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Merrifield, Advokat und Sachwalter, Freigesprochen! Eriminal-Novelle von Ernst gritze. (Fortsetzung.) „Aber mit Blicken schießt man keine» Menschen todt —dazu gehört Pulver und Blei," warf der alte Doctor bedenklich ein. „Ganz richtig, mein Herr! Ekert hatte das dazu nöthige Material leider bei sich. Zr ging selten ohne seine prachtvoll gear beitete, kostbare Büchse aus, vielleicht aus Zitelkeit, weil seine hohe, starkgebaute Ge stalt dadurch einen gewissen Eindruck machte." „Nun, er wird doch bei seinen gehassi zen Gesinnungen gegen Scharfenbeck die iigene Waffe nicht hergeliehen haben?" fragte der Doctor vorschnell. „Wer weiß, wie diese Waffe in seine Hände gekommen ist! Sicher genug ist es, vaß Ekert mit seinem eigenen Gewehr todt geschossen wurde und zwar, aller Wahr scheinlichkeit nach, kaum eine oder zwei Stunden nach der eben erzählten Scene lm Gasthause." „Man sammelte schnell alle Verdachts gründe," fiel Meier ergänzend ein, „und !S fiel auch nicht einem einzigen Menschen -in, daran zu zweifeln, daß Scharfenbek »er Mörder gewesen sei. Gefunden wurde vie Leiche erst am Pfingstfeiertage von Kindern, die Maienglöckchen suchten. Wie ein Lauffeuer ging die Nachricht durch'» Lanv der Landrath, ein Freund von EkertS Eltern, griff energisch ein und ver haftete am zweiten Feiertage den Förster Scharfenbeck im Zimmer seiner Braut. Die Sache machte unglaubliches Aufsehen Fräulein Pauline Selbig wurde von Besuchern bestürmt, um das Nähere, um die Wahrheit zu erfahren. Sie gab sich damals das Ansehen, als sei sie selbst be täubt von dem unerwarteten SchickfalS fchlag; späterhin soll sie oftmals sehr ruhig geäußert haben, daß die Verhaftung ihres Verlobten auf einem Irrthum beruhe, der sich aufklären lassen werde." „Ja, ja," fiel Schmidt ein, „sie hat das mögliche gethan, um diesen Irrthum auf zuklären und es ist ihr leider gelungen. Ich möchte, Herr Doctor, daß es mir mög lich wäre, Ihnen das Bild dieses Mäd chens richtig schildern zu können, wie sie dastand und mit der edelsten Freimüthig keit erklärte, daß st» nicht anstehen würde, ihren Verlobten der That zu überführen, wenn sie so fest von seiner Schuld über zeugt wäre, wie von feiner Unschuld. Sie erzählte mit dem Tone völliger Zuversicht und Ueberzeugung, daß ihr Verlobter an jenkn Freitage, mitten im strömenden Gewitterregen, gerade» Weges von dem in den Wald gehe, direct auf's Forsthaus zu. Natürlich wirkte das." «Ist sie schön?" fragte der Doctor selt sam bewegt. „Nein, schön nicht, hübsch nicht, wie man dies in gewöhnlicher Ausdrucksweise zu bezeichnen pflegt. Aber es umweht, poetisch ausgedrückt, ihr Wesen ganz un leugbar ein gewisses Etwas, das sie zu ei ner ungewöhnlichen Erscheinung macht. Besonders charakteristisch ist ein weiches, ihres Auges seltsam absticht." Doctor Bohlen schüttelte fast erschrocken sein greises Haupt und strich den grauen sich die Haare in demselben vor innerem Entsetzen gesträubt. „Was führte da» Mädchen noch weiter zur Entlastung ihres Bräutigam« an?" fragte er ängstlich forschend. „Sie erzählte mit assectirter Ruhe, was fle mit ihrem Bräutigam unmittelbar nach seinem Eintreffen gesprochen und überlegt hätte. Es betraf häusliche Einrichtungen, da die Hochzeit im Juli sein sollte. Auf di» Frage des Vorsitzenden, ob sie wirklich nicht die geringste Aufregung an Schar senbek bemerkt hab», antwort»!» sie mit merkwürdiger Dreistigkeit: „Ei jawohl, mein Herr Präsident. Ich habe bemerkt, daß er nicht in feiner gewöhnlichen Stim mung war und hab» ihn nach d»r Ursache gefragt. Da hat er mir denn ehrlich mit g»th»ilt, daß er sich über Ekert« beißenden Spott, über dessen unerträglich» Sottisen schmählich geärgert habe. Ich tröstete mrintn Verlobten damit, daß Ekert aller Wahrscheinlichkeit nach nur noch ganz kurz» Z»it auf d»m Gute.bleiben werde." Hieran schloß das Fräulein Paulin» Sel big dann »in» Mitthrilung, di» das wan kend» Urth»il der Geschworenen völlig zum Umsturz brachte. Sie erzählt», daß der Regen nach und nach immer stärker ge worden, daß er flch zum wahren Wolken bruch gesteigert habe. Mitten in diesem Graus sei »in Wagen vom Gutshofe ge fahren. Scharsenbek habe fröhlich in die Hände geklatscht und laut lachend ausge rufen: „Jetzt läßt der Amtmann den Ekert aus der Stadt holen—ich werde ihm doch ein Compliment sagen lassen." Rasch hätte er, trotz allen Widerspruche« der alten Dame, bei der sie wohne, da« Fenster aus gerissen und dem Kutscher zugerufen: ,He, Conrad, sagen Sie doch H»rrn Ekert, wenn ich gewußt hätte, daß man mir eine Equi pag» senden würde, so hätte ich niich auch nicht so schnell auf den Weg gemacht. Er solle doch künftighin seine Zunge im Zau me halten." Der junge Herr Schmidt machte eine Pause in seiner Erzählung und blickte lächelnd rundum. „Ich sehe schon, e« geht hier meinen unbetheiligien Zuhörern wie den Herrn Geschworenen. Sie haben die Ueberzeu gung von Scharfenbeks Unschuld aus ei ner Erzählung geschöpft, die auf diesen Zweck berechnet war." „Hat die fragliche alte Dame diesen Umstand bestätigt?" fragte der Doktor ge spannt. „Ja, sie hat diesen Auftritt als wirklich geschehen anerkannt, hat jedoch damit bei ihrer Vernehmung keine absonderliche Wirkung erzielt. Ganz anders zeigte sich der Eindruck dieses an sich unwichtigen Beweises, als Fräulein Braut ihn den Geschworenen vorführte und durch die Macht ihrer schönen, unschuldigen Blicke unterstützte. Jetzt sank da» Vorurtheil ge gen Scharsenbek in ein Nichts zusammen, Niemand hielt mehr an dem frühern Ge danken fest, daß Scharsenbek eine nieder trächtige Farce mit dieser Bestellung aus geführt habe, da ihm doch bekannt gewesen sei, wie es um den armen.Ekert stehe. Der Kutscher des Gutsherrn war natürlicher weise spät in der Nacht unverrichteter Sache heimgekehrt und hatte den Bescheid gebracht, Ekert sei noch vor dem Ausbruch des Gewitters fortgegangen, wohin, das wisse man nicht." „Am nächsten Tage wurde die Leiche desselben gefunden?" fragte der Doktor. „Am nächsten Morgen, vor Beginn der Kirche, suchten sich Dorsktnder Blumen zu PfingststräuSchen und fanden Ekert auf dem Gesicht liegend, von einem Schusse getödtet, der von hinten seinen Körper vollständig durchbohrt hatte. Beraubt war er nicht, obwohl er bedeutende Kostbarkei ten, auch eine ansehnliche Baarfchaft bei sich gehabt hatte. Ob ein Kampf »or dem Morde stattgefunden, ließ sich nicht ganz genau feststellen. Zerbrochenes Unterholz führte auf diese Vermuthung, allein man erklärte sich dies schließlich dadurch, daß der Mörder den großen, athletisch gebau ten Ekert durch das Dickicht geschleift hätte, um ihn zu verstecken. Durch den Anschein verführt, nahm man für kurze Zeit einen Selbstmord an, der alsbald unmöglich er schien, als Sachverständige den Schuß be sichtigt hatten. Ein Wildwärter erinnerte sich, gerade beim Ausbruch des Gewitters ein lautes, aber nicht zorniges Gespräch gehört zu haben. Da dieser Mann aber, nach dem Zustande de« Himmels, einen tüchtigen Regenguß fürchtete, so hatte er sich beeilt, sein Häuschen vor dem Losbre chen zu erreichen. Er glaubte die Worte: „Erlauben Sie denn wohl" verstanden zu haben. Der Nachsap so wie die Antwort wäre von einem starken Donnerrollen ver deckt worden. Die Stimmen hatte er nicht erkannt, wiewohl er beide Männer, Ekert und Scharsenbek, sehr genau gekannt hat. Er meint auch, den Schuß gehört zu ha- Gespräch, nahm aber an, daß diese Wan derer zwei Leule sein würden, die von der Eontrolversammlung zurückkämen, und zwar „etwas angeheitert." „Herr Gott, wenn dieser Wildwärter 5 dem Schalle des Schusses nachgegangen ! wäre!" sagte derDoctor aufgeregt. „Weiß man sich denn aber zu erklären, wie der Verwalter Ekert noch vor dem Ausbruch des Gewitters in der Näh» seines Wohn ortes sein konnte, da er doch, nach Angabe der Zeugen, nach Scharfenbeks Entfer nung im Gasthause gewesen war?" „Nein, darüber schwebt «in Dunkel, da« niemals gtlüfttt werden wird. Ekert war ein sonderbarer, einlaunen voller Mensch, der stets seinem Kopfe folgte und bestän dig Ideen nachging, die widersinnig wa ren. Es ist nicht allein möglich, es ist so gar wahrscheinlich, daß er dem Förster ans dem Fuße gefolgt ist, um sich zu amüsiren. Leider bestand dies Amüsement darin, den Scharsenbek auf's Gröblichste zu insukti ren, auf's Boshafteste zu foppen und auf's Gemeinste zu necken. Er hat diese Manie mit dem Leben bezahlen müssen. Schar senbek zog aus diesen Eigenthümlichkeiten de« Ermordeten seine VertheidigungSgrün de und man muß sagen, daß er «S mit Geschick that." „Hat er sich denn selbst vertheidigt?" fragte der Doctor. „Ja, nachdem der Rechtsanwalt, nach dem seine Braut es schon genugsam ver sucht hatten, erlaubte er flch noch, anzu führen, daß einige VertheidigungSmomente unberücksichtigt geblieben feien. Der Vor sitzende gestattete ihm das Wort und er trat sicher und fest, in der stattlichen Hal tung, die fein Gewerbe ausgebildet hatte, einige Schritte vor. Sie müssen wissen, Herr Doctor, Scharsenbek ist ei» hübscher, schlanker, sehr gut gebauter Mann, nicht allzu groß, nicht korpulent, aber festglted rig und elastisch in allen Bewegungen. Sie wissen besser als ich, daß solche Män ner eine bedeutende innerliche Kraft ha ben. Aber der erste Anblick täuscht uns über sie und so kam es denn auch, daß die Geschworenen das schmächtige Kerlchen unter mitleidigem Achselzucken zu betrach ten begannen, als sie nach »rlangterKennt niß von des Ermordeten Körperbau, die sen Mörder, ohne Waffen, dem starken, athletischen Ekert mit seiner Büchse gegen über, sich vorstellten. Scharsenbek ver stärkte diesen Eindruck durch seine Hinwei sung auf die Bewaffnung Ekerts und warf die Frage auf, ob man annehmen könne, Ekert habe seine Büchse gutwillig seinen Händen anvertraut. Wenn sich diese Frage vernein», so fielt die ganz» Brschuldigung als eint Unmöglichkeit zu sammen. Außerdem hakte er es für billig, anzuerkennen, daß Ekert eigentlich mit kei» liem Menschen Frieden gehalten, daß er von den meisten Leuten wegen seines un ausstehlichen Hanges nach Sarkasmu«, den er vielfach auf'« Ungebührlichste aus gedehnt, den er durch Wahrheit und Dich tung pikant zu machen gesucht, vermieden sei. In offener Fehde habe er vielleicht allein mit ihm gestanden, aber eine stille Erbitterung sei gefährlicher. In dem ver bissenen Groll reife eher ein zornig l»id»n schafllicher Entschluß, wir er zu drr Er mordung eines Menschen nöthig sei—ein inn»rlich gährender Zorn führe leicht zu Uebereilungen. E« läge übrigens in de« Wildwärters Behauptung, daß kein lär mender Zank zwischen den Männern aus gebrochen sei, der beste Beweis für seine Unschuld, denn er habe bekanntlich seinem Aerger stets laute Worte gegeben." „Alles triftige Gründe zur Vertheidi gung, wie zur Entkräftung der Anklage," unterbrach Meier feinen Freund Schmidt, „wenn man nicht annehmen müßte, daß Scharsenbek selber flch in jenem Zustande innerer Erbitterung, der bis zur Wuth steigen kann, befunden hat. Genug, Schar senbek ist von den Geschworenen freige sprochen,' und das genügt, um ihn fortan lebt hat, er läßt es flch wohl sein —" Der Doctor fiel schnell ein: „Bis ein höherer Richter die Hand ge gen ihn aufhebt und Zeugniß seiner All wissenheit gibt." „Auf Erden geschieht das selten, mein Herr Doctor. Glauben Sie mir, es lau sen fürchterlich viel stille Verbrecher im Lande herum, denen nicht einmal die Ach tung fehlt." Der Doctor erhob sich, um auszubrechen „Das mag sein! Behalten wir den Ge genstand unsers heutigen Abendgesprächs tor Bohlen, dem Sie durch Ihre Mitthei lungen eine Freude bereitet haben. Nach richt zu geben, wenn flch irgend etwas in dieser Sache ereignen sollte. Hier ist meine Karte ich erbitte mir von Ihnen ein gleiches PräsentationSzeichen." die beiden Freunde ihre Karten, nachdem sie Svohnort, Straße und versprachen, seiner Bitte zu gedenken. Dann schieden sie. Der Doktor machte flch auf den Weg nach seiner Wohnung, die am entg»genge setzten Ende der kleinen Gebirgsstadt lag. Es war später geworden, als er flch vor» Äo. 33. genommen hatte, aber er empfand gar kein« Gewissensbisse darüber. Was er ge hört hatte, nahm seine Gedanken dergestalt gefangen, daß er sich nicht einmal vor den Vorwürfe» seiner alten guten Gattin fürchtete, die mit dem Abendessen auf ihn gewartet hatte. Dazu kam noch, daß dem ersten Schoppen Wein ein zwtiter gefolgt war, wodurch natürlich feine Lebensgeister erfrischt wurden. Sonderbar erschien es dem alten Praktikus, daß ihm seine Phan tasie, gleichsam erwacht aus langjährigem Schlaft, den Possen spielte, das Bild sei nes Schützlings im Zollamte stets mit der Braut de» freigesprochenen Scharsenbek zu verwechseln. Dachte er lebhaft an diese kühn» Braut, so stand wie hinzugezaubert Juliane Liebau in der ganzen Eigenthüm lichkeit ihres Wesens vor ihm und er er tappte sich sogar auf dem Gedanken, den er sogleich selber verlachte, daß nach der Schilderung der jungen Männer Juliane Liebau mit der Pauline Selbig identisch sein müsse. Seine Phantasien erloschen indeß, als er sich seinem Hause näherte und, durch'« Fenster schauend, den gedeckten Abendtisch mit den unberührten Speisen und dahin ter, mit dem Ernst einer Strafgöttin, fein altes Frauchen sitzen sah. „Du dachtest sicherlich, ich käme gar nicht wieder!" rief er fröhlich in s Zim- Die Frau Doktorin klappte das Buch zu, worin sie gelesen, und antwortete: „Dafür war mir nicht bange es ist gottlob eine Deiner guten Angewohnhei ten, wiederzukommen, Alterchen. Du hast s»n." Der Doctor lachte und drückte ihr einen Kuß auf die welke Wange. „Hoffentlich wird das nicht wieder nöthig sein, mein Schätzchen. Wir scheinen eine vortreffliche Requisition an dem jungen Frauenzimmer gemacht zu haben. Ich sage Dir, am Schnürchen hat sie Alles, ehe vierzehn Tage vergehen." „Es soll mich freuen Alterchen, aber ich kenne Deine alte Angewohnheit, über Alles entzückt zusein. Mir bangt vor Sybillen." Der Doktor hatte flch an den Tisch ge setzt, seinen Teller voll Butterbrode, Eier, Radieschen, Wurst und Braten gepackt und begann tapfer sein Vertilgungswerk, ohne sich dadurch am Gespräch verhindern zu lassen. „Mit der Sybille wird unsere Juliane Liebau schon fertig werden. Weißt Du, was sie der Person auf ihre gewöhnliche Drohung, „fortzugehen, wenn sie überflüs sig sei, antwortete?" „Nun?" fragte die alt« Doktorin und sah sehr neugierig zu ihrem Manne auf. „Sie gab ihr den Laufpaß, wie?" „Bewahre! Sie sprach ganz leutselig: .Ueberflüsstg ist nur Der, welcher seine Pflicht versäumt/ Nicht wahr, gut geant wortet? Ihre Verfügungen haben mir Achtung eingeflößt. Sie will das große Hinterzimmer dicht am Kreuzgang bewoh nen, will sämmtliche Kinder um sich ha ben —" „Dann räumt die unvei schämte Köchin die Putzstube der seligen Cousine Fedder hof?" fiel die Doktorin erfreut ein. „Wie ich Dir sage, Frauchen, unsere Juliane Liebau imponirt mir. Ich wette, daß es nichk vierzehn Tage dauert und die alte schöne Ordnung ist dort im Hause wieder hergestellt. Jck> bin wahrhaftig kein Freund jener Reinlichkeit, die uns lästig fällt, aber eine Bequemlichkeit ohne Rein lichkeit ist doch noch unerträglicher." „Ich fürchte nur den eingewurzelten Einfluß von Sybillen." „Juliane reißt diesen Einfluß mit der ganzen Wurzel aus." „Wird Sybillen flch ihren Befehlen unterordnen?" „Nach meiner innigsten Ueberzeugung wird fle es." „Dazu gehört mehr, als Du denkst." „Aber Juliane bringt es fertig. Ju liane hat sich bewährt beim Antritt ihres neuen Amtes, sie hat mir gezeigt, daß hin ter ihrem froiiimcn, freundlichen Lächeln ein furchtbar fester Wille versteckt liegt." „Findest Du darin eine Garantie für ihre Liebenswürdigkeit?" fragte die Doc torin überrascht. „Willenskraft im Frau enherzen ist eigentlich Herrschsucht." „Wenn Du das sagst, unterscheide ich'S!" brach lachend der alte Herr aus. „Somit wäre mein lieber Vetter Fed derhof vom Regen in die Traufe gekom men," fuhr die alte Dame bedenklich fort. „Ich fürchte nichts für ihn. Eine feste Hand gehörte dazu, um dort aufzuräumen." „Wenn da» Mädchen jedoch eine so ausgeprägte Willenskraft zeigt," sprach die Doctorin, mit der ruhigen Bedächtig keit des Alters Alles erwägend, „so wird sie auch keineswegs bescheiden auftreten." „Für jetzt erschien sie mir sehr anspruchs los. Es stand ihr frei, Bedingungen zu machen und Forderungen zu stellen; sie (Siehe vierte Seite.)