Scranton Wochenblatt. 3. Zahrqang. Dr. F. Bodeman, lledar Str.aße, Im Ha »sc des Hctr» Petcr Franz. OPce-Stu.ldcn, Morgen» von B—S Nachmittags „ 3—l> AbendS „ B—Z I» Abwesenheit wird Herr gränz Nachricht er theilen. "NU? Dr. Camill Krejci, Arzt, Wundarzt u. Krbnrtshclfkr, Office in Wyoming Avenue, »aiser'S HauS, ordinirt von l t Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nach mittags täglich. . Impfung seden MoiM. Mittwoch und Frei tag, von l l Vorm. bis Z Uhr Nachm. Wn7 vi-. Deutscher Arzt, Wnndnrzt und (HebnrtShclfcr. Lffice im Hause von I. Schimpff, Scdarstrasic. Sprechstunden Morgens von B—9, Mittags von t—l, Abends von k—B. l>>sst Deutsche Apotheke, ÄtB Lackawanua Avenue, schrägüber dem Wvsming Hause, ÄapS H. F. Lobclk. lj ('S nst a v »Hahn, Advokat und Ntchts-Anwalt, Wilkesbarre. 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Wer freilich von der Sce ne am Morgen Kenntniß hatte, mußte so merksamkcit, als in Julianen« gespannten Blicken, Forschungen und Zweifeln begeg nen. streuetcn indeß die Sorge des jungen Mädchens. Die biedere, ehrliche Anerken nung des guten Holzhändlers machte sie zutraulich und sie sragte ihn geschickt und fein dermaßen über seine Fahrt im Omni bus ans, daß sie bald ganz genau von Allem unterrichtet war, was ihr zu wissen noth that. Ihr Muth erstarkte daran. Fedderhof, der nicht abnete, wonach Ju liane den Holzhändler so angelegentlich befragt hatte, glaubte ihre Beruhigung der offenen und herzlichen Manier feines „Nachbarn" zuschreiben zu müssen. Aller dings, sein Benehmen war im Stande, jedes Mißtrauen zu heben, und wenn er schließlich erklärte, daß das Borurtheil, womit er dem Fräulein entgegengetreten wäre, vollständig besiegt sei, so versöhnte eben sein ehrliches Geständniß jeden Be theiligten. Der Doktor war unmittelbar nach sei nem Eintreffen erst nach der Waldschenke geeilt, um seinen Patienten zu besuchen. Er kam fröhlich zurück, denn die Lebens gefahr für denselben war glücklich beseitigt und seine Genesung nicht mehr zweifelhaft Der muntere, alte Herr sah mit einem einzigen Blicke, wie sich die Sachen im Zollhaus» während seiner kurzen Abwe senheit gestaltet hatten und er sagte mit Humor zum Holzhändler: „Nun, wie stehts, Lieber? Von Ihrem dürfen" getreu bleiben darf." Die Damen hatten Platz in dem ele „Was hat mein Alterchen wieder vor?" fragte die alte Doktorin, die mit sichtlichem „Ach, er scherzt mit dem Herrn Witte," meinte Tante Heyden lächelnd. „Was müssen Sie sich glücklich fühlen, Frau Doctor, einen Mann zu haben, der Alles von der heitern Seite im Leben betrachtet." „Meinen Sie, Frau Tante," erwiederte die alte Dame trocken. „Ich denke, es würde mein Glück kaum vermindern, wenn mein Alterchen von Natur etwas ernsthaf ter und überlegter wäre. Er läßt sich all zusehr von den Eingebungen des Augen blickes leiten. Wenn er nicht unter einem besondern Glücksstern stände, würde er schon manches Unheil gestiftet haben. Aber —es glückt ihm Alles, selbst Uebereilungen schlagen zu seinen Gunsten und zum Vor theil Anderer aus." Juliane lächelte die alte Dame herz lich an. „Das hat mein Engagement bewiesen nicht wahr?" sragte sie. „Allerdings liebes Ki»?—Sie gehören mit zu meines Alterchen gelungenen Ue bereilungen," erklärte die Frau Doctv! sehr freundlich. „Aber gerade in diese« Falle hat sich sein Glücksstern glänzenl bewährt. Ich nehme diese Gelegenbeit wahr, um Ihnen im Namen meiner seli gen Cousine Fedderhof herzlich Dank zu sagen, mein bestes Fräulein." „Nicht wahr, Frauchen," rief der Doc tor, der unbemerkt näher an die Thür des bar Witte hat mir soeben eingeräumt, daß ich gründlich recht gehabt, folglich nicht dazu verdammt werden könne, „Hunde statt Menschen zu kuiren." Der Pathos, womit er sprach, wirkte wahrhaft schlagend. Ein allgemeines Ge lächter lohnte ihni seinen drolligen Einfall. keit ergriffen, lachend ein. „Sei still, Schäfchen ich kenne Dich jetzt besser, als sonst und weiß, daß Du sest glaubst, wie an Gott selbst." „Ja du mein Himmel, Alterchen —" suhr die alte Dame in scherzhaftem Zorn auf. „Wo hast Du denn das aufgelesen?" „Deine eigenen Worte, als ich auf der Anklagebank saß!" entgegnete der alte, jo viale Herr in Erinnerung des Gespräches, das er an jenem Abend, wo er im RathS keller vom Prozesse Scharfenbeck gehört, mit ihr geführt hatte. „Nun hören Sie nur, meine Herrschaf ten!" rief die alte Dame mit komischer Empörung. „Nicht ein Wort ist wahr in seinem Munde!" „Was? Willst Du leugnen, böses Frau chen, daß Du mir, höchst poetisch, einge standen hast, mich mit demselben Muthe, wie jene Pauline Selbig ihren Scharfen „Gott die alte Geschichte, Alterchen! Habe ich Dich nicht gebeten, solche Nar renspossen zu lassen? Wer denkt nachher an solche flüchtige Unterhaltungen!" „Ei was! Für mich war diese Unter haltung von der allergrößten Wichtigkeit, dest, wenn ich mich als Taugenichts erwie sen hätte." „Ganz gewiß hätte ich das ausgeführt," fiel sie mit ergötzlichem Eifer ein, „und im Grunde müßte ich noch jetzt Anstalten treffen, Deine Besserung brzweckend, denn wer so aus der Schule plaudert »nd die Geheimnisse eines Ehegespräches zu Necke reien benutzt, der gehört wohl halb und halb zu den —" „Engeln," schnitt ihr der Doctor ab. „Du bist und bleibst doch mein allerbestes Frauchen. Sie sehen, Nachbar Witte, daß meine Affectionen für andere Damen die Treue meines Herzens nicht im geringsten erschüttern." „Dieser Behauptung trete ich bei," sprach die alte Dame vergnügt. „Es ge hört zu den guten Angewohnheiten mei nes Alterchen, sein Herz mit aller Liebe und Treue für mich zu refervtren." „Und denken Sie nur," schaltete der Doctor fröhlich ein, „diese Angewohnheit hat mein Frauchen nachgemacht." Die beiden alten Leute reichten sich die Hände unter dem Beifallslachen de» Holzhänd ler«. Die übrigen Anwesenden fühlten sich zu bewegt, um ihrer Freude über das Glück dieses alten Ehepaars Worte gebeu Unwillkürlich suchte Fedderhof's Blick Juliane. Nie war sie ihm so hübsch er> schienen, als in der sinnigen Ruhe, womit sie auf die alte Dame fchauete. Eine ei genthümliche Mischung von Verehrung und Selbstzufriedenheit gab ihrem liebli chen Gesichte einen ganz andern Charak nisse geschlichtet, als sei Gottvertrauen an die Stelle von Menschenfurcht getreten und habe ihr Selbstbewußtsein gehoben. Was die Ursache dieser merkwürdigen Be schwichtigung sein könnte, begriff Fedder- Hof nicht und er cachte auch kaum darüber nach. Noch hing sein Blick verstohlen an dem holden Gesichte, als Herr Witte den Doctor fragte, was denn der Brief, wel che» er Tags zuvor au« Nonnenburg er halten, Neue» vom Prozesse des Försters Scharfenbeck gebracht habe. Eine flammende Rothe, wie das Er zeugniß eines Schrecken«, überzog Julia nens Angesicht, ihre Augen hefteten sich weit und iinbeimlich gespannt auf den > ärgerlich antwortete: „Nicht« Neue«, Lie> ber! denn wa« der junge Herr mir »u« Nonnenburg meldete, steht heute schon wörtlich im Ballenhauser GebirgSboten und ist möglicherweise eine Ente, die alle Feuilletons durchschwimmt, um schließlich als eine Erfindung erklärt zu werden." „Ich denke, der Prozeß Scharsenbeck'S hat mit seiner Freisprechung geendet," sagte Fedderhos gleichgültig. „Haben Sie denn das Inserat noch im GebirgSboten, daß durch einen anony men Brief ein junger Handwerker, der sich zur Zeit auf der Wanderschaft befindet, als Eigenthümer der Müpe bezeichnet sein soll, welche als corpus delicti auf dem Mordplaß gefunden ist. Der junge Hand werker ist bei der Eontrolversammlung ge be! der sehr beschleunigten Abreise zur Bahn eingebüßt haben. Es circuliren nun über diesen Zufall höchst verschieden- Staatsanwaltfchaft keine Einschreitungen für nöthig hält, muß man Alles für un haltbares Gefchwäß halten." „Ich bin nie in Zweifel über diese Ge schichte gewesen," meinte Herr Witte in beck ist der Thäter. Er ist von Ekert ge reizt, wodurch, das weiß Gott allein; Ekert war ein gutmüthiger Mensch, ich habe ihn gekannt, dabei aber ein eingebildeter Narr undein unbehilfliche», fchwerfälligerMan», der drei Mal durch und durch geschossen werden konnte, ehe er sich ein einziges Mal umdrehte. Alle Beweise von Schar senbeck'S Alibi können richtig sein und doch ist er der Thäter, denn es giebt kei nen andern Menschen, der es gethan ha ben kann. Seine Braut, die Pauline Selbig, hat rechtschaffen gehandelt, was auch die Leute sonst sagen mögen. Wenn sie eines Tages gewahr werden sollte, daß sie im Irrthum gewesen ist, so wird dies arme Frauenzimmer sicherlich sehr unglück alles Elend ein Ende." „Wie ich den Förster schildern hörte, so fällt es ihm gar nicht ein, sein Leben zu verkürzen auf gewaltsame Weise. Solche Leute beschwichtigen ihr Gewissen mit dem Begriff „Nothwehr!" entgegnete der Doctor. „Mir thut seine Braut unbeschreiblich „Sie ist unbedingt die bedauernSwer theste Person im ganzen Drama!" rief der Doctor. Angeklagten, eines Verdächtigen zu wer den, sie sollte sich frei von den Banden machen, die sie mit ihm vereinen, noch muß sie alles mit ihm tragen, selbst seine Schuld," sprach die alte Dame. „Wer möchte einer liebenden Braut wohl diesen Rath beibringen?" fiel Herr Witte ein. „Keine Braut hört auf Rath schläge." „Die Liebe ist nun einmal eine ver schönernde Kraft und eine verblendende Macht," meinte Frau Heyden in ihrer sanften, leisen Weise. „Um so verehrungSwürdiger stehen die jenigen da in der Welt, welche sich aus ei genem Entschluß von einem unwürdigen Gegenstande, de» sie geliebt haben, wie nichts in der Welt, loszureißen vermögen," sagte Fedderhof mit gehobenem Tone. Juliane hatte scheinbar theilnahmlo« dagestanden. In diesem Momente wen dete sie sich und ging aus dem Zimmer. Aber sie verließ die Gesellschaft nicht im ausbrechenden Schmerz, nicht im über wältigenden Jammer, nein, sie ging, um ihre Pflichten im Hauswesen zu erfüllen, um nach den Kindern zu sehe» und um Sybillen Befehle zu ertheilen. Sie fühlte sich wunderbar getröstet, ihr Schmerz hatte die vernichtende Kraft verloren, seit sie der Theilnahme eines Mannes wie Fedder hof sicher war. Die Bürde, welche sie al lein getragen, war ihr durch seine Güte erleichtert. Der Ausdruck seiner wenigen Worte, die er dem Gespräche beigemischt, verriethen ihr seine Meinung und seine Anerkennung, sie ging, um möglichen Aufregungen zu entfliehen, die den Frie den ihrer Brust wieder stören könnten. Nach ihrer Entfernung sagte die Dokto rin mit Nachdruck! „Meinen Sie nicht, Vetter Fedderhof, daß wir in unserer Juliane ein solche Hel din zu verehren haben?" Der Hausherr zuckte mit dem Anscheine von Gleichgültigkeit die Achseln und Herr Witte rief feurig - „Den Mann könnte ich mit kaltem Blute niederschießen, der einem solchen Mädchen den Himmel getrübt hat." „Ei, ei, Herr Witte," warnte der alte joviale Herr, „wäre es nicht zweckmäßig, wenn ich mich beeilte, Ihrer grau von die ser urplößlichen Affection Mittheilung zu machen?" Ao. 37. „Das Geschäft will ich allein besorgen, Doctorchen," erwiderte der Holzhändler gemüthlich lachend. „Ich nehme hiermit feierlich Alles zurück, was ich gestern über besagten Gegenstand geäußert habe und erkläre, daß ich zu Ihrer Fahne schwöre." „Sie haben sicherlich vorurtheilsvoll über Julianen gesprochen?" meinte die „Was die Leute mir eingetrichtert hat ten," entschuldigte sich der Mann. „Ich kenne das! Solche Beurtheilun gen gehen von den Dienstboten des Hau ses aus. Die Unzufriedenheit derselben ist der Wurm, welcher nie schläft," sprach die alte Dame. „Zügelt man auch die Will» kürlichkeiten solcher Leute, ihr Wort, ihr Urtheil, ihre Klatschsucht kann man nicht unter Aufsicht haben. Sybille hatte zu viel Macht erobert, als daß sie sich ohne Widerstand in ihre Grenzen zurückdrän gen lassen sollte. Sie wird das Thal schon alarmiren mit ihren Reden und Klagen." „Es geht noch an, Frau Doctor," er widerte der Holzhändler. „Sybille läßt dem jungen Fräulein doch in vielen Stük ken Gerechtigkeit widerfahren, nur behaup tet sie steif und fest, „sie sei irre im Kopf oder habe ein böses Gewissen." „JulianenS zeitweilige Aufregungen haben Sybillen zu diesem Urtheil verlei tet," erklärte Frau Heyden. „Diese Aufregungen gründen in einem tiefen Kummer," fügte Fedderhof ruhig hinzu. „Darauf schwöre ich jetzt!" rief Witte exaltirt. «Erlauben Sie," begann der Doctor, „daß ich meine Ansicht über die Sybilltni schen Orakel z» Tage fördere. Diese Kü chendame hat ihre frühere Stellung im Hause sehr ausgedehnt dazu benutzt, ih rem schwachen Magen Wohlthaten zu er zeigen und die Vorräthe Fedderhoss ha ben dazu dienen müssen. Daß Fräulein Liebau ein wachsames Auge auf Alles hat, stört sie in ihrem Thun und Treiben und daraus entstehen ihre Urtheile." „Ich werde diese Ansicht zu verbreiten suchen," sprach der Holzhändler lebhaft. „Darum eben habe ich sie Ihnen mit getheilt, Lieber," antwortete der Doctor sarkastisch. Juliane kam mit den Kindern zurück. Sie trug die kleine Ida auf dem Arm, fetzte sie aber plötzlich nieder auf den Fuß boden und sagte: „Nun lauf' aber schnell zum Onkel Doctor und sag' ihm guten Tag." Das Kind that wie ihm geheißen „Seit wann läuft denn die Kleine?" fragte der alte Herr erfreut. „Ich klage Sie der Zauberei an, mein Fräulein." „Ganz natürliche Zauberei," erklärte Juliane freundlich. „Das Kind hatte Kräfte genug zum Gehen, zog es aber aus Bequemlichkeit vor, zu kriechen. Eine kleine Anleitung genügte, und seit Tante Heyden die ersten Versuche eine« Spazter zangeS durch die Stube mit einem BiScuit belohnt hat, bedient sich Ida stets ihrer >wei Beine. „Das sind die Freuden unsers stillen Hauses," fügte Frau Heyden hinzu. „Wir alten Menschen laufen den Freuden de« Himmels entgegen und werden täglich zleichgiltiger gegen die Unannehmlichkei ten und Vergnügen der Außenwelt, den Kindern aber ist schon ein BiScuit der Sporn zum Vorwärtskommen." „Nein," entgegnete der Doctor rasch, ,nein, unsere Freude am Leben schwindet au« uns alten Menschen nicht, meine Lieb», viese kleinen Freuden Ihres stillen Hause« und sie ließe» feigherzig da« au« Ihrem Interesse verschwinde«, wa« ihnen zur Ab wechselung und Erheiterung hätte dienen können. Jetzt, wo Sie neues Vertrauen gefaßt haben, denken Sie gar nicht mehr an Ihre Augen, obwohl sie nicht besser ge worden sind. Aus diesem Falle habe ich wiederum die Ueberzeugung geschöpft, daß auf seinem Recepte schreiben müßte „Ar beiten Hilst besser, als Arznei!" Die halbblinde Tante hob ihre schweren Augenlider unter einem gutmüthigen Lä" cheln zum Doctor auf. „Ich gebe Ihnen in allen Stücken recht, Doctor, nur mache ich Sie noch darauf aufmerksam, daß es mir gerade so erging, wie unserer kleinen Ida. Mir fehlte die richtige Anleitung zum Selbstvertrauen, als mir diese gewährt wurde vom Geschick, probirte ich meine Geiste«kräste, um mich auch sürder nützlich zu machen. Jetzt kom men Sie und hören Sie was ich an un serm Aeitesten für einen gelehrigen Schü ler habe. Wir wollen Ihnen zeigen, was die alte, blinde Tante leisten kann." Man gruppirte sich um den Flügel, an welchem der Knabe Mar neben seiner Tante Heyden Platz nahm und hörte mit (Stehe »ierte Seite.)
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