Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, July 19, 1866, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    V,'. " ' """" ' ""'V
WWW ' ' /W
P - -
Jahrganff l.
Die
j Pennfylvanische StaatS-Zeitung
Johl Georg Ripper,
erscheint jeden Donnerstag, und kostet >2.Ott
per Jahr, zahlbar innerbalb dcSJalncs, nd
tziZ.SV nach Vcrfluß beö Jahrgangs.
Einzelne Eremplarc, 5 (?etö per Stück.
Keine Subscriptionc werde fiir wem.,er
als. sechs Monate an.,cnone auch kaiin
Niemand das Blatt abbestelle, bis alle Rück
stände bezahlt sind.
Anzeige werden zn de gewöhnlichen Prei
sen inscrirt.
Office: in der „Patriot nnd Union"
Druckerei, Drille Slrasic, Harrisbarg. und
in der „Jntetligencer" Druckerei, an, Ecuire
Square, Lancaster.
Poesie.
Den deutschen Schlitzen!
von
Emil Ritters haus.
Wer ist ei echter, deutscher Schutz? Die
graue Joppe macht'S nicht aus,
Nicht aus dem Hut der Fedc.busch, nicht vor der
/ Brust der Blumenstrauß,
Hand, die sicher zielt!
Der ist kein echter, deutscher Schütz', der nur
bci'm Fest den Schützen spielt!
Dem Manne Heil, dem Schütze Heil, der
Waffen trägt und weiß, wozu !
Für ihn den deutschen Händedruck, mit ihm de
Trunk auf Du und Du !
Den Mücken jedem zugewandt, der ob dem
Spiel den Ernst vergißt!
Dem Schützen um die Bruderhand, der auch
O Schütze, sei ein Schützer du fürAllcS, was
Trag' eine freie, stolze Stirn, du Schütze, u.
ter'm Schützcnhut.
O, sei ein starker Schützer du des Vaterlands
an jedem Tag,
Und sei des Rechtes Stütze du bis zu des Her
um Silberbecher gilt das Spiel auf festlich
buntem Tummelplatz,
Doch gilt es einst ein höh'reS Ziel, ein Schie
ßen um viel bess're Schatz!
Hin ernstes Schießen gilt es dann, es wird ein
Ringe, wild nnd heiß.
Der Freiheit Kelch, d deutscher
Mann, ist dann der hohe Ehrenpreis-'
Der Freiheit Kelch! Wann wird crcdrnzt dem
deutschen Volke der Pocal?
nur ein Volk in Waffen schau'!
Gewehr zur Hand ! O, übe dich im Waffen
spiel, du deutsche Schaar.
Was heute still die Sehnsucht träumt, der Geist
Doch einst—Dies Gla S, stoß an. Gesell,
ckc ittet on.
Die Moderatoren.
Erzählung aus Teras.
Von Friedrich Gcrstückcr.
I. Die Farm in Texas.
In den Jahren 1841 und 1842 war
es, daß sich die westlichen Ansiedler der
Vereinigten Staaten von Nordamerika
genöthigt sahen, gegen das überhand
nehmende Gesindel der Pferdediebe und
Buschklepper selber energisch aufzutreten,
denn die Gesetze konnten oder wollten sie
nicht mehr darin schützen. Ein Verbre
chen nach dem anderen wurde verübt ohne
daß man der Verbrecher babhaft werden
konnte, und geschah das wirklich einmal,
so erhielten diese fast stets durch bcstcch
liche Advokaten und falsche Zeugen ihre
Freiheit wieder und trieben ihr Unwesen
dann ärger als je.
. Damals bildeten sich, endlich zum
Aeußersten getrieben, besonders in Mis
souri nd Arkansas, Vereine von Män
nern, die sich Regulatoren nannten und
ihre furchtbaren Gerichte im freien Wal
de hielten. Jetzt half dem Gesindel kein
erkaufter Advokat, kein heimlicher Genosse
mehr; man dachte gar nicht daran, sie
den machtlose Gerichte des Staates zu
überliefern. War einer der Burschen er
- tappt, so fand er sich plötzlich den furcht
baren Rächern gegenüber und er wurde,
wenn überführt, je nach dem Frevel, den
er verübt entweder ausgepeitscht und
aus dem Staat gewiesen, oder auch noch
viel häusiger am nächsten Baume aufge
hangen.
Das half. Das Gesindel fand bald,
daß gerade der Staat, in dem eö sich
sonst am Freisten und Ungestörtesten be
wegt, Arkansas zu heiß für sie wurde.
Schon der Name Regulator schreckte sie
aus ihrer sicheren Ruhe auf, und was sich
irgend retten konnte, floh nach dem be
nachbarten Texas hinüber, das, noch wil
der als Arkansas, ihnen vorläufigt Si-
cherheit und ein offenes Feld für ihr recht
loses Leben bot.
Schon in damaliger Zeit betrachteten
aber die Amerikaner Texas als ihr Ei
genthum, wenn es auch erst dem späteren
Kriege mit Mexico, im Jahr 1846, vor
behalten blieb, das weite reiche Land für
immer der spanischen Race zu entreißen
und der Union als Staat einzuverleiben.
Viele Amerikaner hatten sich deshalb
schon dort angesiedelt, und im Inneren
entstanden Farmen und Colvnien und
wurden Plantagen nnd Städte angelegt'
Trotzdem war das eigentliche Texas och
ei entsetzlich wildes Land. Zahlreiche
Jndianerhorde lebten in. Innern von
Jagd und Fischfang, und cö gehörte wirk
lich der zähe, ausdauernde Charakter
amerikanischer Backwoodsmen oder Hin
terwäldc dazu, m mit Frau nnd Kind
in eine solche Wildniß zu ziehen und sich
dort häuslich niederzulassen.
Wilde Nachbarschaft fanden sie da je
dcnfalls genug, und zu den Indianern
und Squatter gesellten sich dann noch,
besonders in jenen Jahren, die aus den
Staaten ausgestoßciien Individuen:
I flüchtige Pferdediebe und Straßenräu
ber, bankerotte Kaufleute, entflohene
Sclaven, Deserteure und Kasseudiebe,
kurz Alle, die im Osten ein Verbrechen
verübt und Entdeckung fürchtete, oder
sich sonst lästigen Verbindlichkeiten ent
ziehen wollten. Brauchten sie ja doch
auch nur den Red River zu kreuzen und
in diese weiten Wälder einzutauchen, um
vor einer Verfolgung, die aber auch nur
in ten seltensten Fällen versucht wurde,
vollständig sicher zu sein.
„Er ist nach Texas gegangen," lautete
denn auch in damaliger Zeit die allge
meine Redensart für solche, die plötzlich
von dem Schauplatz eben nicht ruhmvol
ler Thaten verschwanden, und „Zo to
Doxa!" war gleichbedeutend mit „geh
zum Teufel!"
Und trotzdem bildete sich schon damals
in dem weite herrlichen Land der Kern
einer tüchtigen Bevölkerung, der anwuchs
und sich mehrte, bis er im Stande war
seine Unabhängigkeit zn erklären und
offen die Waffen gegen das faule merica
nische Regiment zu ergreifen. Freilich
mußte es erst einen Gährungsprozcß
durchmachen, welcher cS von vielen Schla
ckcn läuterte, und der verlangte Blut
viel Blut. Aber die Backwoodsmen wa
ren auch die Leute dazu, ihn rasch und
kräftig durchzuführen.
Es ist das in der That eine ganz eigene
Menschcnrace, und wenn sie sich schon,
ebenso wie ibre östlichen Brüder, Amen
kancr nennen, so sind wabrlich Englän
der und Franzosen nicht aus verschieden
artigere S offen zusammengesetzt, als
die eigentlichen Aankecs und ihre Pio
niere, die Backwoodsmen des Westens.
Solche Männer, wie diese, gehörten aber
auch um in den wilden Urwald
vorzudringen nnd von feindlichen Jndi
anerhorde umgeben, von den Thieren
des Waldes lebend, mitten in die trostlose
Wildniß hinein ihre Hütte zubauen und
eine Heimath zu gründen. Da war
Daniel Boone, der zuerst ach Kentucky
vordrang, wo er die Bären hetzte und
zugleich selber von den Nothhäuten ge
hetzt wurde, aber dennoch nicht nachließ,
bis er festen Fuß gefaßt, so daß man recht
gut sagen kann, er allein, als einzelner
Mann, eroberte ein weites herrliches
Land. Da war Davy Crockett, das Ur
bild aller Jäger und Squatter, mit ihren
guten und bösen Eigenschaften, den zu
letzt in demselben Texas sein Glück er
eilte — da waren tausend Andere, die
vereinzelt in die Wildniß zogen und
Stand hielten, bis ihnen Freunde folgten
nnd eine Colonie bildeten, dann aber
nicht etwa der sicheren Nachbarschaft froh
wurden, sondern sie weit eher lästig und
unbequem fanden und die Axt wieder in
den Gürtel schoben, die wollene Decke auf
den Rücken warfen, die Büchse schulter
ten und auf's Nene in den wilden Wald
hinein zogen.
An Gefahren dachten diese Leute nicht.
Der BackwoodSman war darin aufge
wachsen. Wilde Thiere fürchtete er nicht,
die hatten ihn zu fürchte, und die In
dianer ?—er war mehr Indianer als sie
selber, denn mit dem nämlichen Scharf
sinn begabt, einer Spur zu folgen oder
einem Hinterhalt zu entgehen, besaß er
eine weit größere Kraft und Ausdauer
und bessere Waffen.
Ein solches Volk, abgehärtet bis zum
Aeußersten, kein Bedürfniß kennend, das
sich der Mann nicht mit Büchse oder Axt
verschaffen konnte, war es, welches zuerst
Texas besiedelte, oder seine einzelnen
Pioniere zwischen die indianischen Hor
den oder zerstreuten mexikanischen Ran
choö vorschob. Daß es seine eigenen
Gesetze mitörachte, versteht sich von selbst,
und weiteren Schutz hpanspruchtc es nicht
als den, welchen ihm die eigenen Waffen
gewährten.
Die Einwanderung nach Texas fand
aber damals von zwei verschiedenen Sei
ten statt, und zwar einmal zur See von
New - Orleans aus nach Houston, der
Hauptstadt des Landes, wohin sich meist
Kaufleute und Pflanzer zogen und dort
auch schon einen Grad von Civilisation
eingeführt hatten, . dann direkt aus Ar.
kansaS hinüber in die Wildniß des nord
östlichen Theils, der durch das sogenannte
„rothe Land" oderdie Ned-River-Sümpfe
von den Vereinigten Staaten selber ge
schieden wurde.
Diesen Weg nahmen besonders die
Jäger und Squatter, die zu einem Um
zug mit ihren Familien selbst nichts wei
ter brauchten als ein paar Pferde oder
einen kleine einspännigen Planwagen.
Sie kreuzten den Red River entweder
schwimmend oder in Canocs und ließen
sich dann hauptsächlich an dem kleinen
Sabine Fluß oder am Trinidad nieder,
oder zogen auch wohl noch weiter in das
Innere hinein, um sich ihre Blockhütte
am Rand einer kleinen Prairie oder in
eine Niederung hinein zu
bauen. A ber niemals siedelten sich zwei
oder gar mehrere dicht neben einander
an, um ein Dorf oder eine Colonie zu
gründen, das verträgt der amerikanische
Squatter nicht; er muß Raum haben,
nicht etwa um sich auszubreiten, denn
das kleine Feld, das er bestellt, verlangt
nicht viel, nein, um, wenn er aus dem
HauS tritt, nicht gleich die Umzäunung
oder Fenz eines Nachbars zn sehe, und
mit der Büchse ans der Schulter meilen
weit den Wald durchjagen zu können,
ehe er wieder in die Nähe menschlicher
Wobnungen kommt.
Zwischen den Onellen des Sabine und
Trinidad, am Abfall des dem Red River
zuneigrnden Hügellandes, also ganz an
der Nordgrenze von TeraS, hatte sich ein
Amerikaner Namens Jenkins niederge
lassen, und seit Jahr und Tag, die er hier
wobnle, ein bequemes Blockbaus gebaut
und etwa vier Acker Land urbar gemacht,
das ihm hinreichend Mais und Bohnen
für seine Bedürfnisse lieferte. Mitten
im Wald wohnte er mitsein? Frau uud
Zwei Negern, die er aus den Staaten
herüber gebracht, einen Burschen von
etwa fünfzehn und einem jungen Mulat
tenmädchen von achtzehn Jabren, und so
wenig Verkehr er auch mit den theils drei
und vier, theils mehr englische Meilen
entfernten Nachbarn hielt, galt er doch
bei Allen, mit denen er je in Berührung
gekommen, als ein braver und rechtlicher
Mann, und sie freuten sich, wenn er sich
einmal was aber nur äußerst selten
geschah bei ihnen blicken ließ.
Jenkins, ein Mann schon in den Sech
zigc.i, aber noch immer rüstig und nie sich
wohler fühlend, als wenn er den ganzen
Tag draußen im Wald mit seine Hun
den herumgehctzt war, wo ihn die Jagd
gar häufig soweit abführte, daß er aus
lagern mußte und erst am nächsten Mor
gen zurück kam, war auch wieder auf ei
ner solchen Tour gewesen und kehrte jetzt
gerade nach Haus zurück. Die Sonne
stand schon hoch im Mitlag, und die Frau
rückte, als sie das fröhliche Geheul der
Rüden hörte, rasch den Kaffeetopf und
Speck zum Feuer, um eine Mahlzeit her
zurichten, denn ihr „Alter" zeigte bei sol
chen Gelegenheiten immer einen tüchti
gen Appetit.
So lustig er aber sonst gewöhnlich ge
gen das Haus angaloppirt kam und sei
nen Jagdrnf von Weitem ausstieß, daß
sie ihn daheim schon hören konnten, wenn
sein alter brauner Pony noch lange nicht
in Sicht war, so langsam und verdrieß
lich ritt er heute seine Fenz an, warf ein
paar Hirschkculen, die er in die eigene
Decke gerollt auf dem Sattelknopf hän
gen hatte, ab und dem gegen ihn an
springenden Negerknabcn Sip zu, legte
selber Sattel und Zügel über die Fenz,
daß sein Thier frei weiden konnte, und
schritt dann finster und mürrisch dem
Hause zu, wo seine Frau schon kopfschüt
telnd seiner harrte.
„Na, Alter!" sagte sie herzlich, als er
die Schwelle endlich betrat, ihr nur zu
nickte und dann seine Büchse auf die
Pflöcke über der Thür legte, „ist das der
ganze Gruß, den Du mir heute mit
bringst ? Die Nacht über ausgeblieben
und denn nicht einmal soviel wie eiu ttock
bloss zmu, wenn er in'ö Haus kommt?"
„Sei mir nicht bös, Mutter," sagte
der alte Mann und reichte ihr die Hand,
„Du hast Recht, Du solltest es eigentlich
nicht entgelten, aber eine verfluchte Ge
schichte bleibt's doch."
„Hast Du einen Bären gefehlt?" lä
chelte die Frau. „Dn siehst mir genau
so aus."
„ Bin gar nicht jagen gewesen,"
brummte der Alte, „und habe den Hirsch
nur ans dem Heimritt geschossen, weil er
mir gar so bequem im Weg stand und
die Hunde hungrig waren. Nein, nach
dem Rappen hab' ich gesucht, und hol
mich der Teufel, er ist aus dem ganzen
„Range" wie rein verschwunden."
„Der Rappe?"
„Fort, als ob er durch die Luft geflo
gen wäre."
„Du wirst ihn irgendwo verfehlt ha
ben," beruhigte ihn die Frau.
„Verfehlt? Die Glocke hör' ich eine
halbe Meile weit."
„Aber wenn die Thiere satt sind, stehen
sie und rühren sich nicht; Du bist viel
leicht dicht an ihm vorbeigeritten."
„Aber die Spuren müßt' ich denn doch
gefunden haben," rief der Mann, „und
hab' sie auch anfangs getroffen," setzte er
störrisch hinzu, „und bis zum Bearcreek
Lancaster, Pa., Donnerstag, Jnli IS, 18.
hinüber bin ich nachgeritten. Dort ist
er zum Wasser hinuntergegangen, wahr
scheinlich um zu saufen, und hinein, aber
an der anderen Seite nickt wieder hin
aus, und auf und ab hab' ich an dem
verwünschten Bach gesucht, bis es stock
finster wurde und ich die Nacht dort la
gern mußte."
„Vielleicht kommt er selber wieder zum
Hauö," meinte die Frau.
„Ich will Dir Etwas sagen, Alte,"
knurrte Jenkins, „Du weißt wie lange
unsere Nachbarn schon geklagt haben, daß
ihnen Pferde und Vieh gestohlen würden,
und wie sie auf Den und Jenen in der
Ansiedlung Verdacht geworfen. Ich
lachte sie immer aus, denn meinen Thie
ren geschah Nichts, und wo und wenn
ich sie suchte, sie waren immer da."
„Also wird jetzt Nichts gestohlen sein."
„Jetzt ist'S anders!" rief der Mann
heftig, „und bei mir fangen sie nun auch
an. Ich wollte Dir Nichts sagen, denn
ich glaubte immer noch, sie fänden sich
wieder, aÄin seit drei Tagen fehlt der
junge rothe Stier, und heute hab' ich
auch das Jungvieh mit den beiden Ster
nen nicht mehr bei der Kuh gesehen."
„Was? Die Jenny?" rief die Frau
erschreckt und der Alte nickte.
„Außerdem," fuhr er fort, „find' ich
eine Menge fremder Pfcrdespuren hier
im Wald herum, die ich alle nicht kenne,
und kann nie die Thiere entdecken, die sie
eingedrückt. Möglich, daß sie von Nach
barn herrühren, oder daß gar ein paar
indianische Schufte in der Nachbarschaft
herumstöbern, ist das aber der Fall, oder
haben wir es gar mit blutigen nzcißen
Pferdedieben zu thun, dann straf mich
Gott, wenn es ihnen nicht besser wäre,
sie hätten die Gegend hier nie gesehen;
denn komme ich ihnen auf die Fährten,
lass' ich auch Gottes Sonne durch ihre
Hirnschalen scheinen—oder ich will nicht
Jenkins heißen!"
Die grau hatte das Essen auf den Tisch
gesetzt, aber sie war recht still und nach
denkend geworden, denn wenn sich wirk
lich solch Gesindel hier in der Gegend
zeigte, so lebten sie da auf einem Platz,
auf dem sie nicht die geringste Hülfe von
einem Nachbar erwarten dürften; und
daß ihr Alter sich daran nicht kehre, und
keine teere Drohungen ausstieß, wenn
er wirklich einmal einem von ihnen be
gegnet wäre, wußte sie gut genug.
Noch war sie mit der Zurichtung des
Tisches beschäftigt, während Jenkins am
Kamin saß und sich aus roher Haut eine
Schnur für sein Pulverhorn schnitt, da
seine alte desect geworden, als die Hunde
draußen anschlugcn, und zu gleicher Zeit
ein lautes „Holla!" anrufender Frem
der bereinschallte.
„Na!" sagte JenkinS erstaunt ausseh
end, dann das Erscheinen eines Menschen
in dieser öden Gegend war stets etwas
Seltenes. „Besuch? wo kommt der her?"
Er war zur Thür getreten und sah hin
aus. Zwei Reiter hielten draußen an
der Fenz und der eine rief: „Mr. Jen
kins zu Hause?"
„Denke so," sagte der Alte, „steigen
Sie abj Fremde, kommen Sie herein;
ruhig, Ihr Hunde, könnt Ihr nicht die
Mäuler halten, verdammte Bestien?"
Die beiden Wanderer folgten der Ein
ladung und Jenkins' Blick haftete indes
sen ziemlich erstaunt auf dem einen der
selben, der in der That auch gar nicht so
aussah, als ob er in diesen Theil der
Welt gehöre. Sein Begleiter dagegen
trug ein altes ledernes Jagdhemd, Leg
gins und Moccastns, seine Büchse und
Decke, und damit hätte er recht gut eine
Reise von den kanadischen Seeen herun
ter bis an die Wasser der Golfs machen
können, aber einen Mann im schwarzen
Frack und mit einem Seidenhut auf dem
Kopfe, ohne Büchse und ohne Decke hier
anzutreffen, war allerdingöetwas Außer
gewöhnliches. Der Mensch sah aus wie
ein Advocat, und was wollte der hier
mitten im wilden Wald, in Texas? Da
hin hatte sich bis jetzt doch ohl noch
keiner dieser Landhaifische verloren, ihm
wenigstens war noch keiner zu Gesicht ge
kommen. Die Gastlichkeit seines Volkes
gestattete ihm indeß nicht eine Frage an
die beiden Fremden zu richten, bis sie
nicht wenigstens ausgeruht und sich mit
Speise und Trank erquickt hatten. Ohne
sich deshalb weiter um sie zu kümmern
schritt er zur Fenz, auf der noch immer
die mitgebrachten Hirschkculen hingeu,
wickelte sie auf, schnitt ein tüchtiges Stück
Wildpret herunter und trug es in's
Haus, wo Nelly, das Ncgermädchen, rasch
daranging, es in Scheiben zu theilen
und in der Pfanne zu braten. Die Frau
ordnete indessen den Tisch, das heißt sie
setzte noch zw ' Teller mehr auf, denn
Gabeln brane .e man nicht und sein
Messer führte ein Jeder bei sich, und
kaum zehn Minuten später war die
Mahlzeit schon so weit fertig, daß man
Platz nehmen konnte.
„Nun Fremde," sagte der Alte endlich,
als sie eine Weile tüchtig zugelangt, denn
Beide schienen vom Ritt hungrig, „von
wo kommt Ihr denn eigentlich in diese
Range und wo wollt Ihr hin?"
„Aus den Staaten, Sir," sagte der
Man im Frack, nd sein Blick hastete
dabei auf-.Nelly, dem Ncgermädchen, das
jetzt wieder hereingekommen war, um
das gebrauchte Geschirr abzunehmen und
gleich auszuwaschen; „und möglich/-
fuhr er fort, „daß wir von hier aus gleich
wieder zurückreiten."
„Gleich zurück ? so gefällt Euch das
Land nicht? wild genug ist's freilich,"
lackte der Alte, „und wie Ihr mit dem
Hut durch all die Büsche gekommen seid,
weiß ich nicht einmal recht. Bequem
sind die Dinger nicht."
„Hallo, Betsy," sagte der Fremde, der
keinen Blick von dem Negermädchen ver
wandt hatte, ohne die letzte Bemerkung
zu beantworten, „wie geht'S, Schatz?"
Nelly sah ihn erstaunt an, erwiederte
aber nur kopfschüttend: „Dank Euch,
gut—beiße aber nicht Betsy—Nelly heiß
ich," und damit griff sie ihre Teller auf
und ging damit hinaus.
„Ist sie das ?" frug jetzt der Beglei
ter des Mannes im Frack, ei Hinter
wälder seiner Kleidung nach, aber mit
einem Gesicht, das dem alten JenkinS
fast bekannt vorkam, das ihm jedoch trotz
dem nicht besonders gefiel, dann das
graue, rastlose Auge des Fremden hielt
seinen eigenen Blick nicht einen Moment
aus und schweifte bald da bald dort un
ruhig hinüber.
Der im Frack nickte leise vor sich hin
und sagte dann: „Allerdings, nnd unser
langer mühsamer Ritt ist doch nicht um
sonst gewesen."
Jenkins, der aufmerksam die Beiden
gemustert hatte, begriff nicht recht, was
sie mit den Worten meinten, und frug:
„kennen Sie das Mädchen ?"
„Ich sollte denken, Sir," erwiderte der
im Frack, „sie gehört meinem Bruder in
Little-Rock, dem sie vor zwei lahren ge
stohlen wurde. Erst vor einigen Wochen
bekamen wir aber die richtige Spur, und
cS thut mir leid mit einer so unange
nehmen Sache betraut zu sein; laßt sich
jedoch nicht ändern, Sir, das Mädchen
ist gestohlenes Eigenthum, und ich werde
Sic ersuchen müssen, sie an mich als den
Bevollmächtigten meines Bruders aus
zuliefern."
„Na, das nehme mir aber kein Mensch
übel," wollte Airs. GenkinS hier dazwi
schen fahren, Jenkins aber hob abweh
rend die Hand und sagte ruhig lächelnd:
„Es stimmt also Alles, nur schade, daß
das Mädchen nicht Bctsy, sondern Nclly
heißt, auch nicht aus Little-Rock, sondern
aus Memphis ist und von daher nicht
erst seit zwei lahren kommt, sondern
schon vor vier Jahren von einem meiner
Nachbarn am Arkansas in Memphis sel
ber gekauft nnd mit hier herübergebracht
wurde. Sie sehen also, Gentlemen, daß
Sie sich irren und Ihren Ritt wohl den
noch umsonst gemacht haben, wenn Sie
wirklich nur einer weggelaufenen Neger
dirne wegen zu mir ach Texas gekom
men sind."
„Mein lieber Herr," sagte der Mann
im Frack mit der vollkommensten Ruhe,
„es thut mir leid, Ihnen widersprechen
zu müssen. Ihr Nachbar vom Arkansas
aber hat Ihnen etwas weiß gemacht,
wenn er behauptete, dies Mädchen von
Tennessee herübergebracht zu haben."
„So?" sagtr JenkinS trocken.
„Um Ihnen aber zu beweisen," fuhr
der im Frack fort, „daß ich nicht ohne
die nöthige Autorität komme, so seien
Sie so gut diese Papiere durchzusehen,"
er ahm dabei ein kleines, zusammenge
faltetes Paket aus der Rocktasche, die er
vor Jeukins ausbreitete, „dies hier,
mein werther Herr, ist der Kaufcontrakt
des Mädchens, von einem Jankee-Händ
ler ausgestellt, der sie als Kind im Jahr
1866 mit von New Orleans brachte.
Damals kaufte sie der Friedensrichter in
Randolph, Mr. Niley, der sie dann wie
der vor vier Jahren an meinen Bruder,
Mr. Saundcrs in Little Nock, abließ.
Vor etwa zwei Jahren, wo er genöthigt
wurde, sie eines Vergehens wegen zu
züchtigen, lief sie ihm davon, und ver
gebens setzte er damals hundert Thaler
Belohn ung für ihre Wiedcreinlieserung
aus; sie war und blieb verschwunden,
bis vor etwa sechs Wochclr ein Freund
von uns, der Texas besuchte, zufälliger
Weise, und zwar grade in Ihrer Abwc
senhcit, Mr. JenkinS, hier bei Ihnen
einkehrte, die Dixne sah und augenblick
lich wieder erkannte."
„In der That," sagte JenkinS, „bitte
Alte, gieb dem Herrn einmal einen
Schluck Kaffee. Er muß vom vielen Re
den ordentlich trocken werden."
„Wollen Sie nicht die Papiere anse
hen ?"
„Was helfen mir die Wische?" sagte
Jeukins verächtlich, indem er die Schrift
stücke in der Hand, wie einen Hausen
trockener Blätter aufgriff, flüchtig rings
um hetrachtete und dann wieder zurück
auf den Tisch warf. „Meine Alte da —
denn ich selber kann nicht schreiben, und
Hab's nie gekonnt fabriztrt Ihnen in
einem halben Tag ein Dutzend solcher
Dinger, und wer soll denn hier in Texas
untersuchen können, ob die Namen rich
tig sind?"
„Dann müssen Sie uns schon auf
unsere ehrlichen Gesichter glauben," sag
te der Begleiter des „Stadtmenschen,"
wie eigentlich Jeder genannt wurde, der
einen Tuchrvck trug.
„Ehrlichen Gesichter, Mann?" rief
Jenkins halb lachend, indem er von ei
nem der beiden Fremden zum andern
übersah. „Gott segne Ihre Seele,
Squire, da Sie'S doch einmal gerade er
wähnen, so dürfenSic mir glauben, daß
Sie auf die beiden Gesichter in ganz
Texas keine fünf Dollars geborgt bekä
men. Aber lasse wir den Unsinn,"
brach er kurz ab, „Ihr Bruder, Mr.
wie war doch gleich Ihr Name?
„SaunderS."
„Ach, ja, Mr. SaunderS, mag also
wohl eine Negerin verloren haben, das
will ich Ihnen gern glaube, und sie
kann auch vielleicht in Texas stecken —
sollte mich wundern, wenn flc's nicht
thäte —aber meine Nelly ist'S nicht, dar
über seien Sie beruhigt, und was Ihre
Papierschnitzcln betrifft, so sind sie hier
in Texas noch nicht einmal so viel werth,
wie eben so große baumwollene Lappen,
denn mit denen kann man doch wenig
stens eine Büchse auswischen."
„Mr. Jenkins," sagte der im Frack
ziemlich ernsthaft, „ich hoffe nicht, schon
Ihres eigenen Selbst wegen, daß Sie
sich den gerechten Anforderungen eines
an seinen, Vermögen geschädigten Man
nest widersetzen wollen, denn die Juris
diction der Ver. Staaten—"
„Reden Sie keinen Unsinn, Mann,"
sagte Jenkins, „wir sind hier in Texas,
aber selbst in den Staaten und drüben
in Arkansas, will ich verdammt sein,
wenn Sie mir mein Eigenthum so un
ter der Nase weg, blos ans Vorzeigen
von irgendeinem bekritzelten Wisch fort
holen sollten."
„Und verlangen Sie wirklick, daß wir
die ganze Reise umsonst gemacht haben
sollen ?" rief der im Frack.
„Gott segne meine Seele, Mann,"
lachte JenkinS, „hab' ich Euch denn ein
geladen zn kommen? Aber für ver
dammt grün müßt Ihr mich halten, oder
irgend Einen von uns hier, wenn Ihr
glauben konntet, Jemand würde sein
wohlerworbenes Eigenthum so mir Nichts
dir Nichts an ein paar Fremde auslie
fern, die ihm da irgend eine Geschichte
vvrcrzählten.
„Sie zwingen uns dann unser Recht
auf andere Art zu suchen."
„Ganz wie's Ihnen beliebt, Sir,"
lachte der Squatter, „versuchen Sie'S,
ob Ihre Advokaten hier bei uns Etwas
ausrichten werden. Ich gebe Ihnen
aber mein Wort, es wäre für die Herren
ein sehr undankbares Geschäft."
„Und welches Gesetz erkennen Sie
bicr an?"
„Das .Recht der Selbsthülse —kein an
deres," sagte Jcnkinö ruhig, „aber da
ist das Mädel selber —he, Nclly, komm
einmal her. Wie hieß der Herr, von
dem ich Dich kaufte?"
Mr. Houston, Sir," sagt, das jnnge
Negermädchen, dessen große glänzende
Augen indessen bet der Frage unruhig
von einem zum andern der beiden Frem
den flogen. Waren diese vielleicht hier
her gekommen, ihrem Herrn einen Preis
für sie zn bieten ? Ihr Herz schanderte,
wenn sie an die Möglichkeit dachte.
„Und wo warst Du früher?" fuhr
Jenkins fort.
„Ich bin in Kentucky geboren, Sir,
und als mein Herr starb, nach Memphis
in Tcnncssee verkauft worden."
„So ? Und warst Du je in Little
Rock?"
„Nein, Sir ich kenne den Platz
nicht."
„Ahem —na, Du kannst gehen, Nel
ly."
„Aber Sie wissen doch, Mr. JenkinS,"
sagte der Fremde, ohne von dem Neger-
Mädchen selber die geringste Notiz zu
nehmen, „daß Neger, und Alles, was
von Negern abstammt, vor Gericht nicht
die geringste Stimme in einer Zeugenr
aussage haben."
Bitte, Mr. SaunderS," sagte der Alte,
„wir sind hier nicht vor Gericht, und ich
habe das Mädel nur gefragt, um mich
selber zu beruhigen. Wünschen Sie
sonst noch Etwas?"
„Sie verweigern also die gutwillige
Herausgabe der entflohenen Sklavin?"
frug der in dem ledernen Jagdhemd.
„Entflohene Sklavin?" rief Nelly,
die das nicht anders auf sich beziehen
konnte, „bin ich denn entflohen?"
„Ruhig, Nelly," sagte der Alte, „laß
mich die Sache mit den beiden Herren
nur abmachen. Sie Haben'S nicht mit
D t r, sondern mit mir zu thun, und ei
nen zäheren Kunden wohl noch kaum
unter den Fingern gehabt. Also, Gen
tlemen, wenn Sir denn so direct fragen,
ich verweigere allerdings die Herausgabe
meines Eigenthums an ein paar
Buschlaufer, die mir da irgend eine alte
Geschichte erzählen, und noch eins, wol
len Sie hier als meine Gäste über Nacht
bleibe denn das nächste Häus liegt
ein bischen unbequem an der Sabine —
gut, so sollen Sie mir von Herzen will
kommen sein. Der alte JenkinS weist
keinen Fremden von seiner Thür: fan
gen Sie aber noch einmal von der Ge
schichte mit der Negerin an, oder finde
ich, daß Sie sich nach Sonnenaufgang
noch hier in meiner Nachbarschaft her
umdrücken, dann—aber ich brauche Ih
nen Nichts weiter zu sagen," brach er
kurz ab, „denn soviel wissen Sie, daß
der Wald hier herum mit zu meinem
Haus gehört, und daß ich mein HauS
aecht zu gebrauchen weiß, das können
Sie sich etwa denken."
„Unter diesen Umständen," sagte der
im Frack aufstehend zu seinem Begleiter,
„ich glaube, daß es das Beste ist, wir
halten uns hier nicht länger auf, Mr.
Netley. Wir versäumen nur Zeit."
„Wie Sie wollen, Gentlemen," nickte
Jenkins, „bei dem Wetter campirt sich'S
auch vortrefflich im Wald. UebrigenS
hängt draußenWildprct.und Sie können
sich noch ein Stück mit auf den Weg
nehmen."
„Danke Ihnen, Sir—wir führen sel
ber Provisionen in unseren Sattelta
fchen" —und nach kurzem, kaltem Gruß
von beiden Seiten, stiegen die beiden
Fremden wieder in den Sattel und trab
te bald darauf in einer südöstlichen
Richtung, in welcher allerdings das HauS
am Sabincfluß lag, in den Wald.
(Fortsetzung folgt.)
Politisches.
Adresse der demokratischen Kongreß
mitglieder.
Waschington, 4. Juli.
An das Volk der Ver. Staate.
Die Eonstilution ist von Gefahren bedroht.
Die Eidadclle unserer Freiheiten ist unmittelbar
angegriffen worden. Die Zukunft gähnt uns
finster an, wenn nicht das Volk zur Rettung her
beieilet. In dieser Stunde der Gefahr sollte
eines jeden wahrhcitSgetrenun Mannes LosungS
wort „die National Union!" sein. Wir müssen
als wesentliche Erfordernisse der National-Union
ungeschmälert aufrecht erhalten die' Rechte, die
Würde und die Ebenbürtigkeit der Staaten,
und zwar mit Einschluß des Rechts der Reprä
sentation im Eongreß und des ausschließlichen
Rechts eines jeden Staates, seine eignen heimi
schen Angelegenheiten zu controlliren und ledig
lich der Constitution der Ver. Staaten unter
worfen zu sein. Nachdem mehr als ein balbeS
Jahrhundert lang die Constitution stets auf eine
gleichförmige Weise interpretirt worden ist, so
kann die Anmaßung neuer willkürlicher Gewal
ten Seiten der Föderal - Regierung nur zum
Umsturz unseres Systems, nur zur Vernichtung
der Freiheit führen.
Es ist ein freimüthiger Austausch der Mei
nungen und der freundschaftlichen Gefühle zwi
schen den Bürgern aller Staaten nothwendig, um
die Fortdauer der Union für immer zu sichern.—
Gegenwärtig sind eilf Staaten von bem Rathe
der Nation ausgeschlossen. Seit sieben Mona
ten hat der Congreß beharrlich das Recht der
Repräsentation den Bewohnern jener Staate
erweigert. Ohne deren Einwilligung sind Ge
setze gemacht worden, die deren höchste und theu
erste Jntresscn berühren, ohne im geringsten auf
die Fundamental-Prinzipien einer freien Regie
rung Rücksicht zu nehmen.
So hat man den Mitgliedern auch aller jener
eilf Staaten das Recht der Repräsentation er
weigert, selbst in solchen Fällen, in denen ein
Staat, nach den Worten des Präsidenten, sich
nicht nur in der Stellung der Loyalität und der
Harmonie erkennen ließ, sondern auch Personen
zu seinen Repräsentanten gewählt hatte, in deren
Loyalität nach Maßgabe irgend eines bestehen
den constitntionellen oder gesetzlichen Tests kein
Zweifel gesetzt werden kann. Man hat in Be
zug auf die großen TageSsrage die Repräsen
tanten von einem Drittel der Staaten nicht zu
Rath gezogen. Im gegenwärtigen Congreß hat
keine nationale Vereinigung stattgefunden. Es
haben die Repräsentanten der beiden Sektionen
keinen Verkehr miteinander gepflogen, kein ge
genseitiges Vertrauen, keine gegenseitige Hoch
achtung hervorgerufen. Nach den Worten d:ö
ausgezeichneten GenerallcutenantS ist es zu be
dauern, daß bis zur Stunde noch die Bewohner
der beiden Sektionen des Landes nicht in nähe
ren Verktehr mit einander getrete, und daß be
sonders bieder gesetzgebenden Classe angehörigen
Personen einander so fremd geblieben sind, und
diesem Zustande der Dinge sollte ein für alle
mal abgeholfen werden. Um deshalb die Na
tional-Union zu erhalten, um die Hinlänglichkeit
vindizircn, um die Staaten gegen alle verdeck
ten Versuche zu schützen, sie ihrer wahren Posi
tion in der Union zu berauben, nd um Dieje
igen wieder zusammenzubringen, die man seit
her unnatürlicher Weise getrennt gehalten hatte
und um dieser großen nationalen Zwecke wegen
genehmigen wir auf das Herzlichste den Aufruf
zu einer National - Union - Convention, die am
nächsten 14. August in Philadelphia gehalten
werden soll, und wir indosfiren die in dem Auf
ruf auseinandergesetzten desfallsigen Principien.
Deshalb ermahnen wir achtungsvollst und
alles Ernstes unsere Mitbürger in allen Staa
ten nd Territorien und im Interesse der Union
und im Geiste der Harmonie und unter Bezug
nähme auf die in dem erwähnten Aufruf ent
haltenen Prinzipien, soford haudelnd avfzutren
ten und weise, gemäßigte nd conservative Män
ner als deren Repräsentanten in besagte Con
vention zu wählen, damit alle Staate sofort i
alle ihre praktischen Beziehungen zur Union wie
der eingesetzt werden, die Constitution aufrech
erhalten bleibe und der Friede die ganze Nation
segnen möge.
W. E. Riblack, John Hogan,
Anthony Thornton, B. M. Boyer,
Michael E. Kerr, T. G. Bergen,
G. S. Shanklin, Chart. Goodyear,
Garret Davis, C. H. Winfield,
H. Grider, A. H. Croffrotb,
Thomas E. Roell, L. H. Rousseau,
Samuel I. Randall, Philip Johnson,
Lewis W. Rost, C. A. Eldridge,
Stephen Tader, I. L. Dawson,
I. M. Humphrey, Rcverdy Johnson,
Thm. A. HendrickS, B. E. Ritter,
Wm. Wright, A. Harding,
JameS Guthrie, A. I. Glasbrenner,
I. A. McDougal, E. R. V. Wnght,
Wm Radford, A. C. Rogers,
S. S. Marshall, H. McTnllougb,
Meyer Strouse, F. C. Le Blond,
ChaS. Sitgreaves, W. E. Fink,
S. E. Ancona, L. S, Trimble,
S. R. Hubbell.
Rro.
Die Volks - Eonventio.
Welchen Anklang der Vorschlag einer
National - Conventiou zur Förderung
der völligen Wiederherstellung der Union
im Süden findet, erhellt aus nachstehen
dem Artikel des „Memphis Avalanche,"
der wahre patriotische Begeisterung
haucht:
Endlich! Endlich! Lichtstrah
len brechen wieder durch Lichtstrahlen
von der aufsteigenden Sonne der Frei
heit! Das Volk das Volk aller
Staaten im Norden, Süden, Osten
und Westen, wird bald seine Stimme er
heben in einer altmodischen Volks-
Convention. Vor zwei Monaten
schon empfahlen wir dieses den Bewoh
nern des Nordens als ersten Schritt
zur Erlösung des Landes vom Fanatis
mus. Wi empfahlen es, weil der Süden
nirgends sonstwo und auf keine andere
Weise gehört werden konnte. Er hatte
keine Stimme im Congreß. Es war viel
leicht zum Besten, daß er keine Stimme
hatte. Die Behandlung, welche er von
Seiten der Radikalen erfahren, hat im
ganzen Lande einen Geist geweckt, der
entschlossen ist, unserem Volke und seinen
Rechten Gerechtigkeit wicderfahren zu
lassen, und dieser Rechtssinn muß am
Ende triumphiren.
„Das Volk steht im Begriff sich in
Bewegung zu setzen, und diese Idee wird
überaus populär werden. Nun, wir kön
nen uns nur darüber freuen. Dem Him
mel sei gedankt, das Volk ist in Bewe
gung. Wir haben mit sorglicher Span
nung gewartet auf diese „Bewegung der
Massen" und sie ist endlich eingetreten.
Nun aber laßt auch Alle zu
sammenwirken für einen ge
meinsamenZweck uud das Ge
meinwohl. Es wäre nicht das erste
Mal, daß Philadelphia berühmt gewor
den wäre, durch eine Convention des
Volkes. Am 4. Juli 1776 wurde von
dem Thurme des alten Staatshauses ei
nigen wenigen Millionen Menschen, wel
che für das Recht der Selbstregierung
kämpften, die Freiheit proklamirt. Dort
und damals wurde zum ersten Male in
der Geschichte der civilisirten Welt an
gekündigt, daß Regierungen ihre gerech
ten Gewalten nur durch die Zustimmung
derßegiertenempfangen. Dieser Grun
dsatz, geheiligt durch das Blut von Tau
senden, ist in Vergessenheit gerathen, und
diese Convention des Volkes aller Staa
ten wird berufen, um ihn von Neuem
mit Donnerstimme den Machthabern zu
verkünden.
„Dies ist der Wendepunkt in unserer
langen Liste der Leiden und Duldungen.
Mit einer glaubenstreuen Zuversicht, die
erhaben genannt werden darf, hat An
drew Johnson seine Zeit ruhig abgewar
tet, bis das Volk, der wahre Urquell al
ler Gewalt auf diesem Welttheil, seiner
Stimme Gehör verschaffen könnte."
"Die verlorene Sache."
Unter diesem Titel wird demnächst in
New-lork etu Buch erscheinen, an wel
chem augenblicklich der fähige Verfasser,
Hr. Edward A. Pollard, die letzte Poli
tur vornimmt. Die Herausgeber E. B.
Treat und Co. haben bereits 2006 Agen
ten angestellt, um das Werk, welches et
wa 800 Octavsciten umfassen, 24 Stahl
stiche enthalten und wichtige Memoiren
aus dem Bürgerkriege liefern wird, in
Circulation zu setzen. Es kommen dar
in Thatsachen an'S Licht, welche nicht
verfehlen können, eine große Ueberrasch
ung zu verursachen und den Ereignissen
eine neue Deutung zu geben.
Aus einem Probebogcn theilen wir
folgende Darstellung der „Anderson
vil l e- Affa t re" mit:
„Die Geschichte der außergewöhnlichen An
strengungen, welche die conföderirtcn Behörden
freien, endet nicht mit dem Vorschlage des Com
missairS Ould, Mann gegen Mann auszutau
schen und den Rest dem Feinde zur Disposition
zu stellen. ES folgte eine andere, weit liberalere
Proposition. Unter den direkten Instruktionen
des KriegSsekretairS handelnd und deutlich ein
sehend, daß für irgend ein allgemeines oder aus
sair Ould im August 1864 dem BundeS-Agen -
ten, Geu. Mulford, die Offerte, ihm alle kranken
und verwundeten BundeSgefangcnen zu über
lassen, ohne eine gleicheAnzahl süd
licher Gefangener dafür zu verlan
gen. Auch benachrichtigte er Gen. Mulford
von der unter den BundeSgefangcnen herrschen
den schrecklichen Sterblichkeit und drang in ihn,
schnell ein Transportschiff nach der Mündung
des Savannah Flusses zu senden und dieselben
fortzuschaffen. Der Vorschlag des Commissairs
Ould schloß alle Kranken und Verwundeten zu
Andeisonville und in anderen conföderirte Ge
fängnissen ein. Ferner informirte er General
Mulford, um einen schleunigen Transport zu
erzielen, daß wenn die Zahl der Kjmikcn und
Verwundeten sich nicht auf zehn- oder fünfzehn
Tausend Mann beliefe, das Defizit durch ge
sunde Gefangene von den conföderirtcn Behör
den gedeckt werden würde. Gen. Mulford setzte
den Commissair Ould in Kenntniß, daß er das
Anerbieten seiner Regierung mitgetheilt habe,—
allein dieselbe machte keinen zeitigen Gebrauch
davon.
„Diese interessante und wichtige Thatsache ist
zum erstenmale offiziell auf diesen Seiten veröf
fentlich; sie enthält Bände von Bedeutung und
es entsteht die Frage: „Wer war für die Leiden
der kranken und erwundeten Gefangene zu