triiat mit Leichtigkeit die größten Schiff-,
ja solche können sogar «n den Ufern wie
an Kais zum Laden und Entladeil nnlc
gen. Hunderte von einheimischen und
chinesischen Fahrzeugen fesseln durch ihre
verschiedenartige Gestalt den Blick des
Europä-rs, dessen Aufmerksamkeit oft
durch die tropischen Reize der Ufer abge
lenkt wird. I» de» Zweige» der Bäume
spielen Affen und grüne Tauben picken an
den Beeren gelbblumiger Pappeln, wäh
rend graue Pelikane auf abgestorbenen
Zweigen träumen. Von dem geringsten
Rudcrgeräusch aufgescheucht, gleitcuFisch
ottern über den Üferschlam», hin, hier
und dort taucht der ausgezackte Kamm
«i«es i» d-r So»»- schlafenden Kroko
dils auf und kle'iie Siamesen beiderlei
Geschlechts schwimmen mit lustigem
Spiel im Wasser hin und her, wie En
ten untertauchend und wieder an dcr
Oberfläche erscheinend. Unter dem Ein
druck solcher fremd>irtiger Bilder gelangt
dcr europäische Reisende endlich in Bang
kok an.
Diese neue Hauptstadt des Lande? ist
erst ein Jahrhundert alt. De» Namen
Bangkok, d. h. „Stadt der Oliven
bäume", führt sie mit Unrecht, da es
nach der Aussage Chevrllards im ganzen
Lande keinen einzigen Olivenbaum gibt.
Diese unpassende Bezeichnung ist aus den
Irrthum einiger Europäer zurückzufüh
ren, welche die Frücht- eines einheimi
schen Baumes für Oliven ansahen.
Was das Acußere der Hauptstadt von
Siam anbetrifft, so nimmt dcr französi
sche Missionär keinen Anstand, dieselbe
für eine der schönste» Asiens zu erklären.
Jedenfalls ist sie eine dcr merkwürdigsten
nedig, nur wenige Straßen hat. Die
ganze Stadt liegt im Wasser uud ist auf
Pfählen gebaut, so zwar, daß die Häuser
mit der Ebbe und Fluth aus- und nieder
gehen. Kanäle bilden die Verkehrswege
und Fahrzeuge aller Art die Verkehrs
mittel. Auf den, Menam selbst erstrek
bäudc, und auf dieser von Tausenden von
Fahrzeugen belebten Wasserstraße c-'nccn
trirt sich fast der ganze Handel Bang
koks. Der Anblick der Häuser dieser
asiatischen Riesenstadt ist freilich nichts
der Reichen und hohen Beamten zeichnen
sich doch im Innern und Äußern durch
kunstvolle Schnitzwerke aus.
des Buddha in Lebensgröße aus getrie
benem Golde; der Thron, dessen Ver
goldungen durch die iverthoollsten Edel
nen. Siam hat einen Fiächenraum von
ZS.ovt) Quadratmeilen und acht Millio
bi?g«kette zusammenballen und dann
meistens zur Nachtzeit so gewaltige Was
sermassei» niederströmen lassen, daß die
des Menam. ebenso heilsam sür die Sia
«ungeil des Nils sür den egyptischen
F-llah, herbeiführe»». Diese Regenzeit
beginnt Ende Mai 'und dan-rt bis Mitte
Nov-mb-r. D-r von den Gewässern
Hitze zu einem überaus
fruchtbaren Kinde, der Neis gedeiht vor
trefflich in.Ver Ebene und eine doppelt«
gen nach dieser Richtung vergeblich blie
! den, zogen sie und ihr Gatte sich endlich
mit den übrigen Affen unter den äußere»
Zeichen tiefer Betrübniß in den Wald
zurück.
Mit der höchsten Bewunderung hat die
Vogclwclt Siaius dcn französisches Mis
sionar erfüllt. Die Feder einen Buffon
wäre nach seiner Ansicht erforderlich, um
sprach?,elehriae Goldtinscl, der Paradi«»
den Augcii der Hiiilerblicbcneu no» dc»
Schnäbel!, dcr Raubvögel zerhackt und
verschlungen würze». Der Körper war
Christo, die zweite mit dem Jahr« SZS
der christliche» Zeitrechnung. DiS sia
mesische
der» »ach Nächten. Auf die Frage:
„Wie weit ist es bis zu dem und dem
Orte?" erhält man je nach der Länge
zwei Nächte u. f. w."
Jeder achte oder fünfzehnte Tag des
zunehmende» und abnehm-nden Mondes
wird in Siam festlich gefeiert. Di-
Eingeborenen nennen diese Tage Gottes
tage. Auch sonst ist das siamesische Jahr
reich an Festen, die ohne Ausnahme eii«!k
Theere darstellen und hell in der Sonne
strahlen. Jede Barke, höchstens zwei
od«r drei
Geschenke ausgebreitet steht. Das Alles
fit sind. Cr die Krone auf dem
Band. Aus der Fahrt wirft der König
ermüdliche Taucher immer von Neuem
untertauchen. Carl Witte.
'— Der Weg durch's Fenster.
Der im Jahre 187» gestorbene Director
des
vor seinem Arbeitstisch stehenden Arm
sessel zurück, schloß die Augen und be
gann laut zu schnarchen. Die Eiuge
lant hörbar wurde, niedergeschlagn tm
vo», woranf Noqueplan sich behaglich
wieder znrecht fetzte und in feinen Arbei
ten fortfuhr. Einer der zähesten Schrift
steller war der junge Siraudin. Fast
lich überdrüssig und gab Befehls den
jungen Autor nicht mehr vorzulassen.
Eines Tages saß der Director bei offe
nem Fenster in lind sah
HauS, nahm einen Kalkkübel auf die
Schulter, stieg die Leiter hinauf und
sprang in Roqueplans Zimmer. Er
ihn, den Kübel, welcher statt Kalk ein
Papierhest enthielt. Der Maurer war
Niemand anders als Sirmldin. Roque
plnn lachte herzlich über den originellen
Einsall, willigte ein, sich daS Stück vor
lesen zu lassen, und nahm es diesmal
wirklich au. Dasselbe fand auch den
die Hände über Kopf zusammen!'
„Halt!" rief da der entrüstete Oberst,
«diese Bewegung möchte ich machen!
In vier Wochen Fortsetzung, für heute
hab« ich genug!
Nur eine Blume.
Es giebt eine Seite im Leben der
Menschheit, deren Grundgedanke, Wnr
zelfaser in jeder Menscheiibrust ruht und
kcit geknickt, gebrochen oder überbrückt
werden. Wir meinen die Achtung vor
dem Eigenthum Anderer!
Es führt uns der Weg a» Getreide
feldern vorüber. Eine cu^c
feie», verklage» wolle». U»d sind wir
es nicht? Haben wir nicht Diebstahl an
fremdem Eigenthum begangen? Wür-
lind was hier dein Acker, der Wiese
geschehen-wird nicht Achiiliches, Glei
ches i» Privat- und ösfeiitliche» Gärte»
verübt? Hier wird eine Rose gebrochen,
dort eine Nelke gepflückt, indeß das Kind
sich heimlich z» den Stachel- und Johan
nisbeeren schleicht! Die Sträucher sind
so voll— und der Rosen blühe» so viele
im Garten! Was kann eine Rose
ausmache»! Und doch war dieselbe
vielleicht des Besitzers besondere Freude.
Dcr Strauch,den cr selbst groß gezogen,
ech! gemacht hat die erste Blüthe zu
seiner Freude getrieben. Laune, Ge.
dankenlosigkeit hat ihn, dieselbe in
Schmer; und llnmuth verwandelt. König
Friedrich Wilhelm 111. von Prenße»,
de», eine Freude derart zerstört wurde,
rief, als man ihm den Thäter zurßestra
fung nennen wollte: nicht wisse», nicht
wissen! Der Mann könnte einst Gna
dengesuch einreichen uud ich es ab
schlage», so mir der Mann bekannt!
Kann und wird jeder solche Großimith
übe»? Und was sind alle diese klei
nen Beraubungen anderes alsDicbstähle?
se» zur Ruhe bringen: es ist ja nur eine
Blume! Gewiß! es ist bei dein Kinde
hcnte eine Blume, morgen sind's einige
Birne und so sort. Es sieht's ja Nie
mand. Der Volksmund sagt : Gestohle
nes Brod schmeckt süß. Und aus
dcr kleine» Diebin ist ein großer Dieb
erwachse»; abgesehen davon, daß eine
Blnme, nutzlos gepflückt nnd zerstört, den
Schmetterlingsstanb des Gesühls des
Herzens zugleich mit vernichtet.
Und giebt es solcher Kleinigkeiten nicht
viele, die dem Anschein nach gering
und doch die erste Sprosse zur Uiigesctz
inäßigkcit, zur Sunde sind ? Man findet
da und dort einen fremden ossenen Brief
nnd hält es für erlaubt, für hübfch,
die Neugier zu befriedigen und - ihn
Post und des Staates gewahrt wird.
Man findet auf der Straße, im Hause —
hier oder dort eine kaum des Nennens
Erziehung.)
Ueber einen merkwürdigen
„Unfall"
i» dcr Ausstellung für Unfallverhütung
in Berlin bringt die „Officiclle Ansst.-
einen launigen Bericht: An der
—nennen wir ihn „Müller" —eben mit
dem Einpacken beschäftigt war, erschien
plötzlich ein schlicht, aber würdig aus
sehender Herr. Der wcißbemützte Aus
seher bedeutete ihm, daß diese Abtheilung
bereits geschlossen sei. „Ich weiß wohl",
verfehle der schlicht, aber würdig aus
sehende Herr, „doch ich gehöre mit dazu
und muß Herr» Müller spreche»!" So
trat er ei», langsam durch die chaotischen
Trümmer sich durchwindend, »nd redete
den eifrig beschäftigten Aussteller an:
„Das sind wirklich schöne und praktische
bei dein ofseiibaren Sachkenner gesunden
hatten; dcr mußte ganz eiilschiede» ein
Mitglied dcr Jury sein, sonst hätie er ja
auch garnicht mehr Zutritt zu dem Saale
gehabt. „Wirklich, sehr praktisch," fuhr
dcr Fremde fort, indem er die i^egen
„Wunderbar, daß Sie keine Auszeich
iittng erhalte» habe», die Sache» hatte»
es wohl verdient!" „Nicht wahr?"
meinte Herr Müller, „sehen Sie diese >
zlifammenlegbarc Bettstelle, diesen Tisch, !
alles zusaiumcnlcgbar, für bequemen
Transport berechnet!" lind er demon
strirte die Borzüge der Bettstelle weiter.
Dcr große Unbekanni- versolgie diese
ja cr bückte sich sogar nieder, um alles
näher zu betrachten. Plötzlich holte cr
mit dcr Hand ans, und patsch, patsch!
wollte cr die Festigkeit der Coustrlic
tion prüfen? cr schlug mchrmats an
die Seilcnwand der Bettstelle. Aber es
blieben von diesem Schlage nur allzu
deutliche Spuren zurück: mehrere nied
liche, runde blaue Dingerchen mit Adler
und Inschrift, im gewöhnlichen Leben
Siegel geheißen! „Ich bin dcr Ge
richtsvollzieher T. uud habe von Her,»
de» Auftrag, die Sache» z» pfän
wie seine zusaiumenklappburc Bettstelle.
Wer hätte es gedacht, daß selbst i» diese,
der Hliinaiiität geweihte» Räume dcr
uuerbittlichc «cherge der Gerechtigkeit
eindriiizen würde! Gab es hier denn
gar keine „llnsallvcrhütung" ? Und wie
seltsam wird sich Ii»» noch in dcr jiosten
rechnnng ciii Postc» ausuehinen, welcher
lautet: „Eintrittskarte in die Ausstel
lung für den Gerichtsvollzieher —ü»
Pscnnigc."
An«» dem Leven cineS Professors.
Mit dem Hinscheiden Professor Gustav
Wenzel scheidet eine der eigeiiartigste»
Gestalten ans den Hallen dcr Budapester
wiiter. Wer ihn jemals im
Lehrsaal gesehen »nd gehört, wer seine
klassischen Aussprüche, seine drolligen
Zurechtweisungen, seine »iiverwüstliche»
Anekdoten kenne» gelernt hat, dein
so schreibt der „P. L." wird der „alte
Wenzel" bleibe». Wenn
erscholl: „Der Alte wird Katalog le
predigt über sie, welche in manchen
Stücke» a» die klassische» Muster des
Abraham a Santa Elara gemahnte.
schweigend weiter.
Yrlel'ntß eines lsutl>usiaste»i.
Von einem in Wie» weilenden Frein-
Angclockl durch den Ruhm einer hiesige»
junge» Künstlerin, deren Erscheinung
mir als die Verkörperung einer vollende
te» Tochter Thaliens im Geiste vor
schwebte, betrat ich am Abend nach mei
ner Ankunst in Wien das Theater, wo
die holde Künstlerin zn einem der auser
wähltestcn Lieblinge des streng kritischen
Publikums zählt Und sie erschien.
Nach wenigen Minnten schon war ich
ihr Gefangener. Stimme, Erscheinung,
Angenausschlag, die kleinen Füßchcn
das Alles bezauberie mich, nnd ich war
ganz Auge und ganz Ohr, so lange sie,
die Göttliche, aus der Bühne stand, lind
wie ich applandirte! Die Leute müssen
mich rein sür einen bezahlten Pärket-
Elagucur angesehen haben!.... Die
Vorstellling war zn Ende, das Publikum
zerstreute sich und ging »ach Hanse.
Nur ich hatte »och nicht genug von
meiner Begeisterung; ich wollte die rei
zende Künstlerin nur noch eininal, ein
einziges Mal sehen und postirte mich ne
ben dem gcschlossenen Wagen, der sie
in ihr gewiß reizendes Heu» bringe»
sollte. Ich wartete etwa zehn Minuten
im kalten Nachtwinde, dcr mächtig durch
die Straße» fegte ; sie aber kam nicht und
kein Thealcrdiencr vermochte mir zu sa
scher; der sagte mir i» halbschläscrigcm
Tone, daß seine schöne Paffagicri» gar
lauge brauche, ehe sie das Theater ver
' lasse, daß sie aber immer direkt in ihre
Wohnung in dcr .... N.-Str. Nro. ~
sahre. Rasch »lachte ich mich aus die
Wanderung in die mit einem prächti
gen ASphaltpslastcr ausgestattete Straße,
wo ich vor dem Wohnhause der Holden
stehen blieb. Hier mußte, konnte ich sie
ja sehen, wenn sie den Wagen verläßt,
um zu treten. Horch, da
Aber siehe da! Etwa drei Häuser ror
dem Wohuhause der Künstlerin hält der
Wagen wie mit einem Ruck still. Der
Kutscher schlägt wüthend aus das rechte
Pferd los, doch dieses bäumt sich und ist
nicht von der Stelle weiter zu bringe«.
Das gute Thier hatte nämlich vor dem '
Asphalt, diese», Straßeilparkctt, Angst
bekommen und ivollte nicht weiter. Mein
Gott, dachte ich, giebt es doch auch
Menschen, die sich vor einem Salon- j
Parkett fürchten, warum sollte sich nicht
auch einmal ein Pferd vor dein Straßen
parkct fürchten! Da plötzlich fliegt'
Viech fürchict!" Und wie sie diese
Worte sprach! Mit derselbe» holden,
kluiigvolleii Stimme, mit demselben
dem Helden des Stückes ci»c Siundc zu
vor auf der Bühne zugerufen hatte:
„Du bist mir llutrcu geworden, Du
liebst mich nicht mehr, ich hasse Dich auf
ewig!" Doch dieses „Viech" mit,,ch'
»nd dieser „Esel" mit dreifach gedehntem
cher Ausdruck "incincr Seclenstiininung.
Die reizcndc Künstlerin aber huschte auf
ihren Elseiisüßchcii an mir vorbei »nd
verschwand in der Einfahrt ihres Hauses,
mich, ihren seicrnden Enthusiasten, dem
Kummer meiner Enttäuschung überlas
send. Tanmeli.d zog ich weiter und er
jener Nacht in geduldigem Pilsener Bier.
Heilte aber schrieb ich Ihne» diesen Brief
im Kater dcr Enttäuschung. Das
„Viech" mit „ch" will mir nicht aus dem
Gedächtniß.
I. F. «sooper al» <S»fangc«er.
Kürzlich waren es hundert Jahre, daß
dcr amerikanische RomanschriftslcUer
James Feliiinore Cooper, der
bekannte Versasser der Lcdcrstrumpfer
zählttiigen, in Burlington, New Jersey,
das Licht der Welt erblickte. Aus seinem
späteren Leben, das er meist au den wal
digen Usern des Otsego-Sees verbrachte,
wo auch d r Schauplatz seiner „Ansiedler
an den Quellen des Suequehaua" und
anderer Romane zu finden ist, dürfte bei
diese», Eri»»eru»gstag eines Vorfalls
gedacht werden, dcr wenig bekannt fein
dürfte. Dcr Novellist besuchte im Jahre
Europa, wo er längere Jahre v-r-
Forschen in den entsetzlich senchtcn Räu
men erinnerte ihn dcr zur Rcige gehende
Docht der Lampe, daß cr wohl lange,
und rief er beunruhigt nach dem Führer,
aber vergebens. Er suchte an dcr schwe-
Eiscnihürc sich durch hcjligcs^Klop-
Lampe sah er nach der Uhr und bemerkte,
daß er bereits ti Stunden da unten war.
Was blieb ihn» übrig, als sich darauf ge
faßt zu machen, die Nacht hier zu ver
weilen? Tappend suchte er »ach einer
jener hölzernen Lagerstätten, die z»n.
Gebrauche der Gesangeiien vorhanden
waren, um sich daraus niederzulassen.
Hier brachte er selbstverständlich eine
schlaslose Nacht zu. Wohl zwanzig Male
tapple cr wieder zu dcr Eingangspforte,
die er aber ebensowenig durchdiingc»
le», Suche» gelangte er endlich an eine
mannshohe Öefsniing, die »eben dem
Marmorsitze angebracht war, ans dcr
einst die Sbirrcn jene Schlachtopfer nie
dersetzen ließen, deren sich der Rath der
Zehn durch Erdrosselung i», Geheimen
Orfauo versenkt zu werden. Seinen
Arm durch die Oeffnnug steckend, be
merkte Eooper, daß dieselbe verschiebbar
war, »nd irgend eine Verbindung ah
still blieb. Der Ansregnng und Er
schöpsuiig hingegeben, verfiel er in einem
Zustand körperlicher »nd geistiger Ab
spannung. Glücklicher Weise jedoch er
schien eine Anzahl mit Fackeln versehener
Leute, welche den Dichter auf dem ent
setzlichen Marmorstuhl sitzend fanden
nnd denselben, dcr beinahe vicrundzwan
zig Stuudcu gefastet hatte, ans Licht
brachten.
Einen für den Kläger
unciwarleteii Ausgang nahm eine Pri
vatklagc zwischen zwei Aerzten, welche
jüngst vor dcr IVO. Abtheilung des
Schöffengerichts in Berlin zur Verhand
lung gelangte. Dcr praktische Arzt Dr.
Friedrich R. hatte gegen feinen Beruss
genossen Dr. Richard Sch. den Klage
weg beschritte», weil dieser ihn mit Be
zug aus feine Berufsthätigkeit beleidigt
haben sollte, indem er behauptete, das;
Dr. R. durch eine verordnete Einreibung
herbeigeführt habe. Dr. R. strengte die
Klage an, aber Dr. Sch. erhob Wider
klage, weil der Kläger behauptet habe,
daß die Aeußerung des Dr. Sch. auf
Brotneid beruhe und Sch. ein Pfuscher
sei. Durch die Beweisaufnahme liielt
der Gerichtshof die vorerwähnten Be
hauptungen »ach beiden Richtungen hin
für erwiesen, sprach aber de» Beklagte»
frei, weil diesem der Schutz des Z; 13»
des St.-G.-8., Wahrnehmung berech
tigter Interessen, zu Gute komme. Da
gegen müsse der Kläger wegen des belei
digenden Ausdrucks „Pfuscher" bestraft
werden, uud sei hierfür auf eine Geld
strafe von SV Mark, event. S Tage Haft,
erkannt worden. Die Kosten fallen dem
Kläger zur Last.
Lntro vou«. Was halten Sie
von unserem Jnipector? Herr Kol
lege, er ist der größte Esel unter uns