Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 02, 1870, Page 1, Image 1

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    .MM- U K M //
V M^GUU-4-
6. ZahrsMg.
Dr. F. Bodeman,
Linden Straße,
zwischen der Penn und Franklin Avenue.
?fgce-Stu>>den, Morgens von B—9
" B—9
NU Abwesenheit wird gebeten, hin
erlassen. >
Dr. Vamill Krejci,
deutscher
Arzt, Wundarzt n. Geburtshelfer,
Office in Wyoming Avenue, Kaiser'« Hau«,
d inirt von I t Uhr Vormittag« bis Z Uhr Nach
mp 112» n g jeden Montag, Mittwoch und Frei
ag, »on l l Borin. bis 3 Uhr Nachm. 28n7
vi'.
Deutscher Arzt,
Wundarzt unk» Kcburtshelfer.
Office im Hause von I. Schinipff, Tedarstraße.
Sprcchstiiktden Morgens von B—S,8 —S, Mittag« von
—3, Abends von K—B. ti>sB
Teutsche Apotheke,
"tlk L acka >v a n n a Avenue,
ebcn Handle»V MerchantS ». MechanicS Bank.
9apB H. F. Lobcck. tj
Bl?kmi6t ö!c 00.,
Deutsche Apotheke,
Dr. S. W. Ru«h^
uiigsvoll die Bckanntmachung, daß er eine Office
hier eröffne« bat, in No. 2M Adams A»e., nördlich
en.—Spricht deutsch und englisch?
Officestiindcn! Morgen» von 7 9, Nachmit
ags von 2u»d «>j—B. VonB UhrAbendS
bis 7 Übr Morgens in feiner Wohnung, No. 2l>-t
Dl'. MIIM
Zahnarzt,
Pr>iS: Halbcs Gebiß P2N. ganzes Gebiß
Office oberhalb Mathews Apotheke. t-109
Gustav Hahn,
Advokat und Nechts-Anwalt,
aller
'l>. Januar IBÄ>. ba
?l>as. Tnpont Vreck,
A dvok^t^id^a^^
John Sailer,
Fischer Li Assion,
Grocericn und Provisionen,
^Pu
' u/Äss?°°n.'
kein Heu zu außer es ist h/er gewogen
""vjrän >kbriftlan Völker,
Penn Ave., nahe Aunster's Möbelftore.
Spedition —und —Wechsel.
A. Stewart Holter (Nachfolger von G.
H. Walter) ist Agent für die „Home Versicher
ung« Co. in New-Z>ork" und „Lvcoming Tount,
Mutual." Ferner Aaeu» für alle europäischen
Dampfer Vinien. Passchrscheine auf Dampf-
und Segelschiffen »ach unh von Hamburg, Bre
men und alle anderen Häfen werden verkauft.
Wechsel werden nach allen Tbeilen de« alten Va
erlandes zu den niedrigsten Aalen »»«gestellt.
Office, 205 Lackawanna Avenue (Zeidler«
«lock), Zimmer No. 1, obenauf. löd9
0. <BL (^O.,
Tapeten ck Wandpapier,
Fellster-Borhänste,
Schul-, Plank- und Schreibbücher,
Schreibmaterialien.
Ltiutvand-Vorhänge werden Bestel-
Sprecht bei uns vor.
Karl D. Nenffer,
Kappen-
Neuffe»,
Gü,ister S 5 Hüll,
Großes Mobilien-Lager,
Alle Zeit in großer Auswahl r ?u-
ÄuSzi'eh-Tttcht', Bc'llstaltc» jeder Akatta,ze»
Lokal-Veränderung.
Möbeln! Möbeln!
GrieK-r « <50.,
IM Lackawanna Ave., nahe Washington Ave.,
Scrantvn, 28. Febr. 1866.
Cedarstraße Möbel-Gcscdäft,
«SN D. u. Sohn Li Eo.
u'! So?n"u. So.
Neues
Etablissement.
Kleider-Geschäft,
tn I. Zeldler'S Gebäude,
gegen
V»nxelli«lr ck Beliael«ler,
207 La ckawa »na Avenue, ' 2t)7
Zeidler'« Block.
Srr..»to«. 29. April 1863.
Wir zeigen nicht an,
sondern «erlassen un» auf die Gitle und Prtise
unserer Waaren, welche den Absaß sichern müssen.
IlvKsrKelii k Il»rrl8,
Da« billigste Grocerie-Beschäft im Staate,
4»v ! Lackawanna Ave., ! TV»
29apS Seranton, Pa,
Zeichnen-Scknle.
Ter Unterieichnete hält jeden Sonntag von
>o—l2 Uhr Ztichnenschult. Schulgeld k>v
schenPenn und Franklin Avenue. I. i^er^
Scranton, Luzerne Counly, Pa., Donnerstag den 2. Zuni 1870.
Gold:
Gold!
Gold!
Rl6BB <B5
Neuem deutschen Store,
FrühlingSwaaren
Beste CalieoS, von k--llj Cents.
Deutsches Tischlinne» fiir 35 Cents.
Deutsche Bettüberzüge für 27 i Cents.
Guter schwarzer Alpacca, nur Zü Cents.
Tibets für nur 2(1 Cents.
Teppiche von allen Sorten von Zl> Cents auf
"Älßi-K « Co.
i>!o. 19!1 Lackawanna Avenue, in I. Ztidler'S
Block. 1409
Oese«! Öefen!
Waare gut. 23agi>ba
Henr» I. Ziegler,
Nachfolger von Geo. Pfeffer, Cedarstraße.
Joseph Ober,
m <W en Waaren^
icdi/Ärt"^'
Neues
Möbel-Geschäft.
Serantrn, 2. Dez. 1869 —ba^
er^
Joseph Becker, »
Möbelhä n d l e r »
früher vo» Port JerviS,
kannt, daß er in Merrifield'S Blocks Mainstraße,
Richt nurhM er Mö-
Begrabni, e punttkch Becker.
An Raucher.
Belrieth seines alle z/»rtheile im
granNin Hotel. 2Zd3
Neuer Store.
Groceric- und Pr»»isi«nS-GeschSft
»"kaufen. Engel.
MllsikVUnterri^
frag?n in der Daniel Heilig auf
7ap Charles Tfcherter.
Hauer Lk Wanke,
Groeeriee» und Provisionen,
P«»k,
Indem wir um zahlreichen Zuspruch Hilten,
geben wir die Versicherung, daß sowohl Qualität
wie Preist der Waaren nichts zu wünschen übrig
lassen. Zz>ap6
lalob Hauer, i Friedrich Wanke.
«-S' GeschäftS-Karten. "TS
Architekt. Baumeister Lslngcnicur.
(Städtischer Bermesser,)
Off», Svl Lacka. Avenue, nahe Washington,
3lmz Scranton, Pa. 79,1j
C O. <sarman, Händlerin
PineßrookKohien
Office in No. li>9 Penn Avenue,
2jlB Scranton, Pa. ts
F. D. Collins,
ReeiktS-Anwalt,
Peter Creter,
HanS-, Sckild-,
Freses- St Ornament«,l-Vtaler,
William <?>ster, Friseur,
Zl? Lackawanna Avenue, Scranton Pa.,
Perr^ü cken,^?^o cke n, A! As-
Alexander Hat),
Fresco-, Haus- und Ichild-Maler,
emvfieblt sich besonder» zum Tapezieren und »um
Papier-Firnisiren.
A. Kvnarson.
deutscher ilhrmacher « Juwelier,
WpomiugAve., gegenüber dem Wyoming HauS,
Scranton, Pa.
Scranton, 10. Jan. lS6i> ba
V Merrifteld,
Advokat und Sachwalter,
Office in Paulis Block, Lackaivanna Ave-
Friedrich Scholl,
/res Haus- u^Sch ild-^Maler,
Piano-Unterricht,
ertheilt von Julius Koliuiiek,
Nachzuftagen in Hulbert'S Musikalienhandlung,
(7ap7o) "
Ward K» Günfter,
Advokaten und Rechts-Anwälte,
Office in Jakob Schläger« Gebäude,
Ecke von Lackawanna und Washington Avenue,
2908 Scranton, Pa. ba
Geheimnißvolle Pedlar,
Die Töchter des Schiffbrüchigen.
(Fortsetzung.)
Elise beiiterkte seine Verlegenheit und
machte eine bedenkliche Miene. Der An
„Du hast doch den Eapitain aus eine
abschlägige Antwort vorbereitet?" fragt»-
»Nein, Kind, das habe ich nicht gethan.
Hq habe ihm Hoffnung zur Er
reichung seiner Wünsche gemacht."
~Vater!"
Dieset eine Äsort enthielt so viel Er
staunen, Vorwurf und Schrecken zu glei
cher Zeit, daß Hr. Werner ganz außer
Fassung kam.
„Aber Kind," stammelte er. „höre mich
nur einen Augenblick an. Du weiß», ich
habe Dir steiH Deinen Willen gethan und
wenn Ich in diesem Falle gegen Deine
Wünscht gehandelt Habe, so kannst Du
Dirdenken.daß wichtige Ürsacheuzu Gruu
de liegen müssen." > -
Elise antwortete nicht; sie sah nur er
wartungsvoll zu ihm auf. n
„Du weißt," fuhr er fort, „daß ich im
Herzen immer ein Freund de« Norden«
gewesen bin. Di« Verhältnisse haben mich
zwar gezwungen, eine Maske zu tragen,
allein meine Sympathien sind noch immer
für den Erfolg seiner Waffen."
„Und Du weist, Vater, daß wir darin
immer differirt haben. Meine Sympa'
thien waren immer für den Süden, und
jetzt, wo da« Glück uns den Rücken kehrt,
fühle ich mit doppelter Wärme für fein'
Krieger."
„AuS Deinen Bemerkungen gegen Ca
pitain Dübel diesen Nachmittag bildete
ich andere Ansichten betreHs. poli
tischen Ueberzeugung."
„O. ich wollte diesen eitlen Mensch bl»»
ein wenig vkxiren; sonst bin ich im Herzen
„Im Norden nennt man die loyal, wel
che für den alten Bund fechten."
„Verschiedene Länder, verschiedene Be
griffe."
„Nun, wir wollen darüber nicht streiten.
Ich wollt« nur »tederholen, w«t V«iZ>»gst
wußtest, nämlich, daß ich die Regierung
in Richmond und ihr« Beschlüsse nicht für
bindend erachtete. Du wirst Dich also
nicht wundern, daß ich diese Beschlüsse
außer Acht setzte, wo mein Vortheil und
der Vortheil der alten Regierung dies
verlangten. E» fehlt« dem Norden an
Baumwolle und dieser Mangel drohte ihn
sogar in einen Krieg mit England zu ver
wickeln. Da nun der Preis der Baum,
wolle hoch und die Ausfuhr per See durch
die Blockade verhindert war, so nahm ich
die Gelegenheit wahr, mein Interesse und
las des Nordens zugleich zu wahren, in
dem ich meine Baumwolle durch Schleich
handel an nördliche Agenten absehte."
„Ich verstehe Deine Motive, obgleich
ich sie von meinem Standpunkte nicht bil
ligen kann. Nur eins begreife ich nicht,
wie dies nämlich bei der strengen Bewa
chung der Linie möglich war."
„Es war nur möglich durch Einverständ
niß mit Cap. Dübel."
„Ah, also auch er! In seine? Stellung
war dies unverzeihlich."
„Du magst Recht haben; allein darum
ist meine Lage nicht weniger schwierig."
„Ich sehe dies nicht recht ein. Ist Dein
Schleichhandel entdeckt worden?"
„Nein, aber Dübel droht ihn zu ver
rathen, wenn seine Wünsche, betreffs Dei
ner, nicht erfüllt werden."
„Er? der Schuldigere droht Dich zu
verrathen? Mir scheint das gerade lächer
lich und ich begreife nicht, wie feine Droh
ungen das geringste Gewicht bei Dir ha
ben können?"
„Du wirst es begreifen, wenn ich Dir
sage, daß ich heute Nachmittag eine ge
heime Order des Präsidenten sah, worin
diesem Dübel unbeschränkte Vollmacht,
gleichsam e»rte dlnnelw, ausgestellt
wurde, zu thun und zu lassen, was er
wolle."
„Ich begreift. Kam Dir von Dübel
der erste Vorschlag zu diesem gefährlichen
Handel?"
„So war das Ganze eine Fallt. Er
wollte Dich in seine Hand bekommen, um
dann mit uns machen zu können, was er
wollte. Allein, warten Sie ein wenig,
Herr Capitain, so schnell geht das nicht.
Sie können nicht allein Fallen stellen und
werden, trop aller ihrer Schlauheit, am
Ende noch von einem Mädchen überlistet
werden, welches Sie schon als sichere Beute
betrach.eu."
„Ja, aber Kind, was beabsichtigst Du
denn eigentlich?"
„Nur Geduld, Vaier, das wird sich
schon finden. Durch wen wurde dieser
Schleichhandel betrieben?"
„Durch einen Mann, Namens Martin,
welcher sich in ville bei den Soldaten
„Ilnd dieser Niann, kannst Du ihm
trauen?" 4
„Er HM sich so weit als treu erwiesen."
„Kannst Du auf ihn rechnen bei einem
Unternehmen gegen Eapitain Dübel?"
„Das weiß ich wirklich nicht," sagte
Werner nachdenklich. „Er ist sehr geld
gierig und wenn ihm eine tüchtige Beloh
mulHMtboten würde, so möchte er wenig
Umstände machen, irgend Jemand zu ver
rathen."
„Alan braucht ihm am Ende die Natur
seiner Misston gar nicht anzuvertrauen."
„Aber welche Mission, Kind? Laß end
lich hören, was Du beabsichtigst. Am
Ende sind es unpraktische Vtst»aen."
„Ich denke nicht, Vater. Hast D>» bei
Rosenkränzen» Armee keine Freunde oder
Brannte von Einfluß?" ->» ,
~O ja, 4ch steh« mit mehreren in Ver
bindung wegen der Baumwolle. E« giebt
im Nörden, wie im Suden Leute, welche
ihren Diensteid verlthen für Geld."
„Mut, lassen wir lhren Eharattrr. Sie
solle» uus treffliche Dienste leiste». Seß'
Dich, Vater, und schreibe, was ich Dir
dictire." >
Elise holte ihr» Schreibmappe uav
Werner machte sich bereit, ihren Wünschen
zu entsprechen.
„Du bist ein curiostS MädchtN," sagte
er, „ganz zum Rebelliren und Conspiriren
geschaffen. Ich hätte am End« besser ge
than, Dich schon früh» in's Geheimniß
zu ziehen. Doch nun vorwärts, damit ich
endlich erfahre, wac Du willst."
„Alfs wie heißt »er angesehenste Dei
ner Freunde?"
„Oberst Zt."
„Gut; schreibe also: Lieber Oberst Zk."
„Ist geschehen."
„Ich schicke Jbnen diesmal eine Mit
theilung von äußerster Wichtigkeit. Die
diesige Äegtnd ist auf Meilen fast
gauz von Truppen entblößt und eine Raz
zia würde deshalb von dem größten Er
folge sei». Sie würde die hiesigen Unions
klemenle ermuthigen (und es giebt deren
Aele) und andererseits die Rebellen ein
schüchtern und entinuihtgen. Hallen Sie
den Träger dieses fest, damit da» tiefste
Geheimniß beobachtet werde. Nur dann
kann ich für den Erfolg garantiren. Ihr
ergebener Fr. Werner."
„Und diesen Britf soll ich absenden?"
fragt? Mr. Wernrr, dessen Erstaunen mit
jedem Worte gestiegen war. „Ei, Du bist
ia eine Freundin der Consöderation und
willigst in ihren Schaden?"
„Mau acceplirt das kleinere Uebel, um
das größere zu vermeiden. Uebrigens
glaube ich gar nicht, daß »ine solche Raz
zia dem Süden großen Schaden thun
würde."
„Allein was würde sie uns nützen?"
„Uns nützen? Ja so! Ich habe etwas
vergessen. Mache noch ein Postscriptum
hinzu, dieses Inhalts:
8. Der Ueberfall von .... ville muß
plötzlich sein. Dort liegt einßekrutirung«-
ossizier, Namens Dübel, welcher der gu
ten Sache als Spion schon vielen Schade»
geihan hat. Seine Ergreifung ist unbe
dingt nothwendig."
„Ah so! Jetzt fang ich an, die Pointe
zu sehen. Um diesen Dübel los zu werden,
sollen die Aankee« kommen, Lizzy. Du
verdienst allen Credit für Deinen Plan,
rig ist."
„Frisch gewagt, ist halb gewonnen. Je
eher wir an die Arbeit gehen, desto schnel
ler kommen wir an's Ziel."
„Du hast vollkommen Recht. Die erste
Martin zu gewinnen. Ich will gerade an>
spannen lassen und den Burschen aufsu
chen. Doch muß es vorsichtig geschehen,
damit Niemand Verdacht schöpft. Wenn
Dübel Wind bekäme, so ständen unsere
Sachen unendlich schlimmer als zuvor."
„Das ist wahr; allein der Abend ist
am Ende die günstigste Zeit zur Unterred
ung. Die Dunkelheit erschwert das Erken
nen im Falle einer Ueberraschung."
Werner schellte.
„Laß Cäsar anspannen," sagte er zu
dem eintretenden Diener. „Nehmt das
Buggy und den Braunen, aber eilt Euch."
„Aber," sagte Werner, als der Diener
da» Zimmer wieder verlassen hatte, „was
fangen wir unlerdeß mit dem Capital«
an?"
„O, da laß mich nur sorgen. Ich will
ihn hinhalten, wie Pelenope ihrk Freier
hinhielt."
„Ich weise ihn also morgen an Dich,
Kind?"
„Ja wohl, Vater. Ich fürchte mich ganz
und gar nicht vor ihm und werde ihn in
seiner eigenen Münze zahlen. Verstellung
gegen Verstellung soll die Posse heißen,
Seite sein."
„Gott gebe, daß Du Recht hast, Lizzy.
Ich gebe Dir unbeschränkte Vollmacht, zu
thun und zu lassen, was Du für gut
hälft; gerade wie Jefferfon Davis ste un
serem Feinde auch gab."
„Schon recht, Vater; aber da ist Cäsar
mit dem Buggy. Gehst Du allein?"
„Ich denke, es wird am Besten sein.
Zwar ist Cäsar treu wie Gold, aber in
seiner Einfalt möchte er mich verrathen,
ohne es zu wollen. Adieu Lizzy."
„Adieu Vater! bleibe nicht zu lange.
Ich bleibe wach, bis Du zurückkommst."
Dritte« Kapitel.
Die Entfernung des Dorfes
ville von dem Herrenhaus« betrug etwa
drei Meilen. Diese kurze Strecke war
von dem trefflichen Pferde Werners in
wenigen Minuten zurückgelegt. Der Weg
zog flch in fast gleicher Entfernung am
Flusse hin, und obgleich es schon dunkel
war, zeigten doch Lichter
die Lag» des Dorfe». Der Himmel war
unbewölkt und bet dem matten Scheine
der Sterne sah man die schwachen Umrisse
selbst derjenige» Gebäude, in welchen kein
Licht brannte. Es waren meist niedrige,
unansehnliche Häuser, theils aus Baum
stämmen, theil« au« Brettern erbaut.
Werner schien die Oertlichkeit gut zu ken
nen; ohne zu zögern, hielt er sein Pferd
an, sprang au« dem Buggy, zog da« Ge
fährt abseit« auf einen sicheren versteckten
Platz und näherte sich dann einem der er
sten Gebäude, dessen verfallene« Aeußere
und tiefe Dunkelheit auf ein gänzliche«
Verlassensei« schließen ließen. Hierdurch
unbeirrt, trat Werner an die Thüre und
klppfte in Zwischenräumen auf »ine eigen
thümliche Weise. Anfang« war Alle« still
drinnen, und Werner glaubte schon un
verrichteter Sache abziehen zu müssen, al«
auf einmal Schritte erschallten und sich
der Thüre näherten.
„Wer ist draußen?" fragte eine männ
liche Stimme.
„Gut Freund," antwortete W»rn«r.
„Was will gut Frtund?"
„D»n Einlaß zur Stund»."
Ein Riegel klirrte und dt» Thür» Zff
n»t» stch.
„Die Parole ist richtig," d»r Mann
drinnrn, indem er den Besucher einließ;
„aber wer seid Ihr? Ich erwartete Nie
manden heute Abend."
„Ich bin'«, Werner. Ich komme un
erwarteter Weise, weil ich Eure Dienste in
dringlicher Angelegenheit brauche."
„So? Nun nehmt Platz; ich will Licht
Ao. 22.
Eine halbe Minute später brannte ein
trübe» Talglicht, welches, In Ermanglung
eine« Leuchters, in dem Halse einer Fla
sche steckte. Da« Zimmer hatte nach der
Straße keine Fenster, nur nach der Fluß
seite war ein kleine« Loch, welche« kaum
jenen Name:, verdiente und sich schwerlich
der Zeit erinnerte, wo Scheiben darin ge
wesen waren. Durch diese Oeffnung schoß
eine trübe Lichtpyramide, so schwach, daß
sie kaum die herrschende Dunkelheit beein
trächtigt».
„Am Ende wäre e« besser gewesen, da«
Licht unangezündet zu lassen," sagte Wer
ner.
„Ihr habt mir also etwas Wichtige«
mitzutheilen? Wenn Ihr e« wünscht,
kann ich e« wieder ausblasen."
Werner dachte nach. Das Licht war
zu schwach, um draußen aufzufallen und
außerdem sehte e« ihn in den Stand, die
Mienen de« Manne« zu studieren, welchen
er in wichtigen Angelegenheiten gebrau
chen wollte. Nein, die Dunkelheit war
gefährlicher al« das Licht und Werner
entgegnete daher:
„Laßt e« nur brennen, Martin, e«
nen ja alle Lichter im Dorfe, und diese«
kann kaum auffallen. Aber eins könnt
Ihr noch thun: geht einmal die Runde
um's HauS und seht zu, ob die Luft rein
ist."
Der Mann that, wie ihm geheißen war.
Er stellte keine Fragen, aber in seinem
Gesichte konnte man deutlich die Neugier
de lesen, die ihn plagte. Nach wenigen
Minuten kt'.m er zurück mit dem Bescheid,
daß kein lebende« Wesen zu sehen sei.
„Und nun heraus mit der Sprache,
Mr. Werner," sagte er, indem er sich auf
eine Kiste niederließ. „Ihr kommt dies
mal ohne den Capitain und ich rechne,
das hat was zu bedeuten."
„Da habt Ihr nicht soUnrecht, Martin.
Der Capitain braucht von dieser Sache
nichts zu wissen."
„Ah, dacht Ich'S doch. Es gilt also
diesmal was Anderes."
„Nicht doch; was ich Euch zu sagen
habe, betrifft unser altes Geschäft, aber
der Capitain soll doch nichts davon Wis
sel,."
„Und warum? wenn man fragen
darf?"
„Das ist sehr einfach, Martin. Capi
tain Dübel ist zu gierig. Er nimmt immer
de« Löwen Antheil in Anspruch."
„Ah, das ist wahr," sagte Martin la
chend, „er hat einen guten Appetit, der
liebe Capitain."
„Nicht wahr? Nun, wenn Ihr die« be
greift, so wird e« Euch nicht Wunder
nehmen, daß ich 'mal ohne ihn zu operi
ren wünsche. Ich glaube, da« Ding ließe
sich machen und der Gewinn wäre bedeu
tend größer."
„Wessen Gewinn, Mr. Werner?"
„Ei Martin, Ihr braucht nicht mit
dem Zaunpfahle zu winken. Natürlich
mein Gewinn und der Eurige."
„Ah, wir gewinnen Beide dabei. Dann
läßt sich die Sache hören. Jetzt wo Ihr
deutlich sprecht, leuchtet mir da« Ding
schon besser ein. Laßt doch 'mal sehen, wie
würde mein Antheil sich ungefähr gestal
ten?"
„Martin, ich will nicht knausern. Euer
gewöhnUcher Lohn soll sich bei dieser Ge
legenheit verdoppeln. Ich gebe Euch
gleich und wenn Ihr zurückkommt."
Der Mann gab einen leisen langgezo
genen Pfiff von flch.
„Hundert gleich, sagt Ihr?"
„Hundert auf der Stelle?"
„Und dt» andere« Hundert, wenn ich
wiederkomme?"
„So wi» Ihr wiederkommt. Ihr kennt
mich al« einen Mann von Wort."
„Schon recht, Mr. W»rn«r, und Ihr
mich ebenfall«. Ich bin Euer Mann.
Nehmt mein Wort für da« Euer« und
laßt mich wissen, wa« ich zu thun habe."
„Da« ist leicht gesagt. Zuerst müßt
Ihr zu Dübel gehen und da» Paßwort
auf Morgen holen."
„Ja, aber wie? Wenn er e» nun nicht
giebt?"
„Pah, Martin, Ihr müßtet nicht der
Martin sein, wie ich Euch kenne, wenn
solche Kleinigkeit Euch schreckt». Könnt
Ihr k»in»n Vorwand rrstnnen? Ihr gtht
in Privatgeschäft»« nach T«nn«ff« und
braucht »in»» Paß."
„Schon recht," sagte der Mann nach
denklich, „ich denke e« läßt sich machen.
Wa« weiter?"
„Wenn Ihr den Paß habt, so kommt zu
mir und holt einen Brief, den Ihr drüben
„Weiter."
„Da« ist Alte«."
„Alles," fragte der Man« verwundert,
„und wie kommen die Waaren hinüber?"
„Da« hängt von der Antwort ab, die
Ihr bringt. Wollt Ihr dann noch beim
Schmuggeln helfen, so zahle ich das apart."
„Hört, Mr. Werner, Ihr seid mein
l«ie»e »wt« »«itt.)