Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 03, 1889, Page 6, Image 6

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    k
Vom Wrln.
Rauenihal klangvolle Nuhmcsiiame»
des NheingmlS! Mit dein traulichste»
Kneipncst am ganzen Nheinstroi» be
derwalds, liegt das betriebsame Städt
chen Rüdeshcim, aus dem die Zahnrad
bahn zum Denkmal emporsteigt. Rings
umher erheben die Weinberge ihre Häu
pter, die edlen Rüdesheimer Berge. Der
Boden ist der köstlichste, den der Wein
bauer sich wünscht, alter, verwitterter
Schiefer, in den die Sonne mit ihrer
ganzen Kraft zu dringen vermag. Das
ist der beste Grund für den Weinbau.
Dort, wo der Bode» schwer und fest und
erst wcnii; durch Dünger kultivirt und
durchwärmt ist, da ist's weniger gut Hau
sen. Dort wachsen die ganz jchwere»
Weine, denn die Schwere des Bodens
bedingt die Schwere des Saftes, wie die
Fettigkeit die Süße nnd Süffigkeit be
dingt. Auf den ansgedehnten Rüdeshei
mer Bergen gibt es natürlich auch Lagen
von verschiedenem Werth. Wodurch der
Werth eines Weinberges eigentlich be
darüber sind weder die Theoretiker, noch
die Praktiker sich bisher so recht einig ge
worden. Gute Lage mitten im Sonnen
brand, gnter Boden, gnte Pflege, das
sind so die ersten Bedingungen. Aber
bau eins: dreizehn gnte Monate in jedem
Jayr das ist die Hauplbedi»guug!
Am Rüdesheimer Berg ist die Ober
feldslage sehr bevorzugt. Die scheidet
sich dann wieder in „Hinterhaus",
„Rottland" und „Engerweg", drei höchst
fürtrcffliche Bezirke. Berühmt ist die
sogenannte Orlennstraube. Der Nü-
Unter de» Hallen des Schlosses, da
iM'tt't sich l, och uud breit der stattliche
nicht zur Gelehrsamkeit bekehre» inZ
gen.
I» feiiier Jsolirtheit u»d Abgeschlos
senheit ist dem Johanuisberg der b«-
uud Eisterzieiifcr haben hier nach einan
der im Gebet das Heil und im Weine
die Wahrheit gesucht. Sie haben zuerst
Das war im Bauernkriege, im tollen
Jahre IS-2S, als die Bauern vor's
»loster zogen und nun auch einmal sau
inag. solle» die Aufrührerischen
draußen vor dem Kloster auf der Wach
holder Haide ein großes Gelage veran
staltet uud »0 Slückfaß Wein ausge
trunken haben. O, über dies gott
vergeßue, heillose Baueruvolk!
Die Mönche haben nun das schöne,
weindnftige Kloster auch schon längst
verlassen müssen. Im Jahre I«0!I ward
das Kloster aufgehobeu, und jetzt hat
!>ort die Domäne ihre Lager und Ver-
>e a nes i )l >d herrlicher
di« Schlitzen sind an der Arbeit, uns
schon jrht hört man si« in den Berge»
knallrn, um das freche Volk der Staare
z» »erjage», das leider auch zudeuWein
kennern gehört. Im Rhemga» giebt es
keine Berufs-, fouderu nurEbrcnjchützi»
Schütze», deren Thätigkeit als ein
Ehrenamt betrachtet wird. Sie sind die
Einzigen, welche von den Behörden Er
lanbnißkarten zum Betreten der Berge
erhalten.
in welcher nicht weniger als"lvtl Stück ö
1200 Liter lagern.
die baieiiiche Pfalz dein junge» König
Ludwig 11. zwei Faß als Hochzeitsge
schenk senden wollte, und das dnuu, als
werden mußte und nach Hattenheim kam.
Da lagert das Beste, was Nauenthal,
über acht Meter hohe Riescnfaß, daß das
gute Maß von 64,0V9Nheinweinflaschen
enthält uud bis zum Rand gefüllt ist.
Es wurde aus dem vortreffliche» Holze,
das f. Z. auf der Wiener Weltausstel
lung prümiirt wurde, gefertigt uud ist
nicht nur das grösste Faß am Rhein, son
dern wohl das größte gefüllte Weinfaß
der Welt. Denn das berühmte Heidel
berger Faß, das übrigens »ur um ein
seil. Am L 2. August I«7>! lauslcu bei
Gelegenheit des in Wiesbaden tagenden
und in Hattenheim trinkende» XI. deut
schte» Jouruaiistenlage« Emil NMers-
Anch müssen alle Einwirkungen der
Temperatur von außen her ferngehalten
werden; deshalb versperrt man die Feu
räuineu mit Buschwerk, das die Sonnen
strahlen abwehrt. Vor Allem braucht
aber der Gkhrkcller eine einheitliche,
lii Grad. Wir» es im zu
Kelter werden sie sodann abgepreßt, und
der erzielte Sast stießt durch Schläuche
iu die Fässer, i» denen er der Gähruug
überlasse» bleibt. Etwa im Februar er
folgt der erste Abstich eine llmfülluiig
i» andere Fässer, um die Hefe, die sich
im Laufe der Monate auf den Boden ge
setzt hat, ans dem Wein zu entfernen.
Das ist so in kurzen Züge» das Verfah
daiiii ist d.is Verfahren nicht so einfach
gewesen. Dan» hat es noch mehr Mühe,
noch mehr Schweiß gekostet, aber da»»
hat auch der Lobn nicht gefehlt. Auslesen
giebt es nur in den gute» Jahren. Der
von wiederum sehr verschiedenem Werth.
Er wählt zunächst in seine» Berge» die
hoch«eisen, gelben Trauben aus; es sind
das diejenigen, die »ach der Soniieiiseite
zu hängen uud die begünstigter sind als
die rückwärts hängenden Beeren. Sie
sind schon recht zuckerhaltig und gebe»
einen sehr boliquetreichc», feinen Wein.
Aber in ganz gute» Jahren erzielt innu
noch bessere Auslesen. Da wartet mau,
bis die Beere eine Ucberreife erreicht hat,
aus, die ganz süß sind, inid in deren an
gefanller Hülle das köstlichste Bonguet
sich birgt. Nur in fortgesetzt heißem
und zugleich scuchlcm Wetter erreicht die
wachs, das je dnrch eine dnrstige
kerkehle geflossen ist! Süß und schmei-j
chelnd, nicht zu scharf, noch zu schwer,
mit einem Duft, der die Fülle der Frucht
den brcitbchäbigen,
steilen Raueuthaler Berge». Er mich
den nüchternsten Menschen zum Poeten
zu stillen. Denn dann mnßte die ge
summte Menschheit selig werden.
SefShtltche Verthetviguna.
Ein Bildhauer aus Genua war im
Jahre 177 S nach Venedig berusen wor
den, um dort in einer Kirche einige schad
hafte Bildsäulen auszubessern und durch
einige neue zn verschönern. Während
seiner Arbeit traten zwei Franzosen in
die Kirche. Nachdem sie sich mit dem
Bildhauer in ei» Gespräch, seine Kunst
betreffend, eingelassen und jeine Arbeite»
bewundert hatten, lenkten sie das Ge
spräch auf die venetianifche Regiernngs
form und äußerten sich unuinwundeu
über den Senat der damaligen Republik.
Der Genuese, weit entfernt, in ihren
sarkastischen Tadel einzustimmen, suchte
vielmehr de» Vertheidiger des Senats
nnd der Verfassung Venedigs herauszu
kehren, doch eben nicht mit dem beste»
Ersolge.
De» nächstfolgenden Tag wurde der
Genuese vor die Staats-Jnquisiiion ge
laden und stellte sich, obgleich er sich kei
ner Schuld bewußt war, doch mit Furcht
und Zittern. Beim Eintritt in den Ver
sammlungssaal legte man ihm sogleich
die Frage vor, die Franzosen
sichtigen.
„Werdet Ihr sie wohl wieder erken
nen?" fuhr man fort.
„Haben sie nicht mit Euch über di«
Regicruiigsforiit der Republik gespro
chen?"
„Das kann ich nicht bestreiten, aber
ich kanii es init feierlichen^^«
kalter Todesschauer überlief ihn bei die
sem schrecklichen Anblick, er glaubte, auch
seine Todesstunde habe geschlagen.
Nach einer halbe» Stunde, die dei
Künstler in der peinlichsten Todesfurcht
zugebracht hatte, wurde er wieder vor die
Schranken des Jnquisitionsgerichts ge
führt. Der Präsident desselben empfing
Befehl der Mann;
wefen leiten ließ. Wie das häusig zu ge
schehen pflegt, lebte auch diese Wirth
schaften» der angenehmen Hoffnung,
wirth Hochzeit." Die enttäuschte Wirth-
Bilder aus der Pariser Welt«
Ausstellung.
Die Esplauade des Invalides bietet
eine Fülle von Anregungen, welche man
in der Pariser Press« dnrch den nicht
ganz zutreffenden Ausdruck „erotische" zu
bezeichnen liebt. Doch begnügen wir
ä'allvm-il«! führen würde, fodaß wir
schließlich aus dem fehlerhaften Eirkel
trübender wäre, als es schon ohnehin
nicht leicht ist, sich in diesem Gewimmcl
von Arabern, Mongolen, Malaien, Pa
riser Abgeordneten, Ministern und
andern Asrikancrn zurechzu sindeii.
tung, der Bühne, der Jnsceuiruiig und
des Schauspiels suchte ich wie es nun
einmal in der Mensch iiiiatur liegt, welche
eines Maßstabs zur Beurtheilung von
Niegeschenem lchwer zu entarten vermag
da zogen denn die urspüngliche Shake
fpeare-Bühue, Bayreuth, die Lear-Auf
sührungeu i» München und das Kauder
welsch unserer i» mehreren Sprachen ge
sungene» italienischen Oper» vor meinem
geistigen Auge in rascher Reihenfolge
vorüber. Es bedarf nicht der Versiche
rung, daß wohl kaum ein einziger Zu
schauer der auamitischcn Sprache mächtig
ist. Aber, wie gesagt, kn Tert der ita
lienischen Opern verstehen in Deutsch
land anch weuige
Publicum eingenommen, das sich aber—
zu seiner Ehre sei es gesagt durchaus
ruhig verhält. Darüber ein Rundgang,
lich nicht nur auf das Spiel, soiidei»
finden sich auch in der oft prächtigen
Tracht dein einzigen Lnrns, de» sich
die anainitijche Bühne gestaltet —, auch
in der Maske, in der Sprache, in den
teil, wie man bei uns sagen würde, er
kennt man schou an der Schminke. Ein
verrälhcrischer Mandarine b>'ilpielsivelsc
Dialog in nnserin Sinne gibt es nicht,
und es ist daher nicht leicht, das zu dest
niren, was sich auf der Bühne abspielt.
Ich komme der Wahrkcit noch am näch
sten, wenn ich es als ein stummes Spiel
kennzeichne, daß dnrch beständige Rufe,
die theilweise wvbl nur sinnbildliche Be
deutung behufs Charakteristik des OrteS
liaben, und durch eine fortgesetzte Orche
steriniHk uutcrbrocheu und erläutert
wird.
Das ist gewiß minder »iinatürlich als
der Aufenthalt der vornehiiieu Welt auf
der Bühne, wie es in der vorniolicrescheu
Zeit durchaus üblich war. Dem ana
,iiitischen Orchester gegenüber, ans der
Sender Bühne, sitzt der
samt', sein Mißfallen oder seine Zufrie
denheit ausdrückt. Sei» Stück ist näm
lich ei» Gerippe, nur Art von
uud man versteht n»n die oben
geschilderte regulirende Thätigkeit des
Dichters. Wir habe» es hier also mit
einer Zusammenarbeit zu thu», welche
nicht so sehr an die iu Paris so übliche
in welcher die Auamite» ihren Prospect
malen, der meist die schönsten Auftritte
aus ihren Zugstücken schildert und also
znr Handlung des Stückes keine Bezie
hungen ha». Zn dieser Art Arbeit gehö
ren nämlich drei Kräfte. Der erst- malt
den Entwurf mit schwarzer Kohle, drr
zweite gibt diesem mit schwarzer Tusche
erst Leben und Ausdruck, die Umrisse hiec
und da schärfer hervorhebend, ausfüh
rend. Zuletzt aber kommt der Maler,
den leuchtende» Inhalt seiner Farben
töpfe einen nach dem andern auf die weite
Palastes, der sich n»r sür die Eorueille
sche Einheit des OrteS schickt, und statt
des unschöne» Zettels andere Mittel ge
k»»ft durch Fanfaren angekündigt wird.
Glücklicherweise besitzt Ly-Tieng Vnong,
so heißt nnser königlicher Held, auch drei
PersisAc Kochkunst.
Der Schah von Persicn hat auf seinen
I^ei fen Gelegenheit gehabt^ und^i^enoi^i-
sie», bei den reichen sowohl wie bei den
ärmeren Classen, der Reis die Unterlage
aller Kochkunst; der persische Koch ist
unerreicht in der Kunst des Würzens die
ser einfachen Speise. Das Fleisch des
Rindes, Kalbes nnd Schweines ist un
bekannt in Persic», und Hammelfleisch
allein der Punkt, um den sich die persi
sche Küche dreht, welches sie aber trotzdem
zu den schmackhaftesten Gerichten zu be
iluden versteht. Ans die Tische der Ari
stokraten allein gelangen auch die ein
köstliches Gericht bildenden zwei bis drei
Wochen alten und sorgfältig mit Dat
teln, Mandeln und Trauben gefüllten
Lämmchcn. Der Perser ißt das Fleisch
am liebsten gesotten. Die persischen
Hammel zeichne» sich dnrch einen beson
deren start entwickelten Schweis ans,
der, bis zu sechs Kilo ichwer, ein vorzüg
liches Fett liefert. Dasselbe wird mit
zerlassener Butter gemengt und gesalzen
in Ledersäcken aufbewahrt. Die persi
schen Hühner sind klein, zart und gleich
nur snr die Tafel
sind, iverde» auch sehr geschätzt. Das
persische Wildpret beschränkt sich auf
Wachteln und Rebhühner. Ein gleich
falls sehr geschätztes Gericht ist der wilde
Esel, der ehemals zu Pferde verfolgt und
mit Pfeilen erlegt wurde, gegenwärtig
im Weste» aber fast
schon ganz vergessene Sport, steht in
Persieu iu vollster Blülhe. Der Hase
ist, als ein „nurcines" Thier, vom Tische
lauschend, die Schlachten-, Jagd- uud
LiebcSlieder spielt. Räch dein Mahle
bringen die roth gekleideten Diener die
Neuer Lehrsatz.
.Uinütz ist Vieles iu der Welt,
che» nicht?
—Ei » st nnd Jetzt. Früher
war mancher Handwerker ein Künstler,
und jetzt ist mancher Künstler ein Hand-
Krüher lobte das Werk den Meister
heutzutage lobt der Meister dasWert.