Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 26, 1873, Page 1, Image 1

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    Hcrimton Nockcndlutt
9. Jahrgang
Dr. F. Bodeman,
Lindtn Straße,
zwischen der Pcnn und Franklin Avenue.
Officc- Stunden, Morgens von B—S
Nachmittags „ 3—b
Abends „ 8—
In Abwlsenhcit wird gebeten, Nachricht zu hin
lassen. 7mz7
Dr. Jakob Dötsch,
Iyt, wandayt und Geburtshelfer.
Off< ce: an Cedarftraße, ziveitcS HauS von
William Zicglcr'S G-schäftSlokal, 11. Ward,
t2s Scranton, Pa. 72
Deutsche Apotheke,
»18 Lackawanna Avenue,
ebcn Handlry'S Mcrchant« u. Mechanik« Bank.
9apB H. F. Lobcck. u
(ü. L. Lüütteoäkii,
DentscheApotheke.
3IK Lackwanna Avenue.
Dr. C. H. Fischer,
Arzt und Wundarzt,
Angen- nnd Chren - Krankheiten
ird Aufmerksamkeit gewidmet. Eon
vltirt und englisch. Office über Ma
b'V« Apotheke, Lacka. Avenue. 29f72
können fich vertrauensvoll an ihn
, >n.
,>e oberhalb MathewS Apothcke. liog
Dr. S. W. Ruch,
hat seine Office verlegt nach der
Boke von 6c
Kann in deutscher und englischer Sprache kon-
Officestunden: 8 bis 9 Vormittags.
12 „ 2 Nachmittags.
7 „ «Abends.
Theo. -Hoschke,
?»a n » s
Limmer No. i, Zeidler'S Block, Scranton, er
theilt Mufik-llnterricht in und außerdem Hause.
N teil d M fikal e 112 Sch l r ob'r^G
zvr ix ,
°Ze'idie"s
Etablirt in 1855.
G. A. St I. F. Füller L 5 Co..
'G r o e e r i e s,
Thee, Kaffee, Reis, Zucker, MolasseS, Mehl,
Tada», Fischen, Schinken, Käst, Butter und Eicr,
tW Lackaivawamia Avenue, >!cke der
Chas. Dupont Breit,
Advokat und Sachwalter,
Käufer nnd Verkäufer von Grundcigcnthum und
Agent fiir den Verkauf von Lotten des alten
„Siocum-EigenthumS."
Ferner AgrM für d» Lycoming Count» Mutual
SM.Ais,. °'i'tse
mäßigen Preiien versichern und ist pünktlich in
Bezahlung aller eyrtichen Ansprüche.
Office in «sanderson u. Io.S Gebäude, gegen-
Kber dem Wyoming Hau«, Scranton. tkjrB
Alez. <Hay,
Store, «elcher alle^dorten von
sowie Tapeten und Borden enthält, zu den
billigsten Preisen. 7m,72
Charles Fischer
Groeerien nnd Provision««,
Mehl Früchte,
Zucker, Kaffee, Thee u. f. w. Da« deutsche Pu
likuin ist eingeladen, uns mit seiner Kundschaft
este Waare zu dem billigsten Preise verkaufen,
lnda Charles Fischer.
Hauer Lt Wanke,
Grocerteen und Provisionen,
Mainstraße, Hyde Park.
verehrten deutschen Pudlikum die erge
laffen!' H t
Jakob Hauer. I Friedrich Wanke.
«vt.,
SZa«7-, «ha». Better.
In Owen s Atelier wird deutsch
gesprochen!
Owen s Gallerte
„Marbl Block,"
224 LackaWanna Avenue.
S e r a n t o n, H ».
Neuen zweite»Slattvnalßank.
Die beste Gallerte
im nördlichen Pennsylvanien.
Bildes
Bildern von Kindern
wird
Spezielle Aufmerksamkeit
geschenkt und bin ich stets erfolgreich.
Zum Eopiren gebrauche ich die berühmte
,Globe Linse," benutzt in der Ver. St. Küsten-
Vermessung, da sie mathematisch genau vergrö
ßert.
von Abenden, oder koptrt und
3f70 I. G. Ow en, Photographist.
Oesen! Oesen!
.
23agoda
-HenryJ. Zieqler,
Nachfolger von Geo. Pfeffer, Cedarstraße,
NeLstouc Hotel,
lichst' »mi 72 NU p^Sch ne
John Wertba»»er,
plumlier und Gas Filter,
die beste Arbeit. Röhren, Hahnen
stets vorräthig. 2n7l
Collektions -Okkce.
Einem längst gefühlten Bedürfniß entsprechend,
eröffne ich mit heutigen Datum eine EollektionS-
Office und empfehle mich der Gunst solcher Ge
schäftsleute, die nicht Zeit haben, ihre Außen
stände selbst einzukassiren.
Ferner besorge ich schriftliche Arbeiten, wie z.
B. die Ausfertigung von Mietbs-Contrakten,
Noten u. s. w. und werde stets die sichersten
Formulare und Stcucrstcmpel vorräthig halten
und jede Auskunft bereitwillig ertheilen.
Referenzen stehen zu Diensten.
ll.Sch reifes, Wvoming Avenue,
Fußbekleidung!
Der Unterzeichnete bat einigen Wochen in
seinem Gebäude an Cedarstraße, I Ite Ward, ein
Aticfrl- und Schoh-Wcschäst
eröffnet, worauf er die Aufmerksamkeit des ver
ehrten Publikums lenkt. Fertige Waaren jedei
Art für Männer, grauen und Kinder Halle ich
stets in großer Auswahl vorräthig und verkauf«
zu so billigen Preisen, als irgend ein ähnliches
Geschäft der Stadt. Geneigtem Zuspruch siehj
entgegen. (7d71) Jakob Schimpfs.
Luther K Blatter,
Deutsche Wirthschaft,
Cigarren Geschäft
Kau- und Schnupftaback, Pfeifen
u. s. w. 27ap7l
Heinrich Sechst,
Eurcka Seife und Lichte! Fabrik,
Itocum's Fiats, Scranton, Pa.
Empfehlen ihre Seife und Lichter, vom besten
Material fabrizirt und zu den billigsten Preisen,
Seife und Lichter im Großen und Kleinen von
bester Qualität. Uxschlitt und Fett werden in
Marktpreise baar bezahlt. Beste
wird fortwährend daselbst fabrizirt. 22f
WilhelmTellHaus
207 Penn Avenue, Scranton Pa.
Wilhelm Hensel, Eigenthümer.
lndem Unterzeichneter die Uebernahme obiger
daß er sich bestreben wirB, seine Gäst/st^/re^
Zu zahlreichem Zuspruch ladet «in
(lbp9) Sm. Hensel.
Peter Creter,
Restanration,
. Z2Z Scranlo«.
aetß-ade,«, Ersrischuvjku ' Äs?.
Scranton. Luzerne Connty, Pa.. Donnerstag den 26. Juni 1873.
Gräber S 5 Bürger,
Union
Restauration und Salon,
Die Restauration wird stets mit den fcinsitn
lkjr? > M r ä b e r u. B u r g e r.
Garney, Tripp Lt Co.,
Gchnnpf-, Ranch- nnd Kau'
Pfeifen,c.
308 Lackawanna Avenue.
Deutsch wird von Hrn. John S. Schort
Gastbans zum
„Frohen Sinn"
Anton Ivos,
Mainstraße, Hyde Park.
habei/ist! 9mz7l/
Auch empfehle ich mich, wie bisher, zur Anfer
tigung von Stiefeln und Schuhen jeder Art.
D
alle Arten Wollenwaaren,
Bücher, S p i e l w a a r e n u. f. t»>,
lBap7 2te Thüre »o« To»rthaufe.
Mrs. C Schrei fer,
Putzmacherin,
hat ihr Geschäft nach der Wyoming Avenue,
zweitcs HauS von der Office de» „Wochenblatt,"
verlegt und ladet ihre früheren Kunden und das
lbk72 MrS. <!. Schrciser.
dco Untcrzcich
mich bedienen.
I!. Schleifer.
Möbeln! Möbeln!
Griefier L 5 Co.,
SVK Lackawanna Ave., nahe Washington Ave.,
zeigen hiermit dem deutschen Publikum an, daß
sie ihr Geschäft nach ihrem eignen neuen Gebäude
nächste Thme^von^ ihrem früheren Platze^verlegt
Sttants?,Ä/g"cb?."
I. Ä. Ä. Lurschcl.
Empfiehlt bekanntes Bier
Dunmore, l. Juli 1871. da
George Saum,
Cinpcnttt und Vau-Uütcmehmel,
empfiehlt sich zur Herstellung von Neubauten und
besorgt Reparaturen jeder Art gut und pünktlich.
Aufträge nebmen entgegen T. Brinkerhoff. Ar
chitckt, im Erchange Block, und George Wabl,
Barbier, in I. Zeidler'S Basement. llap?2
Neues
Etablissement.
Die Unterzeichneten machen die deutschen Ei». .
wohner von Scranton und Umgegend aufmerk
sam auf ihr neue«
Kleider-Geschäft,
tn I. Zetdler'S Gebäude.
und garantircn die beste und billigste Bedienung !
und den exaktesten Schnitt in der Stadt. I
Ihr Deutsche, überzeugt euch und sprecht vor,
so «erdet ihr befriedigt «erden.
Zahlreichem Zuspruch sehen achtungsvoll ent
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vimxellio? ck SelmeMv?,
207 Lackawanna Avenue, 207
Zeidler'S Block.
Scranton, 2S. April t 869.
Der Unterzeichnete empfiehlt sich zu Malereien
in jedem Fache, und garantirt die pünktlichste
22ag " derAUe.
Menzel s Hotel,
Bower», Ecke Bavard St.,
Ne« .ZIo r k.
Diese« wohlbekannte im «Zentrum der Stadt
gelegene Hotel ist allen Reisenden und Freunden
bestens empfohlen. Shas. Menzel,
lbf72 Prop.
früher „Union Restaurant." Scranton, Pa.
Os- - Karten.
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Office in No. li) 9 Penn Avenue,
2jlB Scranton, Pa. lj
Peter Creter,
HauS-, Schild-,
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William Deckelniek,
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/rezco-, und SchUd-M^aler^
Geo. S. Horn,
Advokat und öffentlicher Notar,
Office No. 502 Lackawanna Avenue,
nächste Thüre zu Altermavn WatreS Office.
W. t bs o n JoneS»
RechtS-Anwalt.
ÜOI7BL,
gegenüber dem Eisenbahn-Depot, Seranton, Pa.
Victor Koch, Eigenthümer.
Wird nach europäischem Plane geführt.
A. C. Konarson»
deutscher Nhrmacher Sk Juwelier.
Wyoming Ave. gegenüber dem Wyoming Haus,
Scranton, II). Jan. IBKK ba
E. Merristeld,
Advokat und Sachwalter,
Seranton, Pa.
Office in Pauli'S Block, Lackawanna Ave
nue. !9mzB
»r 8 l» >tl! III»
Jakob Schalk,
Hans- und Sehildmalen, Tapezieren
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Alderstraße, Scranton, Pa. li)ap7Z
„Eagle Hotel",
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David Unger. deutscher Advokat.
Luzerne angrenzenden Sounties eingetrieben.
Office Z 22 Lackawanna Avenue, iiber
Nortons Bücherhandlung. tmt73
Arzt und Geburtshelfer,
Office an Sprucestraße, gegenüber dem Forest
Haus, Wohnung mit Ald. Wake«, an AdamS
Avenue. 27mz73
Drei Tage aus dem Le
ben einer Frau.
Novellettevonluta Berthen.
(Schluß.)
Meine alte Freundin hielt inne sie
hatte das Haupt auf die Hand gestützt und
schien in Erinnerungen verloren, bis ste
endlich wieder anhub:
So waren ste denn verlobt!
Lydia gelang e«, alle Bedenken Volk
mar« hinstchtlich ihrer ungleichen Stel
lung zum Schweigen zu bringen. Sie
sagte ihm, daß ste allein in der WelL stehe,
daß ste in zwei Jahren volljährig sein
würde und ste dann frei und offen ihr
Verhältniß vor der ganzen Welt erklären
könnten.
In einem nur blieb der junge Künstler
fest: sie sollten Inden zwei lahren, welche
er in Italien zu verbringen habe, nicht«
von einander hiren; Lydia sei zu jung,
ste kenne ihr eigene« Herz „och nicht ge
nügend; er wolle nicht, daß fle sich als
an ihn gebunden betrachte. „Hier."
sprach er, al« Lydia endlich in Alle« ge»
willigt hatte, „diesen Veilchenstrauß wol
len wir zur Erinnerung an diese Stunde
ia zwei Hälften theilen; »e»n Sie, liebe
Lydia, zu fühlen glauben, daß Sie mir
das Opfer nicht bringen können, welches
Sie mir heute so großmüthig entgegen
brachten, dann schicken Sie mir diese Blu
men zurück. Kein Wort des Vorwurf«
soll Sie treffen; ohne Bitterkeit und Groll
werde ich mich in mein Schicksal ergeben
und dle Erinnerung an diese süße Stunde
soll der tinzige Balsam für imine Wunde
bleiben. Sind Sie damit einverstan
den?"
„Ich bin «S, Volkmar, wenn auch Sie
mir ein Gleiches versprechen. Und mir ist
gar nicht bange darauf: unsere armen
Veilchen werden kelneßeise antreten, wohl
aber unsere Gedanke», Volkmar! Nicht
wahr, Sie denken manchmal ein klein wt
nig an dltst Stunde? Und an mich?"
fügte sie leiser hinzu.
„So lange ich ltbt und athme!" ant
wortete der junge Künstler.
* « *
Es war Abend geworden, Lydia stand
am Fenster und blickte träumend in die
Nacht hinaus. Der Mond übergoß mit
seinen Silberstrahlen die dunklen Ge
büsche des Gartens und ließ die reinlichen
Kieswege dazwischen wie weiße, glänzende
Bänder erscheinen. Tausend und aber
tausend Sterne funkelten und blinkten in
hehrer Pracht. Die Grillen zirpttn lu
stig im Grase und dort hinlrr jenem Ro
ftnbuscht hub eine Nachtigall in sthnsüch
tig fchmrlzendtn Töne» zu schlagen an.
Langsam war ein Licht nach dem antern
in der Nachbarschaft trlofchtn, nur in
der Mansarde dort brannte eine einsame
L^mpe.
wurde das Fenster geöffnet und
durch die von Blüthenduft rrsülltr Mai
lust dring tS zu Lydia ltrübtr:
Du bist das süße Feuer, *)
Bist meine Serie du!
Von avcn meinen Gefühlen. . . .
Schlaf süß, was willst du hinzu?
Von allen meinen Gefühlen
Hast alle Schlüssel du!
Und bier zu diesem Herzen. . . .
Schlaf süß, was willst du hinzu?
Und hier von diesem Herzen
Hast alle Theilchen du!
Und wirst mich sterben sehen. . . .
Schlaf süß, was willst du hinzu?
Und wirst ml» sterben sehen,
Ja sterben, befiehlest du!
Schlaf süß, geliebtes Leben,
Schlaf sanft, was willst du hinzu?
Das Lied war nun schon längst ver
klungen und das Licht erloschen, als sie
noch imm»r am Ftnsttr knirtt und dem
Sängtr dort drülen viel tausend „Gute
Nacht" au« ihrem übttvolltn H«rz«u zu
ri«s.
Wieder schwieg die Erzählerin. Sie
saß in ihren Stuhl zurückgelehnt und
blickte sinnend auf die Wand, deren mit
Bildern unterbrochene Fläche jetzt wie
vom Abendroih vergoldet erschien es
war, als läse sie aus den vielfach ver
schlungenen Arabeske» der Tapete die Ge
schichte ihres Herzens ab. Nun holte sie
lies Athem, nahm meine Hand in die ihre
und fuhr in ihrer Erzählung weiter, wie
folgt:
Es war ein buntes Treiben an dem
kleinen rheinischen Kurort, an welchem
wir nach einem kurzen Jahr Lydia wieder
finden. Ihre Verwandten lebten mit
ten darunter, sie aber hatte eine andere
Welt, andere Gedanken, ein anderes Seh
nen al« die fröhliche, bunte Menge, die
sich lachend und lärmend um st« her be
wegte. Sie konnte von ihrem Vormunde
und seiner eben so oberslachlichen als gut
müthigen Frau keine warme Zuneigung
erwarten, aber diese ließen Ihr dafür, was
sie im Augenblick weit höher schaßte
ihre Freiheit! Und so kam es denn, daß,
während ihre Verwandten tief im geselli
gen Leben schwelgten, Lydia nur selten
daran-Theil nahm, sondt»n wohl Stun
den im Umkreist allein mit Ihrem Skizzen
buche umherschweifte und de« Abends, von
einem alten Schiffer geführt, lange Strik
ken im Kahn zurücklegte. Da saß sie dann
sinnend am Steuer und blickte bald in die
immer düsterer werdende Landschaf», bald
in die dunkle, rauschende Fluth zu ihren
Fißen. Bis endlich mit den Lichtern
am User auch der Mond und sein Ster
r.engesolge am Himmel auszog und glitz
ernd und golden sich in den Wellen spie
gelte 1 Dann träumte sie sich wohl weit
hinweg nach jenem Lande der Kunst
und Poesie, über welchem sich ein heißerer
Himmel mit glänzenderen Sternen wölbte,
und dort unter den dustenden Orangen-
Hainen und den reichen Kunstichätzen ver
gangener Jahrhunderte suchte sie die hohe
Gestalt eine« Mannes, der, wie sie, nach
jenen Sternen blickte, wie sie, träumend
die Schranken der Zeit und des Raumes
durchflog und im beißen, innigen Sehne»
die Grüße der Liebe erwiederte, die aus
feiner Braut Herzen stiegen! Und wie^
I italienischen Volkslied t-ru sei
der träumte sie von fernen, glücklichen Ta
ge», in welchen sie Hand in Hand mit
dem Geliebten durch'« Leben wandelt«,
träumte von trauten Stunden am «igen«»
dann dem kühnen Flug feiueS Genius
nach der Welt des Idealen folgen könnte!
Wenn dann das Schifflein endlich wieder
landete und sie festen Boden unter sich
fühlte, dann war e« ihr, als schlösse sich
hinter ihr die golden« Pfort« «Ines Zau
berlandes.
Eines Tages, als sie eben wieder von
einer solchen Fahrt zurückkehrte, fand sie
einen Brief auf ihrem Zimmer mit
dem Poststempel „Italien". Hastig ent
faltete sie denselben ein welker Bell
chenstrauß fiel ihr entgegen!
Mit einem Aufschrei sank sie an ihrem
Lager nieder und barg im stummen, na
menlosen Weh das Antlitz in den Kissen.
Aufgegeben! Treulos verlassen!
Was sollte nun aus ihr werden?
Jetzt sprang sie auf und eilte an das
offene Fenster, um ihre brennenden, po
chenden Schläfe zu kühlen. Wie anders
sprach nun die laue, sternenhelle Soinmer
ihr wie ein Hohn auf die Erinnerung an
jenen Frühiingsabtnd, wtlchtr ihr auf
seinem von Blüthen durchdufteten Odem
die süße Gewißheit der Nähe des Gelieb
ten und seiner Liebe ge
bracht. Sie fühlte zum ersten Mal, wie
tinsam, wie leer ihr Lebt» fti und bit
tere Thränen entrannen ihren Augen.
lein und einsam mit ihrem Weh. Sie
sehnte sich hinweg weit weg In ein
anderes Land, unter andere Menschin.
SrlM die Fragen ihrer Pfleger über die
Ursache ihrer trüben Augen und bleichen
antworten? Wie hätten sie ein Geständ-
AIS daher die Geschäfte ihren Vormund
auf ein Jahr nach England riefen, erbat
sie sich, mit krankhafter Sehnsucht nach ei
nem Wechsel des OrttS, denstlbtn zu be
gleittu—und kopfschüttelnd ließ dit Tante
das sonderbare Kind von dannen ziehen ;
sie war so still, so ganz anders wie andere
junge Mädchen, man mußte sie gewähren
lassen.
Es war ein trüber Herbsttag, als sie
sich einschifften. Pie Wolken hingen
schwer und düster auf Erde und Wasser
nieder, die stille, leblose See schien sich
denselben in trostloser Einförmigkeit zu
ein scharfer Wind die Wasserfläche und
schüttelte an dem Mastbaum des Schiffe«.
In ihren Mantel gehüllt, stand Lydia auf
und ihrt« trostlosen Lebens. Ihr Früh
ling war verweht ihre Jugtnd dahin!
Einsam und frtundlo« segelte sie auf wei
tem Meere der Zukunft entgegen!
Das Haupt der Greisin war tief auf
ihre Brust gesunken, ihre Hände lagen
gefaltet im Schooße. Leise berührte ich
dieselben mit meinen Lippen; ste richtete
sich auf - „O ja," rief fle, „mein Kind,
ich weiß, daß mein Leben nicht liebeleer
geblieben ich habe es seither erfahren,
daß, wer Liebe säet, auch Liebe ernten
ivird!"
Und sie nahm ihre Erzählung wieder
auf.
Jahre waren seit jenem Tage verflossen;
aus der blühenden Jungfrau war eine
Matrone geworden, einzelne, glänzende
Silberfäden durchzogen die dunklen Lok
ken; der wilde Schmerz von damals war
leise verklungen und hatte einer sanften
Wehmuth Platz gemacht. Lydia hatte
keinem Manne mehr ihr Herz in Liebe zu
gewandt, aber ste hatte es der ganzen
Menschheit in liebender Barmherzigkeit
geöffnet und Trost und Frieden gefunden.
Da ereignete es sich, daß ein junge«
Mädchen, dessen erschütterte Gesundheit
eine« milderen Klima's bedurfte, flch mit
der Bitte an Lydia wandle, fle dorthin zu
begleiten; diese war gerne berett. Meran
war da« Ziel ihrer Reis». Das junge
Mädchen erholte sich bald unter dem won
nigen Klima und der sorgsamen Pgege
Lydia's, die jeden Tag mit größerer Be
sriedi'gling die Fortschritte ihrer Patientin
beobachtet». . -
Eines TagtS, al« die kleine Gesellschaft,
welche flch ia der Pension zusammenge
funden, «iede: »erelat beim Mahle saß,
Nummer 26.
erzählte ein alter Herr, er habe heult ei
ntn rübrtnd traurigtn Anblick gehabt
in dem Dachstübchen dt» NachbarhaustS
wohnt ein blinder, brustkranker Maler,
d«r wohl kaum mehr als einige Wochen
zu leben habe. „Noch jttzt," fügtt dtr
alte Herr hinzu, „verfolgt mich dtr An
blick des Mannes mit den weißen Haarrn
und d-n großtn, lichtlosen Augen, die so
traurig in ihrrr ewigen Nacht blicken.
Auch scheint er sonst in mißllchtu Vtr»
hältnissen zu ltbtn, das btkundtt feine
Wohnung und die reinliche Dürftigkeit
seines Anzugs. Das wärr ttwas für Ihr
mildthätigr« Hirz," schloß er, sich zu Lydia
wendend. Diese nickte bejahend wie tm
Traume; sie hatte e» längst in ihrem Her
zen beschlossen, den Künstler mit den gro
ßen, traurigen Augen heimzusuchtn.
De» andern Tagt« es war tin
frrundlichtr, sonniger Herbsttag, wie «r
nur im Süden möglich ist erklomm die
Malront langsam und stnntnd die hohe
Trrppe, wtlchc zu der Wohnung des ar
men blinden Malers führte. Sie war
traurig gestimmt Erinnerungen aus
längst vergangenen Tagen begleiteten sie
auf diesem Gange. Warum pochte ihr
Herz so stürmisch und ängstlich? Hatte sie
nicht schon tausend solcher Gänge unttr
nommen? Weßbalb gerade heute diese
unnatürliche Erregung?
S<e klopfte an eine schwache, sanft«
Stimme bat sie einzntreten leise öffnete
sie die Thüre da am offenen Fenster
mit den goldenen Sonnenstrahlen auf
den gebleichten Locken und der geistvoll«»!
Stirne saß «ine wohlbekannt« und ach! fc>
traurig veränderte Gestalt.
Lydia blieb wie fest gewürzt!» unttr de,
offen»» Thüre stehen. Jetzt heftete er dl,
erloschenen dunkeln Augen unruhig in
ungewisse Fernen und fragte: „Bist Du
tS, Bruder? Tritt näher, mir wird fv
bang bei dtinem Schweigen ?"
Lydia folgte seiner Einladung mit wan
kenden Schritten, sie legte lelfe ihre Hand
auf dit Schultrr dtS Bllndtn und sagte
sanft und ruhig ! „Ich bin es, Volkmar!"
Erschrocken, zitternd hatte er sich erho
ben und streckte wie abwehrend die Hände
von sich. Noch einmal sprach nun Lydia
mit unslchcrer, vor Erregung bebender
Stimme: „Ja, Volkmar, ich bin es!
Lydia, Deine alte Freundin!"
Da brach es wie Sonnenschrin übtr
das Antlitz des Blinden, langsam breitete
er seine Arme aus und rief mit der «h«-
inaligen Innigkeit in Ton und Wort:
„Lydia! Lydia! meine Lydia!"
Und laut schluchzend, wi« «inst das
Mädchen, sank di« Matrone an die Brust
des greisen Mannes.
„Wie elend hast Du mich gemacht!"
rief sie endlich aus, indem sie sich fanst
aufrichtete.
Mit zitternden Händen zog sie d«r
Blinde wieder an sich: „Ich habe Dich
elend gtmacht? —O, vergib! vergib!
Ich konntr nicht anders handeln! Mit
welch' reichen Hoffnungen zog ich au«
nach dem Lande mtintr Sthnfucht: und
wit «ltnd kehrte ich zurück —in twlge
Nacht gehüllt ohne einen Sttrn dtr
Hoffnung und dt« Troste«! O, Lydia, als
der Arzt mir sagte, daß m«in Augenlicht
vtrlortn, auf immer v.-rloren fei: da war
r« nicht das Elend und dle ginsttrniß,
welche mir bittere Thränen erpreßten
ich weinte um meine Kunst und um Dich!
Denn wit konntt ich dtin sonniges, jun»
ges Leben an mein Elend ketten? Ich
sandte Dir damals jenen Vellchenstrauß
zurück, ohne einen Gruß, denn ich wollt«
mit keiner Aeußerung meine« Schmerze«
an Deine Droßmuthappelliren. Du warst
jung, da« ganze Leben lag noch vor Dtr
offen, Du konntest den Treulosen leicht
vergessen! Mir allein sollte per Schmerz
und die Trauer bleiben."
„Und wußtest Du nicht, daß ich Dich
lieble, Volkmar," antwortete ste mit fanf
tem Vorwurf in Ton und Stimme, „wuß
test Du nicht, daß die wahre Lieb« nle
stirbt, nie sterben kann?"
Volkmar senkte das Haupt eine heiße
Thräne aus seinen blinden Augen stel auf
Lydia'« Hand.
„Vergib! v.'rgib! —O, auch ich hab«
Lydia berührte, statt aller Antwort, seine
Stirne im leisen Kusse.
„Aber jetzt," hub fle nach einer kurzen
Pause an, „jetzt darf ich hier bleiben und
dein Führer sein durch'» ganze Leben!"
„O ja, bleibe bei mir! Ach, e» wird ja
nicht auf lange sein! Ich hatte mich so
gefreut, diese irdische Finsterniß mit dem
ewigen Lichte zu vertauschen! Und nun?"
Lydia konnte ihm 'keinen Trost zuspre
chen, ste las mit tiefer Trauer die Bestäti"
gung feiner Worte in der hinfälligen Ge
stalt und ln dem kurzen, trgckeyen Husten,
welcher die kranke Brust jetzt krankhaft hob
und senkte. Sie wußte, daß fle ihn nur '
gesunden, um ihn abermals zu verlieren.
Und so kam e» auch nach kaum zwet
(Siehe vlerte Veite.)