Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, June 13, 1867, Image 2

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    pic Staats -Keitimg.
Zoh. Qeorg Nixper.
Herausgeber und Eigenthümer.
Harrisbnrq, Pa.
Donnerstag, Juni I>, I^o7.
".'lnzciste Astrutcn.
Folgende Herren sind unsere anthorisirten
Agenten in Anzeigen nd Subseriptioneu für
die „Pennsylvanische Staats - Zeitung" in
F. T. Vo c S, 2i t Nord Fünfte Straße, Phi
ladclphia, Pa.
I>o. F. Micrson, „Demokrat" Offire,
Philadelphia, Pa.
E. Nt eye, No. 87 Park Row, 'New
Aork.
Für Richter der Suprcinc-Court:
(<,eolZ Shavswvod,
von Philadelphia.
Warnung. Ans Saxonburg, Butler
Counlv, Pa. wird uns geschrieben, daß ein ge
wisser Ehrl) ar t vor einigen Wochen dort
als reisender Agent fuugirtc, und Subscriptio
neu auf verschiedene Monatsschriften nahm,
wofür er sich auch gleich hübsch bezahlen ließ.
Vier Wochen sind nn seitdem vergangen, aber
von den versprochenen Monatsschriften hat man
bis jetzt noch nichts gesehen. Man glaub, daß
dieser Ehrhart nichts als ein gemeiner Schwind
ler ist, und möchte wir deßhalb das Publikum
vor ihm warnen, da er wahrscheinlich auch an
anderen Plätze derartige Schwindeleien trei
be wird.
Wurde verschoben. Wegen Man
gel an Raum sind wir genöthigt, die
Fortsetzung unseres Reiseberichts für die
nächste Nummer zu verschieben.
Nadilaltr Schwindel.
Ter Tempcrcuz - Schwindel welcher
von der letzten radikalen Gesetzgebung
dieses Staates an dem Volte begangen
wurde, hat bereits eine bedeutende Auf
regung unter denisclbcn hervorgerufen,
lim jedoch unsern Lesern zu zeige,wer
die sauberen Vögel sind, die diese
Schwindel dem Volke aufbürden wollten,
geben wir nachstehend die Ja's und
Nein's bei der Abstimmung im Senat,
Bei einer im letzten Winter stattge
habten heimliche n Sitzung in
Harrisbnrg, wurde nämlich beschlossen,
den von der Cvngreß-Tcmpcrcnz Ge
sellschast begonnenen Kreuzzug auch in
Pennsylvauien zu eröffnen, und ein ei
genes Commitlec zur geheimen Agitir-
ung dieser Frage zu ernennen.
Hr. Bigbam (Ncp.) von Megheny
Eountp brachte die Bill am I. März
ei. Sie wurde a das Eommittce für
Laster und Unmoralität verwiesen, des
sen Vorsitzender Hr. Graham (Ziep.) ist,
und dieser berichtete die Bill an den
Senat. Am 2. April passirle sie die
dritte Lesung und am 4. April wurde sie
angenommen. Die Abstimmung war
wie folgt -
Für die Bill: Gegen die Bill:
Big!,am (Rad.! Bnrnett(Dem.)
Browne i Rad.) Davis (Dem.)
Brown (Rad.) Donovan (Dem.)
Coleman (Rad.) Glatz (Den,.)
Cvnncll (Rad.) James (Dem.)
Eowleö (Rad.) Nandall (Dem.)
Fischer (Rad.) Ridgway (Rad.)
Graham (Rad.) Schall (Dem.)
Haines (Rad.) Searight (Dem.)
Laiido (Rad.) Wallace (Dem.)
McConangh (Rad.)
Noycr(Rad.)
Shvcmakcr (Rad).
Stntzman (Rad.)
Taylor (Rad.)
White (Rad.)
Worthington (Rad.)
Hall (Sprecher) (Rad.)
Es stimmten also l 8 dafür, (lauter
Radikale,) und li> dagegen (lauter De
mokraten, ausgenvmmen Hr. Ridgway).
Ei ziemlich klares Partei-Votum.
An demselben Tage wurdc die Nein
schrist der Bill angefertigt; am nächsten
Tage, den sten April, wurde sie in's
Repräsentantenhaus geschickt und auf
den Tisch gelegt. Von da ab geht jede
weitere Spur verloren.
Wie wir bereits in unserer letzten
Nummer berichteten, so enthält der „Le
gislative Nccord", das amtliche Blatt
der Legislatur, kein Wort darüber,
daß die Bill je aufgerufen oder in Er
wägung gezogen wurdc, und wir glau
bcn auch nicht, daß das je geschah. Im
Gegentheile glauben wir, in Betracht
der Heimlichkeit, in welcher die ganze
Maßregel verschleiert wurde, in Betracht
der vorgeblichen Unwissenheit der Mit
glieder über die Passiruug und in Be
tracht der Thatsache, daß der offizielle
„Rccord" nicht e'iie Sylbe über diese
Bill enthält, daß die Bill durchgc
schwindelt wurde, wie schon andere
Bills vorher durchgeschwindelt worden
sind. Der Clerk gibt an, daß die Bill
am !>tcn April passlrte, aber nichts da
von ist im „Record" enthalten.
Obgleich der Gouverneur die Bill am
17. April unterzeichnete, horte und
sprach man nichts von derselben, ja cö
wnrdc nicht einmal eine Andeutung da
rüber gemacht, als bis wir dieselbe neu
lich publizirten.
Wem nach obigen unwiderlegbaren
Thatsachen immernoch nicht die
Augen aufgehen, der ist wirklich mit
der Blindheit geschlagen.
Demokratische
Staats - Convention.
Letzten Dienstag versammelte sich die
demokratische Staats-Convention hier
in Harrisburg.
Die Sitzung wurde in einer mcister
baftcn Ansprache durch Hrn. Wallace,
Vorsitzer der Staats Central-Commit
tes, eröffnet, worauf Hr. D. M. Fox von
Philadelphia als provisorischer Präsi
dent der Convention nominirt wurde.
Hr. Boyle von Fayette Cyunty wnr
dc bei der Nachmittags - Sitzung als
Präsident der Convention erwählt.
Hierauf schritt man zur Abstimmung
eines Candidaten für Richter der Su
prcmc Court. Bei der zweiten Abstim
mung wurde der
"Achtb. Georg SharSwood
von Philadelphia als nominirt erklärt.
Die Nominativn wurde mir ungeheu
rem Jubel und Beifall begrüßt.
Die Verhandlungen der Convention
werden in unserer nächsten Nummer er
scheinen.
Kommen zur Einficht.
Die deutschen Republikaner kommen
endlich zu der Erkenntniß, daß die sog.
Freiheits Partei ein glänzender Hum
bug ist, und sie ergehen sich nunmehr in
„llnabhängigkcitS-Erklärungen", worin
sie ihren Abfall von der radikalen oder
anti-republikanischen Partei dokumenti
rcn. Ein solches Aktenstück lassen wir
nachstehend ausdem„PittSburgcr VolkS
blatt" folgen, einem Blatte, dessen Re
dakteur wir persönlich sehr gut als ei
nen der „Radikalsten unter den Radi
kalen" kennen, und der bei jeder Gele
gcnl'cit sein Gift gegen die Demokraten
auöspic. Jenes Blatt sagt nämlich:
„Nickis Seltenes mehr sind Uuabdängig
kcitS-Eillärungen deutscher Republikaner ge
genüber der Partei, mit welcher dieselben seit
zehn Zähren Hand in Hand gingen. Grund
zur Enisrrmdiiiig zwischen den deutschen und
anglo anieritanischen Republikanern ist die in
der republikanischen Partei immer stärker hcr
vertretende Muetcrei, welche sich durch tyrannis
che Ausiiahmcgcskhc gegen die gesellschaftliche
Freiheit, durch brutale Polizeiherrschaft gegen
de ordentlichen Betrieb der Wirthschaften und
den freien Genuß des Ruhetages kundgiebt.
„Zn de Gcnicindtwahlen des Westens sind
dir Mmter, wo sie sich zu mausig machten,
stark und die Deutsche waren vernünft?g ge
ug, ebne Rücksicht auf sonstige Partei-Unter
schiede in der Frage der gesellschaftliche Freiheit
gemeinsame Sache zu machen.
blckanischn? deutschen Central-Eoinite der
Stadt New Herl liegen zwei Anträge vor.
Der eine davon ist mehr auf Stadt, der andere
auf die SlaatSwahlen gerichtet. Ersterer ent
hält die Erklärung an die republikanische Par
beide Anträge stattfinden.
publikaner von New-Hork sind durchaus nicht
gewillt, dem RepublikaniSmuS eines Horace
Greclrv zu huldigen, welcher mit einer Hand den
Baiiiistrahl schleudert gegen Alle, dieseiner Tem
pere;-Marotte nicht beistimmen, und mit der
Davis an sein Herz drückt.
„Auch in Pennsvlvanien ist bei der nächsten
Staatswadl ein starker Abfall von der repnbli-
Wci>c wieder zur Vernunft; wenn nicht, dann
mag sie—flöten gehen. Die deutschen Repub
likaner habe nicht für Aufhebung der Neger-
Hieraus demcrkt daS „Indiana VolkS
blatt" ! Es ist wirklich ein ungeheurer
„Fortschritt", daß solch lederköpfige Ra
dikale, wie der in Pittsburg, endlich zu
der Einsicht gekommen sind, daß ihre
Partei sie zu „Sklaven machen" will.
Mit dieser Einsicht tritt dann auch lbic
Erkenntniß auf, daß die republikanische
Partei ein geistloses Wejen, ein starres
Gerippe ist, dem durch Ablösung der
Sklaverei der Odem ausgegangen und
das mit staatlichem wie individuellem
Fortschritt unvereinbar ist. Diese sog.
republikanische Partei ist jetzt weiter
nichts als das schaale Gerippe der Fö
deralpartei, von der ihr fähigster Reprä
sentant (Alexander Hamilton) selbst
sagt, ihre Zukunft wurzelt in hrittlschen
Institutionen, womit er andeuten woll
te, daß die Föderalpartei auf die Ein
führung der aristokratischen Einrichtun
gen Englands hinstreben müsse.
ES war ein unglücklicher Irrthum sei
tens der Deutschen, die sich nach 1854
der republikanischen Partei anschlössen,
zu hoffe, sie würden nach Erledigung
der Sklavcrcifrage nd bis zu 1868 ihre
Partei rcformiren und aus einen volks
thümlichen Standpunkt bringen können.
Eine Reformation dieser Partei ist un-
mögltch, weil sie, al der Repräsentant
des Absolutismus, jeder Reform wider
streitet. E gibt für die deutschen Re
publikaner keine Führerstelle innerhalb
ihrer Partei, da sie jetzt mehr als je das
Aschenbrödel sind. Im Staat Indiana
hat dle Masse der deutschen Republika
ner ihre Unabhängigkeit bereits erklärt
und sich zur demokratischen Partei herü
bergeneigt in der Hoffnung, Schutz vor
den Verfolgungen der radikalen Partei
zu finden, die dort, wie in Pennsylva
uien und New-Aork ihre alten Doktri
nen tn praktische Wirklichkeit übersetzt.
Da wir nie einsehen konnten, weshalb
ein Deutscher oder Freund der Volks
rechte, sich dem Ueberbleibsel der engli
schen Aristokratie, der Föderal- oder
republikanischen Partei anschließen soll
te, so fühlen wir jetzt eine besondere Ge
nugthuung in der Thatsache, daß alle
einsichtsvollen deutschen Republikaner
sich jetzt schon soweit mit uns ausge
söhnt haben, daß sie an ein Bündniß
mit den Demokraten denken.
Das ist sehr schön und ein „Fort
schritts" der uns Bewunderung und die
Zusage abnöthigt, daß wir den Toma
hawk begraben und die Friedenspfeife mit
ihnen ranchen wollen, falls sie cS ehr
lich meinen und sich mit uns zum Sturze
der schwarzrepublikanischcn Tyrannei
und Corruption verbinde.
(Für die „Pa. TtaatSzeitung".)
Ferdinand Freiligrath.
(Für alle Zeitungen im Interesse der „Freilig
grath-Stiftung" geschrieben.)
Der gefeierte Dichter, der Liebling des
deutschen Volkes in Armuth! Ein
Ruf an alle deutschen Herzen.
„Armuth, das Sklavenjoch der
Freien."
Ik.
Die Armuth macht aus Männern Knechte,
Die furchtlos mit Despoten rang',
Im Kampfe für des Volkes Rechte;
Doch Armuth macht sie zag' und und bang'.
Ein Schrecken ist sie ja uns Allen,
Wo sie in Kampf des Leben tritt;
Wen sie ereilet, der mnß fallen,
Und ob er noch so standhaft stritt'.
ES sucht ein Jeder sie zu fliehen,
Mit Angst erfüllt schon ihre Näh';
Da gilt'S ein Sorge, Eit'n und Mühen,
Daß man ihr zeitig noch entgeh'.
Doch wehe, wer im Kampf ermattet,
Sich dabei noch verlassen sieh't,
Und dem sein Unglück nicht gestattet.
Daß er ihr irgendwie entflieh'!
Wie viel könnt' Mancher Gute leisten,
Wenn sie ihn nicht gefesselt hielt;
Denn ach, den Bess'een trifft'S am meisten,
Der ihr Knechtschaft bitter fühlt!
Bis matt ihr Opfer sterbend fällt,
Läß't ste'S nicht tos mit ihren Arme :
Giebt Niemand ihr ei Lösegeld!
111.
ES gilt dem ed'len deutsch Sänger,
In seinem unverdienten Leid';
Laß' den Gefeierten nickt länger
In Sorgen, Noth und Traurigkeit!
Es gilt dem muth'ge FrciheitShelde,
Dem Dichter Ferdinand Freitigraih ;
Laß' auch zu seinem Ruhme gelte.
Den Dank ud Preis, in Wort und That!
Verbannt'vom theuren Vaterlaudc,
Verbann'! mit welchem Schmerz-Gefühl',
Vom Volk', das ihn den Liedling nannte,
Lebt er erlassen im Exil'!
Im Alter noch in Armuthskette,
Den schwerste aller Sklaverei z
Drum Deutsche, eilet ihn zu reiten,
Von jenen Ketten mach ihn frei!
Dann singt er wieder uns auf's neue,
Mit frischem Muth, sein kräft'geS Lied,
Das für die Eintracht deutscher Treue,
Für'S ganze deutsche Volk erglüh'.
111.
Euch Deutsche hier im freien Lande,
Ermahn' sein Lied im ernsten Sinn',
Dräng' Herrschsucht je zum Abgrundsrande
Die Freiheit meuchelmörd'risch hin.
Daß Ihr dem Dichter hoch zu Ehren,
Euch zeigt der Freiheit werth und treu;
Und ob's Republikaner wären,
Die Euch bedroh'n mit Tyrannei.
Da deutsche Haupt sollt Ihr nicht beugen
Der Willkür und der Despotie,
Soll' Euch als freie Männer zeigen,
Voll Muth und Kraft und Energie.
So handelt Ihr auch nach dru Lehren
Der Gründer dieser Republik:
Die Constitution zu rhreu.
Beding de freien Volkes Glück.
IV.
Auch Fürsten, noch zu Euren Herzen
Vermittelnd spricht das deutsche Lied ;
Ehr't jenes Patrioten Schmerzen,
Der gut und edel vom Gemüth.
Den jener Schmerz nur hingerissen
Zum Ausdruck seiner Bitterkeit:
Daß Deutschland ewig bleib' zerrissen,
Zum Spott' der Fremden weit und breit.
Im Zweifel, daß Ihr würdet finden
Den Eckstein deutscher Einigkeit,
Um liebend treu Euch zu verbinden.
Zum Schutz und Trutz, auf alle Zeit.
Die FreiheitS-Göttin sollt' vollbringen,
Wa hadernd Ihr verscherztet Euch;
Den Freiheitskämpfen soll,' gelingen:
„Ein ein'geS, mächt'ges deutsches Reich"!
Wohlan, Ihr fühlet selbst ei Sehnen,
Ein solche Reich jetzt auszubau'n;
Da soll jed' deutsches Herz versöhnen,
Wir fassen zu Euch neu Vcrtrau'n.
Gelingt der Bau Euch Fürsten allen,
Führ' selbst die FreiheitS-Göttin ein,
In ihre Tempels weiten Hallen
Soll Fürst und Volk die Eintracht wcib'n !
Drum Fürsten, höret och die Bitte;
Ruft selbst de Dichter Ihr zurück,
Gönnt'ihm in seine Volke Stille,
Nach ed'lem gürstensinn', sein Glück!
An Heiligkeit, von allen Freuden,
Kommt der Versöhnung keine gleich; l
Laß' Fürst und Volk von ihr sich leiten,
Begründ' auf sie da deutsche Reich !
Denkspruch:
„Wir Deutsche, müssen den Vorwurf der
Fremden hören:
„Wir wüßten uns're großen Männer nur
im Todte zu ehren,
„Mit dem Märtyrerkranz und dem Lei
chenstein',
„Anstatt ihnen im Leben dankbar zu
sein."
Wtlm ington,Dl., 28. Mai' 67.
Geehrter Herr Redakteur!
Zur vorstehenden Appellation an alle deutschen
Herzen, „zu zeigen, daß wir Deutschen unseren
großen Männer auch bei deren Lebzeiten dank,
bar zu sein wissen und sie nicht dem Märtyrer-
Tode mit allen seinen Leiden anheim fallen
lassen", diene folgende Erläuterung:
I. Unsere Kenntnisse und bürgerlichen Ar
beitskräfte gehöre ebenfalls zu den Eapitalien,
wie alle anderen von Geld und Geldeswerthe, die
konsumirt und erschöpft werden, wenn wir keine
lohnende Anwendung für dieselben finden;
dann verfallen wir der Armuth, von welchcr
Maugel, Noth, Jammer und Elend nur die
Folgen sind; als Marler - Werkzeuge der Ar
muth, wirken jene Leiden zerknirschend auf un
ein, so, daß wir dem bittersten Tode erliegen
müsse, wenn uns nicht ein Lösegeld von Freun
deShänden der Armuth entreißt! Wir Deut
sche sind es aus Dankbarkeit unseren große
Männern, zu deren Ruhme, ja zu unserer Ehre
schuldig, keinen derselben einem solchen Märty
rertodc anheim stellen zu lassen, wozu uuter 11.
ermahnet wird, die Pflicht zu erfüllen. Wir
sind ferner es ihnen auch zum Ruhme schuldig,
treu und würdig nach ihren Lehren zu handeln,
wie unter 111. im Betreff der Deutschen hier
bezeichnet ist. Und unter IV. können wir den
deutschen Patrioten keinen besseren Rath geben
zur Begründung eines einige und mächtigen
deutschen Reiches, als Versöhnung aller Par
teien und zwischen den Fürsten und dem Volke.
Im gegenseitigen Vertrauen kann auch die Frei
heit gedeihe, ein solcher Triumph der Freiheit
würde die Zurückberufung des Dichters von
Seile der Fürsten sein.
F. H.
Agitation für die Einführung
eines Prohibitiv-GesctzeS.
Der Philadelphia „Freien Presse" eninehmeu
wir folgendes Bekenntniß der Thatsache, daß sich
die radikale Partei ganz nd gar unter der Lei
tung der Mucker befindet. Hoffentlich werde
bald alle deutscheu Radikalen zu der Einsicht ge
langen, daß nur die demokratische Partei eine
Garantie für den Schutz persönlicher Freiheit
bietet.
„Wie wir aus der Mittheilung des „Harris
burg Telegraph" ersehen, hat die Temperenz-
Convention, welche vor Kurzem in der Haupt
stadt des Staates Versammlung dielt, Vorkeh
rungen getroffen, um bei der nächsten Legisla
tur die Frage eines vollständigen Verbots des
Verkaufs aller berauschenden Getränke lebhaft
zu agitiren. Eine Comite ist ernannt worden,
um bis dahin einen Gesetzentwurf auszuar
beiten, der diesen Zweck im Auge hat und der
Vorsitzende dieser Comite John Ceßna ist, ist wie
berichtet wird, bereit ernstlich mit der Abfas
sung der Bill beschäftigt.
AS diesen Mittheilungen geht hervor, daß
die Kaltwasserleute in Absicht haben, darauf hin
zuwirken, daß Niemand die Nominativn als
der nicht mit ihren Ansichten über die Nützlich
keit und Nothwendigkeit eines gesetzlichen Ver
bote spirituöser Getränke einverstanden ist.
Wir würden sehr bedauern, wenn diese un
glückliche Idee zur Ausführung käme weil wir
voraussehen, daßi'n diesem Falle da Resultat
der nächste Wahl zu Gunsten der CopperheadS
ausfalle würde. Wir, unsererseits erklären
Namens der deutfchen Bürger, deren Organ
wir sind, im Voraus, daß wir in keinem Falle
die Candidaten unterstützen werden, die dem
Lande ein so tyrannisches und schädliches Gesetz
aufzwingt wollen.
Wir wissen, daß uns der Vorwurf cntgegcn
geschleudert werden wird, daß wir de Vieres
oder des Weines halber bereit seien unsere
Grundsätze zu opfern. Dies wäre ei höchst
ngcrechterVorwurf. Nicht um Bier und Wein
handelt eS sich, sonder um die persönli
che Freiheit, die uns eben so theu
er ist, als die politische Freiheit.
Wir betrachten die Agitation für ein Prohi
bitivgesetz.nur als den ersten verderblichenSchrit
in einer falschen Richtung. Gelingt es den
thörichten Eiferern und Zeloten ein Eltsetz
durchzuführe, das uns vorschreibt, uns des
Genusses syiriuoser Getränke gänzlich zu ent
halten, so werden wir bald eine ganze Reihe
ähnlicher Gesetze folgen sehen, die uns auch de
Rest unserer persönlichen Freiheit rauben.
Mit demselben Rechte mit dem darüber verfügt
wird wa wir trinken sollen, könnten die Herrn
Gesetzgeber verfügen, wa wir essen, wie wir
uns kleiden, ob wir Conzerte und Bälle besu
chen, daß wir uns des Tabacks enthalten sollen,
daß wir Sonntags die Kirche besuchen müssen.
Mit einem Worte, die dem Bürger zustehende
Freiheit, zu thun und zu lassen was ihm beliebt
so lange er nicht die Rechte anderer verletzt, wä
re dadurch vernichtet und weitere legislative
Eingriffe und Beschränkungen würden folgen,
die zuletzt gar nicht mehr von Freiheit der
Person übrig ließen."
Gehen der „Freien Presse" bald die Augen
auf?
Ein republikanischer Würdenträ
ger beim Versuch einer Wahl
fälschung ertappt.
DaS in Indianapolis, Indiana, erscheinende
„Volksblatt" berichtet, daß bei der neulich dort
abgehaltenen Stadtwahl der Ergouverneur und
jetzige Ver. St. Senator Oliver Perry Morton
erwischt wurde, als er unbefugter Weise seine
Stimme in einem Wahldistrikte von Jndiana
herangefahrcn, wurde au demselben herausge
hoben nd wollte gerade seinen Stimmzettel
abgeben, als in Herr, John Dorbecker, ein
deutscher Demokrat, seine Berrechtigung zur
Ausübung des Wahlrechtes in diesem Distrikte
in Frage stellte. Morton konnte die ihm vor
gelegte Frage nicht bejahend beantworten, da
er kein Bewohner her Stadt ist und sich stets
als ein Bürger von Eentreville.Wayne Eounty
ausgegeben hat. Mehrere politische Freunde
Herrn Dorbecker zu bewegen, seine Opposition
gegen die Abgabe der Stimme Mortons zu
rückzuziehen. Dieser aber bestane auf seinem
Verlangen und Ergouverneur und jetziger
Ver. Sennior Morton mußte sich endlich be
schämt, ohne seinen Plan der falschen Stimm
abgäbe anSgefiihrt zu haben, entfernen, indem
r sich in seinen Wagen bringen ließ und so
schnell alsmöglich davonfuhr.
Wenn man sieht, wie der höchste Würden
träger der radikale Partei von Indiana sich
selbst nicht schämt, den Versuch der falschen
Stimmabgabe zu machen, dann wird man es
erklärlich finden, wie es kam, daß dieser Gou
verneur Morton bei einer der letzten StaatS-
wählen in Indianapolis mehr Stimmen erhielt
als zuverlässigen Berichten ach berechtigte
Stimmgeber injener Stadt leben. Ein Reg!-
ment Massachusetts-Soldaten, da damals in
Indianapolis fiationirt war, soll von einem !
Stimmplatze zum andern geführt worden seln
nud in jeder Ward seine Stimmen abgegeben
haben. Nach der oben erwähnten Thatsache ist
diese Behauptung, so beschämend sie auch für
die radikale Parteiwirthschaft ist, doch nicht
Telegraphisches.
Nachrichten ans Washington.
Washingtons. Juni.
Das Justiz-Comite
hat sich beute bis zum 26. d. MtS. ver
tagt. Es will am 26. d. Mts. blos
deßhalb zusammenkommen, um dem
Congreß, falls derselbe eine Julisitzung
halten sollte, was übrigens nicht
wahrscheinlich ist seinen Bericht über
reichen zu können. Die endliche
Abstimmung über da Jmpeachmcnt
de Präsidenten ergab vier dafür und
fünf dagegen. Die Herren Bautwcll,
Williams, Thomas und Lawrence
stimmten dafür, und Wilson, Wood
bridge, Eldridgc, Marshall und Chur
chill dagegen.
Eine TadclSresvlution ging durch,
die den Präsidenten solcher Handlungen
für schuldig erklärt, die das „Verdam
mungöurtheil" des Volkes verdienen.
Es stimmten 7 dafür und 2 dagegen.
Die Herren Eldridge und Marshall ha
ben dagegen gestimmt.
In der DiScussion behauptete Herr
Eldridge, daß das Comite seine Be
fugnisse überschreite. Der Wortlaut
der Resolution ist noch nicht veröffent
worden.
Die Charterwahl in Washington.
Washin g to n, 3. Jnni. Die
gestrige „Chqrterwahl" hat mit einem
vollständigen Siege des republikanischen
„Tickets" geendet. Dte Neger ström
ten schon in aller Frühe nach den Wahl
urnen ; die Weißen hatten nicht gcrin
ge Mühe, ihre Stimmen acceptirt zu
sehen, da man ihnen soviel Schwierig
keiten als möglich mächte, und die
Sttixmahgabc durch die große Ignoranz
der Neger, die nicht wußten, wie sie sich
verhalten sollten, mehr Zeit in Anspruch
nahm, als gewöhnlich. In mehreren
Wahldistrikten wurden fast gar keine
Stimmen von Meißen abgegeben.
Ruhestörungen kamen nicht vor, wahr
scheinlich Vbshalb, weil die Neger freies
Spiel hatten und die Weißen denselben
das Feld räumlen.
Die Militärherrschaft in Ncw-
OrleanS.
Die Absetzung von Governor
Wells, tc. ic.
New- O rl eanS, 7. Juni. Herr
Bens. F. Flanders, der eucrnannte
Gouverneur, stattete heute Vormittag
dem Gouverneur Wells in dessen Amts
zimmer einen Besuch ab. und kündigte
ihm an, daß er, dem Befehl de Gene
ralsShcridan gehorchend, bereit sei, die
ihm übertragenen Dienste Obliege
heile zu übernehmen. Gouverneur
Wells lehnte es ab, freiwillig sein Amt
niederzulegen, und protestirte schriftlich
gegen die Verfügung de Generals
Sheridan.
Um I Uhr traf im GouverneurSzim
mer eine Ordre a Herrn Flandes ein ;
er war jedoch abwesend, und man erfuhr
nichl, welche Mittheilung darin enthal
war.
N c w-O rleanS, 8. Juni. Heute
früh um halb zehn Uhr kam Brevet-
Brigade General Forsylh vom Stabe
des Gen. Sheridan in's RegierungS-
Bureau im Mechanics Institut und
überbrachte dem Gouverneur Wells fol
gende schriftliche Mittheilung vom com
mandirenden General :
Hauptquartier de fünften)
Militärbezirks,
N e w-O rleanS, 7. Juni 1867 )
Mr. I. Madison Wells Ergouvernenr
von Louisiana, in New Orleans.
Sir: Gouverneur Flanders hat mich
soeben benachrichtigt, daß er die Akten
de Bureaus, die Sie bisher als Gou
verneur von Lauisiana in Verwahr
hatten, offiziell von Ihnen verlangt ha
be, und daß Sie geweigert, ihm diesel
ben zu überantworten, indem Sie mir
das Recht bestreiten, Sie vom Amt zu
entfernen, —ein Recht, das Sie bis zur
Zrit Ihrer Enthebung anerkannten und
befürworteten.
Ich schicke deshalb Brevet Brig. Gen.
I. W. Forsyth von meinem Stabe, um
Sie in Kenntniß zu setzen, daß er von
mir beauftragt ist, Sie mit Gewalt aus
dem RegierungS- Burean zu vertreiben,
wenn Sie diese Mittheilung nicht einer
gewaltsamen Vertrcibnng aus dem Am
te gleich erachten.
P. H. Sherid a n, Gen. Maj.
Nachdem Gen. Wells diese Mitthei
lung gelesen, antwortete er Folgendes:
„Gen. Forsyth, ich übergebe das Amt
das ich bekleide, nur dann einem Andern,
wenn ichmitdem Schwert dazu
genöthigt werde."
Der Governör rief dann den Nichter
Ryan aus der Parish Rapides herbei,
um Zeuge dessen zu sein, was er sagte.
Gen. Fo'syth entfernte sich dann, ohne
zu antworten.
Der neu ernannte Governör Flan
ders wird nun sogleich Besitz vom Re
gierungS Bureau nehmen.
Er-Governor Wells will die Sache
vor die Gerichte bringen, und hat des
halb hervorragende Anwälte darüber zu
Rathe gezogen.
General Cple des Mordes ange
klagt.
Albany, 8. Juni. Nur ein wich
tiger Zeuge ward heute noch über die
Cole-Hiscock-Tragödle verhört, worauf
der Anwalt des Angeklagten bemerkte,
daß er seinen Clienten angewiesen, für's
Erste kein weiteres Zeugniß vorzubrin
gen.
E. M. Cole, Ver. Staaten Consulzu
Acapulco, kam gestern hier an und hat
te eine längere Unterredung mit seinem
Bruder im Gefängniß.
Diebstahl im Schahamt.
Vor einigen Wochen fand es sich, daß
ein Packet, welche eine Million der
neuen consolidlrten öIWV-Bonds ent
halten sollte, blos 961 Bonds enthielt;
trotz den sorgfältigsten Nachforschungen,
welche von Clerks angestellt wurden, die
im Vertrauen des Schatzamts-Sekretärs
hoch stehen, wie Moore, Wyman, Pratt
und Gourlay, war es nicht möglich, zu
constatiren, wohin die fehlenden 99
Bonds gekommen sind. Doch glaubt
man, daß der Schatzamtssckretär selbst
dem Diebe auf der Spur ist. Die Ent
deckung wnrde noch recht zeitig gemacht,
um einem noch größeren Diebstahl, der
projcktirt gewesen zu sein scheint, vorzu
beugen. Man machte dem SchatzamtS-
Setretär erst dann Mittheilung von der
Sache, als dieselbe sich nicht länger ver
bergen ließ.
Von der Indianergrrnze.
St. Louis, 4. Juni. Depeschen
aus dem Westen besagen, daß auf die
Postkutsche, welche auf der Schmvky
Hill Route geht, vor einigen Tagen un
weit „Big Timber", sowie auch bald
darauf unweit Rüssel Station Feuer
gegeben worden ist. Auf die erstge
nannte Station wurden während drei
aufeinanderfolgender Nächte von den
Indianern Angriffe gemacht.
Die Generäle Smith und Custer ste
hen mit 13,000 Mann Eavallerie bei
Fort Hayeö; im Verlaufe der letzten
drei Wochen sollen nicht weniger als
300 Mann von dem CavaUericcorpS
mit Sack und Pack dcscrtirt sein. Ei
Infanterieregiment (Neger) befand sich
auf dem Wege nach Fort Hayes. Eine
Depesche aus Omaha besagt, daß 206
PawneeS (Kundschafter der Weißen)
mit einer gleichen Anzahl Siour unweit
der Stelle, wo die Pacific-Eisenbahn
aufhört, vor einigen Tagen ein Treffen
zu bestehen hatten. Es wurdendrei
Siour getödtet. General Shcrman,
der die auf einer Ercursion begriffenen
Eongreßmitglieder nach Fort McPher
son begleitet hat, wird nach seiner Rück
kehr gemeinschaftlich mit General Au
gur in's Feld ziehen. General Augur
hat, wie versichert wird, Eavallerie ge
nug, um die Eisenbahn und die an der
selben beschäftigten Arbeiter beschützen
zu können.
Von Washington.
Washington, 16. Jun>.
Präsident Johnson unpäß
lich.
Der Präsident ist heute sehr unwohl
und empfängt keine Besuche. Seine
Aerzte sind der Ansicht, daß er an einer
Nierenkrankheit leidet, die bei vielen
Personen einen örtlichen Ausgang
nimmt.
Die Prozessirung S ur
ratt' s.
Die Prozcssirung Surratt's hat heu
te begonnen und bildet den hauptsäch
lichsten Gegenstand des Tagesgespräches;
eine große Anzahl Neugierigcr hatte sich
lange vor dem Beginn der Verhandlun
gen in und vor dem Gcrichtssaal einge
sunden.
General Grant hat die Einla
dung der Direktoren des Soldaten Na
tional Friedhofes, mit ihnen am Don
nerstag den 26. d. M. in Gettysburg
zusammenzukommen und das dortige
Schlachtfeld zu besuchen, angenommen.
Die nächste Präsidentenwahl.
Eine Anzahl „hervorragender Politi
ker" und Drahtzieher hat sich in Wa
shington eingefunden, um den General
Gran. zu bewegen, bei der nächsten Prä
sidentenwahl als Candida aufzutreten.
General Grant indessen zu verstehen
gegeben habe, daß er nicht beabsichtige,
als Candivat aufzutreten, doch sei er
dafür, daß die Nominativn dem Gene
ral Shcrman offerirt werde.
Ms Europa.
Deutschland.
London, 5. Juni. Eine Depesche
aus Frankfurt besagt, der ursprünglich
in Paris verhaftete Courier des Hictzin
ger Hofes, der nach seiner Freilassung
sich nach Frankfurt begab und dort wie
der verhaftet wurde, gestern Abend
Selbstmord beging. Sein Name ist
Bauer; er war seiner Zeit Commis des
Banquiers Simon in Hannover. Der
Inhalt der 50 Briefe, welche man i
seinen Stiefeln versteckt fand, bestand
in den gravirendsten Beweisen gegen
ihn. Die Briefschaften enthielten die
vollständigsten Aufschlüsse über die
Verschwörung.
Die Sächsischen Herzogthümer sollen
in Anbetracht der Mehrlasten, welche
der deutsche Bund von ihnen fordert,
entschlossen sein, die Universität Jena
auf;ugcben.
Die kleinste Uhr. —Im Laden
des Uhrmachers Herrn Ritters in Mün
chen ist eine Uhr ausgestellt, die wohl zu
den aUcrkleinstcn der Welt gehört, da sie
einen Silberkreuzer an Größe nicht über
trifft. Sie läuft auf zehn Rubinen und
ist als Hemdknopf zu benutzen.
Ankunft dcS König von Preußen
in Paris.
Paris, 5. Juni, Abens. Der
König von Preußen und Graf Bismarck
ist heute Nachmittag 3 Uhr im Bahnhof
der Nordbahn eingetroffen. Der Em
pfang, der ihm zu theil wurde, war
nicht minder großartig, als der des
Czaaren. Der Kaiser verfügte sich per
sönlich sammt einem glänzenden Ge
folge nach dem Bahnhof und gleitete
den König nach den Tuilerien. Es war
eine ungetzeure Menschenmenge anwe
send. Die Polizei entwickelte große
Regsamkeit, da man es für keineswegs
unmöglich hielt, daß das vielbesprochene
Attentat gegen den König und den
Grafen Bismarck in Paris in Aus
führung gebracht werden könne. Die
Empfangsfeierlichkeiten verliefen indes
sen ohne Störung. Graf Goltz war
dem König Wilhelm bis Lille entgegen
gereist.
Oesterreich.
Der Kriegsminister hat durch den
Staatsanwalt gegen die „Wiener
Medicinische Presse" eine Klage ein
bringen lassen, weil in einer Beilage
dieses Blattes ein Aufsatz gegen die
Stockprügelstrafe erschienen war.
Der Verwaltnngsbericht des Bür
germeisters von Wien entwirft keine
günstiges Bild von den Verhältnissen
der Residenz. Die „Presse" findet
den Grund der bcklagenswcrthen Ver
hältnisse in einer wachsenden Verarmung
des Landes im Allgemeinen und der
Hauptstadt insbesondere, wo die Ab
nahme der „produktiven Kräfte" eine
nicht zu leugnende Thatsache. Das
Blatt fordert, daß gleich nach dem Zu
sammentritt des Reichsralhes eine Un
tersucbung über den wachseudeu Pau
perismuS eingeleitet werde.
In Paris ist man sehr gespannt aus
den Besuch des Sultans. Ein Ge
rücht läßt ihn beabsichtigen, mit einem
Gefolge von 566 Personen einzutreffen.
Er wird wahrscheinlich von guad Pa
scha begleitet werden. Es ist dies das
erste Mal, daß der Sultan seine Staa
ten verläßt um eine auswärtige Haupt
stadt zu besuchen.
Räumnng Luxemburgs.
Londo n, 8. Juni. Nach hier ein
getroffenen Nachrichten wird die Räu
mung der Festung Luxemburg im Lause
der nächsten Woche vollendet sein.
E i n A t t e n t a t a u f L. N a p o l e o n.
Part S, 6. Juni. Abends. Heute
wurde wieder ein Versuch gemacht, dem
Kaiser Napoleon das Leben zu nehmen.
Während der Kaiser von der, dem
Ezaaren in Ehren auf dem Camp de
Mars abgehaltenen Revüe auf dem
Heimweg begriffen war, wurde ein Schuß
in den kaiserlichen Wagen, worin sich
Napoleon und der Czaar befanden, aus
der Menge abgefeuert, aber keiner der
Kaiser wurde verletzt. Der Vorfall
erregte große Aufregung und Confu
sivn, bis sich herausgestellt hatte, daß
der Mordversuch mißlungen war.
(Nach einer Spezialdepesche des „Her
ald" hätte das Atentat dem Czaaren ge
golten ; der Hauptinhalt jener Spezial
depesche ist folgender):
Paris, ii. Juni. Es wurde heute
Nachmittag ein feiger Versuch gemacht,
den Kaiser von Rußland zu crmordcrn,
während derselbe mit dem Kaiser Na
poleon von der großen Revue zurück
kehrte. In dem kaiserlichen Wagen be
fanden sich zur Zeit der Ezaar, seine
beiden Söhne und Napoleon. Der
Mordversuch fand statt auf ihrem Heim
wege durch das Bouloger Wäldchen.
Ein junger Mann, ungefähr 20 Jah
re alt, feuerte eine Pistole nach dem
Czaaren. Es scheint, daß die Waffe
überladen gewesen ist, wodurch die Hand
des Mörders beschädigt wurde. Man
sagt, daß ein Dabeistehender den Arm
des „Attentäters" in die Höhe geschla
gen und daß Letzterer sofort von der
Escorte zusammcngehauen und schwer
verwundet gefangen genommen worden
sei. Der kaiserliche Wagen fuhr wei
ter, ohne anzuhalten.
Man vermuthet, daß der junge
Mensch ein Pole ist, denn kurz vor dem
Mordversuch hörte man den Ruf: „Es
lebe Polen!" Die beiden Kaiser kamen
ohne Verletzung davon. Es sind Tau
send Gerüchte im Umlauf und es herrscht
hier ein große Aufregung. Man weiß
nichts Bestimmtes, außer, daß der
Mordversuch gemacht, der Czaar der
Gefahr entgangen und der Verbrecher
verhaftet ist.
Das Attentat auf den Kai
ser von Rußland.
P a riS, 8. Juni. Es wird mit
Bestimmtheit versichert, daß der Pole
Bergiouski, der aus den Kaiser von
Nußland feuerte, keine Mitverschwore
nen hatte. Gleich ach seiner Verhaf
tung gestand er, daß er erst vor 2 Tagen
aus Belgien herübergekommen, in der
Absicht, den Kaiser zu ermorden. Er
kaufte sein doppelläufiges Pistol am 5.
Juni in Paris und schoß dasselbe zwei
mal ab. Die erste Kugel ging zwischen
dem Kaiser Napoleon und einem der
russischen Prinzen hindurch und ver
wundete das Pferd eines der kaiserlichen
Reitknechte tödtlich, sowie eine an der
gegenüber befindlichen Seite der Stra
ße stehende Dame. Beim zweiten
Schuß sprang die Waffe. Napoleon
benahm sich mit großer Kaltblütigkeit.
Er wandte sich zu dem Czarcn und
sagte lächelnd : „Sire, wir sind zusam
men im Feuer gewesen." Der Czar er
wiederte - „Unser Geschick liegt in der
Hand der Vorsehung." Beim ersten
Verhör erkläte der Thäter, daß er die
Welt von dem Czaren habe befreien
wollen und das Mißlingen bedauere.
Die ganze Bevölkerung von Paris,
einschließlich der Pole, verdammt die
That. Am Freitag war Dank-GotteS
dienst in der griechischen Kirche, wel
chem der Czaar und seine Familie bei
wohnten. Am Abend war Paris fest
lich beleuchtet.
Der Ball welcher gestern im Hotel des
russischen Gesandten stattfand, war ein
gewöhnlich glänzender. Der Kaiser
Napoleon mit der Kaiserin Eugeuie, so
wie der Czaar und seine Söhne waren
anwesend und Empfingen die wärmsten
Glückwünsche für ihre Rettung.
Die Krönung in Ungarn.
Pesth, 8. Juni. Lord Bloomficld,
der britische Gesandte am österreichischen
Hofe, wird bei der heute hier stattfin
denden Krönung von Franz Joseph zum
König von Ungarn anwesend sein.
Alle Regierungen, welche diplomatische
Verbindungen mit Oesterreich unterhal
ten, werden bei dieser Gelegenheit ver
treten sein, mit Ausnahme der Vcr.
Staaten von Amerika. (Die letzteren
sind im Augenblick in Wien durch kei
nen Gesandte vertreten.)
Der Kaiser hat seine Absicht kundge
geben, eine Amnestie für alle seine Un
terthanen, welche sich wegen politischer
Vergehen im Gefängniß befinden oder
sich solcher vor seiner Krönung schuldig
gemacht haben zu erlassen.
P e sth, 8. Juni. Die Krönung des
Kaisers von Oestereich zum König von
Ungarn hat heute in Gegenwart" einer
großen Volksmenge stattgefunden.
Niederlage der Türken auf
Kreta.
Athen, 6. Juni. Die von der
Insel Kreta eingelaufenen neueren
Berichte bestätigen die früheren, und es
steht außer Zweifel, daß die Insurgen
ten in alle Gefechten die Truppen
Omer Pascha'S geschlagen haben.
Die Erwartung, daß Omer Pascha
mit den Insurgenten kurzen Prozeß
machen werde, scheint sich somit nicht
erfüllen zu wollen.
Die Fenier.
Dublin, 6. Juni, Abends. Die
Fenier, welche kürzlich bei Dungarvan,
Waterford County zu landen versuchten
und dabei verhaftet wurden, haben an
gegeben, daß sie von Boston, Massachu
setts kommen.
London, 6. Juni, Abends. Lord
Naaö, der Chef-Sekretär von Irland,
zeigte heute Abeud im Unterhaus an,
daß das TodeSnrtheil aller Fenier in
Gefängnißstrafe umgewandelt worden
sei. ,
Locale Neuigkeiten.
LancaSter, Pa.
Don ne stag, Juni 13. 1367.
Fahnenweihe. Wie wir vernehmen,
beadsichtigt der „Lankaster Männerchor" näch
sten Montag (den t7ten Diese) eine Pic
Nie in Teil'S Hain abzuhalten. Unsern
freundliche Lesern und Leserinnen in Lankafter
und Unigrgend wird dirß gewiß eine freudige
Nachricht sein; denn daß der „Männerchor"
solche Sachen aus dem ff zn arrangiren nnd
auszuführen weiß, ist allbekannt. Einen schö
nere und lieblicheren Ort als Test Hain hät
!te man auch nicht wählen können. Also
Hinaus, binauS in den lieblichen Hain,
Zu schließen sich dort an die fröhlichenLteih'n.
Der „Männerchor" marschirt um 9 Uhr
Vormittags von Hrn. Lorenz Knapp'S Lokal
ach dem grstplatzc ab; auch werden Omnibusse
während des Tage von dort nach dem Fest-
Platze abgeben. Sollte jedoch schlechte Wetter
eintreten, so wird die Fahnenweihe auf den
nächsten Tag verschoben.
Die Kinder-Heimath.—Di greunde
verwahrloster Kinder haben einen Aufruf an
die mildthätigenßürger von Lankaster Eil, und
County ergehen lassen, die Summe von 36,-
0>0 aufzubringen um ein bessere, geeignetere
und geräumigeres Gebäude für die Aufnahme
der stets vermehrenden Anzahl freundloser Kin
der zu bauen.
United StateS Hotel.—Aus der An
zeige in einer aiideren Spalte der heutigen
Nummer ersehen unserc Leser, daß Hr. Philip
Keller das große und geräumige United
StateS Hotel in der Süd-Queen Straß, (frü
her von Hrn. Meyer dewohnt) käuflich über
nommen hat. DaS Haus ist letzthin neu reno
irt und aufs geschmackvollste eingerichtet Wor
ten. Freund Keller ist ein freundlicher, zuvor
kommender Wirth, der seine Gäste auf's beste
zu bewirthen weiß. Nebst vorzüglichen Ge
tränken findet man bei ihm auch delikate Spei
sen. Wir empfehlen Hrn. K. der Gnnst de
Publikums.
Ein Hotel zu verkaufen —Nächsten
Montag soll John Wagner'S Hotel in Colum
bia verkauft werden, wie au der betreffenden
Anzeige aus der vierten Seite diese Blatte
zu ersehen ist. Für Kaufliebhader bietet sich
hier eine sehr günstige Gelegenheit.
Kopf ab.—Der kürzlich ernannte radikale
Assessor, I. B. Warfe!, hat all die von seinem
Vorgänger ernannten Gehülfs - Affessoren den
Laufpaß gegeben, und dieselben abgesetzt, und
zwar in folgenden Distrikten:
3ter Sub - Distrikt Simon P. Nagle, an
die Stelle von Sebastian Keller, abgesetzt.
üter—Elia G. Gross, an die Stelle von W.
S. Hund, abgesetzt.
titer—David Bücher, an die Stelle von Z. H.
Smith, abgesetzt.
7ter—John Brady, an die Stelle von Jacob
R. Barr, abgesetzt.
vier—B. F. Nowe, an die Stelle von P. W.
Honsekecper, abgesetzt.
üter-Thomas Griest, an dte Stelle von Tho
mas Mcllvaine, abgesetzt.
kter—Samuel Kaufman, an die Stelle von
Thos. Ehamberlain, abgesetzt.
Itter—Wm. U. Heß, a die Stelle von W.
H. Grier, abgesetzt.
I2ter—Abraham Lutz, an die Stelle von Ja
cob R. Mischler, abgesetzt.
Veränderung in der Eisenbahn
Zeit.—Eine kleine Veränderung in der Eisen
bahn-Zeit trat am vorigen Montag ein. Der
Tag-Erpreß nach Osten geht 5 Minuten später
ab; die Philadelphia Erpreß nach Westen, 1b
Minuten, und die Schnelle Linie 10 Minuten
später. Sie geht von Philadelphia um 12 Uhr
Mittags ab, kommt um 2.2 b in Lancafter an,
nd geht von hier um 2.40 ab. Die Dilleryille
ab-3.10.
Nerbaftnng weg Post - Dieb
stahl-— Vorigen Sonntag Nachmittag wur
den Levi Nirdorf, William Nirdorf und Henry
geller auf Anklage des PostmeisterSEochran er
hastet. Sie sind beschuldigt die Ber. Staaten
Post beraubt zu haden. Die Thatsachen sind
wie folgt: Vorigen Sonntag Morgen, fand
Herr Georg Hartman, welcher den Eontrakt für
die Beförderung der Post zwischen Laneaster und
Eolrbrook hat, 23 Briefe unter einem Trog in
seinem Micthstall versteckt. Zwei der Ange
klagten stände zur Zeit Ihrer Verhaftung in sei
nem Dienste als Postträger, und der andere
eine kurze Zeit zuvor. Als der Postsack an die
Postoffice abgeliefert wurde, war derselbe wie
gewöhnlich geschlossen und die Briefe waren
nicht vermiß, obschon sie am Bten vorigen Mo
nats auf die Post gethan waren. AIS die Brie
fe gefunden wurden, waren sie geöffnet, und man
vermuthet daß die Räuber blos einen tieinen
Geldbelauf für ihre Mühe bekamen. Die Ange
klagten hatten den Postsack in ihrem Besitz al
die Briefe daraus genommen wurden und S lag
ihnen ob, Erklärung über deren geheimnißvolle
Verschwinden zu gebe. In Ermangelung von
P 2,600 Bürgschaft wurden die drei eingestickt
für ihre Erscheinung dei der Ver. Staaten Di
strikt-Eourt.
Whiskey Znspektor.—perrAbraham
Hiestand von dieser Stadt, ist als einer der Be
ueral-Jnspektoren von Whiskey für den neunten
Distrikt an die Stelle des abgesetzten E. S.
Metzger angestellt worden.
Brüekenbau-Contraktzuerkannt.
—Der Eontrak für dm Bau der neuen Brücke
über die Conestoga, bei der Rockland Factory ist
dem Eapt. Elias McMellen für 4,555 zuer-
Natur Erscheinung. —Die „HvrkGa
zette" vom 31. Mai berichtet Folgendes-—„Ei
ne eigenthümliche Naturerscheinung zeigte sich in
der vergangenen Montag Nacht. Zwischen zehn
und eis Uhr erschien plötzlich ein langer Heller
Streifen am nördlichen Horizonte, in der Ge
stalt einer Garbe oder eines RuthendündelS, der
in der Mitte durch eine dunkle Wolke wie von
einem Bande umschlungen erschien; langsam
Heller und größer werdend, streckte sich die Er
s schcinung direkt von Norden nach Süden und
währte fast über eine Stunde. Der Streifen
warf ein mondähnliches Licht und entsprach dem
Schweife eines großen Kometen, für welchen
Viele ihn im Anfange hielten.
NbermalS eine (wichtige Ent
scheidung in Betreff der Einkom
mensteuer. Auf eine an ihn gerichtete
Aufrage, ob Verluste beim Kauf oder Verkauf
von Werthpapiere während des Jahre von
dem zu ersteuernden Einkommen in Abzug ge
bracht werden dürften, hat Steuercommiffär
RollinS „nach reiflicher Ueberlegung" ent
schieden, daß allerdings der Unterschied de
Preises von Werthpapieren und de Betrages,
für den sie verkauft wurden, in Abzug gebracht
werden dürfe.