Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, November 22, 1866, Image 1
Jahrgang 1., Die PennsylvanischeStaatS-Zeitung Herausgegeben von Job. Georg Ripper, erscheint jeden Donnerstag, und kostet 82.0tt per Jahr, zahlbar innerhalb deelahres, und 82.10 ach Bersluß des Jahrgangs. Einzelne Ercmplaren, ? (5 ents per Stück. Keine Subscriptioncn werde für weniger als sechs Monaten angenoinmcnauch kann Niemand das Blatt abbestellen, bis alle Ruck stände bezahlt sind. Anzeigt werden zu den gewöhnlichen Pic,- sen inserirt. , Office: in dcr „Patriot und Union Druckerei, Dritten Straße. Harrisbarg. und in der „Jntelligcncer" Druckerei, am Ecnire Square, Lancasler. Poesie. Auf'S Land! 0 Hinaus, o Freund, aus diesen düstern Gassen, Aus dieser dumpfen, stelS durchlärmien Welt! Vom Lebensstrom dcr Luft laß dich umsanen. Vom heitern Glanz aus blauem Himmelszelt! Wie schön ist'S, aus de, Hügel sich zu sonnen, Umgebe von dem Frieden der Natur, Und sinnend, dem Gewühl dcr Stadt entronnen, Zu überschau n die ländlich stille Flur! Dcr Waldbach hier, der von den Höhe nieder. Mit Blume spielend, nach dem Thale eil. Der Sängerchor auf schwirrendem Gefieder, Der unterm Blätterdache fröh'ich weilt, DaS Dörfchen dort, von Hecke grün umsponnen, Von Busch und Baum, die weilcSchatten streu', Wie schön ist'S dem Gewühl der Stadt entronnen, Sich dieser stillen Läntlichleit zu freu'n! Hinaus, o Freund! Dein Geist wird sick crwcitc, Entschwinden wird dcr Sorge Bitterkeit; Du wirst des Tages kleine Eitelkeiten Vergesse und der Leidenschaften Streit. Wie Manches, was dein Ehrgeiz hat begonnen. War nicht der Mühe, nicht dcr Opfer werth. Wie schön ist'S, demGcwühl dcrStadtrnlronncn, Wann unsers Herzens Ruhe wiederkehrt! JrnStrom derWclt.da wog ei cw'gcsKämpfcn, DeeMensch ist grausam um das Mein und Dein. Wan wird die Glulh der Habgier je sich dämpfen, Wann wird die Eintracht fest und dauernd sein? Erquickung wird im Taumel nicht gewonnen Und thöricht ist'S, der Welllust zu vertrau'. Wie schön ist's, dcmGewühl der Stadt entronnen. Das Leben klar und ernst zu überschau' ! So komm', v Freund! Wohl weiß ich eine Stelle Da Wien sich die Herzen belauscht. Durch grüne Dämm'rung ölitzcn perlcnbelle, Lichtstrahlen und dcr Lüfte Weben rauscht Melodisch durch's Gezweig-, ein frischer Bronnen Mischt seine Kühlunq mit der Blumen Luft. Wie schön ist'S,dcmGewühlderStadtcnlronnc, Sich zu erfreu n, umwogt von Licht und Lust! Feuilleton. Der Dorfcaplan. Erzählung aus Oberbaiern nach einer wabrrn Begebenheit. (Fortsetzung. ES herbstete ungewöhnlich früh und schnell. Wenige Wochen waren vorüber und doch hatte das Land ringsum schon viel fach andere Färbung und Gestalt. Vor den Fenstern desMooörainer-Hofs streck ten die Bäume des Obstgartens die Zweige schon fast kahl oder nur mit we nigen gelben Blättern geschmückt empor, darüber hinaus weilte der Blick auf ro then Buchcnwipfeln und an den Bergen hin jagte und zog weißes Gewölk, die Spitzen bald verhüllend, bald daran vor überstürmend, als fände keinen Halt, sich vor dem Winde daran zu klammer, der vom Strome her über die Stoppelfelder sauste. „Na meinetwegen, Isidor," sagte der alte MooSrainer, der neben seinem Soh nc in der Prunkstube am Fenster saß, „wenn Du durchaus fort mußt, so mag es in Gottes Namen sein, ich will mor gen die zwei Bräunel anschirre und Dick nach Nosenheim hinüberführen, das laß' ich mir nicht nehme. Vielleicht fahrt die Mutter auch.mit... Bist aber auch ganz gesund und wieder bei Kräf ten ?" „Vollständig, Vater," erwiderte der junge Geistliche, indem er sich erhob. „Ich bin so gesund, wie je und sehne mich darnach, endlich zu Thätigkeit und Wirk samkeit zu kommen ... das wird mich kräftigen und den letzten Rest des Siech thums verschlugen, das mich so plötzlich überfallen hat." Ja, ja," sagte der Alte mit bedäch tigem Kopfschüttcln, „es kommt oft ge schwind Etwas über den Menschen; bei Dir war'S justament nit zum Verwun dern,das viele Studi ren und die Erwar tung und die Vorbereitung alle, das kann Einen wohl aus dem Gleichg'wicht bringen... es hat mich nit einmal recht gewundert, wie Du am Tag nach der Primiz krank gewesen bist und hast ein Fieber gehabt und ein paar Tag' lang nicht von Dir gewußt! Wenn'S nur auch völlig vorbei ist, denn das ist nit zum Läugnen, Isidor, bleich siehst Du och au . .." Der Alte hatte wohl Recht; der junge Mann stand zwar wieder in alter Voll kraft vor ihm, aber da Gesicht, beson der die Stirn leuchtete vor Blässe und - in den Augen glimmte Etwas, wie ein unter Asche und Kohle vergrabener Fun ken. . „Eben deshalb wird eine Lustverän hcrung mir gut thun," sagte er, „und vollends der Wirkungskreis an dem mir angewiesenen neuen Posten...lch werde vollauf zu thun und keine Zeit habest, krank zu liegen . .." „Die Mutter hat freilich gemeint, Du solltest wenigstens so lang bleiben, bis der Doktor, dcr Dich kurirt hat, noch cinmal gekommen wär'..." „Nein, nein!" rief Isidor hastig nnd mit einer Gelierde entschiedener und fast erschrockener Abwehr, „ich kann hier nicht länger bleiben ... ich darf eS nicht... Glaubt mir, mein Vater," fuhr er etwa innehaltend fort, „meine Pflicht fordert, den mir angewiesenen Posten so schnell wie möglich anzutreten, und dann ... jede Stunde, die ich noch hier bleiben müßte, würde meinen Zustand nur ver schlimmern ..." „Gut also, morgen wird gereist!" sagte der MooSrainer gelassen und erhob sich ebenfalls. „Begreife zwar nit, was bei uns so beso> der gefährlich sein soll; hätt' auch sonst ein paar Anliegen ge habt an Dich .. . aber eS eilt nit damit nnd aus's Frühjahr, wann'S Gottes Willen ist, komm' ich und besuch' Dich auf Deinem Posten, da wirst Du wohl Zeit haben und wirst mir rathen kön nen ..." „Zeit für Euch. Vater?" rief Isidor. „Als wenn es je gelten könnte, diese erst abzuwarten! Sagt mir Euer Anliegen gleich, und was in meiner Macht steht, wird gewiß geschehen!" „Es ist eine eigene Sach'," sagte der Alte zögernd, „aber Du bist studirt und mußt es besser wissen... Sag' mir ein mal, was hält st Du von Heimlichkei ten... so von geheimen Zusammen künften, bei der Nacht und an einem verborgene Ort?" „Nicht viel, Vater, ich denke, wa gut ist, hat das Licht nicht zu scheuen . .." „Wenn man aber zu etwas Gutem zusammen kommt. .. zum Beten oder zur Betrachtung?" „Gleichviel, die Andacht, die sich mit dcr Nacht verbindet, ist die Rechte nicht. Aber was bedeuten diese Fragen? Soll tet Ihr in solchem Falle sein?" Dcr MooSrainer besann sich. „Das nit," sagte er, „aber ... ich hab' davon reden hören und weiß jetzt schon, wa ich hab' wissen wollen . . ." „Und Euer zweites Anliegen?" „Mein zweites Anliegen ist, daß Du mir helfen sollst, für ein armes, brave Kind eine Mutter suchen ... Der arme Narr ist in den Windeln Einem vor die Thür hing'legt worden und ich mein' alleweil, es müßt' was wie eine Spitzbü berei dabei sein. Da möcht' ich gern dahinter kommen, wer das Kind ausge setzt ha, und Du sollst überall herum schreiben und sollst mir helfen, e heraus zu bringen ..." „Gern, Bater ... wer ist da Kind?" „Du kennst sie gut. Deine ehmaltge Spielcameradin ist's, die Franzi..." Der Alte wandle sich gegen da Fen ster, weil vor dem Hause Stimmen hör bar wurden; auch ohne da wäre wohl ein schärferer Beobachter nöthig gewesen, um die augenblickliche Erregung zu ge wahren, die bei diesem Namen über Jsl dor'S Züge glitt. „Da kommt die Mutter heim und in aller Eil," begann der MooSrainer, „sie winkt und lacht herauf, wird bald da sein, lassen wir's also gut sein für heut, vielleicht kann ich Dir morgen während de Fahren Alles erzählen... Ich weiß doch, daß Du mir hilfst ... Du hast ja die Franzi als kleiner Bub gar gern ge habt, und ich hab' lachen müssen, wie Du so da gelegen bist in dcr Bewußtlo sigkeit, und hast manchmal nach ihr ge rufen und hast von der Zeit phantasirt, wo Du als Bub mit ihr gespielt hast, im Obstanger unten und draußen auf dem grünen Fleckel vor dem Hof.. „Ficberreden, Vater," sagte Isidor und faßte ergriffen die Hand des Alten. „Phantasien de kranken Gehirns .. .sie sind verschwunden vor dem klaren Lichte der Gesundheit!" Hastige Schritte kamen die Stiege herauf, der MooSrianer öffnete rasch die Thür. „Muß schon aufmachen," rief er la chend der Bäurin entgegen, „sonst fällst Du sammt Deiner Neuigkeit gleich mit der Thür in'S Haus, denn eine Neuigkeit bringst D, das seh' ich Dir am Gesicht an!" „Die bring' ich auch!" erwiderte die Bäurin, indem sie sich erschöpft auf einen Stuhl niederließ. „Ach, Du lieber Herr gott, was bin ich gelaufen!" „Natürlich, damit Du ja nicht zu spät kommst! spottete der Alte. „Spotte nur !" rief sie. „Wirst schon anders reden, wenn Du erst Alle weißt. Denk' Dir nur, Vater! Ach, die Freud. ... ich weiß gar nit, wie ich es sagen soll . „Auf das Wie kommt's nicht an, sag'S nur gerad' heraus!" „Ach Gott, da will ich ja! Du weißt doch, Vater, daß unser Caplan krank ge worden und in die Stadt gereist ist und daß er in den nächsten Tagen hat wie derkommen sollen ?... Nun also, er kommt nit! Er ist so krank, daß er ntt kommen kann, und weil der Herr Pfarrer ohne Caplan nit sein kann, hat er beim Bischof gebeten, er soll ihm unsern hoch würdigen geistlichen Herrn Sohn lassen, und Seine Gnaden dcr Herr Bischof hat's erlaubt und unser Herr Sohn bleibt als Caplan in unserem Dorf, und dcr Herr Pfarrer hat mir die macht daß ich ihm die Nachricht selber bringen darf, und hat mir das Schreiben da mit'geben, da steht'S drinn' Schwarz auf Weiß, daß unser geistlicher Herr Sohn bei uns bleibt... Ach Gott, ach Gott, die Freud' und die Ehr'... ich weiß gar ntt, was ich sagen soll ..." Sie unterbrach den Redestrom, indem sie ihr Tuch an die ebenfalls überströ menden Augen drückte. In ihrer Freu de bemerkte sie den Eindruck nicht, den ihre Nachricht auf Vater und Sohn her vorbrachte; Isidor war bei der ersten Andeutung erblaßt, jetzt stand er mit der einen Hand auf die Stuhllehne gestützt, während die andere mit leichtem Beben da inhaltvolle Schreiben hielt, in das er mit vergehenden Augen starrte. Der Alte stand seitwärts und ver wandte kein Auge von Isidor. „Und wem meint Ihr, daß wir das zu verdanken haben ?" rief die Bäurin aus'S Neue. „Niemand Andern, als der Fräulein Amelie, die halt't so große Stuck auf unsern Herrn Sohn und hat nit nachgegeben, bis dcr Herr Pfarrer die Eingab' gemacht hat! Ach, ist das ein herzensgutes Frauenzimmer! Und der Herr Sohn Hat'S nit einmal recht verdient um sie. . .er hat sie nit cinmal zu den Kranzcljungfern genommen . .. Aber da kann er ja gut machen und muß sich jetzt recht besonders bei ihr be danken. . . . Aber wie ist denn das?" fuhr sie aufblickend fort. „Es red't ja Keiner ein Wort. .. Freut's den Herrn Sohn denn nit, daß er in seiner Heimath bleiben darf?" „Gewiß, Mutter," erwiderte Isidor mit einiger Anstrengung, „aber ich kann nicht verhehlen, daß mir die Nachricht überraschend kommt; ich hatte meine Pläne anders gemacht: eS war mein schönster Gedanke, einmal in meiner Hei math wirken zu können; jedoch erst als Pfarrer, als gereifter, wohlerprobter Seclenhirt, dachte ich wiederzukommen. Es scheint vom Himmel anders beschlos sen zu sein und ich füge mich . . . Jetzt aber fühle ich, daß mein Unwohlsein doch noch nicht ganz gehoben ist, ich bedarf der Ruhe und der Einsamkeit..." „Ja, ja, ganz recht! Komm Alte," rief der MooSrainer und zog die redse lige Frau, die noch gar viel auf der Zun ge hatte, der Thür zu. „Sag' mir, was Du noch Alles auf dem Herzen hast, wir wolle den Isidor allein lassen ..." Widerstrebend folgte sie, indeß nur, um vor der Thür fragend anznhalten. „Und Du freust Dich auch nit, scheint's? Denk' nur... was kann er da Gutes wirken, hat die Fräulein Amelie g'sagt, wo er jedes Kind kennt!" „Ja—und jedes Kind ihn l Ich will nit sagen, daß es mich nit freut, aber der Isidor hat doch wohl Recht, und der Pfenning gilt nichts, wo er geschlagen ist!" Während sie gingen, erklang das Abendleuten vom Thurme. In seinem Zimmer stand Isidor und hob die gefalteten Hände in die Dämme rung empor. „Du siehest mein Herz, o Gott," betete er, „du weißt, daß ich diese Schwäche bezwungen habe, daß mein Entschluß, mein Wille, mein Leben nur deinem Dienste gehören! Du bist es, der mir diese Prüfung schickt, die Stärke metner Ergebung zu bewähren ... Sei du mir! Mit deiner Gnade will ich sie bestehen —zu deiner Ehre ... Amen!" Am andern Morgen fand die Ueberste delung in den Pfarrhof statt. Isidor machte einen weiten Spaziergang durch die Stoppelfelder, über welche vom Stro me her sich heute der erste Nebel dehnte, auf dem Rückwege wollte er dann in dem Hause neben der Kirche eintreten; es war Etwas in ihm wie eine Ahnung, daß man ihm von irgend einer Seite Feierlichkeiten bereiten wolle, und diesen dachte er zu entgehen. Die Ahnung hatt ihn auch nicht getäuscht, wohl aber seine Berechnung, denn als er um die Ecke vortretend dem Pfarrhofe gegen überstand, sah er dessen Thür geöffnet und in derselben Fräulein Amelie be schäftigt, welche zu der auf einer Leiter stehenden Kathrin hinaufzankte, daß der von der Primiz her ausbewahrte, etwas welk gewordene Kranz schief überhänge. Im Hausflur, der Treppe zu, standen die sämmtlichen Dienstboten des Pfarrhofs, offenbar bestellt, den neuen Hausgenossen zu begrüßen. Sie waren aber alle in ihrem WerktagSgewand, denn um der Festlichkeit willen durfte kein Augenblick an der Arbeit verloren gehen. Voran unter den Mädchen stand Franzi mit niedergeschlagenen Augen, aber brennen den Wangen, denn es war ihr peinlich, daß die Haushälterin sie, wie sie ging und stand, vom Futtermähen weggeholt und ihr kaum Zeit gelassen hatte, eine weiße Schürze umzubinden. Da Fräu lein hatte, um ungehindert zu sein, ihr LancaSter, Donnerstag, November ss, 8S. ein rothgestickte Sophakissen zu tragen gegeben, auf welchem ein ansehnlicher blauseidener Beutel mit Silberschnüren lag; eS hatte fast den Ansch'in, als sei sie absichtlich so gestellt, um in die Au gen zu fallen. Amelie dagegen war im höchsten Putz, der sonst nur zu Ostern oder am Namenstag de Landesherrn ge. tragen zu werden pflegte. Ein schwar zes Kleid nach städtischem Schnitt und und mit Spitzenbrsatz zeigte den schönen Wuchs de Fräulein, so wie die um das Gesicht herabfallenden Schmachtlocken die Fülle ihre schönen Haares verrie then —die beiden Reste einstiger Schön heit, auf welche sie sich nicht wenig zu gute that. Isidor trat hinzu; lag eS auch nicht in seinem Wesen, Jemand eine unschul dige Freude zu verderben, so war doch in diesem ganzen Gebühren Etwas, das ihn unsäglich anwiderte und dem er rasch ein Ende machen wollte. Sein Erschei nen brachte große Verwirrung hervor, aber die Dirnen schmunzelten und die Knechte hatten Mühe, da Lachen zu ver halten; sie gönnten es der wenig belieb ten Haushälterin, daß ihre Vorbereitun gen zu Wasser geworden. „O, welche Mißgeschick!" rief sie und rannte unschlüssig hin und wieder. — „Hätte ich nur ahnen können, daß Hoch würden Herr Caplan uns schon so bald die Ehre geben würden! O, das ist um den Kopf zu verlieren... aber daran ist nur die Tölpelhaftigkeit dieser Mägde schuld, die mit nichts fertig werden kön nen! Rechnen Sie eS nur mir nicht zur Last, Hochwürden Herr Caplan ... mein einziger Trost ist nur, daß die Hauptsache noch übrig ist ..." Mit diesen Worten wandte sie sich zu Franzi und nahm ihr da Kissen mit dem Beute! ab. „Gieb her," sagte sie halb leise, aber doch laut genug, daß Isidor es hören mußte, „gieb her und pack' Dich! Wie kannst Du Dich so vordrän gen ! Du starrst von Schmutz . . ." — Dann wandte sie sich mit süß lächelnder Miene gegen den Ankömmling, machte eine allen Regeln der Tanzkunst entspre chende tiefe Verbeugung und begann ihre Rede. Die Gekränkte, geschehene Franzi war, Thränen in den Augen, unter dem Gesinde verschwunden. „Hochwürdiger Herr Caplan," rief Fräulein Amelie, „lasse Sie diesen wenn auch mißlungenen, doch gutgc meinten Empfang Ihnen ein Beweis sein, wie sehr wir Alle die Wichtigkeit des Augenblicks erkennen, da ein neuer Streiter 'inzieht in diese Hau, ein neuer Arbeiter in dem Weinberge des Herrn! Mehrere fromme Seelen in der Gemeinde haben all' ihre Hoffnungen auf Sie gebaut und vertrauen, daß Sie wirken wenden für die wahre Frömmig keit, für die Lauterkett und Reinheit der Herzen, die ja täglich und stündlich mehr verschwindet in dieser argen Welt. .. Nehmen Sie darum als ein Zeichen un serer Hoffnungen diese von mir und jenen frommen Seelen gesammelte Scherflein und lassen Sie eS den Grund stein werden, einen Tugendbund zu gründen, der mitten in dem Verderben der Welt noch ein Häuflein Getreuer vereine und durch die Sündfluth trage, wie die Arche Noah! Seien Sie wie die Taube, die mit dem Oelzweig der Verheißung ..." „Mein Fräulein," erwiderte Isidor, sie unterbrechend und etwas bei Seite tretend, daß ihm an ihr vorüber der Weg offen stand, „seien Sie überzeng, daß ich das besondere Vertrauen, das mir erwiesen werden will, vollkommen erken ne und zu würdigen weiß, aber halten Sie mich nicht für unhöflich, wenn ich offen erkläre, daß ich solche prunkhafte Kundgebungen nicht liebe I Ich habe einen ernsten Weg vor mir, auf welchem mir vor Allem stille Sammlung ziemt... Zürnen Sie auch nicht, wenn ich ebenso Ihr Geschenk zurückweisen muß und be kenne, daß ich kein Freund von Bünden und Conventikeln bin! Tugend ist die Lebensaufgabe jedes Menschen, die ganze Menschheit soll daher ein Tugendbund sein, und wenn sie es nicht ist, bietet ihr die Kirche, der Glaube die Mittel, es zu werden ... Geben Sie Ihre Spende würdigen Armen, dürftigen Kranken oder wenden Sie e der Schult zu, und Sie haben mehr gethan, als wenn Sie ein Bündlet stiften, das nur zum frommen Hochmuth der Einen, zu Spott und Haß der Andern und endlich zu Hader und Zwietracht führt. .." Die Stubenthür ging auf, der Pfar rer erschien und begrüßte den neuen Hülfspriester, der ihm in das Zimmer folgte. Eine Secunde noch stand das Fräulein unbeweglich, da Kissen auf den erstarr ten Händen; nur der funkelnde Blick verrieth, daß Leben in ihr war. Sie klemmte heftig die Unterlippe zwischen die Zähne, dann fuhr sie mit dem Sei denbeutel in die Tasche, schleuderte, un bekümmert um die feine Strickerei, das Kissen in die Ecke und rauschte grimmig die Treppe hinauf. Bald darauf verließen die beiden Geistlichen das Gebäude, der Pfarrer, um einen Besuch bei dem benachbarten Gutsherrn zu machen, Isidor, um zum ersten Male in die Dorfschule zu gehen, deren Besuch und Ueberwachung ihm übergeben worden war. Franzi hatte sich inzwischen an die Rückseite des Hauses geflüchtet und saß auf einer Bank unter dem Laubgange des obern Stocks, eine mächtige Schüssel mit Aepfcln neben sich, die sie schälte und zerschnitt. Die Thränen waren aus ih ren Augen verschwunden, aber eS schwebte noch über denselben wie ein Negenge wölk, das jeden Augenblick bereit ist, neue Tropfen herabzuschicken. Es war ein freundlicher Anblick, sie so geschäftig zu sehen, während vom Laubgange herab ein Taubenpaar zu ihr hernicdergurrte, neugierig genäschige Hühner furchtlos herantrippelten, um an den Obstschalen zu picken, und von dem kleinen Psnhle jenseits des Obstangers einige Enten laut schnatternd und mit vorgestreckten Hälsen eilig herbeiwackclte sie kann ten alle die gewohnte, freundliche Pfle gerin und wollen sie begrüßen. Diese aber bemerkte sie kaum; so sehr war sie in ihre Arbeit oder in ihre Gedanke vertieft, daß sie zuletzt der erster vergaß und den halbgcschältcn Apfel und das Messer in den Händen sinken ließ. Ueber den Weg her kam Kathrin, den Melkkübel in der Hand, um ihn am Brunnen blank zu scheuern. Sie blieb einen Augenblick stehen. — „Ich glaub' gar, Du hängst den Kopf," rief sie dann nähertretend; „etwa gar, weil die Fräul'n Dich wieder einmal ang'fahren hat? Ich mein', Du könn test eS schon bald gewohnt sein und Dir nichts mehr d'raus machen !" „Ja, wenn ich daö könnt!" seufzte Franzi, während Kathrin den Melkkübel auf die Bank stellte, um ungestörter plaudern zu können. „Ich bring'S nit zuwegtn und es kommt mich so hart an, weil sie sonst alleweil so gut gewesen ist mit mir... und jetzt kann ich gar nichts mehr recht machen . . ." Kathrin trällerte halblaut den An fang eines Schnaderhüpfels. „Das könnt' ich Dir schon sagen, warum das so ist," sagte sie dann, „das ist der Alte- Jungfern-Humor!" „Geh' doch, Tu ungute G'sellin," erwiderte Franzi. „Wenn das so wär', warum bist Du alleweil gut aufgelegt? Bist Du nit auch. . ." „Ein' alte Jungfer? Ja, Gott Lob, und in allen Ehren . . . aber bei Unser einem ist das was Anders. Ich arbeit' mich aus, rechtschaffen, alle Tag', aber die so viel sitzen nnd nichts thun, die kominen auf allerhand Gedanken und können'S nit verwinden, wenn das Bissel Schönheit einmal dahingeht!" „Du hast eine recht böse Zung', Kath rin, das ist bei der Fräul'n gewiß n>t so . . ." „Net?" fragte die Dirne und rückte traulich näher. „Sag' einmal, wie lang ist e denn her, daß sie nicht mehr so gut mit Dir ist? Daß Du ihr nichts mehr recht macheu kannst ? Ist eS nit seit dcr Primiz, seit ich Dir das Kranzcl ausge setzt hab?" „Ja, ja," sagte Franzi nickend, „die Zeit wird wohl zutreffen '. . ." „Na, also—siehst', daß ich Recht hab'! DaS war dcr erste Verdruß, daß Du Kranzeljungfer worden bist und sie ni." Franzi lachte hell auf wie ein Glöck chen .... „Was Du bös bist!" rief sie. „Dazu ist die Fräul'n ja doch ..." „Zu alt, meinst Du 1 Auf das kommt's nit an. Der zweit' Verdruß war, daß der —MooSrainer Isidor, will ich sagen, der junge Herr, den Ehrcntanz mit Dir gemacht hat und nit mit ihr, sie hat ein mal ein Augenmerk auf ihn . .." Franzi erglühte, wie eine Antlas-Ro se... „Das sind schon wieder gottes lästerliche Reden," flüsterte sie, „ich mag nichts mehr hören ..." „Derenthalben wird's doch nit an ders !" lachte Kathrin. „Warum hätt' sie sonst überall herumgered't im Dorf, daß sie es dahin bringen will, daß der Herr hier bei unö bleibt ? Warum hätt' sie ihm einen solchen Empfang gemacht, der ihr fein sauber in'S Wasser gefallen ist? Warum hat sie Dich ganz vorn hingeschoben, als damit der Herr, der Dich als Kranzeljungfer g'sehn hat, Dich im Stallgewand sehen soll, dieweil sie dabeigestanden und auf'putzt g'wesen ist, wie der Pfingstl 1" Die Hausglocke ertönte, und oben im Gange wurden rasche Tritte hörbar. „Sie kommt!" rief Kathrin. „Da nehm' ich meinen Kübel und mach' mich fort, sie braucht'S nit zu merken, daß wir sie ein bisset auSgericht't haben ..." Sie verschwand. (Fortsetzungfolgt.) * In Washington wird jetzt eine statistisch, Tabelle der Ver. Staaten ausgearbeitet, welche die Zunahme der Bevölkerung seit 1800 zeigt. Im Jahre 1800 betrug die Bevölkerung der Ver. Staaten 31,113,321 Seelen. Man schätzt sie jetzt auf volle 35 Millonen. * Herr Hiram V. Wilson, Richter de Bun deS-DistriktS-GerichtS für den nordlichen Dist ! rikt von Ohio, ist am Sonntag, den 11. Nov., in Eleveland, an der Schwindsucht gestorben. Verschiedenes. Ein preußischer Landwehrinann. „In und bei Leipzig wirdein Rcserve- Armeecorps von 30,000 Mann aus gestellt. Auch bei uns ist Einquartier ung angesagt. Liede Frau, wie sollen wir das erzwingen ! Da mag Gott Helsen!" So sprach ein armer Handwerker, der mit seiner zahlreiche Familie ein Stüb chen des vierten Stockes eines Hauses in der Hainstraßc bewohnt, zu seiner Gat tin. Die sorgliche Hausfrau räumte ihr einziges Dachkämmcrchen aus und mach te eS mit einem Bett, Tisch und Stuhl zu einem leidlich wohnlichen 'Aufent halt. Die Einquartirung kommt: ein p eu ßischcr Landwehrmann. Der Bürger führte ihn in dasKäinmcrchen und bittet ihn, fürlieb zu nehmen. „Es ist freilich nur eine Dachkammer und die Aussicht wieder auf's Dach, aber wir Haben'S selbst nicht besser. Machen Sie sich' bequem und kommen Sie nach her gefälligst herüber zum Mittages sen." Zur großen Beruhigung des besorg ten Bürgers, fand der bärtige Soldat Alles ja ganz gut und hübsch, und mit erleichtertem Gemüth kebrt der bedräng te Mann zur ängstlich harrenden Gattin zurück. Der Mittag ist da und der Landwehr inann begibt sich in das Wohnstübchcn seine Wirthes. Da sitzt um den Tisch ein Häuflein Kinder und auf dem Tisch steht eine mächtige Kanne vollKaffec und ein frisches großes Brod liegt daneben. Für den Soldaten trägt aber die Frau eine lange, gebratene Rauchwurst und ein Tellerchen voll Salat auf und bittet ihn, nun das' Brod anzuschneiden. Es bringt ja Frieden u. Glück ins Haus, wenn ein Gast das Brod anschnei det. Und der Landwehrinann that's. Er schnitt Stück umStück von Laib ab, dann je für ein Stück Brod ein Stückchen Wurst und theilte so von Kind zu Kind am Tisch herum mit, und auch den beiden Eltern. Je freundlicher die Gesichter der Kinder, um so bedenklicher wurde das 'Antlitz der Mutter; in bekannter Haus frauenweise betrübt und verletzt äußer te sie: „Ich sehe wohl, daß es Ihnen nicht gut genug ist, aber ich kann Ihnen mit dem besten Willen nicht Besseres ge ben." „Werthe Frau, so ist'S nicht gemeint. Mir schmeckt das Einfachste vortrcfflicb, wenn ich fröhliche Gesichter um mich sehe. Sic werden sich gleichdavon überzeugen." Und nun aß er den ihm gebliebenen Nest der Wurst und den Salat mit großem Behagen und thcilnehmcndcrlln terhaltung, während die übrige Tisch gesellschast ihrem Kaffeetopf noch einmal so munter zusprach, und empfahl sich dann. Wir werden nicht falsch berichten, wenn wir behaupten, daß Mann und Frau sich Glück zu einer so bescheidenen und gemüthliche Einquartierung wünschten. Aber es kam noch anders. Gegen Abend keuchte ein Packträgcr mit einem schweren Korb die Trepp hinauf, pochte an des Handwerkers Thür an, setzte, nachdem Frage und Antivort ihn überzeugt, daß er an die richtige Adresse genommen, seine Last nieder und begann ans dem Tisch auszukramen : Schinken u. Schweinskeulen, lange Würste, But ter, Käse, Brod und was sonst so manches Auge am Schaufenster des „Victualien- Händlers" anzieht. „Aber um's HimmelSwillcn, was sollen wir denn mit den theuren Sachen? Wirhaben siewirklich unddurchauS nicht bestellt. Wo sollten wir jetzt so viel auf treiben, um eine solche Ausgabe zu be streiten ? Sic haben sich ganz gewiß ge irrt. „Nein, es ist Alles in der Ordnung," behauptete der Packträger. „Name, Stand, Wohnung. Alles trifft, und der preußische Soldat, der mir diese Waa ren zur Besorgung übergeben hat, läßt Ihnen sagen, er werde gleich selbst kom men." „Da hast Du nun die Bescheidenheit und Gutmüthlichkeit! Der zeigt uns, was er beansprucht ohne viel Umstände. Das sind Vorräthe für eine Herrschastö küche! Gott weiß, wie wir das er schwingen sollen !" Während die Haus frau noch in solchen Klagen sich ergeht, tritt der Landwehrmann zur Thür hin ein, und schon sein herzlicher Gruß ver scheuchte die aufgethürmten Sorgenwol ken. „Ihr lieben Leute," sprach er, „nehmt'S nicht übel, daß ich etwas Vorrath bcige schafft habe. Ich sah heute Mittag, daß Ihr selbst Mangel leidet und habt mir doch das Beste gebracht, was Ihr aufzubringen vermochtet. So laßteS Euch denn gefallen, daß wir's einmal umgekehrt machen. Hier ist Vorrath für mich unv für Euch, und ich bitte Euch, auch wenn ich einmal zu Tische komme, doch herzhaft davon zu essen. So lange ich bei Euch im Ouartier liege, sollt Zbr nicht über Mangel zu klagen haben. Und damit Sie, werthe Hausfrau, sich keine Sorgen meinethalben dieser Aus gabe wegen machen, so erlaub' ich Ih nen, einen Blick in meine Kasse zu thun." Damit öffnete er sein Portmonnaie, aus welchem der erstaunten Frau so viele Goldstücke entgegenblipten, daß sie die Hände zusammenschlug. Schließlich er klärte dcr Landwehrinann, daß er in Rittergutsbesitzer in P. sei. DaS ist ge wiß in dieser Zeit, wo der Krieg uns so viele Trauerbildcr bringt, eine schöne Geschichte, aber das Schönste an ihr bleibt, daß sie wahr ist. Wie ei irisches Dienstmädchen un tcr dir Haube kam. Für folgendes amüsante Histörchen ist die Chicago „Union" verantwortlich: Bei den sogenannten „Gift Conzer ten" kommen manchmal recht komische Geschichten vor. So erfuhren wir, wie ei alter Junggeselle in Toledo auf sehr sonderbare Weise ein Dienstmäd chen in einem Boardinghause zu seiner Frau gemacht hat. Eines schönen Morgens nämlich, als er beim FrühstückStisch saß, kam Budget O'Hara, ein rothaariges irisches Dienstmädchen, zu ihm und bat ihn, da sie nicht schreiben könne, ihr einen Brief aufzusetzen an O'Bricn'S Gift- ConzertUnternehmen; sie habe geträumt, daß No. 0391 gewinnen würde. Der alte Herr machte dem Mädchen allerhand Vorstellungen und sagte ihr, daß es Verschwendung und Unsinn sei, einen Dollar für solche Geschichten auszuge ben. —Bridget jedoch schien fest an ihren Traum glauben zu wollen, und bat den Herrn, ihr denßrief uozchov zu schreiben. Sie legte einen Dollar in das Couvert nnd steckte den Brief zu sich. Nachdem die Ziehung hier vorüber war, erfuhr unser alter Bachelor, daß die Nummer 03! 1 in der That das große LooS von 810,000 gewonnen hatte. Da erwachte in dem alten Filz, der ohnehin schon reich ist, dcr Wunsch, auch noch Besitzer dcr 810,000 zu werden. Er fängt an. sehr zärtlich gegen Bridget zu werden, und stellt ihr rund heraus einen Hei rathSantrag. Bridget, die ihre rothen Haare gern unter die Haube gebracht haben wollte, ging darauf ein, und zum Erstaunen aller Boarders, wurde in acht Tagen Hochzeit gefeiert. Als Beide nun im Brautkämmerlein allein waren, da wollte dcr Eheherr seinem jungen Weibe eine besondere Ueber rasthung bereiten. Er zog eine Chicago „Times" aus dcr Tasche mitdenWorten: Bridget, weißt du auch, daß du 810, V0y gewonnen hast? und zeigte ihr die roth angestrichene Nummer 0391, neben welcher auch der Gewinnst verzeichnet war. Bridget freute sich sehr darüber, sagte aber: DaS wäre schon recht, wenn ich nur den Dollar fortgeschickt hätte, denn aus deine Vorstellungen hin zer riß ich den Brief und behielt den Green back. Das Erstaunen und der Schrecken des alten Knaben, sowie die darauf folgende Scene, können unsere Leser sich besser denken, als wir sie zu schildern vermögen. Der Mann hat bet der Gelegenheit wenigstens eine Frau bekom me, wenn auch keine 10,000 Dollars. Auch eine Hochzeit! In einer westlichen Stadt ging ein Paar zur Trauung. Schon an der Kirchthüre angelangt, blieb der Bräu tigam plötzlich stehen und redete sein zukünftige Ehehälfte ganz unerwartet also an: Schönste Jennie, während ineinerßewerbung um Dich, habe ich Dir zivar schon viel über meine LebenSansich ten gesagt, aber doch nicht alle. So höre dann vollends - sobald wir ge traut sind, muß ich auf drei Dingen be stehen. — Und die wären? Erstens wer de ich allein schlafen, ferner werde ich allein essen, und drittens immer etwa zu zanken finden, selbst wenn keine Ur sache vorhanden ist. Kannst du den drei Bedingungen dich unterwerfen? Ei warum nicht lieber Eduard? erwie derte die Braut: recht gern! denn wenn du allein issest, so kann ich die be sten Bissen voraus essen, und was da Zanken ohne Ursache anbelangt, so sei nur ganz ruhig, ich will schon dafür sor gen, daß Du immer Ursache genug ha ben sollst. So einverstanden, gingen bei de zu Kirche und die Trauung ward voll zogen. Ein saubere Ehepaar. Eine Frau von heftigem Temperament (keine Seltenheit) verklagte ihren Mann wegen schlechter Behandlung und der selbe wurde in die Jail gebracht. Nach einigen Tagen fühlte die junge Frau Reue in ihrem Herzen und eilte zu dem Richter um ihren Mann zu befreien und sagte aus, daß sie selbst daran schuld wäre, daß ihr Mann sie geprügelt hät te. Auf die Frage: „wieso ?"erwider te die junge Frau, sie habe ihrem Manne zuerst eine brennende Lampe und dann den Kaffekessel mit sammt dem Saß auf den Kopf geworfen, worauf ihr Mann >ie mit dem Nudelwaker rcht durchge- Nra. ss. prügelt hätte;—da zweite mal hätte sie ihren Manu htnauSgesperrt und den Inhalt eine gewissen Gefäßes über sei nen K pf gegossen, worauf der Mann die Thüre eingetreten und ihr wiede eineTrachtPrügel aufgelegt habe. Trotz dem liebe sie ihn denn sie sagte ganz naiv ; ein schlechter Haushalt ist der, wo nicht zuweilen das Weib Prügel be kommt! EinEhestandS-Roma.—Der in Auglaize Eountp, im benachbartem Ohio er scheinende „Demokrat" erzählt, baß ein Deut scher, Namens Jacob Klepfel, vor etwa 20 Jahren einen Streit mit seiner Frau hatte. Er ließ sie mit 2 Kindern in Deutschland, wan derte nach Amerika au und kam nach Auglaize Eountp. Später ging der Frau die.Nachrich zu, ihr Mann sei gestorben und heirathele sie sodann einen Mr. Hoffer, in dessen Begleitung sie auch auswanderte. Die beiden Familien haben auf diese Weise, ohne es zu wissen, t l olle Jahre in 10 Meilen Entfernung von ei nander gewohnt. Auf der letzten Auglaize Eo. Fair war Klepfel nicht wenig überrascht, seine Ehehälfte mit einem Manne und einem halben Dutzend Kindern herumpromeniren zu sehen. Er gab sich seiner Frau zu erkennen und die Beiden unterhielten sich über alte vergan gene Zeiten. Die Frau erzählte dem Manne, daß seine beiden Kinder todt wären, und daß er unter diesen Umständen gut thäte, sich eitere 2V Jahre von ihr entfernt zu halten, da sie ih ren zweiten Ehemann vorziehe und Willens sei, denselben nicht zu erlassen. Eine wich t ige Neuigkeit für die heira thSlustigeMännerweit.—Da „Prärie Journal" enthält folgende Anzeige: „Der Häuptling der Hayns Indianer bietet 1000 Pferde einem jungen respektabeln weißen rige Tochter Heirathen will ; er muß sich im Territorium der Indianer niederlassen und den Ackerdan erstehen, den er die Indianer lehren Zoll. Die Pferde sind 50-bis 80,000 Thaler werth. Di junge Indianerin ist von mittler em Wuchst mit regelmäßigen Zügen, schwarzen Augen, prächtigen Haaren und starken Formen. Sie hat viel Anstand und Gräzie." Un pri vatim zugekommener Nachrichten zufolge spielt die junge Häuptlingstochter, zwar nicht Elavier, ha aber natürliche musikalische Anlagen, die nur der Ausdildung bedürfen. Ihre Muttersprache ist orläufig den Deutschen nicht verständlich. Der Herr Papa meint aber, daß sein künftiaer Schwiegersohn an ihr eine gelehrige Schülerin finden erde. Die Office de „Prairie Jour nal", Fond du Lac, Wisconsin, nimmt Ad ressen von HeirathS-Eandidaten entgegen. V om Tode währ end der Leichen schau auferstanden. —Der Eiminnati Volksfreund schreibt: Während der Eoroner am Mittwoch Nachmittag in feiner Office im Eourthause mit dem Verhör von Zeugen be schäftigt war, brachte man einen scheinbar todten Mann Namen Mike Gleason in die Office, um ihn dem Eoroner zur Leichenschau zu über geben. Gleason war an der südöstlichen Ecke der Main und Eourt Straße plötzlich zu Boden gestürzt und verschied, wie man glaubte, auf der Stelle, da alle angewandeten Mittel, ihn zu er muntern, erfolglos blieben. Während der Todtgeglaubte am Boden in der Office lag ohne ein Lebenszeichen von sich zu geden, und der Eoroner den Körper untersuchte, schlug dem Beamten ein ekliger Whiskpgeruch in die Nase, worauf er einen Eimer Eiswasser holen und diese über den todsscheinenden Körper ausschüt ten ließ. Dieses kalte Sturzbad wirkte, so, daß sich der Scheintodte aufraffte, einen Fluch aus stieß und sich entfernte. Ein herzzerreißende Ereigniß trug sich am vorletzten Sonntag in Elap Eountp, Ind., bei Ashdorough zu. Ein junger Mann, arruther ml Namen, suchte mit seinem Pfer de durch den hochangeschwollenen und reißenden Birch Ereek zu reiten. Kaum hatte das Pferd einige Schritte im Wasser gemacht, so ver schwand es mit seinem Reiter darin. Nach ei nigen Seeundeo tauchte das Pferd wieder au der Tiefe empor und arbeitete sich glücklich an Ufer. SarrutherS kam jedoch nicht wieder zum Vorschein. Etwa 20 Schritte hinter dem jun gen Manne ritt sein Vater mit mehreren an dern. So wie er seinen Sohn im Wasser ver schwinden sah, sprengte er ihm in der Angstund Aufregung nach, und wurde gleichfalls in die Tiefe gerissen, während sein Pferd merkwürdiger Weise ebenfalls davon kam. Die Begleiter der beiden im Wasser Verschwundenen suchten die Leiche derselben wieder zu finden, a ih nen jedoch erst am Montag Nachmittag gelang. Da fand man Vater und Sohn dicht bei einan der in ihrem nassen Grabe liegen. Ein häßliches Bild in Brannt weinfarben.—Der Buffalo „Demokrat" schreibt: Bei einer polizeilichen Visitation de Hau, Ecke von Spring und Swanstraße, wur de ein Bild von schrecklichen Familien-Verhält nissen aufgedeckt. Die Frau, die erst Morgens mit einem Kinde niedergekommen war, wälzte sich haldnackt auf einem scheußlichen Bette her um, in einem Zustande, der dem Säuferwahn sinn sehr nahe kam. Das Subjekt, da den He bammendienst errichten sollte, war ebenfalls in einem Zustande der äußersten SäüferShülflosig teit. Da männliche Individuum lag in völli ger Bewußtlosigkeit auf dem von ihm verunrei nigten Boden. In einem Kasten unter schmutzt gen Lumpen lag die Leiche des Neugeborenen. Eoroner Richard hielt eine Todtenschau und da verdiekt lautete- „daß daKind durch Ber nachläsflgung ,a seinem Tode kam". Die sau der Sippschaft wurde zum Rüchternwcrden in'S Loch abgeführt. , Das Zündnadelgewehr auf der Bühne, nicht etwa als Schießwaffe, sondern als Motiv zu einem Theaterstück, dahin haben haben e die granzosen gebracht. Ueberhaupt scheint das Zündnadelgewehr die Franzosen sehr bedeutend alterirt zu haben, denn die Erfolge Preußen, welch die der rühmliche französi schen Armee ganz in den Schatten zu stelle drohen, find ihnen außen, Spaße, Jedenfalls sind die granzosen die Ersten, welche DrepseS geniale Erfindung für Theater ausbeuten. Fast gleichzeitig in drei verschiedenen Theatern von Paris hat man Theaterstücke unter dem Ähnlich lautenden Titel „die Zünbnadeiflinte" ausgeführt.