Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 15, 1869, Image 3

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    Scranton Wochenblatt.
3. Jahrgang.
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Scranton, 3l>. Jan. lBkl>. lj
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12. Juli tBK«>.—ba
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Joh"nH. Sut^hin.! Vice-Präsidenten.
OScar C. Moore, Cashier.
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JameS Blair, John Handle»,
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Scranton, lt>. Jan. 18KK ba
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Merrificld,
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DLe Raben.
Aus dem Französische» des A. de P 0 ntm artin,
übertragen von Albert Wittstock.
Zweiter Theil.
(gortsexung.)
11.
Als der Bauer Susanne von Matte»
umfaßt sah, stand er still. Diesmal war
sein Zorn noch schrecklicher, als an dem
Tage, an welchem er Susanne in seiner
Küche antraf. Er nahm das Aussehen
eines wilden Thieres an.
„Immer noch, Du miserable Creatur!"
rief er. „Immer auf meinem Wege, zwi
schen meinen Füßen! Warte!"
Er nahm seinen Spaten von der Schul
ter unv lief auf das Mädchen loS; sie be
wegte sich nicht und zeigte keinen Schrek
ken. Sorglos, wie wenn Cosserousse sich
an einen Anderen wendete, hörte sie mit
verächtlichem Blick seine Drohungen.
In demselben Augenblicke sah sie den
Piemontefen ein Messer aus seiner Tasche
ziehen und sich auf den Bauer stürzen, den
er am Halse packte. Cosserousse erbleichte
und ließ den Spaten fallen. Sogleich
wurde Perondi wieder kaltblütig und machte
fein Messer zu.
„Wie dumm bin ich!" sagte er. „Als
wenn ich Das brauchte, um Euch Furcht
einzuflößen! Ihr wißt recht gut, daß ich
Euch verboten habe, dieses junge Mädchen
zu insultiren, ein Haar auf ihrem Haupte
zu krümmen oder wenn nicht, dann
aber kommt, ich muß Euch sprechen."
Er führte Cosserousse in der Richtung
nach dem Gehöfte mit fort. Dieser konnte
keinen Widerstand leisten, erließ sich führen.
Susanne hörte sie einige Worte der
Drohung und des Zornes wechseln, aber
bald verloren sich ihre Stimmen in der
Ferne.
Sie blieb einen Augenblick unbeweglich,
doch seßle sie bald ihren Weg fort. Wer
ihr gefolgt wäre, hätte sie »och einmal vor
Jacobs Häuschen vorübergehen sehen
können.
Unterdessen verbreitete sich im Dorfe
das Gerücht, daß Cosserousse und sein
Knecht in großem Unfrieden lebten, daß
sie sich fast alle Tage zankten, daß Perondi
auf dem Punkte stände, seinen Herrn zu
verlassen und in seine Heimath zurückzu
kehren. Man wunderte sich übrigens dar
über nicht, da man Beide für schlechte
Subjecte hielt; viel erstaunlicher war es,
daß sie vier Jahre miteinander ausgehal
ten hatten.
Aber man fügte hinzu, daß es sich um
Geldstreitigkeiten handele, was freilich
schließlich auch wieder erklärlich schien.
In der That, Niemand konnte zweifeln,
daß Cosserousse'« Angelegenheiten schlecht
standen. Man sagte zwar, ohne es jedoch
sicher zu wissen, daß er seine seit 1323
aufgesammelte Ernte zu einem guten Preis«
verkauft habe. Aber hatte er sich nicht ein
Pferd kaufen müssen? War er nicht mit
seinem Pachtgeld im Rückstand? Und die
dringende Nothwendigkeit, Baureparatu
ren vorzunehmen, weil das GeHöst zu>
Ruine zu werden drohte.
Aus Allem ging augenscheinlich hervor
taß Anselm kein Geld hatte, um Perondl
seinen Loh» zu zahlen. Und hieraus er
klärte man sich die fortwährenden Strei>
tigkeiten. Weil aber der Herr, sowie dri
Knecht wenig beliebt waren, so rieben sict
die Einwohner der Gemeinde die Hände
Sie ahnten fast, daß es einen Scanda!
geben würde.
Bis jetzt hatte man sich so wenig als
möglich mit Cosserousse und Perondi be
schäftigt, eben so wenig wie man selten an
ihrem Gehöft vorbeiging, denn Jeder
vermied da« Haus. Aber von dem Augen
blicke an, wo sie Stoff für die Unterhal
tung des Dorfes boten, traten sie aus ih
rem dunklen Schatten heraus und wur
den beachtete Persönlichkeiten.
Was hierzu viel beitrug, war die Be
sorgniß, Susanne in der Umgebung des
Hofes umherirren und Gelegenheiten auf
suchen zu sehen, um Mattes zu begegnen.
Es waren die Gefahren, welche sie lief,
die augenscheinliche Liebe des Piemontesen
für das arme junge Mädchen, die Furcht,
daß diese Liebe ein neues Unglück herbei
führen könnte, die Gewohnheit, den geach
teten Namen SusannenS mit dem verdäch
tigen Perondi'S in Berührung zu bringen.
Alle diese Gerüchte mit den unvermeid
lichen Uebertreibungen konnten nicht ver
fehlen, bis zu Herrn von Esterac, dessen
Schweiler und Schwager zu gelangen.
Peter Vialat war es, welcher sich zuul
Dolmetscher des öffentlichen Geredes mach
te; der junge Bewunderer Susannens
that natürlich viel hinzu. Sie beunruhig
ten sich; endlich, um die Wahrheit zu er
fahren und Maßregeln zu treffen, die Ge
fahr zu beschwören, veranstalteten sie eine
Landpartie »ach dem ForsthauS von Mer
coire.
Es war Allerseelentag; aber durch eine
Gnnst des Himmels, so selten in diesen
Bergen, schien die schöne Jahreszeit sich
bis zum November zu verlängern.
Susann« halte Villesort mit Tagesan
bruch verlassen. Sie lenkte ihre Schritte
wie gewöhnlich »ach diesem finsteren und
gefährlichen Orte, wohin sie eine unbesieg
bare Anziehungskraft zog. Obwohl man
»och am Rande der Gräben und in den
Abgründen einige verspätete Blumen sab,
deren Kelche der Neif versilberte, hielt sie
sich doch nicht auf, um sie zu pflücke» oder
zu betrachte».
Sie ging vorsichtig spähend und horchend
vorwärts. Wenn ein fernes Geräusch sie
fürchten ließ, einem Hirten zu begegnen,
so zauderte sie und verbarg sich hinter
einer Gruppe von Bäumen oder einer
Hecke. Das war das Erstaunliche, daß
diesem unglücklichen Kinde, welches kein
Bewußtsein von seinen Handlungen zu
haben schien, doch noch die Scham blieb.
Matteo erschien bei ihr an dem Orte,
welchen sie schweigsam als Rendezvous
gewählt zu haben schienen; es war ein
kleines Gehölz zwischen dem Priesterfeld
und dem Gehöft.
Das war nicht mehr ein leidenschaft
licher Mensch, das war die Leidenschast
selbst. Die Liebe, diese Liebe, welche ein
großer Dichter einen Wahnsinn benannt
hat, hatte aus diesem Unglücklichen etwas
AehnlicheS gemacht, wie die Opfer des
Fatalismus im Alterthum.
„Susanne," sagte er, „ich reise in drei
Tagen ab. Heute Abend werde ich endlich
meine Rechnung mit Cosserousse regeln
und wenn er nicht will gut. Ich gehe
fort, aber ich will nicht allein gehen und
Du sollst nicht hier bleiben. Was ich von
Dir neulich verlangte, verlange ich noch,
und ich werde Dich nicht lassen bis Du
Ja gesagt hast. Es hängt von Dir ab, ob
ich leben oder sterben soll, ein Dämon hat
in meine Adern das Feuer gegossen, wel
ches mich verzehrt, ich muß ihm angehören
oder Du mir."
Die Bewegung seiner Züge, das Fieber
in seinen Augen bestätigten nur zu sehr
die Erregtheit seiner Worte.
„Susanne," fuhr er fort, „Du liebst
mich nicht, ich weiß es, Du kannst mich
nicht lieben! Und dennoch, wenn ich
Dir Schrecken einjagte, würdest
hier sein. Ach, ich Unsinniger, ich spreche
zu Dir, wie zu einer gewöhnlichen Person,
als wenn Du mich verstehen könntest.
Und wer kann wissen, was in Dir vorgeht,
Du Räthsel, welches mich tödtet! Ich bitte
Dich, sage mir ein Wort, ein einziges
Wort, oder vielmehr — um mir zu bewei
sen, daß Du mich nicht verachtest, daß Du
mich einst wirst lieben können—Susanne,
einen Kuß!"
Er machte eine Bewegung, um sich Su
sanne zu nähern. Seine gierigen Lippen
sprangen nach dem Antlitz des jungen
Mädchens, aber sie wandte sich kurz ab.
Jetzt verwandelle sich seine Liebe in
düstern Zorn.
„Ah, ist es so?" rief er mit wilder
Stimme. „Du spielst mit mir. Nicht Du
bist närrisch, ich bin ein Narr. Ich will
nicht, daß Du mir entrinnst. Was lieg!
mir an einem Gewaltact, einem Verbre
chen? Man soll nicht sagen können, daß
dieses Feuer mich verbrannt, diese Höll«
mich besessen hat, ohne daß ich etwas an>
dereS als Deinen Haß und Deine Perach
tung gewinne. Bin ich nicht verloren?
Dich so zu lieben, wie ich Dich liebe, und
Dich ohne Mitleid zu finden, ist das »ich
ärger als tausendmal todt? Höre, mein
Arm ist stärker al» der Deinige, zwing«
mich nicht, daran zu erinnern aber
nein, ich wollte Dich nickt erschrecken
gehöre mir und ich werde Dir sagen—ich
werde Dir sagen —"
Sein Auge funkelte, aber seine Stimme
ermattete bei dem Geheimniß. Susanne,
bis dahin ruhig und kalt, wurde plötzlich
mit außergewöhnlichem Ausdruck belebt.
In diesem Augenblicke hörte man in
der Nähe einen Schuß fallen und eine
Kugel schlug über ihren Häuptern in die
Zweige einer Tanne. Als sie sich umdreh
ten, sahen sie eine kleine Rauchsäule auf
steigen.
„O," rief Matteo, sich vor die Stirn
schlagend, „warum hat diese Kugel mich
verfehlt!"
„Geh fort, geh fort!" sagte Susanne,
von Schmerz und Ohnmacht ergriffen.
„Ja, aber ausWiedersehen,nichtwahr?"
,',Auf Wiedersehen!"
Er entfloh. Susanne, ohne einen Au
genblick zu verlieren, eilte der Gegend zu,
von woher der Schuß kam. Sie fand
Peter Vialat.
Er war traurig, sie aufgebracht.
„Unglücklicher!" sagte sie. „Du wolltest
mich tödten!"
„Dich tödten?" erwiderte er mit vor
wurfsvollem Tone; „ich, Peter Vialat?
Dich meine Wohlthäterin? Habt Ihr
nicht gesehen, daß die Kugel zehn Fuß
über Euren Köpfen einschlug? Und noch
dazu gelte ich für den geschicktesten Schü
tzen der Gemeinde. Nein, ich wollte Dich
beschützen; dieser Elende war so nahe.
Ach, Susanne, Susanne, Du machst uns
Allen viel Kummer! Was den Piemonte
sen betrifft, wenn ich dem allein begegne,
so werde ich mit ihm abrechnen, er wird
nicht so billig davon kommen."
„Und ich," sagte Susanne mit unglaub
licher Energie, „ich verbiete Dir, diesen
Menschen anzurühren!"
„O Unglückliche, Du liebst ihn also?"
„Vielleicht."
„Es ist klar," sagte Peter Vialat mit
tiefer Bestürzung zu sich, „ihr Wahnsinn
hat sich nach jener Seite gedreht, das ist
schlimmer als alles Andere."
Darauf wandte er sich zu Susanne:
„Ich bin nicht der Einzige, der sich über
das betrübt, was vorgeht. Du hastFreunde,
wahre Freunde; sie haben mich zu Dir
geschickt."
„Was willst Du sagen?"
„Herr von Esterae, seine Schwester und
sein Schwager sind im Forsthause ange
kommen, sie erwarten Dich. Soll ich Ih
nen sagen, daß Du sie nicht sehen willst?
Ah, seitdem ich Dich so nahe mit Perondi
gesehen, muß man auf Alles gefaßt sein."
„Ich gehe," antwortete sie ohne Zögern.
„Geh' voraus!"
Erging; sie folgte.
12.
Niemals war ein Familienrath trauri
ger, al« die drei Personen, welche im
Forsthause versammelt waren, um Su>
sänne zu erwarten.
Peter Vialat schritt ihr um einige Mi
nuten voran; er hatte Zeit, Herrn von
Esterac einige kuiA Aufschlüsse zu geben,
welcher das Haupt senkte, wie ein Arzt,
der an seinem Kranken verzweifelt.
Susanne trat ein. Nichts in ihren
Mienen verrieth Unruhe, Erniedrigung
oder Bedauern. Sie hatte die Stirn eben
so stolz, wie ein Jahr vorher, als sie die
Volkswuth bekämpfte oder als sie sich beim
Untersuchungsrichter anklagte.
Diese Ruhe, diese Sicherheit nach der
Scene, welche Peter Vialat erzählte, beun
ruhigten und. erschreckten ihre Freunde.
Was konnte man nicht Alles von einer
Irren fürchten, die mit geschlossenen Augen
ihrem Verderben entgegen ging?
Frau von Ribiere nahm das Wort.
Ihr Gatte und ihr Bruder verfolgten die
Wirkung ihrer Vorstellungen auf dem
Antlitz Susannens.
„Mein Kind," sagte sie mit Zärtlichkeit
und mütterlicher Autorität, „bist Du fähig,
mich zu hören, ist es Dir möglich, mich zu
verstehen?"
Das junge Mädchen machte ein ver
sicherndes Zeichen, und gewiß, man mußte
das Vergangene kennen, sonst hätte man
gezweifelt, daß dieses feste Auge, diese
ruhige Figur einen getrübten Geist ver
bargen.
Frau von Ribiere schien Worte zu su
chen, vielleicht eine lange Rede vorzuberei
ten, aber ihr Herz gab ihr eine bessere
Methode ein. Sie wollte fest auftreten
doch mit bewegter Stimme sprach sie -
„Susanne, willst Du denn, daß ich es
Marie verbiete, Dich zu sehen und zu spre
chen?"
Bei diesem theuren Namen zitterte Su
sanne und faltete die Hände; ihre Haltung
drückte das Gefühl einer großen Ungerech
tigkeit, einer stummen Protestalton aus.
Sie schien zu fragen.
„Du weißt, wie ich Dich liebe," fuhr
Frau von Ribiere fort. „Du bist—Gott
hat mir erlaubt, es zu
Ao. 28.
Rettungsengel meine« einzigen Kinde« ge
wesen. Seit dieser Zeit habe ich Dich wie
meine zweite Tochter behandelt. Wir wä
ren, um die Verwirrung Deiner Seele zu
heilen, um Deine Leiden zu vermindern,
bis an'« Ende der Welt gegangen. Marie
weint, seitdem Du nicht mehr kommst.
Wie vergiltst Du da«? Was machst Du
mit Deinen Erinnerungen? Wem lieferst
Du Dein Leben? Weniger schuldig, viel
leicht aber mehr ausgesetzt, als eine Andere,
welchen Elenden hast Du zum Begleiter
Deiner umherschweifenden Promenaden
gewählt Promenaden, die, wenn man
den Leuten glaubt, Rendezvous sind?"
„Matteo Perondi, den Piemontesen,"
erwiderte Susanne ganz ruhig.
„Sie glaubt fast dazu berechtigt zu
sein!" sagte Frau von Ribiere zornig, stch
gegen ihren Mann und ihren Bruder
wendend. Aber begreifend, daß sie nichts
mit Heftigkeit ausrichte, beruhigte sie sich
und sprach aus's Neue zu Susanne:
„So ist es also wahr? Wir haben im
mer daran gezweifelt. Wahrscheinlich ist
es auch wahr, was Peter meinem Bruder
erzählt hat, daß Du eben mit diesem
schlechten Gesellen zusammen wärest, daß
er Dich an sich drückte und daß Peter, um
diese unsaubere Scene kurz abzuschneiden,
einen Schuß abgefeuert hat? Ist e» auch
wahr, daß Dein Zorn sich nicht gegen
jenen Menschen, sondern gegen Deinen
Vertheidiger gewendet hat und daß Du zu
Peter gesagt hast, das Leben Matteo'S
solle ihm heilig sein?"
„Es ist wahr?"
„Aber warum, durch welche unerklärliche
Laune den unwürdigsten Menschen, den
gefährlichsten, den verdächtigsten wählen?
Warum diesen verächtlichen Menschen?
Wenn Du, gegen alles Vermuthen, Dem
jenigen, welcher Dich geliebt hat, untreu
wärest, warum fällt Deine Wahl auf ei
nen Fremden, der Dich nur entehren und
verführen will? Alle Welt liebte Dich,
achtete Dich; der Volksglaube hatte Dich
über andere Frauen gestellt, und aber
ich merke, ich spreche zu Dir wie zu einer
Vernünftigen," fügte Frau von Ribiere
entmuthigt hinzu.
„Ich wollte Matteo Perondi wählen
und keinen Andern," erwiderte Susanne
kalt.
„Und warum, Unglückliche, warum?"
rief Frau von Ribiere, zum Aeußersten
getrieben.
„Warum?"
Und Susanne brach in ein Gelächter
aus, ein einschneidendes Gelächter, wel
ches eine Verdoppelung ihres Wahnsinnes
anzuzeigen schien.
„Weil Matteo Perondi der Knecht von
Anselm Cosserousse ist."
„Nun?"
„Und weil der Hof des Anselm Eosse
„Ah, ich versteht," sagte Herr von Ri
reS. Es ist auch Verrücktheit, aber dieser
Wahn rechtfertigt und ehrt sie. Sie bildet
sich ohne Zweifel ein, daß Anselm Cosse
rousse und Matteo Näheres über das
Verbrechen kennen, vielleicht die Mörder
selbst sind und in ihrer fixen Idee, im An
denken an Jacob lebend, scheint es ihr in
der Verwirrung ihres Geistes sich ihm zu
nähern?"
„Mein Kind, mein Kind," sagte Frau
von Ribiere, Susanne zärtlich in ihre
Arme drückend, „jetzt ist es an mir, Dich
um Verzeihung zu bitten. Ich verstehe
jetzt Alles. Diese tiefe Liebe, die schreckliche
Katastrophe, die grausamen Scenen lassen
Dir eine einzige Idee, einen leuchtenden
Punkt in dem Dunkel, die Unschuld Ja
cobs zu entdecken. Durch die unsichere
Hoffnung angezogen, aus dem Orte des
Verbrechens eine Spur des Mörders zu
entdecken, bist Du unaufhörlich auf diesen
mit dem Bilde Deine« Unglück« erfüllten
Ort zurückgekommen. Dort bist Du diesem
Fremden begegnet mit dem falschen Auge,
mit dem finstern Antlitz, mehr bedurfte e«
nicht. Dein Verdacht hat sich auf ihn ge
häuft und in Deinem kranken Gehirn ist
Verdacht und Thatsache eins. Und ich
wollte Tir mein Wohlwollen entziehen,
Deinen Vater veranlassen, dich zu ver
schließen. Ja, so ist es- Durch deine
blinde Hingebung getrieben, verachtetest
du die Gefahr oder sahest sie nicht. Was
du wolltest, war ein Versuch, aber weißt
du wohl, grausames Kind, daß, um jenen
Beweis zu erlangen, du eine Gefahr
läufst, größer als damals, da du dich zu
entehren suchtest, um Jakob zu retten, als
du sagtest, daß du zur Stunde, wo Simon
gemordet wurde, mit ihm in seinem Zim
mer warst. O wie liebe ich dich und wie
glücklich wird Marie fein, daß sie dich
noch lieben kann!"
In dem Maße, als Frau von Ribiere
sprach, zeigte sich mehr und mehr eine
Veränderung in Susannen« Antlitz.
Bis daher sahen wir sie unbeweglich vor
seil erniedrigendsten Anschuldigungen; jetzt,
,