Jahrgang t. Die gesylt>aischt StoatSzeltg, Herausgegeben von Z. Clnonon Rivvnn, Loi IS, erscheint ledr Donnerstag, und lostet O2.VV per innerhalb des Jahres, und S.SO na Bersiuß des Jahrgangs. Einzelne Ereiuplaren, S EentS per Stuck, Kein Subscriptionen werden für weniger als lechs Monaten angenommen r auch lann Niemand das Blatt abbestellen, biß alle Rück stände beablt find. Norddeutscher Lloyd. Rcgemäßige Dampfschifffohrt zwischen Bremen und Baltimore. via Southanipton, durch die cizcnS für diesen Zweck an der Elpde erbauten, mit allen Erfordernissen ersehenen, neuen eisernen Post-Dampfschiffe on 2500 Tonnen: „Baltimore," Eapt. Meyer, „verlin," „ Putscher. „Ohio," ~ Meyer. „Leipzig," ~ Hoffmann. „Brauilschtveig," ~ Undütsch „Nürnberg," Jäger. Die Erpedition findet statt wie folgt - Von Bremen: Von Baltimore: „Leipzig," März 8,'76. April 1,'76. „Ohio," 22. ~ ~ 15. „ „Braunschweig"April 5. „ 29. „ „Nürnberg," „79.,, Mai 13. „ „Leipzig," Mal 3. „ „ 27. „ „Ohio," 17. „ Juni 10. „ und frrinrhln jeden zweite Mittwoch on Bremen und jeden Samstag um 2 Uhr Nachmittags von Baltimore. Vermittelst dieser Dampfer werden Paffagiere nach Bremen, Southampto, London und pav- V assage - P re ist: Von Ballimore nach Bremen, Touthampton, London oder Havrc: Eajute 90 Gold, Bon Souihampto naH WU.more. Zwischendeck §32 Sourant. Von Bremen oder Havre ach Baltimore k Cajüte §IW Gold. Zwischendeck §32 Eouran. Net o n l^- B il l Cajüte §lBO Gold. Zwischendeck §58.50 Eouran. Cajinc §l7O Gold. Zwischendeck, §58.50 Couraut. Hälfte. A. Schumacher sc Comp., No. 9, S.llharl2 Mary Avenue, Harrisburg, Pa. PH. C. Rauniugcr, Nro. 11l Nord Prince Straße,- Lancaster. Dezember 29. 1875-11. 5ln!looi!, Iloiv I,oBt. iian livStoi'Lil. sckilion u> llr. Dnlvvr D,a> ?. LkvoiiläN 8057, -11 Xnn Lt., 57ew Vörie, Tost Lox 4586. 3I? 29,1875-11'. . John Dönges' Hotel, 4084 k 4036 Girard Avenue, Philadelphia März M, 1875-11. Stephan Hartmaier's Hotel, 4415 i s- 4414 Lancaster'Avenue, West-Philadelphia. März ZV. 1876-IJ. Friedrich Doekenwadel, Union-Hotel, Ecke der Tancy und Brown Strape, szwischm der 26. und 27. Str.,l Philadelphia. März SV, 1876-f. Georg G. Buhl, Fabrikant der feinsten nd besten Sigarren Ferner, Atkvlei>lv und Relail-Händler in allen Sorten Knu- und Rauch-Taback, N. 41SV Lancaster Avenue, West-Philadelphia. ZmportirtbKeh-WestscHavana-Cigarren stets auf Hand. K5rz50,1876-Mt. Das deutsche Centralorgan der Demokratie für PemWvanien und die angränzenden Staaten. Sind Sie es, > tllbcr sagte, daß Sie lieber sol-5- Kleider baden mickucn, wie sie die Slädler tragen, als sol-dc wir sie grwöbnlich im Äroßdandrl vertauft wiidln s Höien Tie, wie Tic da anfangrn. Ii- I-d- grasn unser, a-stasi --dt II, unsrrr Prrls no writrr >-r,d,i>l->n, und I Sie können genug sparen wrnn Ite elr >> I ~?> 9>l" lansru, > um die Jährt zu bezahlen vo,l irgend einem vr tn diesem sseuntt, nach der Stadt Philadelphia für deren Sehrnitwürdtgketten Sie dann außerdem ua etaen Tan verwenden tonnen. SVanamaker u. Brown dekrastlgen die ngabr. werden ) n a?/vcü unskrm Hause verkaufen. Waarm ten^ri"idt/aen" Nam eu bezeichnen, graul st, ge macht gnd, macht e unmöglich daß irgend jemand dezuglich drer Luatttat irre i^rr^P ren Zahlem n c u g^Te^. dir lta-,. > ' liousr, um trnlrldrn gisaUä- Wa-rrn ,u irlausrn. - -- z, Mu uu, -in- „cot pt>-- in Sechsten nnd Market Strshe. schichtn auf verlangen Proben der Stoffe und Diejenigen, die nicht - l l Preise durch die Post. Jedermann kann die ser ach der Stadt igen Waaren durch E'preß zuzeschilkt erhalten. am orr siaoi wenn er un-da richtige Maß (wofür wir Jedem I Wanamaker und Brown. 1776 Herbst! 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E., John Hitz, Präsident der Deulsch-Amerikanisede Sparbank, Washing ton, D. C., und W. Koch, Herausgeber des „Washingtoner Journal," Washington, D. C. sende Postmarkc für unsere „In formationen für Erlangung von Patenten." Adresse! Lonis Bagger sc Eo., Patent-Agenten, März 23, 1876. Washington, D. C. Pr, Inline Hiue. (Acchtcr einheimischer Wein.) Bei dem Unterzeichneten sind stets die besten Sorten de allgemeinbelicbtcn Eaa Harbor WeineS zu haben. Auch bringt derselbe sei best-assorlirtcS Lager Rebstöcben empfehlend in Erinnerung. loim dtoonvs, Egg Harbor Eity, N.-J. März 9,1876-SMt. Friedrich Maulick's Bierbrauerei, Marictta, Pa. Marie,ta. P„ prst.S, 1S7S1I. Continental Lebens- Verficheruugs Gesellschaft von Von Netv-Uork. - Die vom besten Erfolg V? begünstigte Lebens Vcr sichcrungS - Gesellschaft Landes. MMA. Capital, 87,000,000, Eine Zunahme von §3,- tM>M 000.000. Z. F. Eaton, General-Agent, No. LS Nord Dritten Straße, Harrisburg, Jnli 29 1375—11. -friestrich Limers berühmte Ile, Porter ör Lagerbier- Brauereien, Reading, P a. Office, Sit der Drillen und Eheslnui St Sir-dlug, Pa.. Mal 10. IS7Z-lk. G. Walter ä: Bro., Fabrikanten und Boliler von Porter, Ale, Brown Ttout, La gerbier und Weistbier, Cider, Sarsaparilla, Mineral-Wasier, u. s. w., . s. w., No. 719 Franklin sc 52Lcmvn Straße, Reading, P a. werden prompt be. Fading, August S, Mäzp'il. Harrisburg, Pa, Donnerstag, Mai 18, 187. E. O. Günther 2P Co.. Reading, Pa., Manufattueer und Patent-Inhaber von Damp f- Waschmaschinen, llch ihrer und offeriern hiermit zum Verlaufe daS County-Recht des Somit Dauphin, Pa., oder Theile und TownschlpS desselben, wodurch der Käufer daS Recht erwirbt für 17 Jahre lang, diese Maschi ne auSschließNch in seinem getauften lerrito- In dieser Druckerei mitgetheilt werten^ Difse Danipf-Wasch-Maschine übertrifft jcde anhkte bis jetzt erfundene Wasch-Maschine-in jeder Beziehung, da fic die Arbeit des Bläschens ohne Beihülfe, und lediglich durch Dampfkraft errichtet, weiche diese Maschine entwickelt, und hat dse Bewunderung nd vollste Billigung ei hene Maschine nur §7.00 und die kleinste §5.50 kostet. E. O. Günther sc Co., Rcading, Pa., März 16,1876. iNn^üg! Zohn Fröhlich Mrchaut-Tailoriog- Etablissement von Nro. 809 Nord Dritten Straße nach No. 001 Ecke der Dritten sc Förster Str., verlegt, Tücher nnd Casfimere Herren /urnisching Hookis hat er stets auf Hand. John Fröhlich, Harrisburg, März 2,1876—1 f. National- Hans, 1404 Süd Penn Sgnare, (SüdTelitZ Philadelphia, Pa. Friedrich Schmidt, Eigriiihüincr. Die dclikalcstcil Speise und vorzüglichsten Getränke stets auf Hand. V-S"9äite werden auf's freundlichste bcwirthet.GS Philadelphia, Pa., Februar 13,876. Jetzt ist die Zeit.. Das Mh.jahr ij! dn! Nene Frühlings- Z Sommer Frühlings K Sommer Waaren aufmerksam, bestehend i fciiicn Tüchern, fcinc Doskins und Eassimcrc, dic iicncstc Fabrikate von Worstct, sancy Hosen- nnd Westen-Muster ckmiishing Hoods für Herren und Knabc. Auch bin ich bereit, einem jeden Besucher meine Waaren bei der laid zu verabreichen. Dankend für das bisher mir geschenkte Zu trauen, bitte ich, solches mir auch fernerhin zu Theil werde zu lassen. Ferdinand Engel, No. 1109 Nord Dritten Straße, 4te Thüre Harrisburg. April tC 1876 - 2Mt. General Ballier's Fllirmount Avenue Hotel, Ecke der 4. ÄFairinoinitAve., Phtladrlphla, Pa. lobn F. Ballier. Philadelphia, Okt. 28.1875. Louis Michel's Hotel, No. Stv Bainbridge Straße, Mitadetliljia. Po. finden daselbst die teste Be- Juli 3. '74— 11. i-sto oii-v. Sorben erschienen: Philadelphia U mgeb u n g, in vollständiger Führer durch die Stadt und deren Umgegend einschließlich des Fairmount-Park in deutscher Sprache, mit nahezu 150 Illustra tionen. tn Royal Octav und Papierumschlag, zu 75 EentS. „Deutscht die ihren auswärtigen Angehört gen ein getreue Bild vo Philadelphia und sei ner Bedeutung geben wollen, tonnen diesen Zweck gar nicht besser erreiche, als indem sie ihnen dieses Buch schicken." „Demokrat," Philadelphia. „DaS Werk ist geschmackvoll uub passend il lustrirt und eignet sich besonder für die Hun derttausende. welche jene Stadt während der Jubelfeier besuchen werden." „Tribune," Chicago. Zu verkaufen bei allen Buch- und ZeltunaS bändlern, auch wird dasselbe per Post zugeschickt bei Einsendung des Preises, o I B vippincott ä- Co., Vcrlcgcr, 71S1md 717Mnrkct Str.. März 30,'76-2MtI Philadelphia, Pa. Job-Arbeiten deutsch und englisch, werden in dieser Druckerei besorgt. Poesie. De Tchnridtr, LiedlingSlied. Mein Lieb' ist stark wie doppelter Zwirn, Ein großer Knäuel ist mein armes Gehirn -, Mein Herz glüht heiß wie ein Bügelstabl, O Wilhelmine, welch eine Qual! hast Z^^ethan! SeiNch Dich gesehen' ?S^llhewilne. Sonst schuf ich mit Geist und viel Geschmack. Paletot, Gilet, Bnrneß und Frack; Und glänzte vor Fett wie Vollmonds. Jetzt schleich' ich wie ein Schatten einher, Mau gig. mlch bald durch ein Nadelöhr. Die Alle hast Du mlr gethan, O Wilhelminc. was fang ich nun antz Gebrälh' es mir nicht an jeglichem Muth, Ich stürzte in meinen—Fingerhut. Zur Bchcrzigung. Bedenke stets was rechtlich ist, Ehrlich sein zn jeder Frist Ziert den,Mciischen in jedem Stand, Achtung zeigt ilim jedes Land Halte Wort in jeder Sache, Lebe treu in jedem Fache, Endlich gehet alle? gnt. Dem, der faßt des Sinnes Muth, Endlich kommt die Zeit herbei, Nnr von „Schlichen" halt dich frei. Denk an deinen Nebenmenschcn, Rühme den, den du nicht kennst. Unschuld rettet jederzeit, Christen üben dieS mit Freud'. Komm, verrichte deine Pflicht, Ehrlichkeit vergehet nicht, Ruhig kannst du schlafen dann Schlafe wie ein biedrer Man, O, dies einem Jeden gilt, Wenn er seine Pflicht erfüllt. Jederzeit sei du bereit, Rechne nicht auf allzuweit, Suche i der Zeit zn wirken, Tränint nicht als wie die Türken. Denke stets an deine Pflicht, Nebe sie; es reut dich nicht. Freundschaft ist des Lebens Würze, Reinheit ist der Tugend Schürze Jeden Tag und jede Stund' Ehre Gott von Herzensgrund, Danke, daß du bist gesundz Ehe Krankheit dich erlegt, Nehme, was gesagt hier, recht. Hier ist keine bleibende Stadt, Alles hier ein Ende hat, Biederkeit nnr bringet Glück, Endlich nach dem Mißgeschick. Nun, so fasse diese Lehr', Denn cS ist kein Ohngcfähr: Borne abwärts lese nnr, So hast d die rechte Spur. Ie utile la >. Harte Herzen. -co)- ErMlimg von Walter Bogel. XII. sgortsetzung.f „Sind Sie verletzt, Madame?" frag te die milde Stimme des Mädchens, sich über die für einen Moment regungs los Daliegende neigend, dann aber über, zog eine plötzliche Blässe ihr Antlitz. „Die Werndel-Anna I" Die Baronin hielt die Augen ge schlossen und sah nicht, wer zn ihr redete. „Gott sei Äank, ich bin unverletzt," sagte sie mit leiser Stimme, „nnr ein wenig betäubt und schwindelich. Wol le Sic mir helfen, emporzukommen und mir ein GlaS Wasser bringen?" Marie hatte sich gefaßt. „Kommen Sie in unser Häuschen, Madame, dort werden Sie sich rasch wieder erholen; die guten Leute hier werden für Ihr Pferd sorgen, das kei nen Schaden erlitten, nicht wahr?" „Gewiß, gewiß," tönte es aus dem Kreise der Zuschauer, das Mädchen mußte sehr beliebt sein. Mit Marien Hülfe erhob sich Anna. Ihr erster Blick, da sie die Augen öffne te, zeigte ihr, wer es mar, auf dessen Arm gestützt, sie jetzt langsam dem Häuschen zuschritt. Einen Augenblick lang schien es, als wolle sie sich ihrer Beschützerin mit ei ner hastigen Bewegung entziehe, aber schon im nächsten lehnte sie wie müde das Haupt vorn über, als ergebe sie sich willig in ihr Schicksal. Hinter den beiden Frauen schloß sich die Thür des Hauses. Anna schritt mit ihrer Begleiterin über eine kleine Flur und betrat ein mittelgroßes Zimmer. „Verzeihen Sie, Madame, wenn mci nc Tante, Frau Hcllbcrg, Sic nicht zu begrüße mag. Sie ist seit einem Jahr sehr leidend und kann sich nicht vom Stuhle erheben." Mit diesen Worte führte das Mäd chen Anna über die Schwelle. Die Baronin hatte alle körperliche und geistige Kraft zusammengerafft, sich zu sammeln, und es war ihr gelungen, nun freieren Blickes ihre Umgebung zu prüfen. Hart am Fenster hinter den lang wallenden Vorhängen saß im Lehnstuhl eine alte Frau, in einem schwarze, la> larartigen Ucberwurf gekleidet, der ihre -ganze Gestalt verbarg. In dem falten reichen Antlitz, daS sich dennoch eine ge wisse Energie bewahrt, hatten Krank hcit, vielleicht auch geheime Leiden, ihre Furchen gegraben. Sic erkannte das Antlitz, und wie ei Dolchstich drang es durch ihre Brust. War sie es nicht selber, die mit thätiger Hand dazu gewirkt hatte, es zu zerstö re? „Ich bringe Dir die Dame, liebe Tante, der so eben der Unfall begegnet," ahm das junge Mädchen das Wort. „Sie ist unverletzt und will sich nnr ein wenig erholen." Das Auge der Leidende blitzte ans, als sie der Baronin ansichtig ward; in ihrem Antlitze zuckte es und die Hand wie abwehrend von sich streckend, rief sie mit lauter Stimme: „Unglückliche, wen bringst Du mir, fort mit ihr ich fluche ihr sie, sie raubte mir mein Kind." Die EiscSrinde, mit der Anna Wer dcl vor der Welt ihr Herz umzogen hat te, schmolz dahin, gebrochen war der Trotz, die düstere Resignation. Zu dem Sitze der alten Frau eilte sie, und sich zn ihren Füßen nieder werfend und das Haupt in die Falte ihres Kleides verbergend, schluchzte sie unter heißen Thränln: „Verzeiht, verzeiht, dem Reuige wird vergeben; ich bin namenlos unglücklich, gebeugt, gebrochen an Leib nnd Seele und es liegt eine Elende zu Euer Fü ßen." „Weg, weg mit ihr, ihr Mund ist Falschheit; -Heuchelei und Lüge ihr Thun," stöhnte die alte Frau; „ich will sie nicht sehen !" „Laßt mich bleiben, da Gottes Hand mich an diese Stätte geführt, laßt mich beichten und reden von jenen Tagen des höchsten Glanzes vor den Augen der Welt, des höchste Elendes vor dem ei genen Innern. Und wenn Walter heim kommt an diese Stätte des Friedens, so kündet ihm —" Margarethe Hcllbcrg lachte bitter: „Walter," sagte sie, „mein Sohn seit jener Nacht, da er daS Dorf verließ, 'eine Beute des Elends nnd der Ver zweiflung. habe ich ihn nicht wieder ge sehen, hat sein Fuß nicht die Schwelle seiner Mutter überschritten, den ei heiliger Schwur, den er bis jetzt noch nicht zu lösen vermochte, hielt ihn fern von mir entfernt. Ich fühle es, der Tod steht hinter meinem Stuhl nnd grinst mich an; ich werde in die Grube fahre, ohne ihn gesehen zn haben, nnd an Allem bist Du Schuld ; geh hinein in die Gesellschaften der Vornehme, schmücke Dich mit funkelnden Steinen, kalt wie Dein Herz, nnd zertritt mnth willig ein blühendes Dasei—" „Haltet ein," rief Anna außer sich, „eine Folter waren die Jahre, seit mein Leichtsinn mich ans ewig von Walter trennte, denn von jenem Tage an er wachte das Gewisse ipn so furchtbarer, da ich es nnr zu betäuben, nie zu unter drücken vermochte, und heute liebe ich ihn mehr als jemals, möchte sterben für ihn." So glühend, so leidenschaftlich war der Ausdruck Anna's, daß Frau Hcll bcrg erkennen mußte, daß nnr so die höchste Reue, die reinste Wahrheit reden konnte. Im Winkel schluchzte Marie. „Wehe uns allen," sagte endlich die Wittwe; „wer vermag zn sagen, wenn wir iinscr Leid auf die Waagschale legem auf wessen Seite sie sich neigt. Denn glaubt mir, das Leid jenes Kindes," nnd sie wies auf Marie, „ist nicht das kleinste; der Blick einer Sterbende sieht klar, sie liebt Walter, meinen Sohn, für ihn ward eine schöne Jnngfran ans dem verkümmerten, scheuen Kinde; für ihn lernte sie, lebte sie, für ihn " Ein Aufschrei des jungen Mädchens unterbrach ihre Worte. Todtcnbleich, keines Wortes mächtig, war Marie zu rückgesunken, die Hände wie flehend cm porhaltcnd. Die Baronin zitterte am ganzen Kör per. Ein Blick der Eifersucht schoß auS ihren Augen anffdas junge Mädchen, aber sogleich hatte sie sich gefaßt, es war das letzte Aufflackern der Leidenschast, das letzte Glühen der Lava, che der Brand des Kraters erlischt nnd seine Donner verstummen. Sie war die Er ste, welche die eingetretene lange Pause unterbrach. Sie erhob sich von ihren Knieen, und langsam auf Marie zuschreitend, erfaß te sie die Hand des jungen Mädchens. „Ja, ich liebe ihn," wiederholte sie, „aber fürchte nichts, Mädchen, Anna Wcrndcl, Baronin von Markcnbach, ist Dir kein Hinderniß mehr; wie viele Thränen habe die wenigen Jahre er träumte Glückes bezahle müssen! Ueber dem glänzenden Hause de Edel mannes steht das drohende Gespenst der Armuth. Der aristokratische Bauer, mein Vater, hat übermüthig, durch E lendc verleitet, ein großes Vermögen verschleudert, das er nnschöpflich glaub te. Mein Gemahl, dem ich erst zur Befriedigung seiner Habsucht, dann sei ner Eitelkeit dienen mußte, ist längst ruinirt, und nahe sehe ich den Tag, wo daS schwankende Gebäude einbricht und uns Alle unter seinen Trümmer bc gräbt. Ich habe keine Hoffnung mehr, meine Bahn ist zn Ende. Du aber," fuhr sie wärmer werdend fort, „Dn sollst ihn reiße aus schmachvollen Fes seln, die ihn bedrohen. Gottes Wil len erkenne ich in seiner wunderbaren Fügung. Vernimm denn, Marie, ver nehmen Sie, Frau Hellberg, Euer Walter steht auf dein Punkte, sich zu verloben; die Tochter eines reichen In den, des EhesS des Hauses, in dein er arbeitet, Rcbecka Aaro, ist für ihn be stimmt " Ein leiser Wehrnf der alten Frau durchdrang das kleine Gemach, während Marie, todtcnbleich, jedes Wortes un fähig, auf die Redende starrte. „Ich kenne jenes Mädchen," fuhr die Baronin fort; „stolz, hochmüthig nnd lannenhast, ist der Unglückliche nichts weiter als ein Spiclball ihrer Capricen; rettet ihn, es ist die höchste Zeit, wenn Ihr ihn nicht ans ewig verlieren wollt!" „Aber was treibt den Unselige z diesem Entschluß ?" fragte die Kranke vom Fenster her; „wie ist meinem Sohn z helfen?" „Was ihn dazu treibt? Die Rache. Wenn Walter Hellberg Chef des Hau ses Aaron ist, ist die Ehre, die Existenz der Familie Markcnbach in seinen Hän de. Die Mutter bedeckte ihr Antlitz mit beiden Händen, ein furchtbarer Kampf schien in ihrer Seele vorzugehen, eine lange Pause entstand. „Anna Wcrndel," ahm sie endlich das Wort, „Dn schwörst mir, daß jene Ehe Walter'S Unglück sein würde?" „So wahr ich ihn liebe, so wahr ich bereue." Die alte Energie schien über die Lei dcnde gekommen, ihre Stimme klang so hart nnd befehlend wie einst, da sie dem Hasclbaucr gegenüber gestanden. „Mache Dich fertig, Marie," sagte sie, „bitte den Gastwirth, sogleich anspanne zu lassen; Du sollst in die Stadt." Erstaunt und ängstlich blickte Marie sie an. „Zur Stadt," wiederholte sie, „nnd ivas soll ich dort?" „Wo befindet sich daS Hans Aa ron's?" wandte sich die Wittwe zn An na „Jakobsstraßc No. 91," erwiderte die Baronin. „Du hörst cS, also dorthin fährst D und forderst augenblicklich Walter Hell bcrg, meinen Sohn, zn spreche." „WaS verlangst Dn!" rief Marie außer ich, „niemals vermag ich s, nie mals." „Dn wirst gehen, wenn D ihn liebst," bcharrtc Frau Hcllbcrg. „Ich fordere diesen Gang von Dir als Lohn für alle Sorgfalt, für alle Liebe, die ich Dir an gethan." Das Mädchen neigte schluchzend das Hanpt. „Ich gehorche," flüsterte sie," „ich werde gehen. Und was soll ich zn ihm reden?" „Dzc Bitte, ein der Befehl seiner Mutter, die ihn geboren, augenblicklich zu ihr zu eilen, che zu spät, denn hinter ihr steht der Tod nnd jede Stunde kann ihr Dasei enden." „Und vergissest Dn, daß Walter ge. schworen " „Mich nicht eher wiederzusehen, che er sich gerächt und den Namen seines Vaters zu Ehren gebracht," unterbrach die Wittwe sie, „wohl weiß ich das, doch Walter ist ei guter Sohn; meinst D denn, daß er nicht weiß, wo wir uS ge borgen, nachdem wir das Hcimathsdorf verlassen; meinst Dn, ich wußte nicht, von wem die zahlreichen Geldsendungen kommen, die meine Einsamkeit erfreu en ?" „Geh', Maria, sprich zn ihm, wie Dir s um Herz, frei nnd ohne Hehl, nd selbst wenn er Dir zu widerstehen ver möchte, den Bitte der Mutter wird cr's nimmer." Die Kranke schwieg erschöpft, die Gluth des Fiebers leuchtete ans ihre Auge. Schweigend küßte Marie der Pflege mutter die welke, abgezehrte Hand und schickte sich an, das Zimmer zu verlas sen. Auf der Schwelle wandte sie sich um. „Aber ich kann Dich nicht allein lassen, Tante," sagte sie; „wer soll Deiner warten, wenn ich vom Hause fern bin?" Die Baronin trat auf die Wittwe zu. „Mich lasset Euere Pflegerin sei, bis Marie heimkehrt; laßt mich Frieden athmen i diesem Hanse, che ich heim kehre in meine eigene Wohnung, wo die Hölle hinter Gold und Seide meiner wartet. Geh', Marie, es ist keine Zeit zu verlieren, was geschehen soll, mnß rasch geschehen!" Fragend blickte das junge Mädchen ans die Wittwe; ein Blick der Leiden den bestimmte sie, sie verließ das Zim mer. Wenige Augenblicke später rollte ein kleiner ländlicher Wagen die Dorfstraße dahin, der Residenz z. XIII. Walter Hcllbcrg bcniohntc zwei Zim mer im Hause des reichen Banqiers, sei nes Principals. Der erste Schmerz über den Verlust des Sohnes nnd Er ben war verstummt, die Familie hatte sich in ihre Zimmer zurickgezogcn und der junge Mann war. allein in seiner Wohnung. In tiefen Gedanken ver sunken. das Hanpt gestützt, saß er sei cm Fauteuil; daß schwere Kämpfe in seiner Seele vorgingen, davon zcngtc der wechselnde Ausdruck seines Antlitzes. Er hatte die Thür des Zimmers ver schlössen, um allein und ungestört zu sein, jetzt riß ihn ein Klopfen ans seinen Träumen,—halb unwillig öffnete er die Thür. Nro. . „Dn bist es, Jtzig," sagte er; „Du kommst vir wenig gelegen in dieser Stunde; ich habe Wichtiges mit mir selber zu überlegen." Aber der Jude ließ sich nicht abwei sc. „Soll ich Ihnen sagen. Herr Wal ter, worüber Sic denken ach?—Ob Sie die Rebekka Heirathen, und die Marke dach, Ihre Feinde, damit bekommen i Händen, oder ob Sie bleibe e! freier Mann und verschiebe Ihre Rache af das Jenseits ?" Das Antlitz Walters rölhete sich „Woher weißt Dn? " „Alles weiß der Isidor Beitel; aber er weiß auch, daß Ihr „ich! umstoßen werdet Recht nnd Gewissen nnd das alte Familiengesctz. Ich allein bin be rcchligt, Rebekkas Mann zn heißen, jüdisch Blut mnß sich znsammenthnn; ich will Euch reiten nnd die Rene spa ren Geht hinunter zn Aarons und sogt, daß Ihr die Rebekka nicht wollt." „Nein, ich will sie nicht!" rief Wal ter in überströmendem Gefühl, „der Un glücklichste aller Menschen würde ich sein, bände mich das Schicksal an ihre Seite, nnd dennoch, zu mächtig sind die Hebel, die mich vorwärts treiben auf der einmal betretenen Bah, die mich die Herrschaft in diesem Hause wünschen lassen, und da diese Herrschaft gar nicht anders errungen werden kann, als nnr durch den Besitz Rebekkas—" „Soll ich Ihnen auch nennen diese Hebel?'-' unterbrach ihn der Jude. — „Sie heißen Rache gegen die Familie Markcnbach, Vater, Mann nnd Weib. —Bleiben Sic sitzen, Herr Walter," fuhr er fort, den Aufspringenden mit kräftiger Hand zurückhaltend, „lasten Sic reden mich. Markcnbach'S sind ruinirt, das wissen Sie so gut wie ich, nnd wenn Sic die Rebekka Heirathen nnd sind alleiniger Herr des Geschäfts, liegt cS in Ihrer Hand, sie zn stoßen in'ö Elend. Sic habe einen Mann be nutzt, dem für Geld nichts heilig ist, den Major Haider, den alten Bauern anSznziehcn systematisch, der Baron that es von selber, und es ist Ihnen gelun gen. Aber der Arme kann werden reich, der Elende kann werden bemitlei det,—doch der Verbrecher wird auSgc stoßen ans der Gesellschaft der Menschen nnd verachtet, ob er sich Peter Hcllbcrg nennt, Euer Vater, oder Christoph Wcrndcl, oder Arthur von Markenbach. Höre Sie mich jetzt an Walter Hcll bcrg. Hier in dieser Tasche habe ich den Beweis, daß der Baron ein Fäl scher ist; in wenigen Stunden vermag ich schon Christoph Wcrndcl als Fälscher nd Spitzbube entlarve zu lassen und draußen steht ei Man, der die Ehre Ihres Vaters in Händen hat, der Ihren Namen zn reinigen vermag von jedem Flecken." Krampfhaft packte Walter des Juden Arm: „Mensch, was verlangst Du für dies Alles? Nimm mein Leben, weiter vermag ich Dir nichts zu gebe für diese Stunde." „Ruhig, ruhig," beschwichtigte Isidor den Glühenden. „Lassen Sic uns ma chen ein Geschäft, Herr Walter. Sic entsagen der Rebekka, ich Heirathe sie nd werde Chef des HanscS Aaron nnd Comp.; von jenem Tage an, da ich mit ihr stehe unter dem Baldachin, werden Sie eintrete als Compagnon in die Firma. Abgemacht, Herr Walter?" Er streckte dem jungen Mann die Hand entgegen, aber Walter schlug nicht ein. „Doch was soll ich dem Vater sagen, der im Namen des sterbenden Sohnes Mir seine Tochter antrug?" wandte er ein; „ich erbat mir Bedenkzeit bis mor gen-o laß's mich's gestehen Dir, dem Vertrauten meiner Jugend, ich kann jenes Mädchen nicht lieben." . „Co habt Ihr die Werndel-Anna nicht vergessen ?" fragte der Jude hastig. „Die Baronin Markenbach? Ihr Schatten schwebt vor meiner Seele, wie eine Erinnerung ans dem Grabe. Anna ist nicht glücklich, und trotz Allem, ivas sie mir angethan, füllt nicht Liebe mehr, füllt nur ein tiefes Mitleid für sie mein Herz. Aber dieses Herz, das sich steinern glaubte nnd alt, cS ist neu er wacht, und mächtig schlägt cS in meiner Brust. Sehnsucht suhle ich, Isidor, un denkliche Sehnsucht, — meiner Mutter möchte ich an mein Herz drücke, che sie ihr Auge schließt, Marie möchte ich wie dersehen, die jetzt zur statlichen Jnng fran geworden sein muß." Ein Keifen auf der Treppe unterbrach den glühenden Strom seiner Rede; deutlich vernahmen die jungen Leute Rebekka s schrille Stimme: „Ich sage Ihr ja, Mamsell, Herr Walter Hcllbcrg ist nicht zu sprechen,— Sie kann mir sagen, was Sic ihm mit zutheilen hat." „Unmöglich, Fräulein," hörten sie eine andere weibliche Stimme mit lieb lichem Ausdruck erwidern: „ich mnß ihn selber sprechen, ich komme im Na, nun seiner kranken Mutter." „Meiner Mutter!" Glühend sprang der junge Mann empor nd die Thür aufreibend, eilte er die Treppe hinunter, an deren Fuß die beiden Mädchen stan den. sSorlscpung folgt.l Der Grei un'd'der Jüngling. Gr eis: Wie kannst dn deine edle Zeit, O Jüngling, Mädchen weihn? Jüngling: Wie kannst du, GrciS, doch allezeit Beim warme Ofen sein?