Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 10, 1870, Page 1, Image 1

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    HcrAntan MockendlM
6. Jahrgang.
Dr. F. Bodeman,
Linden Straße,
zwischen der Penn und Franklin Avenue.
Office-Stunden, Morgens von B—9
Nachmittags „ 3 —6
Abend» „ S—S
In Nb»«senheit wird gebeten, Nachricht zu bin
erlassen.
Dr. Camitt Krejei,
deutscher
Arzt, Wundarzt v. Geburtshelfer,
Offire in Wyoming Avenur, Kaiser'« Hau«,
d inirt von l t Uhr Vormittag« bis Z Uhr Nach
mittag« täglich.
Impfung jeden Montag, Mittwoch und Frei
ag, von l t Vorm. bis 3 Uhr Nachm. 28n7
vr.
Deutscher Arzt,
Wundarzt und Geburtshelfer.
v?n
Deutsche Apotheke,
TIS Lackawanna Avenue,
eben Handle?'« Merchant« u. Mechanic« Bank.
9apB H. F. Lobe». ls
0. L. Lkittelläell,
Deutsche Apotheke,
SIS Lackawanna Avenue.
Dr. S. W. Ruch,
Graduirter der llniversität Ptnnsplvanien,
hier eröffnet ha», in No. 2M Z?damS Ave., nördlich
der Methodisten Kirche. Krankheiten der Frauen
arantirt. In dcr Geburtsdülfe ist er feh/erfah-
Öfficestunden: Morgens von 7 —9, Nachmit
agS von 12j—2 und 6j—B. Von 8 Uhr Abends
bis 7 Übr Morgens in seiner Wohnung, No. 2i)t
Adams Avenue, anzutreffen 1409
veefertiat künstliche ahne, welche dle natürlichen
an Schönheit und Dauerhaftigkeit übertreffen.
Jedermann ist eingeladen, sich von der Güte und
Eleganz dieser Zähne >u überzeugen.
PniS: Halbe« Gebiß P2i>, ganzes Gebiß HZO.
Auch werden ähne auSgefülll und schmerzlos ge
-gen.
Office oberhalb Mathew« Apotheke. lio9
Gustav Hahn,
deutscher
Addokat und Rechts-Anwalt,
Wilke«barre, Luzerne To., Pa.,
mpfiehlt sich dem deutschen Publikum in allen in
ein s^i i'^^'
ivrrden aufS Pünktlichste besorgt.
Pässe für Solche, welche nach dem Ausland
Office mit Stanley Woodward, ESq., Franklin
?traße, d«r PreSbylerianischen Kirche gegenüber.
'O. Januar IBL6. ba
Chas. Tnpant Breck,
A dv
Johu G. Sailer,
Gr
«uaen mög? Bedienung p?omv? und Waaren
ret nach jedem Stadttheile geliefert. 2knB
Fischer « Assion,
Grocerien und Proviflouen,
Herr« Friedrich Simons neuem Gebä»de, tu
halten Immer vorräthig die beste Auswahl von
"ocerien, Mehl und Futter, deutsche Früchte,
Zucker, Kaffee, Thee u. s. w. Das deutsche Pu
blikum ist eingeladen, un« mit seiner Kuudschaft
« beehren und sich zu überzeugen, daß wir die
beste Waare zu dem billigsten Preise verkaufen,
tnba Fischer u. Assion.
Völker,
Penn Ave., nahe Giinstrr'« Möbelftore.
VersioksruoA,
Spedition—und—Wechsel.
A. Stewart Potter (Nachfolger von G.
H. Ag«>l „Home ve^sicher»
erlaube« zu den »Adrigsten Rate» aoSgestell».
Offtce, 205 Lackawanna Avenue (ZetdlerS
Block), Zimmer R». l, »benanf. t6b9
Scranton, Luzerne Counly, Pa., Donnerstag den lv. November 1879.
0. A 00.,
Tapeten <K Wandpapier,
Fenster-Vorhänge.
Acht-, Ata k- und Schrei dbüch er,
Schreibmaterialien.
Leinwanb-Vorbänge werden auf Bestel
lung in kurzer Zeit angefertigt und placirt.Ta s-
Sprecht bei uns vor.
fchäfi gerade?» Ort ist, wo sie'prompt und reell
behandelt «erden. 12l o 9)
Karl D. Nenffer,
Kappe»-
tirten Lager^ von Hüten und Kappei? aUer
Art auch Wollwaaren, Spielsache», Bü
ch er Bestellungen^ deutsche und
Günster St Hull,
Großes Mobilien-Lager,
Lackawanna Avenue, Scranton, Pa.
Alle in vorräthig» Bu-
Ru«zieh.T?lchr°. Bettstätten jeder Ärt,° Makazzen
tikel?solid und billig, al» die Zeitumstände «» «r-
Scranton, lv/zan. 13K6. ba
Lokal-Beränderung.
Möbeln! Möbeln!
Grießer St Co.,
Scranlon/28. Febr. 1866.
Unterricht wird im Maschinen-, Bau- und
Freihand-Zeichnen ertheilt. Da« Schulgeld be
trägt 75 Cents für die erste und einen Doll. für
von halb 9 bis halb ll Uhr des Morgens.
Scrantan, den 30. Juni 1870.
I. M«r», Lehrer.
Neues
Etablissement.
Kleider-Geschäft,
in I. Zeidler'S Gebäude,
und garantiren die beste und billigste Bedienung
und den eraktesten Schnitt <n »er Stadt.
Ihr Deutsche, überzeugt euch und sprecht vor,
so werdet ihr befriedigt «erden.
Zahlreichem Zuspruch sehen achtu«g«,oll ent
gegen
Vsveeltw? «k SelmelSer,
207 Lackawanna Avenn«, 207
Zeidler'» Block.
Scrant»», 29. «pril IBSS.
Wir zeigen nicht an,
sondern verlassen uu« auf dle Böte und Preise
unserer Waaren, «eiche den «bsa» sichern müssen.
Mvßarßvk H llarrls,
Da» billigste Brocerie-Deschäft im Staate,
4S» > Lackawanna Vlve., > »SV
in Jakob Schlitz»« Backst«bigebiud«,
Peter Ereter,
Restauration,
Z 23 Penn «venu«, Seran»»n.
Aalte unb «arme Speisen zu jeder Tageszeit,
nebst andere» Erfrisch«»«»». 2Ss7O
Der Krieg.
N. G. Goodmaun,
Ellenwaaren
wie z. B.
Die beste Leinwand,
Kleiderstoffe,
Shawls, Hüte,
Atrnnipswaare«,
Fancy Notions,
und 'zufriedenem. 22s
Bergeßt nicht:
221 Sacka. Ave.,
bei
A. G. Goodman.
Oefen! Oefen!
Billigsten
Ali. Preise so billig al« anderswo und die
Waare gut. 23agßba
Joseph Ober,
Blech-, Kupfer- ä? Eisenwaare«,
Oefen, sowie dem Haushalt nöthigen Gegen
stände, «IS Messer, Gabeln, Löffel, Bügeleisen
bester Qualität.
Besonders empfiehlt er seine aufs dauerhafteste
Wass-rlnwn^-n
Neues
Möbel-Geschäft.
bisse de ich ielle A s
Scranton, 2. Dez. lB69—ba^
Joseph Becker,
Möbelhändler,
früher von Port JeniiS,
er in Merristeld'S
em
«eiter.
Neuer Store.
'"taufen. Jakob Engel.
«Hauer Lt Wanke,
Grocerieen und Provistone»,
MainKraße, Hpde Park,
neben dem Hotel de« Herrn George Gräber.
lassen!' H !
Jakob Hauer. l Friedrich Wanke.
den verschiedenen Zusäßen zur bcsagten Akte.
Die gesagte Baut soll heilen „Die Mcrchanl»
kapital
aen'd einen Bettag der eine Milliog
Dollars nicht übersteigt.
Seranton, 27, August 1870—6 m
Geschäfts-Karten.
?re6.
Architekt, Baumeister «Ingenieur.
lStädtischer Vermesser.)
Office, 50l Lacka. Avenue, nahe Washington,
Zlmz Scranton, Pa. 70,1j
n. OampdeU,
RechtS-Anwalt,
No. tlö Lackawanna Avenue.—Grundeige»-
thum »um Verkauf oder zur Miethe. Kollektionen
pünktlich besorgt. 7jl7<>
C. O. Carman, Händlerin
PineßrookKohlen
2jlB Scranton» Pa. tj
ollins,
Recht«-Anwalt,
Peter Grete r,
HauS-, Tchild-,
FreSeo- St Ornamental-Maler,
3sB Penn Avenue, Scranton. ba
Dr. Gumpert,
praktischer deutscher Arzt,
22570 Office: Scranton HauS.
Alezander Hay,
/rlsco-, Hans- und Srhild-Maler,
I» Herrn M. Areen'S Lokal, Lackawanna
Avenue, besorg» alle in sein Fach einschlagenden
Arbeiten und Tap ezieren bestens. läap7o
gegenüber dem Eisenbahn-Depot, Scranton, Pa.
Victor Aoch, Eigenthümer.
Wird nach europäischem Plane geführt.
A. C. Konarson,
deutscher Uhrmacher Li Juwelier,
Scranton, 10. Jan. tBKL ba
E. Merristeld,
Advokat und Sachwalter,
Office in Pauli'« Block, Lackawanna Ave
nue. l9mzB
»gv^vq-z
'«n>»s.e,uL 'Svhz uiH ux !j»j«lin«iS
'<p?»vig K L ua»
, Hjllsuz> - q>j»«,cz
Friedrich Scholl,
Hauz- niH Schild-Maler,
No. «tt Bowery,
2Ss7O E. Schüler, Propr. '
Piano-Unterricht,
ertheilt von Julius Leliunoll,
Nachzufragen in Hulbert'« Musikalienhandlung,
(7ap7o)
Ward öt Günster,
Advokaten und
29»8 Scranton, Pa. ba
Geheimnißvolle Pedlar,
Dir Töchter des Schiffbrüchigen.
(Schluß.)
Die Eltern schauten ihr nach mit Blik
ken, in welchen sich Liede und Stolz mal
ten. Louis« hatte sich in diesem Jahre
herrlicher entfaltet, al« jx zuvor und nicht
nur äußerlich, sondern «ich innerlich «a
-ren ihre Reize gewachsen. Ungemach hatte
diesen Diamant geschliffen, daß er im
schönsten Glänze strahltt und alle Flecken
waren verschwunden. Bon dem Hochmuthe
war ein edler Stolz geblieben, von der
Dreistigkeit ein» bescheidene Sicherheit und
Zuversicht, die sich ihre« Werthe» bewußt
ist. Die Launen, unter denen die Diener
schaft so schwer gelitten hatte, waren ge
wichen und auf den lieblichen Zügen lag
«in Ausdruck immer gleicher Sanftbinth.
Daneben gewahrt« «an aber auch «i»«n
Schatten nachdenkenden Ernste«, welcher
ganz nah« an Schwermuth vorieistretft«
und I«icht dafür hätt« g«»omin«i» v«rd«»
köna«n, wenn nicht die klare Tiefe de« Au
ge« wid«rsproch«a hätt«.
„Da« ii«b«, gut« Kind!" sagte dt« Mut
t«r und schaut« ihr nach, ~si« v«rdi««t ihr
Glück in voU«m Maß«. LA« h«rrlich si«
sich stlbst b«zwung«n und h,der Entsagung
noch da« Glück gesunde« hat."
~E«ist wahr," sagt« König, „Louis« ist
«in hochhtrzig«« wie e« w««tg»
gi«bt. Mit Bangen bin ich diesem Kam
pfe gefolgt, ich will e« gestehen und hat«
für Elisen» Glück und Ruhe g«i>tt«rt: al
lein keinen Augenblick hat da« edle Herz
gezagt und al« Sieger ist e« h«r»org«gan-
ge«. Mit Vergnügen habe ich die An
näherung zwischen ihr und Oberst Gran
ger gesehen, denn er ist ein Biedermann
und verdient eine Frau wie Louise."
Frau König schüttelt« d«n Kopf.
„Ich glaub«, Du irrst Dich, Karl,"
sagl« st« halblaut. „Nicht dem Oberst gel
ten ihre Gefühle, sondern "
„Nun, wem denn sonst?" fragte der
verwunderte Gatte, al« sie zögerte.
„Erinnerst Du Dich de« Rebellenosfi
zier«, welcher ?.-»ise damals in Eolumbu«
au« den Händen rettete?"
„Allerdings, aber wit »»«""st Du auf
ihn? Ich habe ihn seildem keinem
Bllcke gesehen."
„Aber ich und ich versichere Dich,
auch."
„Aber wo, Frau? aber wo?"
„Ei nun, seit vier Wochen reitet ein
schmucker Reiter tagtäglich bier vorbei und
wenn mich nicht alle Zeichen täuschen, so
ist e« jener Offizier."
„Wäre e« möglich? Warum hast Du
mir nicht» davon gesagt? Es wäre nicht
mehr al« billig, dem Retter in Gefahr un
sere Dankbarkeit zu bezeigen."
Wieder zögerte Frau König.
»Ich sagte nicht«, weil Louise schwieg
und weil ich überzeugt bin, daß st« ihren
Grund dazu hat. Sie betrachtet diesen
Fremden offenbar mit günstigem Auge u'.nd
thut keinen Schritt, ihn anzuziehen i da»
muß seine guten gewichtigen Gründe ha
ben?"
„Ich muß gestehen, ich sehe keine: und
Du?'
nun, die Vergangenheit ditse»
Menschen wäre «in« zweifelhaft«?"
„Ha! Wa« läßt Dich da» denken."
„Erinnerst Du Dich de« schwarzen Sain,
von dem Louise uns erzählt hat?"
„Ja wohl; auch ihm stnd wir zu Dank
verpflichtet."
~Z« sreut mich, daß Du so denkst; denn
der Guerilla und jener Offizier sind eine
Person."
„Hat Louise Dir di«» g/sagt?"
„Rrin, ab«r ich bin meiner Sache nichts
destoweniger gewiß. Bei un» Krauen er
seht Gefühl und Ahnung oft den .wägen
den Verstand."
„Und was denkst Du davon?"
„Sage mir lieber. Deine Mein
ung?"
„Ich muß erst eine bilden. Sage
zu Elise von unserem Gespräch. Ich bin
der Letzte, einen Mann ungehört zu ver
dämmen; doch werde ich Schritte tbun,
diesen Fremden zu studieren und sein Thun
und Treiben au«zufinden. Still, da kom-
men Ernst und Elis«."
Die Mutter wandle sich und erblickte
da» junge Paar, wie e» Arm in Arm au«
dem Hause trat. Ihr Herz erweiterte sich
und schwelgte sogleich in Stolz und Freude
über den herrlichen Anblick. Das Schön ste
auf der Welt ist doch ein edle» unbefleckte«
Paar, da» in der höchsten Blüthe der
Jugend prangt. Sie waren einander
würdig, diese zwei und wenn auch die
Schwkstern Elisen am Edenmaß der Züge
gleich standen, so fehlte ihnen dock» der
Nimbu« beglückter Liebe, welcher wie ein
Glortenschet.« um da» Hanpt der jungen
Frau schwebt«.
„Sieh da! di« Langschläftr!" riesgrau
König ihnen entgegen. „Tretet mir nur
di« Küchlein nicht todt."
Elise in ihrer Einfalt schaute btsorg»
auf d«n Boden und mußte sich dafür von
den Andern »»«lachen lassen.
„Laßt mir da« arme Kind gehen," sagte
König dann scherzhaft. „Seht Ihr denn
nicht, daß sie «rst halb «rwacht ist? Nicht
wahr, Elis«, Du w«ilst noch in schönen
Elise schüttelt« d«n Kopf.
„N«in, Vat«r, ich träum« gar nicht mehr
so gern, wie früher, wo Ernst im Kriege
war und der Traum mich zu ihm brachte.
Die schönsten Träume erreichen ja nicht
halb die schöne Wirklichkeit."
Ein Druck von de« Gatten Hand dankt»
ihr für diese« indirekte Lob und die Bei
den setzten sich zu ten Eltern.
„Wißt Ihr auch, daß Peter und Marie
heute kommen?" fragt« di« Mutt«r.
„Wirklich?" jauchzte Ells« und schlug
vor Fr«ud«n in di« Händ«. „Ja, di«» ist
Donntrstag: ich hatt« «» ganz v»rg«ff«n.
Da« Glück macht Ein«n so egoistisch."
„Darln li«gt all«rding« die Gefahr
fortgesetzten Glücke«; aber ich geb« Bürg
schaft, daß meine Tochter sich nicht verder
be» lassen wird."
„Und ich," rief Ernst. „Aber ich freue
mich wirklich außerordentlich auf da«
Kommen unserer Freunde. Marie wird
natürlich blühen, wie eine Rose und Pe
te« Tauscher «ndlich einmal herau«krlechen
au« seiner Verpuppung."
„Wer hätte doch gedacht, daß der ein
fache Pedlar un« so zum Besten haben
könnte/' rief Elis«. „Wa« mag er nur da
bei bezweckt haben?"
„Da« kann di«s«r Bri«f am B«st«n sa«
g«n," «rivi«derlt Ernst. „Wenn Ihr «r
-laubt, will ich ihn vorlesen."
Alle zeigten ihre Bereitwilligkeit und
Ernst hub an:
„Lieber Ernst!
Nächste Woche werde ich
mit Marlen zu Euch kommen. Die arme
Marle! sie hat trübe Tage durchgemacht;
aber sie ist besser, glücklicher an« dem Läu
terungsprozesse hervorgegangen. Du wirst
ste zu ihren Gunsten verändert finden und
auch mich, d. h. verändert; ob verbessert
—da« muß ich Deiner Entscheidung über
lassen. Ich bin nicht mehr der Pedlar, der
ich Dir erschien und da Du schon mehr
fach hinter die Coulissen geschaut hast, so
wird Dir diese Erklärung nlcht neu sein.
Ich bin Dir übrigen« eine Erklärung
schuldig und hier hast Du ste in wenigen
Worten. Nach einer freudenleeren Ju
gend begann ich den Kampf mit dem Leben
mit geringen Mitteln. E» war ein harter
Kampf und er machle mich ebenfalls hart.
Ich fand wenig an den Menschen, das i»
achten und lieben konnte und so warf ich
meine ganze Liebe und Energie auf den
Erwerb de» Goldes, diese« zauberhaften
Metalle», um welche« dle ganze Welt sich
dreht. Ich sparte, darbte und sammelte
Schätze auf Kosten meine« Gemüthe«.
Ich war auf dem besten Wege ein Geiz
hal« zu werden und zählte mit Entzücken
die Millionen, welche mir zu Gebote stan
zn. Da warf mich der Zufall oder die
Vorsehung, we.nn Du lieber willst, in Frau
König« lch wurde krank. Mit
seltener Aufopferung pflegten mich die
Frauen und retteten mir durch diese Pflege
das Leben. Ich war nicht unerkenntlich;
metnHerz erweichte sich; aber nur allinäh
lich. Der Mensch kann sei»? Natur nicht
auf einmal wechseln und e» bedurfte in."»'
che» liebevollen Worte», mancher uneigen
nützigen That, die harte Kruste gänzlich
zu schmelzen, welch« sich um meine Brust
gelegt hatte. Da lernte ich Dich kennen,
achten und lieben und unmerklich bildete
stch in meinem Innern der Plan, d«ss«n
Ausführung mich jetzt so glücklich gemacht
hat. Ich hatte Reichthümer, aber ich be
schloß, dieselben zu verbergen. Unbewußt
de« mächtigen Beistande« solltest Du Deine
Laufbahn machen und die eign«» Schwin
gt» im Kampfe mit dem Geschicke stählen.
Auch w«r ich nicht ganz frei von Miß.
trauen un» Argwohn. Ich, der arme
Pedlar, wollte um meinetwillen von Euch
geliebt sein und nicht um meiner Schätze
„.'«len. Vergieb de.'' Argwohn -er ist längst
und f«l
senseste» ist an sei,..' S'ell« ge
treten. Peter kommt zu Euch:
wie er ist, nehm.' ihn mit dem, was er
Er findet nur noch Freude an seinen
Schätzen in dem Gedanken, daß er ste zu
Euerin Besten verwenden kann. Er möchte
fast grollen bei dem Gedanken, daß da«
Schicksal ihm nicht einmal vergönnt hat,
Euch reich zu machen. E« hat diese Auf
gäbe selbst auf stch genommen und dadurch
Peter den Spaß verdorben. Ihr habt
schon genug! Wa« verschlägt e« Euch, oh
Fr.-und muß stch bei der Bitt« um Aus
nahm« auf sein bischen individuelle« Ver
dienst stützen. Aber e» geschieht ihm schon
recht: da» ist die Strafe davon, daß er
einst den Mammon über Alle« fetzte.
Ich lege jetzt die Feder nieder, um die
nöthigen Vorbereitungen zur Reise zu
treffen. Grüße ste Alle von mir und auch
Marien nnd glaube, daß wir die Minuten
zählen, die noch vergehen müssen bi« Dich
umarmt Dein Peter Tauscher."
„Edle« Herz," sagte König.
„Das war stet» sein Fehler, daß er seine
Verdienste unterschätzte," fügte Frau Kö
nig hinzu.
„Ja, aber seine Schelte bekommt er doch
dafür," bemerkte Elise, „daß er mich znm
Besten gehabt hat. Doch, da länlet die
Glocke zum Frühstück. Geschwind hinein,
denn im Punkte de« Wartens läßt Louis«
nicht mit sich spassen. Im selb«» Maße,
wie ihre Kuchen kalt werden, behandelt ste
un« kalt ten ganzen Tag hindurch."
Das Frühmahl sah die ganze glückliche
Familie vereinigt. Da war noch der kleine
Ernst, der inzwischen zu einem pau«bäckt
ge» Herrn mit Jacke und Hosen herange
wachsen war. Da war außerdem Arau
Klempe, ein wenig mehr matronenhaft,
aber sauber und akkurat wie imm«r. Da
war sern«r Ob«rst Grang«r, d«r schon srit
Wochen als Gast im Hanse weilte, mit
Absichten, welche un« da« Gespräch auf
der V«randah verrathen hat. Unter der
Dienerschaft ragen Sambo und Pompeju«
auf Seiten der Männer, und Cbloe und
Betsy auf Seite der Frauen hervor. Die
alte Köchin au« dem Jägerhause hat näm
lich eine Leidenschaft für Louise gesaßt,
und e» stch nicht nehmen lassen, derselben
! nach Alabama zu folgen. Sie ist eine
' Autorität im Hanse, da ste große Fähr
lichkeiten mit der Herrin getheilt hat und
»icht» kann ste mehr erzürnen, al« wenn
' »in naseweis«« junge» Er-mplar d«r far-
Ao. 43.
bigen Race e» unternimmt, diese Autori
tät in Frage zu stellen.
Da» Frühstück verging, wle e» unter
diesen Umständen nicht ander« sein konnte,
rasch und fröhlich. Al« die Wanduhr die
achte Stunde schlug, stand Ernst auf und
sagte
,, E»ist Zeit, daß ich anspannen lasse.
Der Expreßzug kommt um 12 Uhr an und
e« mögen lmmerhln 12 Meilen bl» zur
Station sein. Adieu zusammen."
„Ernst, nimmst Du mich mit?" schmti
chtlt« di« jung« Frau.
Allein Ernst schüttelt« lachend den Kopf.
„Die Wege stnd zu schlecht, und beim
raschen Fahren würdest Du jämmerlich ge
rüttelt werden," sagte «r. „Außerdem
wird Louise Dich brauchen, um dle nöthi
gen Vorbereitungen zu treffen und die
Honneur« belm Empfange der Gäste zu
machen."
Louise stimmte ihm bei, aber Ellse hlng
den Kops und behauptete, daß nicht» al«
Selbstsucht die Weigerung ihre« Herr»
und Meister bestimme.
„Er will dle Freunde erst für sich ha
ben," schmollte ste, wenn auch nur zum
Scheine, denn gleich darauf hellte sich ihr
Gesicht auf und ste drohte Revange zu
nehmen und sich der Gäste dergestalt zu
bemächtigen, daß die Andern auch nicht
die geringste Aussicht haben sollten, ein
Wort einzumischen.
Dergestalt getröstet sagte sie ihrem
Manne ein herzliche« Lebewohl und
schaute ihm bewundernd nach, wie er mit
kräftiger Hand da« schön« Zwi«g«spann
lenkt« und zur Eil« antri«b.
„Schöne Pferde," sagte Louise ihr zur
Seit« tretend.
„Aber nicht da» Schönste dabei."
„Bewunderst Du etwa den Wagen
,7>ehr al» die Pferde?"
Spötterin! Du weißt schon, wa«
ich "meine. Aber ich will Dich nicht schel
ten, denn Du dock unverbesserlich.
Komm nur in« Hau«. Da Du mich doch
einmal brauchst, so will ich auch lüchtig
arbeiten und da« ganze Hau« kopfüber
iopfunter setzen. Forwärt«, Mademoisev«
Louise!"
Neunte» Kapitel.
Di« Sonn« n«igt« sich d«m wtstlicht»
Horizonte, al« der Wagen mit den Gästen
tn tenPaik suhr. Au« Koffern und Schac
hteln schälten sich dle Reisenden und eil
ten der Verenda zu, wo die ganze Familie
ste erwartete. Marie trug einen geschmack
vollen Reiseanzng und wetteifert« in d«r
That an Frisch« der Schönheit mit den
jünger» Schwestern. Ste war augen
scheinlich in großer Aufregung, denn ihr«
Augen blitzten und in den Wangen brann
,, Heiße Blut.
M, dem si»/'! «Mutter, theure Mut
ter!" warf ,?< sich in Fr«»' König» autge
breitete Arme u'nd weinte still und heftig
an ihrer Brust.
„Du weinst, Kind!" fragt« di« btsorgt»
Mutt«r, „bist Du noch immrr nicht glück
lich?"
„Doch, Mntttr," sagt« Marie unter
Thränen lächelnd und dieselben trocknend.
„Ich weine vor Glück. Mit der Bergan
genheit habe ich abgeschlossen und hinfort
will ich Euch, meinen Lieben und dem
Glückt leben."
Au« den Armen der Mutter ging« t»
dir de« Vater« und die Schwestern risse»
sich förmlich um ste. Da« war ein Umar
men und Küssen und Küssen und Umar
men und Flüstern theuerer Namen, daß
Peter am Ende mit Recht ungeduldig
wurde und scherzhaft drohend sagte
„Heda! meine Herren und Damen; bi»
ich etwa gar nicht«? Wenn ich da« vor
her gewußt hätte, hätte ich die gnädig«
Frau noch im Wagen sitzen lassen und
meinen Theil am Willkomm im Voran«
genommen."
„O wir haben noch immer etwa« für
Sie über," rief Elise und warf sich an den
Hal« de» Freunde», dessen Gesicht ste mlt
Küssen bedeckte.
„Tausend Dank!" flüsterte sie sodann
in sein Ohr.
„Für den schönen Mann?" fragt« er
zurück.
Sie nickte lachend und erröthend und
machte dann ten Andern Platz, welch«
nun auch Peler dergestalt bestürmten, daß
er zuletzt abwehren und sich zufriedengestellt
erklären mußte.
„Wo ist denn der Harri« mit den Waa
renpacken?" fragte Louise. „Ich hatt«
mich schon aus «in«n guten Handel ge
! spi»»-" ,
„Alles verkauft! Bin bankerott gewor
den in den schlechten Zeiten."
„Dann haben Sie mir auch wohl nicht«
mitgebracht," neckte Elise.
„Noch nicht zufrieden, Madame Nim
mersatt, hat den schönsten Mann im gan
zen Lande und begehrt immer noch mehr."
So unter Necken und Gespräch zog die
I Gesellschaft in« Hau«, wobei der kleine
Ernst auf feiner Mutter Arme feinen vol
t Siehe viert« Seite.)