Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, August 02, 1877, Image 2

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    M Staats^
ynrrtSvnrq. Pa
Donnerstag, August 2, 1877.
Schluß de Ilten Jahrgang.
Mit dieser Nummer schließt die
„Staatszeitiing" ihren Ilten Jahrgang.
Wir können nicht umhin, ohne dcn vie
len Lesern und Leserinnen derselben un
fern herzlichsten Dank für da uns bis
hergischenkteZutrancn ndUntcrstiitziing
abzustatten.
Elf Jahre sind nun verflossen, seit
dem die erste Nummer der „Pcnnsylva
nischen Staalszcitung" das Licht der
Welt erblickte. Wir hatten während
dieser Zeit zwar mit vielen Hindernissen
und Widerwärtigkeiten zn kämpfe, al
lein durch Festhalten an Recht, und im
Vertrauen auf die Hülfe einer gütigen
Vorsehung, sowie durch die kräftige Un
terstützung zahlreicher Freunden und
Freundinnen, ist cS nnS gelungen, da
Blatt glücklich durch die Stürmen des
Zeit hindurchzubringen, ohne Schiff
bruch erleiden zn müssen.
Zwar haben wir während diesen elf
Jahren schon manche warme Freunde
durch den Tod verloren, die nnS lieb
und theuer waren, aber wir werden de
ren Andenken stets in wärmster Erin
ncrnng halten, und sie ehren. Sie sind
heimgegangen in jcncS bessercVatcrland,
wo aller Kummer und alle Sorgen ver
bannt sind. Wohl ihnen, sie haben es
gut. Auf der anderen Seite haben wir
aber auch wieder viele neue Freunde ge
funden, deren reger Eifer und Wohl
wollen imS ordentlich wohl thut. Mö
gen sie und die älteren Leser der „Staats
zeitung" fortfahren in dcr guten Sache,
nick un ihre Gunst auch fernerhin
schenken.
Solche unsrer Leser die noch ziemlich
„in der Kreide sind," möchten wir
freundlichst ersuchen, ihren Verbindlich
keiten baldmöglichst nachzukommen, da
mit wir in dcn Stand gesetzt werden,
auch unseren Verbindlichkeiten nach
zukommen.
Zum Schluß nochmals unsern ver
bindlichsten Dank für die herzliche Un
terstützung, welche iiS bisher von bie
deren Irenen Freunden geschenkt wurde.
Ebenfalls verschoben.
In Anbetracht der Eisenbahn wirren
ist die Abhaltung der Demokratischen
StaatS-Convention vom Btcn bis zum
Z2sten August verschoben worden,
Wer hat den meisten Schaden ?
In de Staaten in welchem der letzte
Strikt zu Stande kam, find etwa 88,-
534 durch die Eisenbahn Compagnien
beschäftigt. Nebst diesen giebt es in
denselben Staaten aber auch 654,896
Taglöhner, Canal-Arbcitcr, Fuhrleute
u. s, w, deren Geschäfte durch den
„Strike" litten. Wer hat nun den
meisten Schaden? Sicher die arme
Tagarbeiter und ihre Familien.
Drrlrhte'Strlke
hat in PittSburg einen Schaden von 6
bi 8 Millionen Dollars verursacht.
Und wer muß diesen Verlust bezahlen?
Niemand anders als die Bürger vqn
Allcgheny County. Zwar heißt es jetzt
schon, daß der Staat den Schaden er
setzen solle; ob dieß aber geschehen wird,
ist zweifelhast, indem in einem solchen
Fall auch andere Städte Anspruch auf
Schadenersatz machen würden.
Der Verlust ist besonder für Pitts
bürg eiu höchst beklagcnswerther, da
selbst Feuerversicherung - Gesellschaften
in Fällen wie diese keine Versiche
rungen zu bezahlen brauchen.
Die ächten Wahlen.
Nachstehende Tabelle giebt eine
Uebersicht über die noch im Laufe dieses
Jahres ini den verschiedenen Staaten
abzuhalteuden Wahlen -.
Staat. Wahltag. Beamten.
atama ug. 6. Legtslaw,.
kick, Aug. K. Legtsl. u. Sana.
ialifomla Sept. S. Legislatur.
Vermont Sept. tv. BolleS Ticket.
Maine Sept. 10. olles Ticket.
Colorado Ort. 2. Legislatur.
I°a .Oct. 2. B.lles Ticket.
Ohl Oct. 2. Volles Ticket.
Loutllana .Nov. 6. Legislatur.
Massachusetts o. 6. Volles Ticket.
Minnesota Stov, g. Volle Ticket.
Mississippi Nov. S. Legislatur.
Nevada Nov. 6. Volles Ticket.
Nev gerse, Nov. 6. Legt,, n. Cvna
Red 0rt.... No. t>. Legi!, u. Staat.
Pennstsvania No. 6. Legislatur.
Ttid-laroltna Nvv. k. Legislatur.
Tennessee Nov. 6. Volles Ticket.
Tera No. 6. Volles Ticket.
Virginia No. 6. Volles Ticke.
Wisconsin Nov. S. Volle Ticket.
Die Gouverneure, deren AmtSter
mine mit dem Schluß diese Jahre
erlöschen and deren Nachfolger deßhalb
erwählt werden müssen, sind: lowa,
G. Kirkwood*; Maine, Selben Eon
vor; Massachusetts, Alexander H. Rice;
Minnesota, I. S. PlllSbury; Missts
stppl, I. M. Stone"; Nevada, L.R.
Bradleh; Ohio, T. M. Aoung*;
Tennessee, I. D. Porter; Texas.
Richard Coxe*; Vermont, Horace
Fairbank; Virginia, I. L. Kein
per; W iSconsin. H. Ludington. Die
in gesperrter Schrift gedruckten Na
men sind diejenigen von demokratischen
Gouverneuren. Die mit einein Stern
chen'versehenen sind entweder zu ande
ren Stellungen bereit erwählt oder
füllen ur durch solche Aenderung ent
stanbene Bacanzen au.
Stove füllt die durch dir Resignation
, Gouv. Sme entstandene Bacanz
av und Gouv. Aoung von Ohio ver
steht diejenige Streite, welche Präsident
Kay innegehabt hatte. Senator
Mrkwood verließ im letzten März da
Bzekutiv-Amt tu lowa, indem er in
R Bunde Senat erwählt wurde.
Mso verhält e sich mit den Gonver-
M vM Ltzvl, welcher jetzt gleich-
SMe Ä Bunde Venator
DerfZwlst grgenlKndital und rdeit
(schreibt das „Uochcster Sonntags
blatt.") nimmt im Bereiche der ganzen
Union ein immer bcdenklichrreS Ausse
hen an, nd wen nicht in Bälde von
Seiten der Arbeiter und Capitalislen
ein aufrichtiges, gegenseitiges Einvcr
sländi'.iß zn Wegc gebracht wird, dann
muß nscr Volk einer schlimmen Zu
kunft entgegen gehe.
Daß der Arbeiter ! Folge deS wu
chernden Monopols, zum gänzlich wil
lenlosen Werkzeug degradirt worden ist,
das kann nicht bestritten werden; cs
fragt sich nun: ob die Art und Weise,
wie sich dcr, zur Erkenntniß seiner miß
lichen Lage gekommene Arbeiter seiner
Fesseln zu entledigen sticht, die richtige
und'für ihn scgcnbringende ist?
Beim Anblick dcr neueren Erscheinun
gen auf dem trostlosen Stoppclfcldc dcr
Arbeitskraft, muß man cS kopffchüttclnd
gestehen, daß die immer fortdauernde
Arbeitseinstellungen durchaus nicht zn
dem gewünschten Ziele sichren, noch viel
weniger aber eine gcwaltthäiigc Selbst,
hülfe das gt zu mache im Stande ist,
was sich aber als ein Verderben für die
Arbeitskraft erweist.
Wir leben in einem Lande, in wel
chem dcr Arbeiter, wenn cr seine Würde
und Macht zn schätzen weiß, ohne An
wendung von Gewaltmitteln zn seinem
Rechte zu kommen vermag.
> Die Befreiung von Noth nd Elend
kann nur auf gesetzlichem Wegc bewert
i stclligt werden, und da wir im völligen
! Besitze des Vereins- nnd Versamm
s luiigsrcchtcs, einer uilantastbaren Preß-
und Rede-, sowie einer iiiibcschränkicn
I Wahlfreihcit sind, so können vermittelst
; Anwendung dieser Rechte alle Miß
stände gehoben werden, welche die auf
richtige Versöhnung zwischen Kapital
und Arbeit erschweren,
Es ist eine traurige Wahrheit, daß
die Arbeiter Itter sich selbst, in ihrer
Stellung dem Capital gegenüber, ans
Abwege gerathen sind, die nie und im
mer zu einer Vereinbarung führen wer
ben.
DaS Capital, (wir meine um nicht
mißverstanden zu werden, nicht die
Geldmittel des Monopolis oder des
Wuchers, sondern das rcclc Capi
tal,) muß unbedingt als berechtigter
Mitarbeiter von Seite der Arbeitskraft
anerkannt werde, denn es bestreitet die
Löhne der Arbeiter, führt bei rascher
Vermehrung dcr Arbeit eine Lohncr
höhniig herbei, und befestigt, wenn die
Beziehungen dcr Arbeitgeber zu den Ar
beitnehmer in Verhältniß von getreue
Mitarbeiter bestehen, jeden Ucbcrgriff
deS Monopols und WnchcrS, so daß dcr
Capitalist nd dcr Arbeiter ihr wahres
Lebcnsglück gegenseitig befördern.
Was die Verkürzung dcr Arbeitszeit
(die acht Stunden - Agitation) anbe
trifft, so beruht dieselbe ebenfalls auf
grundfalscher Anschauung; denn je kür
zcr die Arbeitszeit, desto theurer müssen
alle Lebensbedürfnisse werden, ein Ver
hältniß, welches gerade den arbeitenden
Classen seinen Druck am unheilvollsten
sichtbar machen muß.
In unserem Lande sind überhaupt
solche altivcltlichc Agitationen schon des
halb gar nicht cinführbar, weil hier die
Arbeit, mag sie mit dem Kopfe oder mit
dcr Hand betrieben werden, sich unter
kein Zeitgcsetz bengen kann, weit hier im
großen Ganzen dcr Arbeit keine Hand
langcrdicnste verrichtet, sondern größ
tentheils fast allcrwärts ans das Stück
gearbeitet nd nach seiner Arbeitslei
stung bezahlt wird.
Auch die Anfeindung dcr Maschinen
benutzung und des FabrikbctricbS, be
ruht auf irrigen Ansichten. Würde das
Maschinenwesen bei uns in Hemmung
gerathen, so müßte nothwendigcrwcise
sofort ein Mangel an Arbeitskräften
eintreten und gerade dadurch würde der
Arbeiter, durch Ucbcranstrcngiing seiner
Ncrbenthäligkeit, an seiner Gesundheit
geschädigt, ein Ilmstand, dcr ihm die
paar „Greenbacks" Mehrverdienst, bald
wieder durch Doktor- und Apotheker
rechnungen verkürzen würde.
Ebenso verhält es sich mit dem Capi
talc der Arbeitskraft gegenüber.
Wenn das Capital, wie dieses in Alt-
England und auch leider bei uns zur
Mode geworden, die Gestalt einer ge
wissen Schreckensherrschaft annimmt,
dann muß jede Vertrauen dcr Arbei
ter. den Arbeitgebern gegenüber ver
stummen, und es müssen Mordattcntatc,
StrikeS uh Arbeiternnrnhen eintreten,
welche und noch größere Verwirrung in
dir schwierige Lösung der Arbeiterfrage
bringen. Wir hin in den Ver. Staa
ten können unsere Arbcitervnhältnissc
nicht nach altweltlichcr Schablone zu
stutzen. Die politischen Verhältnisse
jenseit des Oceans gestatten dem Ar
bester nicht jene Brfngniß, welche er dies
seits deS Weltmeeres genießt, und be
quemen wir nnS erst einmal zu der Uc'
berzciigung, daß wir al freie Bürger
einer freien County Selbstregcntcn un
lercS Vaterlandes sind, dann wird uns,
wenn nnS unsere Sclbsterhaltung etwas
Werth ist, schon die Nothwendigkeit ver
anlassen. im Interesse dieser unserer
Sellisterhaltting politisch frei zu sein.
Unser ganzes Arbciterelcnd rührt
einfach daher, daß wir uns von verölte
ten Politikern jahrelang an dcr Nase
herumführen ließen!
Während man stets in dcr Wahl
j campagne sich von Schmeichlern fangcn
ließ, die mit honigsüßen Worten ihre
Sympathie dem „Workingman" vorlo
gen, sah man sich nach dcr Wahl stets
getäuscht, denn mit sehr geringen Aus
nahmen warfen die Gewählte sich in
die Hände der Corniptlanistcn und wur
den demgemäß die Tyrannen der Ar
bester.
Suche man einen Jeden, der in der
bisher üblichen Weise seine Wahl durch
BestcchungSgelter zu ermöglichen such,
te, als einen Betrüger zu brandmarken,
der keiner Unterstützung würdig ist, und
etz wird bald besser im ganzen Lande
werden. So lange diese nicht ge
schieht, kann man reden und schreiben,
wir! män will, die schünlturWorii wu.
den nicht vermögend sei, das Arbci
terelend auch nur im Geringsten zu ver
bessern. Es ist einmal hoch an der
Zeit, daß man in unserem Stadt-,
County-, Staats- und Nattonglwcsen,
nicht mehr blos Mvokay, >itzMälc,
Gcldbrotzen zc., sondern Männer ans
dcr arbeitenden Classe wählt, welche cs
gut mit dcr Gesammibevölkernng mei
ne. Ist dieses der Fall, dann werden
Capital nd Urbeit, oder umgekehrt Ar
beit und Capital, schon von selbst einen
anfrichiigcn Bruderbund, schließen, dcr
das Wiederausblührn nnscrcr Nation
auf's schucllste und sicherste befördert.
Der rbeitrr-Ausstand.
Ueber dcn Arbeiter-Ausstand nnd dcr
jetzigen Lage bemerkt dcr Pittölkurger
FreihcitSfrcund vom Samstag folgen
des :
In Pennsylvailien hat sich die Situa
tion stellenweise verändert nd die Krisis
ist an verschiedenen Orten als beseitigt
zn betrachte. Dieses gilt von Harris
bürg, Philadelphia, Easton, Rcading
usw., Ivo dcr Pöbelhcrrschaft ein Ende
gemacht wurde und eine große Anzahl
dcr Aussländischen von ihrer hartnäcki
gen Opposition abließ. Viele, welche
anfangs am lautesten einen allgemeinen
Ausstand befürworteten, haben sich in
die Nothwendigkeit gefügt und sind
ruhig geworden, so daß man füglich an
nehmen kann, die Agitation sei in ein
schwächeres Stadium getreten.
In Scranton haben Kohlcngräbcr
Versuche gemacht, die Bergwerke unter
Wasser zn setzen, um eine Lohnerhöhung
zu erzwingen. ES wäre die Ausführ
ung dieses Planes ein thörichtes Begin
nen, denn die Arbeite, welche erforder
lich sind, che die Bergwerke wieder i
Beirieb gesetzt werden könnte, würde
sich auf die Dancr eines vollen Jahres
ausdehnen.
In Baltimore ist Alles ruhig; in
Ciimberland, Frostburg :c. sieht es da
gegen keineswegs günstig ans und be
sonders droht in Folge des unterbroche
nen Bahnvcrkchrs im wahren Sinne
des Wortes Hungcrsnolh. In Frost
burg ist dcr Mchlvorrath auf weniger
als 10 Fässer rcduzirt. Die Mmcnar
heiter drohen mit einem Strcifzugc nach
Ciimberland z aber auch dort fehlt es
an Lebensmitteln. Und dabei wird
noch immer von keiner Seite ein Wort
zum Nachgeben gehört.
In Chicago kam cS Seitens deS Pö
bels zn Ucbcrgriffcn und es entstanden
zwischen diesem und dcr cngcbildc
ten Polizcimannschaft förmliche Gefcch
!c, welche einen blutige Ausgang ah
men. Die Zahl dcr Gctödtcicn und
Verwundete ist groß, viele Fabriken
sind außer Betrieb gesetzt und dcn Ei
seilbahnarbeitcru haben sich die Arbeiter
in den Walzwerken, in dcn Holzhöscn ec.
angcschlvssc. Ucbrigens sind in Chi
cago nmsangrcichc Vorsichtsmaßregeln
getroffen worden nd wenn es auch zn
blutigen Straßcnkämpfcn kommt, so
liegt kein Grund zu Vcfnrchtniigcn vor,
daß dcr Pöbel dominircn und Herr dcr
Situation sein werde.
In St. Louis hat sich eine Bürger
wehr gebildet und die Behörden führen
sorgfällig Wache über die SirikcrS so
wohl, wie über die sich zusammenrotten
den unsaubere Elemente, welche ans
Rand und Plünderung auszugehen su
chen und bereits ihre Pläne für einen
ergiebigen Feldzug entworfen haben.
Bnndcsinilitär ist nach St. Louis beru
fen und wird sich an der Unterdrückung
der Unruhen bethciligcii.
Die vielseitig als eine unheilvolle De
monstration angesehene Versammlung
der „Communisten" ans Tompkins'
Sguarc zu New Nork ist ruhig abgclan
fen. Auch anS anderen Theilen des
Landes liegt Nichts vor, was eine Ver
schlimmerung der Zustände aliiichmcn
läßt. Aber die Arbeiter befinden sich
nach wie vor in gereizter Stimmung,
und cS giebt der Tnmultliantcn genug,
welche sich bemühen, die Aussichten der
Zukunft zn trüben.
Wir sind trotzdem zu dem Glauben
berechtigt, daß das Schlimmste hinter
uns liegt, und ivenigc Tage dem Lande
aiif'S Nene Ruhe und Friede bringen
werden. Die beiden sich bekämpfenden
Parteien, die der Bahn-Arbciter sowohl,
wie der Eisenbahn-Verwaltungen, kön
ne ersichtlich dazu beitragen, dem Ans-
und Aufstände ein Ende zu mache.
Das Gemeinwesen Leidet zu ,vicl, um
die Halsstarrigkeit der Nachgiebigkeit
vorauszustellen-
Gen. Hancock meldet von Philadel
phia, daß das Schlimmste vorüber sei.
Die Regierung braucht keine weiteren
Maßnahmen zu treffen.
Die Chinesen-Hetze in SanFranriSeo.
.San Francisco, 24. Juli.
Während des Abends war der ganze
Sladtthcil nördlich von Markcistr. völ
lig ruhig ; südlich dieser Straße sind je
doch Ruhestörung vorgekommen. Um
9 Uhr demolirte eine Bande von Bumm
lern ein chinesisches Hans an Natoma
Straße. Sic versammelten sich dann
an der slcn Straße nahe der Münze und
kicr versuchte eine schwache Abtheilung
Polizei, sie zum Heimgehen zu bewegen.
Da sie nicht gutwillig gehen wollte,
wurde eine Verstärkung reguirirt und
dann trieb die Polizei den Mob mit
dem Knüppel auscinaiidtt. Etwa 300
Mann dcmolirtcn später nahe der Mis
sion zwischen der Bten und 12tcn Straße
jede chinesische Hans. Die Bewohner
hatten sich zuvor durch die Flucht geret
tet. Später gesellte sich zu ihnen eine
andere Bande, die vorher mehrere chine
sische Häuser an Banlam Str. geplün
dert hatte, und gemeinsam steckten sie
dann eine chinesische Streichholz Fabrik
und Waschanstalt an der 12. und Fol
som Str. in Brand.
Hier wurden sie wiederum von der
Polizei attackirt und mit den Knüppeln
gehörig gezüchtigt.
Um 11 Uhr'ls Mimitcr wurde ein
chinesisches Waschhaus im äußersten
nord-Westlichen Sladtthcil in Braiiv ge
steckt, wie man glaubt, durch Mitglieder
desselben Mob.
Bis jetzt scheinen diese Gcwalt-Acte
durch unorganisirre Banden von Bumm
lern verübt worden zu sein.
Die Arbeiter versichern, hpß sie damit
Die Größe dr- StrileS.
Uly die Größe des rculiche „Stri
keS" Knigeimaßcn recht zu messen, gebe
wirlrtr dic Zckht der Arbeiter an, Ivel
che von den Eisenbahn-Gesellschaften an
gestellt sind. Die Zahlen sind aS einer
sicheren Quelle cntiiomme; Die Penn
sylvania Bahn und ihre Zweige beschäf
tigt 27,500 Personen; die Baltimore
und Ohio Bah 16,000; die Eric Bahn
15,500; die Lote Shorc und Michigan
Central Bahn hat 10,000; nd die Ncw
Nork Ecntial und Hudson River Bah
hat 15,000. Dicsc vier Hanptbahncn
zählen also 84,000 Arbeiter. I dieser
Zahl ist die RcadingEiscnbahn, dieLchigh
VaUcl), Eiimberland Valley, Western
Maryland und andere Bahnen gqr nicht
mit einbegriffen.
Eine schreckliche Nacht.
Dem PittSburg „Frcihcstsfreund"
vom 24. Juli entnehmen wir folgende
schauerliche Schilderung einer Schrc
ckensnacht, wie sie die Philadelphiacr
Soldaten während dem großen Eisen
bahn-Aufruhr in jener Stadt vorletzte
Woche erlebten:
Schauderhaft muß die Lage gewesen
sein, iu dcr sich die Philadelphiacr vom
Samstag Abend bis zum Sonntag
Morgen befanden. Eingesperrt im
Round Housc sahen sie die gierigen
Flammen immer näher und näher zün
geln, während die wüthende Menge
mit Gewxhrc, Revolvern, Messern,
Aexten und Knüppeln bewaffnet, sie
rings umzingelte, und nur auf dcn
Moment wartete, in dem die Soldaten
daS Round Housc verlassen würden.
Die Truppen hatten seit dem Freitag
Abend, an dein sie Philadelphia ver
ließen, nichts genossen, als in Altovna
einen Sandwich und eine Tasse Kaffee.
Sie konnten es nicht wagen, nachdem
sie einmal das Round Hanse bezogen
hatten, dasselbe zu verlassen. Dcr
ganze Hügel oberhalb des GelsiseSso
wie die Eisenbahn-Kreuzung und die
Libcrtystraße waren mit bcwassnctcn
Arbeitern besetzt, die ein Feuer auf das
Round Housc eröffneten, das von ihnen
erwiedert wurde. Sic mußten dicht
hinter den Mauern des Gebäudes
Deckung suchen, da die Kugeln zu den
Fenstern hereingeflogen- kamen. Ans
einmal sah man, daß die Estcnbahnwa
gen in Brand gesteckt waren, und daß
die brennenden Wagen auf das Round
Honse zugefahren täinen. Es war ein
schrecklicher Moment, als mitten niitcr
dem grellen Schrei des Ocffcucrs daS
wilde Geheul zn den Ohren dcr einge
schlossenen Soldaten drang. Mehrere
von ihnen schlichen sich anö dem Round
Housc, warfen ihre Waffe ab und cS
gelang ihnen unciitdcckt nach dem Union
Depot zu gelangen. Das Fcucr dehnte
sich immer mehr ans und immer näher
kamen die brennenden Wagen. Die
Offiziere hielten eine Berathung und
beschlossen, sich in das uiilcrc.Round
Housc zurückzuziehen. Dies war un
gefähr 30 Fuß von dein anderen ent
fernt. Sie kamen unbemerkt dahin
und von hier konnten sie deutlich sehen,
wie das Feuer sie immer mehr be
drohte. Selbst den alten Veteranen,
die sich unter dcn Soldaten befanden,
und die während des NcbellionSkricgeS
manchmal dem Tod in'S Angesicht ge
sehen hatten, sank jetzt der Muth.
Schließlich gegen Mitternacht standen
das „Sand House" und die Eisenbahn
wagen an dcr Kreuzung in Flammen,
und die Situation dcr oldaien wurde
immer verzweifelter. Einige von ih
nen wollten sich durchschlagen, da ihnen
dcr Tod doch gewiß schien. Als aber
dcr Morgen herannahte und daö Sand
Housc und die Eisenbahnwagen an der
Kreuzung der 28. Straße niederge
brannt waren, während das obere
Round Housc noch stand, da schöpften
sie wieder Hoffnung. Die Menge, die
während dcr Nacht c! Feuer mit Ka
nonen und Gewehren ans daö Militär
unterhalten hatte, machte mehrere Ver
suche. die Batterie dcr Soldaten zu
nehmen, wurde aber jedesmal mit einer
Salve aus dem Galling Geschütz emp
fangen und zurückgedrängt. Kurz vor
Tagesanbruch wurde das obere Round
Housc von der Liberty Straße ans in
Brand gesteckt. Jetzt blieb dcn Trnp-
Pen keine andere Wahl mehr, als sich
durchzuschlagen. Das Fcucr mußte
sie, che eine Stunde verstrich, erreichen,
und die Hitze wurde so intensiv, daß sie
es kaum aushalten konnten. Einige
machten dcn Versuch, sich durchzu
schleichen, es war jedoch jetzt zu spät.
Auf ollen Seiten wurden sie bewacht
und sämmtliche Fenster des Round
Housc waren zertrümmert. Die Offi
ziere hielten noch eine Berathung, und
es wurde beschlossen, sofort einen Aus
fall zu machen. Die Thore wurden
geöffnet und ein Feuer nach dcr Penn
Straße eröffnet, wobei mehrere Bürger
verwundet und der Weg ftei wurde.
Als sie das Round Housc verließen,
war die Menge außer dein Bereiche
ihrer Springficld Büchse. Sic mar
scherten mit gefülltem Bajonnct und
gespannte; Hahn die 26. Straße hinab
nach der Penn Straße und von da nach
dem Arsenal.
Die Philadelphiacr waren den letzten
Berichten zufolge, nachdem sie die vor
letzte Nacht in Clarcmvnt zugebracht
hatten, gestern Morgen mit einem Zug
dcr West Penn. Balm nach Philadel
phia abgefahren. Bei Butler Junc
tion wurde jedoch der Zug von Arbei
tern aufgehalten und ans ein Scitengc
lcise gebracht. Es konnte kein Inge
nieur aufgetrieben werden, der dleTnip
pcn weiter fahren wollte.
Die Philadelphiacr Soldaten, welche
in HqrriSbnrg gewesen, kamen letzte
Nacht etwa um Mitternacht, beinahe
ausgehungert in Harriöburg an. Die
Eisenbahn-Bedienstete erbarmten sich
ihrer nd gaben denselben Nahrung
und Wasser in Hülle und Fülle.
f Tod de Bischof von Mainz, f
Baron Wilhelm Emauncl uon Kct
telcr, bisheriger Bischof von Mainz, ist
gestorben.
Er war i 1811 zu Münster geboren,
studirte Jurisprudenz, war bis 1837
Referendar im preußische Staatsdien
ste, sturdirtc dann in München Theolo
gie wurde 1846 Pfarrer zu Hopsten in
Westfalen, u. 1843 in die deutsche Ratio'
alvcrsaminlung gewählt, in welcher er
eine hervorragende Rolle spielte.
Er wurde 1349 Probst in Berlin und
erhielt 1850 de Bischofssitz in Mainz,
wo er seitdem rastlos im Interesse der
katholischen Kirche gewirkt hat. Im
Jahre 1871 wurde er in den deutschen
Reichstag gewählt.
Er war einer der nahmhaftesten katho
lischen Schriftsteller Deutschlands und
hinterläßt eine Reihe bochberühmtcr
Werke über die brennendste, TagcSsra-
Korrespondenz aus Readlng.
Rcading, Juli 29. 77.
Mein lieber Rippert
Erlaube mir in Deiner „Staatszei
tiing". da Du ja auch ein Freund dcr
arbeitennden' Klasse bist, eiu ernstes
Wort über die traurigen Zustände in
den hiesigen Arbeiter-Werkstätten dcr
Philadelphia iind Rcading Eisenbahn
Co., zn sprechen und nehme die Versi
cherung. daß ich AllcS wahrheitsgetreu
berichte. Auch will ich Dir zum Ein
gang offen gestehen, daß ich ein Feind
aller Gewaltthätigkeiten bin, und ver
damme die Quelle, durch welche sie der
vorgerufen werden.
Cs ist traurig, ja schlecht, daß unsere
sonst so scharf sehende Zeitungen, welche
die trüben Wolken heraufziehen sahen
die sich seit zwei Wochen, meistens
durch übermüthige Corporaiionen her
bcigczogcn, so furchidar cniladctcn,
nicht die llcbcrmüthigcn warnte, son
dern sogar mit denselben schwanzmcdcl
ten, und nicht einmal Einsendungen
über das Elend dcr Arbeiter, welche die
volle Wahrheiten berichteten, aufnah
men, Nim, Rippcr, D wirst fragen:
was hat denn die Philadelphia und
Rcading Eisenbahn Co. so Erschreckli
ches gethan, daß dcr Alte v. Berge
so aufgeregt ist? Ich will cs Dir kurz
und bündig sagen.—
1) Die Direktoren haben sich auf die
ungerechteste Weise angemaßt, die von
dcn Jngcniciireii, Bremsern und Feuer
lcuicn gegründete Nntcrstützungsgcscll
schaft aufzuheben, indem sie dcn Mit
gliedern derselben, welche bei ihnen an
gestellt iyarcn. despotisch gebot, ciitlvc
der die Gesellschaft oder ihre Stellen
zn verlassen, ohne ihnen für dieses Op
fer etwas zn-bicicii. Zwar versprachen
die Herren Direktoren 825,000 zur
Gründling einer neuen, unter ihrem
Commando stehenden ttnlcrstützungs-
Gesellschaft zn geben. Versprechen
und Halten sind aber zwei Dinge;
heute noch fehlen die 825,000 nd die
Untersttttznngsgcscllschaft.
2) Sic haben den Arbeitslohn dcr so
hart arbeitenden Menschen herabgesetzt,
haben deiiscibcn nach langem Warten
nur einen Theil ihres Lohnes bezahlt,
wodurch große Noth und Elend in den
Familie dcr Arbeiter entstand, und
trotzdem, daß die großen Herren genug
sam von dcr Armuth und dem Elend
ihrer Arbeiter unterrichtet waren, reg
ten sie doch keinen Finger, um die so
traurige Lage zn lindern. Es war dcn
großen Herren, die in dcn mächtigen
Palästen wohnen, ferner genugsam be
kannt, daß mancher ihrer Arbeiter einen
Theil ihres Lohnes gegen schweren Ab
zug verkaufen muhte, nm nur die
größte Noth ihrer Familien zn lindern;
ja, cS wurde ihnen sogar bekannt ge
macht, daß mehrere Arbeiter in dcn
Werkstätten wegen Mangel an gehöri
ger Nahrung so schwach wurden, daß sie
nicht mehr weiter arbeiten konnten!
Was haben die Herren in diesen trau
rigen Angelegenheiten gethan? Nichts,
auf dcr Welt, nichts!
3) Miserabler sind noch die Stockhal
ter dieser Compagnie behandelt; schon
seit Jahren erhalten die Wittwen, Wai
se und andere Personen, welche dcr
Compagnie ihr Geld anvcriraut nd
für dcn Stock 850 bezahlt, keine Jntcr
reffen mehr, und ist dcr Stock durch
niisiiinigc Spekulationen von 850 auf
810 herabgesunken. Ist cs daher ein
Wunder, wenn der Altcv. Berge,
dcr ja auch ein Verlierer ist, über den
Schwindel dcr Corporatioiicu fuchs
wild wird, und alle Zcillingsschreibcr
Lo'üli!u(!l> möchte, die den durch das
schlechte Gesetz beschützten Räubern daS
Wort reden?
Lieber Rippcr, ich bin vollkommen
überzeugt, daß, wenn unjcrc hcrvorra
gcndc Zeitungen schon vor Jahre ein
ernstes Wort mit den Corporalioncn
und de elenden Gesetzgeber, welche
dieselbe geschaffen, geredet hätten, all der
Mob, Mord nd die Verwüstungen,
nicht entstanden wären. Allein leider,
leider ist bei denselben der allmächtige
Dollar auch der Heiland. —
Dein
Alte? vom Berge.
I'. B.—Mit Vergnüge kann ich de
richten, daß Herr Hans Weiler, der
so sehr geachtete und beliebte Reporter
der Rcading l'ast.'dcr von der elende
SoldadcSka so schwer verwundet wurde,
sich ans dem Weg der Besserung befin
det. Auch der durch die übermüthige
Soldadcska an Kopr und Arm verwun
detc brave alte Grötzinger. befindet sich
auf der Besserung. Beide werden durch
den geschickten Arzt Dr. Krcyc behandelt.
B ran n s ch w c i g. Reisende
bringen eine erschütternde Nachricht aus
dem an der Südbahn liegenden braun
schwcigischcn Städtchen Seesen. Die
Einzelheiten werden verschieden erzählt,
doch ist als richtig anzunehmen, daß dort
am 12. Juni vier oder fünf Personen
durch einen Blitzschlag getödtet und
mehrere andere bestiubt worden sind.
Die Betroffenen befanden sich in einem
Zelte, welches aus Anlaß des dort statt
findende Schützenfestes erbant war.
Das fraglich: Gewitter hat in jener
Gegend auch noch sonst Schaden durch
Entzündung von von Gebäuden ange
richtet. Ein Blitzstrahl (sog. kalter
Schlag) fuhr in'S Schützenzelt unter
die mit den Vorbereitungen zum Kö
nigScsscn beschäftigten Personen und
tödtetc die beiden Brüder Nachtwch,
den Kaufmann Höcker und den Polizei
dicner Meyer, während der Stadtrath
Sommer und der Rathhanswirth Fi
scher gelähmt wurden. Letzterer (wie
auch Gustav Schröder, dem drei Fin
ger gelähmt waren) ist wieder wohl,
während ersterer sich auch ans der Bes
serung befindet.
In Pcrsicn ist die Pest ausgebrochen-
In der Stadt Reschc fordert dieselbe
20 bi 30 Opfer täglich.
Zirr erste Kaiser von China regierte!
tschon 2950 vor Christi Geburt.
Ausflng ach Phildlphia, Egg Hör,
b,r tzity und tlaatie Elitz.
Das war wiedr einmal eine ange
nehme Reise, von Harrisbnrg nach Phi
ladelphia, und von dort mit dcr Com
den Atlantic Eisenbahn nach Egg Har
bor und Atlantic City.
Am Mittwoch Abend war cs, als cs
noch unsicher war eine Reise af der Ei
senbahn zu nehme, daß wir HarriSburg
verließen, nd nach Philadelphia reisten.
Unt halb 7 ging der Zug hier ab. und
m halb 10 landeten wir vv,m,l auoü
i Philadelphia, An allen Stationen
wo dcr Zg vorbeiging, schaute man
denselben an, al ob ein Eisenbahnzng
eine ganz neue Erfindung sei.
Nun. wir kamen glücklich an, bestie
gen eine Slraßcncar, und fuhren direkt
zn Hrn. Ehrist, G ernr, unserm ge
schätzten Agenten a der Fairmount
Avenue, besonders da wir wußten, daß
er mit dem „Cannstatter Volksfest-Ver
ein" am nächsten Morgen nach Atlantic
City reisen würde, was auch geschah.
Ein heiterer Morgen begrüßte die
muntere Gesellschaft, welche beschlossen
hatte, Antheil an dem Ausflug nach
Atlantic City (wir meldeten schon in
einer früheren Nummer davon) zn neh
men. Eine große Anzahl Freunde fuh
ren von Hrn. Gernc'S Hotel ab, und die
Vinc Straße hinunter bis an dcn Dcla
wäre wo ein Fcrryboot bereit lag, daS
die ganze Gesellschaft ach dem gegen
überliegenden Camden brachte, wo Ei
senbahnwagen auf uns warteten. Es
erforderte einundzwanzig CarS,
m sämmtliche Begleiter zn fassen!
Solch eine lustige und fidele Gesell
schaft wie sie hier beisammen ivar, haben
noch selten gesehen. Auch eine vortreff
liche Miisikbandc (die de/ „Schwarzen
Husaren") fehlte nicht. Um etwa 7
Uhr ging dcr Zug ab. Die Gegend
durch welche wir kamen, ist nicht beson
ders anziehend; blos in dcr Nähe von
Camden sowie nahe Egg Harbor City
hat cs sehr ansehnliche Farmen und
Wohnhäuser, in denen cs sich gewiß gut
wohnen läßt. Besonders anmuihig ist
cs nahe EggHarborCiiY, wo viel Wein
wächst, und auch viele Deutsche wohnen.
Dcr Zug hielt hier etwa 40 Minuten
an, was uns sehr frclitc, da wir das
Vergnüge hatten, unsern geschätzten al
ten Freund, Hrn. lohnHöncs, ein
gemüthlicher Kamerad, dort zu begrüßen.
Hr. H, wohnt etwa zwei Meilen von
Egg Harbor City, wo er eine Farm und
vortrefflichen Weingarten eignet. Er
lud uns sreundlichst ein, ihn nächsten
Herbst zu besuchen, was wir auch zu
thun hoffen, wenn es möglich ist, denn
Hr, Hönes ist ein Mann von „ächtem
Schrot nd Korn,"
Nachdem die frohe Gesellschaft sich
mit perlendem Wein und schäumenden
Gerstensaft einigermaßen gelabt hatte,
ging's unter dcn Tönen dcr herrlichen
Musik wieder nach dem Bahnhof, von
wo cs dann unter dem Jnbel tansender
Zungen nach Atlantic Ciih ging.
Wir landen endlich i dieser von den
Wellen deS Meeres bespielten Siadt.
Welch' eine herrliche Ans- und Ansicht!
So weit das Auge sieht, erblickt man
nichts wie Wasser, daS in weiter Ferne
sich wie c> Berg zu thüunen scheint.
Hie und da. erblickt man ein Schifflein,
das gleichsam wie auf Adclcr'ö Flügeln
von dcn Wogen dahin getragen wird.
Da brausen Wellen über und aufeinan
der herein, als sei cs lauter Kinderspiel.
Sech und vierzig Jahren (weniger ei
niger Tagen) sind eS, seit wir zum letz
ten Male daS Meer sahen, werden
noch können wir jedoch jene stürmische
Nacht vergessen, (cS war die Nacht vom
16tcn auf den 17tcn September, 1831),
in welcher unser Schiff an den Ufern
Virginicn? strandete! Oh, cS war eine
Nacht, deren SchreckciiSscenen heute och
so lebhaft vor unsern Augen schweben,
daß nS die Feder fast versagt, sie zn
schildern. Wie da sich Väter, Mütter
und Kinder umarmte, m miteinander
dcn Tod im Meere zu finden! Doch, die
Vorsehung hat c anders gewollt! DaS
Schiff ging zwar zn Grunde, aber von
dcn Passagieren ging auch nicht eine
einzige Person verloren, Gott, in des
sen Händen iinscr Schicksal lag, sei slctS
dafür gedankt.
Wende wir nS jetzt nach dcr Siadt.
Wie dcr Staat New Jersey fast lauter
sandigen Boden Hai, wo Wein, Welsch
kor und Kartoffel üppig wachsen, so ist
auch die Umgebung von Egg Harbor
und Atlantic Cily sandig und da Land
ziemlich eben. Eines dcr größten wenn
nicht daSgrößtc und schönste Hotel in
AliaiiiicCitt), iststreitig daS dcSHrn.
Al oiS Shauffl er, ein alter Leser
der „Staatszeitiing " ES hat eine präch
tige Lage nd ist geräumig genug um
eine große Anzahl Gäste zu fassen. Hät
ten wir die,.Moneten," so wäre Shanss
lcr's Hotel gerade dcr Platz m nS ein
zuquarlire. Aber, und da liegt der
HaaS begraben, zwei, drei, vier oder fünf
Thaler per Tag Kostgeld z bezahlen,
ohne dcr Loo1til" oder „Bitte
ren" oder Pony Bier zu gedenken, sap
perlot, da reichen unsre „Läppen"
nicht hi. FrciindShaiiffler wird's un
deßhalb auch nicht verargen, daß wir nicht
mehrere Tage bei ihm geblieben sind.
Beinahe hatten wir vergessen zu mel
dcn. daß wir uns auch—badeten, nd
zwar im See, im selben See, dcr nnS
vor 46 Jahren verschlingen wollte!
Mit und bei uns waren noch viele an
dere Personen- Männlein und Weib
lein; cS war eine wahre Lust daS fröhli
che Völkchen zu sehen. Che man in'S
Bad geht, erschafft man sich an einem
dcr vielen besonders dazu eingerichteten
Hütten oder Häuser ein Badklcid, beste
hend anS einem blauen Hemd und Ho
se, welche dcn ganzen Körper, mit Aus
nahme de Kopf nd Füßen bedecken.
Vom Ufer geht es abwärt in die See;
je weiter man gebt, desto liefer ist e ;
zu tief wagt sich jedoch selten Jemand
hinaus, s d kine rtzandm
ist. ftvr wen dk Fltttz tntritt, d
kann S-scheh. dvl Von den
De? Weitn i Vi?PntNtetrM
wick WM WWW WM
oder Rettungsboote vorhanden, um
Ertrinkende zu retten wenn Gefahr vor
handen ist.
Zur Bciitttziing eineS Badkleids hat
man 25 Cent zn „blechen"; das Ba
dcn ist jedoch sehr etqnickciid, angenehm
und gesund, und vollauf das Geld werth
was cs kostet.
Um 7 Uhr Abends verließen wir end
lich hoch erfreut über unsre Reise, Atlan
tic City, nd kehrten nach Philadelphia
zurück, können jedoch diesen Bericht nicht
schließen, ohne derAnordnungs-Commii
tcc, nd zwar besonders dem Präsiden
ten des Vereins, Hrn. Gottsr. Keeb
ler und Hm. Christian Gerne
unsern wärmsten Dank für ein Freidil
lct und vortreffliche Behandlung abzu
statten. Auch Hrn. Hönes und den
Philadelphiacr Freunden unsern besten
Dank.
Vergessen dürfen wir nicht, dcr freund
lichen Gattin des Capt. Jacob Con
rad im Namen unsrer Gattin den ver
bindlichsten Dank für eine Flasche Wein
abzustatten. Frau Conrad sagte, der
Wein sei gut (was er auch wirklich ist),
und würde selbst einer Wöchnerin nicht'
schaden; da nun aber unsre bessere Ehe
hälfte schon längst dcn Horizont des Ehe-
und Wchchimmcls überschritte hat, so
hielt sie es doch nicht unter ihrcrWnrde,
dieFlaschc mitDank anzunehmen. Sie
hat ihn bereits gekostet und dabei gesagt:
„Er ist famos; trinken darfst du auch,
liebes Männle, aber nur nit viel, sonst
möchtest D u in die Wochen kommen."
Wir verstanden den Wink, drückte ei
Auge zu, und gaben ihr—nen Kuß
Jxncr lebensfroher Kamerad, Hr. S l
h a n H a r t m a y c r, folgte ebenfalls
dem guten Beispiel dcr Frau Conrad,
und übergab uns eine Flasche Wein
für'S Weible. Bully for you, Stephan,
und besten Dank.
Da oben von Capt. Conrad die Rede
ist, so haben wir hier zu melde, daß dcr
Cäptc nebst seiner Wirthschaft nun auch'
eine Brauerei hat, und ei sehr gutes
Bier braut. Wir haben es selbst geko
stet, und cS llx top gefunden.
Zum Schluß haben wir noch zu be
merke, daß wir diesmal auch wieder
mehrere frische Rekruten cinmnstcrtcn,
nämlich: Hrn. Inl i sS tr öb el,
welcher eine hübsche Wirthschaft an dcr
Ecke dcr Poplar k Tauch Straße hat;
ferner, Hrn. Daniel Freund, wohn
haft in Nro. 903 Poplar Straße; Hrn.
Jacob Zimpclmann, wohnhaft
in No. 417 Moore Straße; die Herren
Her Ii ig k Kumps, die bekannten
Brauer. No. 2610 Frankfurt Avenue,
wo früher Freund ChaS. Shauffler
wohnte; Hr. August Scheuste
le n, Eigenthümer des Constitution Ho
tcls an dcr 41stcn Straße; und Hrn.
Chas. Alb rccht, dcr die wohlbekann
te Wirthschaft dcrHH. Albrechts Mund,
Nro. 107 Nord 6ten Straße übernom
men hat. Obige Rekruten sind lauter
handfeste Kameraden, die den Kopf am
rechten Platz haben.
In heutiger Nummer findet dcr Le
ser ein ziemlich starkes „Corps" unsrer
Philadelphiacr Kameraden im Gcldka
sie; cS sind indessen noch lange nicht al
le, haben wir ja doch während unsern
letzten Besuchen nahezu 5V frische Hau
degen aufgegabelt. Nun, alle Ehre den
biederen Freunden. ,
Demokratische Staatsconvention von
Ohio.
Eolumb nS, 0., 25. Juli. Die
demokratische StaatS-Convention trat
-heute Morgen hier zusammen. Im
Vergleich zu früheren Conventionen
war die Betheiligung eine sehr rege.
Die Convention, welche um 11 Uhr
eine Pause gemacht hatte, trat am
Nachmittag um 1 Ij2 Uhr wieder zu
sammen und organisirte sich durch die
Wahl des Hon. J.T. McKinney zum
Vorsitzenden und des Hrn. William S.
Brown zum Sekretär.
Beim sechsten Ballot wurde R. M.
Bishop von Hamilton Co. fürGovernör
nominirt.
Das Committce für Abfassung von
Beschlüssen legte folgenden Entwurf
vor, welcher angenommen wurde:
Die demokratische Partei von Ohio,
in StaatS-Convention versammelt, er
neuert die Versicherungen der treuen
Anhänglichkeit an die Union und des
Gehorsams gegen die Constitution nd
ihre Amendements. Sie erklärt als
unerläßlich für die Erhaltung einer
freien Regierung die Anerkennung fol
gender Prinzipien: Strikte Selbstre
gierung (liowo rulo); Suprematie der
Civil-über die Militärgewalt; Tren
nung von Kirche und Staat; Gleich
heit aller Bürger vor dem Gesetz;
Freiheit des Individuum; Abschaf
sungdcr Wucher-Gesetze; absolute Un
terwerfung unier den ausgesprochenen
Willen der Majorität; Verweigerung
aller Snbsidien; Erhaltung der öffent
lichen Ländereicn für die wirklichen An
siedler; Erhaltung und Vervollkomm
nung oeS allgemeinen Schulsystems
mit Rücksicht auf die gegenwärtig vor
liegenden Fragen.
Beschlossen. 11 daß wir die In
auguration von R. B. HaycS zum
Präsidenten der Ver. Staaten, trotz
dem das Clectoral- sowie das Volks-
Botum dem Herrn Samuel I. Tillen
zugesallen war, die gefährlichste Ver
letzung der Rechte des Volkes gewesen
ist, welche jemals in diesem oder in ir
gend einem anderen freien Lande vr
gekvmmen ist. Eine' Wiederholung
des Betrugs wird nicht geduldet wer
den.
2) Die Zerstörung der Industrie de
Landes und die Verarmung der Arbci
ter sind die unvermeidlichen Folgen der
schlechten Gesetzgebung der republikani
schen Partei.
3) Wir verlangen die sofortige Wider
rufung de Gesetzes wegen Wiederaus,
nähme der Hartgildzahlung, als ein
Mittel, um die Noth in den schwerbe
trofsenen LandeStheilen zu lindern und
die große Geldklemme zu beseitigen, wo
rüber in Geschäftskreisen so szhr ge
klagt wird.
4> Wir erklären als eine Verletzung
der Rechte de Volkes das von der repu
blikanischen Partei passirte Gesetz, durch
welche da Silber entwerthct wurde,
und verlange die Annahme eine Ge
setze. welche dem Silber seinen Geld
werth wieder giebt.
b) stM find für die Beibehaltung
bi!tz GrMbtck Velde, al de besten
Papiergeldes, welche wir je gehabt
haben und erkläre!, un gegen jede
weitere „Contraction."
6) Wir gratullren dem Lande dazu,
daß die gegenwctrtigc Administration
die consiltutlonettc und friedliche Poli
tik der lokalen Sclbstrcgierung in den
Slldstaatcn acceptirt hat, welche so
lange von dcr deniokratischen Partei be
fürwortet worden ist, und wodurch
Frieden und Eintracht in diesem Theile
der Union wiedergegeben sind.
7) DaS von der letzten Legislatur
passirte Registrlr-Gesctz ist lästig und
kostspielig und macht Unterschiebe zu
Ungunsten der ärmeren Klasse von
Wählern. Wir verlangen deshalb
dessen sofortige Widerrufung.
8) Wir wollen Zölle für Revenuen.
9) Wir sind dafür, daß die Bundes-
Negierung alle Eirculations-Mittel,
! gleichgültig ob Papier oder Hartgeld,
ausgebe, welche stet ein gleiches Zah
lungsmittel und nicht concentrirbar
sein sollen.
10) Wir verdammen die Einmi
schung der Bundesregierung in die >
Wahlen und sonstige politische Angele
genheiten des Staates durch Bundes
trilppc als nnconstitutioncll, ungesetz
lich, unverantwortlich und verderblich
für die Rechte der Bevölkerung und der
Staaten.
11) Wir empfehlen daö heule aufge
stellte Ticket dcr freundlichen Beachtung
und Unterstützung aller Bürger des
Staate.
General Jabcz W. Fitch von Cuya
yoga Eouilty wurde per Acclamation
für das Amt des Vice-Governor nomi
nirt.
Lcuale Neuigkeiten.
Lancastcr, Pa
Donnerstag, August 2, 1877.
In Lancastcr wurde ebenfalls viel
Schaden angerichtet.
Tod des Dr. Mühlenbrrg. Dr.
Henry C. Mühlenbcrg. Revenue Collck
tor vom 9lcn Distrikt dieses Schates,
starb letzte Woche in Lancastcr.
Dir „Tramp"-Frage. Die Bür
gcr von Lalisbury Townschip, Lancv
stcr County habe ans Samstag den
4tcn August eine Versammlung beru
fe, um Maßregel gegen daS Treiben
dcr „Tramps" zu ergreifen, nd sich
daS Lumpengesindel vom Halse z schaf
ten.
Im benachbarten Columbia befinden
sich etwa 500 Eisenbahn-Arbeiter, d. h.
Ingenieure, Heizer, Bremser . s. w.,
fleißige und brave Leute, von denen
Ncuiizehntcl mit den „StrikcrS" shm
pathisiren.—Der Eisenbahnverkehr, in
Columbia ist wieder gänzlich hergestellt,
wie wir höre.
Wollte sich cntleibcn.-Miß Clara.
Tochter des Abraham Stauffcr von
Manheim, Lancastcr County, machte
letzte Woche einen Versuch, sich selbst zu
entleiben, indem sie mit einem Rasier
messer sich eine etwa 4 Zoll lange Wim
de in den Hals schnitt, und die Luftröh
re beinahe entzweite. Sic ist wieder
auf der Besserung. Die rasche That
scheint durch Geistesschwäche verursacht
geworden zu sein.
. Wieder ein Straßenraub. Wäh
rend Hr. Howard Montgomery von
Waschington Coiy, Pa. letzte Mitt
woch Nacht auf der Straße in der Nähe
von Bird-in-Hand, Lancastcr County
dahin fuhr, wurde er von drei Straßen
rändern angehalten, nd um seine Uhr
nebst anderen wcrthvollen Sachen be
raubt. Einer der Räuber hielt das
Pferd des Hrn. Montgomery fest, wäh
rend der Zweite ihm einen schweren
Schlag versetzte, und der Dritte ihn be
raubte. Hr. M. war ans Besuch bei
einem Freunde, nd wollte nach Lanca
stcr fahren um von da nach Hause zu
reisen, als ihm das Malhcuer widerfuhr.
B. O. V. B.—Bei der am vorigen
Montag in Marietta, LancasterCo., statt
gehabten Groß-Bnnd-Sitzung des V- O.
V. B. Ordens wurden folgende Beam
ten für das laufende Jahr erwählt:
Groß-Sirc—Emanncl Engwicht von
Marietta.
Groß-Dcp.-Sirc Math. WöSncr
von Philadelphia.
Groß-B. G. —Wm. M. Schömberg
von Harrisburg.
Groß.JnncrcWachc—AdamßcynoldS
von Marietta.
Groß-Sekretär—Franz Pandorf von
Philadelphia.
Groß-Schatzmeisler—M. Dörr von
Philadelphia.
DäS schwäbischcßoltSsest. —Hoffent-
lich wird Niemand das schwäbische Volks
fest, welches am Montag über acht Tage
(am 13ten August) ans Tcll's Hain na
he Lancastcr abgehalten werden soll, ver
säumen. Wie viel schöner und gemüthli
cher sind doch diese Feste gegenüber den
"Strikes" der letzten paar Tage. Hier
begrüßen nd erfreuen sich Männer,
Frauen, Kinder nd Frenndc, ja die
ältesten Väterchen und Mütterchen wett
eifern miteinander, um einen frohe und
gemüthlichen Tag z erleben, und um
sich wieder einmal im Geiste nach den
Gefilde der alten Heimaih z versetzen,
und unter Sang und Klang dem alten
theuren Echwabciilandfrin Lebehoch zu
bringen. Wer dem bevorstehenden Fest
möglichst beiwohnen kann, sollte dieß
durchaus nicht verfehlen. Darum kam
mc wer kommen kann.
Schändlich.-'Bor mehreren Tagen
gcricthcn zwei Kühe des Hrn. Sainucl
Christ von Millcrsville, Lancastcr
County aus die Landstraße um dort zu
weiden. Sic verirrte sich indessen von
der Wohnung ihre Eigenthümer, in
dem sie etwa eine Meile weit gingen.
Auf dem Wege wurden sie von Jemand
eingefangen. und einer Jeden ein alter
hjcchener Kessel am Schwänze befestigt,
und fortgejagt. Dießühc wurden durch
den Lärm, den die Kessel während de
Springen verursachten dermaßen er
schreckt. daß die eine derselben todt aus
der Straße niederstürzte; die andere er
reichte ihre Heimaih in einem höchst er
mattetem Zustande, Da war eine
höchst gemeine That, und sollte auf
strengste; bestraft werden.