Scranton Wochenblatt. 3. IlihrcMq. Dr. A. Bodemau, Ccdar Straße, Im Hause des Herrn Peter Franz. OHcc-Stu.ldcn, Morgens von B—!> Nachmittags „ 3—6 Abends „ B—98 —9 In Abwesenheit wird Herr gränz Nachricht er theilen. > Dr. Kamill Krejc-, deutscher Nrzt, Wnndarzt n. Gebnrtshelser, Osfice in Wyoming Avenue, Kaiser'S Haus, ordinirt von I l Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nach mittags täglich. , Impfung jeden Montag, Mittwoch und Frei tag, von I l Vorm. bis 3 Uhr Nachm. 28»7 vr. Deutscher Arzt. Wundarzt und Geburtshelfer. Office im Hause von I. Scbimpff. Ccdarstraße. Sprechstunden Morgen»! von B—9, Mittags von j—3, Abends von 6—B. !9sB Deutsche Apotheke, 41« Lackawanna Avennc, schrägüber dem Wyoming Hause, 9ap3 H. F. Lobcck. U W u ft av Y a d »«, Advokat «iid NechtS-Anwalt, Wilkesbarre, Luzerne ilo., Pa., emdsieb!» "l!, dcm deutschen Pnbliknin in allen in <>in Fach einschlagenden Geschäftei>. 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Mit einer sichtlichen Befriedigung richtete sich ihr Blick fortge fetzt aus das Haus, das sich rechts an die gigantische Gebirgswand lehnte, links von den Mauern des übrig gebliebenen Kreuz ganges begrenzt war, dem sich ein dichtes Waldgestrüpp anschloß. Wie isolirt—wie einsam! O. ihr Herz faßte neue Hoffnun gen auf ein stilles, ungestörtes Leben nach dem furchtbaren Kampfe, den sie soeben beendet hatte. „Was beginnen wir, wenn Sie meine ! Hilfe abweisen?" fragte der alte Herr, der mittlerweile aus dcm Wagen geklettert „Ich weiß guten Rath," sprach der Po stillon und schwang sich aus seine» Sitz. „Sie bleiben hier stehen und ich fahre nach der Waldschenke dort, wo ich vorbei muß. Von da schicke ich den Hausknecht." Gesagt—gethan! Ter alte Herr ließ sich auf die Kiste nieder und musterte von der Seite mit Wohlgefallen seine junge Be gleiterin, die noch immer träumerisch nach dem alten Gebäude hinüber schaute. „Es ist ein großer Entschluß, daß Sie dort leben wollen," sagte er bedenklich. lichen Aeußern harmonirte. „szür die armen Menschen werden Sie allerdings ein GotteS-Bote sein," meinte „Gebe nur der Himmel, daß es Ihnen nicht leid wird, wenn sie die Trübseligkeit in dieser Familie kennen lernen. Es ist nichts Leichtes, einem schwcrmüthigen Mann, der nicht im Schooße des Ueber flusses sitzt, Pflege und zugleich Unterstüp erheitern und einem, seit dem Tode der Frau stark zerrütteten Hauswesen vorzu stehen. Im vorigen Jahre war dieser Obercontroleur Fedderhof noch der glück lichste und zufriedenste Mensch unter Got tes Sonne —seitdem verfolgt ihn das Un glück! Schlag auf Schlag traf es ihn! Erst verlor er seine liebenswürdige, kräf tige und thätige Gattin dann lag er krank darnieder—Alles ging rückwärts seine Tante eilte von fern her, ihn zu un terstüßen und sie erblindet aller Wahr scheinlichkeit nach." „Das ist Alles zu überwinden und zu ertragen, meinHerr Doctor! Ihm verblieb schen. Was Gott ihm gesendet, ist mit dem Vertrauen auf Gott zu bewältigen." Der Doctor warf ihr einen beifälligen Blick zu. Sie fuhr fest und ruhig fort: „Wenn unsre Thräne» nur unserm Herzeleid fließen, so versiegen sie mit der Zeit, welche ihre Quellen austrocknet wenn unsre Thränen aber eine Seelenver derhniß abwaschen wollen, so erstarren sie Inneres." „Ganz richtig, aber hoffentlich lernten Sie diese Weisheit nicht aus eigener Er fahrung, mein Fräulein. Ihr Auge ver räth keine Seelenverderbniß wie?" Das junge Mädchen wendete sich ganz zu ihm herum und blickte ihn offen an. „Trauen Sie meinen Augen—sie reben die Wahrheit!" Ihr Gespräch wurde durch einen Bur schen gestört, der eilig auf der Chansee da her getrabt kam und sich als den, vom Postillon angeworbenen Hausknecht prä sentirte. Er belud sich mit den Nciseeffec ten des Fräuleins und ging rüstig auf auf das Grenzamt zuführte. Je näher das Fräulein dem Hause kam, desto belebter wurde ihr Gesicht. Das stngliche Schutzwehr gegen alles weltliche. Der gothisch gewölbte Eingang, welcher so tief war, daß zwei Steinbänke darin Plap hatten, erinnerte an die Vorhalle eines Gotteshauses ebenso die hochgewölbte, mit Esterich ausgelegte Hausflur, in welche die Thüren des Wohnlokales sowohl, als der Geschäftszimmer ausmündeten. Ein sehr großer, schwarzer Hund, der im Hin tergrund der Hausflur lag, erhob sich beim Eintritt des Doctors schwerfällig und tappte langsam den Kommenden entgegen, jeden Einzelnen mit den großen, glashel len Augen aufmerksam betrachtend. De» Burschen, welcher die Sacken auf den Est. richboden niedersetzte, umkreisete er schnup pernd und seine Augen blinzelten freund lich. Den Doctor begrüßte er mit einem leichte» Schwanzwedeln —aber das junge Mädchen starrte er mit furchtbarem Ernste an und setzte sich dicht vor ihr auf die Hin terfüße, ihr gleichsam den Weg versperrend. „Was ist los, Nero!" schalt der Doctor, als das Mädchen ängstlich in das grim mige Gesicht des alten Hundes blickte, als dieser leicht fletschend die Zähne sehen ließ. Der Hund sah den Doctor an, gleichsam fragend. Der alte Herr nickte ihm zu und ! legte seine Hand auf des Mädchens Schul ! ter. Flugs gab das kluge Thier feine krie gerische Stellung aus und blinzelte. „Strecken Sie ruhig Ihre Hand gegen ! ihn aus," sprach der Doctor lachend. „Sie ! sind eingeführt als Freundin des Hauses j und haben nichts von Nero zu fürchten." Das junge Mädchen that furchtlos wie ihm geheißen war und flehe da, der grim mige Hund dnckte seinen Kopf, um sich streicheln zu lassen. „Jetzt kennt Nero Sie und läßt sein Le be» für Sie!" scherzte der alte Herr und schrill auf die nächste Thür links zu, wäh rend das Mädchen den Burschen ablohnte. Die Thür öffnete sich unter dem Drucke der Hand, die sich mitvertraulicherFreund schast ohne Meldung auf die Thüre legte; dadurch wurde dem jungen Mädchen der Einblick in das Familienzimmer gewährt, Akiinng erhalten hatte. Im Fenster zu nächst saß ein Mann im kräftigsten Man nesalter, aber Trübsinn und Sorge hat- 5 ten seine Stirn mit Wolken umzogen, hat ten sein edles Gesicht gebleicht und seinem Aeußcrn den Stempel der Schlaffheit und Vernachlässigung ausgedrückt. Er las ein Zeitungsblatt, das er, plötzlich vom Ein tritt des DoctorS aufgestört, mit einem trüben Lächeln sinken ließ, um den «lten Mühe, lieber, alter Freund — wer möchte sich —" Er hielt inne, eine fliegende Rothe färbte feine bleiches Gesicht und er suchte verlegen den obersten Knopf seines Haus rockeS zuzuknöpfen, um die Nachlässigkeit seiner Toilette zu verbergen. Sein Blick „Erlauben Sie vor allen Dingen, be ster Fedderhof, daß ich Ihnen Fräulein Juliane Llebau als diejenige vorstelle, welche in Folge meiner Zeitungsannonce zu mir geeilt ist, um sich hier so nützlich wie angenehm zu machen." Der Hausherr trat mit der ganzen Ge wandtheit eines gesellig gebildeten Man nes rasch dem Fräulein Juliane Liebau entgegen und hieß sie willkommen. Im selben Momente erhob sich vom zweiten Fenstereine kleine Frauengestalt und schritt mit vorgestreckter Hand, der traurigen Ge sich verlassen von ihnen sah. „Sehen Sie sich vor, mein Fräulein," sagte Fedderhof mit vibrirender Stimme, „Tante, liebe Tante," unterbrach Fed derhof sie. „Du siehst dies holde jugend liche Mädchen nicht was soll ich ihr für ihre Opfer, für ihre Mühewaltung bieten?" Der Doctor machte der peinlichen Scene ein Ende, indem er scherzhaft „Silentium!" rief, worauf die Tante sich schweigend zu rückzog, die Knaben an ihren Spielplatz eilten nnd das kleine Mädchen zufrieden gestellt hinterher kroch. „Hätten Sie mich ausreden lassen, Freund Fedderhof," begann der alle Herr nun, gravitätisch im Zimmer hin und her schreitend, „so würden Sie jetzt schon wis sen, daß Fräulein Juliane Liebau eine Waise ist, die als Tochter eines Försters, in der Waldeinsamkeit groß geworden, nichts sehnlicher wünscht, als einen Aufent halt im Walde, bei guten Menschen, mit entsprechender Thätigkeit. Sie will sich nützlich in der Welt machen, um dein Ge danken zu entfliehen, daß sie im Welten raume eine Null sei, sie sucht vor allen Dingen einen Wirkungskreis, der sie so vollständig in Anspruch nimmt, daß sie der Trauer um eine verlorene Glückseligkeit lichen Erklärung stellte sich mir dies lie benswürdige Mädchen beule vor und ich empfehle sie damit auch Ihrem speciellen Wohlwollen." Fedderhof reichte dem Mädchen die Hand. Sein biederer Händedruck war ein wortloser Schwur, sie hoch in Ehren zu halte» und sie bei ihrem schweren Vorha ben zu unterstützen. Die Gründe, weßhalb sie sein einsam gelegenes Haus gern zum Wirkungskreise gewählt, klangen ja so ein fach und wahrheitsgemäß, wie hätte er darauf verfallen sollen, an ter Richtigkeit derselben zu zweifeln? Und als sie jetzt endlich das Wort ergriff und so mild und doch ernst und bestimmt ten festen Ent schluß kund gab, hier zu wirken und zu schaffe», als wäre es ihr Vaterhaus, da überkam den schwer geprüften Fedderhof ein Gefühl der Beruhigung, wie er es seit dem Todestage seiner geliebten Gattin nicht empfunden hatte. Der Doctor, welcher von den Charak tereigenthümlichkeiten feiner Freunde und Patienten stets die richtigste Ansicht hatte, drang zunächst auf eine Siegelung aller Verhältnisse, wie sie der Eintritt eines neuen Familiengliedes mit sich führt. „Wo wollen Sie Fräulein Juliane wohnen lassen?" fragte er, nicht ohne be sonderen Grund, denn in der Küche re gierte ein dienstbarer Geist der Vorzeit, Ao. 32. gewachsen war, viel schlimmer und furcht barer, als der große Hund Nero. Diese Küchcndame führte den bedeutungsvollen Namen Sybille und hielt es für gut, sich als die unentbehrlichste Person im ganzen die entgegengesetzte Meinung, hütete sich 'aber, zu frühzeitig damit hervorzutreten. Nach feinem Dafürhalten verfütterte die alte Person die Kinder, refervirte für sich die kräftigsten und leckersten Bissen und verleidete dem armen Hausherrn durch ihr fehlerhaftes Kochen den Appetit. Dabei hatte sie sich nach dem Tode der Hausfrau, unter dem Vorgeben, daß es nothwendig für die kleine Ida wäre, angemaßt, das beste Zimmer im Hause zu ihrer und des war sie nun daraus zu vertreiben?" fragte sich der Doctor bedenklich. Ohne KiiegS erklärung gegen die neue Wirthschaftsauf feherin war dies kaum denkbar. Seine Frage sollte darauf hinführen und die sichtlich verlegene Miene des Haus herrn verkündete, daß hier der erste Stein des Anstoßes zu fürchten sei. „Wir haben Raum im Ueberfluß, mein Fräulein," antwortete Fedderhof, „aber die Zimmer sind nicht einladend. Wer nervös und furchtsam ist, wie meine alte Köchin, der sucht diese Räumlichkeiten zu vermeiden, weil sie unmittelbar an die Hallen des Kreuzganges stoßen. Das Rauschen des Waldes dringt auch zu stark herein." „Geben Sie mir ein solches Zimmer," bat Juliane mit eigenthümlicher Hast. „Ich bin daran gewöhnt, das Rauschen zu hören und finde es schön." „Erst sehen Sie sich solch' ein Zimmer an," sprach der Doctor mißbilligend. „Ge fällt es Ihnen nicht, so räumt Sybille ihr Zimmer. Kommen Sie —wir wollen zu sammen gehen und bei der Gelegenheit Jungfer Sybillen die Aufwartung ma chen. Sybille ist nämlich ein eben so ge fährliches Subject, wie Nero," flüstert» er. Das junge Mädchen sah ihn mit einem Blicke voll Verständniß fest an. „O, es hängt viel von der ersten Begegnung ab, mein Herr Doctor. Durch Ihre Beglei tung lernte ich mich mit Nero befreunden —vielleicht glückt es mir mit Sybille auch." „So versuchen Sie es, liebes Kind," er widerte der alte Herr vergnügt, „streicheln Sie das alte Frauenzimmer!" Fedderhof verließ mit dem Doctor und Julianen das Wohngemach durch eine Thür, die nicht nach der Hausflur ging; man durchschritt einen kurzen, schwach er leuchteten Gang und befand sich dann in einer Rotunde, die von oben Licht erhielt. Hier fand sich Thür an Thür. Die eine führte zur Küche. sah flüchtig hinein nnd rief Sybillen. Diese erschien, hochroth im Gesicht und ein höchst einla dender Duft von gut gekochtem Kaffee drang ans der Küche gleichzeitig heraus. Da die Kaffeestunde für die Familie längst vorüber war, so konnte man sich erklären, weßhalb Sybille verlegen aussah. Sie er wartete augenscheinlich eine verfängliche traf eine freundliche Stimme ihr Ohr.' „Ich will doch meine Camerädin sogleich kenntn lernen," sagte Julie mit ruhiger Freundlichkeit. „Ich bin die neue Wirth arbeiten und unsere Wirksamkeit dahin geht, das Wohlsein dieser Familie zu för dern. Wir wollen einander beistehen, liebe Sybille, und uns in unsere Bemühungen redlich theilen, nicht wahr?" Sybille war im eigentlichsten Sinne des Wortes verblüfft über diese Anrede. Sie hatte sich innerhalb des letztverflossenen Jahres die Redensart stark angewöhnt: „O, ich kann gehen, wenn ich überflüssig bin." Sie hatte stets den gewünschten Ef fect damit erzielt ganz unwillkürlich drängte sich mithin dieser Zauberspruch auf ihre Lippen und sie sagte keck: „O, ich kann gehen, wenn ich überflüssig bin!" sah ihr aber sehr fest in's Auge. „Gehen? Wer spricht davon, Sybille? Ueberflüssig ist nur derjenige, welcher seine Pflicht »er säumt." Der Doctor riß seine Augen vor Er staunen über die Klugheit dieses jungen Mädchens sehr weit auf. Mit einem ein zigen richtigen Ausdruck hatte sie sich die Zügel für diese anmaßende und wider spenstige Person erobert. Fedderhof hatte unterdeß das Zimmer aufgeschlossen und die Vorhänge in die Höhe gezogen. Die Fenster waren dicht von Waldesgrün verschattet, seine Eisen gitter schützten sie von außen, und obwohl sie sehr groß und bis hoch an die Decke gewölbt waren, so herrschte dennoch nur ein angenehmes Dämmerlicht im Zimmer. Ein eiserner Ofen füllte die «ine Ecke des (Siehe »ierte Seite.)