Scr.mton Noclirnlil.itt 5. Jahrgang. Dr. F. Bodeman, Cedar Straße, Im Hanse des Herrn Peter Franz. Morgens von B—9 Nachmittags „ 3—9 Abends „ B—9 theUen. 7mz7 Dr. Camilt Krefei, ?lrzt, Wundarzt u. Geburtshelfer, rrdinirt vr. Deutscher Arzt, Wnndarzt nnd Geburtshelfer. I—3. Abends von lusB Gustav Hahn, Advokat und Nechts-Anwalt, 18. Januar 18K9. ba ?has. Dupont Breck, Advokat und Sachwalter, Agent für Pcrkauf des allen Friedrich Schräder, Fabrikant von sprudelndem t?ro»k Bier, Sarlaparilla und Mineralwasser, miiig^Ävcnne! Porter, Ale nnd Lagerbier, liefert. ch st 112 i Eine Erfahrung von 25, Jahren in meinem Nie dern, der alte anderen Fabrikate übertrifft und t er I sca S H "Walter," Tchi^ö-^ln Californic», TcraS nud sowie zur Besorgung von Vollmachten, Reise-Pässen, Mldsendungrn »nd Ulle Arten Co nt r a Scranton, Zl). Jan. 1866. 1j John G. Sailor L 5 Vo., M. Green, Ivcinen, Liquörcu, Cigarre», ö!c., "^^Jul'i'tvM.—ba' lind Scranton, 10. 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Der blaue Himmel begann sich zu färben, im Westen sah man cin Purpur- und Flammenbett, in das die Sonne nie derstieg, majestätisch »nd sicher ihres mor genden Ausgangs. Der kleine Ausflug hatte ungefähr eine Meile im Meer umfaßt. Diese erhabene Scene hatte in Frau Nibiere ein frommes Gefühl erweckt. Sie sagte sich, daß der Schöpser dieser großen Wunder den Schwachen, den Unglücklichen, den Unschuldigen nicht verlassen würde. Gebäude des Arsenals, alle Details des biere halt« ein- kleines Fernrohr mitge nommcn. Marie bemächtigte sich desselben mit kindlicher Lebhaftigkeit. Bei jeder neuen Entdeckung stieß sie einen Schrei der Ucberrafchung und Freude aus. Die yuais, die Häuser, die Matten, die Schiffe Plötzlich rief Marie: „Mama, was sind das für rothe Män ner, welche ich auf den Barken rudern sehe?" „Es sind Galeerensträflinge," antwor tete ihre Mutter, das Auge auf Susanne gerichtet. „Galeerensträflinge! Und was machen die?" „Sie arbeiten, zur Strafe für ihre Feh- Während dieses kurzen Gespräches ver lor Frau von Riöiere Susanne nicht aus den Augen. Diese hatte Marien auf ihre Kniee genommen. Es war unmöglich, zu bemerken, ob Susanne etwas verstanden oder ob ste stch wie gewöhnlich ihrer na türlichen Zärtlichkeit für Marie hingab. „Wir wollen morgen hingehen," sagte Frau von Ribiere zu ihrer Tochter, „und ste besuchen." „Um ste zu trösten?" sagte das Kind, dessen naive Neugier sich in sanftes Mit leid verwandelte. „Ja, um ste zu trösten," sagte dir Mut ter, immer Susanne anblickend, die in ih rem Stillschweigen beharrte. „Lazare, es ist spät, kehren wir nach Carqueiranne zurück!" sagte Frau von Ribiere zum Ächiffer. Sie dachte ohne Zweifel, daß diese Vor bereitung für heute genügend sei. v. Frau von Nibiere wurde am anderen Tage im Arsenal mit ganz besonderer Aus zeichnung kmpfangen. Ungeachtet Ihrer natürlichen Schüchternheit und befcheide nen Stellung al» Frau eines Beamten in einer kleinen Statt, hatte man für sie Dame. Sie theilte sich indeß die Ehre nicht zu, sondern schrieb einen großen Theil den Umständen bei, welche sie hiehergesührt hatten und hauptsächlich ter Anwesenheit Susannens. Sträflinge die Erlaubniß haben, kleine Gegenstände, welche ste gefertigt, zu ver kaufen, und daß man sich darauf in ten solle. Zwei Schiffslieulenants von ritterlicher Höflichkeit wurden Frau von Ribiere als Führer gegeben. Sie beobachten mit neu gieriger Sympathie dieses schweigsame junge Mädchen, deren Schönheit noch die Idee überstieg, welche ste stch davon ge macht halten; ihre Augen fragten tiefes lebende Räthsel, das nicht geneigt schien, stch errathen zu lassen. In dem Saal, wo die sabricirtcn Pro dukte ausgestellt waren, bekundete Su sanne nicht nur eine kindliche Freude, son dern auch ein sehr lebhaftes Verlangen, eine gute Anzahl von diesen Kleinigkeiten zu besitzen. Dieses Verlangen war der Eigensinn eines in Kindheit verfallenen Geniüths. chein sie vielleicht hier an der Schwelle ei »er Thür begegnen konnte, hatte sie nur Sin» für dieses gemeißelte Holz. Ihr ein ziger Gedanke war, einige von diesen Körbchen und Schiffchen „en miniatnre" z» besitzen. Man beeilte sich, sie zu besrie- Susanne Besitzerin von zwanzig dieser kleinen Wersche». Der Augenblick der höchsten Prüfung näherte sich. Der «ine Lieutenant reichte Frau von Nibiere seinen Arm, der andere nahm die Hand Mariens, Susanne ging hinter ihnen; sie stiegen so die große Treppe hinauf, welche zum Commiffar des Bagno führte. theilt. Marie ungeachtet der Sorglosig keit ihres Alters, schien zu verstehen, we gen der Bewegung ihrer Mutter, daß sich etwas Wichtiges vorbereitete. Allein ging die arme Tiefsinnige, ohne Bewußsein da von'zu haben, was man von ihr wollte, der Arzt und der Geistliche des Bagno, Marie hatte sich gegen da» Kleid Sn Man hörte einen schweren Tritt, die Thür öffnete sich und Jakob erschien. Diejenigen, welche ihn führten, hatten ihre Instructionen; sie zogen stch in'S Dunkel zurück und ließen ihn allein ein treten. schone junge Mann, welcher ein Jahr früher mit so hurtigem und sicherem Fuße di« Weiden von Ehadelbos und den Wald von Mescoire durchstrich. Sein Gesicht hatte die Frische der Jugend verloren, seine abgemagerten Züge, seine Bleichheit, de von seinen Leiden. Und doch war es auch nicht dieser schreckliche Ausdruck sium mer Verzweiflung, die duldende Haltung eines ungerecht geschlagenen Wesens, welche er fast beständig von seiner Verhaf tung bi« zum Ende seines Processes be obachtet hatte. Was in seiner neuen Gestalt in ihm herrschte, war eine männliche Resignation, welche nichts gemein hatte mit der Niedrig keit seiner Kettcngesährten. Unter dieser Livree ter Schande bewahrte er, was in dieser schrecklichen Lage am schwierigsten ist, das Ansehen und die Haltung eine« Manne«. Um ihm eine zu heftige Bewegung zu ersparen, hatte ihn der Commissar von dem Besuche, den er erhielt, benachrichtigt. eine Unterredung mit Susanne. Er kannte schon durch «inen Brief des Herrn von Esterac die Art de« Wahnsinns, von der ste betroffen war. Er hatte daher weder eine zu lebhaft« Fr«ud«, noch «in« zu schnitrzhafti U«b«rraschung. ge» dieser Scene mitfühlten, was in sei nem Herzen vorging. Er ging mit offenen ! Armen auf das junge Mädchen zu und rief mit erstickter Stimme: sich an ein Bild zu erinnern, das noch in ihrer Seele schwebte, wie in einem zer brochenen Spiegel? Ein Blip kam in ihre Augen, eine leichte Nöthe färbte ihre Wangen. Sie that einige Schritte zu ihm alle Anwesenden glaubten, sie würde den Namen Jakobs aussprechen, ihm um den Hals fallen und in diesem Augenblicke ihre Vernunft wiedererlangen. Doch so geschah es nicht. war fast in seinen Armen, als man sie plötzlich, nachdem sie mit ihm einen befremdenden Blick gewechselt, zurücktreten sah. Ein Schrei entstieg ihrer Brust und, die Augen verdrehend, rief sie: „Das ist er nicht! Das ist nicht Jakob! Man hat ihn mir genommen!" „Ja, er ist es, es ist Ihr Bräutigam er ist Ihrer würdig Gott wird ihn Ih nen früher oder später zurückgeben," sprach der Geistliche und näherte sich schnell Ja kob. Ungeachtet seines Widerstandes er griff er seine Hände und legte sie in die holte ste. „Ach," rief der Galeerensträfling, „ste hat leider recht; das bin ich nicht mehr, ich bin nicht mehr ter Mann, welche» sie ge liebt hat!" Und große Thränen rollten ihm über das Antlitz. Der Conimiffar glaubte diese traurige Prüfung abkürzen zu müssen. „Es ist nichts mehr zu hoffen," sagte er halblaut zu Frau von Nibiere. * „Leider! Es ist wahr, ich hoffe nichts mehr," antwortete sie mit dem Ausdruck einer tiefen Traurigkeit. Alles war indeß noch nicht zu Ende. Nach einem Augenblick des Stillschweigens ergriff der Commiffar das Wort und, sich der Reihe nach an den Sträfling und an das junge Mädchen wendend, sagte er ernst: „Wir haben nicht auf das Urtheil zu rückzukommen, aber die königliche Milde kann die Strafe kürzen. Sie sind uns durch geehrte Personen empfohlen worden, edle Herzen nehmen an Ihrem Unglück Theil und Ihre gute Führung, welche sich keinen Augenblick, seitdem Sie hier sind, verleugnet hat, bestimmt uns, für Sie zu sprechen. „Ja, Madame," fuhr er fort, während feine Blicke von>< Susanne zu deren Be schützerin gingen, „es ist nicht gesagt, daß Ihre Reise nach Toulon vollständig für Jakob Boucard verloren ist. Hier ist ein Gnadengesuch. Die Gründe sind zahlreich, um auf dieses schuldige Haupt Barmher zigkeit und Verzeihung herabzurufen. Diese Petition ist von Allen unterzeichnet, welche hier irgend eine Autorität sind und mit Ihrem Schützling in Beziehung stehen. Wollen Sie, Madame, daß ich das Gesuch auf dem gewöhnlichen Wege abschicke oder würde es Ihnen in Ihrer unermüdlichen Güte gefallen, es selbst zu besorgen? Hier ist es." Und er überreichte Frau von Nibiere die Petition; sie begann zu lesen und freute sich über die warme Verwendung, welche sie darin fand, als Susanne sich plötzlich auf das Papier stürzte, es ihien Händen entriß und in Stücke zerriß, indem sie mit einer Mischung von Zorn und Schmerz ausrief: „Nein, nein! Ich will nicht! Ich will nicht!" diesem neuen Beweis einer Geistesstörung, für die es keine Heilung gab. Der Abbe erhob seine Augen gen Himmel, der Kom missar konnte ein Zeichen von Ungeduld nicht zurückhalten. Aber er faßte sich als bald und sagte zu dem Galeerensträfling: „Das verspätet die Sache." „Sie hat wieder Recht!" antwortete Jakob mit einem gewissen Stolz und Su sanne mit einem langen und tiefen Blick messend. „Ich sollte nicht durch die Gnade diesen Ort verlassen." Man führte ihn ab. Einige Augenblicke später verabschiedete sich Frau von Ribiere betroffen und entmnthigt von Denen, de ren Gedanke dem ihrigen so gut entspro chen hatte; ste waren ebenfalls entmuthigt durch dieses doppelte Räthsel zu dem allein eine Irrsinnige und ein Sträfling den Schlüssel hatten. K. Bei der Rückkunft nach Hause war Frau von Ribiere nur halb befriedigt. Die Seebäder hatten bei Marie bewunderns würdige Erfolge gehabt, indem ste größer und stärker heimkam; aber Susanne hatte alle Hoffnung getäuscht und ein wenig schlechte Laune mischte stch zu dem Mitge fühl, welches sie ihrer Beschützerin einflößte, i Ahnt« das Mädchen, daß man sie etwas > weniger liebte? Oder hatte sich eine neue i Laune in ihrem kranken Gehirn festgesetzt? ! Thatsache ist, daß Frau von Ribiere, Ao. 2K. d welche ihrem Manne und ihrem Bruder alle Vorfälle der Reise erzählt hatte, bald bemerkte, daß Susannens Besuche weniger i häufig und weniger lang wurden. Ganze , Wochen vergingen, ehe ste wieder erschien. - Marie, welche sie immer mit derselben ? kindlichen Lebhaftigkeit liebte, fragte ihre r Mutter unaufhörlich nach ihr. Diese zog i Erkundigungen ein, und die Nachrichten, k welche sie erhielt, verursachten ihr Unruhe. > Sie hatte eine Kammerfrau, Namens ? Rosalie, etwas familiär, wie alle Dienst boten der Provinz, namentlich wenn ste t sich genug im Hause festgewurzelt glauben. , Rosalie war bei Marie als Bonne ge > Wesen. Man muß das menschliche Herz im > Allgemeinen und das alter Dienstboten im > Besonderen kennen, und man wird nicht über die Eifersucht erstaunen, welche die ! Aufnahme Susannens unddieHinneigung des Kindes für seine neue Gefährtin ihr - eingeflößt hatten. Eines Morgens sah Frau von Ribiere ! ste mit einer wichtigen Miene in ihr Zim mer kommen. Unter dem Vorwande, die Möbel abzustäuben oder ihrer Herrin beim Ankleiden zu helfen, machte ste eine Miene, wie Jemand, der etwas zu sagen hat und sich fragen lasse» will. Sie zuckte mit den Achseln, hob die Augen gen Himmel, stieß große Seufzer aus und betrachtete Frau von Nibiere, welche endlich ungeduldig „Nun, Rosalie, was giebt'S?" „Man ist sehr erstaunt, Madame, über die neuen Gewohnheiten, welche Ihr lle> beS Fräulein Susanne anzunehmen scheint. Es wird ihr sicherlich ein Unglückzustoßen." „Was macht sie denn, die arme Irrsin nige?" „O, die Irrsinnige! Doch man weiß, was man weiß! Was ste macht? Sie führt cin Vagabunden- und Abenteurerleben in den Feldern. Und was das Sonderbarste ist, man begegnet ihr stets an den Orten, welche ihr am »leisten Schreck einflößen sollten." „Wo denn?'' „Bci dem Häuschen des unglücklichen Jakob, beim Priesterfeld, wo Simon Ber ne» ermordet wurde, endlich und haupt sächlich bci dem Hofe des Anselm Eosse ronsse. Der Ort ist ziemlich schlecht im Rufe; der Bauer hat eine böse Miene und sein Knecht, cin Pieinontese von Geburt hat den Schein eines Taugenichts und schlechten Menschen." „Das ist traurig, aber cS erstaunt mich nicht mehr, als das klebrige. Die Ver nunft nnd das Gedächtniß Susannens sind Zleich getrübt. Diese finsteren Plätze, welche uns Furcht einjagen würden, erin nern sie an das ganze Unglück, »ein ste zum Opfer gefallen. Wer weiß? Vielleicht ist es eine fixe Idee, welche sie auf den Schauplatz des Verbrechens führt. Sie gtaubt hier irgend ein Andenken, irgend eine Spur zu finden, das ist es." „Ja," erwiderte Rosalie; „aber man hat sie mit dem Piemontesen sprechen sehen, sich von ihm begleiten lassen, bald auf den Weg, bald in den Wald. Und jetzt sagt man, daß er ste liebt. Wenn er mit ihr spricht, leuchten seine Augen wie zwei glühende Kohlen unter dem Blase balg." „Aber eS ist unmöglich," sagte Frau von Nibiere, ihre Unruhe verbergend, „daßman ste ohne Schutz lasse!" „Die jungen Leute des Dorfes haben stch schon besprochen, auf Matteo Perondi das ist der Name des Piemontesen Acht zu haben. Sie sind entschlossen, mit ihm ohne Barmherzigkeit zu verfahren, wenn er Miene machen sollte, den Zustand Susannens zu mißbrauchen. Aber man kann sie nicht bewachen von Morgens bis Abends und von Abends bis Morgens. Die Berge sind hoch, ter Wald dicht, die Felder einsam und ein Unglück kommt so schnell —" „Großer Gott, weiter fehlte nicht«!" rief Frau von Ribiere, von einem schreck lichen Gedanke» getroffen, welcher ihr noch nicht in den Sinn gekommen war, „Das Unglück Susannens konnte sich also noch vergrößern?" In diesem Augenblicke trat Marie in das Zimmer, srisch wie eine Rose und leicht wie ein Vogel. „Mama, Mama," sagte sie, „als wir in Carqueiranne waren und ich nicht in'S Wasser gehen wollte, versprachst Du mir, wenn ich recht artig wäre, zur Belohnung Alle» zu thun, was ich verlange. Nun bitte ich Dich, mit mir auf den Markt nach Bigan zu gehen." „Auf den Markt nach Vigan? Was ist das für eine Jtee!" „Denke Dir, da giebt es Bären, Hunde, Papageien, welche .guten Tag!' und ,gu ten Abend!' sagen, Affen, welche Gesichter schneiden, aber so drollig, so drollig! Und die Musik! Die Tambour«! Die Mario»- »ettentheater! Schöne Herren und Damen in Wachs! ES ist prächtig! Ach, ich bitte Dich! Du weißt, daß Tante Sophie Dich (Siehe «ierte Seite.)