vir Staats-Mulis, .1. Georg Ripper, Herausgeber. Vnrrtsburg Pa. Donncrstag, Juni 7,1877. Wieder zu Hause. Nach cincr Abwesenheit von beinahe zwei Woche kehrten wir letzten Sonn tag Morgen wieder in de KrciS unsrer liebe Familie gesund nnd glücklich zu rück. (Näheres über unsre Reise findet der Leser an cincr anderen Stelle.)— Wir können unscren biederen treuen Freunden nd Gönnern der „Staats zeitung" nicht genug danken für die herzliche und gastfreundliche Aufnahme die wir überall fanden. Unscr „Geld kästen" lacht heute selbst vor lauter Freude über die viele famose „Läpp- Im", denn er hatte den ganzen letzten Winter schwere Leiden durchzumachen, so daß cS uns oft bange und Angst wnrdc. Doch, „Gott verläßt keinen Dentschen nicht," nnd so hat Er auch uns noch nicht verlassen, sondern hat 8 wohlwollende Freunde geschenkt, die uns immer wieder aus der Klemme helfen. Darum dank Ihm und den fröhlichen Gebern. Solche unsrer Freunden in Pittsbnrg nd Umgegend die wir diesmal nicht besuchten, werden uns nicht zürnen, denn auch sie sollen nicht „verhiippast" wer den, da wir in wenigen Wochen oder Monaten noch eine Reise dahin zu ma chen habe, in der Hoffming, alles „sträht" abzuwickeln. Nur die „Läpp lcn" gut aufgehoben, damit kein—Un kraut drein kommt. Heute nnd Morgen sind vir in Lau castcr. Nächste Woche geht's nach Phi ladelphia, wo der Besuch mehrere Wo chen dauern wird, da unscr „Corps" sehr stark daselbst vertreten ist. Dann kommt Lcbanon, Rcading und Tama qua, nd nachher wieder Pittsbnrg, AUcghcny, East Liberty, u.s. w. an die Reihe.—Also, aufgepaßt! Der neue, Kreuzzug der Wasscrsucht'- gen. Unter den Temperenzlern de ganzen Landes (sagt der Baltimore „Korrespon dent,) ist wieder einmal der Kuckuck los. In Massachusetts nnd Rcw-Aork, in Pcunsylvanicn und Maryland, im Sü den und im Westen ist die Agitation der Wasscrbrigadc gleich lebhaft und wenn die Leute mit dieser „Fluthwellc' ihr Ziel nicht erreichen, dann können sie es nur d'rangcbcn, denn dann dürfen sie schwerlich auf weitere Erfolge rechnen. Ohio, welches vor drei Jahre den Bcthcxcn-Unfug losließ, steht diesmal wieder an der Spitze. Der Dio Lewis heißt gegenwärtig Murphy, nnd dersel be scheint eine Aufregung hervorzuru fen, welche der durch dic Hcnlweibcr vcr. anlaßtcn wenig nachsteht. Ucberall fin den in den Landstädten Versammlungen statt, allenthalben werden die „schlechte sten Kerle" und „unverbesserlichsten Trunkenbolde" bekehrt und wenn diese Bekehrungen alle Stich halten, dann wird wahrscheinlich der Himmel durch einen Anbau vergrößert werden müssen. Es dürfte nicht uninteressant sein, ei nige der drastischsten Stellen aus den Bekenntnissen „geläuterter Seelen" hier folgen zu lassen. Einer sagte: „Ein mal habe ich sechs Monate lang gesof fen, und so legte ich mich mal Nachmit tags, voll wie eine Kanone, unter einen Baum. Da kam eine junge Dame des WcgcS, hielt mir meine Unmäßigkcit vor, bekehrte mich nnd ist jetzt mein Weib." Ein Anderer dcklamirtc: „Oft habe ich ans dem nackten Erdboden geschlafen, das Firmament war meine Decke und die „Buddel" mein Kopfkis sen."—Ein Dritter rief in Eztase: „In der ganzen Stadt geht Niemand besser gekleidet, als ich seit meiner Bekehrung Darum heran, meine jungen Freunde! Unterzeichnen Sic dieses Gelübde, tre ten Sie der Kirche bei, verwenden Sie mehr auf ihre Kleider und weniger auf den Magen." In den kleine Orten des Staates ist die Murphy-Anfregnng eine förmliche Epidemie geworden. Auch in Michigan sind die Tempe renzler stark an der Arbeit. Die Gesetz gebung hat dort ein Gesetz angcnom. men, welches bestimmt, daß Jeder—der Eigenthümer nnd seine Angestellten ausgenommen der nach der vom Ge setze festgesetzten Schlnßstunde in einer Restauration oder Wirthschaft, in der berauschende Getränke verkauft werden, angetroffen wird, mit einer Geldstrafe von nicht unter 25 und nicht über 100 Dollars belegt werden soll. Sollte der Betreffende nicht im Stande sein, die Geldstrafe zu bezahlen, so soll ihm eine Gefängnißhaft von 10 bis 90 Tagen zn diktirt werden. Auch kann der Richter, wenn er es für angemessen hält, den Uedcrtrctcr der Bestimmungen dieses Amendements z Geld- nnd Gefängniß strafe zugleich verurtheileu. ES wird in dicscmLandc der Freiheit wirklich mit jedem Tage schöner. Roch mehr Hinrichtungsbrsehle. Governör Hartranft hat am Dienstag den Befehl der Hinrichtung eine Mol ly Magnirc, Namens Thomas Duffy von Schuylkill County, unterzeichnet, und den 21. Juni als den Tag der Hin richtung festgesetzt. An demselben Tage werden in Pottsvillc die MUy Ma guire ThomaS Munley, JamcS Car roll. HuahMcGchan, James Bohle und JameS Roarty, nnd in Manch Cliiink, Carbon County, vier andere Mitglieder dieser Mördcrbande hingerichtet werden. Ihre Name sind, Alex. Campbell, Ed. Kelley, Michael Doyle nnd John Dono hue. —lm Ganzen also 10 Mörder büße am 21. dS. Mts. Leben am Gal gen. Fürwahr, ein schrecklicher Tag! Fortsetzung unsre Reiseberichts. Unscr Brief i letzter Nummer schloß mit dem Unglück, das unserm alte Freund Mai er von Tarcntum etwa zwei Wochen zuvor in Natrona wider fuhr. Wir fahren nu weiter. Bon Tarcntnm reisten wir auf Schu ster's Rappen zu jenem kernfesten alten Demokrat, Freund Hun d cr tm ar k, de wir leider immer noch an Rheuma tismus leidend, antrafen. Nach kurzem Aufenthalt ging's dann nach Natrona, dem Städtchen, wo sich die bekannten Sodawerke, in denen Soda, Salz, Vitriol li. s. w. fabrizirt werden. Daß unS auch hier ei warmer Em pfang zu Theil wnrdc, brauchen wir nicht zn sagen. Unser Aufenthalt war natürlich bei nnscrm braven Agenten. Hrn. Gco. Hägclc, in dessen Brnst ein warmes und menschenfreundliches Herz schlägt. Es freute uns sehr, auch Hrn. Wm. Vogel vonShcarcr'SCroß RoadS, Wcstmorcland County, der ge kommen war uns zu treffe, dort zn sc hcn. Am Abend besuchten wir auch das Versammlungslokal der Deutschen Brü der, wo mehrere „Ponies" im fröhlichen Kreise „gepfiffen" wurde. In Natrona gelang es folgende sti schcKamcradcn für'S.lippcr'scheCorpS" cinzumustern : die Herren Martin Fink keiner, John Binder, Louis Vollingcr, Wm. See! nnd John Arendt (letzterer ist in Tarcntnm wohnhaft), lauter hand feste Haudegen. Ebenso auch Hr. An ton Hcnschcl von Waldorf, KrciS Ncissa, Obcr-Schlcsic. Die lieben Franc der Herren Hägclc nd Cadtcs hatten die Güte, uns präch tige Blumensträuße zu überreiche, mit denen wir dann am nächsten Morgen frohen Muthes und mit den beste Wünschen der biederen Natronacr weiter reisten. Es ivar unsre Absicht, in Free- Port eine kurze Zeit z verweilen, allein der „Stiemganl" hielt auf dieser Sei te der Stadt an, nnd brachte uns nach der Sazoilbnrg Station, ohne daß wir unsre Freunde in Frccport z sehen be kamen. Es war ärgerlich, aber was läßt sich da thun, wen der alte,.Schnor rer" seinen Kopf gesetzt hat, und mit Dampf davon fährt? Als wir an der Sazonburg Station ankamen, wurden vir sogleich von Hrn. Hclmbold, der einen Store daselbst hat, erkannt. An dieser Station ist es, wo man vor mehreren Jahren für Oel bohrte; anstatt aber Oel zu bekommen, erhielt man Gas, das lichterloh hervor schoß. Das Gas hat man jetzt nach mehreren Fabriken in Pittsburg gelei tet, und leistet vortreffliche Dienste. Dieses GaS ist kein künstlich bereiteter Stoff, sonder es kommt wie eine Was scrgucllc stroiinvcisc aus der Erde hervor! Nahe dabei hat auch eine New Norkcr Gesellschaft eine große Fabrik errichtet, in welcher der sog. (Lampen ruß) fabrizirt wird. Mangel an Zeit gestattete uns nicht, die Gebäude näher in Augcnschciu zu nehmen. Da es sehr kalt an jenem Morgen war, so ricth uns Freund Hclmbold, einen Ilcbcrrock anzuziehen, damit wir nicht feierten. Hr. Miller, der freundliche Wirth an jener Station lieh uns sodann auch eine sog. "Kovormout" Rock; aber da hätte man uns sehen sol len. Potz allcWcttcr! es war neLnst, wie die „Stovcpipc" so stolz oben her vorguckte, aIS sie mit cincr "Ilaok" „ach Saronburg fuhr. Wir hatten geglaubt, man würde ns nicht kennen; aber da hatten wir uns getäuscht. Freund Tollet) lachte herzlich als er us sah, nnd Frau M der erkannte uns eher als Ivir sie. (Schade, daß ihr wackerer Ernst grade abwesend war). Leider war unscr Aufenthalt sehr kurz, da wir au jenem Tag noch ach Butler wollten. Fort ach „Hannahs town" hieß es, sonst vermissen wir den Zug. Dort trafen wir die brave Mt wr Dro l l iiig c r und ihre liebens würdige Tochter, so wir auch Freund Oh l, ein tüchtiger Wagncrmcister munter und gesund, rafften schnell die „Läpplcn" zusammen, und schoben ab so schnell cS gehen konnte, wieder zu rück nach der Saxonburg Station. Nicht lange dauerte cS, als der Zug kam, und unS ach Butler brachte. CS ist in der That merkwürdig zu schcn, welch' einen ungchcurcn Ausschwung Butler County während den drei letz ten Jahren gemacht hat. Ucberall fin det man neue Dörfer und GeschäftS plätzcn angelegt; Oclgucllcn nd sog. Ocl-laali gibt cS ciye Masse längs der Eisenbahn. EL scheint, als ob eine gänzliche Umwälzung im Connty statt gefunden habe. Auf der Farm unsres Freundes Forcht nahe Butler, hat man sogar jetzt auch Salzwasscrqncllen entdeckt, und cS sollte uns gar nicht wundern, wen nicht che lange eine Salzfabrik auf dessen Farm errichtet werden würde, um dieses Wasser in Salz zu verwandeln. Eine Eisenbahn durchkreuzt dieselbe bereits. Auch in der Stadt Butler haben be deutende Veränderungen stattgefunden, und derselben ein recht nettes Ansehen gegeben. Hier (wie auch im County) wohnen viele Deutsche, ein fleißiges, biederes Völkchen, das viel dazu bei trägt, daS Wachsthum der Stadt und des Countys zu befördern. Daß die Deutschen auch von ihren amerikanischen Mitbürgern hoch geachtet werden, wis sen wir aus eigner Anschauung nd Er fahrung. Unser geschätzter Agent, Hr. Jacob Keck, dessen Gast wir waren, ist immer noch Friedensrichter, nnd versteht die Gesetze, besser wie mancher Advokat. Er genießt das höchste Zutrauen seiner Mitbürger, aller Parteien und aller Klassen. Nebst seinem Amt betreibt er auch das Lcichcnbcstatter-Geschäft und einen Store. Er hat sich nun auch ein liebes „Wcibtc" genommen, (Fräu lein Trautnianu ans Birmingham), mit welchem er in der glücklichsten Ehe lebt. Möge cS ihm und seiner lieben Gattin stets wohlcrgeyeli. Wie vor drei Jahren, so hatte auch jener treuer alter Freund, Hr. Nie o- La nS Dambachcr, der eine hübsche Farm nahe der Stadt hat, die Güte, uns mit seinem Fahrwcrk von dort nach Zelienople zu bringen. Zwischen diesen Städten liegen jedoch Pctcrsville nnd Evansburg, wo wir anhalten mußten. Da unscr Agent in Evansburg, Hr. Dr. Kcrsting bei unsrer Ankunft daselbst gerade abwesend war, so wurde vor dem !chöen, großen Hotel des Hrn. John N. Miller Halt gemacht, nnd einge kehrt. DaS Hotel ist eines der schönsten, wenn nicht daS schönste im Connty. Es hat 35 Zimmer, welche auf's ge schmackvollste nnd bequemsteausgestatlct sind. Kurz, es gibt wcnigc Hotels, wel che das des Hrn. Miller übertreffen. Unsre Ankunft erfreute Hr. M. der maßen, daß er schnell eine Flasche Cog nac, welcher 9 Jahre alt ist, hcrvorhol bckomm's, mein Herr") sagte. Zwar verstehe wir kein Französisch, aber das verstanden wir auf's Haar, ebenso Hr. Dambachcr, denn siehe, che cr's zum Zweitenmal gesagt hatte, war der famose Stoff auch schon „hinter die Binde ge gossen," ohne daß wir blinzelten. Xn-oneato, dlosgo! Adje für heute. — Nächstens weiter. Schönes Beispiel einer Dame. Wir sind ein Freund der Frauen, denn sage man was man will, sie haben immer noch ein viel zarteres und besse res Herz wir die meiste Männer. Le sen wir nur folgendes Beispiel, und wer nach lesen desselben nicht mit uns sagt: „Wahrlich, das wr ein nobles Weib, eine wahre Scmaritcrin," der hat ein steinernes Herz: An einem kalten März-Nachmittage schlich am Wiener Naschmarkt ein ärm !ich gekleideter Mann aus dem Volke daher, er trug ei nur wenige Wochen altes Kind im Arm und weinte bitter lich, ohne sich um Jemanden, der ihm begegnete, zu kümmern ohne Jemand nm eine Gabe anzusprechen. Eine ele gant gekleidete Dame aber nahm sich das Herz und fragte den Mann nm sein Elend, worauf dieser antwortete : „Mein Weib starb vor cincr Stunde im Hospital, was soll ich mit dem arme Wurm da anfangen?" Schnell ent schlossen ahm die Dame das halb er frorene Kindchen in ihre Arme, ging zu einer Apfclbudc, löste ganz ungenirt ei nen rothen Flanellrock vom Leibe, wick elte daS nur in ein dünnes Stück Lein wand gehüllte Kind hinein und verhüll te sorgsam den Oberkörper nd die blaue Füßchc. Dann ahm sie ihr Portmonnaic aus der Tasche nnd schüt telte dessen gcsammtcn Inhalt in den Hut des Mannes, ein Beispiel, daS, wenn auch ini geringere Umfange, die umstehende Marktweiber nachahmten. Die Dame legte daS Kind wieder in die Arme des wenigstens für den Moment geretteten Vaters, gab ihm ihre Adresse, damit er sie besuche nun verschwand. Unseres Crachtcus ist die „Ungcnirtheit" jener Wiener Dame einfach bcwun dcrnswcrlh und eines deutschen WcibeS cincö Muttcrhcrzcns würdig. Eine Nankec-Zicrpnppe vermöchte sich aller dings nicht so „llngcnirt" zu benehmen, um die Blöße eines frierenden armen Würmlcins zn bedecken. „Ungenirt'' oder nicht Hut ab vor solchen sponta nen Aeußerungen des „Ewigweibli chen!" Die im Oricntkrirge rommandircndcn Feldherren. Keiner von de Feldherren, welchen die Führung der russische nnd türki schen Heere anvertraut ist, hat einen so bedeutenden Ruf, daß wir berechtigt sind, von ihm ganz besonders große Thaten zu crwartcn. Der Oberbefehls haber der Türken ist Abdul Kcrim Per scha, ei Greis von mehr als siebzig Jahren, der sich allerdings schon im Orientkricgc von 1853 54 als tüchti gen General gezeigt hat. Die Türken spielten aber damals neben den Franzo sen und Engländer eine so unbcdcntcn de Rolle, daß die Welt von Abdul Ke rnn Pascha, welcher an der Donau com-, mandirtc, nicht allzuviel erfuhr. Unter Abdul Kcrim Pascha commandirc : Ahmed Eyiib Pascha, Mahmcd Ali Pascha nnd Azis Pascha. Der Letztere ist Chef der Artillerie, nnd seiner Tüch tigkeit wird auch der Fall von Alczinatz im letzten Kriege mit Serbien zugeschrie ben. In Kleinasien commandirt ans türkischer Seite Ahmed Muktar Pascha, von welchem man auch nicht Allzuviel weiß. Der Oberbefehlshaber der russischen Armeen ist der Großfürst Nicolaus, Bruder Kaiser Alczändcr 11., ein Mann von etwa 46 Jahren. Besondere mili tärische Fähigkeiten hat dieser Prinz nie mals gezeigt, obgleich er die höchsten Stellen in der russische Armee beklei det hat, ma kennt ihn vielmehr als ei nen Gamaschcuknopf. Aber daS hat eigentlich ivcnig zu sagen, denn der Großfürst ist ja nur dem Namen nach Oberbefehlshaber der russischen Armeen, der wirkliche Obcrgcncral ist aber Ge neral Nepokoytschitzky, Mitglied des rus sischen Gcneralstabcs, und Professor der Strategie an der Militärakademie von St. Petersburg. Dieser Offizier nahm auch an dem ungarischen Kriege von 1849 Theil, kämpfte wiederholt im Kam kasus und war während deS OricntkM gc von 1853-54 an der Spitze des SM bcs des General Luders, des Comman deurs des Fünften Armcccorps. Als er alle Operationen an der Donau deshalb das Terrain, in welchem ersetzt kämpfen wird, ganz genau. Zu Untcrbcfehlsha bcrn hat er sich lauter Offiziere ansgc sucht, welche schon vor vierundzwanzig Jahren als Capitain und Majors un ter ihm gekämpft haben. Daß die Russen von General Nepokoytschitzky Großes crwartcn müssen, geht schon da ran hervor, daß sie einen Polen mit einem so verantwortlichen Posten be kleidet haben; indeß wird es sich erst zeigen müssen, ob die Russen diesen Ge neral, den sie den russischen Moltke nen nen. nicht überschätzt haben.— Die in Kleinasie operirendc russische Armee steht unter dem Commando des Großfürsten Michael, des jüngeren Bru ders des Großfürsten Nicolaus, und ihm schreibt man viel größere Talent zu, als seinem ältesten Bywcr. Wie man sieht, hat man es Heer mit lauter Feld herren zu thun, die sich erst noch einen Wcltrnhm zu erwerben habe. (Eingesandt.) Nachklänge zur Israelitischen Confir mationsseier. Geehrter Herr Ripper! Ihr geschätzte Blatt vertritt nicht al lein da Interesse de socialen politischen Lebens, wie cS sich in diesem freien Lan de anf und abwickelt, cS bewegt sich auch zuweilen auf dem Gebiete de religiösen Lebens, und ohne Unterschied des Glau bens rvkorirt cS über die in unserer Stadt stattgefundcncn kirchlichen Feier lichkeiten, wodurch mancher seiner Leser, der noch einen Gott im Herzen und in dessen Busen noch ei warmes Herz für Religion schlägt, cS offenbar lieb gewin nen muß. Nun bezweifeln wir auch durchaus nicht, daß Sic als alter Musi ker immer den rechten Ton anzuschlagcn verstehen, um die kirchliche Feier und Festlichkeiten in der schönsten Harmonie darzustellen. Nicht also glücklich waren Sie jedoch, als Sie das Geschick in ein fremdes Ge biet wie am Freitag den 18. Mai, des israelitischen PfingstfestcS, in die hiesige Synagoge führte, in welcher die An dachtsformcln in drei verschiedenen Spr ache zu Tage traten. Da haben Sie, so sehr wir auch Ihr musikalische und !chriftstellcrische Talent und Urtheil hochschätzen, einen unverzeihlichen vi- X-oorck gegriffen, indem Sie von der ConfirmationSfeicr, von welcher Sie doch eigentlich nur die Geburtswehen Gebet und Predigt gehört, aber da eigentliche ConfirmationSkind mit seinen vollständig fünf Sinnen, wie cS leibt und lebt, haben Sie, weil Ihnen viel leicht die Geburtswehen zu sehr zu Her zen gingen, nicht abgewartet—und den noch glauben Sie in Ihrer begeisterten Phantasie ein treu gelungenes Lebens bild von unserer Confirmation entwor fen zn haben, um cS in Ihrem vielge lescncn Blatte, aller Welt so vorzuhal ten. Nein, mein Frennd! so verkrüp pelt hat unsere ConfirmationSfeicr Gott lob daS Licht der Welt nicht erblickt. Was sollte auch die Menschheit vom Judcnthnm denken, wenn c an seine Bekenner resp, an die Confirmanten, kei ne weitere Ansprüche zn machen hätte, als daß sie von ihrer väterlichen Religion nicht mehr zu wissen bräuchte, als et wa ei hebräisch, deutsch oder englisches Gebet herzusagen und dann ein Lied zu singen. Nein, wie jede Confirmation, folgen de wesentlichc Elemente in sich tragen muß, so bestand auch die Unsrige in: Gebet, Predigt nd Gesang; Anrede und Ermahnung an Eltern und Confir maiitcn; Religionsprüfung und Rcli gionsbckenntniß. Und da hätten Sie, geehrter Herr Rippcr, doch einmal hören solle, wie die sonst nur cnglisch-rcdcndcn Kinder bei der Rcligionsprüfung alle an sie einzeln gerichteten Fragen, in einem so schöne reinen deutsch zu beantworten wußte, und Sic wären gewiß befriedi gender ach Hause gegangen. Der Schluß der Feier mit den Er mahnungen guter Vorsätze und dankbar erhebenden Herzen der Eltern und Kin der zu Gott, der sie zusammen diesen herrlichen Tag hat erleben lassen, sowie der Segen in seinen drei verschiedenen Theilen auS dem 4. Buch Mose, Ende des 6. Capitels, im Segnen, Behüten und Erleuchten auf die verschiedenen Geschicke und Wcchselfälle der so man nigfach geprüften Menschenkinder an wendend, sowie der Segen, welche sich die Confirmanten zu ihren Eltern hin tretend erflehten, muß doch in dem weich gewordenen Elternhcrzen und vieler An wesenden einen tiefgcruhrtcn Wiedcrhall gefunden haben, denn es waren wenige Augen, welche in dem Moment de so herrlichen Schlußactes trocken geblieben waren. Rev. F. Löwenberg, Harrisburg, Mai 29,1377. Zur Erwiederun g —Dem wür digen Einsender de Obigen erlauben wir folgendes Wenige zu erwiedern: Vorerst unsern Dank für die schmeichel haften Worten und sanfte Zurchtweisung in obigem Schreiben. Daß unsre Be merkungen in Betreff der Confirma tionsfeicr mangelhaft, und nicht indem Sinne oder so wahrheitsgetreu waren wie sie hätten sein sollen und sein könne, geben wir gerne zu, und wir bedauern cS auch ausrichtig. Die Ur sache dieser Mangelhaftigkeit lag indeß nicht in einer etwaigen ThcilnahmSlosig kcit oder Gleichgültigkeit, sondern einzig und allein erstens darin, weil wir die hebräische Sprache nicht verstehen, und uvcitens, weil wir geschäftenhalbcr der Feierlichkeit nicht bis zu Ende beiwoh nen konnten! denn gerade der Schluß akt (wie au Obigem zu ersehen ist) war es, der die Herzen der Anwesenden am wärmsten berührte, und die frohe Feier am meisten hob. Wir wiederholen cS, daß cS unS sehr leid thut, nicht während der ganzen Feier anwesend, um selbst Augenzeuge des rührenden und feierli che Aktes gewesen zu sein. Hoffentlich ist c nS ein andere Mal gegönnt, während der ganzen Dauer des Confir mationSfeier gegenwärtig zu sein. Ein rotheSviindel im Anopfloch.— Da ist die neueste Marotte der Tem perenzler, die sich, wie die Betseuchc von anao dazumal, über Michigan, Ohio, Indiana u. f. f. ergossen hat. Sie sind jetzt sämmtlich Ritter der Ehrenlegion, die Herren Temperenzler, nnd „Wag' es recht zu thun!" ist ihr Motto. Ueber eine kurze Weile wird die ganze Gc schichte ja an der eigenen Lächerlichkeit zu Grunde gehe, wie der Bctweibcr ber-Krcuzzng auch. Ein Mann der ein Mizcichen mit sich nmhcrträgt, daß er das Saufen abgeschworen, wie der Hund die Steuermarkc, ist doch gar zu abgeschmackt. Schrecklicher Sturm im Westen. Laut telegraphischen Nachrichten au Mt. Carmcl, Illinois, fand dort am Montag ein schrecklicher Sturm statt, wobei viele Wohnungen zertrümmert, und 16 Menschen gctödtet, sowie eine große Anzahl verwundet wurden. Eine Presbyterianer- und eine Methodisten- Kirche, zwei Schnlhänser und etliche Store sind unter den zerstörten Gebäu den, Körper von vier der gctSdtc ten WWnen waren verbrannt. Correfpondenzen. Correspondenz au Blair County. Alto na, Pa., Juni 3,1877. Werther Herr Rippcr! Da Sie schon seit geraumer Zeit keine Correspondenz von Altoona erhielten, so will ich versuchen, Ihnen einige Punkte über die gesellschaftlichen Verhältnisse Altoona's mitzutheilen und insbesonde re eines sehr angenehm verlebten Abends in der Mitte des Ihnen zur Genüge be kannten Gesangvereins „Concordia', er wähnen. Der Zufall führte Schreiber dieses am letzten Freitag zu der immer in tern Sängcrschaar, welche dem aktiven Mitglicdc Herrn Georg Schandel maier zu seinem 33. Geburtstage ein Ständchen brachte. Der Gesang war gut und sehr takt voll. und lud der überraschte Jubilar die Collegcn zu einem Glase Gerstensaft ei, welchem auch bereitwilligst entsprochen wurde. HcrrPräsidcntßlcilcr stat tete in einigen passenden Worten dem Jubilar die üblichen Glückwünsche ab; ihm folgte der Dirigent, Hr. Gottlob Haußcr, in cincr ernste und heiteren Ansprache, und überreichte dem Herrn Schandelmaier im Namen seiner Ge mahlin ein paar hübsche Pantoffel mit cincr passenden Rede, die einen rauschen den Beifall hervorrief. In einer der Pantoffeln lag ein Zettel, der folgendes Gedicht ethic!t: lücklounsch zum iütslcn Geburtstage de Herrn Georg Schandelmaier. Gewidmet von seiner grau. Mein lieber Mann, bist nicht vergessen, Sei Über meinen Wunsch entzückt, —Pantoffeln sind' unangemessen Weißt Du nun, wo der Schuh Dich drückt ? Was soll ich Dir zum Feste bringen, Mein Theuerster, ach sag' es mir? Was Gutes ich nur kann erschwinge, Du theilst es ja getreu mit mir! O, möge unser LooS auf Erden, Ganz frei von allem Jammer sein, Und wenn im Tod wir scheide werde, Soll Wiedersehen uns erfreu'n! Drum, Bester, nimm' die kleine Gabe, Die Dir ein treues Herz bringt dar, Gedenk mein bis zu dem Grabe, Gott schenke Dir noch manches Jahr! Er segne uns auf allen Wegen, Gieß' seinen Himmelsseaen aus Der treuen Mutter reichster Segen, Bau' ihren Kinder einst ein Haus! Und sollte Dir nicht Alles glücken, Weil sich der Ehe-Himmel trübt, Selbst wenn Dich Hühneraugen drücken. Wird nur VergeltnngSrecht geübt. Doch, Bester, eines bitt' ich sehnlich, Erfüll' die Bitt', sonst ist'S vorbei. Komm' doch in Zukunft, wie gewöhnlich. Nicht erst nach HauS beim Hahnenschrei! Es ist von Hrn. G. Haußcr speziell für diese Gelegenheit gedichtet und wurde, um dasselbe der Vergessenheit zn entrei ßen, einstimmig beschlossen, daß es in der „Staatszciiung" veröffentlicht wer den soll. Noch zn bemerken ist, daß Herr A. Schüttclkopf beim Ständchen eine sehr gediegene Ansprache hielt, die allge meinen Beifall erntete. Herr Professor Hammer hat schon vor einem Jahre eine Strcich-Musikban de gegründet, die wirklich überall bevor zugt wird; Solche, die einer Bande zum Spiele auf Pic-Nics oder Bällen bedürfen, würde ich rathen, diese tüchti ge Musikbandc anzuslcUe. Es zeichnet nchlungsvollst Ihr X, Correspondenz aus Braver County. Bcavcr Connty, Pa., Jnni 1877. Panic-Na ch w c h c n. In dem großen Krach, welcher im Jahre 1873 so zu sagen die ganze ame rikanische Finanzwclt erschütterte, ist längstens (oder doch wenigstens theil weis) aus dem Gedächtnisse deS Volkes verschwunden; nnd wohl nur allein Diejenige, welche das Mißgeschick hat ten auf eine schlechte oder schwindclhaftc Weise in den Strudel irgend einer sol chcn hundsgemeinen Korruption hinein gerissen zu werden, sind mit der Lage jener verkrüppelten Geschäfte gegen wärtig mcistcntheils näher bekannt, thun aber, oder sind vielmehr gezwungen, aus eigenem Interesse, de erbärmlichen Zustand der Dinge zu verschweigen nnd ruhig zu tragen, damit sie nicht noch mehr in finanzieller Hinsicht zu leide haben. Auch Bcavcr County blieb damals nicht verschont, und das Panigne von 1873 liegt auch heute och Manchem gar schwer im Magen, nnd wird wohl vorerst selbst durch die besten Abführ- Pillen noch lange nicht beseitigt werde könne. Ja, jener „Krach" betraf da mals Bcavcr County wohl härter, als vielleicht irgend ein anderes Connty die ses Staates, und die Folge davon war, daß man in jene heimlich gehaltene Bcr. lnste, in den Schlamm der gemeinsten Niederträchtigkeit wie ihn unser County biS jetzt wohl noch nicht auszuweisen im Stande war, unschuldige, nichts Böses ahnende Leute auf alle mögliche den arme Sündern zu Gebote stehende Mitteln zu verblenden, und mehr denn mit tcuflichcr List hinein zu zerren such ten. Deßhalb sollte jeder aufrichtiger nnd ehrlich denkender Mann, der mit dieser Art Schwindeleien näher bekannt ist, es nicht versäumen, seine Ncbcnmcn schcn auf solche Subjecte und deren In stitutionen die als schlecht stehend be kannt sind, anfmerksam zu machen nnd davor.zu warnen, damit nicht jene Bcutclschneidern noch mehr unschuldige, harmlose Menschen zum Opfer falle, und als dann von ihnen nicht auf die schamloseste Weise ausgebeutet und sie auch dadurch zugleich verhindert wer den, ihre Schandthaten in der Zukunft nicht wiederholen zu können. Heutzu tage heißt cS : „Trau. Schau, Wem ?" Von Einem, der in der Sache wohl bekannt ist. Wiltwe Porter, die Postmeisterin von Louisvillc, Kentucky, ist von Nein terjägern, die ihre Stelle haben wollten, wahnsinnig gemacht worden! Sie be findet sich seht in der Irrenanstalt zu Cincinnati, Ohio. sCorrespondenz au.Philadelphia.' Phila delp h ja, Pa.,) Mai 29,1877. j Werther Freund Rippcr l - . MEs ist unmerhin ciileSchwicrigkcit, in cincr Correspondenz von hier etwas RcneS mitzutheilen; die Ereignisse drän ge sich derart, daß sie nach ganz kurzer Zeit schon aufhören neu zu sein. Phi ladelphia ist eben, trotz allen Protesten und neidische Behauptungen, cineWclt stadt, und ich glaube sicher, daß der Teu fel, als er Christus versuchte, nnd ihm die Herrlichkeit der Reiche zeigte, seinen Tappfuß anf Philadelphia gesetzt hatte; den hätte Christus Philadelphia gcsc. hen, wer weiß welche Verlans die Bcr snchuiig genommen hätte. Philadelphia ist die Swdt der Bruderliebe, der Aus stellungen, der frommen Seelsorger und pfiffigen Advokaten, der ehrlichen Steu er, wachsame Polizei-, pünktlichen Post beamten, nd sorglichen Temperenzler zc., zc. Daß mitunter auch Hallnnkcn und Gurgclabschncidcr in ihr auftauchen, ist freilich nicht in Abrede zu stelle, al lein selbst die Sonne hat ja ihre Flck ken. Die permanente Ausstellung, welche hier am 10. dS. Mts. durch de Präsi dent Haycs eröffnet wurde, scheint mehr gezogen zu werde als sie selbst zieht- Die Herren an der Spitze derselbe scheinen aus der Erfahrung keine Lehre gezogen zu haben, denn sie habe, bei aller Klugheit, dem Heil ihrer Seele mehr Rechnung getragen, als dem Vor theil der Sache, resp, der Kasse, und an geordnet, daß Sonntags die Ausstellung geschlossen bleibt. Nähmen die Herren doch den zoologische Garte zur Richt schnur. d. h. die Verwaltung, nicht die Insassen desselben, denn zu Letzteren zählt man viele och dümmere Crem plarc, und gäben dem Publikum Ge legenheit auch Sonntags die Ausstel lung besuchen zu können, sie würden si cher einen besseren Erfolg erziele. Die Eröffnungsfeier hatte Gelegenheit gege ben die hohen nnd höchsten Herrschaften des Landes hierher zn-ziehe. Haycs war still gekommen und och stiller wie der gegangen; Graut aber wurde bis zur Lächerlichkeit fctirt. Mich wundert, daß keiner der Grantcthsiastcn ans die geniale Idee kam, den Ez-Präfidctcn zu veranlassen eine Eiche, Linde oder auch nur eine bescheidenes Vergißmein nicht zn pflanzen ; das würde ihm och sterblicher gemacht haben und Phila delphia wäre nm ein historisches Faktum reicher. Am 18. ds. Mts. wurde hier der Mör der Ouinglcy gehängt. Oninglcy hat te in einer schwachen Stunde mit seiner Frau und einem geladene Pistol ge spielt und war durch solchen Leichtsinn Mörder geworden. Ich kann die Un vorsichtigkeit vieler Menschen nicht be greifen, daß sie zu gewissen Zeiten und Spielen die schädlichsten Mittel wähle. Es giebt doch so viele Gegenstände, die zum Spiele mit dcrFrau benutzt, mehr Vergnüge gewähren und weniger ge fährlich sind, als ein geladenes Geschoß! Am 11. nächsten Mts. wird man dem Mördcr.Flctchcr die Hanfkravattc anlc gcd. gleicher hatte mit einem Freund ein Zcrwürfniß, kam zn ihm um sich an geblich mit ihm auszusöhnen; kaum hat te er ihm jedoch die Hand gereicht als er auch schon die Waffe zog und sei Opfer niederschoß. Mag man nun auch prin zipiell gegen die Todesstrafe sei, ivcil mit ihr, und durch sie, dasselbe Verbre chen von der Justiz begangen wird, so ist sie in solchen Fällen doch gerecht. Fast lächerlich erscheint mir jedesmal die Behauptung der Seelsorger solcher Ge hängten, daß dieselben als gute Christen gestorben seien ; besser wäre es, sie hät ten als solche gelebt. Die Temperenzler regen sich wieder einmal mituhrer ganzen Liebenswürdig keit. Sic wollen durchaus die Wirth schaften Sonntags geschlossen haben. Das hat ihnen unser trefflicher Mayor auch zugestanden, was aber hinter den geschlossenen Thüren geschieht, davon will er nichts wissen. Die Geschichte wird wieder denselben Verlans wie alle frühere nehmen. Den feilen Spionen wird ma zu gehöriger Zeit nnd passen dem Ort die Jacken tüchtig dnrchl-läncn nnd die Wirthe, die man zur Anzeige bringt, wegen Mangel nöthiger Bcwci se.wicder gehen lassen müssen. Vor einiger Zeit hatten wir zwei in teressanten Prozesse hier, die aber den selben Ausgang nehmen, wie das Horn berger Schießen. Kelley, der angeklagt war, vor einigen Jahren, während einer Wahl, einen Neger erschossen zu haben, wurde, da man nicht ganz genau wissen wollte, ob er noch derselbe ist, der er war, freigesprochen. Kelley ist ein sehr einflußreicher Wahlrunncr, und: „solcheßrüdcr müsscn wir haben zc!" Den zweite Prozeß machte man einem Geistlichen an einer hiesigen Baptisten- Kirche, der der unerlaubten Liebe be schuldigt wurde. Die Menschen sind oft recht gehässig und so trug auch diese An klage das Gepräge der Bosheit an sich. Wenn doch die bösen Leute die frommen Seelsorger ungestört ließen und beden ken wollten, daß diese Kaste keine andere Liebe cultivirt als die, welche, nach der Schrift, der Sünden Mängel deckt. We gen dem Starrsinn einer der Geschwore nen konnte eine Bcrurthcilung nicht er folgen. GlücklichcrApostel der Liebe!— Gehe hin in alle Welt und zc—. Das diesjährige Pic-Nic des „Concor dia"-GesangvercinS hat recht nnaiigc nehmen Folgen für den Verein selbst gc habt. Besagter Verein nnd die Ger mania Schützen zeigten ihre Pfingstfcst- Pic-NicS auf einen und denselben Tag und an ein und demselben Platz South-Broadstreet Park an. Wel cher der Vereine daS erste Recht zu dem Festplatz halte, ist mir noch unklar; kurz, die Schützen erwirkten einen EinhaltS bcfchl von dem Richter, der aber von den Sängern ignorirt wurde. Frühe Morgens am Pfingst-Monlag besetzten die Sänger die Eingänge und nahmen vollen Besitz von dem Park. Ein her herbeigeholter Beamte verlas den Sän- gern den Einhaltsbcfchl und machte sie auf die Folgen ihrer Handlungsweise aufmerksam- Sonderbarerweise beach tete auch Keiner, der sonst vorzugsweise so intelligente Mitglieder des Vereins, diese Warnung; sogar ein Polizist ver sagte dem Gehorsam. Die Schützen thaten das Klügste: sie zogen heim. Nun war die Freude der Sänger wegen de vermeintlichen Siegcgroß, nd der Heiterkeit wnrdc die weiteste Gränze ge zogen; aber: , Mit des Geschickes Mäedten Ist kein ewiger Bund zu stechten," der Kater blieb nicht ans. Der Rich ter erzürnt, daß ma seinem Befehl die schuldige Achtung versagte, ließ feigen den Tages die Sänger vor sich kommen und belegte Jeden mit 8200 Strafe; auch der ungehorsame Polizist wnrdc z gleich hoher Strafe angehalten. Es ist schon oft vorgekommen, daß Einer einen Katzenjammer nach einem Pic-Nic z Gaste hatte, hier aber hört der Katzen jammer anf nnd beginnt schon das „granc Elend." Die schlimmsten Fol ge trafen de Vicc-Präsidcntcn deS Vereins. Der so vielfach gebildete nnd durch seine feinen Umgangsformen über auS beliebte Mann, verlor de Ver stand, wurde für schwachsinnig erklärt, n. von der Strafe entbunden. Aber was sind Zweihundert Dollar gegen den Vcr stand einer solche gcistcssähigcn Stütze, wie sie der nun Bcklagcnswcrthc dem gcmaßrcgcltcn Verein stets war! Es ist schaurig, Haarsträubend, aber doch wahr. „Der Wahn ist kurz, Die Rene lang." —Drum die Moral von der Geschieht: Veracht' des Richters Stimme nicht! - BiS ans Weiteres Dein v. 8. Die Zerstörung Jerusalem'. (Eingesandt von Hrn. Schwipgäbele, Sharpsburg.) Im Jahr 1853 war ein großes Ma növer im Schwabcnlande, Ivo die sämmt lichen Militär-Truppen zusammengezo gen wurden und ansmarschirtcn, als ob es gegen den Feind ginge. Und da kam es zn einem hitzigen Gefecht in der Ge gend vom Wclzhcimcr-Wald; das Glück aber war, daß keine Kugeln geladen, sondern, daß die Kanoncn nnd Gewehre bloß mit Ptildcr und Papier geladen wurden, sonst wären vielleicht Tausende (mehr oder weniger, die Verwundeten nicht gerechnet), auf dem Kampfplätze geblieben, den die Schwaben sind hitzig wenn es sei muß, das lehrt die Erfah rung aus dem Deutsch-Französischen Krieg. Nachdem die Schlacht beendigt, nnd kein Tropfen Mcnschcnblut vergos sen war, wurden die Offiziere und Sol daten in den umliegenden Ortschaften cingnartirt, nnd wie es da der Brauch ist, auch gut verpflegt. Und so geschah es, daß ciii Trompclcr bei Herrn Schwitzgäbclc's Schwadron, Namens Tränk! c, in dem Städtchen Winnenden z dem Kaufmann Salc in in s Quartier kam, dessen Tochter gera de am gleichen Tage Hochzeit hatte. Unser Trompeter hatte de Tag über viel geblasen, und bei dieser Gelegen heit noch mehr. Die Braut war ge tauft mit dem Namen leru. Ihr Va ter hieß, wie oben bemerkt, Sake m. Als endlich das Zeichen gegeben wurde, wie bei der Hochzeit zn Kanaan in Ga liläa, "sie haben keimn Wein mehr," suchte unser guter Trompeter ganz wem kclmüthig, die Trompete unterm Arm, sein Schlafgcmach. hatte aber das Glück oder Unglück, dasselbe zn verfehle und in dasjenige z gerathen, welches für das Brautpaar bestimmt war. Die Bett stelle (eine Himmclbcttladc) wie es in dieser Gegend die Mode ist, war mit Vorhängen versehe, nnd in diese begab sich unser Trompeter mit Stiefel nnd Sporen sammt seiner Trompete! doch, nicht lange währte es, als er aus seinen Träumen und seiner Ruhe gestört wur de. Es erschien nämlich, daS Brautpaar und wollte sich ebenfalls zur süßen Ruhe begebe. Aber welch' ei Schrecke für unsern Trompeter hinter den Conllissc ; als er Amor nnd Hymen in seinem ver meinten oder vielmehr in ihrem Schlaf zimmer sah, nnd ersehen mußte, wieder Bräutigam sich entkleidete, nd dann seiner Braut bchkilflich war, dasselbe zu thun, um sich dem Schlafe zu über lassen. Doch der Bräutigam wurde mehr getäuscht, als der Trompeter. Letzterer mußte schcn; wie falsche Haare, falsche Zähne, falscher Busen, falsche Waden, auf den Tisch neben seine ächte goldene Uhr gelegt wurde und er nichts mehr als ein Gespenst vor sich hatte; „O," rief er in der Verzweiflung aus, "Zern Salem, Jcrn-Salcm, ich weine über Dich, und wünschte, daß der Po saunen-Engel denselben Ton wieder an geben möchte, daß kein Stein auf dem andern bleibe!" Dieser Satz war für den gcgnältcn Trompeter eine Er leichterung, und schnell ergriff er seine Trompete blicß einen To hinein, daß die Fenster zitterntcn. Das Brautpaar sprang erschreckt zur Thüre, und Tränk st zum Bett hinaus. Der Letztere ver gaß aber nicht die goldene Uhr des Bräutigams, die auf dem Tische lag, mitzunehmen. Am nächsten Tag wur de die Uhr dem Trompeter Tränkst von Herrn Schwitzgäbclc's Schwadron zum Präsent gemacht, daß er stillschweigen soll von der Zerstörung Jcrusa !ems Dir 13V. lutherische Synode von Pennshlvanirn. Vom 2g. Mai an, am Sonntag. Montag, Dienstag und Mittwoch hielt die lutherische Synode von Pcnnsylva nicn in Allcntown, Pa.. ihre 130. lah ressitznng ab. Zu ihr gehörte im vo rigen Jahre 187 Geistliche und 76,033 Communikantcn. Am Sonntage wur de die Synode durch eine Predigt de Präsidenten Dr. E- Grcenwald in der St. Johanniskirche eröffnet, nach welcher die Mitglieder der Synode da Abend mahl empfingen. Am Montage began nen die GeschästS-Versammlungcn. Der Bericht de Präsidenten ergab 4 Sterbesälle unter Predigern; 6 Benr. lanbungcn in andere Synoden. 9 Kir chcncinweihttiigcn, 2 neue Gemeinde ; von den verschiedenen Legaten wurden während deS Jahres 8754.18 cingcnoNi mc. Der Bericht sagt ferner: Der Gcschäslsdruck in den Kohlen- und Ei'- scn-Regioncn des Staates verursachte in viele Gcmcindcu und bei ihren Predi gern große Sorge. Die Präsidenten der Confcrenzcn sollten zu Vice Präsi dcntcn der Synode ernannt werden. Lutherische Gcmcin.-cn in vereinigte Kirchen sollten unter lutherischen Frei briefen besonders iucorporirt werde. Der letzte Jahresbericht über Altar- und Kanzclgcmcinschaft (wie vom Beth lehem Council bestätigt) hat in der gan zen Synode allgcmcilicZustimmung gc- , funden. Der Bericht des Schatzmeisters ergab Folgendes: In dem GcncrahJond der Synode sind 88005.23. in dem Fond für Erziehung 81869.07. für innere Mission 82418.16, für Heiden-Mission 81747.48, im Pastoren nnd Wittwen- Fond 8344.62, für die deutsche Profes sur 8937.63, für Kirchcuban 8235, was an Gcsammt-Eiiiuahmcn die Summe von 816,157.19 ergibt. Ansgegeben wurde aus dem General Fond 84277.- 35, für Erziehung 83084.62, für innere Mission 85191.65, für Heiden-Mission 81788.80, für Pastorcn-Wi ltwcn 8230, für die deutsche Profcssur 8913.10, für Kirchcnbautc 8235, in Allem 815,720.- 53. An Investments befinden sich in den Händen des Schatzmeisters 8148,. 601.25, von denen 8116.236.k0 Scmi ilar-Vcrmächtnissc sind. Als besondere Feierlichkeiten der Sy node müssen erwähnt werden die feier liche Einführung des Rev. Dr. B. Sadt lcr aIS Präsident des Mühlcnberg Col lege, nd die Feier der drcihnndertjähri gen Annahme der Concordicusoimel z bei der letzteren Feier hielten die Drs. Krauth und Manu entsprechende Rede. Die TrustecS vom Mühlcnberg Col lege berichtete, daß der amcndirtc Frei brief jemr Anstalt von den Aktieninha bern angciiommen und von dem Gerich te bestätigt worden sei. Nach demselben wird das College von jetzt an unter der Aussicht der Synode stehe. Prof. Scip, als Agent der Anstalt, sammelte 830,021 für dieselbe. Die Synode beschloß die Gründung cincr deutschcn Brobst - Prokessnr am Mühlcnberg College, zum Andenken an den verstorbenen Pastor S. K. Brobst; zu diesem Zwecke sind bereits 85,000 n -tcrzcichnct und scheint somit ein Unter nehme gesichert zu sein, durch welches man das Andenken an einen der ver dienstvollsten und gcachtctsten dcutsch pcnnsylvanischcn Männer ehrt. Die TrnstccS des Waisenhauses in Gcrmantown berichteten, daß sich 84 Waisen und 25 alle Personen in dem Hause befinde. In den achtzehn Jah ren deS Bestehens der Anstalt genossen 404 Waisen nnd IT' Erwachsene die Wohlthaten des Hanses. Am 1. Juli tritt Rev. G F. Gärtner als Hattsvatcr zurück und Rev. G. A. Brägel folgt ihm in diesem wichtige Amte. Die Trustecs ersuchten die Synode in die Erlaubniß, das Waisenhaus vergrößern zu dürfe, um Raum für 250 Waisen und 100 alte Leute gewähren zu können, und hielten um besondere Ränmlichkci tc an für alte und gebrechliche Geist liche und deren Fianc, wofür das An lage-Kapital nicht die Summe von 850, 000 übersteigen soll; die Arbeit soll be ginnen, sobald daS Geld dafür gesichert ist. Die Einnahmen des Waisenhauses betrugen im letzten Jahre 86,998.81, die Ausgaben 85,051.03. In angelegte Fonds besitzt die Anstalt 814,650. Innerhalb der Synode, mit Aus schluß von Philadelphia, werden 12 Missionen unterhalten; in Philadelphia sind deren 7. Die Bcamtcnwahl ergab daS folgende Resultat: Rev. Prof. C. W. Cchäffcr, D. D-, Philadelphia. Präsident; Rev. I. B. Rath, Bethlehem, englischer Sekretär; Rev. G. F. Spicker, Kutztown, deutscher Sekretär; Rev. I. A. Kunkelmann, Philadelphia, Schatzmeister. Verschiedene kirchliche Fragen kamen in der Synode zur Sprache, die lebhaft dcbattirt ivnrdcu. Der neue Präsident vom Mühlcnberg College, Dr. Sadtlcr, hielt eine interessante Rede über die Zwecke der Ansiall und sprach in dersel ben über die Bereinigung des christlichen Elements in der Erziehung mit einer gcsttlidcn und verständigen Gcistckcnllur und basirlc seine Bemerkungen aus das Motto- „Alles Wissen ist schädlich, wenn cS aus Kosten der Kirchlichkcit erlangt wir.." Ein Committcc von Zwölf nahm aus eine an die Synode ergangene Einladung an der Schmuckiing der Gräber der im letzte Bürgerkriege gefallenen Soldaten und Matrosen Theil. Das Committcc, welches mit der Ab fassung einer Geschichte der Synode be auftragt ist, konnte nur geringen Forl schritt berichten, da nur sehr wenige Ge meinden Abrisse ihrer Geschichte einge schickt hätten. Dr. Sich, als cince der Direktoren des theologischen Seminars in Philadel phia reichte seinen Bericht ein. Nach demselben waren im letzten Jahre.im Seminar 49 Studenten; 14graduirtcn. Die Einnahmen deS Seminars betrugen 87,071.64; die Ausgabe 87.405.52; das Deficit der Jahre 1876 und 1877 beträgt 81.795.74; die gegenwärtige Schuld des Seminars belauft sich ans 82,396.19. Folgende Prediglamlscan didaten wurden zur Ordination ange nommen - I. Wm. Ander?, James L. Becker, H. Dorn, Asapha E. Erdinan, Christian G. Fischer, Lewis Lindenstruth, Myron O. Rath, Lewis Smith und Jacob O. tlpp. - Man beschloß die Anlegung dcSJunk rathS-Fond von 8400. Dr. Krauih legte de Bericht -er De legaten der Synode a den General- Kirchcnralh vor. Die Pfarrer Dr. Schmucker und Dr. Wischan, Sekretäre der Krcmdcn Mis sionen, statteten ihren Bericht deutsch und englisch ab. Die Synode approbirtc die Publica tion des deutschen Almanachs unter der Leitung deS Dr. Spacth. Es fand die Ordination von cn jun gcnPrcdigcrn statt. Dr.Lchnilickcr von Reaving hielt die Ordinal>oprcdigt. Die nächste Synodal Versammlung findet in Philadelphia stall.