- - Jahrgang 1. Die , PennsylvanischeStaats-Zritung Joh. Georg Nipper, erscheint jeden Donnerstag, und tostet 82.00 per Jahr, zahlbar innerhalb dcsJabrcs, und Ä.AO nach Verstuß des Jahrgange. Einzelne Ercmplaren, 3 Gents per Stück. Keine Subscriptioncn werden für weniger als,-sechs Monaten angenommenauch kann Niemand das Blatt abbestelle, bis alle Rück stäyde bezahlt sind. Anzeigen werde zu de gewöhnlichen Prei sen inscrirt. Officcn: in der „Patriot nd Union" Druckerei, Dritten Straße, Harrisbarg, und in der „JntrUigcncer" Druckerei, am Centre Square, Lanraster. PM'siss. Der 'Rosenstrauch. DaS Kind schläft unter dem Rosenstrauch, Die Knospen schwellen im Maicnhauch: ES ruht so selig, es träumet so süß Und spielt mit Engeln im Paradies. Die Jahre vergehen. Die Jungfrau steht am Rosenstrauch, Umspielt von der Blüthen duftigem Hanch ! Sie preßt die Hand auf die schwellende Brust, Erglühend in wundcrseliger Lust, Die Jahre vergehen. Die Mutter kniet vor dem Rosenstrauch, Die Blätter säuseln im Abcnbhauch; Sie denkt an vergangene Tage zurück, Die Jahre ergehe. Entblättert trauert der Rosenstrauch, Die Blüthen verweht im Herbsteshauch; Die Blätter welkten und fielen ab Und deckten flüsternd ei stilles Grab. Die Jahre vergehen. Feuilleton. Pcunsylvanisch.-Dcutsche Rache. Von A. Douai. (Schluß.) Die beiden Frauen Aeu-- Berste betroffen, man sab, daß sie an diese Wahrsagungen glaubten. Aber sie woll ten in ihrer so plötzlich erregten Unruhe noch viel mehr wissen. Eva war uner müdlich im Wahrsagen, da sie sah, wel chen Eindruck sie gemacht hatte. Aber endlich lvurde die Neugier der Weiber auch ihr zu arg, sie verlangte ihre Be lohnung, welche reichlich aussiel, und zog sich mit ihrer Gefährtin, der Schwä gerin, unter Segenswünschen zurück, in dem beide den Waldpsad bergauf ein schlugen. „Ich glaube, selbst Jacob hätte uns in dieser Verkleidung uicht erkannt," rief Eva, als sie daheim der Schwiegermut ter den glücklichen Esrolg ihrer Maske rade erzählte, und während sie die alten rothwollenen Lumpen von sich warf und sich die mit zerquetschten Nußblättcrn angemalte braune Farbe vom Gesicht wusch. „Die „Eberin" glaubte an mich, wie an'S Evangelium." „Eva kann alle Tage Komödiantin werden," versicherte ihre Schwägerin Sa bine. „Wo sie's nur gelernt hat? Ich bin beinahe vor Angst vergangen." „Ihr seid Herzcnotöchtcr!" rief die alte Mutter frohlockend und rieb sich die Hände. „Jetzt also werden wir wohl von dem „Seehund" und seinem ganzen Hause Ruhe haben. Aber ist euch ans eurem Wege Niemand begegnet, der et was verrathen könnte?" „Niemand," war die Antwort, und die drei Frauen waren voll geheimen Jubels. Als Conrad nach Hause kam, fand er Mutter und Schwester sehr verändert. Sie waren übereingekommen, ihm den Besuch der Zigeunerinnen z verheimli chen, weil sie mit Recht besorgten, er würde ihre Wabrsagcrci lächerlich machen und sich nicht daran kebren. Er konnte nicht umhin, zu bemerke, daß sie ihn Tag und Nackt auf Schritt und Tritt bewachten. Wenn er nach der Bachseite hinausblickte oder ging, so rief ihn ge wiß alsbald die eine oder andere ab und hatte ein Geschäft für ihn. Wenn er das Gespräch auf die „HöllenbrandS" brachte, so lenkten sie so fort die Rede auf etwas Anderes. Sie lasen ihm häusiger als je die Bibel vor, oder bewogen ihn, sie für sich zu lesen, und sie luden häufi ger als sonst den Pfarrer ein, Conraden mit geistlichem Zuspräche zu erquicken, indem sie ihm zu verstehen gaben, dieser habe Anlagen zur Geisteskrankheit. Sie verboten dem Gesinde, die Chrispel's ge sprächsweise zu erwähnen, oder ihnen den geringsten Streich zu spielen. Sic selbst wagten nicht einmal mehr auf die Nach barSleute hinzudenken oder anzuspielen, geschweige denn Neckereien gegen sie aus zusinnen. lind wenn Conrad irgend et was Dummes odcrUnzusammcnhängen des sprach, so sahen sie sich in ängstli chem Bedenken einander an, als besorg ten sie, der prophezeite Wahnsinn werde bei ihm zum Ausbruch kommen. Des Nachts schliefen sie nur abwechselnd; eine von Beiden mußte unablässig wachen um vor dem Kehlabschneiden und Hirnzer schmettern sicher zu sein; und oft schlt che sie aus den Fußspitzen um seine Kammerthür oder um sein Bett. So trieben sie's ohne mit der Zeit in ihrer Wachsamkeit zu erlahmen, bis das ge fährliche Jahr vorüber sein würde. Conrad konnte sich, wie gesagt, das Alles nicht erklären und wurde immer besorgter für ihr leibliches und geistiges Befinden. Sie fielen vom Fleisch, sie wurden nervös, ihre stierend ihm nach folgenden Blicke schienen ihm lauernden Wahnsinn zu bedeuten. Und so begann auch er wachsam über sie zu werden, ih nen auf Schritt und Tritt zu folgen und des Nachts unruhig zu schlafen. Das galt wiederden Frauen für ein verdäch tiges Zeichen der seinem Geiste drohenden Gefahr. So war Even'S Plan durch aus erfolgreich diese drei Menschen waren verhindert, sie und ihr Haus län ger zu beunruhigen. IV. Unsere Leser haben gesehen, daß Con rad für einen Bauer ungewöhnlich scharf sinnig war. Die stete Wachsamkett der Rachlust hatte ihn dazu gemacht. Es geht ja überhaupt in derWclt mchrGeist und Scharfsinn darauf, um Verbrechen zu erzeugen, als um das Gute zu thun; es wird mehr Genie verschwendet, um dir Tyrannei, das alte Unrecht, den Glau benswahnsinn aus alter Zeit zu stützen, als dazu verwandt wird, die Menschheit geistig und sittlich vorwärts zu bringen. Conrad legte sich endlich planmäßig darauf, das Geheimniß zu ergründen welches das Benehmen seiner Mutter und Schwester umgab. Es gelang ihm einst, daß seine Mutter im unruhigen Schlafe die Worte: „Zigeunerin batte Recht er wird verrückt!" rufen zu hören. So fort verfolgte er diese schwache Spur mit einem bewundernswürdigen Aufwände von Fleiß und Scharfsinn weiter. Na türlich ließ er den Seinigen davon nichts merken. Er frug vorsichtig bei allen Nackbarn in der Runde, ob Zigeuner zu der Zeit in der Gegend gewesen seien, als er ver reist war. Niemand hatte davon gesehen, als ein kleiner Junge, der zufällig ober halb seiner Farm am Backe, da wo der Steg hinüberlag, Nüsse und Vogelnester auf de Bäumen gesucht und sich ängst lich vor den seltsam aussehenden Gestal ten versteckt hatte. Jetzt forschte er jen seits des Gebirges, ob die Zigeunerinnen von dort gekommen wären und hier war nicht die mindeste Spur von ihnen zu finden. Es war also ganz klar, daß sie nur von der Chriöpel'schen Farm her gekommen sein konnten. Jetzt war er soweit, daß er Mutter und Schwester zum Reden zu bringen und enttäuschen zu können Aussicht hatte. Er fing es schlau genug an, indem er ei nes Abends mit dein ruhigsten Tone von der Welt begann: „Eigentlich verdient ihr kein Mitleid, weil ihr euch so grob täuschen läßt. Wie kommt es, das ihr in den beiden Zigeunerinnen nicht auf der Stelle Höllenbrand's Frau und Schwe ster entdeckt habt?" Den Frauen gingen rasch die umdü sterten Augen auf, und sie erzählten nun haarklein Alles, was die vrrme intlichen Zigeunerinnen gesagt, gethan und wie sie ausgesehen hatten. Sie wunderten sich jetzt über ihre Verblendung, daß sie den Betrug nicht eher erkannt hätten. Zum Ueberfluß erfuhr man, daß Eva von ei nem Hausirer rothen Flannel kurz vor jener Zeit eingehandelt habe, genau von der Art, mit welcher sie angethan gewe sen waren, und daß sie in der nächsten Apotheke nach einem schwarzen Farbe stoffe für das Haar gefragt hatten. So viel Verdachtsgründe genügten unseren drei Schellenberger zur völligen Ge wißheit. Man kann sich die Erbitterung vor stellen, mit welcher sie jetzt der langen, so schrecklich verlebten Monate gedachten, während deren sie einander halbwahn sinnig geglaubt hatten. Alle jene schlaf losen Nächte, alle jene trüben Besorg nisse, alle jene verlorenen Frohstnnsstun dcn sollten und mußten an den Urheber innen so vielen Jammers gerächt, zehn fach heimgesucht werden. Aber wie? — es war Eile vonnöthen. Denn die zwei Dienstjahre des Jacob'Sschen Regiments nahten ihrem Ende, und der „Höllen brand," der Conrad nicht den Gefallen gethan hatte, in einem der vielen erbit terten Gefechte zu bleiben, welche seine Truppen durchgemacht hatten, wurde demnächst zu Hause erwartet. Conrad hoffte allerdings noch immer, sein Geg ner werde bei ChancellorSville einen Denkzettel bekommen haben, und kaufte sich alle möglichen Zeitungen, welche Li sten der in den dortigen Gefechten Ge tödtetcn und Verwundeten enthielten, in der stillen Hoffnung, unter den Einen oder den Anderen dem Namen Jacob Chrispel zu begegnen; aber umsonst. „Unkraut verdirbt nicht!" rief er jedes mal, oder etwas dem AehnlicheS, wenn er ein solches trügerisches Zeitungsbtatt >in die Ecke schleuderte. Endlich kam die bestimmte Nachricht von der baldigen An kunft des Regiments in seiner Heimath, und rings in der ganzen Umgegend rü steten sich die Verwandten und Freunde der wiederkehrenden Krieger zu ihrem festlichen Empfange. Conrad saß wie aus Kohlen, verwarf einen Nacheplan nach dem andern als zu handgreiflich und plump nnd schlug sei nen Hirnschädel, der ihn diesmal im Stiche zu lassen drohte, wiederholt mit der schwieligen Faust. Als er endlich das Richtige gefunden zu haben glaubte, da hätte man das Grinsen seines Gesichtes, das Fletschen seiner Eckzähne, das Blinzeln seiner schlauen Augen sehen müssen! Er sagte aber seinen Frauenzimmern kein Ster benswörtchen von dem, was er vorhatte. Jacob war endlich mit dem Ueberblieb seln seines Regiments im County-Orte angekommen. Stundenlang vorher war die halbe Bevölkerung der Umgegend dort zusammengeströmt, um ihren Empfang zu feiern. Ehrenbogen waren errichtet, weiß gekleidete Jungfrauen zierten einen Triumphwagen, und ein anderer Wagen war gefüllt mit einem Musikcorps, aus Geigern nnd Posaunen bestehend, wel ches „Heil Columbia!" spielte. Dießür gcrmiliz war ausgerückt, und die Schul jugend war ausmarschirt. Indeß wartete der „Eber" ungeduldig in seinen vier Pfählen, bis der Chrispel'sche Wagen, mit allen Insassen des Hauses gefüllt, abgefahren war, um Jacob einzuholen. Und während Alles, was de geringsten Funken Vaterlandsliebe hatte, die helden müthigen Vertheidiger der Unionssache ehren ging, schlich Conrad, nachdem er sick vorsichtig davon überzeugt, daß kein Mensch auf der Chrispel'schen Farm zu rückgeblieben sei, hinüber, um einem der bravsten Landesvertheidiger einen gifti gen Nachestreich zu spielen. Er tröstete sich vor seinem bösen Gewissen, welches ihn des Wortbruchcs zieh, mit dem schein heiligen Gedanken, Hacob sei ja zurück gekehrt, und die Frist der Übrsehde sei abgelaufen. Jacob war wieder in den Armen seiner Eva; er hatte mit Entzücken seinen klei nen Jungen umarmt, den sie ihm entge genlaufen ließ; er hatte beide und Mut ter und Schwester fast erdrückt, so jubelte in ihm jede Fiber bei der Freude deö Wiedersehens. Er war, nachdem unter wegs ihm von den Frauen haarklein Al les von dem Verhältnisse zu Schellenber gcrS erzählt worden war, auf scinerFarm wieder eingetroffen. Aber ebe er noch seine Felder besehen ging, ehe er noch das erste Mahl am eignen Herde wieder schmeckte, äußerte er seinen Wunsch, hin - über zu gehen und sich bei Conrad dafür zu bedanken, daß er so ehrlich sein gege benes Worr gestalten habe, und nur mit Mühe hielten ihn die Frauen davon zu rück, indem sie darüber, ob dies wirklick der Fall gewesen, ihre Zweifel äußerten. „Gleichviel!" rief Jacob. „Ich will aller Feindschaft zwischen meinem Hause und seinem ein Ende machen. Wenn das Vatereand sich seiner Todfeinde er wehren soll, muß daheim Alles einig sein. Ich bin dieser ewigen Häkeleien mit dem Nachbar müde." Und er ging schnur stracks hinüber. „Conrad Schellenberger," rief er warm, als er bei ihm eintrat, „ich kom me, dir zu danken, daß du in meiner Ab wesenheit mit meinem Hause Frieden ge halten hast. Was meinst du? wollen wir nicht das Tomahawk zwischen uns begraben und gute Freunde für alle Zeit werden? Hier ist meine Hand, schlag ein!" Conrad stand in schwer beschreiblicher Verwirrung da. Tiefe Schamröthe über goß sein ganzes Gesicht —er wollte spre chen, aber konnte nur unverständlich stammeln. „Ich will mir'ö bis morgen früh überlegen," sagte er endlich und drehte Jacob den Rücken zu. Dieser fühlte eine so mächtige An wandlung von cdelmüthiger Wärme, daß er eben einen Versuch machen wollte, sei nen Gegner vollends zu erweichen, als die alte Schellenbergerin und ihre Toch ter zwischen Beide traten, und einen Strom von bitteren Schmähungen los ließen, der den verständigen Jacob zum eiligen Rückzüge nöthigte. Am nächsten Mvrgen früh, als die fleißige Eva sich leise von ihres Gatte Seite stehlen wollte, um das Räderwerk der Haushaltung in Gang zu sehen, kreischte die Diele, auf welche sie beim HerauSsteigcn aus dem Ehebette trat, so laut, daß Jacob troh ihrer Vorsicht er wachte. „Sieh, fleh," sagte sie, während er sie in seinen Armen fing, „der Hausvater hat und lange und überall gefehlt. Ich glaube in deiner zweijährigen Abwesen heit und während ich bei der Mutter und Schwester schlief, haben die Ratten oder Mäuse die Träger unter den Diele zer fressen. Du solltest einmal nachsehen, was es da auszubessern gibt. Es ist gar zu garstig, wenn ich allemal beim Auf stehen dich um den Mvrgenschlummcr bringen soll." „Wollen sehen," sagte er, noch schläf rig. „Aber laß doch die Dielen „kroa ken," wenn nur die Frau nicht „kroakt." Sie küßte ihn zärtlich und sagte: „Das soll sie niemals, so wahr ich nie der alten Schellenbergerin gleichen möchte. Aber wie hübsch dir der Soldatenbart steht." „Und wie hübsch dir das Kind am Bu Harrtsburg, Pa., Donnerstag, Jnli 12, 18V. sen steht. Ei, wie viel habe ich versäumt und wieder einzubringen. Und da denkst du, ich soll im Bette liegen bleiben, wäh rend du schön Wetter im Hause machst? Ei, lieber soll die Diele kroaken und mich wecken!" Er sprang rasch auf seine Füße, um der davoneilenden Gattin zu folgen. Aber unter seinem kräftigen Tritt wich das Bret, schlug um und gewährte ihm einen Anblick, den er, wie er spricht, in seinem Leben nicht vergessen wird. —ln dem breiten Loche im Fußboden stand ein länglicher schmaler Kaste ein gelassen, und in dem Kasten lag das Gerippe eines Kindes. „Großer Gott! was ist das?" rief er dumpf und bestürzt. Und der starke Mann, der auf keinem Schlachtfelde ge zittert hatte, zitterte am ganzen Leibe, sah abseits, wieder hin und so mehrmals, ehe er den Muth gewann, den furcktba ren Gegenstand näher zu untersuchen. Keine Täuschung seiner Sinne war da möglich. Es war ja Heller Tag. Er riß das kleine Fenster auf, ließ die frische Morgenluft herein, rieb sich die Augen und Schläfe und —das Gerippe war uoch immer vorhanden. Es war allem Anscheine nach das vollständige Knochen gerüst eines kaum halbjährigen Säug lings, fleischlos, hautlos ein Anblick, überall anders geeignet, im menschlichen Beschauer tiefes Mitleid und leichtes Grausen zu erregen, aber an dieser Stelle gesunden, zehnfach ergreifender, da es ein geheimes Verbrechen anzudeu ten, als stummer Ankläger von jenseit des Grabes aufzuerstehen schien. Jacob war so sehr außer sich, daß er nicht ein mal rufe konnte. Dieser Fußboden war, wie das ganze eheliche Schlafgemach vor zwei lahren neugebaut erst seit jener Zeit konnten diese menschliche Uebcrrcste dabin versetzt sein. Wie sollten sie dahin gekommen sein? Kein Mensch fand hier so leicht Zutritt als Eva —wäre es möglich, daß sie in seiner Abwesenheit sich vergangen und diesen Beweis ihrer Schuld hier ver borgen hätte? —Aber ein eher Him mels Einsturz vermuthen! Und doch hatte ihm gestern noch Eva selber mit lächelndem Munde erzählt, und Mutter und Schwester hatten sich darüber fast ausgeschüttet vor Lachen, daß Eva im Gerede mit Job Hiller ge standen hatte. Das Gerede war so lä cherlich —und hier schien eS eine furcht bare Bestätigung zu erhalten! Und doch hatte ihn soeben och Eva selbst zur Untersuchung deö Fußbodens aufgefordert! Es schwindelte ihm —er versuchte län gere Zeit, vergebens seine Gedanken zu ordnen, nm in der Sache klar zu sehen. Er schaute das Gerippchen an, und seine mächtig erregte Einbildungskraft bekleidete cS ihm mit Fleisch und Haut, und es nahm ihm eine unverkennbare Aehnlichkeit mit Eva und Job Hilter an! Er schauderte und wollte in'ö Freie, um sich zu sammeln; aber indem er dies ausführen wollte, schoß ihm der sehr vernünftige Gedanke durch den Sinn, daß er, wenn es hier ein Verbrechen zu entdecken gäbe, das Geheimniß vorläufig vor Aller Augen verbergen müßte, bis er sich klar wäre, was in der Sache zu thu sei. In dieser surchtbarcnLage galt cö die vollste Besonnenbeit, das sah er zur Stelle, und rasche Entschlossenheit, da er jeden Augenblick das Kommen eines Dritten zu besorgen hatte —und mit hel denmüthiger Stärke kämpfte er alle seine unklaren Gefühle nieder und rang nach Licht im Geiste. „ES ist unmöglich", sagte er zu sich selbst, „daß hier eine Verschuldung EvaS vorliegen sollte. Sie selber ist dir Bürge dafür; allein wäre sie es nicht, wie hätte sie vor meiner Mutter und Schwester die Schuld und ihre Fol gen geheim halten wollen? und was in aller Welt könnte diese Beiden verhin dert haben, in Briefen, wie es andern falls ihre Pflicht gewesen wäre, mir rei nen Wein einzuschenken? — Aber es ist Verrath an deiner Frau, ihr AehnlicheS nur entfernt zuzutrauen!" In diesem Augenblick wirbelte Eva'S helle Stimme unten ihren Morgenge sang durch das Haus. Das klang so frisch und fröhlich, wie uur ein Natur kind ohneSchuldbewußtsein fingen kann. Mit jedem Tone zog tiefere Beruhi gung in Jakob's noch eben trostlose Seele ein. „Eva, Eva," rief er stürmisch, als sie verstummt war, durch's Haus. „Komm herauf, ich bitte dich!" „Willst du uicht lieber einen Augen blick herunter kommen?" rief sie entge gen. „Conrad Schellenberger ist hier und will dich sehen." „Conrad ist hier?" rannte Jakob sich selber zu. —„Ha, das Räthsel ist gelost!" Es liegt hier ein Schurkenstreich von ihm vor—er glaubt ihn entdeckt—er ist durch mein freundliches Entgegenkom men gestern gebessert—irre geworden in seiner tückischen Stimmung." Und noch immer wankenden Schrittes stieg er lang sam die steile Treppe hinab Da stand Conrad, wie gestern, ein Bild der Verwirrung und ganz unfä hig Jakob's durchdringenden Blick zu ertragen. Eva und die andern beiden Frauen entfernte sich aus der Nähe der beiden Männer, im richtigen ächt weiblichen Gefühle, daß hier eine Zeugenschaft stö rend sei, aber nicht ohne in der Nähe ein wenig zu horchen. „Und was bringst du mir, Conrad Schellenberger ?" sagte Jakob eiskalten Tones, und indem er ihn mit den Bli cken zu durchbohren schien. „Ich hab' —ich hab' die ganze Nacht —nicht schlafen können —ich hab' dir — schweres Unrecht gethan." Er hielt, wie gebrochen, inne, und Jakob, der sonst so cdclmüthig war, konnte sich diesmal die Genugthuung nicht versagen, den lautlosen Zuschauer seiner Demüthigung abzugeben, anstatt ihn aus derselben herauSzuziehcn. „Verzeih mir, Jakob, wenn du kannst—ich weiß nicht hast du et was iit deiner —Schlaskammer gefun den ?" „Ja, ich habe etwas gefunden," sagte Jakvb ernst und streng, „und wohl dir, wenn eS kein Mord von dir ist. Woher hast dn das Gerippe?" Conrad fand allmählig die Sprache wieder, er schien ein lebhaftes Bedürf niß des Beichtcns zu haben. Aber er schwankte und mußte sich dazu setzen. Er erzählte, daß er das Gerippe einem Arzte in einer benachbarten Stadt, der es als Seltsamkeit aufbewahrt, weil eS dreizehn Rippcnpaare habe, um hohen Preis abgekauft, da dieser in äußerster Geldverlegenheit gewesen sei. Er habe durch Einsteigen von Außen in die Schlafkammer, deren Fenster zum Lüf ten offen geblieben waren, während die Frauen Jakob entgegenfuhren, in die selbe gelangen können und Alles so ge fügt, daß Jakob das Skelett bald entde cken mußte. Seine Absicht dabei sei al lerdings die gewesen, Verdacht gegen Eva in Jakob's Seele zu säen und da durch ehelicken Unfrieden zn stiften. Er hätte allerdings bedacht, daß der Fund des Gerippes leicht zn einer gerichtlichen Untersuchung hätten führen können; für diesen Fall hätte er noch immer mit ei nem Gcständniß, wie das Gerippe da hin gekommen, sich in'ö Mittel schlagen können und wollen. Er hätte aber viel mehr erwartet, daß Jakvb, um Eva und sein Haus nicht zn beschimpfe, den Fund zu vertuschen suche und luisäglicheiii na len der Eifersucht mit sich herumtragen, und daß die Sache ein tiefes Geheimniß bleiben würde. lind man wird gestehen müsse, daß dieser Bauer ein höchst erfinderisches Mittel der Rache gefunden hatte, wie es nur lange Uebnng im Schmieden von Nacheplänen an die Hand geben kann. Jetzt saß er ganz zerknirscht vor Jakod da. „Vergieb, vergieb," stöhnte er wie der und immer wieder, „und halt' die Sache geheim, sonst müssen mich alle ehrlichen Menschen in der Runde ver achte und scheuen wie die Pest. Und wenn du noch mein Freund sein kannst, so sei'S —ich brauche einen Freund sehr nöthig!" „Da du von freien Stücken gekommen bist z gestehen, che dein Rachepla gro ße Schaden anrichten konnte, so will ich allerdings vergeben und schweige " sagte Jakob bedächtig. „Ob ich o ch dein Freund werden kann—das will ich —wie du —mir bis morgen früh über legen. Geh jetzt hinauf, hole das Ge rippe und entferne es heimlich." Und Jakob begab sich zu den Frauen hinein, mußte sich aber vor Erschöpfung niedersetzen und lange warten, bis er sich überlegt hatte, wie und wie weit es räthlich sei, die Frauen in'ö Geheimniß zu ziehen. Eva schmiegte sich besorgt an ihn, und er bedeckte sie mit Küssen, wie um es ihr abzubitten, daß er, wenn auch nur einen Augenblick, an ihr hatte irre werden können. Die beiden Nachbarn sind mittler weile Freunde geworden, und Conrad hat, um ein ewiges Band zwischen bei den Häusern zu knüpfen, unlängst Ja kob'S Schwester zur Frau verlangt, die ihm auch nicht abgeneigt ist. Der Vater der sein Kind zu Tode prügelte. Wir erzählten unserer Lesern bc rcits von dem Prediger Lindslcy in Mcdina, N. N-, der sein Kind zu Tode prügelte, weil eS nicht beten wollte. Rochester Zeitungen brin gen über diese grauenhafte Geschichte folgendes Nähere: Die Leiche des Kindes lieferte den Beweis, welche furchtbare Mißhandlungen dasselbe zu ertragen hatte. Mehrere Finger waren gebro chen und das Blut war aus allen Poren ge strömt. Um das begangene Verbrechen zu ver heimliche, band der unnatürliche Vater seinem Opfer die Hände auf den Rücken und legte es in den Sarg. Während die Aerzte eine Unter suchung der Leiche vornahmen, saß das heuchle rische Ungeheuer dabei und sah den Operatio nen mit dem größten Gleichmuthe zu. Nachdem er eine Zeit lang so da gesessen, fragte er die Aerzte, ob sie diese Sache nicht schon weit genug getrieben hätten. Die Aerzte entdeckten nicht die geringste Spur einer Krankheit und das Kind starb lediglich in Folge der grausamen Behand- lung, die ihm widerfahren war. Im August wäre da Kind I Jahre alt geworden. Lindsle rechtfertigt sein Verbreche damit, daß er erklär, es wäre seine Pflicht gewesen, den Willen de Kindes zu drecken und er sei dieser Pflicht nach gekommen. Er wurde verhaftet und nach dem Gefängnisse in Albion gebrach. Die Polizej konnte die aufgeregten Bürger von Mcdina nur mit Mühe abhalten, an dem Mörder sofort Lynchjustiz auSzuUbcnr. Lindslcy ist etwa fünk Fuß acht Zoll groß, wohl Proportion, hat ei cn schwarzen Backenbart und dunkle Gesichts farbe. Er scheint ein Mann von heftigem Tem perament zu sein. Der Mord ist da allgemeine Politisches. Frei Schiff, frei Gut. Die Confiscation des Privateigen thnmö zur See von Bürgern eines Lan des durch die Seestreitkräfte eines an dern, mit welchem dasselbe in Krieg steht, ist Nichts als ein Ucberrest des alten brutalen Kriegsrechtes, vor welchem we der Leben noch Eigenthum von Privat leuten heilig war. Alle Kriege in frü herer Zeit waren Mord-, Raub- und Brandzügc. Man denke an Tilly's Zer störung Magdeburgs und an andere Schandthaten im dreißigjährigen Krieg, wo allcine Gustav Adolf von Schweden den Ruhm genoß, daß er nur mit Be waffneten Krieg führe. Man denke an die grausame Verheerung der blühenden Rheinpsalz durch den schrecklichen Mclac, den General Ludwigs XIV von Frank reick. Noch in unsern Tagen hat der spanische Admiral Nunez die wehrlose chilenische Stadt Valparaiso in Völker rechtswidriger Weise einem mehrstündi gen Bombardement unterworfen, bei dem Millionen neutralen Eigenthums zerstört wurden. Die beiden deutschen Staaten, welche sich jetzt in Europa mit gezogenem Schwert gegenüber stehen, um sich gegen seitig zu zerreiße, haben die Erklärung abgegeben, daß kein Privat Kauffahrtei schiff einer feindseligen Nation mit Be schlag belegt werden soll und haben die sen Beschluß offiziell in Waschington angezeigt. Darin heißt es, daß nur solche Kauffahrteischiffe feindlicher Na tionen confiszirt werden sollen, welche Kriegskontrcbande enthalten. Es wird dieser Beschluß jedoch nur solchen Na tionen gegenüber gehalten, welche eben falls das Privateigenthum zur See von feindlichen Nationen nicht mit Beschlag belege. Diejenigen Schiffe freilich, wel che eine Blvkadc zu durchbrechen suchen werden weggenommen. Bei den Ver handlungen der großen Mächte über diese Fragen, welche kurz nach dem Krimkrieg zu Paris stattfanden, betheiligten sich auch die Vereinigten Staaten, deren al. ter Grundsatz war: „Frei Schiff macht frei Gut!" Die europäischen Seemächte waren bereit die Güter feindlicher Nati onen auf fremden Schiffen freizulassen, unter der Bedingung, daß das Ausge ben von Kaperbriefen abgeschafft werde. Mr. Murre, der damalige Sekretär des Acußcrn, erklärte, daß die Union in An betracht ihrer schwachen Kriegsflotte den Vorschlag nur annehmen könne, wenn jedes Kauffahrtci - Schiff nebst Ladung (wenn eS leine Kriegskontrcbande trägt) frei sein sollte von jeder Confiskation. Diese amerikanische Forderung ist jetzt von den Mächten anerkannt worden, wel che in Europa am Vorabend des Krie ges stehe, und so darf sich die Union das Verdienst zuschreiben durch ihre Vor stellungen dies alte barbarische Seekriegs recht zu milderen Formen umgewandelt zu haben. Steuerbczahlcr, denkt daran! Die dem Congresse vorliegende „De ficiency-Bill" enthält, wie das „Mount Vernon Banner" bemerkt, mehrere cu riose JtemS, welche für die Steuerbezah ler des Landes interessant sind. Ein Item besteht aus 30, SV Dollars zur Bestreitung derLincoln'schcnLeichcn kostcn; ein anderes beläust sich ans 100,000 Dollars für den Ankauf des Ford'schen Theaters zu Waschtngton, worin Lincoln ermor det wurde; ein drittes betrifft 70,000 Dollar für die Wieder - AuSmöblirung des „Weißen Hauses^.indem zur Todeszeit Lincoln'S alle wcrthvvllen Gegenstände durch „loyale" Diebe daraus gestohlen wurden. Dann wieder kömmt ein Item von etwa ,.000 Dollars vor, welche einer „loyalen" jungen Da me für die Sammlnng gewisser statisti scher, die Armee betreffender Notizen zum Geschenke gemacht werde sollen. Wenn die Steuerbezahler, mögen sie Demokraten oder Republikaner sein, die Fortdauer eines solchen corrupten und verschwenderischen Systems verlangen, dann brauchen sie blos die radikale Dis unionö-Partei im Amt zu belassen, aber wenn ihnen eine ehrliche und spar same Staatsverwaltung lieb ist, dann müssen sie die Aboltonisten-Faktion aus der Gewalt treiben. Stimme, cht der Reger gegen Herr schaft der Weißen. Die radikalen DiSunionistcn in Pennsylvanien fühlen sich jetzt völlig glücklich und zufrieden gestellt, weil es ihnen zuletzt gelungen ist, die Ne ger-Frage vor das Volk zu bringen. Viele der temporisirenden Brüder wollten dem „kitzlicheu Punkte" aus weichen und sich auf eine JanuS- GesichtS-Platform stelle, aber die arro ganten Führer gaben dies nicht zu. Hr. T. Stevens knallte gewaltig mit seiner Peitsche und alle „furchtsamen und tem porisirenden Seelen" fielen auf ihre Kniee und flehten um Pardon. Er verlangte ein offenes Visir, und stellte Geary auf seine Platform. Alle fügten sich natürlicherweise und willigte ein, so daß wir jetzt Geary und Neger- Stimmrecht auf der einen, und Clymer und Weißen-Herr schaft auf der anderen Seite haben. Immer lustig vorwärts! allen Erscheinungen uuseres öffentlichem politi scheu LcbenS das Wie und Warum zu destillircn sich bemüht hat, bemerkte uns jüngst in seiner kaustischen Weise: „Jedem Menschen der einen eigenen Kopf und eine vernünftige Ansicht hat, muß cS klar gewor den sein, daß in unseren Tage eine Verhältniß mäßig kleine Anzahl puritanischer Pfaffen Ame rika regiert." Was immer man von dieser etwas derben Ausdrucksweise denken mag, so bringt uns nichts dcstoweniger jeder Tag neue Beweise für die Richtigkeit de Satze. So jammert z. B. ein deutsch radikales Blatt von PittSburg unterm Datum des 7. Juni wörtlich wie folgt: „Am Dienstag Abend haben die Temperenzler „in der zweiten U. P. Kirche in Allegheny bei „einer Wasserbrunst an ihren Wasser „pfohlen^werden/ „Alle Kneipen sollen geschlossen, alle Zabrika „tum des „Geistigen" unterdrückt, und die Rc „über Bord geworfen ertränkt „werden. In Anbetracht solcher Wühlereien, „ist eS die höchste Zeit, daß sich die „Freunde „socialer Freiheit" regen, und dieser drohenden „Wasserfluth die stärksten Dämme entgegen „setzen. Wo steckt das Erecutiv - Committee? „ES wird sich doch nicht wieder Einen ange „trunken haben oder gar katzenjammern ? O Du lieber guter, gesinnungstüchtiger re publikanischer Freund und College! Das re publikanische Erecutiv - Committee, dessen Bei stand Du in so rührenden Worte anrufst, ha sich jedenfalls im Stillen „Einen ange dusselt"; aber erlaß Dich darauf: Eine Krähehacktder andern die Augen nicht aus. Wenn eS darauf ankommt, so wird das Erccutiv-Committee nickt Dich und dieDcutschen sondern, ganz im Gegentheil, die Temperenzler der U. P. Kirche unterstützen, welche ja auch im Stillen einige Dutzende täg lich hinter die Binde gießen, damit sie desto kräf tiger über das Laster der Unmäßigkeit losziehen können. Das ist so die althergebrachte Weise dieser Augenverdreher!—So treiben sie es jetzt in Ncw-Nork, in Baltimore, Philadelphia, Pitts burg, St. Louis und im ganzen Staat Indiana Auch in unserem Eincinnati ist bereits ein viel versprechender Anfang gemacht. Zum allgemei nen Hohngcläcktcr aller derjenigen, welche in unser geheimes Parteigetriebe näher eingeweiht sind, brüstet sich unser „swnrtvr" Herr Hassau reck im Ein. Volksblatte mit dem enormen Ein drucke, den sein Ticket und sein Wahlprogramm in republikanischen Kreisen gemacht haben soll. Thatsache ist indeß, daß die Temperenz Lich ter von Eincinnati, welche am Mittwoch den 2ö. Mai in der Christie Chapel Hierselbst cin rouswg towperauoe mooling hielten, (bei welcher Ge legenheit der Reverend Bradcn von der M. E. Kirche in der Carrstraße sich so sehr darüber ent setzte, daß zwei Knaben sich gerühmt hätten, ein ganzesGlaS Lagerbier trinke zu können) schon seit jener Zeit im Stille an der Arbeit sind, um für die ausschließliche Nomination und Erwählung onTemperenzlcrn die Dräthe zu legen. Die Heuchler wissen sehr wohl, daß bei unse rer starken deutschen Bevölkerung eine offene Agitation schlecht ankommen würde, deshalb ha ben sie sich auf folgendes Programm geeinigt: Zunächstmüssen wirunS,unter was immer für einer MaSke, der Aemter versichern; dann, wenn wir einmal daSHeft in der Hand haben wird das Weitere sich schon finden." ES ist eine wahre Schmach, daß deutsche Blät ter, denen diese Wühlereien gewiß ebenso gut als uns bekannt sind, denselben gegenüber Au gen und Ohren verschließen, ja gar noch sie be schönigen oder wegdiSputiren. „Wir müssen unsere Jugend Ich ren, dieLiquörhändler zu hassen," sagt unser Reverend Broden. Und unter den Liguörhändlem ersteht er naiürlich zu aller nächst die Bierbrauer und Bierverkäufer. „Wenn die Deutschen sich unse ren Temperenz - Maßregeln nicht unterwerfen, so werdenwirmit den Sklavenhaltern des Südens sertiggeworden sein"—ruft die radikale New-Zlork Tribune mit bitterem Hohne. Die Deutschen und die Sklaven halter— wahrhaftig ein schöner Vergleich!— Was sagt unsere deutsch republikanische Presse dazu?—„Nun,'man darf doch nicht gegen die eigene Partei wüthen! ES ist so schön und so vorth eil haft, zur herrschenden Partei zu gehören! Man muß abwarten und daS Publikum beruhigen; denn eS gib t ja noch immer Kaffern und Fanatiker, die nicht eher glauben, bis sie an Hand und Fuß geknebelt sind, wie die Deutschen in New- Aork, Maryland, Pennsylvanien, Indiana und Missouri! Schön —sehr schön! Rro.. Wie das Ding schafft. Eine Johnson Versammlung wurde vor Kur zem zu Towanda, Bradford County, Pa., abge halten. DieS war Wilmot'S alter Electionecr- Distrikt und die dunkelsteNeger-Gleichstellungs- Gegend im Staate. Die Versammlung war zahlreich besucht und einige der einflußreichsten Republikaner des Staates bctheiligten sich dabei. Col. Allen M'Kean, früher Mitglied der StaatS- Gesrtzgtbung, in einflußreicher Republikaner, und Sohn de Achtb. Samuel M'Kean, der vormals Ver. Staaten Senator gewesen, führte den Vorsitz. Unter den bedeutenderen Repub likanischen Führern, die Theil nahmen, waren E. W. Smith, Esq., und Achtb. H. W. Traey, zweimal Assemblymann und zuletzt republikani scher Congreßmann von jenem Distrikt. Be schlüsse wurden passirt, welche die Politik des Präsidenten unterstützen und die Berufung ei ner Convention der Freunde des Präsidenten empfehlen, um einen Dritten GouvcrnörS-Can didaten aufzustellen. Die Aufstellung eine dritten speciellen John son Candidaten, müßte natürlich die Erwählung Clymcr'S selbst in den Augen der fanatischsten Radikalen um so sicherer machen. Allein ob ei dritter Candida aufgestellt wird oder nickt, so ist das Verlangen darnach von Seilen des kon servativen Theiles republikanischer Parteiführer schon eine Garantie, daß die Stevens - Geary gaktion unter keinen Umständen ihre Unterstütz ung erhalte wird, und wenn active Politiker eine solche Abneigung gegen die Plattform und den Candidaten der Ncgerstimmrecht und Dis unionS Partei habe, wie muß da erst bei den konservativen Massen de Volkes wirken, die sich nicht dauerhaft einer bestimmten Partei an schließen? Solche Leute stimmen geradezu für Clymer, denn sie erblicken in ihm den Candida ten einer lebenskräftigen Partei, die dem Präsi denten gegenwärtig in seiner RcstorationS - Po litik zur zuverlässigen Stütze dient den Can didaten der Partei der Zukunft! (R. Ad. Die New - Bork World über das Sonntags - Gesetz. t. IstderHandel mit berauschen den Getränken ein Verbrechen? Die Gesetzgebung des so intoleranten Staates Maine ging von diesem Grundsatz aus und be antwortete diese Frage mit Ja. Der Staat Maineist aber nur ein kleine un bedeutendes Häuflein von Fanatikern, während die Regierungen aller eivilisirten Länder anderer Ansicht sind und es vorziehen, den Handel als gesetzlich anzusehen—um ein ungeheure Quo tum ihrer Revenuen daraus zu ziehen. Die Regierung von England bezog letzte Jahr au dieser mehr als kW Millionen Doli, während die Commissäre unserer Regierung die Einkünfte von diftillirten Spiritus für da näch sie Jahr auf 40 Millionen, von gcgohrencn Ge tränken auf 5 Millionen abgeschätzt haben und die Erlaubnißschcine (Lizense), die die Brauer, Rectificr, Verkäufer im Großen und Kleinen, zahlen, belaufen sich wiederum auf gegen fünf Millionen. Dazu kommen die manchen Milli onen in hartem Gelde, die für die Einfuhr von spirituösen Getränken, besonder Weinen gezahlt werden. Keine andere Quelle von Einkünften in die Regierungskasse kann sich mit dieser rei che, unerschöpflichen vergleichen. Ist es ei Unrecht, daß die Regierung obige Summe ein kassirt—bisher will der allgemeine gesunde Men sckenverstaud sich nicht dafür erkläre, wie sehr auch einige Fanatiker den Mund gegen die Sün de aufreißen. Wir möchten deshalb zu dem Schluß kommen, daß der verkauf von obigen Getränken an und für sich kein Verbrechen ist, wenigsten nicht sechs Tage lang. 2. Ist Dasjenige einVerbrechen am Sonntage,was für unschuldig gehal ten wird an den W och entag en? Der Amerikaner denkt in diesem Punkte sicherlich an ders als der Deutsche, welcher Letztere eS nicht für sündlich hält, am Sonntage z. B. Klavier zu spielen, eine Novelle zu lesen, Briefe zu schrei den, zu tanze, während der Amerikaner, beson der der Puritaner, de Sonntags kaum ein freundliches Gesicht machen darf und eS für sündlich gehalten wird, wenn er mit seiner Da me am Sonntage sich unterhält, und er sich ge wärtigen muß, ausgestoßen zu werden, sollte er so kühn sein, ein Frauenzimmer Sonntags zu küssen. Weshalb eristirt in Amerika kei n Gesetz da am Sonntage Diebstahl, Einbruch, Noth zucht verbittet und besonders verpönt, während man doch so geneigt ist, diese Untugenden, All tags begangen, mit dem Mantel der Liebe zu zudecken ? ES entsteht deßhalb die praktische Frage: Ist Verbrechen ist? Ist cS nur eine Sünde, so ha ben unsere weltlichen Gerichte sich nicht mit der gleichen profanen Sachen zu befassen, ebensowe nig als wenn Jemand flucht oder schwört; ist eS ein Verbrechen, dann ist eS ebensowohl ein Verbrechen an den Werktagen als am Sonntage und sollte als solches stets abgeschafft oder ver mindert werden nicht aber sollte sich die Re gierung oder eine Gemeindekasse damit berei chern oder Lizense dazu verkaufen. Was den Einwurf betrifft, den die strengen Kirchenleute machen, sie wollten am Sontagc Ruhe haben, keine Trunkenbolde sehen, so finden wir denselben für gerecht doch das ist Sacke einer strengen Polizei, die auch an Wochentage dergleichen Ruhestörungen ahnen sollte. Wir sehen mit Vergnügen, daß Präsiden Johnson den Col. Karl Müller von Ohio als Consul nach Amsterdam ernannt hat. Herr Müller ist ein zuverlässiger Demokrat; vor dem Ausbruche des Krieges redigirte er de „Deutschen Demokrat" von New-Philadclphia, Ohio, trat später in dze Armee und schwang sich bis zum Oberst-Lieutenant des ti)7. Ohio (deutschen) Regiment empor und wurde that sächlicher Commandeur desselben. In dieser Eigenschaf erwarb er sich die Liebe seiner Was fengefährten und den Ruhm eines tapferen, sä higen Offiziers, dessen Führung sich die Solda ten mit Freude anvertrauten. Wir freuen uns, daß der Präsident die Verdienste dieses wackern deutschen Bürgers und braven Soldaten aner kannt hat. Der gegenwärtige Consul in Am sterdam ist Joh. E. Marr, der ehemalige Herausgeber des ultra-radikalen deutschen Blat tes in Toledo. Andy Johnson glaubt wahr scheinlich, daß Marx den Posten lange genug be kleidet hat und gieb ihm den Laufpaß um ei nem tapferen Soldaten Play zu machen. Als „loyaler Patriot" und „Letzien-DoUar-Mann" hat Marx keinen Grund, sich darüber zu be schweren. Vielleicht wird noch mancher andere Consul, der drüben sehr weich sitzt, von Andy Johnson hören, ehe drei Monate herum sind. Mancher Postmeister auch.