Scr.»nton Uockcnblutt 3. Jahrgang. Dr. F. Boden,an, Eedar Straße, Im Hause deS Herrn Peter gränz. OPce.Stu.iden, Morgen» von B—9 Nachmittags „ 6—6 Abends „ B—3 In Abwesenheit wird Herr Franz Nachricht er «heilen. Dr. Kamill Krejci, deutscher Arzt, Wundarzt u. Geburtshelfer. Office in Wyoming Avenue, Kaiser'S Haus, rdinirt «on !t Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nach« lm Wieden Montag, Mittwoch undgrci ag, von tl Vorm. bis 3 Uhr Nachm. Dr. Deutscher Arzt. Wundarzt und Geburtshelfer. Office im Hause «on I. Slbimpff, Cedarstraße. Sprechstunden Morgens von B—3, Mittags von t —3, AdtndS von 6—B. IosB Deutsche Apotheke, ÄIB Sacka wann« Avenue. schrägüber dem Wyoming Hause, öapB H. F. Lobcck. lj <ü. Lodiniclt Lc Lo., DeutscheApotheke, SIS Lackawanna Avenne. Gustav .Hahn, deutscher Advokat und Nechts-Anwalt, WilkeSbarre, Luzerne Co., Pa., mpfiehlt sich dcm deutschen Publikum in allen in »in Zach einschlagenden Geschäften. 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Jan. lötiö ba E. Merrifield, Advokat und Sachwalter, Scranton, Pa. Office in John Zeidler'S neuem Block, Lacka- Wanna Avenue. t3mzB Freigesprochen! Eriminal-Novelle von Ernst Fritze (Fortsetzung.) Langsam stieg er hinab in das Gastzim mer, das sich in der ganzen Nüchternheit ttr Morgenstunde präsentirte. Gesäubert und aufgeräumt, daß kein Stäubchen und kein Bierkrug vom vorigen Tage zu sehen war, herrschte eine Stille in dem großen Raume, die Scharsenbeck unheimlich er schien. Auf einem Pfeilertische lag noch »«eröffnet die Mappe mit den Zeitungen. Seine Erinnerung führte ihn auf die Be nerkung des nächtlichen Reisegefährten zurück. In der Nonnenburger Zeitung ollte etwas von seiner Angelegenheit ste hen. Rasch griff er nach der Mappe und >chlug sie auf. Richtig, die Nonnenbur ;er Zeitung vom gestrigen Tage lag oben !Us. Scharsenbeck bestellte bei dem Kellner Kaffee und zog es nun vor, ihn oben auf 'einem Zimmer zu trinken. Dort begann er, die Zeitung zu studi len. Er mußte lange vergeblich suchen, »cnn er glaubte irrthümlich einen gro ßen Bericht erwarten zu müssen und fand endlich nur die ganz kurze Notiz, „daß durch einen anonymen Brief ein junger Handwerker als Eigenthümer der Mütze, welche im Prozesse Scharsenbeck eine Rolle zespielt, bezeichnet worden sei. Der junge Mensch befinde sich zur Zeit auf der Wan derschaft, doch verbreite sich allmälig das Nerücht, seine Erklärungen würden Licht in diese Sache bringen. Der anonyme Brief solle zu gleicher Zeit auch Andeu tungen enthalten, die auf persönliche Ver hältnisse de« Freigesprochenen Bezug hät ten und ihm keineswegs Nutzen zu stiften oermöchten." So kurz gefaßt und so allgemein gehal ten diese Notiz auch war, sie that ihre Wirkung. Eine unbeschreibliche Wuth verzerrte Scharsenbeck'S schönes Gesicht bis zur Unkenntlichkeit und erschreckte den armen Kellner, der den Kaffee soeben vor ihn niedersetzen wollte, dermaßen, daß er das Kaffeebrett beinahe fallen ließ. Bestürzt verließ der Bursche das Zim mer und verbreitete unverzüglich die Nach richt im Hause, „der Fremde in Nummer 12 sei verrückt.' Scharsenbeck hatte sich inzwischen wie der gesammelt, trug ruhig die Zeitungen gleich darauf in's Gastzimmer und zeigte ein so mildes und gütige» Benehmen, daß er jeden aufgestiegenen Argwohn dadurch im Keime erstickte. Leutselig ließ er sich mit dem Hotelbe sitzer in ein Gespräch über die schönsten Punkte des Gebirges ein, warf beiläufig die Bemerkung hin, er reise weniger sei neS Vergnügens wegen, als um Cultur studien zu machen, und bestellte sich dann nebst einem tüchtigen Frühstücke noch ei nigen Proviant, den er in feiner Jagd tasche mitnehmen wolle, im Falle er sich zu weit von der Heerstraße mit ihren Gasthäusern entfernen sollte. Er bezeich nete auf einer Gebirgskarte den Weg, wel chen er von der WolterShöhe au« verfol gen wollte und beherrschte dabei sein In neres so vollkommen, daß der Kellner mil seiner Behauptung lächerlich wurde. Bald nach dem eingenommenen Früh stück verließ er das Gasthaus und schlug den von ihm bezeichneten Weg ein, dei ihn tiefer ins Gebirge bringen mußte Wäre man ihm nur einige hundert Schritt« gefolgt, so würde man mit Erstaunen be merkt haben, daß er einen kaum sichtbarer Pfad, der ihn zurückführte, wählte und sc eilig dahinschritt. al« hätte er nicht eim zu verliere». Ja, der unselig! Mann eilte zurück nach dem Orte, den e am Abend zuvor verlassen hatte. Er ver folgte seinen Rückweg mit der Hast eine! RaubthiereS, das der Witterung nachgeht das zwar seiner Beute sicher ist, aber Stö rung oder Verrath fürchtet. Hörte de Mann, welcher mit vieler Schlauheit sein, Vorbereitungen getroffen hatte, ein Ge rausch, das auf ein Begegniß mit Men schen deutete, so verkroch er sich, bis Allet wieder still war. Er wollte von Nieman dem bemerkt werden. In seinem Gehirn, hatte sich ein Plan gebildet, nachdem di, ersten Empfindungen des Schreckens ge> stillt waren. Aus dem Chaos seiner Ver> muthungen war ein Bild hervorgegangen das er für Wahrheit hielt. Der klein, alte Herr, den die Leute „Doctor" ge nannt, mit seiner Correspondenz au« Nonnenburg, der anonyme Brief, welche, die Enthüllung gebracht, die er fürchten mußte, das Mädchen, welches der alt, Herr sichtlich unter feiner Prottction hie. her gebracht, dies Mädchen hatte ihn ver rathen, auf ihren Antrieb war die abscheu liche Verfolgung von Neuem aufgenom men, sie wollte ihre Ehre retten, darum gab sie sein Leben preis! Warum hatte er nicht gleich Nachforsch ungen angestellt? Warum war er so thö richt gewesen, sich durch den Namen Ju liane Liebau täuschen zu lassen, da er sie voch auf der Stelle aus den flüchtigen Schilderungen erkannt hatte? Aber es war noch nichts versäumt. Erkannt konnte cr von dem alten Herrn nicht sein. Nie mand durste ihn jetzt sehen, damit er nach seiner vollzogenen Rache vor jeder Ent veckung gesichert war. Aus seiner schwei zenden, düstern Trbitterung erstand jenes fürchterliche Gefühl, das jeder Verbrecher mit den bezeichnenden Worten erklärt „ein inneres Feuer glühete in mir, ein unwi zerstehlicheS Gefühl trieb mich zur That, ich konnte nicht anders, ich mußte vollfüh ren, was kaum als dunkler Gedanke in nir geruhet hatte." Rastlos durchlief Scharfenbeck den wei en Raum, den er in der Nacht zuvor be ,ue»> im Postwagen zurückgelegt hatte. Ourch seine Vorsichtsmaßregeln vor Hun >er und Durst geschützt, gönnte er sich !aum einige Stunden der nöthigsten Nuhe in einem versteckten Felsengeklüft ind genoß dann nur sehr wenig, um für >en nächsten Tag, wo er denselben Weg Nahrung zu haben. Oftmals war er irre >egangen und mußte am Fuße eines merk vürdigen Steingebildes wieder umkehren, veil der Weg hier aufhörte. Und doch am er frühzeitig an in der Umgebung des Städtchens, dennoch mußte er ein Versteck n den Granitwänden suchen, die dem Zollamte gegenüber das Thal verengten, im den Abend abzuwarten. Hier weilte ser Mann mit den unheiidrohenden Vor ätzen in der Brust bis das Tagesgestirn »rschwunden und das matte Licht des Mondes entglommen war. Dicht an sei nem Verstecke schritt das alte würdige Paar -orüber. das einige fröhliche stunden bei Senen »erlebt hatte, die von Ereignissen bedroht wurden, welche ihr Mitgefühl stark in Anspruch nehmen mußten. Sorglos wandelten sie dahin, keine Ahnung trübte ihren Sinn; oder war es eine plötzliche Ahnung, welche die alte Dame erfaßte, »ls sie stehen blieb, um nach dem Zollamte >urückzuschauen? War es eine Ahnung, vaß sie leicht zusammenschauernd sagte, „War mir'S doch, als we»n man uns zu rückriefe!" Die Dämmerung trat stärker ein. Kaum reichte das kleine Stückchen Mond dazu aus, die Thalbreite hinreichend zu erhellen, da die Felfenmauern breite, dunkli Schalten warfen. Da« Licht drüben im einsam gelegenen Zollamte war der Leit stern für den Mann, welcher sich unheim lich vorsichtig näher schlich, um sich zu über, zeugen, ob die Juliane Lieb»u diejenig« war, die er suchte. Es war das einzig« Haus weit und breit. Die Waldschenk« konnte er von seinem Standpunkte aus nicht sehen, weil sie hinter einem Felsen vorsprung versteckt lag. Schleichend. Schritt vor Schritt näherte er sich der hellen Fenstern. Sie wa,en nicht verhan gen, da sie hoch genug lagen, um vor un bescheidener Neugier geschützt zu sein z abei «In breiter Mauervorsprung machte et möglich, hinauf zu klettern und ein unbe merkter Beobachter zu werden. Ein schma ler Rasenrain schloß sich diesem Mauer vorsprung an. Scharfenbeck umging vor sichtig den mit Kies beschütteten Vorplatz ver seine Schritte verrathen hätte, unl machte einen weiten Umweg auf der Wie senfläche, um seitwärts auf diesen schmaler Rasenrain zu gelangen. Es glückte ihm Unhörbar schlich er im Schatten des Hau ses den hellerleuchteten Fenstern zu un' als er sie erreicht hatte, schwang er sich ge schickt auf den Vorsprung, wo er bequev stehen konnte. Er gebrauchte jetzt allerdings erst meh rer« Minuten, um setner furchtbaren Aus Regung so weit Herr zu werden, daß e> Beobachtungen anzustellen vermochte Zuerst sah er n»r wirr und undeutlich du Gestalten von Kindern und Erwachsenen hörte auch nur, wie au« weiter Ferne, ei» Geräusch von Menschenstimmen. Dann wurde sein Blick sicher und sein Ohr schärfer. Wie ein schneidendes Schwert durchschnitt es seine Seele, als er eine liebliche Stimme, die er so gut, sc sehr gut kannte, vernahm; sein Blick bohrt« sich hinein in die eng geschlossene Gruppe, die um den Familientisch sich gebildet hatte, um ein einfaches Abendbrot zu verzehren. Eine Messlnglampc erleuchtete diese Grup pe, nur die Gestalt des jungen Mädchens, die quer vor dem Tische, ihm gerate ge genüber saß, war von den, Qelkasten der Lampe verschaltet, so daß er nur die Um risse ihrer Gestalt, nicht aber ihre Gesichts züge zu unterscheiden im Stande war. Er hörte die Erzählungen der kleinen Burschen, von denen der Eine immer noch wichtigere Erlebnisse zu berichten hatte, als der Andere. Dazwischen jubelte das kleine Mädchen und patschte mit ihren weißen, dicken Händchen auf den Arm der jungen Dame, tie'ste umschlungen hielt. „Und nun zu Belt, eins, zwei und drei!" scherzte diese Dame, indem sie sich erhob und die Kleine, welche scherzhaft mit Händen und Beinen demonstrirte, aus dem Stuhl nahm. Jetzt fiel der volle Schein der Lampe auf ihr Gesicht. Sie war es! Pauli»« Selbig, die ihn ver lassen, die ihn verrathen hatte, seine treu lose Braut, die allen Jammer auf ihn ge häuft, welcher fein übermüthiges zuver sichtliches Wesen gedemüthigt und vernich tet hatte. Sie war es! Sie richtete ih ren festen klugen Blick, den er so »st zu verwünschen geneigt gewesen war, Hsil er ihn fürchtete, und den er gefürchtet hatte, Innern auf den Giund zu kommen suchte, auf den Herrn zu ihrer Rechten und be antwortete eine Frage von ihm mit dem lieblichen Lächeln, das den Löwen, den Tiger in ihm so oft gezähmt hatte. Eine Empfindung, die er nie gekannt, eine glühende verzweifelnde Eifersucht be mächtigte sich seiner, sie war ihm verloren auf ewig und ein Anderer sollte sie be sitzen? Sie hatte sich im Wahne ihre« Verachtung zu der Vermessenheit hinrei ßen lassen, anonym als Anklägerin auf treten, um den Schritt zu rechtfertigen, welcher ihn dem hämischen, hohnvollen Urtheile der Welt überantwortet? O, sie sollte die Früchte ihrer Klugheit nicht ge nießen! Er sah, er hörte nichts mehr. Im tobenden Gefühle, im Ausbruch einer thierischen Wuth griff er in seine Brust taschc, zog seinen Revolver, den er mit kaltem Blute vorher dazu geladen hatte, und im selben Augenblicke krachte der Schuß durchs Fenster. Ein fürchterlicher Schrei des allgemeinen Schreckens war die erste Folge desselben, dann sank das junge Mädchen von Blut überströmt, mii der kleinen Ida zugleich, zu Boden. „Sie wird mich nicht weiter verrathen," knirschte der gefühllose Mann und sprang, vorsichtig feinen Revolver verbergend, be sonnen vom Mauerrande in'S weich« Gras. Als er sich zur schleunigen Fluchl bereitete und sich der Gegend zuwendete, woher er gekommen war, traf sein erschrok kener Blick auf den großen schwarzen Hund, der mit einem mächtigen Satze au« der Wölbung der Hausthür hervorg». sprungen war und den Fremden jetzt mil der vollen Ruhe und Aufmerksamkeit ei nes sehr gut abgerichteten Hunde» beob achtete. Ein leichtes Fletschen ließ sein« fürchterlichen weißen Zähne sehen, sons aber rührte er sich nicht und verfolgte nu> mit den klugen, glänzenden Augen jed, Bewegung de» Manne«, der ihm frem» war. Er war darauf abgerichtet, daß ei passiv blieb, bi« der Ruf „Faß" ertönt, und seine thätige Mitwirkung in derglei chen Dramen hatte ihm einen sehr gefürch teten Namen gemach». Scharsenbeck kannte die Ablichtung sol cher Hunde und bauet», schnell gefaßt darauf feinen Plan, dessenungeachtet un entdeckt zn entkommen. Er versuchte, der grimmigen, stummen Feind durch eine« leisen, schnalzenden Laut zu beschwichtige, und schritt kühn an ihm vorüber, in de natürlichen Verwirrung gerade die eut gegengesetzte Richtung einschlagend, dt ihn alsbald in die Nähe der Waldschenk bringen mußte. Nero that nichts, un den Mann, dessen Verbrechen seiner Be urtheilung entgingen war, aufzuhalten aber er wandte sich ebenfalls und tappt mit dem Ernst und mit der Würde eine Transporteur« Schritt und Schritt ihr nach. Scharsenbeck vermied e«, zu laufer um da« Thier nich» zu reizen, horchte un ter steigendem Herzklopfen auf jede« ver rätherifche Geräusch und gewann, tro aller Widerwärtigkeit, glücklich den Fel senvorsprung, hinter dem die Waldschenl lag, ohne daß er verfolgt wurde. Er um ging da« Gehöft, in welchem schon di Ao. 38. Ruht der Nacht herrschte, weil ein Todt kranker darin lag. Nur in einem Ge mache brannte ein mattes Licht, und eine schrillende Stimme sagte kurzathmig: „Ja. ja! Es fiel ein Schuß!" Scharfenbeck beflügelte seine Schritte, gleich ließ der Hund, der seinen Fersen wie eine Vergel tung Gottes folgte, ein kurze«, heulendes Bellen hören. „Verdammte Bestie!" murmelte Schar fenbeck mit entsetzlichem Groll und blickte rathlos an den Felswänden empor, um ei nen gleichen Versteckzu erspähen, wie drüben an der entgegengesetzten Seite des Thales, den er fürs Leben gern wieder aufgesucht hätte, wenn die Beleuchtung des Thales ihm nicht verboten, dasselbe zu durchschrei ten. Immer vorwärts schritt er, dicht an die Felsen gedrückt, auf unwegsamem Bo ren, bald stolpernd, bald über Geröll sprin gend. Es war ein unheimliches Fortflie hen, das durch die Ueberwachung des Hundes, der unermüdlich ihm nachschlich, etwas gespenstisches erhielt. Endlich eb nete sich der Weg ein klein wenig. Schar fenbeck sah sich auf einem ähnlichen Pfade, wie dort in feinem frühern Verstecke; es war ein Rinnensteg, den 'die Neugier der Reifenden benutzt hatte, um eine Ueber sicht oder eine Fernsicht zu gewinnen. Ha stig eilte der gequälte Mann hinauf, er glaubte nun endlich der Verfolgung des Hundes entronnen zu sein. Mit Nichten I Da« Thier entwickelte eine schaurige Hart näckigkeit. Erst als der Rinnenweg, ei nige hundert Fuß aufwärt«, zu Ende ging und ein äußerst kleine» Plateau, oorn mit einer Brüstung von Steinen, hinten ohne allen Schutz, als Ziel erken nen ließ, erst da blieb Nero mit einem bewunderungswerthen Jnstincte stehen, gleichsam andeutend „hier ist er mir sicher." Ermattet lehnte sich Scharsenbek eine kleine Weile gegen das Gestein, fieberhaft unruhig in der Ferne horchend, ob sich Spuren der Verfolgung zeigen würden. Alles war, Alle« blieb still. Hinter ihm, au« der unergründlichen Tiefe herauf, rauschten die Bäume vom Nachtwinde be wegt. Das mattbeglanzte Thal vor ihm war öde und leer. Ein Gefühl der Sicher heit durchschlich ihn. Da schlug der Hund an und sein mächtige« Gebell schallte ihm wie die Trompete des jüngsten Gerichte« in« Ohr. Er rief ihm gebieterisch ein „Pfcht, Pscht!" zu. Der Hund bellte stär ker, als werde er endlich dieser Sache überdrüssig. Es war vorauszusehen, daß »ie Bewohner in der Waldschenke sowohl, US die Holzhauer in ihren kleinen Häu ern, die sich seinen scharfen Blicken in einiger Entfernung zeigten, von dem Ge fell in Alarm gefetzt würden. Wieder stieg »er gefährliche Groll in der Brust de» kleinsten Anlaß bis zur Berserkerwuth »uSartete. Nochmals versuchte er, den Hund zu beschwichtigen, es half nicht«, da« Thier wußte nur allzugut, was sein» Pflicht von ihm verlangte. „Hölle und Teufel, wenn die verdammte Bestie denn nicht schweigen kann, so will ich« ihr leh ren!" sprach Scharfenbeck und zog seinen Revolver hervor. „Soll ich mich hier fan« zen lassen wie einen Hamster im Loche?" Behutsam bog er sich dem Hunde näher, um ihn sicher zu treffen. Dieser mochte kine feindselige Absicht merken, denn er uhr wild aus und zeigte ihm sein ganze« schreckliches Gebiß. Noch eine Bewegung ?on Scharfenbeck und das Thier hätt« ihn zhne das übliche Eommando angegriffen. Aber Scharfenbeck kam ihm zuvor, er hatte »och einen Schuß im Revolver, den er nit der grausamen Kaltblütigkeit seiner Natur schon längst dem treuen Thiere zu z,dacht hatte. Ehe Nero zu» Sprung» »»setzen konnt», schoß Schars«nbeck lo« »nd der Hund kollerte mit «in»m entsetzli hen Wehegeheul die steile Höh» hiaab. hier blieb er liegen, doch verriethen ein zelne Klagetöne, daß er nicht vollkommen zetödtet war. Aber der Frevler sollte jetzt endlich den öohn für feine Thaten ernten! Durch seinen Eifer, da« Thier richtig >en und stand ganz unbewußt dem Ab zrunde mit den rauschenden Bäumen nä- al« vorhin. Von der Gewalt de« Schusse« aus dem Gleichgewicht gebracht, beunruhigt zugleich und der Wirkung de« zweiten Schusses lauschend, vergaß er di» nöthige Vorsicht. Rückweg« sich zurück >iehend, fand plötzlich f»in Fuß k«tn»» Haltepunkt, er trat in die Luft, der Ver such, das Gleichgewicht wieder zu gewin nen, mißlang, lautlos glitt er in die un heimlich rauschende Tief». Als f»i»rt da« grohlocken böser Geisttr dt» Ankunft »in»» Gleichgesinnten, so grell und lebhaft tönte das stierlich- Flüstern der Buchen und Tannen in diesem verhängnißvollen Au genblicke. Schärser strich d»r H»rbftwind durch die Wipfel und ein Murmeln schloß diesen Act eine« Gottesurtheile«. Es war die T»usel«kanzel, von der Scharfenbeck in di» Schlucht g»stürzt war, (Siehe vierte Seite.)