Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 15, 1869, Image 6

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    da si- eine freundliche Stimme hörte, er
bleichte sie; es war, al« könne sie eine an
Verzweiflung grenzende Bewegung nicht
» zurückhalten.
Ihre Beschützerin war selbst zu tief er
regt, als daß sie sich von dem plötzlichen
Verdachte, den sie hegte, Rechenschaft geben
konnte.
Herr von Ribiere war Beamter und da«
dem Vorfall Vorhergegangene legte ihm
einige Zurückhaltung auf.
Herr von Esterac dagegen äußerte sich
frei- „Ihr wißt, daß ich immer gesagt
habe: Mein armer Jakob ist unschuldig;
ich weiß es nicht, aber ich bin dessen sicher.
Jetzt sage ich: Wenn er unschuldig ist, so
kenne ich den Schuldigen, vielleicht sind es
zwei."
„Peter!" rief er zur Thür hinaus.
Peter Vialat kam auf den Ruf feines
Vorgesetzten herbei.
„Was ist denn eigenMch," fragte Este
rac, „mit diesem Piemontesen, diesem Mat
tes Perondi, von dem ich niemals sprechen
hörte und von dem man mir seit einigen
Tagen in die Ohren raunt?"
„O, Herr Oberförster, ein Nichtswürdi
ger, ein Elender, ein Vagabund," antwor
tete Peter, der sich vielleicht mit weniger
Heftigkeit ausgedrückt hätte, wenn es sich
nicht um Susanne handelte.
„Sehr gut. Das ist eine Beschreibung,
welche wenigsten« da« Verdienst der Deut
lichkeit hat. Und sein Herr, der Bauer An
selm Cosserousse?"
„Der ist nicht mehr werth, al« sein Knecht
-vielleicht noch schlechter; eine Figur, die
Einem Lust giebt, recht« zu gehen, wenn
man ihn links bemeikt."
„Gut," sagte Esterac, mit den Augen
nach seinem Schwager hinblinzelnd; „und
sage mir, Peter, dieser Anselm oder dieser
Cosserousse, war er nicht ein wenig mit sei
nem Vermögen in Unordnung?"
„Einwenig? Sehr viel! Soverschuldet,
daß man von einem Augenblick zum andern
glaubte, sein Eigenthümer, Herr Claude»,
würde ihn davonjagen."
„Und sprach man davon?" fragte Este
rac, die Augen aus den JnstructionSrichter
geheftet.
„O, seit lange, namentlich im letzten
zahr—halt, zwei oder drei Monate vor der
Ermordung de« armen Simon —"
„Und jetzt?"
„Jetzt sagt man, daß er ein Pferd ge
kauft und seinen Pacht bezahlt hat —mehr
weiß ich nicht. Dieses Gehöft macht mich
kalt im Rücken, ohne daß ich es wüßte
warum. Man möchte sagen, daß das HauS
aussieht, wie die Menschen, die darin woh
nen. Diese können die Leute nicht gerade
ansehen. Seit dem Morde habe ich e« so
viel als möglich vermieden, dahin zu gehen."
„Es ist gut, mein Freund, Du kannst
gehen."
Peter ging hinaus.
„Was sagst Da dazu, Ribiere?" fragte
Esterar.
„Was soll ich dazu sagen?" erwiderte
der Richter. „Warum hat Niemand im
Augenblick des Verbrechens an jene Beiden
gedacht? Ihr Name ist nicht einmal zu
uns gelangt, ungeachtet aller fragen und
Untersuchungen."
„Und wie geht es zu," sagte Esterac, sei
nen Schwager an'S Fenster führend und
ihm einen kleinen Bach zeigend, „wie geht
es zu, daß dieses Bächlein, jetzt kaum sicht
bar, wenn Regen oder Stürme kommen,
ein reißender Strom wird, der in seinem
Laufe Felsen und Bäume mit fortreißt?
Der Volksstrom riß Euch mit fort, Ihr
folgtet ihm und jetzt —"
„Und jetzt, was thun?" fragte Ribiere,
dessen Angst größer war, als er sehen lassen
wollte; „genügt der Widerwille gegen jene
beiden Menschen al« Beweis für einen
scheinbaren Verdacht? Was könnt Ihr
dem Wahrspruch der Jury entgegenhalten?
Der verspätete Lärm, gegen den Piemon
tese» erhoben, weil er Susanne zu verfüh
ren suchte, die krankhaften Tränmereien
eines jungen Mädchens, das seit einem
Jahre unzurechnungsfähig ist—ach, es ist
noch sehr weit von wirklichen Beweisen."
Während dieses Zwiegesprächs war Su
sanne schweigsam geblieben, die Hand in
den Händen der Frau von Ribiere, das
Haupt sanft auf die Schulter ihrer Wohl
thäterin gebeugt.
Sie erhob sich, Thränen glänzten in
ihren Augen, welche ihren festen und mu
thigen Auedruck wiedergefunden hatten.
„Diese Beweise," rief sie, „diese Beweise,
ich habe sie! Aber unvermuthet hierherge
führt, konnte Ich sie nicht mitbringen."
Und zu Herrn von Ribiere sich wendend,
sagte sie:
„Sie waren immer gut gegen mich und
auch gegen Jakob —wohl denn, hören Sie,
Herr Richter, meine demüthige Bitte- er
lauben Sie mir, morgen Mittag zu Ihnen
zu kommen!"
Diese Worte waren so unwiderstehlich
gesprochen, daß Frau von Ribiere und
Esterac ihre Thränen nicht zurückhalten
konnten; sie riefen zugleich:
„O, da« kannst Du nicht abschlagen!"
„Und wer spricht davon?" antwortete
Ribiere. „Ja, mein Kind, ich werde Dich
morgen erwarten. Aber ich beschwöre Dich,
keine neue Unklugheit. Möge Dich Gott
führen und erleuchten! Willst Du, daß
wir Dich zu Deinem Vater bringen?"
„Nein, nein! Der Abend geHort noch
mir," antwortete sie mit fieberhafter Erre
gung.
Herr von Ribiere betrachtete seine Frau;
ab«r diese war ganz in das fast Wunder
bare versunken, was sie gesehen und gehört
hatte.
„Laßt sie gehen," sagte sie, „ich habe
Vertrauen zu ihr. Diese« junge Mädchen
sieht vielleicht in ihrem Unglück weiter und
schärfer wie wir; sie istvielleicht das Werk,
zeug einer höheren Gerechtigkeit, als der
menschlichen."
Susanne ging hinaus.
„Sie ist ein Wunder!" rief Frau von
Ribiere mit Begeisterung.
Im nächsten Augenblicke hörten sie eine
reine melodische Frauenstimme, welche un
ter dem Fenster fang!
„Berge, überstreu Abgrunds
Esterac, von einer schmerzlichen Erinne
rung getrieben, eilte an das Fenster und
öffnete e«.
Susanne stand auf der Terrasse. Sie
wendete ihre schönen Augen zu ihm, von
Schwärmerei und Hoffnung glänzend.
Ein Künstler, der eine Frau voll Hinge
bung und Heroismus hätte malen wollen,
konnte kein anderes Modell wählen.
„Guten Muth," sagte sie zu Esterac,
„und auf Wiedersehen!"
Er grüßte sie, und sich zu seiner Schwe
ster und deren Gatten wendend, sagte er:
„Vor einem Jahre sprach ich zu Euch:
Jakob ist nicht schuldig! Jetzt sage ich:
Susanne ist nicht wahnsinnig."
Wohin ging Susanne? Was wollte sie?
Sie ging mit eiligem Schritt, gleichsam
als gehorche sie einer geheimen Stimme in
ihrem Innern.
Der Tag war schön gewesen. Die Son
ne versank am wolkenlosen Horizonte; die
Landschaft war verlassen. Susanne begeg
nete Niemandem und diese Einsamkeit be
günstigte ihre Pläne.
Sie hatte Anfangs gedacht, Mattes in
der Umgebung des Gehöftes zu finden.
Sie suchte ihn einige Zeit, er war nicht da.
Auf eine kurze Entfernung erblickte man
da« HauS halb hinter einer Gruppe von
Eichen und Tannen versteckt.
Susanne ging in dieser Richtung vor
wärts, rechts und links blickend, wie wenn
sie fürchtete überrascht zu werden. Sie
war ganz allein. Kaum ihr leiser Schritt
störte dieses große Schweigen, nicht ein
mal der Wind wehte und sein Wehen in
den Zweigen glich dem Athem eines schla
fenden Kindes.
Als Susanne etwa noch zehn Schritte
vom Gehöft entfernt war, hörte sie zwei
Stimmen, die sie sogleich erkannte: es war
Cosserousse und Perondi, welche sich zankten.
Sie hielt an.
Die beiden Männer waren, nach der
Lebhaftigkeit des Gespräches zu urtheilen,
stark beschäftigt; ihre Unterhaltung war
sehr lärmend. Susanne, ihren Athem an
haltend, schlich sich hinter einen Baum,von
wo sie Alles sehen konnte, was im Hause
vorging.
Beide saßen an dem weißen Holztisch.
Auf demselben standenzwei Flaschen Wein
und ein Sack voll Geld.
Cosserousse schien unruhig, Mattes dro
hend.
„Noch einmal, das ist nicht genug,"
sagte dieser; „Ihr schuldet mir vier Jahre
Lohn, nicht wahr?"
„Ja," sagte der Andere finster.
„Hundertundfünfzig Francs pro Jahr,
macht sechshundert Francs; sechshundert
und vierzehnhundert sind zweitausend, ich
will zweitausend Franc«."
„Aber das ist unmöglich!" rief der
Bauer zornig. „Ich glaubte, ja ich war
sicher, daß Dein Lohn in der verabredeten
Summe mit einbegriffen sei."
Matte» leerte sein Glas und setzte es
heftig auf den Tisch.
„So verstehe ich die Geschäfte nicht,"
sagte er drohend. „Jene kleine Arbeit, die
wir zusammen gemacht haben, wird extia
bezahlt."
„Wirst Du schweigen, Unglücklicher?"
sagte Anselm im äußersten Zorn.
„Und wenn ick nun nicht schweigen
will, wenn ich z. B. eine kleine Promenade
nach Mende machte —"
„Aber bedenke, mein Junge, daß es Dir
dann eben so schlecht geht, wie mir."
Der Piemontese anderti den Ton.
„Was macht'S?" sagte er ironisch. „So
oder so sterben Ihr erwartet nur einen
Richter und einen Henker, ich kenne meh
rere. Es sitzt hier," fuhr er fort, auf seine
Brust klopfend, „ein Uebel, das mich tödtet.
Führt mich nicht in Versuchung, Cosserousse,
denn um mich von diesen Leiden zu befreien,
packt mich manchmal eine teuflische Lust,
hinzugehen und Alles zu erzählen."
„Es ist wahr," sagte Cosserousse, „aber
nimm Dich in Acht vor der Zauberin!"
„Kein Wort über sie oder die Hand
an'S Messer!" erwiderte der Piemontese,
dessen Ideen einen anderen Lauf genom
men hatte». Das Geld mit der Hand
wiegend, sagte er traurig:
„Wenn sie wollte, wir könnten mit die
sem Gelde, fern von diesem schrecklichen
Lande, da unten aber nein, sie will
nicht, Gott verbietet es, es ist unmöglich!"
Er schlug mit der Faust wüthend auf
den Tisch. Das Geld, die Flaschen und
Gläser zitterten. Mattes fuhr weniger
heftig fort:
„Doch wir wollen den Handel beenden.
Ich wünschte, ich wäre schon abgereist,
Eure Gestalt und die meinige dürfen sich
in dieser Welt nicht mehr begegnen. Gebt
noch hundert Francs und dann sind wir
quitt."
„Meinetwegen," antwortete Tosserousse,
„ich habe sie nicht augenblicklich, aber Du
sollst sie morgen Abend haben. Jetzt wol
len wir diese Flasche leeren."
Er goß beide Gläser voll und wollte mit
Mattes anstoßen.
In diesem Augenblicke hörte man Lärm
in der Luft; eine Schaar Raben flog dicht
über dem Gehöft hin und zog in die Rich
tung von Mende.
„Was meinst Du, Cosserousse," rief
Matteo, „wenn sie es wären, wenn e« die
selben wären?"
Da« GlaS fiel dem Bauer aus der Hand
lind der Wein lief über den Tisch.
„Schweig, schweig!" sagte er zu Matteo
mit schwacher Stimme.
Die Raben waren verschwunden. An
selm glaubte sie noch zu sehen. Wie um
ihnen zu entfliehen, trat er in seine Kammer.
Susanne trat au« ihrem Versteck hervor
und schlug den Weg nach Villefort ein.
14.
ES war Nacht, als Susanne bei ihrem
Vater ankam. Andreas servaz beunru
higte sich über die Gewohnheiten seiner
Tochter nicht. Außerdem wußte er sie be
schützt durch Esterac und die Familie Ri
biere, welche ihm ein unbedingtes Vertrauen
einflößten.
Dazu kam, daß die Körper- und Geistes
kräfte des alten Mannes bedeutend gesun
ken waren. Die Katastrophen, welche seine
friedliche Existenz trübten und deren rubi
ger Zeuge er blieb, ließen in seinem Ge
Hirn etwas Verwirrung zurück. Er ging
aus seinem Hause fast nicht mehr heraus.
Er wußte weiter nichts von seiner Tochter,
als daß sie ihre Vernunft verloren habe
und daß er Herrn von Esterac versprochen
hatte, ihr vollständige Freiheit zu lassen.
Andreas Servaz freute sich, als er feine
Tochter kommen sah und er war nicht we
nig entzückt, als Susanne, welche oft ganze
Tage kein Wort zu ihm sprach, sich an sei
nen Hals warf und ihn kindlich umaimte.
Das Abendbrot wurde lange nicht so
fröhlich verzehrt. Susanne bediente ihren
Vater, lächelte und führte eine lebhafte
Unterhaltung.
Aeußerst auffällig und überraschend für
Andreas war es, daß seine Tochter keine
Spur von Wahnsinn mehr zeigte, weder
in ihrer Sprache, noch in ihrem Blick.
Sie sprach über Geschäfte, sie iiannte die
Nachbarn, sie erinnerte ihren Vater an
Dinge, die er längst vergessen hatte. Ihr
Gedächtniß und ihr Verstand schienen ihre
ganze Klarheit wiedererlangt zu haben.
Wie hart auch das Herz des Andreas
durch seinen Geiz war, so liebte er seine
Tochter doch aufrichtig und der Zustand,
in welchen sie gefallen, erfüllte ihn »ft mit
Traurigkeit und Vorwürfen. Er gab sich
nun in dieser Stunde einer gemeinen Hoff
nung hin, daß Susanne ihre Geistesfähig-
keiten wiedererlangt habe. Er glaubte,
daß jetzt wahrscheinlich ein Wendepunkt
eingetreten sei und daß vielleicht die Be
schützer seiner Tochter durch ein geniales
Mittel ihre Heilung veranlaßt hätte».
Andreas vermuthete eine gute Nachricht
und fragte von ungefähr feine Tochter:
„Hat Herr von Esterac oder Frau von
Ribiere einen Brief aus Toulon oder Pa
ris erhalten?"
„Nein."
„ES hat sich also da nichts verändert?"
„Nichts."
„Ah, das ist etwas Anderes. Desto
schlimmer ich glaubte —"
„Mein Bater," sagte sie mit ler größte»
Ruhe, „standest Du nicht in GeschäftSver
bindung mit einem Bauer aus der Umge
gend, Namens Cosserousse?"
Andreas horchte auf.
Seine Tochter fuhr fort:
„Weißt Du, warum ich davon spreche?
Es kann sein, daß Cosserousse seinen Hof
verlassen und vier bis fünf Meilen von
hier bei einem Freund des Herrn von
Esierac eintreten will. Man sagte zu die
sem Freunde, daß Cosserousse Schulden
habe, daß Du einer seiner Gläubiger wä
rest und —"
„ES ist nicht wahr, es ist nicht wahr!"
fiel der alte Krämer lebhaft ein; „er hat
mich ausgezahlt —"
„Desto besser. Das dachte ich," sagte
Susanne. „Du weißt wohl, daß ich vom
Notar Berard beauftragt wurde, Dich zu
benachrichtigen, daß Cosserousse bezahlen
wolle, eine Nachricht, welche Dir Vergnü
gen machte, weil Du nicht sicher wärest, ob
Dein Schuldner zahlbar —"
„Es ist möglich, ich habe es vergessen,"
antwortete Andreas kurz. „Ich habe es
nicht gern, daß man sich in meine Geschäfte
„Wer ist dieses man?" fragte Susanne.
„O mein Vater, wäre ich das oder vielleicht
Herr von Esierac? Hast Du kein Vertrauen
„Doch, sicher."
„Glaubst Du, daß wir ihm einige Dank
barkeit schuldig sind?"
„Ja," murmelte der Greis, entzückt,
seine Tochter so verständig sprechen zu
„Wohlan denn, er bittet Dich um etwas,
indem er Dir unbedingte Verschwiegenheit
verspricht. Du kennst seine Offenheit und
seine Güte. Er fürchtet, jenem Manne
Unrecht gethan zu haben und er wollte
sicher sein, daß Cosserousse keine Schulden
habe. Er wünschte also ein Wort von Dir,
eine Bescheinigung, daß Anselm den und
den Tag Dir gezahlt hat."
„Aber wozu da«?" fragte der Alte, dem
die ganze Sache nicht klar vorkam,
„Mein Gott, um ihm einen Gefallen zu
thun!" sagte Susanne. „Denke doch, ich
bin so unvorsichtig gewesen, ihm zu erzäh
len, daß Cosserousse Dein Schuldner war,
aber es nicht mehr sei. Natürlich, diese
Bescheinigung enthält nichts Neues für
ihn, sondern dient nur als Beweis für
seinen Freund. Und dann," fügte sie hin
zu, ihren Bater küssend, „wenn Du heute
Abend mit mir zufrieden bist, wenn Du
findest, daß ich recht vernünftig und artig
bin, es wäre nicht recht von Dir, es mir zu
verweigern."
„Nun meinetwegen! Ich muß thun, was
Du willst!" antwortete Andreas, wenn auch
mit unwilliger Miene.
Er holte das Buch, schlug die Seite auf,
worauf der Name Anselm Cosserousse
stand, nahm ein Stückchen Papi« und
schrieb:
„Ich bescheinige, daß Anselm Cosse
rousse, mein Schuldner seit dem 4. Okto
ber 1821 für eine Summe von 300 Francs,
am 4. Oktober deslaufenden Jahres da«
Capital und zwei Jahre rückständige Zin-
fen mir zurückgezahlt hat. «
7. Novbr. 1826. Andreas Servaz. j
Der Akte schrieb langsam. Endlich war
er fertig. Seine Tochter nahm den Zettel. ,
„Danke Vater," sagte sie. „Herr von
Esterac ist so gut! Und ich werde Dich stets I
lieben."
„Darauf rechne ich," antwortete An- >
dreas, über die Schmeicheleien feiner Toch-
ter erfreut.
„Morgen früh, bevorDu aufstehst, werde !
ich nach Mende gegangen sein, wo mich '
Herr von Esterac und Frau von Ribiere
erwarte». Ich werde bald zurückkommen
und dann werden wir glücklich sein."
„Glücklich?" rief der Vater, welcher
nicht gehofft hatte, dieses Wort jemals aus
dem Munde seiner Tochter zu hören.
„Ja, glücklich," erwiderte sie. „Ist es
nicht dein Glück, mich endlich ruhig und >
bei Sinnen zu sehen? Nicht mehr von
den Leuten sagen zu hören, ich sei eine
Irre, eine Verrückte?"
„Ganz gewiß?" sagte Andreas.
„Wohlan, du sollst diese Freude haben,
ich verspreche es dir, aber um sie zu haben,
> mußt du mir noch eine Bitte gewähren."
> „Welche?"
Susanne warf sich ihrem Vater zu Fü
ßen und mit erhobenen Händen sagte sie:
r „Mein Vater, ich bitte um deine Zu
. Stimmung zu meiner Heirath mit Jakob
r Boueard!"
Welcher Scbreck für den alten Andreas,
r der seine Tochter schon geheilt glaubte.
, Er hob seine Augen gen Himmel und eine
r Thräne rollte über seine bleiche Wange,
e „O die Unglückliche!" rief er. „Es ist
schlimmer, als je, all' ihr Wahnsinn geht
z da hinaus."
e „Mein Vater," wieverholte das junge
. Mädchen inständig, „verweigere mir nicht,
» ich beschwöre dich, die Zustimmung, um
h die ich dich bitte; es hängt unser Aller
. Glück davon ab!"
Sie blieb auf den Knieen, ungeachtet
> der Anstrengungen ihres Vaters, sie em
k» porzuheben. Er betrachtete sie; bei der
. Gluth ihrer Bitte, bei dem Glanz ihrer
S Augen fürchtete er, daß diese neue Phan
tasie ei»en Anfall von Wahnsinn zur
Folge haben würde. „Man muß denken,
wie sie," dachte er.
n Er zog seine Tochter in seine Arme und
>- Ügt« :
„Nun ja, die Zustimmung, welche du
von mir verlangst, gewähre ich Dir."
Sie antwortete an seinem Busen mit
dankbarem Herzen; darauf sagte sie gute
o Nack» und die Stirn hoch, das Auge feucht,
der Mund lächelnd, zog sie sich in ihr
I, Kämmerlein zurück.
r. i Niemals hatte Susanne mit mehr Jn
». brunstzii Gottgebeiet,alsandiesemAbend.
(Fortsetzung folgt.)
— In M. gastirte einmal Herr Wurm
? ! als „Ferdinand" in Schiller'S „Kabale
of und Liebe." Nach der Vorstellung rief
>n man: „Wurm heraus!"
m Nun entstand ein Streit auf der Büh
e- ne, ob der Gast Wurm oder der Sekretär
>n Wurm gemeint sei.
i- Der Regisseur trat hervor und fragie,
welchen Wurm das geehrte Publikum ver
!" lange?
Jemand rief: „Alle Würmer heraus!'
Sogleich erscholl'S im ganzen Hause
„Würmer heraus!"
Leset! Leset!
Unterzeichneter hat soeben eine neue Buchband,
lung und Leihbibliothek in Georg Pfeiffer'S Haus
in der Eedarstraße eröffnet, allwo ich auf Hand
halte alle Sorten von Bibeln, von den größten
bis zu den kleinsten, das neue Testament, Johann
Arndt'S wahres Christenthum und dessen Para
dieSgärtlein, Friedrich Stark'S Gebutbuch, Fürst
aus r avid'S HauS. gor'S christliches Märterthum,
Luther'S Leben, dessen HauSpostille und Summen
t>,r Predlgtbücher aller Sorten, Gesangbücher
für verschiedene Kirchen, Musikbücher für einen
deutschen Chor, Trau-, Tauf- und Eonfirma
tisnsschcine, ferner Dr. Ruprecht's Der Arn als
Hausfreund, amerikanische Dolmetscher, Brief
steller, deutsche und englische Schulbücher jeder
Ar», auch Schreibpapier, Dinte, Federn, Brief
eouverte und Postmarken.
Zugleich habe ich eine Leihbibliothek eröffne»,
wo ich alle Sorten UnterhaltungS-Literatur auf
Lager halte und sie dem deutschlesenden Publikum
anbiete, welche ich, wenn in guter Ordnung, gegen
eine geringe Vergütung wieder zurücknehme.
Ich habe mich auch der Agentur verschiedener
Zeitungen unterzogen.
Darum, meine deutschen Freunde und LandS
leulc, komme Einer, kommt Alle! es ist kein
Mangel an Unterhaltung. Jeden Monat werden
die Bücher in der Leihbibliothek durch neue ersetzt.
lSmzg lakob Buy»r, Agl.
Volkers Heuwage
Hände bekomme, daß ein
großer Schwindel mit dem Heu getrieben wird,
welches nicht hier gewogen worden ist, und man
cher Mann an einer einzigen Ladung um l—s
Dollar« betrogen wird, so warne ich jeden Bür
ger, kein Heu zu kaufeu, außer es ist hier gewogen
worden. Nähere Auskunft bei
tlljrök ckhristian Völker,
Penn Ave., nahe Günster'S MöbePore.
Minnich s Salon,
ergebene Anzeige, daß obige» Lokal neu ein^erich-
und kalte Speisen zu jeder Zeit. Die Straßen-
Eisenbahn von Seranton Hause.
"Äj«" Minnich.
Seranton
Colonie von Missouri.
Vorwort. Im Spä'tsabre gründeten
eine Anzahl Bürger von Seranton, P>>., einen
Verein, welcher es sich zur Aufgabe machte, seine»
Mitgliedern im Westen oder dem Südwesten der
Union billiges und gutes Ackerland zu erwerben.
Die nothwendigen Mittel zur Bestreitung der
Reisekosten für ein aus seiner Mitte ernanntes
Eommittee wurden prompt eingezahlt und die
Herren John Zeidler und Henry Maier, Ersterer
ein praktischer Geschäftsmann und ein
Reiseziel war zunächst Missouri,
doch hatten sie den bestimmten Auftrag, auch das
Land in anderen Staaten zu prüfen. Der »ach
ihrer Zurückkunft erstattete Bericht empfalil den
Ankauf von Landstreckcn in den EounticS De
Kalb, LivingSton und Clinton, Missouri, was
dann auch, da Bodenverhältnisse, Elima u. s. w.
der Stadt. — Das von der Eolonie
zur Anlage einer Stadt angekaufte Stück Land
liegt in De Kall, Eount», an beiden Seiten der
Hannibal u. St. Joseph Eisenbahn, lBt Meilen
von Hannibal, 2 ! Meilen von St. Zosevd. 282
Meilen von St. Louis und 52 Meilen von Kan
sas Eitp. Die zunächst gelegenen Ortschaften sind
StewartSville und OSborn, das eine Meilen
rechts, das andere eben so weit links davon gele
gen. Cameron, der BereinigungSpunkt der Kan
s.iS Eitv Eisenbahn, ist 9 Meilen davon eutfernt.
> ist hierbei besonders zu beachten, daß die Han
! nibal u. St. Joseph Eisenbahn eine der Haupt
-jwl Möi.en der Central-, sowie auch der Union
Pacistc Eisenbahn ist und gemäß ihrer Lage stets
hleiben muß. Zu Ehren des zuvorkommenden
der erstgenannten Babn, Hrn.
Geo. S. Harris, ist die Stadt „Harrisburg" ge
nannt worden.
Clima.—Das Elima ist besonders den Deut'
schen außerordentlich günstig. Auszehrung und
Halskrankheiten sind daselbst fast ganz unbekannt
und in vielen Fällen sind Einwanderer, die damit
behaftet waren, in wenigen Jahren ohne ärztli
chen Beistand davon geheilt worden. Da die
Gegend hochgelegene Prairie ist, so weiß man von
den epidemisch auftretenden Fiebern nichts.
Bodenbeschaffenheit -e.—ln einer Tiefe
von l 5 bis 30 Fuß trifft man auf reiche Ströme
des besten Brunnenwassers. Das Land ist sehr
fruchtbar, Korn, Weizen, Gerste, irische und süße
Kartoffeln. Melonen, Aepfel, Birnen und Trau
ben gedeihen zur höchsten Vollkommenheit, ebenso
Gras und Blumen. UnangebauteS Ackerland
kostet von sechs bis zu zwanzig Dollars per Acker,
je nach der Lage; angebautes von fünfundzwan
zig bis vierzig Dollars per Acker. Zur Viehzucht
eignen sich die weiten, wasserreichen Prairielän
dereien ganz besonders. Rindvieh, Schaafe »nd
Schweine werden von den Viehhändlern auf den
garins zu guten Preisen aufgekauft.
Besondere Bestimmungen »ber Zah
lungen n. s. w.
Agenten an den General Agenten oder Sekretär
übermitteln zu lassen, worauf das
(Contrakl) ausgefertigt und dem betreffenden
Agenten zugeschickt wird. Ter Rest des Geldes
muß in vier gleichen, jährlichen Terminen bezahl»
und verzinst werden. Nachdem die letzte Einzah
lung geleistet, wird dem Käufer ein
Ileeck ausgefertigt und zugesandt.
Die Ecklotten uni den Eitv Park, um die Eity
Halle und entlang des Broadway kosten je Hlsl>,
alle Mittellollen an de» eben benainten Orlen
aber H IM. Der Preis für die Ecklotten an allen
anderen Straße» und Orten ist auf P lU», und
für Mittellollen auf HSU festgesetzt.
In Blocks No. l—2S sind die Lotte» 50 guß
Front bei 150 guß Tiefe. Um ein abgerundetes
Ganzes zu schaffen, konnten die übrigen Lotte»
nicht von gleicher Größe gemacht werden, doch ist
der Unterschied ein sehr unbedeutender und einige
Lotten um etliche Fuß kleiner, die anderen um so
viel qrößer als die obigen.
Die Lotten in de» Blocks No. AI, 51, 52, KI,
K 2, 63, tt-t, K 5, kk, 75, 76 und 77, sowie die
Spitze zwischen dem Broadway und der Hannibal
und St. Joseph Rail Road sind vorläufig »ich»
im Markte.
nur für Verbesserungen innerhalb der Stadt
grenzen angewendet. Darunter sind zu «erstehen:
Ter Bau einer Schule und Kirche, Auslegung
von Straßen und Errichtung industrieller Untc»
iiekmungen. Es ist daher Jedermanns Interesse,
seine Zahlungen pünktlich zu machen, den» ie
mehr auf das Land verwendet wird, desto mehr
steigt dasselbe (und jede einzelne Lotte) in, Preise.
Wer ein Kapital von Mindestens HSM zu den
denselben fortheilen berechtigt, wie die ursprüng
lichen Unternehmer, vorausgesetzt, daß er außer
dem auch seinen Antheil der bis jetzt von den
AktieN'Znhabern ausgelegten Kosten trägt. Er
erhält dann: erstens, das Stimmrecht, kann
zweitens, alle aus dem Verkaufe von Stadt
lotten erzielten Profite, nebst dem ihm zukommen
den Antheil von Lotten; driltenS, feinen vol.
len ProKt-Antheil im Verhäirniß zu alle», für
Fabriken und industrielle Unternehmungen ein
ten sind: ein Hotel, zu Aktie (Skaro);
eine Mahlmiihle, zu P 5» per Aitie lim Umkreise
von N Meilen befindet st» tci,>.' ?..'ub>e, trotzdem
oder: Bor 6W, Seranton,
Fr. Wagner, General-Agent,
Bor 2t9, Scranto:,, Pa.
Schornbach.
Winton und Tunstall,
Nachfolger von Warner nnd Winton.
an dem alten Stand«,
Ecke Laßawanna L 5 WyomingAvenne
Dry Goods für Baar
Teppiche (LarpetS), Oeltuch, und Feder» von lebenden Gänsen von der Lstkuste
iroßen Quantitäten. .
Großer Vorrath von Kleiderstoffen, Vr och e-Pa > rlev und wollene Sha
chwanc und farbige Seidenstoffe, halbseidene Zeuge und Merino.
Buffalo Fabrikat schwarzer Alpacas,
-on denen wir einen umfangreichen Vorrath baden. Die Schattirung des Schwarzen ist so unend
ich allem Anderen überlegen und das Fabrikat so ausgezeichnet, daß Jedermann, der sie einmal pro
?irte, immer wieder davon kauft und ihnen den 'Vorzug vor importirien gibt.
A. T. Steward u. «!o.'S Alerandria boltslederne Handschuhe.
Stxumpswaaren, Handschuhe, Bänder, Stickereien, Sammt
waare», u. s. w., u. s. w.
Burlock' s Diamond Hemden
Mnen wir billiger als irgend eine andere Firma liefern. Nach Maß angefertigt und garantirt.
ES wird im Geschäft geläufig deutsch gesprochen.
Scranton, 21. Mai >B6B—ba
Herren
Garderobe-Handlung,
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Gebrüder Sutto
im Hause der Washington Halle,
G«ke der Lackawanna nnd Penn Avenue,
Seranton, Pa.
Wir erlar ben uns hiermit, dem geehrten deutschen Publikum von Scranton und Umgegend höflichst
anzuzeigen, daß
Unser Vorrath von fertig gemachten Kleidern
unbedingt der beste nnd größte in der Stadt ist,
und gebietet stets die reichhaltigste Auswahl, angefertigt von Stoffen bester Qualität.
Eine große Auswahl von
Tücher, Kasimir und Westenstossen
kann stets vorräthig gefunden werden, die auf Bestellungen in Anzüge nach der neuesten Mode ange
fertigt werten. Bei etwa bitten wir höflichst um gefälligen Zuspruch» unter
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führt und die Waaren befördert. SM
S. g. Bossard. j I. B. Brainard.
Philip Kinstle,
P. Bursche!,
und Lagcrbitr-Draucrci,
. Erfrischungen.
Im Winter ein angenehmer Absteigeplatz für !
Schlittenfahrende; im Sommer berübmt durch
seinen Sommergarten, mit Musik und Spielen
aller Nr». Zu Wagen, zu Pferd und in S-blittcn ,
Kommt Alle zur Greengrove geritten!
Dunmore, 10. Januar 1866. ba
H. Schabt,
Nestanrati on,
Ecke Wyoming Ave. und Somm-rcial Alle?,
hält stets die beste» Weine, Bier, Ale und andere
Getränke, sowie Sigarren. . . . .
Auf seine Restauration erlaubt er sich beion
derS aufmerksam zu machen. Austern auf jede
Art zubereitet; Gesellschaften und Familie^er-
L. Stewart Pcttor, Nachfolger von
G. Walter
'»igt» A«»<» fi» «kranten, H»d« Part. Pr»»i
dence, Dunmore und Umgegevd
fiir die
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Munep, Pa.,
die best<Aesellschaft in Amcri?,.
! BaareS Kapital ...
Angelegtes Aapit.il, » - >,623 v-«>
I Inxurttnee 10-nM»'!.
j BaareS Kapital
Versicherung durch >staatSgesep
i'IIiLXIX lN!<iir»n< e t »MMN).
Philade.l phi a.—Jneorporir» in >BM.
Baare« Kapit.it ...
Auch
Lebens -Versicherung. Unglücksfälle-Bdrflcheru»
Pferde-'und Kühe-Verficherung
in guten, zuverlässigen Compagnien iji in die
GeschäflS-Lokal:
In John Zeidler's'neucm Backsteinhause,
?!o. Al.i L.iöawanna Avenue,
Zimmer No. t, eint Treppe hoch.