Zahrgarg 1., Die Pesyldaische Stsatszeitung, Herausgegeben von Joh. Georg Ripper, scheint jeden Donnerstag, und kostet O2.VV er Jahr, zahlbar innerhalb brsJahreS, und <2.SV nach Vcrsiuß de Jahrgangs. Einzelne Exemplaren, S CentS per Stück. Keine Subscrlptionen werde für weniger lS sechs Monaten angenommen; auch kann Niemand da Blatt abbestellen, bis alle Rück stände bezahlt sind. Anzeigen crden zu den gewöhnlichen Prei sen tnserirt. Office: in der „Patriot und Union" Druckerei, Dritten Straße, HarriSburg, und in der „Jntelligencer" Druckerei, am Eentre Square, Lanraster. Wohnung! Nro. 4W EhrSnutstraße, zwi- Änzeigeu. Wm. 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Er ladet deßhalb seine alten sowie auch neue Kun den zum freundlichen Besuche ein, und hofft dur reelle und prompt Bedienung auch fer nerhin die Gunst des Publikums zu genießen. C. F. Ebel. HarriSburg, April 4.1867.-f. Wirthschafts-BerleguAg. Der Unterzeichnete erlaubt sich seinen Freun den und dem Publikum ergeben die Anzeige zu machen, daß er seine Wirthschaf, nach dem frü her von Hrn. Martin Erb gehaltenen Hotel, ge genüber dem Pennsylvania Eisenbahn-Depot erlegt hat Reisende sowie andere Gäste sin den bet ihm immer freundliche Aufnahme und Bewirthung. Zum freundlichen Besuch ladet achtungsvoll ein. Gottlieb Jung. Harrisburg. April 4. 1867.-3 M. W. H. Rtller. I. S. M'Allarnep. Miller St M'Allarnep, echtSnnwälte, Harrisburg, Pa. Office:— Schoemaker'S Gebäude, Zwei ten Straße, zwischen der Markt- und Walnut- Straße, gegenüber dem Bolton Hau, Oft. 25, 1666. Poesie. (Au der „Rhein. Zeitung". Wache auf, Deutschland! Du deutsche Volk, nicht länger stumm! Wahr' deine Ruhme Kränze! ES schleicht der alte Feind herum, Voll Gier im jungen Lenze. Du deutscher Zorn, empor da Haupt! Der Wolf schleicht um, der heimlich rauht Gar gern oa deinen Heerde. So kling' denn laut zum Selnestrand: Kein Fuß breit von dem deutschen Land Soll je ftanzöslsch werden! Vom Gau, darin der Kaiser drei Für'S deutsche Reich geboren, Erschallt der Noth- und Hilfeschrei In alle deutschen Ohren, Gieb Antwort, Antwort, Volk am Rhein ! Am Elbestrand, am grünen Main! Du kannst und darfst nicht schweigen ! Und galt' eS einen Weltendrand Kein Fuß breit von dem deutschen Land Sei Frankreich je zu eigen! Da Land, da unsere Sprache spricht, D'rin deutsche Brüder Irden, Da soll der feile Schacher nicht Den Welschen übergeben ! Nicht Niederländer Niedertracht! Und muß eS gelten Kampf nnd Schlacht Zur schönen Zeit der Rosen ; Viel besser noch als Schmach und Schand'! Kein Fuß breit von dem deutschen Land, Kein Fuß breit den Franzosen! Noch lebt der Geist vom alten Arndt, Noch lebt er in uns Allen z Wir wollen nicht von Trug umgarnt, In'S Netz der Schlauheit falle! Für Deutschlands Recht, für Deutschlands Ehr' In jede Hand die blanke Wehr! Da fallen alle Schranken! Da steh'n wir alle Hand in Hand Kein Fuß breit von dem deutschen Land, Kein Fuß drei für die Franken! Empor, du deutsche Volk, empor! Ruft'S au, ihr deutschen Kehlen! Sie sollen von de Reiche Thor Uns nicht den Schlüssel stehlen! Trotz Lug und Trug und Niedertracht. Sie sollen von der festen Wacht Uns nimmermehr vertreiben! Und gilt's bls ln den Tod den Streit— Was deutsch ist, soll in Ewigkeit Mit uns verbrüdert bleiben! -feuillel o n. Ein Eisenbahn - Abenteuer. Von F. W. Hackländer. Von dem Zuge, welcher eben im Be griffe stand, in die Welt hinauszudampf en, war das erste Zeichen gegeben wor den, und der betreffende Condukteur hatte die verehelichen Passagiere nach Uli, Augsburg, München, Salzburg, Wien ersucht, ihre Plätze einzunehmen, worauf die Reisenden dieser Aufforder ung gemäß die Wartsäle eilfertig ver ließen, ihr Handgepäck au den Händen eines Hausknechts oder PackträgerS nahmen, zum letzten Male eine ver wandtschaftliche Begleitung oder ein paar gute Freunde umarmten, hier ei nem Bekannten zuwinkten, dort sich über einen Mitfahrenden freuten oder är gerten, Jemand, den sie bis zum letz ten Augenblick vergeblich erwartet, ängst lich suchten, was Alles zusammengezo gen jene lebendige Bild eine wilden Durcheinanders gibt, wie es uns auch ein Ameisenhaufen bietet, dessen Be wohner durch ein unvorgtsehenes E eigniß aufgeschreckt worden sind. Dem Himmel sei Dank, daß die ge öffneten Wagenthüren des Zuges, un terstützt von der drängenden Zeit, die wogende Flut der Reisenden so rasch in sich aufnehmen! Hie und da bemerkt man beim Einsteigen noch einige Rang streitigkeiten, noch ein paar Versehen zwischen zweiter und dritter Classe, viel leicht auch irgendwo eine Szene a la Macdonald, wo dann der Condukteur, oder wenn hoch kommt, der Zugmeister schlichtend, ermahnend, befehlend ein tritt, um die Widerspenstigen oder Furchtsamen der ganzen Heerde glücklich in den Pferch zu bringen. Endlich flie gen die Thüren zu und werden durch die Vorreiber geschlossen. Die Lokomotive beantwortet das letzte Glockengeläute mit einem gellenden Pfiff fertig ! fort! und der Zug setzt sich langsam in Bewegung. Hie und da wagt es noch einer der Passagiere, seinen Kopf schüchtern aus dem Wagen herauszustrecken, um nach Jemand zu schauen, der sich viel leicht auch in athemlosem Laufe am Eingänge der Halle zeigt. Ein Kellner der Restauration macht den vergeblichen Versuch, eine schuldig ge blieben Zeche zu reklamier, wo er alsdann außerordentlich eilig hat, oder er hat Geld herauszugeben, was er mit größerer Ruhe und Behaglichkeit auszuführen stch bestrebt. Zuletzt sieht man wohl noch ein weiße Taschentuch an einem der Fenster erscheinen, al verabredetes Zeichen, daß er ihrer noch gedacht, und dann wirds still im Bahn hof, bis vielleicht in einer Stunde die selbe Scene sich von Neuem wieder wie derholt. Die Beamten verschwinden HarriSburg, Pa., Donnerstag, Mai 3, RB7. vom Trottoir, die Thüren der Wartsälc werden geschlossen, der Portier stellt sei nen filberbeschlagenen Stock in eine Ecke, uH die begleitenden Freunde ver lassen die Halle, wobei stein hundert Variationen die geistreiche Bemerkung machen: „Nun ist der auch wieder ab gereist das wäre wieder einmal vor über." Der junge Mann, von dem in un serem kleinen Abenteuer die Rede sein wird, gehört indessen nicht den Zurück bleibenden an er hatte nicht beglei tet, war glücklicher Weise nicht begleitet worden, sondern nimmt, da er sich an ei nem fremden Orte befindet, die angenehme neutrale Stellung ein, Alles mit gro ßer Seelenruhe betrachten zu können, unbewegt von sanften Händedrücken und heimlichen Thränen. Auch brauch te er für seinen Platz nicht besorgt zu sein; denn da er von weiter herkommt, so behält er seinen Platz und zwar einen ganz vortrefflichen in der rechten Ecke eine rückwärts fahrenden Halbcoupes, wo er vortrefflich eingerichtet war. Er hatte über stch Nachtsack und einen leich ten Sommcrpaletot, rechts in der Wa gentasche ein paar Bücher, in denen er zuweilen las, und vor sich eine mächti ge Ctgarrentasche mit der ganzen da zu nöthigen Feuervorrichtung. Auch hatte er seine kleine Behausung, obgleich er dieselbe erst feit heute Morgen fünf Uhr bewohnt, förmlich liebgewonnen und befindet sich überhaupt in so guter Reiselaune, daß er, anstatt heute Abend sein Reiseziel in München beendigt zu sehen, eben so lieb die ganze Nacht hin durch gefahren wäre. Er hatte vortrefflich gefrühstückt, nicht in der Bahnhofrestanration, sondern ehe der Zug ankam in aller Ruhe und Behaglichkeit aus einem Etui, das er zu diesem Zwecke immer bet sich zu führen pflegte. Und was ihn nun, nachdem man wieder eingestiegen war, allein für seine Reisezukunft beunruhigte, war die Ungewißheit, ob seine Nebenpassagiere Raucher oder Nichtraucher seien, denn das Coupe, in dem er sich befand, war für Nichtraucher bestimmt. Da er aber schon ein paar Cigarren verdampft hat te, so konnte er eS doch mit Gemüthlich, keit abwarten, es überhaupt mit einer gewissen Schadenfreude ansehen, wie seine Mitreisenden eine gute Viertel stunde brauchten, ehe sie stch auf ihren Sitzen zurecht gefunden, ihr Ge päck und ihre Füße gehörig unterge bracht hatten, dabei verschiedene Male einander wegen irgend einer Kleinigkeit um Entschuldigung gebeten, ihn forschend betrachten dabei ungemüthlich ausseh end, während er in seiner Ecke mit über tinandergeschlagcnen Armen zu ihnen hinüberschielte, wie der rechtmäßige Be sitzer auf schüchterne Eindringlinge. Der Eine von ihnen, der neben dem Helden unserer wahrhaften Geschichte saß, war eine wohlbeleibte Persönlich keit, mit fast gar keinem Halse und ei nem rnthcn, erhitzten Gesichte, was der junge Mann einem raschen Gehen, um den Bahnhof zur rechten Zeit zu er reichen, zuschrieb. Da stch aber auch später die Nöthe seines Gesichtes gleich blieb, so nahm er an, daß der Mann an innerlicher Hitze zu leiden habe, denn er saß meistens mit unbedecktem Haupte da, und sein schwerer Athem klang wie in Mterdrücktes Schnauben und Bla sen. In der andern Ecke befand sich ein alter Herr, der ein reisender Gelehrter, ein Schriftsteller oder dergleichen zu sein schien. Sein Gepäck bestand aus einem kleinen Handsack und einigen Büchern, die er unter dem Arme trug und worin er nicht nur fast beständig las, sondern worin er auch häufig Blei stiftnotizen machte. Zwischen diesem und dem dicken Herr saß eine lange nnd dürre Per sönlichkeit, die sich dadurch auszeichnete, daß sie einen Anzug trug von einem auffallend karrtrten Stoffe, aus dem so gar seine Gamaschen und seine Reise mütze bestand. Sein Gesicht war gera de nicht angenehm zu nennen, und seine grauen, unstäten Auge hatte er inet stens halb geschlossen, und wenn er sie einmal öffnete, so geschah dieses nur, um verstohlen nach rechts und links zu schie len. Dabei hatte die eigenthümliche Gewohnheit, in einem fort nicht nur still vor sich zu pfeifen, sondern auch noch stets die gleiche, an sich schon so be kannte Weise des Liedes: „Der Sän ger hält im Feld die Fahnenwacht" vor sich Hinzusummen, und sich nur manch mal eine Abwechslung der Tonart zu erlauben. Auch schien er sich so an diese Uebung gewöhnt zu haben, daß er wenn er einmal sein Pfeifen unterbrach, doch immer noch die Bewegung des MundspttzenS machte. Im Uebrigen waren alle Drei harm lose Menschen von angenehmen Eigen schaften, die ihre Mitreisenden in kei ner Weise unbequem waren, und wie sich später herausstellte, das Rauchen ertragen konnten. Der dicke Herr war dabei redselig; er erzählte gerne nd mit heiterem Ge- FichtSauSdrucke, selbst wenn er von Ei senbahnunfällen sprach, welche durch eine leichtverständliche Jdeenverkettuug eines der ersten Thema's der Unterhab tung waren. Er kam aus dem Hessi schen und wollte in einem Wagen gefah ren sein in dem Augenblick, als durch die Decke desselben zwei Pferde inge brochen seien, die auf einer Brücke über der Bahn durch den heranbrausenden Zug scheu geworden, über das Gelän der gesetzt und auf den Wagen htnab gefallen seien. Dabei beschrieb er den Augenblick recht lebendig und anschau lich, als nach einem unerhörten Krach en oben über ihren Häuptern verschie dene Pferdehufe sichtbar geworden sei en. Hieran knüpfte er noch eine Ge schichte eigener Erfahrung, daß er ein mal eine Abends in der Dämmerung mit eigenem zweispännigen Gefährte die Bahn in sehr koupirtem Terrain seiner Gegend habe kreuzen wollen, und da die dtssetttge Kette geöffnet gewesen, dieses auch zur Hälfte gethan, worauf aber sein Pferde vor der andern gesperr ten Kette stehen geblieben seien. In diesem Augenblick hörte er'in nächster Nähe das Brausen eines herannahen den Zuges und sah nach einer halben Minute die Lokomotive mit ihren tücki schen rothen Augen in einem kleinen Bo gen gegen ihn heransausen. Was war zu thun k Die unruhigen Pferde woll ten umdrehen, wozu aber keine Zeit mehr war. „Rasch erhob ich meine Peitsche," sagte er, „hieb mit aller Kraft auf sie ein, worauf sie sich in einem wil den Satze gegen die Kette warfen und dieselbe durchbrachen. Ich kann Sie versichcrn.es war mir zu Muthe, als nähme das schnaubende Ungethüm in meinem Rücke ein Stück meiner Hin terräder mit, so dicht sauste eS vorüber." Der mit dem karrirtcnAnzuge bezeug te seinen Antheil an dieser aufregenden Geschichte dadurch, daß er die Fahnen wacht in einer Molltonart pfiff. Um das Bild des Halbcoupes zu ver vollkommnen, fügen wir bei, daß der junge Mann in der rechten Ecke in dem schönen Alter zwischen Zwanzig und Dreißig war, daß er sich einer großen Lebens- und Reiselust erfreute, welche an einer vortrefflichen Gesundheit und einer wohlgefüllten Geldtasche ent sprang. Daß er tiefbraunes, dichtge locktes Haar hatte, einen allerding et was bräunlichen Teint, dazu aber recht passende, dunkle Augen, vortreffliche Zähne und sonst noch allerlei gute Ei genschafte, die er auch nicht verfehlte, in Herren- wie in Damengcsellschaft zur Geltung zu bringen. Lustig sauste die Lokomotive durch da Neckarthal und zeigte den Reisenden die reiche, malerische Abwechslung eines schönen, landschaftliche Bildes, Hügel und Thäler, Waldungen und Frucht felder, einzelne Höfe, kleine Dörfer an sanft geschwungenen Anhöhen; zuwei len das im Sonnenlicht glitzernde Was ser eines Flüßchens und dazu die be kannte Staffage, einen vorüberbrausen den Eiscnbahnzug, schreiende Buben aufder Landstraße, ein paar unruhig werdende Pferde, nachblickende Feldar beiter und die vergeblichen Versuche ei nes zur Seite de Zuges dahinjagenden Hundes. AlleS das unterhält uns eine Zeitlang, dann werfen, wie unsere ausgebrannte Cigarre weg, ziehen ein Buch hervor, lesen eine halbe Stunde, stecken e bei Seite und lehnen uns wieder in die Ecke zurück, um Vergangenheit und Zu kunft in heiteren oder ernsten Bildern an uns vorüberziehen zu lassen. So machte es auch der junge Mann in der rechten Ecke des Halbcoupes, wäh rend sein dicker Nachbar fest ingeschla fen war, während der im karrtrten An züge mit kleinen Unterbrechungen die Weise der Fahnenwacht pfiff und wäh rend der Gelehrte in der andern Ecks las oder mit seinem Bleistift etwas no tirte. Dem Wagen, worin unsere Gesell schaft fuhr, folgte natürlicher Weise ein anderer, ebenfalls mit einem Halbcou pe, das leer zu sein schien, denn die grünseidenen Vorhängt desselben wareu an allen Fenstern herabgelassen. Als der junge Mann nicht mehr lesen mochte, auch seine Gedanken wieder ver abschiedet hatte, und anfing, die land schaftlichen Bilder, an denen er vorüber fuhr, gewöhnlich, fast langweilig zu sin den, begann er sich mit dem ihnen dicht folgenden Halbcoupe zu beschäftigen, wobei er sich in Phantasiern erging, ob dasselbe wirklich leer sei oder ob die Da einsitzenden vielleicht Gründe hätten, sich durch die seidenen Vorhänge so von der ganzen Welt abzusperren; ja, diese Interesse steigerte sich so zur Neugierde, daß er an dem nächsten Halteorte seinen Platz verließ, um den betreffenden Wa gen von der Seite anzuschauen : aber auch hier waren die grünseidenen Vor hänge herabgelassen, doch sagte ihm der Condukteur auf seine Frage mit kurzen Worten, daß jenes Halbcoupe besetzt sei. „Eine eigenthümliche Laune," dachte er im Weiterfahren, „so durch inen schönen Sommertag nnd ine interessan te Gegend mit herabgelassenen Vorhän gen zu fahren. Vielleicht ist's ein Kran ker, der, grämlich gegen die Welt mit Sehnsucht dem Ende seiner Reise, ir gend einer Molkenanstalt oder einem Mineralbrunen entgegensieht. Viel leicht ist's auch ine Familie, welche die Nacht durchgefahren ist und die ver säumte Ruhe durch inen lange Mor genschlummer einbringt. Ja, ja, sprach er zu sich selber, es gibt Leute, die wäh rend der Nacht nicht zu schlafen im Stande sind au Angst vor allerlei ein gebildeten Unfällen —aber wissen möchte ich doch, wer hinter den grünseidenen Vorhängen steckt." Aber auch die nächste größere Station brachte ihm hierüber keine Gewißheit— fünf Minuten Aufenthalt lange fünf Minuten, wo jeder vernünftige Mensch den Wagen verließ, um seine Beine et was gelenkig zu machen. Auch der di cke Herr neben ihm und der Großkarrir te, der nun draußen auf dem Trottoir die Fahnenwacht pfiff, wo sellist der Ge lehrte sein Buch zuschlug und den Kopf zum Wagen herausstreckte fünf Mi nuten und von den Reisenden im Eonpe nicht da Geringste zu entdecken. Abermals fuhren sie weiter und ka men an einen berühmten Gebirgsübcr gang mit außerordentlich starker Stei gung, mit Felswänden an der einen Seite, Abgründen an der andern ; ein großartiges Werk, welches die Aufmerk samkeit der Reisenden im höchsten Gra de in Anspruch nimmt. Hörte doch so gar hier der Karrirte zu pfeifen auf, ja er machte nicht einmal mehr die Geber de des Mundspitzens, als er voll Er staunen zum Fenster htnauSblickte hinter de grünseidenen Vorhängen aber eS war rein zum Verrücklwerden, nicht die Spur einer Bewegung. Jetzt hatte der Zug die Hochebene der Alp erreicht und jagte in gemüthlicher Geschwindigkeit über die weite Ebene dahin, jetzt schnaubend und brausend über Dämme und Viadukte, um gleich darauf pfeifend und rasselnd durch tiefe Einschnitte zu rasen. Da bemerkte der junge Mann, wel cher stch um die ganze Gegend nichts bekümmerte und, was im Grunde höchst lächerlich war, nur Augen hatte für das ihm folgende Halbcoupe, da bemerkte er, sagen wir, eine kleine Bewegung an den grünseidenen Vorhingen und zwar an dem des Fensters ihm gerade gegen über. Es war eine kleine Täuschung. Der Vorhang bewegte sich langsam in die Höhe und zeigte ihm eine junge und sehr schöne Dame in einem reizenden Reiseanzug, welche aus entzückenden dunkelblauen Augen, die aber merkwür diger Weise unter schwarzen Brauen hervorleuchteten, den Himmel betrachte te. Hierauf kam auch eine feine, weiße Hand zum Vorschein, die mit einer un beschreiblichen Grazie das dichte, hell blonde, wellenförmige Haar etwas aus der blendenden Stirne strich, um gleich darauf wieder in einen perlfarbenen Glacehandschuh zu schlüpft „A—a —a —ah!" Wir wollen annehmen, daß die junge Dame, gegenüber im Stande gewesen war, vordem Wagcngerassel dieses „Ah" aufrichtiger Bewunderung zu vorneh men, doch schien sie im gleichen Augen blicke ihre HimmelSbetrachtungen, welche gewiß himmlische Betrachtungen waren, beendigt zu haben, und ließ ihre schönen Augen au höheren Sphären wieder auf unsere arme Erde herabgleiten, wobei aber das Erste, welches sich ihren Blik ken darbot, leicht begreiflicher Weise un ser junger Mann war, der stch obendrein etwa stark vorgebeugt hatte und viel leicht gerade dadurch die Beranlassung war, daß der grünseidene Vorhang mit einem höchst energischen Ruck herabge lassen wurde. (Fortsetzung folgt.) 5 Joseph A Wright. Der atlantische Telegraph bringt die Kunde, daß Joseph A. Wright, der amerikanische Ge sandte in Berlin, am Samstag an der Wasser sucht gestorben ist. Hr. Wright war Igt i n Pennsplvanien ge boren und sein Vater kam mit ihm in 1617 nach Indiana und l ieß sich in Monroe Tonnt nieder. Mit 15 lahren bezog Hr. Wright die StaatSuniverfität und bildete sich zum Juristen au. Später ließ er stch in Parke Tounty nieder und wurde mit 13 Jahren in die Ge setzgedung gewählt. In 1843 wnrde er in den Eongreß gewählt und in 1846 erwählte ihn die demokratische Partei mit über 16,666 Stim men Mehrheit zum Gouverneur und in 1852 ward er mit 20.066 Majorität wiedererwählt. In 1856 mannte ihn Präsident Buchanan zum amerikanischen Gesandten in Berlin, in welcher Eigenschaft er 1893 durch Präsident Johnson wieder ernannt wurde. Jr. Wright war ein talentvoller Mann und ein ächter BolkSredner, der e meisterhaft ver stand, große Bolksmassen zu begeistern, beson der da Landvolk hörte ihm gerne zu, da er sich in dessen Jdeenkrei ollständig hineingelebt hatt und dessen Interessen stet befürwortete. Mit Hrn. Wright sank einer der gewandtesten und kenntnißreichsten Politiker unsere Staa te tn'S Grab, dessen Wirken noch lange im Gedächtniß de Volke fortleben wird. * Der Redakteur einer Landzeitung in Ohio sagt: Letzte Woche haben wir vierzig neue Abonnenten und ein Baby bekommen! John Wilkcs Booth'S Tagebuch. Das Folgende ist eine getreue Sopie der In halts des an dem Körper de I. Wiltr Booth gefundenen Tagebuches. I. Holt, General-Auditor. .... „T >' am o", Aprll 13. und 14. Shar freitag. Bis zum hcu tigen Tagt hat man daran gedacht, dm Unbilden unseres Landes ln Op fer zu bringen. Volle sechs Monat arbeiteten wir an einer Gefangennahme. Da aber unse re Sache nahezu verloren war, mußte etwas Entschridrndrs und Großes gethan werden. Der Fchlschlag ist die Schuld derer, welche nicht das Herz hatten, einen Streich für ihr Land zu füh ren. Ich that kühn mein Wert und nicht so wie die Blätter sagen. Ich schritt mit festem Schritte durch ein Tausend seiner Freunde, wur de aufgehalten und drängte doch voran. Ein Colone! saß ihm zur Seite. Ehe ich den Schuß Svningr brach ich den Fuß. Ich passirtr durch alle seine Wachposten nnd ritt 66 Meilen in je ner Nacht, während die Knochen meines FußeS mit jedem Hufschlag durch das Fleisch sich bohr te. Ich kann die That nie bereuen, obgleich wir eS haßten, zu tödten. Die ganzen Wirren Miieres Landes kommen von ihm her und Gott hat mich bloß zum Werkzeug seiner Bestrafung auSerschm. Das Land ist nicht mehr, was es war. Diese erzwungene Union ist nicht die, welche ich geliebt habe. Ich geb nichts darum, was aus mir werde wird. Ich habe keinen Wunsch, das Leben meines Landes zu überdau ern. Diesen Abend, ehe ich die That vollbrach te, schrieb ich einen langen Artikel, den ich für einrn der Editoren des „National Jntelliaen rer" zurückließ, und in welchem ich die Gründe für imier Verfahren auseinander setzte. Er oder Freitag, den 21. Nachdem ich wie ein Hund durch Sümpfe und Wälder gehetzt worden und letzte Nacht von Kanonenbooten gejagt wurde, bis ich mich gezwungen sah, naß, kalt und am Verhungern, zurückzukehren. Mit allen Men sche gegen mich, befinde ich mich hier in Ver zweiflung und warum? Weil ich das gethan, wofür Brutus geehrt wurde, aS Tell zu einem Helden machte; und doch, während ich einen größere Tyrannen niederstreckte, als sie jemals kannten, lieb man auf mich, wie auf einen ge meine Kehlabschelder herab. Mrlne Hand lung war reiner denn die eine jeden der Ge nannte Der Eine hoffte durch seine That groß zu werdrn, der Andere hatte nicht bloß sei es Landes Wohl im Auge, sonder auch eigne Unbilden z rächen Ich hoffte auf keinen Ge winn. Ich hatte keine private Undilde zu rä chen. Ich führte den Streich für mein Land und für dieses allein, ein Land, da unter dieser Tyrannei seufzte, und dessen Volk bellte, daß sie ein Ende nehmen möge. Und seht nun, wie sie mich mit kalter Hand von sich stoßen! Wenn ich Unrecht gethan habe, kann Gott mir nicht er zeihen. Aber ich kann nicht sagen, worin mein Unrecht bestehen soll, außer darin, daß ich mich dem Dienste eines entarteten Volkes weihte. Das Wenige, das ganz Wenige, wa ich zu rücklasse, um meinen Namen zu reinigen, wird die Regierung nicht gestatten, daß e im Druck erscheine. So endet Alle. Für mein Land habe ich Alle hingegeben, was da Leben süß und werth macht; habe Elend üder meine Fa milie gebracht nd bin sicher, daß selbst im Him mel eS keine Gnade für mich giebt, seit die Menschen mich so verdammen. Ich habe bloß gehört von dem, was geschehen ist, ausgenommen dessen, was ich selbst gethan, und füllt mich die mit Entsetzen. Gott richte mich und ergebe mir und segne meine Mutter! Heute Nach will ich es nochmals versuchen, üder den Fluß zu kommen, obgleich ich fast einen größ-ren Wunsch habe und nahezu entschlossen bin, nach Wash lngton zurückzukehren, um meinen Namen zu rechtfertige, was ich fühle, daß es mir thunlich ist. Ich bereue nicht den Stretch, den ich ge führt. Ich mag ihn vor meinem Gott bereuen aber nicht vor Mcnsckie. Ich glaube wohlge than zu haben, obgleich man mich erlassen und mit dem Kainszeichen gebrandmarkt hat, äh rend, wenn die Welt mein Herz kennen würde, der von mir geführte Streich mich groß machen mußte, wiewohl ich nicht nach Größe strebte. Heute Nacht versuche ich eS noch einmal, diesen Bluthunde zu entkommen. Wer. wer kann sein Schicksal lesen? Gotte Wille geschehe! Ich besitze eine zu große Seele, um wie ein Ver drcchcr zu sterben. O, möge Er, möge Er mich davor bewahre und mich eines tapftrn Tode sterbe lassen. Ich segne die ganze Welt. Ich habe niemals gehaßt und niemals einem Men schcn Unrecht zugefügt. Diese letzte That war kein Unrecht, eS sei denn, daß Gott sie dafür er kläre, und ich überlasse e Ihm, mich dafür zu verdammen oder zu segnen. Und dieser tapfere Knabe, der bei mir ist und den ich so oft im Ge bet finde—ja früher und jetzt mit einem treuen d aufrichtigen Herzen! Was ist verbrecherisch a ihm ? Wenn so, wie kann er beten auf diese Weise? Ich wünsche keinen Tropfen Blut zu er gießen, aber ich muß mir meinen Weg erfechten. Das ist mit geblieben." Auf einem Stück Papier, das sich in dem Ta gebuch befand und aus demselben gerissen schien, waren die folgenden Worte geschrieben: „Mein werth-(hier ein Stück ausgerissen). Vergeben Sie mir, aber ich besitze ein wenig Stolz. Ich könnte Sie tadeln sur den Mangel an Gastfreundschaft. Sie kennen Ihre eigenen Angelegenheiten. Ich war krank, abgehetzt, mit einem zerbrochenen Fuß, bedurfte medicintschen Rathes und ich hätte einen Hund in einer sol chen Lage von meiner Thüre nicht wegweisen können. Doch Sie waren wenigsten so gut. uns etwas zu essen zu geben, wofür ich Ihnen nicht nur danke, sondern mit Rücksicht auf dir Zurückweisung und die Art, in welcher (wieder ein Stück ausgerissen). SS ist nicht die Sub stanz, sondkrn die Art und Weise, in welcher Güte sich kundgibt, die den Empfänger glücklich macht. Di Sauce zum Fleisch ist Höflichkeit. Das Begegnen wäre niederträchtlg ohn sie. Seien Sie gütig gcnug, die eingeschlossenen E5 zu acceptiren für da Empfangene, wenngleich eS hart ankömmt, sie zu entbehren." Pariser Gaunerftückchen. Man schreibt aus der Seinestadt: Auf eine sehr raffinirte Weise wußt jüngst ein Gauner das mitleidige Publikum zu duplren. Er stellte sich Abends in der Nähe der Setnebrücke auf, that wie ein Verzweifelter und rief wiederholt nach dem stillen Fluß hinab; „Eduard! Edu ard !" Es liefen Menschen zusammen, denm der Verzweifelte mit gerungenen Händen e, zählte, sei bester Freund sei in Wasser ge stürzt. Er eilte dann über die Brücke, stellte sich über den ersten Pfeiler und rief von Neu em kläglich: „Eduard!" Von unten antwor tet ein hustendes Stöhnen. Natürlich schwamm dir in Wasser Gestürze auf die Brücke zu, S war aber so finster, daß Niemand auf dem Wasser etwas sehen tonnte. „Halte Dich an dem Pfei..., Eduard !" rief er treue Freund auf der Brücke. „Ich werde Dir ein Seil her- Jetzt bat er die Umstehenden nur ihre Ta schentücher, damit er zu einemßeitungSseile zu sammenknüpfe. Wer hätte sich dieser Bitt entziehen sollen, da e der Rettung eine Men schenlcbens galt? Der Bittende erhielt ohl vierzig Tücher : seidene, battistene, leinene, baumwollene, von allen Stoffen Er knüpfte hastig ei Seil daraus, band seinen HauSschlüs el daran, um da andere Ende zu beschweren und ließ es hinab. Bald wurde unten daran gezogen. „Triumph", jauchzte er, „mein Freund ist gerettet, er faßt an!" Plötzlich ließ er das Seil fahren, e verschwand in der Tiefe. Er sagte, e sei ihm entschlüpf, und eilte nun wieder durch die Menge nach dem Ufer. Da verschwand er—um mit einem Gaunergenos sen, der sich unter der Brücke versteckt gehalten. Nro. S die eroberten Taschentücher zu theilen. Auf der Brücke harrte die Menge noch lange. Die Wallea ruschte auf und nieder, aber die Ta schentücher brachte keiner wieder. Brutalität eines Knaben. — Die „Zlort Gazette" theilt folgenden Vorfall mit „Ein 14jährlgr Knabe, Namen Fredrick Huf stott, in der Nähe von Mannt Wolf, Jork Eoun ty, wohnhaft, ersucht vorletzten Montag seine drei jüngeren Geschwister zu erschießen. Der junge Galgenvogel hatte sich während der Ab wesenheit seiner Mutter, eine geladenen Re volver bemächtigt und schoß das elne Kind, ei Mädchen, in den Hals; mit der zweiten Ladung brachte er elner anderen Schwester elne schmerz" hafte gleischwunde bei, während er die dritte La dung, die zum Glück nur au Pulver bestaub ln da Gesicht eines in der Wiege liegenden Kinde abfeuerte, dasselbe auf eine schreckliche Weise erdrennend. Dle durch da Schießen aufmerksam gemachten Nachbarn eilten ln da Hau, woraus der Taugenichts die Flucht ergriff und sich bl jetzt noch auf steten Fuß befindet. So viel lr ln Erfahrung bringen konnten, sind die den Kindern beigebrachten Wunden gefähr lich, jedoch hofft man sie am Leben zu erhalten. Zerstörender Hagelsturm in Aork. Ein furchtbarer Hagelsturm sucht am vorletzten Montag dle Stadt Zsork und Umge gend heim. Kurz nach Mittag begannen sich schwere Wolken am westlichen Horizont aufzu thllnnen und gegen drei Uhr Nachmittag wur de e so dunkel, baß man ohne Gaslicht nicht zu arbeiten ermochte. Kurz darauf brach der Sturm in aller seiner Größe au. Blltz auf Blitz zischte von den dunklen Massen nd ein eiskalter Wind verkündete Hagel; wenige Minu ten später rasselt e wie Steine von der Größe einer Wallnuß und wlr sahen einig Hagelkör nee von zwei Unzen Gewicht, gegen die gen ster und in solchen Massen, daß an manchen Häusern nicht eine Scheibe ganz blieb, an manchen sogar dle Fensterrahmen arg bescha digt wurden. Pferde, die unglücklicher Weise auf der Straße standen, scheuten und liefen wild davon. Zum Glück dauerte der Sturm kaum fünf Minuten, was jedoch lange genug war um rlnen nderecheubaren Schaden anzurichten. Der an Fensterglas allelu in der Stadt rrnr sachte Verlust beläuft sich auf mehere Tausend Thaler. Namentlich wurden dle Kirchen, da Eourihau und sonstige öffentliche Gebäude arg mitgenommen und der Schaden an der Pres bpterlaner Klrche ln der Mainstraße belauft sich allein auf über H 266. Die gruchtbäuine sind ihrer Blüthen und Blätter beraubt, und somiz die gehegten Hoffnungen auf ein fruchlreiche Jahr, durch ble Ratnr die sie schuf, wenigstens in jener Gegend ernlchlet. Wie weit sich der Hagel erstreckte und welchen Schaden er auf den Getreidefeldern anrichtete, ist nicht bekannt. Eidechse im Leib. Ein junger Mann, Namen John McDonald von Detroit, Mich., war seit einigen Wochen krank und be fand sich so schlecht, daß man ihn fast aufgege den hatte. Die Aerzte hielten seine Krankheit für Auszehrung. Vor einigen Tagen wurde er plötzlich während des Essens von einem Husten überfallen, und er fühlte, daß etwas in seiner Kehle saß, was er vergeblich herauszuwerfen suchte. Die Anstrengung war so gewaltig, daß er beinahe erstickte. Ein zweiter Anfall war noch heftiger, aber auch erfolgreicher; denn es wurde eine Elbechse von 4 Zoll Länge gefördert. Hr. McDonald befindet sich seitdem besser und ist überzeugt, baß er diese fremdarttge Ein quartierung während de Zuge de Gen. Sherman durch Georgia in sich aufnahm. Er besinnt sich genau daraus, daß er einmal belm Trinken etwa hinuterschluckte, wa ihm ein kitzelnde Gefühl in der Kehle verursachte. Lebendig begraben. Du „Indi anapolis Journal" berichte folgende schreckliche Begebenheit, welche sich in Jacksonville, Illi nois, zugetragen: Letzten Sommer litt ein jun ges Mädchen von 17 Jahren an Zahnweh. Sie nahm bei'm Schlafengehen ein Fläschchen Ehloroform zu sich, um den Schlaf zu beför der. Morgen früh fand man sie anscheinend leblos im Bette, und nach dem Zeugniß herbei gerufener er,te war sie wirklich todt, und die Beerdigung fand statt. Bor einigen Tagen wollten ihre Angehörigen nach einem anderen Staate ziehen und beschlossen, euch die Leiche dahin mitzunehmen. Die Ausgrabung wurde vorgtnommen, und die Verwandten konnten der Versuchung nicht widerstehen, noch einen Bllck auf die geliebten Reste der Todten zu werfen. Welch' ein schreckliches Bild enthüllte sich ihnen da! Die Leiche lag erkehrt im Sar ge, die Hände 01l ausgeraufter Haare, und da Kleid war in Stücke gerissen.—Da arme unglückliche Geschöpf war lebend begraben worden. Das Chloroform hatte sie in einm langen tiefen Schlaf versetzt, au dem sie im Grab erst erwachte. Ein eigenthümliche Fest. —Da wir in diesem Jahre keine großen Turner-, Gänger- der Schützenseste in New Jork haben werden,so haben diegleischer beschlossen,ein großes und in seiner Art ganz eigenthümliches gest Ende Mai abzuhalten. Bereits sind Tommittee er nannt orden, um die nothigen Vorbereitun gen u machen. Die Fleischer erden für die se gest einen riesigen Festochsen ankaufen, der auf dem Festplatz geschlachtet, gebraten und ver zehrt erden soll. Eine großt Preis-Wurstschau wird mit dem Feste verbunden werden. Jeder Fleischer kann zu dieser Ausstellung Wurstpro be einsenden ; die besten Würste resp, deren Berferttger sollen Preise erhalten. Herzlo und heldeumüthig.-Un ter den Passagieren de Dampfer Ehattanooga, welcher kürzlich im Cumberland versank, befan den sich ein Mann, eine Frau und fünf Kinder. Sobald da Boot zu sinken begann, sprang der männliche Träger de Namen au' Land und überließ seine Frau und Kinder mit einer er staunlichen Opferfreudigkeit ihrem eigenen Schicksal. Da Weib ergriff jedoch mit einem Herimu, den nur eine Mutter bewetsen kann, eine ihrer Kinder nach de andern und warf sie oa dem de Fluß hinabtreibenden Schiffe an' Land. Als die Kleinen gerettet waren, suchte sie mit Lebensgefahr selbst da Ufer zu erreiche und wurde dort von ihrem schmunzelnde Satten in Empfang genommen, welche sie in dt Wange kniff und in die begei ftertenWorte "bull, tr /onolll vornan" autbrach. - Da annektirte russische Territori um kostet die Ver. Staaten nicht ganz 8 Cents per Acker.