Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, October 11, 1866, Image 1

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    Zhrgaa 1.
Die
PefhlvanischeTtaats-Ztitunss
Herausgegeben vo
loh. Georg Nipper.
erschein jeden Donnerstag, und kostet KS.IU
per Jahr, zahlbar innerhalb desJahrcs, nd
S.SV nach Verflliß des Jahrgangs.
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Keine Sudscriptione werden für weniger
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stände dezahlt sind.
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sen inserirt.
Office,,: in der „Patriot und Union"
Druckerei, Dritten Sirasic. Harrisbarg, und
in der „Jntelligenccr" Druckerei, am Ccnlrc
Square, Lancaster.
Woeste.
(Aus Gerhard'S Jll. Gartenland, Calender.)
Die zwei Leichen
Da fahren sie zwei Leichen
Zur letzten Ruh hinaus,
Die ine kommt aus dem große
Und reiche, prächtige Haus.
Der Tod selbst ist vergoldet,
Mi Pracht nnd Flimmer umhängt,
Seh, wie da gold'ne Schnitzwcrk
Sich auf dem Sarge drängt.
D'rin grinzt an eitlem Flimmer,
AuS herrlichem Todtenkleid,
Ein furchtbares Todtenantlitz
In aller Schrecklichkcit.
ES blickt uns starr entgegen,
LichtloS der Augenstern,
Er konnte das Auge nicht schliche,
Er schied von dem Reichthum nicht gern.
Und hinter dem Sarge schreitet
Ein reiches Trauergelcit,
Zu Fuße und zu Wagen,
Da drängt eS sich weit und breit.
Man hält in schönen Phrase
Den rührendsten Trauersermv,
Doch kaum ist die Rede geendet,
Eilt man zum Ausgang schon.
D'rauf, ein paar Tage später.
Setzt einen Marmorstein
Mit elner großen Inschrift
Man auf sein modernd Gebein.
Die lachenden Erben verzehren
Sein Geld in SauS und BranS,
Doch zu dem grächtigcn Grabmal.
Geht selten Einer hinan.
Dort eine and' re Leiche
Zieht still und erlaßt hinaus,
E folget kein Trauergeleite
Zum den TodtenhauS,
Er ruht im einfachen Sarge,
Ein abgehärmtes Gesicht,
Ä kannte des Lebens Leiden,
Doch seine Freuden nicht.
Die Todtengräber scharren
Ihn schnell und schweigend hinab,
Und beten ein kurz' Vaterunser
Hinunter tn's düstere Grab.
Doch in einer ärmlichen Kammer
Da sitzt mit verweintem Gesicht,
Die treue Galtin de Armen,
Sie folgte der Leiche nicht.
Doch früh am andern Morgen,
Da geht sie zum Grab hinaus,
Bekränz eS mit frischen Blume,
Und eint sich herzlich aus.
Wohl einen lange Monat
Ist er schon ingescharrt,
Da hat sie erst ein paar Gulden
Zu einem Kreuze erspart.
Und wenn der Frühling nahe,
Erblüh ein Blumenwald
Am stillen, einsamen Grabe,
Zu dem die Gattin wall.
De reichen Mannes Leben
War stet von Rosen uinwekt -,
Dem armen blüben die Rose,
Wenn er zu Grabe geht.
illeton.
DS Geheimniß des Indianers.
Räch Mittheilungen eines deutsch - amerikani
schen Arztes.
Fortsetzung.
Nicht konnte Werner bei seiner Un
schlissigkeit willkommncr sein, als der
Bsfuch Jones', desjenigen Amerikaners,
dem er vor Allen das meiste Vertrauen
schenkte. Die Anwesenheit dieses Man
eS, der sich früher, wie er glaubte, so
eigennützig gegen ihn betragen hatte,
schien ihm ei Fingerzeig zu sein, um alle
Bedenklichkeiten zu lösen. Nasch ent
schloffen, zeigte er Jones die reichen Sil
bererze, das Resultat jener geheimniß
wollen Erpedition nach der wüsten Insel,
pnd stellte die Frage an ihn, ob er Mit
tel genug besitze, das zur Ausbeutung
der Mine nothwendige Capital vorzu
schießen, und ob er in diesem Falle Wil
len sei, sein Compagnon zu werden.
Diese Frage hatte der Jankee, der mit
einer wahren Wollust die werthvollsten
Stucke in seinen Händen gewogen hatte,
rwartet; denn er schlug sofort ein. Of
senbar hatte er schon in Ontonagon oder
auf dem Wege nach den Toltec-diggingS
von dem Gerüchte gehört, daß Werner
aus einer mysteriösen Ercursion nach dem
Westlichen Ende des Sees große Mine
ralschätze entdeckt hätte, denn so geheim
aach Letzterer die Sache gehalten, so war
doch den neugierigen Beamten der
' Compagnie nicht entgangen, daß der
Deutsch nach seiner Rückkehr einen schwe-
MÜoffer durch die Indianer nach seiner
Wobnung hatte bringen lassen und die
sen stets unter Schloß und Riegel hielt,
ei Umstand, der nothwendiger Aleise in
einer so kleinen Gemeinde die Vcranlas
z sung zn allerhand Gerede gab. Der
d listige Jones verstand es nur zu gut, sich
in das unbedingte Vertrauen Werner'S
einzuschmeicheln, der ihm nun seine Er
!, lcbnisse auf dem See und der unbewohn
ten Insel bis auf die kleinsten Details
erzählte.
Beide gingen dann daran, eine Cal
' culation über die Unkosten und den muth-
maßlichen Gewinn der Unternehmung zu
machen, und der geschäftskundige Jankee
' rechnete einen solchen colossalen Neiner
trag heraus und wußte die Ziffern der
Art zu gruppircn, daß dem Deutschen
die Zukunft im rosigsten Lichte erschien
und er seine Bedenken wegen Tawanka's
leicht beschwichtigen ließ. Es wurde
ausgemacht, daß man ungesäumt zum
Werke schreiten solle; zuvor aber wollte
sich Jones nur in Begleitung Werner's
nach der Insel begeben, um sich dort an
Ort und Stelle von dem Vorhandensein
der Mine zu überzeugen und den Plan
zu künftigen Bcrgwcrkscolvnie zu ent
werfen.
'Acht Tage später fuhren beide Män
ner nach Superior City, einem aufblüh
enden Städtiben am.äußersten Wcstendc
des SeeS. Dort verließen sie den Damp
fer und mietheten von einem der vielen
Pclzhändler, welche sich dort aufzuhalten
pflegen, ein kleines Segelboot, mit dem
'sie au der nördlichen Küste hin ostwärts
herauftreilzteii, bis sie die Gruppe felsiger
Insel erblickten, nnter denen sich nach
Werner's Berechnung das metallrcichc
Eiland befinden mußte. Das Wetter
war dieses Mal schön und klar, und so
gelang es dem Deutschen, der ei schar-
feS Orieiitiruugsorgan besaß und sich '
ohnedem die verschiedenen Landmarkcn
und P.rgebirge des kleinen Archipels !
genau eingeprägt hatte, ach einigem '
Hin- und Herlavircn die scharfmarkirtc
Form der Klippe anszumachc, an deren '
Fuß die Silbcrminc lag. Sie begrüß- -
ten den Anblick des zerklüfteten Höhen-
zugcs, der die gesuchte Insel kennzeich
nete, mit einem lauten Hurrah, braßten
ihr Segel bei dem günstigen Winde stär-
ker an und erreichten trotz der entgegen-
stehenden Strömung das User ziemlich
an derselben Stelle, wo einst Werner mit '
den Indianern Schiffbruch gelitten hatte.
Nachdem sie das Boot in einer kleinen '
fclsumgürtctcn Bucht versteckt und in '
Sicherheit gebracht hatten, schritten sie,
mit einigen Lebensmittel nnd bcrgmän- '
ischcn Werkzeugen beladen, längs des
Strandes hin, bis sie ach wenigen Mi- >
nuten zu der höhlenartigen Vertiefung >
des UserS kamen, wo die noch vorhan
denen Kohlcnrcstc die alte Lagerstelle der
Odschibbewas bezeichneten.
Es war indessen Abend geworden.
Heute konnte nichts Weiteres vorgcnom-
mcn werden. Man entzündete also zum ü
Schutz gegen die Landplage, die Moski- l
tors, ein tüchtiges Feuer und bald streck-
ten sich Beide, in ihre Decken gehüllt,
zur Ruhe nieder.
Als die regelmäßigen Athemzüge des
Deutschen Jones überzeugt hatten, daß
des Ersteren Schlummer ein tiefer nnd k
fester sei, erhob er sich leise und schlich '
mit dem geräuschlosen Tritt einer Pan- l
thcrkatze, wenn diese auf Raub ausgeht, <
auö dem hellen Umkreis des Feuers in '
die Finsterniß hinaus. Erst, als er am '
hohen Ufer angelangt war, trat er fester '
auf und richtete dann seine Schritte nach i
dem kleinen Scecinschnitt, wo das Boot I
befestigt war. Gewandt sprang er in das <
von der ttfcrbrandung geschaukelte Fahr- >
zeug und holte seinen festen, ledernen -
Koffer aus dem unter dem Steuer ange- !
brachte Verschluß hervor. Er ü„..le l
ihn und ahm einen zierlichen Revolver >
und ein wuchtiges Bowiemesser heraus,
dessen breite Klinge er lüftete, um sich zu !
überzeugen, daß sie nicht eingerostet war. '
Beide Waffen steckte er dann in die nach >
südländischer Sitte unter der Schnalle l
seiner Beinkleider verborgen angebrach-
ten Taschen, schob den Koffer an seinen '
Platz zurück und schwang sich vermittelst
einer tief hcruntcrragenden Baumwurzel !
an das Land. Behutsam näherte er sich !
dem Feuer und nahm auf einem abge
storbenen Baumstämme Platz, von wo er '
auf den ruhig fvrtschlummcrnden Wer- l
ner die Blicke eines NaubthterS warf
das eben im Begriff ist, ans seine Beute
zu springen.
Seinen Revolver hervorziehend, un
tersuchte er genau, ob auch die Zünd
hütchen fest auf ihrem Piston säßen, und
richtete dann mechanisch die Mündung
der Waffe nach dem Kopfe des Schla
fenden.
„Nicht doch," sagte er in leisem Selbst
gespräch, die Waffe wieder einsteckend;
„weiß ich doch bis jetzt noch nicht, wo das
Silber eigentlich liegt, da ich trotz aller
Fragen, die ich gethan, kein klares Bild
von der Localität besitze; die Bergkette,
welche mir Werner gestern vom See aus
zeigte, scheint eine bedeutende Ausdeh
nung zu haben. Da könnte ich Wochen
lang suchen und am Ende doch nichts
finden. Nein, da warte ich lieber, bis
mich der Dutchman an Ort und Stelle
bringt; dann ist eS ja noch Zeit genug,
ihn kalt zu machen."
Unter solchen Betrachtungen schlief
Jones ein, denn die Natur wollte auch
bei ihm ihr Recht behaupten, und die
Ruhe beider Männer wurde nicht eher
gestört, als bis das helle Geschrei der
Möveil und Seeraben, welche die auf
gehende Sonne begrüßten, in ihre Oh
ren drang. Eine Viertelstunde später,
nachdem sie gefrühstückt hatte, waren sie
unterwegs und drangen, weil es Heller
Tag war, ohne große Schwierigkeiten
bis zu dem Bergrücken vor, der die In
sel durchzog. Hier am Saume des Wal
des wußte sich Werner ziemlich genau zu
orientiren, nachdem er die oben beschrie
bene Schlucht gefunden hatte. Durch
diese stiegen sie zum Plateau hinauf, über
welches sie in westlicher Richtung fort
schritte, bis der hohe, abgestorbene
Baum ihnen zu Gesicht kam, dessen nächt
licher Schatten wie ein Zeiger auf die
Mündung der Mine wies. Trotz des
mangelnden Mondscheins war es leicht,
dieselbe zu finden, denn der umsichtige
Deutsche hatte sie durch drei große Stei
ne markirt, welche in Form eines Drei
ecks die Oeffnung umgaben. Nachdem
sie eine Fackel angezündet und das ab
sichtlich aufgeschüttete Geröll weggeräumt
hatten, stiegen sie in die Tiefe, und der
gierige Jones brach in einen Schrei des
Erstaunens aus, als er die längst be
gebrtcn Schätze mit eigenen Auge sah.
Sie brachen nun mit Hammer und Pick-
Art so viel von dem edlen Gesteine los,
wie die Zeit und ihre Kräfte erlaubten,
und ruhten nicht eher, als bis sie vorder
Mündung der Mine ein bedeutendes
Ouantum des reichen Erzes aufgehäuft
hatten. Dieses betrachtend, sagte Wer
ner, der von der Arbeit erschöpft sich auf
dem felsigen Grunde niedergelassen hat
te, zu dem Amerikaner, welcher die schwer
sten und werthvvllstc Stücke in seinen
Händen wog: „Nicht wahr, Jones, da
drunten im Schachte ist genug für uns
Beide, und wenn wir das Alles in blanke
Dollars umgemünzt haben werden, dann
tauschen wir mit keinem Wallstreet Ban
quier?"
„Ei ja, wenn wir soweit sind, dann
können wir den Teufel taiizen lassen,"
erwiderte der Jankee, indem er dem Deut
sehen einen falschen lauernden Blick zu
warf. Dann fuhr er fort: „Ich sche
ans dem Stande der Sonne, daß eS Zeit
ist, wieder nach dem Lager zurückzukehren,
wenn uns nicht die Nachtin dem unweg
samen Wald überraschen soll. Unsere
Werkzeuge können wir hier lassen, von
dem Silber jedoch wollen wir soviel mit
schleppen wie wir können, der Rest ist hier
sicher genug."
Werner gab seine Beistimmung und
beide Männer füllten ihre Säcke mit so
viel Erz, als sie möglicherweise tragen
konnten, worauf sie den mühsamen Weg
nach der Küste antraten. Stillschwei
gend schritten sie über das von den Strah
len der sinkenden Sonne beleuchtete Pla
tau und von da die dunkele Schluchz
hinunter, Jeder unter seiner Last keu
chend, bis sie den Saum des Waldes er
reichten. Hier setzte sich der durch den
beschwerlichen Marsch angegriffene Deut
sche auf einen umgestürzten Baumstamm
nieder, ließ seinen Sack auf die Erde
gleiten und erklärte, eine 'Augenblick
ausruhen zu müssen. Jones folgte sei
nem Beispiel und ahm, mit dem Gesichte
nach der Schlucht gewandt, auf einem
moosbewachsenen Felsblock Platz. So
saßen sie einige Minuten, und nichts
störte ihre Ruhe, als Werner, der in dem
Anblick der schönen Natur vertieft war
und auf das melodische Rufen eines
Whippoorwill horchte, durch einen plötz
lichen, unterdrückten Ausruf des Ameri
kaners aus seinen Träumereien gerissen
wurde.
„Was ist? Sehen Sie Etwas?"
fragte der Deutsche Jones, welcher un
verwandt nach einem kleinen Gebüsch
blickte, das sich längs des Baches, der die
tiefe Schlucht durchfloß, in einer Entfer
nung von ein paar hundert Schritten
erstreckte.
„Verdammt will ich sein," flüsterte der
Jankee, „wenn dort in dem Busche keine
Rothhäute stecken. Schauen Sie aus,
ob Sie nicht hinter dem Stamme der
weißen Birke dort eine dunkle Gestalt
entdecken können. Sehen Sie, eS regt
sich schon wieder!"
Werner, welcher anfänglich bei diesen
Worten erschrocken war, faßte sich doch
gleich wieder, da er keinen Zweifel hegte,
daß, wenn wirklich Indianer in dem
Dickicht steckten, es nur Tawanka mit
seinen Leuten sein könne. Den Häupt
ling fürchtete er nicht, da dieser ihm, wie
er dachte, höchstens Vorwürfe über seine
Wortbrüchigkett machen konnte; deshalb
trat er dreist aus dem Schatten der Bäu
me hervor und blickte, indem er mit der
Hand seine Augen vor den Strahlen der
untergehenden Sonne schützte, ange
strengt nach der von dem Amerikaner be
zeichneten Richtung hin, obgleich er nichts
Verdächtiges wahrnehmen konnte.
Diesen Moment und den Umstand,
daß der arglose Deutsche ihm den Rücken
zuwandte, benutzte der tückische Jankee.
Den Revolver vorsichtig unter dem Stocks
LancaSter, Pa., Donnerstag, Oktober IR,
, schooße hervorziehend, schlich er sich leis
heran und feuerte in rascher Reihenfolge
f zwei Schüsse in Werner'S Rücken, dicht
> unter dem linken Schulterblatt, so daß
! dieser, im Herzen getroffen, einen wilde
: Schrei ausstieß und, einen Augenblick
- mit den Händen in der Luft fechtend,
todt zusammensank.
Mit einem teuflischen Lächeln auf den
, Lippen zog dann Jones sein Bowiemes
scr hervor und scalpirte ziemlich unge
schickt die Leiche des Mannes, der ihm
eben noch blindes Vertrauen geschenkt
hatte. Seine satanische List war ihm
gelungen, denn von Indianern war auf
der Insel keine Spur vorhanden, und
der arglistige Jankee hatte jenen Ausruf
nur gethan, um sein Opfer bequem von
hinten zu schlachten. Jetzt wollte er
auch, falls die Leiche jemals gefunden
würde, um jeden Verdacht von sich abzu
wenden, durch den Umstand,des Scalpi
reNS diesen auf die Nothhäute lenken,
ein Stratagem, das in diesen gesetzlosen
Gegenden sehr häufig von heriimschwei
fendem Raubgesindel angewandt wird.
Um ganz sicher zu gehen, schleppte der
Mörder noch sein blutiges Opfer in den
Wald hinein, wo er es unter einem rie
sigen, gestürzten Baume versteckte und
alle Spuren durch aufgehäufte trockene
Zweige zu vertilgen suchte. Dann kehrte
er zu dem Platze, wo der Mord geschehen,
zurück, belud sich außer seiner och mit
Werner's Bürde und trug, da er ein
außergewöhnlich starker Mann war, bei
de Säcke glücklich auf dem unwegsamen
Pfade nach der Lagerstätte zurück, wo er
das Fcuer wieder anmachte ud, ohne
Gewissensbisse zu fühle, von den An
strengungen des Tages ermattet, sich dem
Schlafe überließ.
Kiirze Zeit nach diesem entsetzlichen
Vorfalle traf Tawanka mit einigen sei
ner Stammgenossen in Ontonagon ein.
Die Behörden von Ober-Canada, welche
in der Regel den armen verfolgte In
diancrn gern eine Freistätte gewähren,
wenn sie überflüssige Ländereien zu dis
poniren habe, waren auch in diesem
Falle so freundlich gewesen, den vertrie
benen Odschibbewas einen Wohnsitz auf
der britischen Seite dcö Sees einzuräu
men, und der Häuptling, der einstweilen
die Scinigeii versorgt wußte, war jetzt auf
einem großen Mackinawboote herüber
gekommen, m seinen deutschen Freund
nach der Silberinscl z bringen, wo die
ser dann mit Hülfe der Nvthhäute so
viel des edlen Metalles zusammenbringen
sollte, wie das Fahrzeug tragen konnte.
Wie groß war aber das Erstaunen Ta
wanka's, als er schon in Ontonagon von
einem halbblütigc Canadier erfuhr, daß
der deutsche Bergmann bereits vor eini
ger Zeit in Begleitung eines JankeeS auf
einem Dampfer nach dem Westend des
Sees gefahren sei und daß man seit jener
Zeit Nichts mehr über ihn vernommen
habe. In Folge dieser Nachricht begab
sich der Häuptling sofort nach den Toltec-
Diggins, um dort bei den Beamten der
Compagnie Näheres zu erfahren. Die
Nachforschungen, welche er dort anstcllte,
ergaben auch Nichts weiter, als daß Wer
ner seine Stellung aufgegeben habe und
dann in Begleitung eines Mannes, Na
mens Jones, dessen Persönlichkeit man
ihm beschrieb, abgereist sei, um neue Mi
ncraUändcreien am Westende des Sees
zn entdecke. Betrübt kehrte der Häupt
ling, in dessen Gemüth schon der Verdacht
zu wurzeln anfing, daß Werner sein Ver
spreche, die ganze Angelegenheit der
Silbcrmine geheim zu halte, thörichter
Weise verletzt habe, nach Ontonagon zu
seinen Leuten zurück, unschlüssig, was er
zu thun habe. Er fragte den in dem
Städtchen ansässigen Canadier, zu dem
er schon deshalb Zutrauen hegte, weil
dessen Mutter eine Indianerin aus dem
Chippewastamme gewesen war, noch ein
mal aus, dieser wußte ihm jedoch weiter
keinen Rath zu geben, als einstweilen in
Ontonagon zu bleiben und an Bord al
ler vom Westen kommenden Dampfer,
welche hier anlegen mußten, Nachfor
schungen anzustellen, ob Werner oder
dessen Begleiter an Bord sei, oder ob
vielleicht die Passagiere Auskunft über
die beiden Männer ertheilen könnten.
Schon am nächsten Tage lief ein gro
ßes Schiff, welches von Superior City
am Westend? des Sees kam, in den Ha
fen von Ontonagon ein, um wie ge
wöhnlich Passagiere auszusetzen und ein
zunehmen. Wie das immer der Fall zu
sein Pflegt, strömte ein Theil der Bevöl
kerung des Städtchens nach dem Lan
dungsdamm, da in diesen entfernten Ge
genden die Ankunft eines Dampfers im
mer als ein Ereigniß betrachtet wird
welches die Monotonie des alltäglichen
Lebens angenehm unterbricht. Tawanka
und der Canadier folgten dem Strome
der Menschen und ließen von dem Ufer
aus ihre Blicke über die lange Galerie
des Schiffes schweifen, auf der die Passa
giere in bunzen Gruppen standen, um
die herrliche Scenerie des Hafens zu be
trachten. Da stieß Ambrose, so hieß der
Canadier, den Häuptling leise an und
machte ihn auf einen Manu aufmerksam,
welcher, den Hut in die Augen gedrückt
und das Gesicht theilweise durch einen
Shawl verborgen, in der Kajütenthüre
se stand, gleichsam als scheue er sich, offen
;e auf die Galerie hervorzutreten.
>t „Das ist der Begleiter des deutsche
ß Bergmanns!" sagte der Canadier und
n eilte dann, von dem Häuptling gefolgt,
ck an Bord des Dampfers, wo sie hastig
alle Räume durchspähtcn, ohne eine Spur
von Werner zu entdecken. Ambrose, der
n mit den Gewohnheiten des civllisirten
Lebens ziemlich vertraut war, ging nun
- zu dem Clerk des Schiffes, um dort AuS
n kunft darüber zu erhalte, ob der Denk
st sche unter den Passagieren sei, oder nicht,
a Als der Clerk, nachdem er die lange Liste
f durchgesehen, erklärte, daß ein Mr. Wer
p ner sich nicht darunter befände, fragte
f der Canadier, ob nicht ein Mr. Jones
, an Bord sei. „Ei ja," war die Antwort,
r „Cabine Nr. -18, derselbe, welcher zwei
, schwere Kisten im Raume verladen bat.
. Doch da kommt er ja selbst!" und zn dem
. eben in die Kajüte Eintretenden gewandt,
rief der Clerk: „Mr. Jones, da ist ein
, Canadier und ein Indianer, die Sie zu
. sprechen wünschen."
Der so Angeredete schien anfangs ct
r was betroffen zu sein; doch da er sah,
, daß er eS nur mit einem Halbblut und
. einer Nothhaut zu thun hatte, trat er
, dreist vor und fragte mit barscher Stim
. Me, was man von ihm wolle. Dieses
. Mal nahm aber Tawanka das Wort und
, den Amerikaner von oben bis unten mit
z seinen Augen musternd, flüsterte er in
, tiefem Kehlton - „Wo ist Werner? sagt
. mir, habt Ihr ihn nach der Insel be
> gleitet?"
„Gott verdamme Eueren Werner und
> Euere Insel!" rief Jones au, „ich weiß
, nicht, was Ihr wollt. Geht zu, Hen
ker, sonst will ich Euch zeige, wie ein
Gentleman solche rvtbe Canaille behan
delt."
„Meine Haut ist wohl rotk, aber Eu
ere Hand ist vielleicht röther," erwiderte
gelassen Tawanka. „Sagt mir, wo habt
Ihr den deutschen Bergmann verlassen.
„Ich sage Euch noch einmal, ich krnne
keinen deutschen Bergmann," antwortete
Jones, „und wenn Ihr mich nicht in
Ruhe laßt, so werde ich Euch durch die
Matrosen vom Bord jagen lassen."
Jetzt mischte sich auch Ambrose in den
Streit und behauptete Jones in das Ge
sicht hinein, daß er wissen müsse, wo
Werner geblieben sei, denn er selbst,
Ambrose, habe sie beide an Bord gehen
sehen.
Dieser heftige Austritt hätte vielleicht
noch ernste Folgen nach sich gezogen, da
einige der Passagiere sich in den Streit
zu mischen anfinge und, weil es Ameri
kaner waren unbedingt für ihre Lands-
Mann Partei ahme. Die Rube und
Würde Tawanka's imponirten ihnen
freilich, Indessen, da sie nicht wußten,
worum eS sich handelte, wäre eS vielleicht
bet ihren Vorurtheilen gegen die rothe
Race zu Thätigkeiten gekommen, wen
nicht gerade im kritische Augenblick die
Glocke des Dampfers das Zeichen zur
Abfahrt gegeben hätte. Der Häuptling
und der Canadier hatten nun keine Zeit
mehr zu verliere, um über die Lan
dungsbrücke zu kommen, wen sie nicht
anders als unfreiwillige Passagiere mit
fahren wollten, und so blieb ihnen Nichts
weiter übrig, als das Schiff schleunigst
zu verlassen, ohne von Jones irgend ei
nen Aufschluß über Werner's Schicksal
bekommen zu haben.
Tawanka, der bis dahin nur einen
leichten Verdacht gegen den Jankee ge
hegt hatte, wurde nun ernstlich besorgt
und befürchtete, daß dieser ein vcrräthe
rischcs Spiel mit Werner getrieben habe,
denn wenn Jones sich von dem Deut
schen in irgend einer friedlichen Weise
getrennt hätte, dann war kein Grund
vorhanden, jede Bekanntschaft mit diesem
abzuleugnen. Er besprach sich also noch
einmal mit dem Canadier, trug ihm auf,
alle möglichen Erkundigungen einzuzieh
en, und begab sich dann eiligst nach der
stillen Bucht, wo ihn seine Leute mit dem
Mackinawboote erwarteten. Ohne Zeit
zu verlieren, machten sich die Indianer
auf den Weg und landeten schon nach
Verlauf von drei Tagen, weil Wind und
Wetter günstig waren, an der Silberin
sel, wo der Häuptling, den eine innere
Stimme dazu antrieb, weitere Nachfor
schungen über das Schicksal seines Freun
des anstellen wollte.
Zuerst suchten sie die alte Lagerstclle
auf und überzeugten sich, daß dieselbe
seit der letzten Anwesenheit Tawanka's
von zwei weißen Männern besucht und
benutzt worden sei, was sie aus den zu
rückgelassenen Gcräthen und Speiseresien
sofort erkannten. Hierauf verfolgten die
Odschibbewas verschiedene Fußspuren,
welche von dem Feuerplatze in den Wald
führten, mit dem sichern Instinkte des
Bluthundes und kamen bald zu der Ge
wißheit, daß beide Männer nach dem
Innern der Insel zu vorgedrungen wä
ren, daß aber nur einer zurückgekehrt sei.
Dieser Umstand kam dem Häuptling be
sonder verdächtig vor, und nachdem er
seinen Leuten die gehörigen Weisungen
gegeben hatte, drang er selbst vorsichtig,
stets die Spur im Auge haltend, durch
das dichte Unterholz bis an den Saum
des Forstes vor, welchen er auch richtig
an derjenigen Stelle erreichte, wo Wer-
,i ncr auf dem umgestürzten Baumstamme
ausgeruht hatte.
„ Seinem scharfen Blicke entging nicht,
b das hier Etwas vorgefallen sein müsse,
denn er sah eben einer Menge stark
g markirtcr Fußstapfcn einen breiten Ein
r druck auf dem Nasen, wie wenn eine
r schwere Last weggeschleift sei. Als er
„ sich bückte, bemerkte er eine auSgerisse
r neu Grasbüschcl, an dem vertrocknetes
. Blut klebte, und zu gleicher Zeit im nie
, drigen Gestrüpp einen Scalp. Erschau
derte eine Augenblick, denn er erkannte
e Werner's hellen Haarwuchs, und der Ge
- danke kam ihn an, dasi dieser von keinem
r wcisicil Manne getödtet sei, sondern von
einem Indianer; wie er jedoch die ab
gezogene Kopfhaut genauer betrachtete,
j sah er auf der Stelle ein, daß eine Noth
hant unmöglich der Thäter gewesen sei
, konnte, da der Scalp zu ungeschickt gc
löst war, auch würde kein Indianer ei
, nen solchen wegwerfen. Während er
, über diesen sonderbaren Umstand nach
dachte, kam einer seiner Leute atheinloö
, gelaufen und machte ihm die Anzeige,
dasi die Leiche eines weißen Mannes im
, Walde gefunden sei und keine andere sein
. könne, als diejenige Werner's, welche
man trotz der vorgeschrittenen Verwesung
, zu erkennen glaubte. Die Füchse und
, die Sccraben, welche den Ort umkreisten,
hatten die im Walde vertheilten Odschib
, bewas ausmerksam gemacht, und so hat-
ten sie die tranrige Ucberreste ihre al
. ten Freundes unter den Baumzweigen,
welche der Mörder darüber aufgehäuft
, hatte, hervorzogen.
> Groß war der Schmerz Tawanka's,
als er die verstümmelte und entstellte
Leiche an ibm wohlbekannte Merkzeichen
und an dem fehlende Scalp wiedeier
kanntc, und er wäre kein Indianer ge
wesen, wenn er nicht in diesem Augen
blicke dem feigen Mörder blutige Rache
gelobt hätte. Der Umstand, daß der
todte Mann das Versprechen der Ver
schwiegenheit gebrochen hatte, fiel bei
ihm nicht mehr in das Gewicht, er dachte
nur daran, wie er Jones, denn kein 'An
derer konnte der arglistige Verbrecher sein,
zur Strafe ziehen könnte. Doch er be
meistcrtc seine innere Bewegung bald
und trug seine Leuten sofort auf, die
Leiche tief und sicher in der Erde zn ver
scharre, damit sie keine Beute der Naub
thiere werde. Nachdem der Befehl voll
zogen, kehrten die Odschibbewas zu der
Lagerstclle an Ufer zurück, um dort auf
ihre Häuptling zu warten, der allein
und in Gedanken versunken den steilen
Höhen zuschritt, auf denen sich die Sil
bcrminc befand.
(Schluß folgt.)
Verschiedenes.
Monarchie und RcpnblikaniSmuö
in Kampfe in Süd-Amerika.
Der Krieg, welchen das Kaiserthum Brasilien
in Verbindung mit den südliche La Plata Re
publiken gegen Paraguay führt, und worin das
Letztere bis jetzt eine so große Tapferkeit und
Widerstandskraft bewiesen hat, wurde ungefähr
Plans, welcher Napoleon z seinem Haupt ha,
m an die Stelle amerikanischer Republiken
das Königthum zn setzen.
Die französische Invasion Mcrico'S, die Er
oberung Dominicos Seitens Spanien'S und
dessen Krieg im Pacific und schließlich der
Kampf Brasilien' gegen seinen republikanischen
Nachbar, waren nur einzelne Schachzüge eines
wohlüberlegten Spiels, von denen jedoch die
ersteren effektloS blieben, und die letzter sich
wahrscheinlich sehr bald ebenfalls als mißglück
te herausstellen wird.
ES ist von Anbeginn bccauptct worden, daß
Brasilien den Krieg nur führe um die Republi
mischung in die politischen Wirren Uruguays
dort festen Fuß gefaßt hatte und ebenso die
Wuth gegen den Diktator Paraguay'S.
nur an eine monarchische Diktatur am La Plata
denkt, ist kürzlich den südamerikanischen Repub
kanern um so klarer geworden, da die brasilia
nischen Diplomaten gar nicht mehr daran den
ken, diese ihre Absichten zu verheimlichen. So
fragte der Gesandte Brasilien'S den Gesandten
erwiedert, daß seine Regierung längst um der
artige Pläne wisse.
Die Regierung von Peru hat jetzt ein Circu
larschrcibcn an ihre Gesandten gerichtet, worin
sie den Krieg Brasiliens gegen Paraguay öffent
lich als einen Kampf des Königthums gegen die
Republiken des Südens denunzirt.
Sie sagt, die Allianz zwischen Columbia,
Ecuador, Per, Bolivia und Chili gegen Spa
nien sei überhaupt ein Schutz- und Trutzbllnd
niß zur Aufrechterhaltung der Integrität der
südamerikanischen Republiken. Brasilien möge
sich hüten; es wolle Paraguay unselbstständig
machen und och Landstriche der Republik Bo
livia annektircn. Die Allianz der Pacific Re
publiken werde DäS nicht dulden und ein Ein
fall in Brasilien von allen Seiten sei für die-
selbe eine Kleinigkeit, da die Grenzen offen
ständen, wie schon der Einfall von Paraguay in
Brasilien gezeigt haben. Alsdann erde man
das Kaiserthum unschädlich zu machen und auf
enge Grenzen zu beschränken wiffen.
Der unglückliche Kampf am Paraguay und
Parana und diese Drohungen werden die Frie
denspartei in Rio Janeiro immer mehr kräfti
gen und es wird Niemanden überraschen, wenn
die Invasion von Paraguay durch dt Armee
des Kaisers von Brasilien ebenso zu Ende geht,
wie die spanische Invasion von Dominica,
Macht.
Die Hinrichtung von Allen P.
Eggleston ilr Rewport, Ky.
Die am letzten Freitag in Newport, Ay., er
folgte Hinrichtung von Allen P. Eggleston, dem
Mörder Captain Menlc-S, war eine der schau
erlichsten, die in diesem Lande vollzogen wurden
und dürfte recht geeignet sein den Abscheu gegen
Hinrichtungen namentlich öffentliche zu
steigern.
Bei der Hinrichtung, die im Freien aufeinem
Platze stattfand, welcher wie für die Abwicklung
cincS so traurige Schauspiels geschaffen war,
hatten sich etwa 15—28,1>88 Zuschauer einge
funden. Eggleston wurde, zwar bleich und
schwach und in Folge der Wunden, welche ihm
die Eisenketten geschnitten hatten, unfähig ohne
Unterstützung zu gehen, aber gefaßt und ruhig
ans da Schaffst geführt.
Er sah die Umstehenden mit einem Ausdruck
von Leiden oder Resignation, mit einem Blicke
an.welchcr zugleich Trauer und Abscheu zeigte,
und richtete da Auge dann noch einmal auf
den klaren Himmel und die laubbedeckten Bergt.
Nachdem das Todesurtheil erlesen war, erhob
sich Egglcston, von zwei Männern gestützt, um
einige Abschiedsworte zu sprechen. Es war die
alte Geschichte. Schlechte Gesellschaft, schlcch
er Lebenswandel, die Versicherung und
sicher eine wahre daß er keinen Mord beab
sichtigt habe, Reue und Bereitwilligkeit zu ster
ben, damit seine That gesühnt werde. Der
Unglückliche war nicht, wie die meisten Ver
brecher, betrunken er hätte diejenigen, welche
mit elelhafter Neugier de Schlußakt de wider
lichen Schauspiels erwarteten, dann nicht mit
solcher Milde und Ergebenheit zurechtweisen
können.
„Ich bin traurig" sagte er „so Viele hier zu
schc, denn ich fühle, daß die Meisten aus eit
ler Neugier kamen. Ich fühle, daß sie nicht
daran denke, wir auch sie einst sterben müssen
und daß mancher von ihnen vielleicht auch einst
am Galgen sterben muß, wie ich. Ich bin sehr
traurig, so Viele hier zu finden, welche mein
trauriges Ende ansehen wollen; ich bin sehr,
sehr traurig so viele grauen und Kinder hier
z sehen, denn ich ging nicht mit der Absicht,
Capt. Mentor zu todten nach seinem Hause.
Ich habe immer versucht Blutvergießen zu ver
meiden. Ich danke Gott, daß er mein Herz
gerührt und es christlichen Gefühlen geöffnet
hat. Ich habe keine Furcht vor dem Tode und
fühle, daß, wenn wir Alle Gott liebten, wir
heute Alle nicht hier sein würden." Die Worte
waren sicher feierlicher als des officielle Gebet
mit welchem die Barbarei der Hinrichtung be
mäntelt wurde.
Egglcton'S Arme wurden dann auf dem
Rucke zusammen gebunden und die Schlinge
ward ihm um den Hals gelegt. Die weiße Kappt
wurde ihm Über den Kopf gezogen und, da er
nicht im Stande war, allein zu stehen, hielten
starke Hände ihn auf der Fallthüre fest. Als
er seinen Henkern zurief; „Gott segne euch !"
fiel die Falle und der Körper hing in der Luft.
Was nun folgte, war weit schrecklicher als
der Tod. Der Körper fiel mit großer Gewalt
durch die Lücke, der Boden gab nach und der
Körper des Unglücklichen stürzte acht Fuß tief zu
Boden, wo der Kopf mit solcher Gewalt gegen
das Holzwerk schlug, daß man es über hundert
Fuß weit hören konnte. Ein Schrei de Ent
setzens und des Abscheus durchflog die Menge,
welche sich wie eine brausende Woge an den
Galgen hinandrängte. Die Beamten hoben
den Mann kaltblütig, ohne da geringste Zeichen
von Mitgefühl, auf, trugen ohne dem au
seinem furchtbar zerfleischten Nacken da Blut
herausströmte, gleichgültig die Stufen zum
Schaffst hinan und gaben ihm Wasser. Ohne
ein Wort der Klage, ohne einen SchmerzenS
laut, unterwarf er sich still und ergaben aufs
Neue den Vorbereitungen zur Hinrichtung.
Das Einzige, was er seinen Henkern sagte, war
„Meine Herren, lassen Sic mich nicht noch ein
mal so leiden !"
Wiederum wurde ihm die Schlinge umgelegt
und diesmal wurde er mitleidig erdrosselt.
Wohin sei Geist ging, vermag Niemand zu
sagen die befriedigte Menge aber ging
zum Essen.
Ein kluger Hund. Der Vovoorck
Stateomau erzählt folgendes!
Eine in Campton wohnende Dame besaß
einen Hund, der wegen seines hohen AlterS und
seiner Kränklichkeit zu nicht mehr taugte.
Eines Tages sagte sie zu einem Arbeiter, der
öfters in ihrem Hause beschäftig war, sie wollte
ihm einen halben Dollar geben, wenn er den
alte Hund aus dem Weg schaffen und thu töd
ten wolle. Der Mann versprach da zu thun,
wenn man ihm erlaube, das Fell de Hunde zu
benutzen, um für sich und seinen eignen Ge
brauch davon ein Paar Handschuhe zu machen.
Als die Unterredung auf diesem Punkte ange
kommen war, stieg der Hund, der bis dahin ru
nig am Herde gelegen hatte, yn seinem Lager
auf, warf auf die beiden Verschwörer einen ehr
kummervollen als ärgerlichen Blick und verließ
das Hau. Auf einer kleinen Anhöhe in eine
geringen Entfernung von dem Hause blieb er
stehen, warf noch einer sehnsüchtigen Blick auf
da Haus und dessen Umgebung und dann lief
er in den benachbarten Wald, um nie iede
zurückzukehren. Man sah und hörte seitdem
EinZeichen der Cholera. Bis jetzt
haben wir noch nic von einem untrüglichen Zet
che einer gesunden Luft gehört oder von einer
überall wahrnehmbaren Erscheinung, welche die
Abwesenheit der Anwesenheit einer bestimmten
Krankheit anzeigt, aber nun hören wir von ei
nem solchen Zeichen, und zwar durch Dr. New
ton in Cincinati, welcher an die New Jork
Tribune einen Brief geschrieben hat worin er
angiebt, daß dort alle Fliegen verschwunden
seien und daß dieses sicherste Anzeichen sei, - daß
dort die Cholera epidemisch grassire. Wo die
Cholera lebt, da sterben die Fliegen. So die
ses wahr ist, so muß es auch umgekehrt wahr
Nro. R.
sein, daß da wo die Fliegen leben, die Cholera
nicht leben kann. Die Anwesenheit der Fliegen
muß eben so ein untriiglicheS Zeichen von der
Abwesenheit derEholeraglseprdeinischerKrank
heit sein, als die Abwesenheit der Fliegen noth
wendig bedingt. Wenn die Fliegen so zarte
Nasenlocher haben, daß sie die Choleraluft bis
zum Todtwerden einsaugen, so sind sie recht gute
Cholera-Barometer, und keine Stabt darf sich
wegen der Cholera grämen, so lange sie noch
01l Fliegen ist.—Da wir nun hier, in Har
riSburg, mit diesem Artikel sehr gesegnet sind
und auch genug zum Crportiren habe, so kön
nen wir so lange wir Fliegen haben, ohlgrmuth
und heiter sein.
Tagesneuigkeiten.
* Ein kleine Madchen nahe Milton, Pen
svlvanien, wurde vor Kurzem nach den Feldern
gesandt, um den geldarbeitern einen Imbiß zn
bringen. Da eS langer blieb, als nöthig war,
suchte man nach ihr, worauf man fand, daß es
von einer schwarzen Schlanze erwürgt war.
Das Kriechthier hatte sich mehrere Male um
des Kindes Hals gewunden, und mußte entzwei
geschnitten werden, bevor es seine Halt fahren
ließ.
* Gen. Steele und seine Escorte entgin
gen kürziich nur mit knapper Roth der Gefan
gennahm von Seiten der Indianer. Sie ver
loren 47 Maulthiere.
* Unter den Sprachen der Culturvölker ist
die englische am verbreitsten-> sie wird von 7ii
bis 811 Millionen Menschen als Muttersprache
geredet; die deutsche von ungefähr 48 bis 58,
die französische von 4tl bis 42, die spanische von
35 bis 48, die italienische von ungefähr 28
Millionen.
* Der Ver. St Dist. Attorncp Chandlcr
macht die nöthigen Vorbereitungen um den
Jeff. Davis zu Processiren.
* Der Präsident begn ad ig t e vor Kurzem
Joseph E. Davis, einen Bruder von Jefferso
Davis.
*Jn Westford, Dodge Countp, Ohio
fiel kürzlich ein bösartiger Eber ein 7 Jahre H
altes Mädchen auf der Straße an und riß ihm
den Unterleib auf, so daß die Eingeweide her
vordrangen. Das arme Kind starb nach Ver
lauf einer halben Stunde.
* G'W.W oo ds, ein nördlicher Abolitio
nist, welcher neulich den Editor des „Memphis
Avalanche," Col. Galloway, zu ermorden ver
suchte, ist verhaftet und unter ch3l,BoBßUrgschaft
für gerichtliches Erscheinen gestellt worden, weil
er ein Mulatten-Mädchen anfiel und sie noth
züchtigen wollte.
* In Platte City Mo. fand am Samstag ein
politischer Aufruhr statt, bei welchem drei Man
ner getödtet und acht bis zehn verwundet wur
den.
* Der Präsident hat folgende Personen für
Philadelphia angestellt: Schahmeister der Münze,
JameS McKibben; Postmeister, Wm. Mill
ward: Naval OfsicerJ. N. Flanigen.
*Jn Chicago machte die wegen Ermor
dung ihres Mannes in Haft befindliche Millie
Trüffel einen verzweifelten Versuch, sichln ihrer
Zelle mit einem Shawl zu erhängen.
*ln St. Louis jagte sich ei junger
Deutscher, Namens Demuth, aus Verzwcis
lung über ein Kopfwehleiden eine Kugel durch
den Kopf.
* AusderJail von sor k Countp, Pa.,
entwischten am l. Sepr. drei Gefangene. Sie
halte dem Sohne des Sheriff's, als er die
Thüre öffnete, Sand in die Augen geworfen
und sich aus dem Staube gemach.
* Die neuen Stempel für Bi erfäs
se r sind ausgegeben worden. Für ganze Bär
rel ist ein Dollar-, für halbe ein 58 Cents- und
für viertel ein 25 TentS-Stempel bestimmt.
Derselbe muß so über das Spundloch geklebt
werden, daß er bei Oeffnung desselben zerstört
wird.
* Der Er-Senator Francis Woodburp von
Georgia starb am 13. d. Mis. in Savanyah
an der Wasserscheu. Er war vor zwei Mona
ten von eiuem Schoßhllndchen gebissen worden.
* Der ehemalige Rebellen Oberst Geo.
Moodp, welcher vor einem Monat als Delegat
der National Union Convention in Philadelphia
beigewohnt hattte, wurde am vorigen Samstag
in seiner Office in Port Gibsvn Missis. ermor
de. Er war in hervorragender Advocat.
* Der Präsident hat folgende Inland-Steuer
Assessoren und Collektoren für den Staat Penn
sylvanien ernannt! A. H. Coffroth Assessor und
Rnsus S. Swope, Collect fü den 46.Distr.;
Michael Frank, Assessor für den 18. Dist, Jos.
H. Lanhart, Assessor für den 28. Distr. und ZU
C. Mullier, Tollector für den 17. Dist.
* Die Ueberbleibsel de Mobiliars in Alling
ton, der Besitzung der Gtnyalin Rob. . Lee,
ist einem Bevollinächrigten de Gen. Lee auf
Befehl des Präsidenten ausgeliefert worden.
Die Möbel Bilder, Papiere ic. sind grälßich
ruinirt der gänzlich gestohlen.
Maximilian hat den Befehl der Räumung
von Sonora durch seine Truppen zurückgenom
men. Der franzosische Befehlshaber, welcher
sein Truppen bereit erladen hatte, hat sich
geweigert dem Befehl Folge zu leisten.
slm August wurde nah PreScott Arizona,
ein Wagenzug von 188 Indianern attackirt, wo
bei ei weißer Mann getödtet und ein anderer
verwundet und 33 Indianer getödtet wurden.
* Santa Anna negociirt soeben tu New Jork
eine Anleihe von 55,888,858 um seinen Plan
für die Reconstruction Mexico auszuführen.
Sine Menge ehemaliger Ver Staaten Offiziere
fallen ihm ihre Dienste angelragen haben.
Der Gen. Couch hat von ber Regierung eine
Zuschrift erhalten, daß er zum Hafencollcctor
von Boston emann ist.
Am 11. d. M. wird die Vermont Legislatur
zusammentreten, um 2 Ver. Staaten Senatoren
zu erwählen unb baS Amendement zur Consti
tution zu rtNisktren.
Die Vertheidiger des Jeff. Davis werden sich
nächsten beim Richter Lyons einen Habeas
Corpus Befehl an den Richter Meredith von
Richmond, Va., wegen Freilassung des Jeff
Davis unter Bürgschaft auswirken.