Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, January 06, 1876, Image 1

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    I
Die
Hensyldaische StaatSzeitff,
Z. ldio?, vox 19,
eelchelul jeden Donucefi >. nd lvfiet K 2.00
vre lad', zsdldar limcrdald des gnvecs, und
2.>;onnchßcrflnßdcg.>drgnna.
ilnzelne Srcmvlnren, 5 <LntS per Stück,
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Niemand däs Blatt-ddestcllen, di alle Ruck
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nndern, muß man dir alle lowobl aiS aneh
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No. til Ecke der 2tc nnd Eranberry.
Friedrich Lmur's
berühmte
Ate, Porter k Lagerbier-
Brauereien,
Reading, P a.
Office - Eike der Dritten und Ehestnut SI
Reading, Pa., Mai 3. S7Z-f.
NWey ä: Ruthersord,
(Nachfolger von Scott lklder.)
Trockenes Holz und Feuerholz
Miner und wirdcn
aus das drrühmtr Hazard Schieß
lhre Office ifi in Nco. Dritte
Hairisbura. Jan. 28 fr
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deln, ic„
No. 28 Nord 3len Straße, (Qillexevluoli)
Harrisburg, Pa.
MeMaschinen Verden an New
Ar? Preise verkauft vnd.'fret an Käufer
üderliefee, nebst freien Nnlerricht.
für Maschine,
Nadeln, Z v i r i, Seiden
Harrisburg, Nov. -t, 1875.—1j.
John Mgst.
Anstreicher
Afsus- Nil
Glaser, (Zrsiner ad Caleimiaer,
Ecke der Front und Enmderland Straße,
Harrisburg, Pa.
Orders können in F. W. Jingst's Carpet-
Slorr au der Zweite Straße grlastcs werten.
lle Arbeil tr drompt und billig, nd zur größte
Zukrtedeubett besorgt. Mai s. 1875.
Miügcr öö Barte,
Vcrfertiger von
Oese S Ranges,
Blechwaarcn, Kupfer-
Waare und Geschirre.
und Händler in '
Haas /araishiag Goods,
habm jetzt ihrm neuen Elser bezogen, In
r>.307 Markt Straße, Sarrltbmg.
Oktober 7, IS7S.
Das deutsche Centralorgan der Demokratie für PemWvanie und die angränzenden Staaten
Zeitungs-Agentur.
Der Nnttrjclchnetc mach hiermit dem gerhr
tcu Pttblium dlr Anzrigr, daß cr die Agentur
für alle New Aorlcr und auswärtigen Zeit
schriften und Wochenblätter übernommen hat,
z. B. „Nachrichten aus Deutschland und der
Schweiz," „Novclleiischah," A
und Göthe's' Werke, sowie alle
Sorten deutsche Bücher sind auf Hand.
In Verbindung mit obigen, rrlaubl sich der
lntcrzrichmlc noch ergcbenst die Anzrigr zu
machen, daß er auch stet Deutschest.' i c l
wnarcn, EonfeclionärieS, >c. anf Hand hat.
Um geneigten Zuspruch biNct
Lewis Slalcr,
No. 268 Nord Str., nahe dcr 3. Straße,
Harrisburg, August 26, 1875-,3 M*.
vackctsahrt tttti- Gesellschaft.
W,e,lt- Vo?.lmli<tfila'>
Zwischen
a m bn i g
Plym o u! h, I erb o u i ss, Hav r
und
Nrw -Ao rk,
ermittelst dcr neuen, auf da Solide,li obanien
und Eleganteste eingerichteten großen eisernen Polt
Dampfschiffe
„Allemannia" „Pommerania" l>u)
„Bavaria" „Rhenania" (neu)
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„graneonis " (neu) „Suevia" le)
Frisier" „Teutonia
„Germania" „Tduringia"
"Holsatia" „Westpbalia". >
„Lotdaringia" leu)
Dir Dampsrr diesrr Linie befördern die
Vr reinigte S t a a te n-P ost
fvuiteel .Nerton bleri)
nd erden während dirse Jahre regelmäßig
Don ncrstngs
NM I nhr RachmuiagS on Ncw-Ztoekach Ham-
Pasfage - Preise i Goiti
Bo New-Uork iieich Plmnoillb.
London, Cherbourg oder Hamburg
I I Oberer Salon - - SIS
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burger Dampfschiffe
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uich int der , 5 -si H
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llni geneigten Zuspruch bittet
Ioh Fricdr. Schönberger,
Marietta, Pa., August 26,1875—tf.
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DI oll drrüdmtc Gsld-Zungcn-Par>
lor>Orgeln. Man sende für eine PicisNste
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H-rrtsburg, Pa.
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mittags, 1 bIS 3 und 7 bis 8 Uhr Nachmittags.
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> Sind Sie es, >
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Stadler trage, als solche wie sie gewobn NN Gropbandet
verkauf, werde ? Hören Sie, wie Sie das anfangen.
li, ~h, ,ros,e Zunahme nnsirej, erl-ud nö, mis-ee P.isie no
wetteö'herndinicl!,. nd
I Sie können genug sparen
wenn S,e einen 71,ug ln „o°l sali ' laisie,
W UM die Jährt zu bezahlen M
rcn als von unscrin >?auso kommtiic vrrkaufen. 'nnser!
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New Uorker Journal,
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P. O. Box 5311. Ncw-Sork.
Poesie.
Das Temperenz-Gesck.
Den Dotier soll e.Bumb verschlage,
Der ufg'bracht ha de Wasserkur,
Ischt des e Gesiff do vor de Magc,
Noa, des verderbt de ganz Natur.
Bei so me G'siff no coniponire,
Wie ka'S bo Gedanke gca.
De maga so za maltretire,
Da ka nie aS Gescheit g'schea.
Beim Viech loaß i ma Wasser g'falla.
De gisch dene ischt'S er Siemen,
I ka'S schoan i de Schuh nct leide,
Wer lviilhich, wenn in'S Stiefel rennt,
Drum will i Brunne fleißig meide
Und Wasser schöpfe nor Wenn'S brennt.
Und wirklich als Getränk a Best,
Bei Brod und Wasser in Arrest.
I bleib beim guate Bier und Wein,
Da ischt mer'S wohl, da ka i trinke
Und kreuzfidel nd lustig sein.
Feuilleton.
Das Zsaetatum.
Humoreske
von
IFrrdinand Jozewirz.
IX.
(Fortsetzung.)
Der Pndcl hatte sich in die Hintere
Partie der Mooshültc zurückgezogen
nnd lag dort, faul wie gewöhnlich hier
oben, unter der einzigen vorhandenen
Bank. Er theilte nicht die Vcgcistcrnng
seines Herrn für die Schönheiten eines
Gewitters. Er ging nur mit ans den
Schäferberg ans Pflichtgefühl und in
dem Bewußtsein, daß er jedenfalls mit
nassen Pfote, vielleicht gar mit nassem
Fell nach Hause zurückkehren
müsse. In Ucbrigcn aber war er
ohne Sorgen nnd schlief den Schlaf des
Gerechten, denn noch niemals, so oft er
auch schon mit seinem Herrn bei Don
er und Blitz hier oben gewesen- och
niemals hatte ihn nnd den Oberste ein
menschliches Wesen zn stören versucht.
Das Gewitter hatte seinen Höhcpnnke
erreicht. Blitz nnf Blitz, Donner ans
Donner, nnd der Regen wirklich fast
wolkcnbrnchähnlich. Gewiß ninßlc die
Luft lvunderbar rein nnd klar nach die
sem Aufruhr der Elemente sei gewiß
gab es nach dem Gewitter eine Fern
sicht wie nr selten. Der Oberst freute
sich schon darauf und holte den Tubus
s hervor, um ihn bereit zu haben nnd nach
unter den letzten Regenschauern ihn an
das Auge zu bringe—da hob der kluge
Coro im Hintergründe der Hütte init
bedenklicher Aufmerksamkeit den Kopf
von den Vorderpfoten in die'Höhc, spitz
tc, so vcit dies möglich war, die völli
ge Ohren und bewegte wetternd,
schnuppernd die Nasciihant an der sich
weit hcrvarstrcckcndcn Schnauze.
Aber der Oberst hatte och kein Arg.
Vielleicht hatte er der Warnung seines
getreue Käfer znsainmt der edlen Fräu
lein vo Flachsten in diesem Augen
blicke gänzlich vergesse. Er halte nur
nur mehr Auge nnd Ohr für die Natur
nd ihre Schönheit —da störte ihn ei
ganz uiicrwartctcs Geräusch. Er dreh
te sich um, Earo hatte einen jener Töne
vo sich gegeben, welche dem Hüsteln ei
nes Mensche nicht unähnlich sind.
„Still, Coro, ivaß ist Dir de?"
fiagtc der Oberst ärgerlich.
Aber der Hnnd wnrdc nicht still, so
der sprang im Gegentheil vollends ans,
rasch, ohne daS faule, bcgncinc Gähne
dabei, welches ihm sanft wohl eigen
thümlich war.
Da kam dem Oberste der selige
Gedanke an die Edelfräulei.
Coro knurrte—Earo sprang vorwärts
ach der Thür der Hütte, das wollige
Haar auf seinem Rücke sträubte sich
bös hoch cmpor ud—er bellte zornig.
„Bei Gott!" knirschte der Oberst
wild, nnd schob den Tubus heftig zusam
men. ,
Die Aufmerksamkeit für die Natur
war dahin. Er wartete der Dinge, die
da kommen sollten, zornig, aufgeregt.
Seine Stirn war in böse Falten gezo>
gen und er verspürte eine leise Neigung,
den alten Earo z reize, ans die Stö
rcnfriedc zu hctzc. Aber das würde
wenig Erfolg gehabt haben, so sehr auch
der Hnnd gegen die beiden Edclfrän
lein in gleicher Weise eingenommen war,
denn Earo hätte im Zweifel sein müssen,
wohin er sich zu wenden habe. Zur
Rechte theilten sich die bis nahe an de
Gipfel des Schnfcrbcrgcs riechenden Bü
sche, nd zur Linken auch—>,d von der
ciiien Seite kam keuchend, nah wie Earo,
wenn er aus dem Wasser apportirt hatte,
im Barcgckleidc, das nebst den Unter
röcken schier an ihren dicke Körper an-
klatschic, den gcschlassencii Regenschirm
in dcr Hand, die Röcke mühsam hoch
gehabe, die Stiefel mit lehmigem ans
gcwcichlcm Erdreich über und über be
sudelt und die Strümpfe nd die dicke
Wade bespritzt—Aurora von der
ander Seite dasselbe Bild in Apfclblü
thenfarbc, nur nicht so stark fleischig-
Eulalia vo Flachstem.
Dcr Komik dieses Doppclbildcs ver
machte selbst des Acrgcr übcp
die ihm bereitete Störung nicht Stand
zu halten. Earo bellte wüthend, als cr
die Dame erkannte, die cr von allen
Mcnschcn in Pcrlcnhcim a> wenigste
leide mochtc, nnd sei Herr that nichts,
ihn zn beruhigen, denn dcr hatte selber
alle Mühe, ein Helles Gclächicr z im
terdrückc. Mühsam dämpft cr den
Reiz der Lachmiißkclii, nur ei malitiö
seS Lächeln blieb übrig. Und nur och
daS schlecht genug gespielte Erstaunen
beider Schönen darüber, daß sie hier
oben den guten Herrn Oberst fänden !
„Ach ivic schön, daß Sie hier oben
sind, lieber Oberst!" flötete es von
rechts.
„Nein, diese Uebereinstimmung in der
Liebe zn dcr Natur!" tönic es von
links.
Dabei standen beide Schwestern nach
draußen vor der Hütte im maßlas slrö
iciidcn Regen, denn die Thür hületc
Earo, das Dnctt durch sein Vellen zum
Terzett vervollständigend, da hn sein
Herr- nicht zurückrief. Er fletschte die
Zähne nnd schien gar nicht abgeneigt,
in die nassen Fahnen zn beißen, welche
den beiden Schönen klatschend nnd tric
send in ihre so verschieden gestalteten
Glieder schlotterten.
„Zurück, Earo!" commandirtc dcr
Oberst, nachdem er sich vorher heimlich
ans die Zunge gebissen hatte, nni den
Ausbruch seiner Lachlust zn verhindern.
Grollend, murrend folgte dcr Pudel
den erhaltene Befehle, und sofort such
tc die Damen den Schutz der Maos-
Hütte nnd Jede eine Seite des Ober
stcii zn gewinne.
„Aber mcinc Damcn!" sagte min in
vorwnrfsnollcm Tone der alte Herr.
„Nein, Herr Oberst, es ist zn schön, es
ist reizend hier oben!" fiel ihm Eulalia
in s Wort.
„Lieber Herr von Rosenbcrg, Sic
stinlnieil doch in allen Stücken wunder
bar mit mir überein!" rief Aurora.
„Mich litt es nicht zu Hause, mich zog es
mit Allgewalt nach dem Schäfcrbcrgc
und ach, wie schön ist es wirklich hier
ud gerade seht. Zwar etwas beschwer
lich der Weg aber sind gar auch
Sic hier oben und wahrhaftig, ich hatte
nicht eine leise Ahnung davon."
Bctheucrnng von der einen wie von
der ander Seite und jeder muhte der
alle Herr gebührende Ansinerksamkcit
schenke. So dcnllich war es ihm noch
nie gesagt worden, wie sehr er von den
beiden Schwestern geliebt wurde und
er lächelte vergnügt vor sich hin, nnd Je
de deutete dieses Lächeln zu ihren Gun
sten, Jede drängte sich dichter an ihn
heran —nd der Pndcl im Hinter
tergrnndc knnrrlc von Zeit zn Zeit im
mcr wieder und die Blitze lvnrdcn
seltener, nnd der Donner erscholl in län
gcrc Pausen, und ferner ab, nnd ver
hallte langsam, bis der Himmel llar und
die Luft rein, bis auch der letzte Tropfen
Regen hcrniedcrgrfallcn war.
Die Schwestern, die sich ans den Tod
erkältet habe konnte, dachten vielleicht
noch nicht an den Heimweg wenig
stens hielt Jede nur für sich sehr nöthig,
dah die Andere nach Hanse gehe. Aber
der Oberst meinte schließlich, cS sei Zeit,
aufzubrechen, nnd das bezog Jede nnf
die eigene Person.
X.
Ehrysostoiuns Käser, das männliche
„Mädchen für Alles," stand in der Kü
che der Signora Diana Orlosi am Ti
sche, nnd hatte ei beinahe gänzlich in
seine einzelne Bestandtheile zerlegtes
Thürschloh vor sich, sowie eine Feile, eine
Zange nnd einen Hammer. Er war
aber nicht allein in der Küche; auch Rc
ginc war zugegen, welche als Kochfran
nnd Schneiderin, als Scheuerfrau nnd
Wäscherin bei der Signora eine feste
Anstellung erhalten hatte nnd seit Kur
zem sogar im Hanse selber wohnte.
„Na, werde Sie denn das Schlaft da
wieder in Ordnung kriegen, Käfer?"
fragte die dralle Rcginc, vom Herde weg
tretend nnd, den Kochlöffel noch in der
Hand, sich dem Tische nähernd.
„Ob ich cS in Ordnung kriegen wer
de !" sagtcKäfcr nach einem tiefe Seuf
zer und mit einem halb scheuen, halb
verliebten Aufblicke zu der von der Ar
bcit und der Hitze des Ofens glühenden
Rcginc. „Sehen Sic mal her Rcginc.
Da ist so ein Ding drin in dem Schlos
sc, so eine Feder, eine Spiralfeder, nd
vn dem einfältigen Dinge hängt die gan
ze Kunst. Das muh man verstehe,
nnd bei solch todten Plunder ist es auch
wahrhaftig gar nicht schwer. Aber di c
Spiralfeder in Ordnung zubringen, die
manches Menschenkind, besonders unter
den Weibsbilder, im Kopfe hat
blos herauszukriegen, wie eigentlich da
die Spirale läuft potz Blitz, Rcginc,
das hat manchmal seine vcrd tc
Schwierigkeiten!"
Rcginc war noch röther geworden,
obgleich sie doch eigentlich am Tische,
sc ii den stammende Ose, von der
Hitze in ihre, Gesicht hätte verliere
sollen. Sic drehte sich rasch nm, ging
wieder an den Herd zurück nndjfrnmorte
mit Töpfe nd Schüsseln.
„Brr, das Donnerwetter," begann
Käfer beim Flamme dcr Blitze anf's
Nene, lndcm er mit seinen Schlosse
schnappte. „Regine, da oben ailf dem
Schäfcrberge volle jetzt Zweie Einen
kriege; aber es kriegt ihn Keine. Hier
inte in Städtchen, da nwchte gern Ei
ner Eine kriegen—aber weiß der Knkilck,
es scheint damit anch nichts werden z
wollen. Hören Sic mal, vic das
schiiappt nnd klappt! Die Spirale ist
i Ordnung."
„Ich weiß gar nicht, Küfer, was Sic
mit dcr dummen Spiralfeder habe ?"
versetzte Regine mit schmollend anfge
worfcncn Lippe. „Wenn's in Ord
nung ist, so nageln Sie's an."
„Und die andere Spiralfeder. Jnng
fcr Rcginc, die in Ihrem Kopfe?"
„Lassen Sic mich doch nur eine halbe
Bicrtclstlindc in Ruhe, die Sance
brennt an!"
„Wissen Sic, Rcginc," bcharrte Kä
fer, ohne ans den Einwand zu achten—
„ich habe jetzt doch eine recht anskömm
liehe Existenz. Die Dame vo Flach
stem lasse ich nächstens sitzen, mache mir
aber vorher noch meine Spaß mit ih
neu. Gcärgctt hat mich dieses Pack
genug. Aber davon wollte ich ja nicht
reden, sondern sehen Sie: ich habe jetzt
als Elavicrstimmer eine große Berühmt
hell nnd lvcrdc auf alle E'dclhöfe zwei
Meilen in die Runde bestellt. Dazu
die erste Trompete in unserer Stadtka
pelle, wo ich auch ein schönes Geld vcr'
diene-und was ich schon habe, das
langt ans ei Häuschen, was ich schon
im Anschlag habe—ob aber das alles
ans eine hübsche, nette häusliche junge
Fron langt, die ich eben auch schon im
Anschlage habe, das ist so zweifelhaft
wie das Andere wegen der zweiten Spi
ralfeder, Rcginc. Sic haben mich doch
auch verstanden, Rc...."
„Jesus, die Sauce, da ist sie richtig
verbrannt—nd ich habe keine getrock
neten EhampignonS mehr, um eine neue
Sance hcrznrichtc! Was wird die
Signora sagen?"
„Müssen's denn gerade gctrocknc
tc Champignons sein, Rcginc? So
weit meine Kenntniß von einer Eham
pignonsancc reicht, thiiii's frische Pil
zc eben auch," bemerkte Käfer.
„Ja. frische—frische oder getrocknete,
gleichviel, wen ich nr Champignons
hätte! Gott, Gott, was ivird die Sig
nora sagen? Ich weiß nicht, tvas ich für
ein Paar Champignons gäbe!"
„Vielleicht einen Kuß, Regine, wenn
ich Ihnen ans Ihrer Unwissenheit hcl
fcn soll."
„Ja doch, zwei Küsse, nnd müßt' ich
sie dem ersten Leiermann geben, welcher
kommt."
Das Schloß flog ans KäscrS Hand
klirrend auf den Tisch nnd Käfer selber
stob, des in Strömen hcrniedergiehendcn
Regens nicht achtend, zur Küche, zur
Hinteren HanSthürc hinaus und ach
der äußersten Partie des zum Hanse der
Signora gehörigen Gartens, wo er sich
eifrig nnf den Boden bückte, dem Regen
seinen Nücke darbietend.
Vcrwnndcrt blickte ihm Rcginc nach,
verwundert und betrübt. Sie schüttel
te dcnKopf über die verbrannte,übel dnf
tcndc Sance, und über Käfers sonderba
res Benehme, und schaute dann rath
loS, verzweifelt fast in der fKüchc sich
um.
„Champignons! Champignons!"
murmelte sie beinahe weinerlich. Denn
Rcginc war stolz und hielt auf Ruf. nnd
ihre Reputation litt, wenn sie sich solche
Fehler zn Schnldcn komme lich, wie
das Verbrennen der Sauce. Und ei
gentlich war doch der Käfer schuld, init
seiner Spiralfeder—nein, mit ihrer Spi
ralfeder, die sie in ihrer Helte Verzweif
lung beinahe im Kopfe zn fühlen glaub
tc—da stand Käfer vor ihr, beide Hädc
ausgestreckt, nnd:
„Champignons! Champignons!"
rief sie wieder, aber in ganz anderen,
in hell jubelndem, jauchzenden Tone
und streckte begierig die Hnnd nach den
braunen Pilzen ans, die Käfer ihr leuch
tenden Angesichts zwischen seine Fin
ger lockend präscntirtc.
„Oho!" niachtc Käfer jedoch nnd zog
blitzschnell seine Finger nnd die Pilze
zurück nnd schüttelte'mit schelmischem
Lachen sehr entschieden den Kopf—„mei
nen Sic, ich wäre nnisonst naß gewor
den wie eine gebadete Katze ? Zwei Küsse
dem, der Ihnen Champignons bringt,
Rcginchcn, zwei Küsse! 's ist Alles, was
ich von den früher hier abgebauten
Schwämmen noch übrig habe, cS sollte
mir eine Flasche Bier eintragen nnd
Hätt'S auch gethan."
„Aber Käfer, liebster Käfer, meine
Sauce!" jammerte Regine.
„Aber Reginchc, liebstes Rcginchcn,
mcinc beiden Küsse!" versetzte Käfer—
nnd mit einen Male, weder Käfer noch
Rcginc konnte später Rechenschaft gebe,
wie es geschehen sei—mit einem Male
hatte er sie im die Taille gefaßt nnd gab
ihr eine, zwei, drei schallende Küsse.
Rcginc aber konnte wahrscheinlich nicht
gut zählen, denn sie lieh sich s ruhig ge
fallen, als sei das der ansgcmachte
Preis.
Endlich wehrte, sie de gar so Zu-
Nro. 23.
dmistlicheii doch ab. wagte es dabei aber
icht. ihn, j„ y,,.
gen zn sehi, Ae war pnrpnrrolh
streckte die rechte Hand ans nnd flüsterte -
,-Käfer, die Pilze!"
"De.-mein Schutz! lind ist die
vrach an der ich vorhin
wÄ' Ä Ordnung, Herzchen,
s mal frei nnd ehrlich, Rc-
Pilzm?" ""6 den
. ' bitte, bitte!" flehte Rc
stive in herzbrechenden Tönen.
der ehrsame Lohn
ditner. und Stadl.,in, j.
"s. auch znküiifligc. Hansbcsitzcr in
eiiheim, "bcrlant in seines Herzens
Freude und schlang anfs Nene den Arm
kraslig um die kann, mehr widerstreben
. . c lebe dic Pil-e
cS lebe die Liebe!"
Da knarrte die Th ir, welche van Kä
ter bc, sc„,c.„ hastjgr,,
gtlchnt worden war ivic zerrisse,, flogen
d e bc,dc„ Liebenden ans einander und
blickten mit starren, Schrcckcnsnis hin
Rcg.ne schämte sich, das, sie hätte in
d>e Erde imken „lögcn. Von ihrer
il? -1--"-!"' '"erde.,,
me c ch küssen j,rß. chrciiivcr
thc. rcpntirlichc Person, der in der gan
w"'"' Welt kein Mensch eine.
irakcl anznhängcii vermochte! Wenn
sich doch dcrFnßßak,, geöffnet „..deine
Versenk,lng sie nd ihre Schande mit
cidig anfgciiominc und dem gewiß
strafenden, zornflamniciidcii Blicke der
Signora entrückt hätte! Denn anszii
schaue lvagtc sie nach dem ersten Schreck
nicht mehr.
Zun Gluck hätte KäscrS Männlich
keit,ich nicht so gänzlich niederschmettern
lassen. In, Anfange war er freilich
auch verblüfft acwcscn. sich j,„ (ycimß
inner ersten Schäferstnndc so so grau
lam gestört zn sehen. Aber Ivos wollte
denn die Signora, was wallte alle
gnädigen oder nngnädigen Hcrrschaflc
dcr ganzen Welt schließlich gegen seine,
Ehrystostomns Käfers. Liebschaft ein
wenden ? Hatte er nicht sein Anskvi
nie ? Konnte er nicht eine Frau ernäh
re ? lind trntziglich erhob er den Blick
nd stehe da-er gewöhne, daß die Sig
ora mühsam mit der Lachlust kämpfte.
Blitz, wie schnell war dcr biedere Kä
fer ivicdcr dicht an Regincns Seite, die
""fähig zum Densen. Alles mit sich gc
schchcn, über sich ergehen lieft! Er faßte
die Hand dcr Sancc-Vercitcrin, nahm
eine gravitätisch ernsthafte Stellung und
dito Miene an und begann mit fester,
nr manchmal van Freude dnrchzitter
ler Stimme:
„Signora sche hier zwei Menschen,
die fest entschlossen sich tt einander zn
verbinde als Mann und Weib in allen
Ehren. Signora. ich habe mich an Re
ginc erklärt, nnd wir haben nicht viele
Worte gemacht. Signora wisse, daß
wir Beide vom Schwatzen keine Freun
de find, nnd das kann man bei Dienern
wenigstens nicht tadeln. Signora, wir
ließe die Worte sei, Signora, die That
sollte für sich selber sprechen, nnd dabei
habe uns Signora allerdings über
rascht...."
(Schluß folg.)
Vom Schuldenmachrn.
Eine wichtige Nolle, im menschlichen
Leben spielt das Schnldcnmachcn. Die
selbe üble Gewohnheit ist uralt. Schon
im Paradiese pumpten sich unsere Stam
mcltcr von liebe Herrgott den vcr
hängnihvollcn Apfel. Weil aber der
Eigenthümer dieses Landgutes kein
Pttniprcgistcr führte, wies er die Schuld
ner zur Strafe ans seinem Eigenthum
hinaus. Seit jener grauen Zeit hat sich
diese schlimme Eigenschaft von Kind ans
Kindcskittdcr fortgeerbt, bis auf serc
Tag, Ivo das ganze Lebe nichts weiter
als ein fortwährendes Ausstellen nnd
Einlösen von Wechseln ist. Doch hat
sich im Verlaufe der Zeiten die Bcstra
fung der Schuldner vielfach modificirt.
Drako setzte die Todesstrafe nnf'S Pum
pen, andere nnf de Verlust der Frei
heit. Nach Mann's uraltem indischen
Gesetzbuch zahlte die Priester zwei Pro
zent, die Krieger drei Prozent pro Mo
nat. Um eine böswilligen Schuldner
zur Zahlung zn nöthigen..drohte der
Brahmanc (Priester nnd Richter), sich
selber an dcS Schuldners Hansthüre
aufzuhängen, wodurch dessen Hans un
rein wnrdc nnd der Geängstigtc bezahl
te. Bei ins wäre das kaum zn wagen
Im alten Aegypten konnte der Glänbi
ger, wenn der Schuldner nicht zahlte,
die Mumie seines Vaters als Pfand
nehme, nnd bezahlte er dennoch nicht
bis zn seinem Tod, so wnrdc er nicht be
graben. Niemand durfte ein geliehenes
Kapital durch Zinsen über das Doppcl
te vermehren. Unter Jnstinia war er
lanchtc Personen gestattet, vier Pro
zent zu nehmen, gewöhnlichen Privat
leuten sechs, Wechslern acht Prozent.
In armcnischcil Märchen wird der
Leichnam des Schuldners an einen
Baum gehängt nnd von de Gläubi
ger geprügelt, in deutschen Märchen
im Mist verscharr, i altfrnniösischc
Ramanen hängt er im Ranch. Die
Neger von Loango stecken ihn in einen
Käfig —also dasselbe Verfahre, vas
wir schon mit dein lebenden Schuldner
einschlagen.