Scranton Wochenblatt. 5. Jahrgang. Dr. F. Boden,an, Cedar Straße, Im Hause des Herrn Peter Franz. OHee-Stu-iden, Morgens von B—9 Nachmittags „ 3—t> Abends „ B—9 In Abwesenheit wird Herr Franz Nachricht er theilen. 7mz7 Dr. Kamill Krcjci, Arzt, Wundarzt u. Geburtshelfer, Office in Wyoming Avenue. Kaiser'S Hau«, »rdinirt von t i Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nach mittags täglich. Impfung jeden Montag, Mittwoch und Frei tag, von I l Vorm. bis 3 Uhr Nachm. 28n7 vi-. Deutscher Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer. Sprechstunden Morgens von B—9, Mittags /on I—Z, Abends von 6—B. 1»s8 Gustav Hahn, Advokat und Nechts-Anwolt, WiUeSbarre, Luzerne Co., Pa., 19?Ianu>» 1866. ba lshas. Dupout Brert, Advokat und Sachwalter, Friedrick Schräder, Fabrikant von sprudelndem Crouk Vier, Sarlaparilla und Mineralwasser, Fabrik in Mulbrrrvstraßr, zwischen Penn u. W?o> Porter, Ale uud Lagerbier» I b 26b« Fr. Schräder. L. Stewart Potter, Nachfolger von G. H. Walter, Schiffs- uud Asseeuranz-Agent, G. H. Walter. Scranton, 39. Jan. 1866. 1j John G. Tailor L 5 Co., M. Green, Weinen, Liquoren, Cigarren, kc., ""l^utt^W.—da" Zukunft. 4. Ward (früher Hyde Park) Scranton, Pa. Dieses im Style eiiigcrichtctc Hvlcl ist , Gutes Bier und Wein, feine üiquöre, warme und kalte Speisen zu jeder Zeit; Austern, roh! uud gelocht; Ire Cream und Sodabrunnen, mit ! feinsten Syrups. Ein eleganter Saal für Zu recht zahlreichem Besuch ladet seine Freunde I ein George Gräber, Prop'r. » Scranton, w. Jan. 1866. ba Fischer und Kronzer, Grocerie« und Provisionen, Pittsburg, Eincittnati und St. LoniS Eisenbahn, Indianapolis, Louisville, Mobiles Ncw-Orlcans, St. Josevb, Kansas Tit», Milwaukee, St. Paul, Drei durchfahrende Züge VerUissc» „ Aitoona, .... „ ü.ll) „ 9.05» „ „ PittSbarg, .... 3.U» Vorm. lO.li) „ Nachm. „ Dennison, .... 8M „ 1.52 Nachm. 7.W „ Newark, .... tl.Oü „ 4,25 „ 19.39 „ „ ColninbuS, ...» j.ts Nachm. 5.5» „ I2.tt> „ Ankunft in Cincinnati, ... 6.89 „ 19. !» „ 7.2» „ „ Indianapolis, ... 8.55 „ 2.85 Vorm. 8.5» Vorm. „ Logansport, ... 19.49 Vorm. 2.5 t > „ 9.49 „ „ Chicago, .... 9.19 Nachm. 8.l» „ 2.t5 Nachm. „ Cairo, .... Z.3Z „ 3.39 Vorm. „ St. LoniS, .... g.45 Vorm. 3.45 Nachm. 19.99 Nachm. „ LouiSville, .... 1.59 „ 7.39 Vorm. 4.15 „ „ Nashvillc, .... 5.29 Nachm. 5.29 Nachm. 3.55 Vorm. „ Humboldt, .... . 12.35 Vorm. 19.15 „ „ Memphis, .... 5.3» „ 2.45 Nachm. „ New-OcleanS, - - - 2.99 „ 12.39 „ e „ di H rr! bi E?" i "ti, oh e Gen. Ticket Agent für den Osten, No. 526 Broadway, New-Aork City. In Scranton kann man Tickets erhalten bei Hrn. O'Connor, Office der D., L. u. W. R.R. In WilkcSbarrc bei Hrn. Taylor, Office der Lchigh Valley Eisenbahn. Bap9 Karl D. Neuster, K ppen- Art auch Wollwaären, Spielsachen, Bii- IBap7 Güuster L 5 Hull, Großes Mobilien-Lager, Alle Zeit in großer Auswahl »orräthly» Bu reaus, Eommoden, Nachttische, gewöhnliche und AuSzieh-Tische, Bettstätten jeder Art, Matrazze» Kommt und beseht Euch unsre Waare»! Scranton, 19. Jan. 1866. ba Lokal-Bcräuderuug. Möbeln! Möbeln! Grießer Co., Scranton, 28. gebr. 1866. <?edarstraßc Möbel-Geschäft» von David Neuis und Sohn. Die Unterzeichneten benachrichtigen hiermit da» Germania Lcbc»S-Vrrsichrru»g»-?ol»paAmr, zu Ncw-Bork. Kapital und Uebcrschuß, tz- 99 Jährliches tiinkomnirn ' 5tX>,»99 99 Versicherungen 99 Ter Unterzeichnete ist Agent für dicsc Gesell- Hüte^tßnd 2908 Crdar Straße. Neues Etablissement. Kleidcr-Gcschäst, lu I« Zeidler's Gebäude, »nd garantircn die beste und billigste Bedienung und den »ältesten Schnitt in der Stadt, l Ihr Deutsche, überzeugt euch und sprecht vor, ! so werdet ihr befriedigt werden. ! Zahlreichem Zuspruch schen achtungsvoll ent ! gegen Zeidler's Block. Scranton, 29. April 18KS. Scranton, Luzerne County, Pa., Donnerstag den IZ. Znli 1869. Philip Robinson, Vraucrei und Lagerbier-Salon, scranton, I». ba George Pfeffer, Blech- und Eisenwaaren, Hält immer vorräthig ein gute Auswahl von neuen Oefcn, Schlösser, Bänder und ähnliche Ar tikel, sowie Blcchwaaren jeder Art. Preise billig und Waare gut. 23ag6ba Joseph Ober, 321 Penn Avenue,—Fabrikant von Blech-, Kupfer- ä- <sisenwaarcn, Messer, Gabeln, Löffels jede/ Art. 26mz8 " Depositen- und Tpar-Bant. Etablirt in 1855. Seches Prozent Interessen ""39! Januar 18l«." Raten. Spart Ener Geld. Scranton Sparkasse. Dieses Institut ist eröffnet in No. 399 Lackawanna Avenu», (gegenüber der Post,) zur Entgegennahme von Depositei' im Betrage von nicht weniger als einem Doll-". von Ma^chi ni ste n, "Weber n,' von de» Unterzeichneten oder von der Bank zu be- James Blair, Präsident. James Archbald, > w- . JohnH.Sutphin.j V.ce-Pra,,d.nt.n. OSear C. Moore, Cashier. Direktoren u»d Verwalter. James Blair, John Handley, James Archbald, Sanford Grant, John H. Sutphin, T. F. Hunt, Daniel Howell, George Fisher, Scranton, 5!, W97. John Rose«, Küfer, 2l n 7 Io b n R osen, Z> üser. Eröffnung. scllsl»aftrn zur Bap3m ' Hack. CommercialHaus. werden."'" (ist!)"'"' C s'B° /s' «s- Gefchäfts-Karte«. C. K. Carman, Händler in PineßrookKohlen Office in No. lt)9 Penn Avenue, 2jlB Scranton, Pa. lj F. D. EollinS, Rechts-Anwalt, Peter Creter, Haus-, Schild-, Fresco- L 5 Oruameutal-Maler, sredr. W. Güuster, deutscher Advokat n. Rechtsanwalt, Offiee in Hull'S Block, A. <?. Kouarsou, deutscher Uhrmacher b» Juwelier, Scranton, li>. Jan. 1866 ba Deutsche Apotheke, 9apB H. F. Lobrck. "li <?. Merriftcld, Advokat uud Sachwalter, Die Raben. Zweiter Theil. (Fortsetzung.) 11. Als der Bauer Susanne von Matteo umfaßt sah, stand er still. Diesmal war sein Zorn noch schrecklicher, als an dem Tage, an welchem er Susanne in seiner Küche antraf. Er nahm das Aussehen eines wilden Thieres an. „Immer noch, Du miserable Creatur!" rief er. „Immer auf meinem Wege, zwi schen meinen Füßen! Warte!" Er nahm seinen Spaten von der Schul ter unv lies auf das Mädchen loS; sie be wegte sich nicht und zeigte keinen Schrei ten. Sorglos, wie wenn Cosserousse sich an einen Anderen wendete, hörte sie mit verächtlichem Blick seine Drohungen. Hn demselben Augenblicke sah sie den Piemontesen ein Messer aus seiner Tasche ziehen und sich auf den Bauer stürzen, den er am Halse packte. Cosserousse erbleichte und ließ den Spaten fallen. Sogleich wurde Perondi wieder kaltblütig und machte sein Messer zu. „Wie dumm bin ich!" sagte er. „Als wenn ich Das brauchte, um Euch Furcht einzuflößen! Ihr wißt recht gut, daß ich Euch Verbote» habe, dieses junge Mädchen zu insultiren, ein Haar auf ihrem Haupte zu krümmen oder wenn nicht, dann aber kommt, ich muß Euch sprechen." Er führte Cosserousse in der Richtung nach dem Gehöfte mit fort. Dieser konnte keinen Widerstand leiste», er ließ sich führen. Susanne hörte sie einige Worte der Drohung und des Zornes wechseln, aber bald verloren sich ihre Stimmen in der Ferne. doch setzte sie bald ihren Weg fort. Wer ihr gefolgt wäre, hätte sie noch einmal vor Jacobs Häuschen vorübergehen sehen Unterdessen verbreitete sich im Dorfe das Gerücht, daß Cosserousse und sein Knecht in großem Unfrieden lebten, daß sie sich fast all« Tage zankten, daß Perondi auf dem Punkte stände, feinen Herrn zu verlassen und in seine Heimath zurückzu kehren. Man wunderte sich übrigens dar über nicht, da man Beide für schlechte Subjecte hielt; viel erstaunlicher war es, daß sie vier Jahre miteinander auSgehal ten hatten. Aber man fügte hinzu, daß es sich um Geldstreitigkeiten bandele, was freilich schließlich auch wieder erklärlich schien. In der That, Niemand konnte zweifeln, daß Cosserousse'« Angelegenheiten schlecht standen. Man sagte zwar, ohne es jedoch sicher zu wissen, daß er feine seit 1823 aufgesammelte Ernte zu einem guten Preist verkaust habe. Aber hatte er sich nicht ein Pferd kaufen müssen? War er nicht mit seinem Pachtgeld Im Rückstand? lind die Ruine zu werden drohte. Aus Allem ging augenscheinlich hervor, daß Anselm kein Geld hatte, um Perondi seinen Lohn zu zahlen. Und hieraus er klärte man sich die fortwährenden Strei tigkeiten. Weil aber der Herr, sowie d»r Knecht wenig beliebt waren, so rieben sich die Einwohner der Gemeinde die Hände. Sie ahnten fast, daß es einen Scandal geben würde. Bis jetzt hatte man sich so wenig als möglich mit Cosserousse und Perondi be schäftigt, eben so wenig wie man selten an ihrem Gehöft vorbeiging, denn Jeder vermied das Haus. Aber von dem Augen blicke an, wo sie Stoff für die Unterhal tung des Dorfes boten, traten fle aus ih rem dunkle» Schatten heraus und wur den beachtete Persönlichkeiten. Was hierzu viel beitrug, war die Be sorgniß, Susanne in der Umgebung des Hofes umherirren und Gelegenheiten auf suchen zu sehen, um Matteo zu begegnen. Es waren die Gefahren, welche sie lief, die augenscheinliche Liebe des Piemontesen für das arme junge Mädchen, die Furcht, daß diese Liebe ein neues Unglück herbei führen könnte, die Gewohnheit, den geach teten Namen Susannens mit dem verdäch tige» Perondi'S in Berührung zu bringen. Alle diese Gerüchte mit den unvermeid lichen Uebertreibungen konnten nicht ver fehlen, bis zu Herrn von Esterac, dessen Schwester und Schwager zu gelangen. Peter Vialat war es, welcher sich zum Dolmetscher des öffentlichen Geredes mach te; der junge Bewunderer Susannens that natürlich viel hinzu. Sie beunruhig ten sich; endlich, um die Wahrheit zu er fahren und Maßregeln zu treffen, die Ge fahr zu beschwören, veranstalteten sie eine Landpartie nach dem Forsthaus von Mer coire. Es war Allerseelentag; aber durch eine Gunst des Himmels, so selten in diesen Bergen, schien die schöne Jahreszeit sich bis zum November zu verlängern. Susann« halte Villesort mit Tagesan bruch verlassen. Sie lenkte ihre Schritte wie gewöhnlich »ach diesem finsteren und gefährlichen Orte, wohin sie eine unbesieg bare Anziehungskraft zog. Obwohl man noch am Rande der Gräben und in den Abgründen einige verspälete Blumen sab, deren Kelche der Reif versilberte, hielt sie sich doch nicht auf, um sie zu pflücken oder zu betrachten. Sie ging vorsichtig spähend und horchend vorwärts. Wenn ein fernes Geräusch sie fürchten ließ, einem Hirten zu begegnen, so zauderte sie und verbarg sich hinter einer Gruppe von Bäumen oder einer Hecke. Das war das Erstaunliche, daß diesem unglücklichen Kinde, welches kein Bewußtsein von seinen Handlungen zu haben schien, doch noch die Scham blieb. Matteo erschien bei ihr an dem Orte, welchen sie schweigsam als Rendezvous gewählt zu haben schienen; es war ein kleines Gehölz zwischen dem Priesterfeld Das war nicht mehr ein leidenfchaft licher Mensch, das war die Leidenschaft selbst. Die Liebe, diese Liebe, welche ein großer Dichter einen Wahnsinn bcnannt, hat, hatte aus diesem Unglücklichen etwas Aehnliches gemacht, wie die Opfer des Fatalismus im Alterthum. „Susanne," sagte er, „ich reise in drei Tagcn ab. Heute Abend werde ich endlich meine Nechnung mit Cosserousse regeln und wenn er nicht will gut. Ich gehe fort, aber ich will nicht allein gehen und Du sollst nicht hier bleiben. Was ich von Dir neulich verlangte, verlange ich noch, und ich werde Dich nicht lassen bis Du Ja gesagt hast. Es hängt von Dir ab, ob ich leben oder sterben soll, ein Dämon hat in meine Adern das Feuer gegossen, wel ches mich verzehrt, ich muß ihm angehören oder Du mir." Die Bewegung seiner Züge, das Fieber in seinen Augen bestätigten nur zu sehr die Erregtheit seiner Worte. „Susanne," fuhr er fort, „Du liebst mich nicht, ich weiß es, Du kannst mich nicht lieben! Und dennoch, wenn ich Dir Schrecken einjagte, würdest Du hier sein. Ach, ich Unsinniger, ich spreche zu Dir, wie zu einer gewöhnlichen Person, als wenn Du mich verstehen könntest. Und wer kann wissen, was in Dir vorgeht, Du Räthsel, welches mich tödtet! Ich bitte Dich, sage mir ein Wort, ein einziges Wort, oder vielmehr — um mir zu bewei sen, daß Du mich nicht verachtest, daß Du mich einst wirst lieben können —Susanne, einen Kuß!" Er machte eine Bewegung, um sich Su sanne zu nähern. Seine gierigen Lippen sprangen nach dem Antlitz de» jungen Mädchens, aber sie wandte sich kurz ab. Jetzt verwandelte sich seine Liebe in düstern Zorn. „Ah, ist es so?" rief er mit wilder Stimme. „Du spielst mit mir. Nicht Du bist närrisch, ich bin ein Narr. Ich will nicht, daß Du mir entrinnst. Was liegt mir an einem Gewaltact, einem Verbre chen? Man soll nicht sagen können, daß diese« Feuer mich verbrannt, diese Hölle mich besessen hat, ohne daß ich etwas an deres als Deinen Haß und Deine Verach tung gewinne. Bin ich nicht verloren? Dich so zu lieben, wie ich Dich liebe, und Dich ohne Mitleid zu finden, ist das nicht ärger als tausendmal todt? Höre, mein Arm ist stärker al« der Deinige, zwinge mich nicht, daran zu erinnern aber nein, ich wollte Dich nicht erschrecken gehöre mir und ich werde Dir sagen—ich werde Dir sagen —" Sein Auge funkelte, aber seine Stimme ermattete bei dem Geheimniß. Susanne, bis dahin ruhig und kalt, wurde plötzlich mit außergewöhnlichem Ausdruck belebt. In diesem Augenblicke hörte man in der Nähe einen Schuß fallen und ein« Kugel schlug über ihren Häuptern in die Zweige einer Tanne. Als sie sich umdreh ten, saben sie eine kleine Rauchsäule auf steigen. „O," rief Matteo, sich vor die Stirn schlagend, „warum hat diese Kugel mich verfehlt!" „Geh fort, geh fort!" sagte Susanne, von Schmerz und Ohnmacht ergriffen. „Ja, aber auf Wiedersehen, nicht wahr?" ,',Auf Wiedersehen!" Er entfloh. Susanne, ohne einen Au genblick zu verlieren, eilte der Gegend zu, von woher der Schuß kam. Sie fand Peter Vialat. Er war traurig, sie aufgebracht. „Unglücklicher!" sagte sie. „Du wolltest mich tödten!" „Dich tödten?" erwiderte er mit vor wurfsvollem Tone; „ich, Peter Vialat? Dich meine Wohlthäterin? Habt Ihr nicht gesehen, daß die Kugel zehn Fuß über Euren Köpfen einschlug? Und noch dazu gelte ich für den geschicktesten Schü tzen der Gemeinde. Nein, ich wollte Dich beschützen; dieser Elende war so nahe. Ach, Susanne, Susanne, Du machst uns Allen viel Kummer! Was den Piemonte sen betrifft, wenn ich dem allein begegne, so werde ich mit ihm abrechnen, er wird nicht so billig davon kommen." „Und ich," sagte Susanne mit unglaub licher Energie, „ich verbiete Dir, diesen Menschen anzurühren!" „O Unglückliche, Du liebst ihn also?" „Vielleicht." „(is ist klar," sagte Peter Vialat mit tiefer Bestürzung zu sich, „ihr Wahnsinn hat sich nach jener Seite gedreht, das ist schlimmer als alles Andere." Darauf wandte er sich zu Susanne: „Ich bin nicht der Einzige, der sich über das betrübt, was vorgeht. Du hast Freunde, wahre Freunde; sie haben mich zu Dir geschicki." „Was willst Du sagen?" „Herr von Esterae, seine Schwester und sein Schwager sind im Forsthause ange kommen, sie erwarte» Dich. Soll ich Jh. nen sagen, daß Du sie nicht sehen willst? Ah, seitdem ich Dich so nahe mit Perondi gesehen, muß man auf Alles gefaßt sein." „Ich gehe," antwortete sie ohne Zögern. „Geh' voraus!" Erging; sie folgte. 12. Niemals war ein Familienrath trauri ger, als die drei Personen, welche im Forsthause versammelt waren, um Su> sänne zu erwarten. Peter Vialat schritt ihr um einige Mi nuten voran; er hatte Zeit, Herrn von Esterae einige kuiA Aufschlüsse zu geben, welcher das Haupt senkte, wie ein Arzt, der an seinem Kranken verzweifelt. Susanne trat ein. Nichts in ihren Mienen verrieth Unruhe, Erniedrigung oder Bedauern. Sie hatte die Stirn eben so stolz, wie ein Jahr vorher, als fle die Volksivuth bekämpfte oder als sie sich beim Diese Ruhe, diese Sicherheit nach der Scene, welche Peter Vialat erzählte, beun ruhigten und. erschreckten ihre Freunde. Was konnte man nicht Alles von einer Irren fürchten, die mit geschlossenen Augen Ihrem Verderben entgegen ging? Frau von Ribiere nahm das Wort. Ihr Gatte und ihr Bruder verfolgten die Wirkung ihrer Vorstellungen auf dem Antlitz Susannens. „Mein Kind," sagte sie mit Zärtlichkeit und mütterlicher Autorität, „bist Du fähig, mich zu hören, ist es Dir möglich, mich zu verstehen?" Das junge Mädchen machte ein ver sicherndes Zeichen, und gewiß, man mußte das Vergangene kennen, sonst hätte man gezweifelt, daß dieses feste Auge, diese ruhige Figur einen getrübten Geist ver- Frau von Ribiere schien Worte zu su che», vielleicht eine lange Rede vorzuberei ten, aber ihr Herz gab ihr eine bessere Methode ei». Sie wollte fest austreten' doch mit bewegter Stimme sprach fle: „Susanne, willst Du denn, daß ich es Marie verbiete, Dich zu sehen und zu spre chen?'' Bei diesem theuren Namen zitterte Su sanne und faltete die Hände; ihre Haltung drückte das Gefühl einer großen Ungerech „Du weißt, wie ich Dich liebe," fuhr Frau von Ribiere fort. „Du bist —Gott hat mir erlaubt, es zu glqpbea Her Ao. 28. Rettungsengel meines einzigen Kindes ge ivefen. Seit dieser Zeit habe ich Dich wie meine zweite Tochter behandelt. Wir wä ren, um die Verwirrung Deiner Seele zu heilen, um Deine Leiden zu vermindern, bis an'S Ende der Welt gegangen. Marie weint, seitdem Du nicht mehr kommst. Wie vergiltst Du das? Was machst Du mit Deinen Erinnerungen? Wem lieferst Du Dein Leben? Weniger schuldig, viel leicht aber mehr ausgesetzt, als eine Andere, welchen Elenden hast Du zum Begleiter Deiner umherschweifenden Promenaden gewählt Promenaden, die, wenn man den Leuten glaubt, Rendezvous sind?" „Matteo Perondi, den Piemontesen," erwiderte Susanne ganz ruhig. „Sie glaubt fast dazu berechtigt zu fein!" sagte Frau von Ribiere zornig, sich gegen ihren Mann und ihren Bruder wendend. Aber begreifend, daß sie nichts mit Heftigkeit ausrichte, beruhigte sie sich «nd sprach auf's Neue zu Susanne: „So ist es also wahr? Wir haben im mer daran gezweifelt. Wahrscheinlich ist es auch wahr, was Peter meinem Bruder erzählt hat, daß Du eben mit diesem schlechten Gesellen zusammen wärest, daß er Dich an sich drückte und daß Peter, um diese unsaubere Scene kurz abzuschneiden, einen Schuß abgefeuert hat? Ist e« auch wahr, daß Dein Zorn sich nicht gegen jenen Menschen, sondern gegen Deinen Vertheidiger gewendet hat und daß Du zu Peter gesagt hast, das Leben Matteo'« solle ihm heilig sein?" „Es ist wahr?" „Aber warum, durch welche unerklärliche Laune den unwürdigsten Menschen, den gefährlichsten, den verdächtigsten wählen? Warum diesen verächtlichen Menschen? Wenn Du, gegen alles Vermuthen, Dem jenigen, welcher Dich geliebt hat, untreu wärest, warum fällt Deine Wahl auf ei nen Fremden, der Dich nur entehren und verführen will? Alle Welt liebte Dich, achtele Dich; der Volksglaube hatte Dich über andere Frauen gestellt, und aber ich merke, ich spreche zu Dir wie zu einer Vernünftigen," fügte Frau von Ribiere entmuthigt hinzu. „Ich wollte Matteo Perondi wählen und keinen Andern," erwiderte Susanne kalt. „Und warum, Unglückliche, warum?" rief Frau von Ribiere, zum Aeußersten getrieben. „Warum?" Und Susann» brach in ein Gelächter aus, ein einschneidendes Gelächter, wel ches eine Verdoppelung ihres Wahnsinnes anzuzeigen schien. „Weil Matteo Perondi der Knecht von Anselm Cosserousse ist." „Nun?" „Und weil der Hof des Anselm Cosse rousse so nahe so nahe —" „Ah, ich verstehe," sagte Herr von Ri biere unterbrechend, „das ist etwas Ande res. Es Ist auch Verrücktheit, aber dieser Wahn rechtfertigt und ehrt fle. Sie bildet sich ohne Zweifel ein, daß Anselm Cosse rousse und Matteo Näheres über das Verbrechen kennen, vielleicht die Mörder selbst sind und in ihrer fixen Idee, im An denken an Jacob lebend, scheint es Ihr in der Verwirrung ihres Geiste« sich ihm zu nähern?" „Mein Kind, mein Kind," sagte Frau von Ribiere, Susanne zärtlich in ihre Arme drückend, „jetzt ist e« an mir, Dich um Verzeihung zu bitten. Ich verstehe jetzt Alles. Diese tiefe Liebe, die schreckliche Katastrophe, die grausamen Scenen lassen Dir eine einzige Idee, einen leuchtenden Punkt in dem Dunkel, die Unschuld Ja cobs zu entdecken. Durch die unsichere Hoffnung angezogen, auf dem Orte de« Verbrechens eine Spur de« Mörder« zu entdecken, bist Du unaufhörlich auf diesen mit dem Bilde Deine« Unglück« erfüllten Ort zurückgekommen. Dort bist Du diesem Fremden begegnet mit dem falschen Auge, mit dem finstern Antlitz, mehr bedurfte e« nicht. Dein Verdacht hat sich auf ihn ge häuft und in Deinem kranken Gehirn ist Verdacht und Thatsache ein«. Und ich wollte Dir mein Wohlwollen entziehen, Deinen Vater veranlassen, dich zu ver schließen. Ja, so ist e«: Durch deine du die Gefahr oder sahest fle nicht. Was du wolltest, war «in Versuch, aber weißt du wohl, grausames Kind, daß, um jenen Beweis zu erlangen, du eine Gefahr läufst, größer als damals, da du dich zu entehren suchtest, um Jakob zu ritten, als du sagtest, daß du zur Stunde, wo Simon gemordet wurde, mit Ihm in seinem Zim mer warst. O wie liebe ich dich und wie glücklich wird Marie sein, daß fle dich noch lieben kann!" In dem Maße, als Frau von Ribiere sprach, zeigte sich mehr und mehr eine Veränderung in Susannen« Antlitz. Bis daher sahen wir sie unbeweglich vor denerntedrigendstenAnschuldigungenjjetzt, (Siehe
Significant historical Pennsylvania newspapers