Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 07, 1869, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    HcrNnto« MockenblM.
3. Zahrganq.
Dr. F. B ödem an,
Office-Stn.iden, Morgens von B—!>
Nachmittags „ Ii
AbendS „
Dr. Cantill Krejc!,
Arzt, Wundarzt n. Geburtshelfer,
Office in Wyoming Avenue, Kaiser s Haus,
vrdinirt von 11 Nhr Vormittags bis 8 Uhr Nach
mittags taglich.
Impfung jeden Montag. Mittwoch und Frei
tag, von I l Vorm. bis 3 Uhr Nachm. 28n7
vr.
Deutscher Arzt,
Wundarzt und Geburtshelfer.
im Hause von Peter Franz,
l—Z. «bendS voii'
G nstav >Y akn,
Advokat uud NechtS-Autvalt,
Wilkesbarre, Luzerne So., Pa,,
empfiehlt sich dem deutschen Publikum in alle» in
sein Hach^emschla>,tndm^^s^
im Dienste Verlesungen erhietten und arbeitsun
fähig wurden, und für die Wittwen gefallener Sol
jäten, sowie Eolleklione» gegen die Ber. Staaten
werde» aufs Pünktlichste besorgt.
Paff» für Solche, welche nach dem Ausland
eisen, werden schnell ausgestellt.
Office mit Stanley ZSoodward, Esq., Franklin
Straße, der PreSbvtcrianifchen Kirche gegenüber.
111. Januar Mili. ba
Chas. Dupont Breck,
Advokat und Sachwalter,
genier Agent für die Coming Eonntv
BerficherungS Co., inkorporirt Ivw. Kapikäfliber
Friedrich
Sarlaparilta und Mineraiwasser,
niing Avenue.
Porter, Ale und Vagerbier,
in zu den niedrigsten Preisen im
«esuiidheit sehr Mräßch ist. Das Ge^chäft^steht
Aufträge, welche bei Herrn John Zeidler abge
geben oder durch die Post mir zugesandt werden,
finden prompte Berücksichtigung.
2>>b<> Fr. Schräder.
L. Stewart Potter, Nachfolger von
G. H. Walter,
Schiffs- uud Asseeurauz-Ageut,
Avenue, nahe dein lepot.
Der Unterzeichnete empfiehlt sich zur Beförder
ung von Personen und Packeten von und nach
irgend einem Platze in Deutschland, Frankreich,
England, Salifornie», TeraS und Meriko, sowie
zur Besorgung »on Vollmachten, Reise-Pässen,
Geldsendungen und Geld-Einziehungen.
Auch ist derselbe Agent für einige der sichersten
und besten Feuer, und Leben-VersichecungsEo.
Alle Arten vou Eontrakten fertigt ans
! i„ 1
Hüte und Kappen
Einem verehrten deutschen Publikum hiermit
die ergebene Anzeige, daß ich stet« ein ansaewähl
tes Lager von Hüten und Kappen vorräthia halte
und zu den billigsten Preisen verkaufe.
Pel,Waaren aller Art werden raparirt oder
auf Bestellung neu angefertigt.
2906 Ä)7 Penn Avenue.
Schnh- und Stiefel-Gefcbäft,
in I. Zeidler'S neuem Gebäude.
Unterzeichneter hat eine Werkstätte an obigem
Platze eröffnet und ladet Alle, welche ein vorzüg
liche« Paar Stiefeln wünschen, höflichst zum Be
»che ein. Neue Arbeit, sowie Reparaturen wer
den schnell und gut besorgt.
2Zmi7 Joseph Henkar.
Tlft Lackawanna Avenue stv
Philipp Doerfan«,
halt ein hübsches, mit Borsicht ausgewähltes La
ger «on Tüchern für Herren-Kleider der neuesten
»ad geschmackvollsten Mode und besten Sorte an
«elchi er aufs Beste schneidet und macht
Zn» billiger, als dieselben Stoffe und Kleider ir- !
endwo in der Stadt angefertigt werden können.
LackatvannaAveuuelltt
... Tcraut?»
Meffing^^R^
5 Wiefierei,
von John Maclare».
Werkstätte in 4 Sliff Straße, Office im
Modell und federndere Arbeit
Fertige Arbeit an Hand oder auf Bestellung an
gefertigt. Njntt
Jakob Kraft, Schmied,
Ecke ber Franklin Avenue und Lindenstraße, hat
jetzt einen guten Wagner beschäftigt, welcher gute
und da Ii er hafte Arbeit liefert. Er bittet daher um
p"mp'e.unr
Blätter-Taback
zu den billigsten Preisen
Karl D. Neilffer,
Kapp»,,- Fabrik,nt,
bcuste Anzeige, das; ich nebe» mrincin woblassor
l Art auch Woljwaarcn, Spielsa chen, Vi! -
und
' I«',/?' l^D^N en sfee^
Günstcc K» .vull.
Großes Mobilien-Laqer.
Neues Möbel-Geschnft.
Scra»t«n, 26 Febr 16<it>.
(?edarstraße Möbel-Geschäft.
von David Neuis und. Sohn.
den iiicdrjgftc» Preisen prompt ausgeführt.
t-Kda David Neuis und Soli».
F. I. Schwab.
Cigarren-Fabrikant,
Handler in Nanch-, Schnupf- nnd ?1a»-Tabak,
Pfeife», Pfeifenrohren. Zimddolzche» ».,
l >8 Süd Mai» Straße, oberhalb Nortbaiwlon.
WilkeSbarre, Pa.
Bestellungen von Auswärts werden prompt be-
Germtttttts
Lebens - Vcrsichk» imgs - Yo»ipl>ii»><r,
zu Rcw-Äork.
Kapitatuud Ueberschuß, S 77t>,t>X>W
Jährliches Einkommen 5,M,(X»ti M
Versicherungen i7,nm»><) ix>
ist Agent für diese Gesell-
Versicherte Personen haben ihre Prämien a»
ihn in zahlen. M. Melle», Alderman,
22,11 Office: PittSton Avenue, Scranton.
Fischer und jtronzer,
Verkäufer vou
Grocerien »ud Provisionen,
Wrocerien, Mekl und Futter, deutsche Früchte,
Zucker, Kaffee, Thee », sw. Das deuischc Pu
blikum ist ringeladeu, uns seiner Kundschaft
Tcht Euch vor,
so lange es Zeit ist!
Der Unterzeichnete hat seit den letzten Paar
Wochen ununterbrochene Zusendungen von Waa
ren erkalten, welche er in New-Aork und anderen
Fabrikorte» des Osten« selbst ausgewädlt bat »ud
für die jetzige Zeit und den komiuendtn Winter
besonders angemessen sind.
Darunter befinden sich außer der gew-hulichen
Auswahl von modernen, leichten aber dauerhaften
Schuhen nnd Stiefeln.
ein reichhaltiger Vorrath von schweren Waaren,
wie sie dem Handwerker und Arbeiter besonders
angemessen sind.
Was Preise und Qualität der Waaren anbe
langt, so ist das Geschäft des ll»terzeichneien i»
dieser Hinsicht zu gut bekannt, »m des AufpnffenS
zu bedürfen.
Käufer besondere Vortheile zu wie er
überhaupt in jeder Beziehung die Conkirrenz
herausfordert.
Kleinliäudler aus Stadt und Vand sind einge
sein Vager zu besichtigen, ehe sie sonftwo
M Goldsmitk.
Avenue,
Brock K Kintz,
MI Penn Ave..
Aamilien-
Groeeries ä: Provisions,
hallen die besten Sorten von Familie».Mehl, so
wie Roggtnmehl, beständig auf Vager.
Deutsche Früchte und alle sonstigen in unser
Washington Hotel,
Ecke der S-da, und Älterstraße, Seeanlon, Pa.
Job» Rosen.
Scraiita», Luzerne County, Pa., Donnerstag den <. Januar IBK9.
Wilhelm Friedr. Kiesel,
Wechsel-.
Liverpool,
zu bedeutend erinäßigle» Preist» »»SziisteUeii.
Auszahlungen ermittelst Wechsel oder durch die
Post. Für alle durch mich besorgten Ge
besorg». Kiesels
I. Nobmson Lk Co.
Vrinirrei und Lagerbier-Salon,
Liquorhanbler im Kleinen u. Große». Import«
Serantoii, ll>. l?a
George Pfeffer,
Blech- und Eisenwaaren,
Hält immer vorräthig ein gute Auswahl von
»cur» Lese», Schlosser, Bänder und ähnliche Ar
tikel, sowie Blechwaaren jeder Art. Preise billig
und Waare gut. Nagvba
Joseph Ober,
!i2l Penn Avenue, —Fabrikant vou
Blech-, Kupfer- «K Eisenwaaren,
hält stet« tine gute Auswahl von Koch, und Heiz.
Oefen. sowie alle dem Haushalt nöthige» Gegen
stände, als Messer, Gabel», Löffel, Bügeleisen
bester Qualität.
Besonder!! empfiehlt er seine aufs dauerhafteste
gemachte Blechdächer uud Dachrinnen.
HydrantS, Bleiröhrcn und Wasserleitungen
jeder Art. AimK
Leder Wandlung.
r°h> wie auch auswärt« diene zur Viachrich», dag
wir stets vorräthig halten importirteS französisches
Nalb- und Kipleder (direkt von den gabrikanten
!» Frankreich), amerikanisches Kalb- u. Kipleder,
Äluer alle Torte» Sohlleder, von W bis
.u !8 EentS per Pfund, sowie besten iinportirten
amerikanische» Besap (Lining).
Wir verkaufen billiger für Eash, als irgend ein
'hnlichrs Geschäft in der Stadt und »mgcgcnd.
Kommt und überzeugt euch!
l!h»?. Ochs und John D iehl,
im Bascment des Herrn Theodore Bürger,
>I»8 Lackawanna Avenue.
Depositen- nnd Spar-Bank.
(yeo. «anderson vi Co..
Etahllrt in 185 S.
An speziellen oder Spar-Depositen zahlen si«
Sechs Prozent Interessen
znd haben dieselben s-it zehn Jahren bezahlt.
Wechsel zum Berkauf auf England, Irland,
Schottland und Wales, in Summen von
>ind aufwärts, zu de» niedrigsten Raten,
l)». Januar jgüB.
An die Barfüßler.
Diese» und allen Anderen diene zur Nachricht,
taß Jakob Galland an seinem alten Stand, Ecke
>er Penn Avenue und Liiidenstraße, eine» ausge
-väblten Borrath von Stiefeln, Schuhen, Pan
offeln u»d allen in dieses Aach einschlagenden
ilrttkel hält und zu den billigsten Preisen verkauft.
Regenftbirmen und'viclen audereii schönen
Dieses Zweiggeschäft steht untcr der Leitung
>eS Hrn. L. Simon. Sli.,pB
Deutsche >^eb,Li»nie.
Die Unterzeichnete erlaubt sich anzuzeigen, daß
ie sich als
lier niedergelassen hat.
Da mir das beste Zeugniß voi. der K. Landes
icbäranstalt in Stuttgart zur Seite steht, i» wel
«er ich praktizirte, so empfehle ich mich den ver
ehrten graue» in Scranton und Ilmgeaend, in
'itsem Fache meine Hülfe gefälligst in Anspruch
>ei Frauen bin ich im Ztanrc auSjiiführen,
Meine Wohnung ist dle Ecke zunächst der neuen
puddelmüdle. Achtungsvollst
Lpart (»uer Geld.
Scrauton Gp irtasse.
Dieses 7inst!tnt ist eröffnet ,n
No. 3t>!» Lackawanna Avenue,
tgegeuiiber der Post,)
ur Entgegennahnic von Depositen im Betrag«
'on nicht weniger als einem Dollar von
) Ii g e ii i e u r e »,
W eiber n,
ind Anderen, an welchen Interesse» erlaubt
verde» i» Uebereinstimmung mit den gedruckten
?vii den Unterzeichneten oder von der Bank z» be-
JameS Blair, Präsident.
lamcS Archbald, > „>. .
I ° hnH, Sulphin, j
OSrar S. Moore, Eashier.
nnd Verwalter.
JameS Blair, Jodn Handle»,
I-meS Archbald, Sanford Grant,
H. Sntphin, I. g. Hu»,.
Daniel Howe», George Fisher,
JameS S. Slociim.
S.ranlon, !!. Okt. tBli7.
Ivhn Rosen, Küsrr,
mtpsiebl» sich de,» deutsche» Publikum von Sera».
!on und Umgegend zur Anfertigung von allen in
ein Geschäft einschlagenden neuen Arbeiten. Re
paraturen werde» ebenfalls prompt nnd zur Zu
Zu erfragen Ecke der Eedar nnd Alderstraß»,
l l. Ward, oder in Herrn Robinsons Brauerei,
»l»? Job» Rosen, Küfer.
«6" GefchäftS-Karten.
Q. Carman, Händlerin
PineßrookKohlen
Office in No. lvS Prnn Avenue,
ZjlS Scranton, Pa. U
D. C 0 llinS,
Rechts-Auwalt,
Peter Creter,
HauS-, Schild-,
Aresco- Sk Orname»tal-Maler,
Aredr. W Gunster,
deutscher Advokat u. Rechtsanwalt,
(Office mit W. G. Ward.)
Washington Halle Gebäude,
A. <5. Konarson,
deutscher Uhrmacher Li Juwelier,
Wyoming Ave., dem Wyoming Haus,
Deutsche Apotheke,
<lB Lac? awanna Avenue,
schrägüber dem Wyoming Hause,
Sa»B H. F. Lobrck. U
<K. Merrifteld,
Advokat und Sachwalter,
I. M. <5. Ranck, Advokat,
Scrautou, Pa.,'
Office mit Herr» Lewis Jones, gegenüber de,,
Wyoming HauS. in englischer und deut
-BLSOI.I, S S.
FreSco-, HauS- und Schild-Maler,
No. Z 5 Cedarstraße, Scranto», Pa.
Das
Testament des Trödlers.
I. Kapitel.
alte» Mannes kennen lernt.
Ter alte Mann war todt. Ei» Schlag
?uß hatte ihn in lauer Frühlingsnacht
-löplich aus der Liste der Lebenden ge
iriche», und wenn sich schv» zu Lebzeiten
)es Trödlers Niemand um ihn bekümmert
»alte, wer seilte jej,t de» Todten be-
So einsam und freudlos, wie er gelebt
»alle, so einsam war er auch gestorben,
ind nur die große Hausuhr, das ehemalige
sabinet«stück einer verarmten adeligen
Zamilie, hatte mit ihrem eintönigen „Tik
ak" ihm zur Ruhe geläutet.
Als die Mitternachtsstunve das schwere
lläderwerk in Bewegung sehte, als der
Hammer ausholte, um die Stunde anzit-
Zeigen, da schloß der alte Mann die Augen
ür immer und wer konnte wissen, ob er in
liefern Augenblick sich nach einer liebenden
L>and sehnte, er, der wohl nie Liebe
mpfunde», gegeben und gefordert hatte!
!r war allein seine» Weg durch'» Lebe»
legangen, unbeirrt duich die Ansichten
Anderer, unbekümmert um Rücksichten
rgeiid welcher Art, ganz allein mit seinem
Starrsinn, feinem Mißtrauen und Geiz,
einer Habsucht und all' seinen anderen
lerzlosen Untugenden, und es war ihm
»jemand begegnet, der ihm die Hand ge
>oten und den Versuch gemacht hätte, ihn
iuf einen anderen Weg zu führen.
Er bewohnte niutterseelenallein das alte,
baufällige Hans, dessen enge, niedrige
käume vollgepfropft waren mit altem
verthlosem Gerumpel und den zum Theil
>och brauchbare» Fragmenten kostbarer
Nöbelstoffe und Geschirre.
Tie Nachbarn nannten es ein un
>eimlicheS Haus, und wer nicht« in dem
elben zu suche» hatte, der überschritt die
schwelle desselben gewiß nicht.
Selbst seiner Magd, der alten Christine,
äumte Thristia» Mittau keine Stube iu
einem Hause ein, vbschon es ihm ii>
nancher Beziehung wünschenswerth hätte
ein müssen, seinen dienstbare» Geist stets
n der Näh» zu wissen.
Er wollte allein sein, sein Grundsaß
rar, daß jeder Mensch ein Schurke sei, so
aiige er das Gegentheil nicht bewiesen
»abe.
DaS hatte er auch seinen Reffen, den
in,igen Verwandte», die er befaß, mit
ücksichtSlofer Dffenheit erklärt und seitdem
rar,» die Brüter Bank ihm fern ge
«lieben.
Es war am 14. Juni des Jahre«
KL6, als die alte Christine kurz vor
Mittag sich ein Herz faßte und in das
Zchlafgeinach ihre» Herrn ging, ahnend,
>aß ihn, ein Unglück zugestoßen sein
nüsse.
Sie fand eine Leiche; sie erschrak vor
en verzerrten Zügen; der Engel de«
kvles hatte dem hageren welken Antllp
en Ausdruck de« Friedens nicht verleihen
önnen.
Und eine Stunde später standen die
liessen des Verstorbenen vor der Leiche des
>lten Mannes, ohne Theilnahme, ohne
bedauern; der herzlose Bruder ihrer
Rutter wahr ihnen fremd geblieben, und
1 cht Einer von ihnen dachte daran, eine
! Heilnahme zn heucheln, von der das Herz
liebt« wußte.
Ihrer wahren Drei, Georg Bank,
l?bcrfeuerwcrker in einem preußischen
ürtilleriereginient, Hermann Bank, Ehir
irgus zweiter Classe, Friseur und Barbier,
und Theodor Bank, Reifender eines Ma>
tertalwaarengeschäfts.
Sie alle waren jung, rüstig, strebsam
und in ihrem Fach wohlerfahren, sie alle
hofften, daß aus der Hinterlassenschaft des
Oheim» ihnen s» viel zufallen werde, als
sie zu einer gewissen Sicherstellunz ihrer
Zukunft bedurften, und wenn Hoffen und
Harren auch Manchen zum Narren macht,
oft läßt Hoffnung auch nicht zu Schanden
werden.
„Gott sei se?ner armen Seele gnädig!"
sagte Christine, die zu Häupten ter Leiche
stand und den Tod ihres Herrn wohl nur
aus dem Grunde betrauerte, weil er ihr
»in großes Stück des täglichen Brotes
raubte. „Er hat in seinem Leben nichts
gehabt, möge er dort oben dafür entschä
digt werden!"
Der Chirurgus schüttelte das Haupt, er
schien die Möglichkeit solcher Entschädigung
sehr zu bezweifeln; der Oberfeiierwerker
hingegen nickte zustimmend, als ob er
sagen wolle, er gönne sie dem Verstorbe
nen.
„Es war seine eigene Schuld," er
widerte Theodor, „die Mittel, das Lebe» zu
genießen, besaß er, sein Geiz —"
„De mortuis nil ni«i bene!" siel Georg
ihm in'S Wort. „Gehen wir hinunter in
sein Cabinet; wir sind die einzigen Ver
wandten, unsere erste Sorge muß es fein,
uns über seinen letzten Willen zu in-
Es bedurfte einer Wiederholung lieser
Aufforderung nicht, die alten Hoffnungen
waren geweckt, die Wüusche, nxlch«..sich
ihnen anreihten, weckte» nun g«ch die
Ungeduld.
Di« Frage, ob der Verstorbene ein
Testament hinterlasse» habe oder nicht, lag
jetzt am nächsten; sie sonnte sehr rasch
gelöst werden, wen» man den Schreib'
secretair des alten Mannes durchsuchte.
Aber auf dem mit Schränken, Tischen,
Stühlen und andtstni Mobilia« voll
ffepfropften Hausflur trat den Brüdern
rln Notar entgegen, der die Durchsuchung
des Secretairs durch die Erklärung un
nöthig machte, daß der verstorbene Herr
Christian Mittau sein Testament bei ihin
niedergelegt'habe, mit der ausdrücklichen
Bedingung, dasselbe sofort nach feinem
Tode zu öffnen und feine Neffen mit dem
Inhalt desselben bekannt zu mache».
Georg, als der Aelteste der Brüder,
führte den Notar in die enge, dunkle
Wohnstube, i» welcher der Verstorbene
seine Pläne ausgebrütet «nd seineTage
kinsam vertrauert hatte. ,
„Es wird uns angenehm sein," sagte er,
-ber der Ausdruck der Niedergeschlagenheit
und Enttäuschung in seinem Antlitz strafte
oiefe Worte Lügen.
„Angenehm!" flüsterte der Chirurg»»,
eichten Stoß in die Seite gab. „Georg
lügt wie gedruckt."
„Warten wir's ab," erwiderte Theodor,
,wer weiß, welche Bestimmungen unser
theiln getrosten hat!"
Der Notar hatte sich niedergelassen, das
zersiegelte Document vor sich auf de»
Tisch gelegt und die Brille abgenommen.
.Wissen Sie auch, welche Neuigkeiten der
Telegraph soeben gebracht hat?" fragte er.
ivährend ?r die Gläser seiner Brille
ibrieb. „Der teutsche Bundestag hat den
österreichische» Antrag zum Beschluß erbo»
den, die Bundeserecutio» gegen Preußen
st beschloffen, Bai.rn, Sachsen, Würtem»
?erg, Hannover, die beiden Hessen nnd
so weiter haben Oesterreichs Partei er
zriffen."
„So sei Gott ihnen gnädig," sagte der
L'berfeuerwerker das Haupt stolz empor
-versend, „wir werden mit unfern Granaten
und Kartätschen hineinfahren, daß sie ihre
Zreude daran haben sollen."
„Es heißt, der Befehl zum Einmarsch
n Hannover, Sachsen und Hesse» sei schon
gegeben," fuhr der Notar fort; „auch steht
die Einberufung der älteren Jahrgänge
unserer Landwehr in Aussicht."
„Um so mehr müssen wir uns leeilen,"
-ersetzte Theodor; „ich sürchte, daß ich in
»einer Wohnung die Ordre finde» werde,
iiorge» oder übermorgen mich zu stellen."
„Dasselbe blüht mir," sagte der Chir
irgus, und er konnte einen bangen Seufzer
richt unterdrücken; „aber wie Gott will!"
Der Notar nickte und erbrach die
Ziegel.
Die Blicke der Anwesende» ruhten mit
ieberhafter Spannung auf ihm, auch die
ilte Christine schien Hoffnungen zu hegen,
?ie ste seit Jahren im geheimen Schiein
hres Her,ens verborgen gehalten hatte.
„Also," hub der Notar an, nachdem er
>ie nasse Stirn mit seinem seidenen Tuche
>etrocknet und sich darauf geschneutzt hatte.
,Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden
üönig von Preuße» und so weiter, thun
hiermit zu wissen etcetera. Vor
chienen am ersten Mai de» Jahres
ichtzehnhundertvierundsechzig die nachbe
lanmen Persotten: Christian Mittau,
r fort:
„Ich, Christian Mittau, Trödler, siebe»'
uidftchzlg Jahre alt, im Vollbesitz der
Ehrenrechte eteetera, vererbe
nermit mein ga-zeS bewegliches und unbe
rcgliche« Vermögen, wie ich eS zur Zeit
neines Todes hinterlassen werde, meineni
inzigen Kinde Fanny, geboren am N>.
Mai !847, und zwar soll dabei Folgendes
beobachtet werden."
„Seinem Kinde?" fragte der CHlr
urgu« befremdet. „Meines Wissens hat er
nie —"
„Bei Gott, das Sprichwort: .Stille
Wasser gründen tief,' erhält hier eine neue
Illustration!" fiel Theodor seinem Bruder
in s Wort.
Christine blickte gedankenvoll vor sich
hin, sie schien die Ueberrafchung dee ent
täuschten Neffen nicht zu theilen, vielleicht
hatte sie sogar erwartet, daß da» Testa
menl diese Bestimmung enthalten werde.
„Der alte Sünder!" sagte der Ober»
feue> werter erbost. „Na, mir sollen neun
uildneunzig Bomben in den Magen fahren,
wenn ich je mir auf irgend etwas Hoffnung
gemacht habe."
„Beobachtet werden," nahm der Notar
wieder das Wort, ohne die Einwürfe der
jungen Herren zu beachten. „Fanny Mitta»
ist von mir in meiner rechtmäßigen Ehe
mit Agnes, geborene Schwedler, gezeugt
worden; sie wurde geboren am 16. Mal
1847. Wenige Monate »ach der Geburt
diese« meines einzigen Kindes verließ meine
Frau mich böswillig und ich habe seit
jenem Tage nie wieder «ine Nachricht über
sie erhalten. Wohin sie sich gewandt bat,
wo sie später weilte, welche Mittel
sie sich und unser Kind ernährte, ob sie
noch lebt, das Alles ist mir unbekannt
geblieben, und ich habe wi.r auch niemals
Müh-aegeben, mik'Gewlßbeit über einen
dieser Punkte zn verschaffe». Nun aber
will ich, daß meine Hinterlassenschaft ganz
und ungetheilt, mit Ausnahme der nach
stehend näher bezeichneten Gegenstände,
meinem Kinde zufalle; ich beauftrage zu
diese», Zwecke den Notar Hermann Müller,
einen Aufruf in allen gelesenen Zeitungen
zu erlässen und zwar alljährlich zehn Mal
in angemessenen Zwischenpausen. Sollte
daraufhin die junge Dame sich melden
und durch überzeugende Beweise die Iren
tität ihrer Person mit meinem Kinde
feststellen, so ist der Notar Müller er
mächtigt, ihr die Erbschaft, »ach Abzug
seiner Auslagen und Kosten, -unverkürzt
»u übergebe», wobei ich jedoch ausdrücklich
bemerke, daß meine mir angetr.iuw Frn»,
falls diese noch leben sollte, keinen Silber
grofchen erhallen s»ll, es sei denn, daß das
Gesetz ihr den Anspruch auf einen kleinen
Theil gestalte und sie diesen Anspruch
geltend machen will. Sollte Fan«, Miltau
sich innerhalb zwanzig Jahren, vom Tage
Meines TodeS an gereckpet, nicht
Empfangnahme der Erbschaft melde», so
fällt dir ganze Hinterlassenschaft, f.uuiitt
den inzwischen », den
Armen dieser Stadt zu, nnd ich ermächtige
in diesem Falle den Magistrat der Stadl
Bresl.ni, die Erbschaft 'in Empfang zn
nehmen, zu verwakti'n nnb nach'seine,?
Ermessen zn verwriiden."
„Hinimeltausenddsnnerwetler!" machte
oer Oberfeuerwerker seinem wachsenden
Ingrimm Luft. „Gott verzeih' mir die
Sünde, aber ein solcher Nnbenohei« ist
mir in meinem ganzen Leben noch nicht
begegnet!"
Der Eon»,lis voyageur zuckte mit einer
Miene verachtender Geringschätzung die
Achseln, abereinem aufmerksame» Beobach
ler konnte es nicht verborgen bleiben, daß
sein Gleichmüth nur eine Maske war.
ühristine hingegen nickte verständnißreich,
lind der Notar nahm geräuschvoll eine
Prise.
„Ich hinterlasse außer diesem Kinde
noch drei Verwandte, Georg, Hermann
und Theodor Bank, die Söhne meiner
Schwester, welche sich zu meinen Lebzeiten
niemals nin mich bekümmert haben »nd
lwcifelsohne dereinst die Rollen lachender
Ürben z» spielen gedenken."
„Da könnte man sagen, wir seien er
sannt," versetzte der Chirurgus, „aber der
ilte Mann thut uns Unrecht. Unsere
Schuld war es nicht, wenn wir seine
Schwelle nicht überschritten —"
„Zs bedarfkeinerNechifertigung," «Itter
brach ihn Theodor, „Jedermann weiß, mit
welchem -JUtrane» der Perstorbene Jeden
-er» kielt."
„Darin werden sie sich getäuscht sehen,
nteß will ich, daß sie dennoch ein kleines
Andenken erhallen," fuhr der Notar in
einer eintönigen Weife fort. „Meinem
liessen Georg Bank, Oberfeuerwerker bei der
Artillerie, vermache ich meinen Schlafrock;
r ist ein geiler, spkider Mann, der
bequeme Hausrock wird ihm nach den an
irengenden Beschwerden des Tages gute
Dienste leisten."
Ei» bittere« Lächeln glitt über das
Antlitz Georgs.
„Ich danke für dieses Legat," sag!« er
'pottend, „in dt», allen zerrissenen Schlaf
rock finden sieben Katzen keine Maus; ich
»alte es nicht der Mühe werth, die Lumpen
heimzutragen."
„Man muß Gott für Alles danken!"
rwiderte Christine. „Wer weiß, welche
öibliotdek erhalten."
„Antiquarischer Werth zwei Thaler!"
pottele der Chtrurgiis gereizt. „Ich finde
« erbärmlich, daß er dieses Almosen noch
nil einer Bosheit begleite!,. Lügen! Wer
„rstand es besser, als er? Wahrhaftig,
lannte «r flch nicht immer arm wie Hiob',
oenn ein werlhvoller Gegenstand «hin zum
tauf angeboten wurde ? Bah, ich bedarf
?er Werke Schillers nicht, ich kenne sie
inSwentig, zu meiner Zeil mußte man in
er Schule de» ganzen Wallcnstein binnen
rei Tage» lerne»."
„Meinem Neffen Theodor,diesem Wind
?eule>, der ohne lackirte Stiefeln nnd
Glacehandschuhe nicht leben kann, bestimme
ch de» Spiegel in meinem Wohnzimmer
»nd ich wünsche ihm, daß er seine»
Werth kennen lernen und zu schätzen wissen
mögt."
No. I.
„Windbeutel!"subrTheodoraus. „Herr
Notar, ich bin Landwehr.Osficier —"
„Es steht hier schwarz auf weiß," ent-
Allele der Notar gelassen, „und ich ver
sichere Sie, daß an dem Tage der Aus
fertigung dieses Dscumenles der Erblasser
mit Entschiedenheit verlangte, diese Be-
Zeichnungen beizufügen. „Sollten meine
Herren Neffen die kleinen Legate aus
schlagen, so fallen sie an die Ilnivcrsalerbin
zurück/'
„lind mir hat er nichts vermacht?" fragte
Christine.
„Doch, ei» jährliche» Gehqlt von sechzig
Thaler», in monatlichen N-ten zu zahlen;
ich werde Ihnen zu Anfang eines jeden
Monats fünf Thaler einhändigen."
ist wenig, aber ich nehme es mit
„lind Sie, meine Herren?"
Der Chirnrgus stand vor dem geöffneten
Bücherschrank und betrachtete sein Geschenk
mit einer Miene, als ob er es frage» wolle,
welches «chicksal es erwarte, wenn es in
seine Hände falle, der Oberfeuerwerktr
stierte ergrimmt vor sich hin und würdigte
den alten Schlafrock, der »eben der Thür
hing, nicht einmal eines Blickes, während
Theodor die Haltbarkeit des Spiegelgta
f«S dadurch erprobte, daß er die Krücke
seines Stockes uusanst auf dasselbe nieder
fallen ließ.
„Sie werden begreifen, Herr Notar,
daß diese Eröffnungen uns überrasche»
müssen," nahm Georg nach einer Weile
das Wort; „konnt», wir auch nicht hof
ft», hier große Hicichthümer zu finden, so
blieb uns doch die Hoffnung aus eine be
schkidene Summe, die bedeutend genug
war. die Basis eines künftige» kleinen
Vermögens z» bilden. Diese Hoffnung Ht
„Siehe da, so lasse ich's mir noch ge
fallen," siel der Chirurg»« ihm in's Wort,
während er emsig i» einen. Band- sei
nes Legates blätterte. „Fünfundzwanzig,
fünfzig—Donner und Doria—Herr No
tar, ich nehme das Legat an, aber ein
Narr war der alte Mauu doch, die Bank
»öle» i» Bücher einzukleben und sie i»
diiser Weise als Jllnstratioiie» zu be
nutze», das übersteigt alle gesunde» Be
griffe."
!hxodor n»d Georg.waren überrascht
hjiizugeeilt, und als sie nuu sahen, wie
ihr Bruder eine Banknote nach der an
dere» mit bewiindernswerther Geschtcklich
keit von de» Blättern des Buches ablöste,
da hielten is für rathsapi, auch ihre
Legale näher z. prüft».
Zwischen und Rückeinvqnh des
«piegelsjand sicl , eben/o- wie in demHut
tcr des Schlafrocke?, eine Summe von'
sünfbuiidert Thaler» vor, und die Brüder
«erziehen unter diese» Verl'ältnissen ,
Anlasser, daß er ,!e durch .ferne chNeu - '
bi?her »nbek.nutt gkbil.be-u: Vcrchelichung
um ih'e Ansprühe auf die llniversalerb.
schast betrogen hatte.
Freilich, als der Notar ihnen die Sum
men aufzähtke. wci ".»ristian Mittau e
nach seiner eigene» Angabe besessen hatte,
ils sie erfuhren, tah ter
sich auf vierzigtauftnd T Haler lelief, woll
len sie den alte» Groll wieder wecke»,
iber wohl einsehend, daß dieser Groll an
üe» Thatsachen nichts ändern konnte,
»«achte» sie gute Miene zu», bösen Spiel,
und mit fester Hand unterzeichnete» sie
kaS Document, in welchem sie alle» fer
neren Ansprüche» auf die Hinterlassen
schaft ihres Oheims entsagten.
„So wäre das geordnet," sagte ter
)!otar, wahrend er die Tocumeiile ordnete
l,»d sorgfältig in die Tasche schob, „jetzt
ttelbi mir nur noch EinS, nämlich Sie.
zute grau, zu bitte», mir über das Kind
-es Verstorbenen einige Mittheilungen z»
inachen."
Die alle Magd fuhr aus ihrem Sinne»
'mpor, sie sah die Blicke Aller erwartings
loll auf sich gerichtet. „Wie könnte Ich
?as?" erwiderte sie. „Ich weiß nicht mehr
sarüber, als mein Herr wußte, habe ich
>vch nie mit feiner entflohenen Frau in
Verbindung gestanden."
>,G»t, aber Sit waren damals schon
,» Hause und die damalige» Lorfälle
Nüsse» mir bei meine» Nachforschungen
Us Stütze diene». Herr Mittan erklär!»
nir, Sie wüid.'ii mir die nöthigen Mit
lieilungen machen, er selbst wollte eS
ucht thun, es schien mir, als ob es ihm
,»angt»ehm sei, an jene Ereignisse er
nnerl zu .rerden."
Christine nickte, ei» Zug schmerzlicher
Vehmnth glitt über ihr treuherziges M?.
icht. '
„Es muß ihm manche böse Stunde,
„anche schlaflose Nackt bereitet haben,"
agte sie gedankenvoll. „Und vielleicht
,uch nicht-wer weiß das, er hat nie ein
?erz und, ich glaube, auch nie ei» Gewis
en gehabt. Die arme junge Frau N'.it
!,ir i» der Seele weh niid als nach ibrer
Uucht Alle sie verurtbeilten, da hielt ich
reu ihre Partei, ich kannte ja genau die
Gründe, welcke sie zu diesem Schritt be
logen hatten." .
„Sie war nicht glücklich?" fragle
»eorg.
„Nein, sie konnte es nicht sein. Sie
ählte neiinjehn Jahre, als ihr Bater
larb. Mittau hatte von den. Verstorbe
nen eine namhafte Summe zu foidern
,ud in ihre,» Edelmuth hatte das Mäd
den den Schuldschein ihres Vaters als
Bürgin nachdem sie vorher
>ericktlich majoren» erklärt worden war.
sie Hittlerlasseiisckast reichte nickt hin,
ie Forderung Mittau'o zu decken. A.znes
oar ein schönes, blühendes Mädchen.
Nlttaii fchoi, da,»als ein bejahrter und
lUgemein veihafite, Mann. Ich kann
,-id mag Ihne» „ich, alle die Mittel »e».
>en, welche Miiiau wählte, um seine»
zu erregen, ihr blieb nur die Wabl
wische» ki«er Heirath mit ihm und ei
km langen Seiaveiilebcn. einen, lock.
reiche? ihr unerträglich sein in,iß!e. Das
'rme Kind ging halb gezwungen, halb