Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 22, 1871, Page 1, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
?. Jahrgang.
Dr. F. Bobema»,
Linden Straße,
zwischen ber Pcnn und Franklin Avenue.
Ofitce-Slnaden, Morgens von B—S
Nachmittags „ >!—<!
AbcnbS ~ B—9
?»>!rcse»beit wird gebeten, Nachricht zu bin
»lass«'», 7mz7
Dr. Kamill Krejei,
deutscher
Arzt, Wundarzt u. Geburtshelfer,
I7ssi,e i» Wyoming Avrnue, Kaiser'S Haus,
diuirl von t l Uhr BormittagS biS lNlhr Nach-
I m p fn u g'jcdkn Montag, Mittwoch und ffrel
ag, von t I Borin. bis 3 Nhr Nachm. 28n7
Dr. x. VHVISI'LR.
Deutscher Arzt.
Ofsicc an Penn Avenue, unterhalb der Linden
Straße. Offl-cstundc»! Morgens von t» bis <2
Uhr, NachinittagS von l bis ii und Abends von
7bis!>. . .tiap7l
Mein macht der Obige darauf aufmerksam,
daß er eine Quantität gesunden reinen Impf
stoff soeben erhallen hat und nnn zum Impfen
von »Indern bereit ist.
Deutsche Apotheke,
5 18 Vac?awanua Avenne.
cbcn Hanblen'S MerchanlS u. MechanieS Bank.
H. F. Lobeck. «i
Deutsche Apotheke,
»I« Lackawanna Avenue.
W.
cigoovi/ und Bon» Udr Ä?e»dS
Zaknarjt,
Prii»! Halbes Ittrdiß PA», ganzes tttkbiß >Pi».
oge».
Office oberhalb MathcwS Apotheke. ltv!>
W. O. Tower,
Stellen - Nlichtveismlgs-
Bnrea n,
GeschäftSstunden: Von !>—ltj Nbr Morgens,
v.in l—t Ilhr Nachm. u»b 7—B Uhr AbeudS,
Häuser für Männer »nd grauen, Häuser »nd
Zinimcr zu vernitethcn sc.
Personen, die Beschäftigung, Häuser, Zimmer
zubrechen. G schftSl t d'b h t
billig besorgt. Bd7i>
tshas. Dupont Breck,
Advokat nnd Sachwalter,
irsc «ilesellschaft fährt fort,
C. Chittenden,
Apotheker,
nd das dem,che Publikum im Allgemeinen, daß
er Herrn A. Welgand,
einen in Deutschland geprüften Apotheker in
seinem Geschäfte bat und baß er daber »ach wie
vor alle Rezepturen u. s. w. aufs Sorgfältigste
und gewissenhaft zniubereiten im Staude ist.
Scranlon, de» !>!. März 1871.
« i 112 cl, e r « Affion,
<vrveerie» »nd Provisionen,
immer vorrätbtg die beste Auswahl von
«oeerien, Met>l und Futter, deutsche strüchte,
Kaffee, Thee u. s, w. Da» deutsche Pu
'lilum tst eingeladen, seiner Kundschaft
Mischer u. Assion.
worden. Nähere Auskunft bei
Inji«!<! Christian Völker,
Penn Ave., nahe Münster'« Möbelstore,
VcrsivkornnF,
Spedition—und—Wechsel.
Stewart Potter (Nachfolger von G.
H. Walter) ist Agent für die „Home Versicher
nd «10. i» Ncw-Aork" und „Lveoming llonntv
Ptulu.ll." ferner Agent für alle europalschen
Dampfer. Linien. Passagescheine auf Dampf
nd Segelschiffen nach und von Hamburg,
R».t, «de»«»f. ttidS
(?. A (Do.,
halte» vorräthig und verkaufen zu den niedrigsten
Preisen die besten Sorten von verzierten nnd ge
wöhnlichen
Tapeten «K Wandpapier,
Fenster-VorhinM,
Zchl-, Atak- und Schreibdüchtr,
Schreibmaterialien.
Leinwand- o werden Bchel-
Sprecht bei nus vor.
Die Deutschen werden finden, daß uuser Ge
schäft gerade der Ort ist, wo sie prompt und reell
behandelt werde». (2l o?)
Karl D. Neuster,
Kappen»
Münster « Hnll,
Großes Mobilien-Lager,
Lackawanna Avenue, Scranto«. Pa.
Alle in großer Auswahl vorrätig» Bu
von allen «ortcn, mit und ohne Federn, Schau
kel- und andere «stuhle, Kindcrstühlchen, Mar
mor-Tische, Ruhbetten, Sopha'S, Spiegel jeder
Größe; kurz, a»e in unser Fach einschlagende Ar
tikel, folid und billig, als die Zeitumstände »S er
lauben.
Scranton, tt>. Jan, tBliL. ba
Lokal-Veränderung.
Möbeln! Möbeln!
Grießer « Co.,
Febr. 186 k.
Garney, Tripp K Co.,
Schnupf-, Ranch- „nd Kan«
Taback, Pfeifen »c.
ZW Lackawanna Avenue.
KS" Deutsch wird von Hrn. John S. Schort
gesprochen. !»,nI7O
SteneS
Etablissement.
Kleider-Geschäft,
in I. Zeldler's Gebäude,
so werdet werde»?
Zahlreichem Zuspruch sehen achtungsvoll ent
gegen
ij»»»;elvulr 8< knel«ler,
Zeldler« Block.
Seranton, April t«ig.
Wir zeige« nicht au,
Blvßitrxvk Ilitrrk,
Da« billigste Brorerle-Prschaft im Staate,
I Latkawanna Ave., > »»»»
in Jakob Schläger« Backstelngebäude,
29apS Seranton, Pa.
Peter Creter,
9t estanr,»tion,
Scranton. Luzerne (wliitli, Pa.. Donnerstag den 22. Juni 1871.
<?has. Fr. Keller.
SchreiMiicher Aalmkant
Buchbinder.
2» l Lacka. Ave» »e, Zeidler» B l ock.
Vollständige Maschinerien und
Werkzeuge, ausgewählte» Mate
rtat und langjährige Erfahrung
fcPen uns in den Stand, allen Anforderungen
aufs Beste, Schnellste in entsprechen. Wir em
pfehlen uns zur Anfertigung aller möglichen
Gattungen von
Schreibbnchern,
Blank Bookö,
Orderbiichern,
Receipt Bnchern,e.,
welche wir besser und schneller z» liefern im
Stande sind, den« irgend ein Geschäft hier.
Bibeln, (Gebetbücher,
Mnsik, Gartenlanbe.
Nvvellenfchatz
»nd alle uur denkbaren Biichcr werde» schon,
schneit nnd stark gebunden und die billigsten
Indem wir hoffen, daß das deutfche Publikum
Scranton» und tinigegend nicht unterlassen
wird ein neues deutsches Geschäft nach Kräften
zu unterstützen, zeichnen
Mit Achtung!
ChaS. Fred. Kelter,
Srranto», den l. Dezbr lB7t>.—!l>d7tt
Dosen! Oefen!
Billigsten Preisen.
Joseph Ober,
Be -, Kupfer-ä-Menwaarcn,
hält stets eine gute AuSwabl von Koch- »nd Heiz
stände, als Messer, Gabel», Löffel Biigeleisen
Qualität. h 112 st
'
Nene»
Möbel-Geschäft.
Möbeln pi den billigsten Preisen halte.
Seranton, 2. Dez. l8ii!1-ba
en nie^
Grocerie- »nd Provision-Store
von
John Sehröder,
Park Hill, Hpde Park.
ergebene Anzeige, daß er in der 8. Straße, nahe
Hargesheim»» Wirthschaft, einen Store eröffnet
hat, alle Artikel vorräthig bä» und eden so billig
(t7»7i>l John Schröder.
Dopsnco s goldene Pillen fir Frauen
Dnponco's goldene Pillen für /rauro
Wirkt» zauberartig iu jedem Aalle.
Wirken zauberartig iu jedem Aalle,
Nnd verfehlen nie
Nnd verfehlen nie
augenblickliche Erleichterung und andauernde
Hcilung bei unterdrückter Menstruation zu geben
und entfernen Obstruktionen jeder Art,
Sine Dame schreibt, sie würde lieber P!> für
eine Bor zahlen, als ohne sie sei».
tili.—lch gebrauche die kleinen rothen »nd
gelbe» Bores nicht mehr, da sie gefälscht sind.
Die echte» sind jekt in großen weißen Bores,
enthalten doppelt soviel Pillen und auf jeder Bor
findet man den V. St. Sleuerstempel, von mei
nem eigene» Stempel gedruckt, auf dein die
Worte in weißer Schrift stehen „Duponco'S gol
dene periodische Pille«." Wenn du deine Ge
sundheit »nd dein Leben schätzest, so gebrauche
kein« bkwstige Pilsen ohne den obige» Stempel.
Prri« <1 per Box. Tech» Voxe» tz»
Peikanst durch H. F. Lobeck und Mathews
BroS,, in Scranton. Wer Ht an dieselben
durch die Scranton Post sendet, erhält die Pillen
frei »ach irgend einem Landestheile geschickt.
iZerner »eekauft »ürch R. G, Morgan n. Co.,
Hpde Park, PtttSt»»,
WilkeSbarre, durch einen Apotheker
in jeder Stabt der Vre. Staaten und durch
D. Howe, alleiniger Eigenthlinier,
2707»,jj Nw-Porl.
Orchcstrion.
Das in der Germania Halle aufgestellte Or
chestrion tst von dem talentvolle» Instrumenten
dauer, Hrn. E. Weide, reparirt und mit einer
Anzahl nener Pieren verfeben worden, und kann
das Publikum in der Zukunft wieder bei einem
schäumenden tttlase Bier den lltenuß einer klas
sischen Musik haben. Sprecht gefälligst vor.
«s- GefchäftS-Karten.
-7. Xmsäen,
Architekt, «lngenieur.
(Städtischer Vermefser,)
Office, üvl Lacka. Avenue, nahe Washington,
Ilmz Scranton, Pa. 70,tj
11.
RechtS-Anwalt,
No. Ilti Lackawanna Avenue.-Grundelgen
thui» »um Verkauf ober zur Miethe, llollekttonen
pünktlich besorgt. 7jt7i>
E. Earutau, Händlerin
PineßrookKohlen
Offlce in No. liw Penn Avenue,
2jlB Scranton, Pa. Ii
ss D. <5 ollin s
Rechts-Anwalt,
Store von Gebrüder Orr),
Wjr7ba Scranton, Pa..
Peter Creter,
HanS-, Schild-,
AreSeo- Ss Ornamental-Maler,
K. W (yttnster,
Udvokat und RechtS-Anwalt,
Office i» Jakob Schlägers Gebäude,
2!>»8 Scranton, Pa. hg
Dr. Gnmpert,
praktischer deutscher Arzt,
2?s7U Office» Scranto» HanS.
Gustav Hak l»,
Advokat und Rechts-Anwalt,
Ossilt mii Stanley Woodward, ESq., Franklin
Straße, WilkeSbarre, Luzerne To., P»>, ljrl
Alexander Hay,
Fresco-, Hau>,.- und Schild-Maler,
IlollKK,
gegenüber brni Eisenbahn-Depot, Scranton, Pa.
Victor «och, Eigenthümer.
A. V. Kvnarson,
deutscher Nhrmacher Sc Juwelier,
Wyoming Ave. gegenüber dein Wyoming Haus,
Scranton, li>. Ig». jB6L ba
s. Werrtfield,
Advokat nnd Sachwalter,
Office in Pauli'S Block, Lackawanna Ave
nue. »>mzB
Der TambourWörth
Vrste Abtheilnng.
(Fortsetzung.)
Die Uebungen hatten bereit» über eine
Stunde gewährt, als Schnitze feinen Ma
sorsstab bis zur Höhe seiner Augen erhob,
leg e». Majestätisch stützte sich der Negi
menlstainbour aus seinen Stock. Es war
dies das Zeichen, daß eine Pause eintrat.
Zelt zum Frühstück.
Schultze, die Frühstücksstunde Ist da.
lind der Kasfe
Wird wohl unlerwegS sein.
Aber nicht nach hier?
Schwerlich wohl. Dl» Eompagnle
küche wird wohl warten, bis die Herren
sich zum Frühstück einfinden, da lhr, so
viel ich wenigstens weiß, keine Kellner zu
Gebole stehen,
Nnd nach dem Kaffee wie steht'S
da mit dem zweiten Frühstück an»?
Wer eins hat, wird e» verzehren,
und wer kein» hat, wird sich gefälligst den
Schmachtriemen anlegen.
Oder wird sich auf's „Mausen"
(Marodiren) begeben, bemerkte helmllch
einer von Schultze's Eleven.
Wle wlr'S schon gestern und vor
gestern machten, setzte ein Anderer lelse
hinzu.
An wem lst denn die Reihe? fragte
ein Dritter.
—Au Hans von Wörth! erwiedert«
ein Vierter.
Hans von Wörth! fiel der Negl
nientStambvur plötzlich ein, tritt vor.
Der Jüngste der lainboure, der Knabe
mit dem intelligenten Gesicht und den fei
nen Manieren, von dem wir schon wieder
holt gesprochen haben, der mlt feinem
Pornamen HanS hieß ob er einen Zu
namen und welchen er Halle, wußte Kei
ner im Lager - und den das Regiment
nach der Schlacht von Wörth einstimmig
in den Regimentsadel unter dem Namen
Hans von Wörth erhoben hatte, Hans
trat entschlossen vor und stand nun ker
zengerade in ächter Soldatenwelse, die
ltnke Hand am Schenkel an der Biese an-
liegend, die Rechte zum Gruß bis zur
Stirn erhoben, vor feinem Vorgesetzten.
HanS, Immer die Brust heraus, den
B>:»ch 'nein! rief Ihm Schulze entgegen,
wte oft habe Ich Dir das nnn schon gesagt.
Hans rückte nnd rührte sich »Ichl.
hllck!
Der Junge läßt sich gut an, sagte
er leise vor sich hin. Wollen mal gleich
sehen, um uns ein wenig die Zeit zu ver
bildnng lst. Aufgepaßt, Han>i! Was ist
Ein Ra von drei, Herr Regiments
tambonr, antwortete der Knabe eröthend,
Zwei Fla, eins von jeder Hand.
Ausgezeichnet, Hans! Bravo, Hans!
sagte Schnitze mit einem bclfälllgenLächcln.
Fahre so fort, Hans, und Ich sage Dir,
Du wirst und mußt avanclren. In acht
Wochen kannst Du bet elulgermaßen gu
tem Wisien wirklicher Tambour sein.
Das Kind erröthete abermals und seine
großen schwarzen Augen belebten sich von
Innerem Feuer.
Jetzt, fuhr Schultze fort und ließ
noch einmal seinen zufriedenen Blick über
feinen jüngsten Eleven schweifen, da das
Palerland seine getreuen und tapferen
Söhne ohne zweites Frühstück läßt und
diese sich gezwungen srhkn, selber dasijr zu
sorgen, jetzt wlist Du freundlichst ein
geladen, im Namen unser Aller, speziell
Deiner Kameraden, eine Zwangsanleihe
bei unfern theuern Freunden, den Fian-
Marfch! Geschivludschiittl Und nun
besorge nn» einige frische Eier kannst
Du aber die Hühner, Gänse oder Enten,
die sie gelegt haben, überreden, in Beglei
tung Ihrer Herren Gemahle Dich bis hier
her zu begleiten, so soll uns das um so
angenehmer sei», Thue Dein Möglich
stes, dies zu bewerkstelligen, da dle Mit
theilungen an sie reln persönlicher Art sind.
Der Knabe gehorchte dem lhm gegebe
nen Befehle, machte Kehrt und eilte tm
Laufschritt davon. Da» Marodiren jegli
cher Art war zwar streng verboten, aber
man drückte nachsichtig ein Auge zu, so
bald dle Sache nur nicht zu arg getrieben
wurde. Es war dies ein Dienst, her Reihe
nmging, zu dem sich jeder stillschweigend
verpflichtet hatte und der die französischen
Bauern und Eigenthümer nicht wenig
verdroß, so daß sie an List mit unseren
Soldaten wetteiferten, um das zu verber
bricht Eisen nnd wer nun mal an ein
zweites Frühstück gewöhnt lst, der läßt
davon nicht so lelcht; dle Entschuldigung
ging der That vorauf und die Offiziere
drückten bei solcher Gelegenheit die Augen
ZU.
Als Hans sich so von der (Gruppe seiner
Kameraden eine Strecke entfernt hatte,
machte er plötzlich Halt und ließ einen
prüfenden Blick über die Ebene schweifen,
gleichsam, als wenn er lrgenv eine Person
oder Sache fuchle. Ueberall war zwar re
ges Lebe», aber dle Waffen ruhten. Auf
dem Rasen lagerten dle Soldaten, wäh
rend dle Offiziere sich hie nnd da zu Grup
pen vereinigt hatten und im eifrigsten
Gespräch begriffen waren. Hin und wie
der sah man in der Umgebung auch wohl
vereinzelte Soldaten, besonders tn der
Nähe der benachbarten Dörfer, und diese
hatten, um aufrichtig zu sein, viel Aehn
lichkeit mit dem Fuchs, der den Hühnerstall
umschleicht und einen Eingang sucht.
Nachdem Hans einen kurzen Halt ge
macht, fetzte er elllg seinen Marsch wieder
fort und holte einige Soldaten eln, dl«
eine Schlucht entlaug gingen, welche sich
elneni Dorfe näherle, Einzeln gelegene
den Vorzug gegeben und ihre Schritte
nicht nach der Ebene gelenkt hatten.
—Hoho, Hans! sagte einer der Solda-
Du mit uns gehst: Du bist klein und
kannst leicht ln einen Hühner- »der Gän
festall schleichen, während wir den allen
Pächter von Hochfelden unterhalte«.
Also nach Hochfelden wollt Ihr?
fragte HanS von Wörth.
Ja, mein Junge—wenn Du nicht»
dagegen hast.
—Hm lE» hleß doch aber schon gestern,
auf dem ganzen Gehöft fei weder Klaue,
noch Schwanz mehr zu finden?
Da« lst nur eln Gerücht, das der
alte Pächter Bärmann selbst verbreitet
hat. Der alte Fuchs hatte alle feine Gänse,
Enieu, Hühner und all' feln Gemüse ver
steckt. damit wir ihm nur glaube» sollten,
er habe nichis mehr; aber er hat noch sehr
viel, ungeheuer viel und Härtlng hat da«
Versteck entdeckt, als er ans der Lauer lag.
Nicht wahr, Harting?
Ja, sagte ein zweiter Soldat, Indem
er sich dem kleinen Tambour näherte.
Schneider sagt die Wahrheit. Ich habe
mit eigenen Augen da» Geflügel von dem
Alten gefehe» und weiß, wo er e» versteckt
hält.
Nun, antwortete Hans, »nd schüt
telte den Kopf, dann geht ohne mich- ich
gehe nach einer ganz anderen Richtung.
Wie? sagte Schneider und blieb
stehen; was soll das heißen, Hans?
Daß ich nicht mit Euch nach Hoch
felden gehe.
Nnd weshalb nicht?
Well das gerade so meine Idee lst!
Aber, Junge, hast Du uns denn
nicht verstanden? sing Schneider von
Neuem an. HärtiiiA hat das Versteck von
dem allen Pächter entdeckt und da finden
wir schon etnen guten Braten. Und der
thut uns schon seit der Grenze noth. Hier
Warle» keine HilscomlleS, keine feine Dam
che» niehr mit Braien auf u»S und wenn
er auch nur kalt ffäle, wie daheim auf
den Älfenbahnempfangsstationen. Nun
ist uns so ein Bursche nöthig wie Du, der
schlanker und flinker wie wlr lst und eher
ungesehen so ein gefiedertes Wild weg.
schnappt und hascht, q>le Wir.
Ich gehe nicht mit, wiederholte
Hans tn noch entschiedeneren, Ton.
Aber weshalb denn nicht? rief Har
ting.
Weil der Lleutenant es verboten
hat.
Welcher Lleutenant?
Der Litiitenant von Walter.
Von de, dritten Eompagni»?
-I.'.
Wann hat der denn das verboten,
nach Hochfelden zu gehen.
Vor zwel Tagen erst.
Harting sah Schneider an.
Gleichviel, begann der Erstere, vor
der grvnl ist es nichl gefagl worden. Als
dann gehöre ich auch nicht zur dritten
Compagnie, in der Lieutenant von Wal
ter stehl.
Ich gleichfalls nicht, fetzte Schnei
der hinzu.
Und warn», sollte er es denn auch
verboten haben?
Ach. da» weiß ich nicht! sagte der
kleine Tambour.
„Nun, wenn Du e» nicht weißt, so weiß
ich e», setzte »ine fröhliche Stimme hinzu.
Ein dritter Soldat hatte sich so eben zu
den Helden Soldaten gesellt, dle mit dem
kleinen Tambour gingen.
„Du weißt also, warum Lleutenant von
Walter verboten hat, nach Hochfelden zu
gehe»?
„Gewiß, tvelß ich da».
„Und woher, Buchholz?
„Hm, ich habe »in große» Geheimniß
entdeckt!
„Welch' Geheimniß?
„Ein Geheimniß, das den Lieutenant
angeht.
Hans von Wörth machte große Augen,
als er den Soldaten so sprechen hörte.
In der Ferne wurden in diesem Augen
blick in der Nähe eines kleinen Gehölze»
mehre Gebäude sichtbar, die von frischen
Wiesen umgeben waren.
Diese Gebäude gehörten lein hochfelder
GutShof an.
Zweite» Kapitel.
Schlaft Hochfelden.
Die Tugend folgt, ein Rosenblatt, den Lüsten;
Noch leichter als die Jugend flieht die Liebe,
Die nur des Blattes wonnereiches Düften.
Und dennoch an den herben Tod beS Schiinen,
NicolauS Leiiau.
»nd feßte die Taube des griedenS hin.
Sle schwuren deide LiebeSeide,
Rur die duftige Lenznacht hat sie Beide
Die Hände falten und beten
„Ein Geheimniß, das den Lieutenant
von Walter angeht! wiederholte Schnei
der nach einer kleinen Pause. Was kann
denn das sein?
„Das sind zwei schwarze Augen, die da«
Pulver ln einem Mörser in Brand setzen
„Hm I ein Mädchen?
„Ja und was für eins?
„Eine Französin? fragte Härtlng.
„Das weiß ich nicht. Uebrigen» sind
wir hier unier Deutschen, wenn auch auf
französischem Boden.
„Aber wo und wie hast Du sie denn
gesehen?
„Ja, seht Ihr, das tst solche Geschichte;
aber Ihr sollt sie erfahren, Jungen; doch
brauchen wir deßhalb nicht halt zu ma
chen, sondern können unsern Weg nach
Schloß Hochfelden ruhlg fortsetzen, «a»
zwar wider den Willen des Lieutenant»
ist, was aber trotzdem geschieht. So hört
Muniner 23.
denn also zu. Ihr erinnert Such doch,
daß wir unfern Major bei Wörth verlo
ren haben, einen anderen haben müssen,
und daß wir tn diesen Tagen welter hin
ein marschiren?"
„Ja, erwiederte Schneider, das wissen
wir. Es hieß sogar, wir sollten den ma
gcren Hauptmann von der 4. Eompagnie
znt» Major erhalten."
„Ganz recht!"
„Nun, das wissen wlr alles längst
Ich Hörle es, als Lieutenant von Walter
es den anderen Offizieren mittheilte, lind
zwar che er vorgestern nach Saargeniünd
abging."
„Nicht wahr, vorgestern Adend reiste er
ab?" fragte Buchholz.
„Nanz recht,"
„Und bevor er zu Pferde stieg, verbot
er fein-n Lenten, nach Hochfelden zu ge>
hen oder gar dort z» „mausen."
„Ja," entgegnete Harting.
„Es war bereits Abend, als der Lieute
nant abritt, fuhr Buchholz sorl und ich
befand »ilch gerade in der Nähe von Hoch,
felden, um zu sehen, ob da nichis sür mich
abfiele; dem, der Mageu hing mir schief
und so hatte lch es auf eine Ente abgefe
hen, die ln großer Andacht am Saum des
Gehölzes watschelte. Ich lag da Im Hin
terhalt uud wartete, daß es vollei.ds Nacht
werde» sollte und der alle Pächter Bär
man» mlt feiner Frau und feine», G,.
finde elttgeschlasen war. Dle Ente hatte
sich nnter einem Sllernbnfch ej„ Versteck
gesnchl, steckte den Kopf unter den eluen
Flügel nnd schlief den Schlaf des Gerech.
„Jetzt ist der Augenblick gekommen!
sagle ich zu mir selbst. E» ist finster.
Ganz leise schleiche ich mich also hinan,
strecke die eine Hand aus, um die Ente
beim Halse zu packen, damit sie nicht Al
lärm schlägt, da höre ich plötzlich das Ga
loppiren eines Pferdes und hinter mir Im
Gehölz rauscht es in den Zweigen. Ich
wende mich um »nd sehe den Schatten
eines Reiter»."
„Et, ei, denk ich so bet mlr, wa» macht
denn der Patron hier tn der Nacht?"
„Kaum lst mir dieser Gedanke durch
den Kopf gefahren, so erblicke ich «lne
Uniform und erkenne den Lieutenant von
Walter. Das „Mausen" ist verboten, aber
wenn man gerade Appetit auf einen Bis.
fen Fleisch hat, so Ist es, denke ich mlr,
gerade keine Sünde, man danach
sucht; indeß feinem Vorgesetzten lst man
Respekt und Gehorsam fchuldlg und da
paßt es sich am Ende nicht, daß man tn
feiner Gegenwart schlafende Enten und
Hühner überfällt. Ich springe also ge
schwind zurück hinter ein Gebüsch."
„Der Lieutenant hatte unterdeß Halt
gemacht. Er war vom Pferde gestiegen
und band e» nun an einem Baum fest.
Das Gehöft von Hochfelden war kaum
hundert Schritt von uns entfernt. Der
Lieutenant stand da, die Arme über ein
ander geschlagen und blickte starr nach el
nem nnd demselben Punkt und sah gerade
aus, wie ein Mensch, der auf etwas war
tet.
„Hm, sage ich mir, der Lieutenant
scheint sich auf'» Marodiren zu legen. Er
scheint'S auf meine Ente abgesehen zu ha
ben und will noch erst ein Stück saftigen
Bratens zu sich nehmen, »he er sich auf
den Weg macht.
„Ich rücke ihm also noch mehr au» dem
Wege.
„Der Lieutenant rückt und rührt sich
noch immer nicht. Es vergeht eine Vier
telstunde, es vergeht eine Stunde—noch
immer nichts. Ich saß noch immer wie
angenagelt da. Ich wagte nicht, mich zu
bewegen, denn hätte ich es jetzt gethan,
so würde mich der Lieutenant gefragt ha
ben, warnm Ich es nicht schon früher ge
than hätte. Da» Pferd wartete gleichfalls,
fing aber all«ählig an, die Baumrinde zu
benagen.
Es war Mondschein und ich konnte
deutlich erkennen, was in und außerhalb
So eben dachte lch über alles das, was
ich hier gesehen hatte, nach, als plötzlich
eine kleine Garlenthür auf den, hochfelde
ner Gehöft geöffnet wurde, die ich bis da
hin gar nicht gesehen oder erkannt hatte
und sich etwas Weißes in der Thür be
wegte und zwar ein grauenkleid—
„Das Frauenzimmer doch drin? fragte
Schneider lächelnd.
„Nu natürlichl
„Die Geschichte inieressirt mich, fuhr
Schneider fort, denn sie sängt ganz eben
so an, wie die Liebes- und Räuberge
schichten, die die Leierkastenkerle auf den
Jahrmärkten verkaufen.
„Das Mädchen war jung und schön,
fuhr Buchholz fort. Ich konnte das deut
lich im Mondenschein sehen. Ihre großen
Augen leuchteten wie eln Paar Karfunkel
steine, ihr Haar war schwarz und glänzte
tst und etnen Wuchs hatte sie —bel Gott,
(Siehe vierte Seite.)