Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 21, 1869, Image 4

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    (Fortsetzung von der erste» Seite.)
ging er den Zaun entlang fort, bi« er in
di» Nähe de« Fliederbusche«, der seine
dichtbelaubten Zweige auch über den Zaun
hinausstreckte, gekommen war. Hier mußt»
»r seine Schritte verdoppeln, um das Ge
sträuch zu erreichen, wenn er nicht riskiren
wollte, durch den jetzt plötzlich eintrettn
dtn Rtgen betroffen zu werden. Und es
war die höchste Zeis, denn kaum hatte er
sich unter das schützende Blätterdach bege
ben, als einzelne schwere Regentropfen in
vermehrter Anzahl aufschlugen, daß sich
die Blätter herabneigten und leise erzitter
ten, bis der Regenschauer mit seinem mo
notonen Austreffen auf das Blätttrdach
hereinbrach und das näher und näher
kommende Grollen des Gewitters zum
vernehmliche» Donner würd«.
Obwohl ihn das plötzlich «ingetttttne
Wttttr mit feinen grellen Lichtblitzen und
seinen prasselnden Donnerschlägen erbe
ben machte, so klopfte ihm das Herz den
noch höher, als er, nachdem sich Auge und
Ohr an die ini Aufruhr begriff«»« Natur
gtwöhnt hatt«, di« in unmitt«lbar«r Näh«
vor ihm befindliche Rasenbank durch dit
Orffnungtn dtS Staketes näher betrachtete.
Es kam ihn. Alles wie ein nochmaliger
schöner Traum vor, obgleich er dit voll
ständige Ueberzeugung hattr, daß er wache.
In diestr SinntSausrtgung hatte er
nicht bemerkt, daß der Donner nach und
nach schwächer wurde und endlich ganz
«nd gar mit dem Regenschauer aufhörte,
bis ihn ein kühler, auf seine erhitzte Stirn
austreffender Regentropfen von dem Blät
terdache aus s?intr Btklemmung zur Wirk
lichkeit zurückrief. Er sprang auf, über
sah mit einem flüchtigen Blickt noch tin
mal den Platz und wollte sich eben aus
dem Fliedergebüsch entsernen. Schon war
er au« der natürlichen Laube herausge
treten, als der Hund vor dem Hause an
schlug. Er blickte nach dem Hause und
gewahrte dort das junge Mädchen wieder,
wie t« in Btgleltung eines Mannt» au«
dtr Thür trat und sich dann ausdem Wegt,
d»r unmittelbar an der Rasenbank vorbei
führte, näherte.
Di» heftigen Gestikulationen des Man
nt« und die abwehrende» Bewegungen
des Mädchen« fesselten Arthur dermaßen,
daß er beschloß, die durch das überhän
gende Fliedergebüsch gebildete natürliche
Laube noch einmal zu belreten, um die
Näherkommenden unbeobachtet belauschen
zu können.
„Also Du willst nicht?" klang jetzt eint
barsch« Männtrstimmt an da« Ohr dt«
Lauschenden.
„Ich kann nicht o, glaube «S mir!"
antwort«!« das Mädchen, in dem Arthur
jetzt ganz deutlichdi« Dam« witd«rrrkannt«,
welche durch dt» Eisenbahnunfall mit ihm
in nähere Beziehung getreten war, die
selbe, die ihn niit ihren großen sinnende»
Augen so Ihetlnehinend angeblickt und ihn
gepflegt und gewartet hatte; dieselbe, die
so plötzlich verschwunden war, ohne daß
es ihm möglich gewesen war, ihr seinen
Dank abstatten zu können; dieselbe, nach
der er schon seit einigen Tagen geforscht
halte.
Arthur zitterte vor innerer Aufregung.
„Und Du willst mir auch kein Verspre
chen geben?" sagte der finster blickende
Mann mit dem großen Vollbarte, als die
Beiden in unmittelbare Nähe der Rasen
bank gekommen waren.
„O gewiß, ich verspreche Dir, mein j
Wort zu hallen, sobald es mir möglich ge-!
worden ist. Ich will dann jedem Deiner i
Wünsche Folge leisten, so es in mei
nen Kräften steht, doch jetzt nicht."
„So heiralhe doch ten tinsältigen Kauf-!
inannspinsel, diesen Obermann. Der Kerl!
bat Gelt, viel Gtld, so viel ich weiß." >
„Ich kann nicht, ich liebe ihn nicht!" !
„Du bist tint Närrin durch und durch. !
Eine Andere au Deiner Stelle würte ihn,
schmeicheln, alle ihre Liebenswüidigkeit!
aufbiete», um ihn zu fesseln. Thue es!
doch auch und Du hast gewonnen."
„Du bist fürchterlich, William!"
„Du verkennst mich, Verena. Ich bin!
nur berechnend und habe Dein ,-»t »nser!
gemeinsames Beste im Auge. Siebe, mein j
Verhältniß zu Dir—"
Die übrige» Worte konnte Arthur nicht
versttht», da der Sprecher plötzlich einen
flüsternden Ton angenommen hatte. Der
Unbekannte hatte dabei seine rechte Hand
aus die Schulter Verena's gelegt und sich !
ein wenig von der Rasenbank enisernt.
Arthurs Augen folgten jeder Bewegung
des Fremden.
Dieser blieb gleich darauf vor Verena
stehen, ließ seinen stechenden Blick eine
Weile auf ihr ruhen und sagte dann in
ziemlich erregtem Tone:
„Wenn Du, wie Du sagst, auf meine»
Vorschlag nicht eingehst, so werte ich zu
bandeln wissen. Wege und Mittel stehe»
mir ja, wie Du weißt, zu Gebote, um—"
Das llebrige konnte Artbur nicht mehr
verstehen, da sich der Unbekannte der Ein
gangspfort» zuwandte und mit Verena
nach derselben »ilte, um einen vor dem
Thore Wartenden eintreten lassen zu kön
nen.
Der finstere Mann glitt, ohne den Gruß
des Ankommenden durch einen Gegengruß
zu erwidern, an ditstm vorüber zur Thür
Der Eingetretene bot mit einer höflichen
Verbeugung dem Mädchen seinen Arm
an, wie Arthur in seinem Versteck ganz
deutlich wahlnehmen konnte. Das Mäd
chen schien seinem Wunsche nicht zu will
fahren, denn selbst dem Haschen nach lh
rem Arm wich si« durch «in« gkschickt« S«l-
Anwendung so aus. daß sich der Eingetr«.
t»ne gknöthigt sah. s»ine Untrrhaltung
ohne diese Vergünstigung fmtzusetze».
Die Beiden waren jetzt so weit herange
kommen, daß Artbur ganz deutlich die
Stimme d«« Mann«« hör«n konnt«.
' „Sie wissen jedenfalls nicht, Verena,
daß ich Mittel in den Händen habe, welche
Sie nachgiebiger machen werden, um mei
nen Wünschen Erhörung zu verschaffen,"
klangen die Worte de« Fremden mit jener
kalten, schneidenden Schärfe, welche den
berechnenden Verstandesmenschen kenn
zeichnet, an Arthurs Obr.
„Ich kenne sie," antwortete da« Mäd
chen.
„Sie wissen darum?"
„.Ich weiß nun Alle«!"
„So hätte Ihr Vater —"
„Mein Vater hat es mir vertraut, Herr
Obermann."
„Es ist nicht möglich!"
nen. Die Wechsel, welche Sie in den Hän
den haben, belaufen sich —"
„O bitte, mein Fräulein!" rief der
Mann, den wir jetzt unt«r dem Namen
Obermann kennen gelernt haben, „sprechen
Sie nicht, bevor Sit mich nicht gkhört ha
bt»!"
„Herr Obermann, ich habe Ihnen be
reits mitgetheilt, daß mein Herz auch nicht
die geringste Neigung für Sit hegt, daß
es mir factisch unmöglich ist, Sie liebe»
> zu können. Zwar steht mir auf der ande
l ren Seite die Liebe zu meinem guten Va
, ter «ntgigtn, dtsstn wenig« Tag«, die sein
! altergraues Haupt vielleicht noch erleben
wird, ich so gern, so herzlich gern zu Freu
dentagen umschaffen möchte, nachtem ihm
das Schicksal die härtesten Prüfungen, das
Geschick seine vernichtendsten Blitze in sein
! Dasein geworfen hat, daß es ihm nur kurze
Zeit vergönnt gewesen ist, ein glückliches,
ruhige« Leben zu führen; allein ich ver
mag mich trotzdem nicht zu überreden, die
> Schande und die letzte Kränkung, die fei
, nen Tod beschleunigen wird," —die Stim
! Me de« Mädchen« stockte, e« kämpfte mit
, einem heftigen, innerlichen Schmerz
„durch eine Handlung abzuwenden, deren
Folgen von der schrecklichsten Dauer be
glektet sein müßten."
„So muß ich glauben, daß Sie irgend
welche« andere Verhältniß von der An
nahme meines Antrag« zurückhält, obwohl
Sie mir erst vor wenig Minuten erklärten,
daß dem nicht so sei."
„Glauben Sie, Herr Banquier Ober
mann, daß ich die Unwahrheit sage?"
„Ich möchte e« fast glaubt«, wenn ich
von Ihrer Ehrlichkeit und Offenheit nicht
allzusehr überzeugt wäre."
„Dann wiedtrholt ich es Ihnen: es
bindet mich kein Verhältniß, das mir die
Annahme Ihres Antrags erschwert?."
„So werde ich Ihre Liebe zu gewinnen
suchen."
.„Ergehen Sie sich nicht in Hoffnungen,
deren Erfüllung in nebelhafte Zntsernung
gerückt ist."
einmal gefaßten Entschluß ausführen.
Verena, Sie wissen, daß sich Ihr Herr
Vater der gröbsten Wechselfälschungen
schuldig gemacht hat, daß er dadurch ein
Verbrecht» begangen, welches ihn viele
Jahre in da« Zuchthau« bringen kann."
Die Angeredete zitterte so heftig am
ganzen Körper, daß sie sich auf die Raf«n
bank ni«d«rlasstn mußt«.
! „Ihr Vater," fuhr Banquier Obermann
! in gesteigertem Tone fort, „ist gar nicht im
5 Stande, die Summe zu decken, selbst wenn
' ich von einer Klage ganz und gar absehen
wollte. Ihr Vater ist durch und durch ein
l ganz gewissenloser —"
„Halten Sit ein!" rief Verena auf
> springend. „Mein Vater ist ei» ehrlicher
Mann!"
! „Schöne Ehrlichkeit!" höhnte Ober
! „Mein Vater ist im Stand, Alles da»
! zu bezahlen, was er. wie Sie sage», durch
Wechselsälschungtn von Ihne» bezogen
i obgleich vo» einer Wechselsälschung
im eigentlichen Sinne des Wortes keine
Rete sein kann, da Sie ihm einen Credit
! ohne Angabt der Höhe eröffneten. Dann
! bat er das Geld auch nicht verschwendet,
sondern den größten Theil desselben dazu
verwendet, die Spur jener eltnde» Schur
ke» zu verfolgen, welche im Besitze einer
Geldsumme meines Vaters sind, die nicht
nur zehnmal, übersteigt,
sondern un« auch »azu »erbose» kann,
unsern Namen"— Berena stockte; als aber
der fragende Blick des Banquiers den ih
rig«n kreuzte, fuhr sie, entschlossener wer
dend, fort-'„unsern Namen wieder zu Eh
ren zu bringen!
Ein höhnischer Zug spielte um de»
Mund des Banquiers, als er zu Verena
sagte:
„Ich will ja gar kein Geld, Verena, i
wenn Sie meinen heißesten Wunsch erhö
ren. Sage« Sie „Ja," und in der näch
sten Minute liegen die Wechsel zerrissen
und somit getilgt zu Ihren Füßen, da ja
nur der Besitz der Papiere zur Forderung
berechtigt. Reichen Sie mir die Hand al«
Lebensgefährtin, damit ich »in Gegenge
wicht zu d»m »wigen Eintrlri dt« Gt
schäfisltbtn« trhaltt, um di« inn«re Lrtrt
und Hohlheit durch die ung«th»il»« Li«b«
«in«« gut»», treu»» Herz»»« zu paralisi
r»n."
D»r gildstolze Banquier sank dem vor
innertr Aufregung heftig zitternde» Mäd
che» zu Füße».
«Verena, halten Sie mich wofür Sie
wollt». Sagen Sit mir e« noch einmal,
taß ich ei» trockener Verstandesmensch, «in
Mann ohne wirkliche« Gefühl bin, «It
dtrholtn Si« e« noch «lnmal, daß Ich ein
H«r, von Sttin btsäß» o, thun St, »«,
mich für einen Wahnsinnigen, gut, ich will !
es sein. Oder nein, stoßen Sie mir den j
blitzenden Stahl eine« Dolches durch die i
Brust, damit dieses Leben, das nun ein-
mal ohne Sie ein Schattendasein ist, «in
Ende nehme." Er hielt inne und blickte!
Verena an. »
Ein sonderbares Gefühl mußte Verena
sie den geldstolzen, reichen !
Banquier Obermann zu ihren Füßen sah.
wie er sich abmühte, von ihren Lippen das
beglückende und bindende „Ja" zu boren.
Sie verhüllte ihr Gesicht.
„Ich kann Ihnen heute keine Antwort!
geten, mein Herz ist zu bewegt," klang es !
durch die zarten weißen Hante.
im Ausstehe».
Das Mädchen verhüllte ihr Angesicht
! mit dem Taschentuch, um de» Banquier
! nicht merken zu lassen, daß sie weine.
„O, Verena, antworten Sie mir!"
Mit einer Resignation sondergleichen!
raffte Verena all' ihren persönlichen Muth
zusammen und sagte dann, den Banquier
scharf und durchdringend anblickend:
„Sie wollen meinen Vater tödten?"
„Keineswegs, mein Fräulein."
„Sie sagten mir doch, daß Sie die
Wechsel —"
„Daß ich, wenn Sie mir mein LebenS
glück zertrümmern, mich nicht mehr länger
gebunden erachten würde, die Nachsicht -
und Milde gegen Ihren Herrn Vater zu
üben, welche ich ihm bis jetzt in der Hoff
nung aus Ihre Hand und Ihre Zusage
geschenkt habe," entgegnete der Banquier j
mit einem plötzlich veränderten Tone, der"
stand. „Auch sind Sie vollständig im!
Irrthum, wenn Sie nieinen, daß ich Jh-
ren Vater todten würde, denn »in Wort.
von Ihnen genügt, um die Präsentation Z
der gefälschten Wechsel, welch« allerdings j
Vertauschung dieser allerliebsten Wohnung
mit dem dumpfen Kerker für Ihren Vater
zur Folge haben könnte, zu verhindern."
„Sie sind ein grausamer Mensch!" rief
Verena in der vollsten Entrüstung.
„Nicht grausamer als Sie, Verena!"
Der Banquier weidete sich mit einem!
teuflischen Lächeln an der Verzweiflung!
des Mädchens.
„Ich will Ihnen noch einen Vorschlag !
machen," sagte er zu Verena im gleichgül-
tigsten Tone.
Das Mädchen blickte auf.
„Ich gebe Ihnen noch einige Tage Be
denkzeit. Ich muß eine nothwendige Ge
schäftsreise unternehmen, welche mich bis
wieder vorzusprechen und Sie um defini
tive Entscheidung, um bestimmte Antwort
ersuchen. Sobald da« bindeude Wort von
Ihren Lippen g«sall«n ist, z«rr«iß« und
vernichte ich die Papiere vor Ihren Au-!
gen. Wollen Sie das?"
Das Mädchen konnte nur stumm mit!
dem Kopfe nicken, da der gewaltige, in
ihr wogende Schmerz ihre Zunge gebannt
hielt.
quiers und einer eben solchen Erwiderung
von Seiten Verena'S trennten sich dir
Beiden. Banquier Obermann eilte mit!
hastigen Schritte» dem Ausgange de»
Gartens zu; Verena blieb aus der Nasen
bank seufzend sitzen und blickte zu Boden.
Arthur Zalkening hatte von seinem
Versteck aus Zeit und Muße genug, um!
die Gestalt des Mädchen» überblicken zu >
können. Das faltige, bauschige Sommer-
gewand umschloß den zarten Wuchs, durch i
den in der Mitte zusammenhaltenden Gür- !
tel vortheilhast in zwei Theile getrennt. >
Eine düstere Wolke lagerte sich eben!
wieder über die freundlichen Züge des!
Mädchens. ,
Ihre Hände preßten sich lrampfhajt zu- j
sammcn; über die Lippen glitt ein leise»
Flüstern, das Arthur erst dann zu verste- > '
hen vermochte, als es lauter wurde und I!
in bestimmten Worten an Arthurs Ohr!
schlug.
„O, wäre nur wenigstens der Eisen- i!
Bahnunsall nicht gewesen!" sagte sie jetzt ! '
mit ziemlich vernehmbarer Stimme. „Es '
ist eigenthümlich, daß ich doch jetesmal
so wuiitersam erregt werde, wenn ich ge- '
zwungen bin, in die Augen eines tieseren
Gemüthes blicken zu müssen. Ich vermag
mir keine Rechenschaft darüber zu geben,
wie es kommt, daß mir gerade dieser Kops
schon so lang- mit den unauslöschlichsten
Farben vor der Seele steht." s
Arthur hatte sich, um dem Geflüster
des Mädchens besser Gehör schenken zu 1
können, etwa» nach vorn gebeugt und sich u
auf das morsche Staket des Zaunes ge-! 5
stützt, ohne dessen Tragkraft geschätzt zu h
haben. Als er nun gar hörte, wie sich > l
seine Person in d«m Selbstgespräche ver- g
wob, da pochte ihm das Hexz hörbarer
und mittrunkenen Blicken hing er an dem
schönen Munde Verena'S der sich eben
wieder öffnete und schloß. Dabei hatte a
er übersehen, wie sich das Staket durch die 112,
erhöhte Last nach vorn überbog. Da« k>
plötzliche Wanken und Zusammenbrechen!
desselben war das Merk weniger Augen- i h
blicke. n
Verena stieß einen gellenden Schrei >Z
aus, als sie Arthur Falkening, der mit dem !
Zusammenbrechen de» Stakets ebenfalls
da« Gleichgewicht verloren hatte »nd vorn- H
übergestürzt war, sich vom Boden erheben j
sah. Sie wollte aufspringe« und davon- isc
eilen, allein der »»erwallele A»l>!ick tc»
Manne», der soeben noch ihre Phantasie
beschäftigt hatte, fesselte sie so an ihren
Plah, daß sie nicht einmal aufzustehen
wagte, als Arthur, über die zerbrochenen
Theile des Zaunes wegfchreitend, auf sie
zukam.
„Verzeihung, mein Fräulein!" stammelte
er, ebenfalls im höchsten Grade verwirrt,
als er vor dem tief erröthenden Mädchen
stand und sein Blick über die schöne Gestalt
in dem luftigen Sommerkleite irrte.
E» kam Arthur vor, als bätte sie ein
leises „Bitte!" zwischen den schwellenden
Lippen hindurch hervorgedrängt.
„Ich glaube, ich bin Ihnen eine Auf-
klärung über mein Verhallen schuldig."
er seinen Blick in den Spiegel dieses see
lischen Thuns gesenkt halte.
„Das vorhin so plötzlich eintretende
Wetter nöthigte mich, unter diesem schir-
mich eben daraus entsernen, nachdem das
Wetter ausgehört hatte, als ich durch Ihre
Ankunft gefesselt, in demselben Erharrte
und auf diese eigentlich unabsichtliche
Weise Zeugt eines peinlichen Austrittes
zwischen Ihnen und dem Herrn Banquier
werden mußte. Auch überlegte ich mir,
daß ich Ihre Verlegenheit noch mehr stei
stern würde, wenn ich während dieser un
angenehmen Verhandlung au« meinem
den Blick vom Boden zu erheben.
„So haben Sie unser Gespräch mit an- >
gehört?" fragte sie in leisem Tone.
! „Von Anfang bis zu Ende!"
j wie aus den einige Augenblicke fest zus-im
! mengekniffenen Lippen hervorging.
„Mein Herr," begann sie nach einer
l kleinen aber um so peinlicheren Pause, „es
! ist mir nur die Ehre einer flüchtigen Ve
> kanntschast mit Ihnen zu Theil geworden,
denn ich weiß bis jetzt noch nicht einmal Z
! Ihren Namen!"
! „Mein Name ist Arthur Falkeiiing, aus
! Br !"
fundene Täschchen hervorzog.
Verena dankte bei der Zurücknahme de«
kleinen Täschchen« mit einem verbindlichen
Kopfnicken und fuhr dann fort: „Sie ha
ben Recht, mein Herr, mein Name ist der
soeben von Ihnen genannte. Doch um
aus unser Gespräch zurückzukommen,
muß ich Sie bitten, das soeben Gehörte
zu vergessen, wenigstens zu verschwelgen!"
„Ich fühle e«, mein Fräulein, daß ich
mich eine« Verstoße« gegen den gesellschaft
lichen Takt schuldig gemacht habe, allein
ich war Köllig außer Stande, mich von
dem Orte zu entfernen, an dem ich die.
Stimme meiner barmherzigen Pflegerin
vernahm, die von mir geschieden war, ohne
daß ich ihr ein Wort des Dankes zu sagen >
vermocht hätte!"
„O zürnen Sie deßwegen nicht, mein z
Herr.' Sie kennen meine Beweggrünte j
nicht. Ich mußte mich auf diese Weise vo» j
Ihnen entfernen, weil ich nicht gerne ha
ben wollte, daß —daß —"
Verena stockte.
„So sprechen Sie doch, mein Fräulein!" j
„Weil ich nicht gerne haben wollte, daß !
Jemand Kenntniß von unserm stille», hei !
mischen Ort nähme!"
„Das wäre Ihr eluziger Grund gewe
sen?" fragte Arthur mit sichtlicher Beto
nung. .
„Offen gesagt, nein, mein Herr!" !
„Und der andere Grund bleibt mir ver» >
schwiegen, oder kann ich —"
Ueber Verenas Augen zoL ein düsterer
«chatten, als sie, nachdem sie. Arthurs
Blick gekreuzt hatte, sinnend in das Weite
blickte. E» war dies jedoch nur einige Au
genblicke, denn gleich daraus sah sie wieder
zu Arthur empor und sagte: „Sprechen
Sie weiter, mein Herr!"
„Dann war wohl jener Herr, der vor
wenigen Minuten den Garten »erließ, die
Veranlassung, daß Sie sich so schnell inet
»er Gegtnwart entziehen mußten?"
„Nein, mein Herr. Derselbe ist—ist'.
Serena stockte —„nur ein uns nahe stehen
der Bekannter."
Das Matchen vermochte den gesenkten
Blick nicht vom Boten zu erheben.
„Dann kann ich mir den Grund Ihres
außergewöhnlichen Verhaltens nur in dem l
soeben Gehörten suchen."
.Allerding», mein Herr!" entgegnete
"Verena in sichtbar zunehmender Aufreg
ung. „Ich wollte nicht haben, taß irgend '
Jemand Einblick in unsere mißlichen Ver-
Hältnisse, in unsere augenblicklich so pein
liche Lage bekäme. Bis jetzt war es mir
geglückt, jetzt ist es »ich! mehr ter Zall "
„Wieso?" ' >
„Nun, Sie wissen ja von unserer Lage!"
Der Ton einer schrillenten Pseise klang
au« dem Hause herüber; gleich daraus
folgte auch der Ruf: „Veiena!" von eine,
kräftigen Männerstimme.
„Herr Gott, mein Vater!" sagte sie in
hastigem Tone, al» sie den Ruf vernom
men. „Mein Herr, Ihr Ehrenwort, daß '
Sie von dem. was Sie hier auf dieser '
Stellt gehört haben, schweigen werden!" ! !
Verena streckte Arthur ihre seine, weiße. '
Hand hin. ! ,
„Ich werde nur unter ein»r Bedingung
Hiveigen!" erklärte Arthur ebenso be-
stimmt als fest, nachtei» er ihre ei» wenig
zitternde Hand ergriffen halte.
„Und die wäre?"
„Daß ich Sie besuchen darf!"
Verena besann sich einen Augenblick,
dann blickte sie ihn wieder mit ihren gro
ßen Augen an, in denen Etwa» wie Vor
wurf über die gestellte Bedingung glänzte.
„Sie haben ja keinen Grund dazu, mein
> ! Herr!"
' „Und doch, Verena, mehr als einen
Grund!"
> „Verena!" rief die Männerstimme wie
! der au» dem Hause.
! „Ich muß fort, mein Herr!"
' j „Erlauben Sie also?"
„Aber heute nicht!"
,! „So weide ich morgen kommen!"
l „Dann werten Sie auch schweigen?"
„Auf mein Ehrenwort, Verena!"
> „Verena!" klang es zum dritten Male
! aus dem Hause.
Das Mädchen entwand nicht ohne alle
! Anstrengung Arthur ihre Hand und eilte
dann nach einem flüchtigen Gruße und der
Bitte, Arthur möge sich wieder durch das
Fliedergebüsch au» dem Garten begeben,
um kein Aufsehen zu erregen, nach dem
Hause.
(Fortsetzung folgt.)
Schule.
Dentsch Ulid Englisch.
! »stiel, Lehrer.
Marschalls-Verkauf
von werthvollem Grundeigenthum.
In Folge ausgestellt
v einher IB6S, um Il> Uhr Vormittag», da»
folgendermaßen beschriebene Eigenthum öffentlich
in dem Tourihause der Stadt «eranton verkauft
! Alle die Rechte, Titel und Interessen der
klagte» in und aus das folgendermaßen beschrieb
! bene Stück, Strecke oder Parzelle Land, nämlich:
All' die gewisse strecke oder Parzelle Land. Gel».
Fuß zu Lotten, Zerkaust an P. LoftuS,
westlich entlang besagten LoftuS Lotte zu einer
Ecke nahe der Quelle, von da entlang der Linie
von LoftuS südlich ungefähr l5Z> Fuß zum An
fangsxlatze, und es sind Lotten »uineriil auf der
Karte wie folgt! I. Z, Z, >. 5, 6. ferner No. 7
und S. Die Alle? muß an jedem Ende dreißig
Fuß offen sein und vierzig Fuß an der Ecke beim
Eichbaum. Besagte Alle» ist verzeichnet auf der
Karte als Green'S Alley. Kohlen und andere
Mineralien ausgenommen. Alles angebaut, mit
einem vierstöckigen Gebäude, zwei Stockwerke
Steine und zwei Stockwerke Backsteine, beniißt
al» eine Seifenfabrik. Ferner ein anderes ange
bauteS dreistöckiges Holzgebäude, mit Steinkeller,
gebraucht und beuützt als Wohngebäude. Ferner
zwei mit einander verbundene Frameställe. Eben
so zwei Furnacen mit eingemauerten Kesseln.
Früher da» Eigenthum der Verklagten in be
sagten, Urlheil bcnaint. Mit Beschlag belegt und
l in Erekution genommen auf die Klage von Wil
> liam ZLHite gegen Freeman ginn und Ezra ginn.
! P. Nallin. Marschal.
! Marschal» Office. 11. Okt. 1869.
Wir zeigen nicht a»,
H Harris,
Da» billigste Kroceric-Grschäft im Staate,
> Ave.,!
Seranton Haus,
2kf7 Louis Koch, Prop.
Schalks
Lager-Bier,
vkarlsZ l'ropp,
Vhas. H. Schadt,
R e st a n r a t i o n,
Ecke Wyoming Ave. und Commereial Alle?,
hält stets die besten Weine, Bier, Ale und andere
zu machen. Austern auf jede
V. Stewart P»tter. Nachfolger von
0). Walter,
Schiffs- und Asseruranz-Ageut,
irgend in
G. -
Seranton, 30. Jan. IBKK. lj <
Wintou und Tunsmll,
Nachfolget von Warner nnd Winton
Vcke vackawanna S? Wyoming Avenue.
Dry Goods für Baar
großen Ouan?it Federn von lebenden Gänsen von der Ostkiiste
„ Großer Vorrath von, Kleiderstoffen, Br o che-Pa irl e» und wollene Ski,
j schwarze und farbige Seidenstoffe, halbseidene Zeuge »nd Merino.
! Spezielle Hinweisung wird gemacht auf das
Bussalo Fabrikat schwarzer Alpacas,
- von denen wir einen umfang-eichen Vo„atb baben. Die Schattirung de» Schwarzen ist so unend-
Ii» allem Anderen überlegen und da» Fabrikat so ausgezeichnet, daß Jedermann, der sie einmal pro
blrte, immer wieder davon kauft und chnen den VorniA vor importirten gibt.
A. T. Steward u. Eo.'S Alerandria bocks lederne Handschuhe.
Strnmpfwaaren, Handschuhe, Bänder, Stickereien, Sammt-
Waaren, n. f. w., n. f. w.
Burlo ck'S Diamond Hemden
ES wird im Geschäft geläufig deutsch gesprochen.
Seranton, 21. Mai >B6B—ba
Herren
Garderobe-Handlung,
von
Gebrüder Sutto
im Hanfe der Washington Halle,
Ecke der Lackawanna nnd Penn Avenne,
Seranton, Pa.
anzuzeigen" daß 'dem geehrten deutschen Publik»», von Seranton und Umgegend höflich
Unser Vorrath von fertig gemachten Kleidern
unbedingt der beste und größte in der Stadt ist,
und gebietet stet» die reichhaltigste Auswahl, angefertigt von Stoffen bester Qualität.
Eine große Auswahl von
Tücher, Kasimir und Westenstossen
kann stet» »orräthig gefunden werden, die auf Bestellungen in Anzüge nach der neuesten Mode ange
fertigt werden. Bei etwa vorkommendem Bedarf Hilten wir höflichst um gefälligen Zuspruch, uuter
Versicherung billigster Preise und promptester Behandlung.
Gebrüder Sutto.
Seranton, 7. Februar IBKK.-Ij
I
Seranton
Colonie von Miffouri.
Vorwort. Im Spätjahre 1868 gründeten
eine Anzahl Bürger von Seranton, P?>.. einen:
Verein, welcher e» sich zur Aufgabe machte, feinen
Mitgliedern im Westen oder dem Südwesten der
Union billige» und gute» Ackerland zu erwerben.
Die nothwendigen Mittel zur Bestreitung der!
Reisekosten für ein au» seiner Mitte ernanntes
Eommittee wurden prompt eingezahlt und die
Herren Job» Zeidler und Henry Maier, Ersterer
ein praktischer Geschäftsmann und Letzterer ein
erfahrener Landwirth, unternahmen kurz darauf
ihre Reise. Ihr Reiseziel war zunächst Missouri,
hatten sie den bestimmten Auftrag, auch das
Hannibal u. St. loiepb Eisenbadir, ittl Meilen
von Hannibal, 24 Meilen von St. Joseph, 282 l
dereien ganz besonders. und
Vesoiidere Bestimmung»» über 3»k>-
lungcn u. s. w.
Agenten es dringend a
(Sonttakl) ausgefertigt und dem betreffenden
Agenten zugeschickt wird. Der Rest des «»eldeo o
muß in vier gleichen, jährlichen Terminen bezahlt
und verzinst werden. Nachdem die letzte Einzah
lung geleistet, wird dem Käufer ein VVarronk'«-
»«eck ausgefertigt und zugesandt. t!
Die Ecklotte» um den Sit, Park, »m die Eit? k>
Halle und entlang de» Broadway kosten je LI5(1,
alle Mittellotten an de» eben tenamten Orten v!
aber P ivv. Der Preis für die Ecklotten an allen
l '
'
für Mi'il^louen'auf^^fchqe^
In Blocks No. t—29 sind die Lotten s<l Kuß
Front bei 15-lI Fuß Tiefe. Um ein abgerundete»
l Ganzes zu schaffe», konnten die übrigen Lotten
Lotte» um etliche g»ß kleiner, die andkren um so
! Tie Lotten in den Blocks No. AI, 5«, 52, SI.
l>>!, lis, t><>, 75, 7ti und 77, sowie die
nur für Lerbesserunaen innerhalb der Stadt
grenzen angewendet. Darunter sind zu verstehen:
Der Bau einer Schult und-Kirche. Auslegung
von Straßen und Errichtung industrieller Unter
nehiniingen. Es ist daher Jedermann» Interesse,
seine Zahlungen pünktlich zu machen, denn je
mebr auf das Land verwendet wird, desto mehr
steigt dasselbe (und jede einzelne Lotte) im Preise.
den Antheil vo/Lotten; drittens, seinen vol.
lea im Verhältniß zu allen, für
Fabriken und industrielle Unternehmungen ein-
Lie bis jetzt als nothwendig beschlossenen Bau
ten sind: ein Hotel, zu H 25 per Aktie tLlmre);
eine
bewlttl sch.Met wird); ewe Backsteinbrennerei, zu
P 25 per Aktie. (Oa eS an Steinen mangelt, so
nüge geleistet, d. l>. die Kaufsumme in fünf
ren bezahlt ist. (Ter Käufer hat also, je nach
dem Preise der Lotte, monatlich einen, zwei oder
drei Dollars zu bezahlen.) t!-nirakt« werden für
solche Käufer ausgestellt, jedoch erst nach Bezah
lung von einem fünftel des Kaufgeldes quittirl.
Hein Eontrakt für eine Lotte wird ausgefüllt,
»»»genommen ein Zünfte! der Kaufsumme liegt
bei. Name und Wohnort di>» Käufer», sowie die
Nummer der Lotte und in welchem Block (Ge»
viett) gelegen, muß deutlich und genau gegeben
werden. Nur die von dem General-Agenten und
Sekretär unterzeichneten Tontrakle sind gültig.
Man adressire an:
F. E. Fahrig, Sekretär,
»der: Bor KVi>, Scranton,
Fr. Wagner, General-Agent,
Bor 21 g, Serantou, Pa.
Lokal Agenten sind vorläufig in folgenden Or
ten angest. llt und tan» daselbst jede nähere Aus
von Luzerne, sowie Ecunts—All«», v»
SchlUmbach.