Scr.inton UocllrM.lt! 3. Jahrgang. Dr. F. Bodeman, Eedar Straße, Im Hause des Herrn Peter Franz. OPce-Stu.iden, Morgens von S—9 Nachmittag« „ !>—<> Abends ~ B—98 —9 In Abwescnheit wird Herr Franz Nachricht er theilen. ?mz7 Dr. Cainill Krejci, Arzt, Wundarzt u. Geburtshelfer, Offire in Wyoming Avenue, Kaiser'S Hau», ordinirt von l l Uhr Lorinittag« bis Z Uhr Nach mittags täglich. Impfung jeden Montag, Mittwoch nnd Frei tag, von t i Vorm. bis 3 Uhr Nachm. 28n7 Dr. Deutscher Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer. "l>lsB°' Gustav Hahn, Advokat und Nechts-Auwalt, " Januar tBtit>. ba Chas. Dupout Breck, Advokat und Sachwalter, Gesellschaft fähr/fort, zu Friedrich Schräder, Fabrikant von sprudelndem Vronk Bier, Sarlaparilta und Mineralwasser, liefert. znlraglich ist. Das Geschäft steht G. Walter, S Assec^ra^ Alle Arien von Eon lraNe Scranton, ZV. Jan. 18KK. 1j John (Y. Sailor S» Co., i^nd^Prov^one»^ M. Green. 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Aber nein, die Zeit verging; man fragte die Posthalterin von Villefort, eine alte geschwätzige Frau, man sprach mit Herrn von Esterac und erfuhr bestimmt, daß Su sanne Alles aufbewahie und nichts fort schicke. nun, daß sie diese beiden Ideen festhalten Geld an Jacob zu schicken? Nein, sie spielt damit wie die Kinder —o, die Arme! In diesem herumirrenden Leben bemerkte man, daß sie eine maschinenmäßige Regel mäßigkeit beobachte. Alle Sonnabendever brachte sie in den Feldern und hielt Ernte. Sie wußte, wo die schönsten Blumen aller Art wuchsen. Oft sah man sie über die Felsen springen, leicht wie ein Hirsch, graziös wie eine Sylphide. Wenn sie so dahinschwebte, schien »S denen, welche sie von unten beobachteten, als würde sie von einer unsichtbaren Macht über dem Abgrund gehakten. Es war kein Weib mehr, sondern ein Engel, und diese häufigen Episoden trugen vollend« dazu bei, ihr den Charakter einer phantastischen Erscheinung zu geben. „Ack, diese Unglückliche! Wenn sie Ih ren Verstand hätte, würde sie sich schon tausend Mal den Fuß gebrochen haben," sagten die Bergbewohner. „Habt keine Furcht, sie steht in höherem Schutz," erwiderten die Frauen. Aus den Blumen machte sie reizende BouquetS, etwas wie eine ländliche Poesie mit göttlicher Schönheit. Sonntags, am besten gekreidet, aber immer in Schwarz, ging sie theils in die Landhäuser der Um gegend, theils nach Vlllesort ausden Kirch- Platz und bot den vornehmen Damen ihre Bouquet« in einem niedlichen Körbchen an. Einige Male sogar, al» die Er«te eine gute gewesen, als sie die seltensten Arten der Flora der Sevennen mitge bracht, ließ sie sich nach Mende fahren und > erhielt hier doppelte Preise. Bald wurde sie das allgemeine De fpräch auch in der Stadt. Jäger aus der Stadt, welche dem jungen Mädchen bei der Verfolgung des Wildes begegnet waren, drückten ihre Verwunderung aus über ihre Luftsprünge. Sie wurde jetzt wie ein reines und unschuldiges Opfer der Liebe behandelt. Man riß sich daher um Susannen« Bouquet«; man versuchte, sie zum Sprechen zu bringen, aber ver geben«. Am nächsten Sonntag kam Susanne in die Kathedrale zur Messe, wo sich die ganze schöne Welt vereinigte. Sie hatte ihre BouquetS in einem befreundeten Hause gelassen; sie trat in die Kirche, ohne Je- mand zu sehen, tauchte ihre Finger in An Weihkessel, machte das Zeichen und ging in eine Seitencapelle, wo man sie nieder- Madame Belviale stieß ihre Nachbarin an und machte ste auf die Knieende auf merksam. Bald richteten sich alle Augen auf sie man weiß, daß die Messe der vornehmen Welt nur eine Art Rendezvous, ein gegenseitige« Sichzeigen ist. „Sie ist die ganze Margarethe im Faust," sagte man. Man war überzeugt, daß Susanne, einmal in der Kirche, in der Gegenwart Gottes, in den Besitz ihrer geistigen Fähigkeiten zurücktrete und fähig würde, zu beten. Eine Stunde nachher zeigten sich auf dem Kirchplatzt mehrere Gruppen aus ver schiedenen Classen der Gesellschaft. Su sanne ging vorüber, ohne daß sie die Worte und Bezeigungen der Sympathie, welche laut wurden, zu beachten schien. Sie erkannte die jungen Mädchen nicht wieder, welche ihr freundschaftlich zulächel ten oder sanft die Augen gen Himmel er hoben, als wollten sie seine Barmherzigkeit für die arme Irre anflehen. Sie schien nur zu bedenken, daß die Gegenwart so vieler Leute ein geeigneter Augenblick zum Verkauf ihrer BouquetS wäre. Sie ging, sie zu holen; als sie zurückkam, war der Platz fast leer. Die Gruppe der vornehmen Herren und Damen war auf Einladung der Frau de« Präfecten in einem der Salons der Präfectur eingetreten. Ein Bedienter erhielt den Befehl, Su sanne zu suchen. Sie kam und ihre Bou quetS wurden gut bezahlt. Darauf sprach man mit ihr von Jacob; man fragte sie, ob sie ihn nicht gern sehen möchte. Sie antwortete durch ein lautes Lachen. In diesem Augenblick trat Herr Anton Favernay in den Salon. Er hatte vor gestern seine Ernennung al« General-Ad vocat in Rouen erhalten und kam, Adschied zunehmen. Sein Ruhm verminderte sich, je mehr da» einstimmige Mitgefühl für Jacob und Susanne sich vermehrte. Wie versichert wurde, hatte Herr Faver nay um die Hand der Valentine von Prangy angehalten. Die Eltern hatten, ehe sie antworteten, sich über «in« werlh volle Frage beunruhigt. Sie wollten wis sen, ob Herr Favernay der Familie der Marquis von Favernay angehöre. Der Prokurator hatte geantwortet, daß er es nicht genau wisse, Se. Excellenz der Sie gelbewahler dürfte aber im Stande fein, darüber Auskunst zu geben. Diese Auskunft hatte nicht genügend geschienen und der Bewerber war höflich abgewiesen worden. So wurde wenigstens die Geschichte erzählt, worüber sich der Bürgerstand nicht wenig amüsirte. Beim Eintritt Favernay'S preßte die gleiche Sensation alle Herzen. Susanne stand mitten im Salon, den leeren Korb in der Hand. Sie heftete ihre großen schwarzen Augen auf den Neuangekom mtnr» und schien ihn nicht wieder zu er kennen. Die aufmerksam auf sie gerichte ten Blick« sahen weder ihr« Wangen er blrichen, noch ihr« Stirn sich verfinstern, noch ihr Mieder sich bewegen. Die Da men berathschlagten sich einen Augenblick mit leiser Stimme. Bald darauf nahm Madame Belvial ihr Bouquet, welches sie auf das Piano g«l«gt hatt«, und, auf Fa v«rnay zeigend, sagte st« zu Susann«: „Da, mein Kind, geh und stecke mit Deiner schonen Hand dies« Blumen in da« Knopfloch jene« H«rrn." Susann« blickte sie mit einer naiven und erstaunten Miene an, ging auf d«n Mann zu, der zur Verurtheilung Jacob« sehr viel beigetragen hatte, und ohn« zu zögrrn, ohn« daß ihre Hand zitterte be festigt« fi« »ine hübsche Rose an dem Rocke Favernay'S. Dieser war bleicher als sie. „Es ist klar," murmelten die Anwesen den, „st« w«iß von nicht» m«hr, das Uebel ist unh«ilbar." Susanne machte ein« Vtrbeugung und ging hinaus auf ter Trepp« hörte man sie den reizenden Gesang der Magali an stimmen, so populär ia jener Gegend „O Magali, warft Dn in den Liiflei, da« Boge lein, so wollle ich dein Jäger sein, ich würde nach dir jagen, o Magali, O Magali, wärst du ein schöne« Röselein, so wollte ich der «i-chmetterling sein, ich würde Unter den Frauen, welche dieser trauri gen Scene beiwohnten, war ein« von sünsunddreißig bi« vierzig lahren, welche sich ein wenig entfernt gehalten hatte. Ihre Figur bot nicht« Bemerkeniwerthes und man sah leicht aus der Einfachheit ihrer Haltung, daß sie nicht bemerkt sein wollte. Der ganze Reiz ihre« Gesichtes druck von Sanstmuth und Güte. E« war eine von den grauen, denen man manchmal in der Welt begegnet. Anfang« beachtet man sie kaum, aber wenn ein Zufall uns ihnen nähert, so sehen wir gern diese Figur, von der ein inneres Licht auf uns überströmt. Es ist keine Leid«»- Frau unsere Schwester wäre. Diese Dame folgte Susannen auf dem Schritte nach; sie Holle sie auf der Straße ein und neben ihr gehend, sagte sie: „Susanne, mein theure« Kind, wollen Sie nicht zu mir kommen, sich ein wenig Susanne machle noch einige Schritte, wie eine Maschine, und blieb dann stehen. „Kommen Sie," sagte die Dame, „Sit sollen meine kleine hübsche Marie sehen, sie ist sehr liebenswürdig." Dasselbe Stillschweigen, dieselbe Unbe weglichkeit Susannen». „Ach, es ist wahr," sagte ste darauf, „Sie wissen nicht meinen Namen, ich heiße Frau von Ribiere." Sie suchte die Hand de« jungen Mäd chens zu nehmen; dieses aber zog seine Hand zurück und antwortete nicht. Di« Dame fuhr fort: „Frau von Ribiere, Schwester des Herrn von Esterac," ß« betonte diesen Namen mit tiefem Gefühl, „Herr von Esterac, welcher Sie liebt und welcher, so wie Sie, sicher an die Unschuld Jacobs glaubt. Nun, mein Kind, wollen Sie kommen?" Diesmal leuchtete ein Blitz in Susan nens Augen, sie heftet« auf Frau von Ri biere «inen ergebenen und dankbaren Blick, wie ein Hund, den man liebkos't, nachdem ihn Andere geschlagen. Und sie antwortete: ~Ja." Versetzen wir un» «in«n Monat fpät«r in «in einfaches Landhaus in der Nähe von Mende, an dem Wege nach Villefort gelegen. einer Art Jnstinct geleitet, hatt« sich all mntter, hatte Stunde für Stunde alle Zweifel ihres Mannes in der Angelegen heit Jakob BoucardS getheilt. Sie hatt« gesehen wie er zuerst an die Unschuld Ja kobs glaubte, dann aber war er durch das bestimmt worden, was man den Augen schein nennt. Und selbst diesem Augen schein gegenüber, indem er ganz und gar seine Pflichten als Jnstruction«richter «r -pfunden, welch« d«m Eif«r und d«r Ueber« zeugung Favernay'S schroff gegenüber standen. Di«s«r Zustand konnt« Frau von Ri bicr« nicht «ntgtht«. Sie glaubte sehr gern, daß diese« Mal die menschlich« Justiz sich getäuscht habe. Sie liebte leidenschaftlich ihren Bruder, welchen sie unaufhörlich zu Jakob« Gun sten protestiren hörte; der alten Madelai ne, die Mutter dieses Unglückliche«, hatte sie ei« treues Andenken bewahrt, dieselbe hatt« si« in ihrer Kindheit gekannt. Sie b«obachtet« «ine Art Neutralität, indem sie sich erinnerte, daß sie, die Frau eines Beamten, ten Beschlüsse« ihres Manne« nicht widersprechen dürfe. Aber ihr« mitfühlend« Seel« sprach lau ter, als all« di«s« Zurückhaltung; Nirmand hatt« so viel Mitleid mit Susanne und dem Verurtheill««, al» Fran von Ribitr«. Als si« erfuhr, daß in Folge de« schreck lichen Ereignisse« das junge Mädchen wahnsinnig geworden sei, al« Esterac, der erste Z»«ge dieses neue« Unglück«, ihr die Details erzählte, tndem er kaum seine Seufzer zurückhalten konnte, fühlte sie sich von einem unendlichen Verlangen ergriffen, diesem armen OpferHeilungzuverschaffen. Wir haben gesehen, wie sie di« erst« G«- l«g«nheit btnntzle, die sich darbot, um sich Susann« zu nähern. Einige Wochen verflossen und bald hatt« Frau von Nibier« ei««« neuen Grund, ihren Schützling an sich zu fesseln. Ihre Tugenden und mütterlichen Zärt lichkeiten waren grausam geprüft worden. In einem Zwischenraume »on drei Jah ren, fast in demselben Alter sech« bi« siebe« Jahr« war dir ältrst« Sohn und di« Tochter an «in«r Krankheit gestorben, welche di« Wissenschaft d«r A«rzt« nicht «r -gründen konnt«; Fieber oderGehirncong«- stionkn hatte» in wenigen Stund«» dies« armen kleinen Wesen unter schncklichen Krämpfen dahingerafft. Die Verzweiflung der Frau von Ribiere bei dem Tode ihres ersten Kindes war so groß, daß, als sie das zweite verlor, man ernste Befürchtungen für ihr Leben hegte. Sie erholte sich langsam wieder und einige Jahre nachher bracht« ihr ein reizendes Töchterlein ein« unau«sprechlich« inner« Fieude. Als sie da« Kind an ihre Brust drückte, glaubt« st« in d«ms«lb«n diejenigen zu er -5 kenn«», welche sie verloren, und mitAengst lichkeit fragte sie sich, ob dieser hohe Trost sich nicht wieder in hohen Schmerz ver wandeln wtrd«. Ao. 23. Frau von Ribier», abivrchselnd glücklich und unglücklich durch dies« hatt« nur Aug«nblick« der Freude und nicht «i -neu Tag der Sicherheit. In dem r«iz«n. den Antlitz ihr«r kleinen Marie schien sie die Züge Georgs und Luisen« wi«d«rzu sehen, der beiden Kinder, welche sie beweint«. Auf den leisesten Schrei, auf den leise sten Anfall von Husten gab e« Schrecken und Unruhe ohne End«. E« gab Aug«n blicke, wo di« süßen Liebkosungen Marien« sie «rschncktrn wi« «in« Drohung; dann wi«d«r, wo sie sich vorwarf, Gott«» Zorn auf ihr Kind zu zi«h«n, w«il si« dies«« mehr liebt«, als ihn. Aufrichtig« Christin, aber noch mehr Mutter als Christin, bat ste den Himmel, lieber ihr L«b«n zu n«h «en und da« Marien? zu schonen, auf je den Fall aber ihr genug Resignation und Muth zu verleihen, um alle Prüfungen ertragen zu können. Das Ende des Mai brachte «in schmerz haft«« JahrrSgedächtniß. I« dem Augen blicke, wo Fra» von Ribiere sich mit Su fanne verbunden hatte, erreichte Marie das Alter, welche« für ihren Bender «z>d ihre Schwester so verhängnißvoll gewes«« war. Gleich am ersten Tage war «in« lebhaft« Neigung zwischen dem Kinde und der un glücklichen Kranken entstanden. Marie reichte Susannen ihre rosigen Wangen und, sich in den Armen emporheben las send, gab sie ihr die Küsse mit jenem hüb schen Lärmen wieder, welcher zugleich Mu sik und Sprache ist. In Gegenwart diese« engelhaften Ge schöpfe« schien Susanne zu vergessen, was ihre Seele, den Lauf ihrer Gefühle und Gedanken gestört hatte, wie ein schnell«» Lvass«r durch da» Ei» angehalten wird. Eine große Zärtlichkeit malte sich auf ih rem Gesicht. Ihr« Worte drückten au», wie sehr sie sich an ihrer neuen Freundin erfreue. ES lag/(was Rührendes in der plötzli chen Annäherung dieser beiden Kindhei» ten; denn die Wesen, deren Vernunft ge schwächt ist. ohne daß ihr« Narrhrit «in«n Charakter von Heftigkeit enthält, werden wieder Kinder; sie haben deren Schwäche, deren Eigensinn und Anmuth. Dieser Blitz von Freude und Hoffnung war von kurzer Dauer. Acht Tage später wurde Marie schwer krank und die ersten Symptome erinnerten nur zu genau an das, was dem Tod« G«orgs und Luisens vorhergegangen war. Ja dem Haus« herrschte eine solche Angst, daß man f«lbst die Fähigkeit verlor, gegen die Gefahr zu kämpfen. Herr Ribier« irrt« wie ein Ge spenst von Zimmer zu Zimmer. Der Arzt, «in der Familie, schrieb zitternd seine Recepte, er sah das schnelle Fort schreiten des Uebels. Die Mutter war verwirrt; sie sah schon ihre Tochter todt, wie ihr« ander«» b«id«n Kinder, und diese Hoffnungslosigkeit, d«r Gedanke ihren Schatz zu verlier««, macht« st« unfähig zu Allem. All« Augenblicke «rgriff fl« die glühen den Hände Marien«, drückt« ihre Lippen auf ihre Stirn, wo die Schweißtropfen p«rlten, sucht« in d«m Blicke de« Arzte« die Tiefe der Gefahr oder da« Lrnchtrn d«r Hoffnung und si«l dann »itder «rfchöpft auf ihren Stuhl zurück. Ihr Bruder, Herr von Esterac, dessen Hingebung und Festigkeit ihr groß« Hilfe hätt«n l«ist«n könne», war feit «inigen Tag«» auf einer begriffen. In di«f«r schr«ckllchen Krisis blieb allein Susanne ruhig und konnte l» diesem ver zagten Hanse unendlich« Dknst« leisten. Man hätte sagen können, daß in dem Augenblick«, wo all« Welt um si« de» Kopf verlor, sie ihre Vernunft wiedererhi«lt.r«in maschinenmäßig zu leben, bestimmte si« zu tiner mechanischen Regelmäßigkeit, w«lch« dem kranken Kind« nur nützt«. Außerdem hatte Mari« b«i dem «rst«» Fieberansall so lebhaft di« Pfleg« Susan nen« verlangt, daß Frau »on Ribier« sich an si« als die einzige Rettung hielt. Es war allein Susann«, welch« Mari«» bestimmen konnt«, wenn e« sich darum handelt«, mehr od«r minder übelschmeckende Getränk« zu sich zu nehm«», sich Ei« auf di« kl«in«n Torturen zu ertrage», welche der Behandlung der Kinderkrankheit«» so vi«l« Schwierigkeit«» tntg»gens«tz«n. Di« n«unte Nacht, sagt« der Arzt, würd« tntschtidtnd s«in. Nachdem man Herrn von Ribier« b«schwor«n hatt«, sich riaiß« Stunden Ruhe zu gönnen, hatt« «r sich zurückgezogen. Die Mutter und Susanne wacht««; von zw«i zu zw«i Stund«» mußt« di« Klein« «inen Trank nehme», bestimmt, dem Ueb«rgang d«« Fi«b«r« nach d«« Gr hir» vorzubeugen. Man kann sich diese Nachtwache leicht vorstell«n. Ein tiefe« Schweig«» herrschte draußen, da« Schweigen d«r Sommer nacht« auf dem Land«. Drin»«« hörte man k«in ander«« Geräusch, al« da« lick (Siehe »irrte Seit«.)