Jahrganst 1. Die Penshlvanischetaats-Zeitnn.i! Herausgegeben von loh. Georg Nippcr, erscheint jeden Donnerstag, und kostet biJ.OI! per Jahr, zahlbar innerhalb dcsJahres, nl SSV ach Verstust des Jahrgangs. Einzelne Exemplaren,Gents per Stück. Keine Subscriptionrn werden für weniger als sechs Monaten angenommen ; auch kann Niemand das Blatt abbestelle, bis alle Auel stände bezahlt sind. Anzeigen werden zu den gewöhnliche Prci sen inserirt. Office: in der „Patriot und Union" Druckerei, Dritten Straße, Harrisbarg, und in der „JnteUigenccr" Druckerei, am Ccntrc Poesie. Die Klagen der Armen. „Und warum klagt das arme Volk?" Frug mich der reiche Mann. „Komm", sprach ich, „geh' hinaus mit mir, Daß ich'S dir sagen kann!" Wir hatten Rock und Mantel an. Und dennoch froren wir. Ein alter Man trat auf uns zu ; Sein Haar war dünn und weist. Warum er jestt nur brauste sei, Frug ich denselben Greis. Bei Frost und Slerncnlicht. Wir sahn ein jung barfnsth, uind, In schlechter, dürft'ger Tracht; In solcher Mitternacht. ES sprach : „mein Vater ist zu HauS ; Krank liegt er auf den Tod ; Drum hat man mich hinausgeschickt, Zu betteln noch um Brot l" Auf einer graue bleich Gesicht Fiel der Laterne Schein; So saß sie auf dem Stein. Ich frug, was sie verzögt nur Im eis'gen Abendwind; Umschauend hieß sie stille sei , Im TragekorbdaS Kind. Darnach: „mein Mann ist ei Soldat, Schlägt für den König sich ! Nach meinem fernen Kirchspiel drum Heimbettcln muß ich mich!" Sahn wir ein Mädchen dann; Mit dem stechen Blick der Buhlcri Trat sie die Wandler an. Ich frug: „Was Süßes bat die Schuld, DaS dich zu spätem Harm, Das dich zuSchmach und Siechthnm lockt?"— Sie sagte „ich bin arm!" Drauf zu dem Reichen wandt' ich mich ; Da stand er sprachlos schier. „Du frugst: „was klagt das arme Volk?" Und diese sagtcn'S Dir! R. S. Fe ui ss et 0 n. So that eine edle deutsche Fürstin. Anekdote von W. O- v, Horn. Alle Genossen der kleinen Abendgesell schaft oder Spinnstusic (da alle Frauen und Mädchen spannen) saßen stille da, als der alte Schmiedjacoh geendet hatte. Er selbst schwieg eine Weile, klopfte seine kleine Stummelpfeife aus, stopfte sie wie der, zündete sie behaglich an und nahm dann das Wort wieder. Bei der Zigkll nergeschichte, sagte er, die auch auf die Geschichte eines edlen Fürsten hinaus läuft, fällt mir justemcnt eine andere ein, die eigentlich dazu gehört. Ich will sie Euch darum auch gleich erzähle, weil eS so ein Parlein gibt. Auch möchte ich sie sonst vergessen, denn in dem Gedächt niß alter Leute ist'S, wie mit einem Sacke, der Löcher hat, was man auch hineinthut, rS lauft gleich wieder herans. Als der jetzt regierende Herzog Adolph von Nassau, geboren worden war, wurde für ihn nach einer Säugamme im gan zen Herzogthum gesucht; denn es sollte ine reine, sittige, junge Ehefrau sei, Von blühender Gesundheit, unbescholte ner Rechtlichkeit und sanfter Gemüths art. Aus allen Aemtern des Herzog tums wurden geeignete Personen ach Weilburg gebracht, denn es hatten sich gar viele gemeldet, da es ein schönes Stellchen war; aber nur Eine fand Bei fall, und bei ihr traf auch so ziemlich Alles zusammen, was man forderte; ja, was noch mehr war, gerade ihr wollte dt liebende Mutter ihren Erstgeborenen an die ernährende Brust legen mit vol lem und ganzem Vertrauen. Das war viel; aber es war auch viel für eine Mutter, ihr Kind einer andern zu geben und ein fremdes an ihre Brust zu neh men, sich auf ein Jahr ganz loszusagen von ihrem Gatten und ihren Kindern und gar keinen Umgang mit ihnen zu haben. Die Erwählte war sehr arm; ihr Häuschen drohte einzustürzen und mit ihrem Gehalte wollte sie es bauen. So wurde st denn des Erbprinzen Schenkamme, und das Prlnzchen gedieh - Zar schön und gesund. Die allgemein Heltebte Herzogin Luise, eine geborene Prinzcsi vvn Hildburghause, hatte die a Schcnkammc ungemcin lieb, und be schenkte sie gar reichlich, und hielt sie recbt in Ehren ; aber das liebliche Weib <> blieb sv wie sie gewesen, stille, freundlich, >r dienstbereit und demüthig. Gar oft sprach die Herzogin mit ihr über ihre Verhältnisse, und suchte ihr so ihren ,i Kummer und ihre Wünsche heranszu -5 locke. Da kam sie denn dahinter, daß nur zwei Tinge das gute Herz beschwer ten, nämlich eine Schuld von hundert " Gulden und der banfällige Zustand ih e res Hüttchcns. Je näber der Zeitpunkt der Rückkehr " zu den Zbrigcn kam, desto fröhlicher wurde sie. Eine andere wäre traurig geworden, wenn sie das gute Leben am Hose hätte verlassen müssen; aber es fiel ' ihr auf, daß ibr Mann und ihre Kinder, die sie wobl alle paar Wochen Sonntags einmal sah, schon lauge nicht mehr da gewesen, und doch war Mchrcnbcrg nur eine Stunde von Wcilhurg entfernt. Das tröstete sie, daß die gute fromme Herzogin immer sagte, sie sollte nur ruhig sein, sie seien frisch und gesund, und da bei lächelte. Endlich —es war im Herbst —kam die Zeit, daß sie wieder heimkehren sollte. Mit heißen Thränen trennte sie sich von ibrem Säugling und von der gute Frau Herzogin, und doch schlug ihr Herz in seliger Lust, daß sie wieder zu ihren sie ben kommen solle nach so lauger Tren nung. Ihre Kiste war neu, war vollgepfropft von Leinwand und Kleidungsstücken, die sie alle neu erhalten hatte. Ihr Bett und alle das einfache, aber so schöne Geräthc ihres Zimmers schenkte ihr die edle Fürstin. Ach, sagte die Frau, wo werd' ich's doch hinthun in meinem armen Hütt chcn? Nun, nun, sagte lächelnd die Fürstin, Du findest g cwi ß ei Plätzchen dafür. Gcrübrt entließ die Herzogin die un ter Tankcsthräncn scheidende Frau, und bald rollte der Hoswagen, der sie heim bringen sollte, die Straße nach Mehrcn bcrg bin. Endlich erblickte die sehnsüchtig aus schauende, junge Frau den Kirchthum von Mcbrcnbcrg und sie zitterte vor Lust, denn seit einem Jahre hatte sie ihr liebes Torf nicht wieder gesehen. Endlich subrcn sie ins Dorf. Die Leute grüßten freundlich die Heimkehrende, und sie hinwieder die alten, liehen Bekann ten und Freunde. Aber da hielt der Wagen an einem neuen Hanse. Sekr groß war'S nicht, aber gar freundlich und wohnlich. Ach, da wohn' ich nicht! rief sie dem Kutscher zu, aber da standen die Nachbarshäuscr, wie früher auch nur ihr altes, haufälligcs Häuschen nicht. > Sie wußte nicht, was sie sagen sollte. i Da kamen im hellen Jubel ihre Kin- > der ans dem neuen Hause heraus und: Mutter! liebe Mutter! rief'S hier und da, und: siehst du auch unser neues j Haus? Und der Gatte kam und hielt ! ihr blühendes, liebes Kind hin, daß sie es herze! Ach, das war zu viel! Es wurde trübe 5 vor ihrem Blick; ihre Thränen rollten auf ihr Kind, das sie an die mütterliche Brust drückte, und das Gebet, das aus einem seligen Herzen gen Himmel stieg, das galt der edlen Fürstin, und Der dro ben, Der die stillen Gebete hört, Hat'S nicht vergessen, Sic stieg nun aS und trat in das HauS, und sah mit thränenfeuchten Bli cke die schönen Räume, und als sie die Kiste ausmachte, lagen zwei Papiere dar in, das eine war der Schcnkungöakt über das Haus und Garten, und das andere die Quittung über die Schuld von hun dert Gulden. Aber da war'S aus! Alle weinten vor Lust und Seligkeit, und als der Be diente, der die Frau heim begleitet hatte, der edlen Fürstin erzählte, was er ge sehen und gehört, da perlten auch ein paar Thränen über ihre Wangen, und das waren von denen, die zu Perlen werden für die Krone im Himmel. Tic edle Herzogin ist längst hinüber gegangen in das Land des Friedens; aber wenn ganz Nassau sie vergessen hätte, was nicht ist, so wüßte ich Herzen, die ihrer nie vergessen. In Mchrenberg könnte man sie finden! Wie einmal Einer ein Dampf schiff besehen hat. Das weiß ich mich noch recht gt zu er innern, wie die Leute die ungläubigsten Gesichter machten nnd bedenklich den Kopf schüttelten, als es hieß: Auf dem Rheine fahren stattliche Schiffe gegen das Wasser und es ziehen sie keine Pfer l de, sondern der Rauch treibt sie, und da i her nennt man sie Rauch- oder Dampf ' schiffe! ; Der Gevatter rückte damals seine t Strumpfkappe aufs eine Ohr und sagte eifrig: Was ? Der Rauch soll ein Schiff , gegen den Strom treiben? Ja, Ihr h habt Rauch im Kopf! Ich bin zu alt, a mir so blauen Nebel vormachen zn las e scn. Wenn Ihr Einen hänseln wollt, > so geht ein HauS weiter! Als aber end > lich nicht mehr zu zweifeln war, ging er nach Bingen und sah's nun mit eigenen > Augen, schüttelte den Kopf und sagte - Vor sechzig Jahren hätten sie gesagt das ist Teufelsblendwerk! Pure Hexerei! Nun sieht man'ö selbst und muß es glau ben; aber fahren möcht' ich doch nicht drin! Und—ein Jahr später ist er mit nach Mainz gefahren. So geht'S in der Welt! Gerade wie der Gevatter, sprach da zumal Einer, der bei Jugenheim da her um, etwa drei Stunden von Mainz land einwärts, wohnte. Er hieß Hanjacob den andern Namen nenn' ich nicht denn er könnte roth werden, wen er ihn in den SchmiedjacobSgcschichtcn läse. Er war ein dicker Bauer, wie man so von einem sagt, der nicht so rechnen muß: Vier von Drei kaun ich nicht—so lehn' ich Eins. Er schickte alle Markttag ei nen Wagen Frucht nach Mainz, daß die stolzen Rappe, die ihn zogen, keuchten, und der Jerjel, sein Sobn, fuhr's hin ein. Der Hanjacob war auch so Einer, der überall knauserte, nur nicht wenn er Morgens einen vierteligen Krug voll Wein holte, den er in das Schränklei neben dem lederbezogenen Sorgstuhle stellte und ihn regelmäßig gegen Abend bis auf die letzte Thräne ausgepfiffen hatte. Die rothen Nasen kommen nicht vom Wassertrinke, auch nicht vom Durstlei den ! ? Wenn er Geld ausgeben sollte, so fand seine Hand gar den Säckel nicht; wenn'S aber aus Einnehmen ging, war er so singersir wie der Gelderhcber. Der Hanjacvb wollt's auch nicht glau ben, daß cö möglich sei, daß der Dampf Schiffe treibe. Als aber dazumal sein Jerjel von Mainz kam und den schweren Geldgurt auf den Tisch warf und sagte : „Vater, 's ist meiner Sechs wahr, das Geschwätz mit den Rauch - Schiffen, ich Hab's nun selbst gesehen nd bin dri gewesen; Himmel! was eine Pracht ist das!" Da wurde er andern Sinnes und sagte! „So muß ich'S auch sehen!" Das war kein leichter Entschluß! Vom Gehen war er kein Liebhaber, seit er seine 25V Pfund wog. Essen und Trinken schlug an bei ihm, und hernach die Ruhe auch. Als nun der nächste Markttag kam, ließ er Waizcn laden, wie ihn die Mäuse nicht schöner zusam men trugen; kleidete sich in seinen Hoch zeitSrock,von dunkelblauem Tuch mitüber sponnenen großen Knöpfen; that die rothe Weste und die hellgrauen Hosen an; setzte die Ottcrpelzmützc auf, und drüber zog er seine blauen Kittel ; setzte sich auf den Wage und der Jerjel klatschte und rief: Ich! Wie der Blitz war der Wagen voll Walzen verkauft, und dem Herrn Probst seine hellen Fünffrankthaler rutschten in den Ledergurt, den der dicke Hanjacob um die Hüften schnallte, und zum Jerjel sagte er - „Stell die Pferde ein und geh' ins Nößchen und trink' einen Schoppen Bier, bis ich wieder komme." Drauf ging er an den Rbein, um das Nauchschiff zu besehen. Da lag dann das stolze Schiff, es war die Concvrdia, und der Rauch qualmte eben aus der Esse, und die dürren Engländer liefen mit ihren Mänteln, Schachteln und Sä cken wie all nichts Guts. Stand der Herr Hanjacob da und sperrte die Augen auf vor Verwunderung; ging als ein Schrittchen näher und kam endlich auf das Schiff. „Nichts für ungut," sagte er zu dem schelmtgen Eonduktcur, „darf man ein mal das Schiff sehen ? Wenn's auch ein Trinkgeld kostet." „Wollen Sie mitfahren?" fragte der. „Gott behüte!" sprach der Herr Han- Jacob,—„sehen möcht' ich'S nur so ein mal, daß ich sagen könnte, ich Hätt'S ge sehen." „Warum denn nicht!" sprach der Eonduktcur, „ich habe just noch so viel Zeit. Kommen Sie nur! Es kostet durchaus Nichts !" Das gefiel dem Herrn Hanjacob, und um so mehr, als der Herr Eonduktcur nicht sagte - Aber es kostet so und so viel, sondern generös war und ein ga lanter Mann. Geht er denn mit ihm; sieht die Ca jüte, die Küche, die Maschine, und end lich auch den prachtvollen Pavillon, so heißt nämlich das hinterste und schönste Gemach, in dem nur fürstliche Personen reisen. „Hei!" rief er da aus, „so was, das muß ich sagen! hab' ich noch nicht ge sehen und bin fünfzig Jahre alt! Und wie müßte da ein gutes Tröpfchen schme cken ?" Er schnalzte mit der Zunge und dachte an seinen viertekigen Krug daheim im Schränklein neben dem Sorgstuhl. „Ei, das können Sie auch hier haben," sagte der Condukteur, und klingelte. Wie der Blitz war ein Kellner da. „Eine Flasche Pisporter!" rief der Condukteur. „Ei, was!" rief der Herr Hanjacob, „macht doch keine Narrenstretche. Meint Ihr, ich tränke? —Das darf man hier nicht!" LancaSter, Pa., Donnerstag, September i:t, Der Condukteur lachte nd sagte: „Still nur, das ist ja der allerbeste Mo selwein, und jeder darf hier so viel Fla schen auspfeifen, als er will!" „Wenn das ist, so laß ich mir'S ge fallen," meinte Hanjacob, und setzte sich mit unendlichem Behagen in die Sau, mctpolstcr. In dem Augenblick kam der Kellner. Der Condukteur schenkte ein und sag te - „Lassen Sie sich'S schmecken, ich muß einmal hinauf, komme aber bald wie der." Hanjacob versuchte und probte. Pitz! sagte er zu sich, der ist, mein' Scel, besser wie meiner dabcim, und ist 22cr. Als der Condukteur kam, war das Fläschlcin leer. „Hört 'mal," sagte Hanjacob, „der ist besser, als ich dachte; laßt Euren Sohn och eine Flasche holen, die aber noch einmal so viel bält, wie die da; —denn als ich ihn geprobt battc, war sie leer. Das hessische Maaß ist probat, da schlägt der Wein Wellen vor der Nase, wie die Bingcr sagen!" Der Condukteur klingelte und der Kellner kam. „Kind," sagte Hanjacob i bester Lau ne, bring' gleich zwei, denn dein Vater soll auch mittrinken." Der Kellner verbiß das Lachen und brachte die verlangten Flaschen; aber die hielten nicht lange vor, denn nun war der Herr Hanjacob angetrunken und im Zuge. Es kamen noch zwei. Als nun das Schiff sich bewegte nd die Räder anfingen zu schlagen, fragte Hanjacvb, „was das wäre?" „Die Räder schaufeln!" erwiederte der Condukteur, und der Herr Hanjacob gab sich, und meinte: Hier sei's herrlich; da könnte ein König sitzen und trinken ! „Da sitzen auch nur Könige nd Für sten!" wätr des Conduktcurs Autwort. „Das wär!" lallte dcrHanjacob, den die Zunge war schwer geworden und die Auge sahen schon quer in die Welt. Er nabm die leere Flasche, klopfte auf den Tisch und rief: Hollah, Wirthschaft! Noch eine! Ter Eonduktcur ging, den Kellner zu senden, und der brachte noch eine Flasche, die ihre gute Wirkung that. Als ach einiger Zeit der Condukteur wieder kam, lag der gute Hanjacob auf dem Polster und schliefchart und fest. Der schalkige Condukteur schloß die Thür ab und ging, seines Amtes zu warten. Es war schon spät am Nachmittag, als das Schiff bei Köln anlegte, da pol terte Herr Hanjacob wie rasend au der Thür des Pavillons. Der Condukteur eilte hinab, um auf zuschließen. „Ausgeschlafen?" fragte er. „Ja," sagte Hanjacob und dehnte sich, behaglich gähnend, „das heiß ich schla fen !" Er kam auf das Verdeck, um nun zu seinem Jerjel ins Nößchen zu gehen und dachte: Was wird der Bub' sage, daß ich so lange ausblieb? Als er sich aber umsah, wnrd'S ibm ganz kurios zu Mutke; denn die Stadt Mainz, die er seit -tv Jahren so genau kannte, wie seine Westentasche, sah ihm jetzt ganz anders aus. Was, alle Wetter! rief er, sind denn die Mainzer alle behext worden, seit ich schlief? Die haben ja alle ihre Hans- Thüren zugemauert! Nein, so was hab ich auch noch nicht erlebt! Als er aber sich genauer umsah und Alle, die um ihn standen, und denen der Condukteur den Spaß erzählt hatte, in ein schallendes Gelächter ausbrachen, rief er: „Wo bin ich dann ?" „In Köln!" sagte der Capitän. „Heda," rief er zornig, und faßte den Condukteur beim Rocke. „Warum habt Ihr mir den Streich gespielt?" „Nun, Sie schliefen fest," sagte der, „daß ich Sie, trotz alles Rüttelns und SchüttelnS, nicht wach kriegen konnte! Da dachte ich denn, Sie wollten einmal eine Nheinreise machen und sich die schö ne Gegend besehen, wie ein Engländer." Als Alles wie besessen lachte, kratzte er sich hinter dem Ohr und sagte: „Was wird mein Jerjel sagen, der im Nößchen einen Schoppen Bier trinkt und auf mich wartet?" „Seien Sie nur ruhig," sagte der Condukteur, „morgen fahren Sie wie der mit uns nach Mainz!" „O! dann ist's gut," rief nun Han- Jacob aus, und flüsterte dem Conduk teur ins Ohr: „Habt Ihr noch von dem Ihr wißt'S schon?" „Freilich!" versetzte der Condukteur. „Ei, so sagt Eurem Sohn, er soll mir noch eine hinunter in die schöne Stube bringen," sagte er, und ging wieder hinab. Und am andern Tage fuhr er wieder mit nach Mainz. Aber was machte er für Augen, als er die Zeche für den 1822 er Pisporter hörte und das Reisegeld für den Pavillon indem er hinab und herauf gesessen? Sein Gurt wurde um Vieles leichter. Als er aber in Mainz ans Ufer stieg, blieb er stehen, sah das Schiff och ein mal an und sagte: Dich vergeß ich so- bald nicht! Und der Eondukleut ist ei höflicher Mensch, das ist wahr aber aber —ich weiß, was es kostet, und fahre meiner Lebtag mit keinem Raumschiffe mehr. Was wird meine Frau sagen? ! Mililcljt's. Tic Buttcrlirod-Brigadr. (Erstes Kapitel.) in der letzte Zeit gewiß schon öfter von der so genannte Bntterörod Brigade gehört. Daß diese ebenso merkwürdige als interessante Orga trugen. Die Bntterbrod - Brigade hatte de letzten Krieg für sich und die Ihrige dckanntlich z rcicn und größeren Anncl'inlichkeitcn des mcnsck tichen Lebens versorgt und hatte, um sich selbst zu bereichern dem Lande unzählgie Wunden einmal folgendermaßen übersichtlich zusammen gestellt hat, nämlich: Freedmentt'ö Bureau Job K 7,1t61>,1)M National Banken Interesse Job 3ll,t>tsi>,lltsi> Gesteigerter Tarif Job 3t),(>lsi>,VW Vttkanfö Job Iö.tWMI Ncger-ErziehungS-Bureau Ivb ö.iliwMl Mericanische Anleihe Job ÜVMVMV Montana Anleihe Job (mit dem Veto des Präsidenten belegt) 2tl,ttM,liM Missilfsippi- und JazoS-Dämme Job üv.MVMI Nördliche Pacific-Eiscnbah Ivb ütlMtMl Diese Gcsammtsummc aller dieser Jobs bc läust sich auf -K237M>M sage: Zweihundert Siebe und Dreißig Mi lien c n Dollars und die einzelnen Pöslchcn liefern den Beweis, daß der Geschmack der But terbrod - Brigade ei wunderbar feiner ist und daß cS diese Herren ganz vortrefflich versiebe, für ihre Nimmersatten Mägen die famosesten ..vill ok iure" oder Speisekarten anzufcrti gen ud für ihre unergründliche Geldbeutel da Quellen ausfindig zu machen, wo sie kein anderes Geschöpf unter dem Hinimct auch nr würde vermuthet habe, Alt' dieses Geld fließt in die Taschen der Mitglieder von der UnionS- oder der ereinigten Bntterbrod - Brigade nd wird aus dem guten Volke in einer Art und Weise herausgepreßt, die demselben schließlich ein ganz bedeutendes Kopfweh verursachen muß. Nurzum Schein haben sich jcne UnionS-Säu. gcthicrc endlich einmal auch das Ansehe geben Ausgabe verfügt, wird nämlich zugleich angc geben, wie das Geld zur Bestreitung der Aus gabe aufgebracht, oder ans welche Fonds es ge- Natürlich wird die Verfügung des Finanz- SckrclärS große Enttäuschung nnd Aufregung bei den „Jungen in Blau" bewirke, nd das radikale Soldatcnsrcunrs.l'afi" die Augen öff Bei Passiruiig hatten die Butter brod Radikalen zweierlei in Auge: I > sollte den Soldaten Sand in die Augen gestreut, resp, ibrc Stimmen erschlichen werbe, 2> sollte damit die Erhöhung des Ge baits der Congreßmitglieder von HüstM auf Hötltt>>, und; war rückwirkendfürdaS vergang e e Ja h r. v erd c ckt und v c r znckert w erden. Natürlich würde das Volt sofort gegen die unvrrschämte Forderung der Bntterbrod Brigade für ihre miserablen Ticnste im Congrcß entschiede proteslirt ha ben, nd nm die Bolksstimmung mit der Ver schwendung des Congresscs zn versöhne, und zugleich die Soldaten sich geneigt zn machen, wurde an demselben Tage mit der GchaltScr böhnngsbill auch die Bonntvbill für die Sol baten passtet. Linn kommt aber derradikalc Srbwindtl. In der Bill für Erhöhung des Gebalts der Congrcßmitglieder wird ganz genau angegeben, woher das Geld dafür ge nommen werden soll, so daß die Herren ihre chöllll vcr Mann ocb vor ihre A brcis von Washington cinstrei chcn konn- Eilc" die Bestimmung, woher das Geld genom mcn werde soll, ausgelassen, nnd so kann der Finanzsckretär keine Auszahlungen machen. Hicbri hatten die Bntterbrod - Brigadiers noch die heimtückische 'Absicht, die Soldaten glauben zu machen, es sei dicSchnld des FinanzsckretärS, eines Johnson Rcvublikanrrs, daß sie die Boun lv nicht erhalten könnten. Sic hoffte, man werte diesen dafür verantwortlich machen, daß den S oldate kein "'cid ausgezahlt werde kann, während j i c das Gesetz absichtlich so Mangel hast abfaßten, tast er auf Grund desselben keine Auszahlungen mache darf. Helden und das Volk der Vereinigte Staate. Das Motto und das Fcldgcschrci dieser radi kalen Bntterbrod Helden i st: Bescheidenheit verlaß uns nicht; Im Trüben ist gut fische. Zum Fischen sind wie stets bereit, Dr, gib, daß wir zn jeder Zeit Das beste Fett erwische.— Ist unser Wunsch nnd Wille ! Sind'ö alle Verrätlicr ? Es ist wahrhaft lächerlich, wen man die radi kalen Blätter durchficht nnd wahrnimmt, daß sie iinmcr noch die alte Stichwörter „CoppcrheadS" „nördliche Rcbcllcnfrcunde", „Vcrräther,,. u. s. w., auf alle anwende, welche nicht in's radikale Horn blasen, sondern sich erfrechen, anderer Meinung zn sein. Wir werden scbrn, ob das Polt sich durch solche ,'trastansdrückc bewege lassen wird, bei den nächsten Herbstwablc de die Zügel in die Hände zugeben; oder ob es die Union wieder hergestellt und die Constilntion anfrccht erhalten sehen will. Die „todte Eine", der berüchtigte Fornep, nannte vor ein paar Tagen bei einer Versamm lung der Radikalen in Lancaster.Pa., den Prä sid entcn Johnson wieder einen „infame Vcrrä tbcr," und alle Loyalen von demselben Gelichter, sie alle wissen keine besseren Argumente vor zubringen, als ihren Gegner Ehrentitel beizu legen, die de Catalog der Hamburger Fischwei bcr in den Schatten stellen. ES wird am 17. September eine Conven tion von Land- nd Seesoldatcn in Clcvcland, 0., stattfinden, zu welcher die hervorragendste Mililärpcrsoncn eine Adresse und Aufforderung anAllc, die für die Unterdrück.; der Rebellion nnd die Wiederherstellung und Erhaltung der Union fochten nd bluteten, erlassen haben. Der Zweck der Convention ist, die Politik des tioual-Unio Convention zn Philadelphia ge schal), zu unterstützen. Die Radikalen nennen den Präsidenten eben dieser seiner Politik wegen, welche Frieden nd Zinke im Lande und die Union wieder herstellen ei Perräthcr ist, sind dann nicht Alle Verrätber, die seiner Politik beipflichte ? Von dcnMänncrn, welche die Adresse und Aufforderung unterschrie bcn und sie gebilligt haben, nennen wir hier G cn. M a j orc:—G. A. M. McCook, L. H. Rousseau, George Crook, S. Mcredith, ThoS. Ewing, jr., John A. Dir, JamcS B. Stcedman, F. P. Blair, A. W. Slocum, Da niel E. SickleS, Gordon Granger, John A.Mc- Elcrnand, D. N. Couch, W.W.Avcrill.und 26 andcrcGeneral Majore, derenNamcwcnigcrall gcmcin bekannt sind ; iL) Brigadier-Gene ralc, 16 Colonels und 23 hochstehende Armcc ärzte. Wird das Volk den unverschämten Markt schreier glauben, daß diese Männer Vcrräther sind ? Tie Radikalen hoffen es, und geben da durch dem Volke in inlcllcctncllcr Hinsicht ei I Armuths-Zcugniß, das cS bei den näch ste Wahlen mit Entrüstung zurückweise wird. Ein uoffcr mit Hötl,6W in Sicherheiten, welcher in dem Gewölbe einer New Aorkcr Bank dcponirt worden war, istgcstohlcn worden. Der Verlust fällt zum Theil auf ein HauS in New Zlork, theils auf eine Firma in Boston. Eine Spur der Räuber ist bis jetzt noch nicht ! entdeckt. General Willich, Willich'S Behauptung, von selbst zu. Wil lich gcräth also durch seine Motivirung jenes Schrittes von Pugh mit sich selbst in Wieder spruch. Millich ist ein guter Soldat, aber ei schleich cnzgclüste zn befürchten Hadem Klagen gegen den KriegSsrkrcteik Edwin M. Staut. entgegennehmen werde. Niemand konnte Rechenschaft geben, wie es tröst alledem kam daß Mr. Stanton im Cabinct blieb. Jestt wird von Washington aus berichtet, tast verschiedene wünscht wird, welche darin Partei für ihre Be amte nimmt, ehe Mr. Stanton aus dem KriegSdepartemcnt ausscheidet. Derselbe wur de nämlich von verschiedenen Seiten wegen berechtigter Verhaftungen vor der Distrikt Court T. Smithso, einem Bankiers von Washington der 1863 vom Kriegsdepartement verhaftet wur de, weil er mit dem Feind in Correspondenz stehe nd südliches Papiergeld verkaufe. Er wurde in das alte Capitol eingesperrt, seine Familie aus ihrem Hause geworfen und seine Möbel wurden von der Polizei fortgeschleppt. Später wurde Mr. Smithson von einem Kriegsgericht vcr urthcilt und zu Illjährigem Gefängniß in der Penitentiarp zu Albanp verurtheilt, aber von aber von Präsident Lincoln pardonirt und frei gelassen. Er hat jestt eine Klage aus H!!OM> Schadcncrsast anhängig gemacht. Das Cabinet hat diese Frage diScutirt und der Vcr. Staaten General-Anwalt erhielt Be fehl die Vertheidigung des KricgSsekrelärS zu übcrncbmcn, zu welcher er einen jungen Advo katen Mr. W. G Fcndall cngagirt hat. Tie Anklage wurde von Messrs. Denver nd Peck geleitet, und wird die Constitutionalität eines GcsesteS bestreiten, welches RegierungSbcamten indcmnifizirt für alle Akte, welche sie als solche zur Unterdrückung der Rebellion varnahmc, und worauf sich Mr. Stanton und die Regier ung beziehe. Der Entscheidung in diesem Fall, wovon hundert andere Klagen abhänge, sieht man mit Spannung entgegen. Was Präsident Johnson über die Deutsche denkt. Am 13. v. MtS. hatte die Herren Emil Rothe und P. V. Deuster von Wisconsin eine Privataudienz bei Präsident Johnson im Weißen Hanse zu Washington. Herr Rothe bemerkte in seiner Anrede an den Präsidenten unter Anderem, daß von gewissen Politikern und östlichen Journalen die Meinung verbreitet würde, daß die Deutschen im Weste allgemein dem republikanisch. Radikalismus huldigten; daß aber in Wahrheit in allen Städten des Nord westens und namentlich auf dem Lande, eine große Menge conscrvativer Deutschen zu finden wäre, daß ganz besonders in dem wohl zur Hälfte von Deutschen besiedelten Wisconsin die große Mehrheit der naturalisirten Deutschen nicht von jenem, dem Wohle des Landes so gefährlichen Radikalismus und Fanatismus besessen seien, sondern daß dieselben ihren, der Constitution geleisteten Eid zu würdigen wüß te und deshalb dem treuen Festhalten des Präsidenten an dem Grundgesehe des Landes und seiner Bemühungen, die Union in constitu tioneller Weise wiederherzustellen, die aufrich tigste und herzlichste Anerkennung zollten. Darauf erwiderte der Präsident ungefähr in folgender Weise! „Ich bin sehr erfreut, meine Herren, Sie hier chcrung zu erhalten, die mir um so wcrthvol lpz ist, als sie mir von dieser Seit her wenig stens noch nicht in so direkter Weisenigckomme ist. Sie und Ihre Freunde in Ihrer fernen Heimath können sich kaum über die gefahrvolle Lage des Landes täuschen ; sondern Sic werden einsehen, daß wir erst ein Baterland haben müs sen, ehe wir an die Vervollkommnung und Er hebung desselben denken können. Erst das Vaterland. und och einmal dasVater land, und dann vielleicht das Partei- Interesse. Wenn ich vom Vaterland rede, so meine ich die ganze Union mit allen Rechten und Freiheiten der Staaten und der Nro. 12. „Institutionen eines große einigen Landes „höher zu schätze als mancher eingeborene Amc „rikaner, Nlangel derselben nie ersah „worum es sich handelt." Präsident Johnson und die Arbeiter. Eine Delegation der Arbeiter Cou vcrsammelt war, batte letzten Samstag eine Unterredung mit Präsident Johnson. Hr. Hincheliff von Illinois redete den Präsidenten Hr. Hincheliff erwiederte darauf: „Erlauben Sie, Herr Präsident, daß ich Ih nen Namens der anwesenden Herr für dicmis Staats-Wahlen. Ohio—Oktober v.— 1!) Congrcßmitglieder. tcn, I I Congrcßmitglieder und Mitglieder der Gesetzgebung und Vcr. St. Senator zu erwäh len. low a. Oktober!>. Staats Beamte, (i Congrcßmilglictcr nd Mitglieder der Gcsetz- Wc ft-V irgin i c. Oktober 2.5. der der Gesetzgebung. New- ?) ork. November > Congrcßmitglieder und Mitglieder 'Vcr. St. Senator zn erwählen an Stelle des Richard F. Stockton. Michiga .-November 6.—Gouverneur, gebung. Illinois Nov. 6. Staats Beamte, 11 Congrcßmitglieder und Mitglieder der Ge setzgebung ; Vcr. St. Senator zn Mählcn an die Stelle des L. Triimbull. Wisconsin. November 6. StaatS- Bcamten, 6 Congreßmitglieder und Mitglieder der Gesetzgebung ; Vcr. St. Senator zu erwäh le. dcnten/dcr öffentlichen Schule, !> Congrcßmit gliedcr nd Vcr. St. Senator. Kansas. November 6. Gouverneur, Mitglieder des Congresscs und der Gesetzgebung; 2 Vcr. St. Senatoren zu^ erwählen an die Nevada. November (i. Gouverneur, Congreßmitglieder und Mitglieder der Gesetz gebung ; Vcr. Staaten Senator zu erwählen an die stelle von James W. Npe. Maryland. November 6. 5 Con grcßmitglieder und Mitglieder der Gesetzgebung; Vcr. St. Senator zu erwählen an die Stelle des Ioh A. I. Crcßwell. Delaware. November C>. Gouver neur, Mitglieder des Congresscs und der Ge setzgebung. New-Hampshire.—März (2. (8i!7.- C onnc cticu t. April 1. 1867. Gou verneur, 1 Congreßmilgtreder und Mitglieder der Gesetzgebung. Rhode Island. April 6. '67.—Gou verneur, 2 Congrcßmitglieder nd Mitglieder der Gesetzgebung. Kentucky.- August 5. 1867. Gouvcr neur, 6 Congreßmitgliedcr und Mitglieder der Staats-Gesetzgebung. Ver. St. Senator zn erwählen an die Stelle des Garrel! Davis. Eine Specialwahl findet am lö. September in den öle nnd 6ten Congreßdistriktcn statt, um Mitglieder an die Stellen der Generälen L. H. Rousseau und Green Clap Smith zu erwählen. Oregon. Juni 1. Die StaatS Californien. Zweiten Montag im September, 1867. Gouverneur, Congreß mitglieder und Mitglieder der Gesetzgebung. Arkansa S. Ersten Montag im August 1867. Mitglieder des Congresscs und der Ge setzgebung. Virgin ien. Vierten Donnerstag im Mai. Mitglieder des CongrctzcS nd der StaatS-Gesctzgebung. Die folgende südlichen Staaten werden Mit glieder des CvngrcsscS und Gesetzgebung im August 1867 erwählen: Alaba ma, TeraS, Nord-Carolina, Florida, Mississip pi, Georgia, Louisiana.