Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 25, 1872, Page 1, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
8. Jahrgang.
Dr. Bode,„an,
Linden Straße,
zwischen der Penn und Franklin Avenue.
Ofjicc-Slu.idt>i, Morgens von B—9
Nachmittags „ 3—k
Abend» B—9
In Abwesenheit wird gebeten, Nachricht zu hin
lassen. ""»7
Deutsche Apotheke,
«18 «ackawanna Avenue,
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9apB H. F. Lobcck. lj
(ü. L. Okittenclen,
Deutscht Apotheke,
SIS Lackwirs«.i Rvonue.
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zn Schönheit und rauerbaftigkei übertreffen.
led«emain> ist ß» ß» vo» I »Bü«t und
dieser Zäh»« z» überzeuge».
Deuisch wird in der Oisiee gesprochen nnd un
sere kandtleule tonnen sich verttauen-voll an ihn
n>en»«n.
Offlre oberh/kb Mathews Apotheke. läo9
Dr. S. W. Much,
hat seine Office verlegt nach der
ücke von Sc
Ka„ i«d»»»'cher und englischer Sprache kon
sultirt »er»»n. .
Officefiunden: 8 bis 9 Vormittags.
12 „ 2 Nachmittag».
7 „ v Abends.
Architekt,
Empfiehlt sich dem bauenren Pnblikum, sowie
den Baumeistern »nd Contrallorcn zur Anfer
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tiderhaupt alle in sein Fach einschlagende Arbeiten.
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2ag7l Seranton, Pa.
Etabllrt in 1855.
G. A. S» ?>. Kutter S 5 <50..
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u beehren und sich ju überzeugen, daß wir die
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Hauer K» Wanke,
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Mainstraße, P-rk.
neben dem Hotel des He,.'" George Gräber.
Einem verehrten deutschen Pu».''kum die erge
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wählten Verrath von Proviant und Lebensmit
teln an Hand ballen und zu dcn hilligsten Peeit»«
an unsere Kunden verkaufen.
Indem wir um zahlreichen Zuspruch bitten,
geben wir die Versicherung, daß sowobl Qualität
wie Preise der Waaren nichts zu wünschen übrig
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Jakob Hauer, l giiedrich Wanke.
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das Publikua/in der Zukunft «iei-er bei einem
schäumenden Glase Bier den Genuß ein«? klas
sischen Musik haben. Sprecht^gefattigst^ror.
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Spedition—und —Wechsel.
A. Stewart Potter (Nachfolger von G.
H, Walter) ist Agent für die „Home Versicher
»rig« To. >n New-Aork" und „Lveoming Eonnty
Mutu'l." Ferner Agent für alle europäischen
Dampfei'-Lmien. Passagescheine auf Dampf
»d Segelschiffen nach und vo» Hamburg, Vre
«en und alle anderen Häfen werden verkauft.
Wechsel «erden nach alle» Theilen des alten Ba
«i lande« zu den niedrigle» Raten ausgestellt.
Okßee, 205 Lackal» „na Avenue tZeidlerS
«»er R-. l, »»»««»f. «K 9
Frühjahrs- und Winter-
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chen. Neben A!d. WalreS. 11jr72
Alexander Hsay,
Fltzco-, zja:« Schild-Malcr,
W. (Y i bso u I 0 ueS,
RechtS-Anwalt.
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Seranton, Pa.
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»112 5, >' Ii III».
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über dem „störest Hause",
„Gagle Hotel",
Fritz Zeufel, Eigenthümer.
Die Kinder der Ganner.
(Fortsetzung.)
Indessen bedarf die« einer näheren
Erklärung. Sein Verkaufsgewölbe, oder
fein Laden, bestand in einer kleinen Kam
mer zu ebener Erde und war mit einem
einzigen Fenster versehen, welches zugleich
das Schaufenster oder die Auslage bil
dete. In dieser Auslag? waren zu sehen:
Einige kleine runde Päckchen Tabak, mit
roth oder schwarz bedruckter Etikette,
Koränhre, schwarzer Reiter, Veilchenka
naster, wohl auch perfiver Weise „ächter
VarinaS" benannt, einige Bunte hellgel
ber Cigarren, bei deren Anblick sich zwar
nicht' da« Herz, wohl aber der Magen
umzudrehen drohte, und welche dem Un
glücklichen, welcher es unternahm sie in
Brand zu setzen, die furchtbarsten An
strevgungen verursachten, da fle hartnäckig
den Zug verweigerten. Dieser Elgen
schast wegen empfahl sie Vogelfcheu den
Bauern, Indem er sagte: „Das sind die
Besten, die sich recht wehren!"
Ferner sah man in der Auslage des
Kaufmann Vogelscheu: Drei oder vier
Pelifchknschnür», ein Taschenmesser, ein
Bund Bindfaden, ein Stück Pappendeckel,
aus welchem ein Dutzend Nägel von ver-
schiedener Giöße aufgeheftet waren, und
eine Stange Siegellack von unbestimmter
Farbe, und durch die Einwirkung der
Sonne halb zerflossen. Als Commisst
onsartikel befanden sich ein Kinderhäub
chen und ein Stiefelzieher dort, da« erste
von der sogenannten Industrlelehrerln
de« Dorfe» zu« Verkauf ausgestellt, der
zweite die Frucht müßiger Stunden de«
Kuhhirten.
Das WaarenlagerlnderKammer selbst,
aufbewahrt tn einigen Schachteln, war
an Qualität und Quantität nur wenig
bedeutender als die soeben erwähnte Aus
lage, und da Vogelscheu nur einige wenige
Felder besaß, so war es eigentlich nicht
recht zu begreifen, wie er leben, uno, nach
den Im Dorfe herrschenden Begriffen,
selbst sehr gut leben konnte.
Er trank und spielte im WirthShause
schasten, er besuchte die PreiSkegelschieben
und Scheibenschießen, seine Gemahlln,
dte Frau Henriette, und er selbst erhielten
neue Anzüge au» der Stadt und einmal
hielt er sich sogar, wenigsten» einige Mo
nate lang, einen Einspänner.
Diese« flotte und luxuriöse Leben aber
trug einen periodischen Charakter. Hatte
Vogelscheu eine gewisse Zeit hindurch, wie
man zu sagen pflegt, also den Rappen
laufen lassen und war ln Folge dessen
unter die hervorragenden Persönlichkeiten
de» Orte» gestellt worden, so schien thm
plötzlich das Geld ausgegangen zu sein
oder »S war das in der That der Fall.
Seine Kleidung wurde fadenscheinig, er
verkaufte wegen Mangel an Platz entbehr
liche und unentbehrliche Gegenstände, fein
Wirthshausbefuch wurde seltener, war
aber stets mit Borgen verknüpft und ans
Dorfe für einen Lumpe» an.
Für einen periodischen wenigst-ns, denn
Vogelscheu hatte eine Gewohnheit, welche
thm, wie es schien, zur andern Natur ge
worden war und welche darin bestand,
von Zeit zu Zeit und meistens wenn er
fast vollständig abgehaust hatte, eine oder
die andere wett entfernt verstorbene Bas»
zu beerben und hierdurch wieder in die
Reihe der hervorragenden Bewohner des
Orte» zu kommen. Er verschwand, bet
Gelegenheit solcher Erbschaften, dann für
kürzere oder längere Zeit und kehrte hier
auf mit baarem Gelte, wohl auch hier und
da mit einigen, von der»unv>rgeßlichen
Dahingeschiedenen hinterlassenen Werth
sachen zurück.
Vielleicht hätte die häufige Wiederhol
ung dieser Erbfäll- auffällig erscheinen
sollen, allein im Dorfe fand das Gegen
theil statt, man hatte sich vollständig an
dieselben gewöhnt und die Leute, bet wel
chen er borgte, fingen an sich auf dieselben
zu verlassen.
Besuchen wir jetzt Vogelscheu in seinem
fast am Saume des Waides gelegenen
Hause.
vom Kaufgewölbe und schildern diese
Stube so flüchtig als möglich, lndem wir
sagen, daß man durch etne Thüre, vom
etne zweite Thüre tn eine Nebenkammer
führt», während drei mit Läden versehene
Fenster nach der Landstraße hin münde
ten, und endlich, daß das Bemach selbst
bescheiden weiß getünchte Wände hatte,
und durch einen großen, grünen Kachel-
Wlr treffen Gesellschaft bei Vogelscheu
und einen Theil derselben begrüßrn wir
als alte Bekannte. So den alten, ehrli
chen Spitzbuben Immirtreu, VUlkv, in
früheren Zelte» wenigstens, „der schöne
Karl," und, wenn man sich auseln» and»r»
Lesart verlassen darf, auch Karl Klotzin
ger genannt. Ferner den sreiherrlich von
Ptlzen'scht» Vecwaller Bernhard, welcher
bisweilen, und wenn er sich auf Geschäfts
reisen befand, auch wohl Schmolcher ge
nannt wurde, und den, wie man sich er
innert, die Räuber mit so vieler Men
schenfreundlichkeit geknebelt hatten; dann
etne neue Perfönltchk.tt, welche feine Be
kannten Scholien Peter nannten, einen
jungen Mann von etwa fünfundzwanzig
Jahren.
E» war ein düster daretnbllckender,
schwarzhaariger Geselle mit scharf markir
ten, aber nicht unschönen Zügen, welchen
aber ein gewisser Kummer, vielleicht auch
Groll, zu drücken schien, und welcher an
der Unierhaltung der Andern nur weni
gen Antheil nahm. Meist blickte er mit
sein»» dunk!»n Augen starr vor sich hin,
»in Theil seines Gesicht« war von seinen
schwarzen, herabhängenden Locken verdeckt
und seine Rechte pflegte er in der Brust
tasche zu verbergen.
Außer dem uns bereit« bekannten Haus
herrn war noch seine Gemahlin, Madame
Henriette Vogelscheu, anwesend, von wel-
welche dl« Honneur« de« Hause« und häu
fig auf höchst ungezwungene Weis» machte.
Dte Gesellschaft zechte, aber e« tst uns
unbekannt, ob Vogelscheu neben seinen
kaufmännischen Geschäften fürgute Freun
de auch eine kleine Schenke unterhielt,
oder ob er seine Gäste bewirthete, zuver
lässig richtig war aber, daß er sich im Zu
stande großer Aufregung befand, und da«
zwar wenigec durch da« genossene geistige
Getränk, al« durch dte Ertunerung an er
stand fetne« Grolles und der heftigsten
Drohungen kein Anderer, als unser alter
Bekannter Radebutzkt.
„Unser alter guter Httzacker nennt sich
also gegenwärtig Radebutzkt?" sagte Im
mertreu, ~e« wäre mir höchst angenehm,
wieder einmal etwas von dem lieben
Manne zu hören, seit tch nicht mehr mil
den fliegenden Brüder« arbeitete und mir
auf ehrliche Weise, wie e« die Witschen
nennen, mein Brod zu verdienen suchte,
kam er mir gänzlich aus den Augen."
„Immer noch ter alte Heuchler," »rwlt
d»rte der Verwalter Bernhard, „der Mensch
ging jedesmal davon, ohne Zweifel weil
er sich fürchtete und ward Torfdrucker und
Scholenfeller, und un« will er jetzt auf
binden, er sei ehrlich geworden."
Immertreu lächelte verbindlich und bot
Bernhard eine Prise, dieser aber fuhr
fort: „Nun Nadebutzki, denn wir wollen
diesen Namen beibehalten, da er sich ge
genwärtig einmal so nennt, Radebutzkt
also war, als tch mich den Fliegenden an
schloß, eine geachtete Persönlichkeit bei
denselbt» und stand fast d»n m»isten Ge
gewandt, keck und besaß die Gab», war
e« nöthig, mit ziemlichem Glücke den vor
nehme» Herren zu spiele», namentlich bei
dergleichen nicht vollkommen kannten.
„Sein Hauptfehler tn jener Zelt war
wohl ter, daß er den Schürzen zu eifrig
sein Glück turch ein« Frau machen werde.
Nun, man «rzählt« sich mehrfach« Aben
teuer von Ihm, welche zu zeigen schien««,
daß «r gern gesehen bei den Frauen war."
Der ehemalige „schöne Karl" seuszie tles
»nd schwermüthig auf bei diesen Worten,
Bernhard aber fuhr fort:
„Plötzlich aber schien er, wie dieser alte
Spitzbube hier, der Immertreu, den Ent
schluß gefaßt zu haben, unter dle Witschen
zu gehen, um ehrlich zu werden, und fing
damit an un« zu bestehlen. Wlr hatten
unter seiner Leitung ein sehr bedeutendes
Geschäft in Goldwaaren und Schmucksa
chen gemacht, und statt sich mit dem auf
ihn fallenden, beträchtlichen Antheil zu
gehandelten Gute.
„Indessen ging e« nicht, ihm jeneSmal
nachzuspüren. Die Goldschmiede, denen
wir ihren Plunder abgenommen hatten,
waren unbescheiden genug einen Heiden
lärmen auszuschlagen, dle Gerichte spann
ten alle Segel auf, um den Thätern aus
dte Spur zu kommen, wlr hatten genug
zu thun, um nicht selbst gefaßt zu werden,
und so war und blieb Freund Radebutzkt
verschwunden, und wir waren fest über
zeugt, daß er außer Land gegangen.
„Der liebe Gott hat'e aber endlich doch
ein Einsehen. Der schwer«, auf un« la
stend« Druck begann nachzulassen und wir
dachten ernstlich daran, unsere Geschäft«,
thätlgkelt wleder zu beginnen, als wir
plötzlich unserm Flüchtlinge auf die Spur
kamen.
~Vogelscheu, der längst da« dringende
Bedürfniß gefühlt hatte, etne Base zu be
erben, und meine Wenigkeit machten etne
Reife, deren Zweck eben die Wiedereröff
nung des Geschäfts war, und unser Glücks
stern führte uns mit zwet Photographen
zusammen, von welchen wir hinreichende
Auskunft über Nadebutzki erhielt,'».
„Sonst schlau und vorsichtig, war er
diesmal unbesonnen genug sich photogra
phtren zu lassen, nnd w'r erkannten ihn
augenblicklich, obgleich er sich wacker zu
gestutzt und unkenntlich zu machen gesucht
hatte. Dte Nachrichten, welche wir von
den beiden Photographen erhielten, wur
den durch einen halbverrückten Diener
derselben noch vervollständigt, und so er
fuhren wir, daß er als Baron Nadebutzki
in einer bedeutenden Stadt lebe und mit
einer reichen Wittwe ein Verhältniß an
gesponnen habe, welche er, wie man glaube,
demnächst heiraihen werde.
„Wir zogen thm sofort nach, aber e«
dauerte längere Zeit bis er feinen Fuchs
bau verließ, und uns endlich in die Hände
lief. Freilich erkannte er uns auf den er
sten Blick und machte allerlei Wtnkelzüge,
um unS zu entkommen, indessen vorläufig
fruchtlos, und da er weder auf seinen frü
heren kameradschaftlichen Namen: Langer
Heiner, noch auf Hitzacker zu hören schien,
so sprachen wir ihn endlich gegen feinen
Willen ein.
„Wir batten es nicht schlimm mit thm
Im Sinne und wollten nobel und ehrlich
Anniiner 17.
mit thm theile», so nimlich, daß Alles l«
brel Theile gehen und die Anderen Nicht«
bekommen und erfahren sollten, aber er
kehrte da» Rauhe herau», richtete den gu
ten Vogelscheu jämmerlich zu und entkam,
weshalb jetzt unser Freund so ungehalten
auf ihn ist."
„Der Hund," rief Vogelscheu, „der in
fame Hund. Er hat mtr den Unterkiefer
zerschlagen, ein halbes Dutzend Zähne
verlor ich und fast vierzehn Tage lang
konnte ich aus keinem Auge sehen."
„Sehr brav'r Schlag das," fiel jetzt
»er Schotten-Peter ein, „ich kenne ihn,
macht ungeheure Wirkungl" Der junqe
Mann schwleg jetzt wieder, senkte sein
Haupt und brütete dumpf wie vorher vor
sich hin.
Madame Henriette Vogelscheu aber
lacht.' laut und ein wenig auffällig, und
sagte dann zu Bernhard: „Sie hätten ihn
sehen sollen, lieber Isidor, wie er heim
kam! 6» war zum Kranklachen! Die
llugen ttes ln das Gesicht geschwollen und
dabei gesäumt mit allen Farben de» Re
genbogens. Seine dicke Nase noch drei
mal so dick als vorher und die Sprache!
6» genirt schon, wenn man einen einziger»
Zahn verliert und nun gar ein halbes
Outzend! Das zischte und lallte! Unter
,ehn Worten konnte man kaum et« einzi
ge» verstehe und noch heul, stößt er mit
ser Zunge an, wie der lahme
tob drinnen im Dorfe. Jesus! Ich habe
in meinem Leben nicht so gelacht wie je,
ntSmal."
Vogelscheu warf bet diese» paffende»
und zärtlichen Aeußerungen seiner Ge
mahlin derselben einen Blick zu, welcher
son gleicher Liebe zeugte, Isidor Bernhard
aber stieß dieselbe unter dem Tische mit
sein Fuße an, um sie zu warnen, ihr.'i,
Aefühlen nicht allzu freien Lauf zu las
sen, eine Warnung, welche von Madame
«erstanden und sofort beantwortet wurde,
indem sie laut sagte: „Ach, was fcheere
ich mich um den!"
Während ater nun Bernhard leicht
lächelte, was sowohl für. als gegen feine
lischnachbarin zu deuteu war, ergriff Im
mertreu das Wort und sagte, wohl um
einer unangenehmen Scene vorzubeugen:
„Aber warum, lieber Herr Vogelscheu,
»lieben Sie nicht in der Stadt und ließe«
sich dort heilen, anstatt so schlimm zuge
eichtet nach Hause zu gehen und Ihre liebe
Frau also zu erschrecken?"
„Weil in der Stadt der Teufel lo«
war," erwiederte Vogelfcheu, „und ich dem
Landfrieden nicht traute.
„Ein alter Freund von mir, «in Spitzel,
oer früher mein College war, dann aber
unter die Polizei ging, steckte mir die Ge
schichte. „„Mache,daßduweiterkommst"",
sagte die alte, ehrliche Haut, „„die Lust
ist nicht rein, und unsere Herren machen
sich einmal wieder mit den .Fliegenden' zu
schaffen. Es kommen darüber allerlei No
tizen von Außen her. fle wissen, daß Httz.
Acker, als vornehmer Herr verkleidet, hie»
herum spukt, ist ihnen gleichwohl noch
unbekannt, wie und wo, und dann haben
fle einen alten Spitzbuben, ein Taschen
dieb, abgefaßt, der früher ebenfalls bet
den Fliegenden condittontrte."
„Das war ich," fiel Immertreu ein,
wohlgefällig läch-lnd und eine Prise neh
„Nun," fuhr Vogelfcheu fort, „es kam
mir vor, als habe mein alter Freund, der
Spitzel, ein wenig Wind von meiner Ge
schichte mit Hitzacker-Nadebutzki und wolle
mich aushol»n, um uns beide alsdann
an'« Messer zu liefern. Ich sagte thm da«
unverholen und wir gingen einen ehrli
chen Handel ein, er schaffte mtr Mittel
und Wege aus dem verdammten Neste zu
kommen und dafür theilte ich ihm das Nö
thige über meinen lieben Nadebutzki mit.
Leider wurden sie seiner nicht habhast,
fassen fle aber ihn nicht, so fasse ich ihn,
„Glück zu," versetzte Bernhard, „aber
verdient hattest Du schon ein wenig Dein
Pech. Nimm mir nicht übel, Du warst zu
übermüthig. Wie habe ich Dir abgeredet,
als wir zusammen jene Geschäftsreise
machten, auf welcher wir mit den Photo
graphen zusammentrafen, nicht den Na
men meines Principals, de« Herrn von
Pelzen anzunehmen, aber e« hals nicht«,
der vornehme Herr steckte Dir eben so gut
wie Nadebutzki im Kopse, und Ich will mich
hängen lassen, wenn mein Herr nicht
Wind bekam, daß irgend Jemand unter
seinem Namen gereist, und welcher, an der
mich erkannt hat. Meine öfteren Reifen
waren ihm ohnedem ein Dorn Im Auge."
„Meinethalben," erwiederte Vogelfcheu
grollend, und ter Schotten-Peter setzte
mit dumpfer Stimme hinzu! „Hingen,
hängen lassen, da« bleibt ohnedem nicht
au«!"
„Immer aber weiß ich noch nicht,"
sagte jetzt Immertreu, „wie e« netter mit
Radebutzkt kam."
(Siehe 4. Seite.)