Millheim Journal. (Millheim, Pa.) 1876-1984, February 15, 1877, Image 1
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Sein Weib Miriam sitzt am sckma lcn. niedrigen Fensterwen, den Kopf ge senkt und die Hände gefaltet, während eine Tbräne leise über die einst volle, run' e und blühende Wange roll auf welche der Kummer nun schon allzu lesbare Züge hingezcickntt bak. „Wie soll man da nickt an Allem v.'r zweifeln." so unterbricht endlich Abraham da? dumpfe Schweigen welche in der Stube berrschte. „wie soll man da nicht wankend werden im Gliuben. wenn man so vom Glück verlassen ist. D>a habe ick mich seit Wo.ckrn geplagt und gemüde, um ein paar Gulden zu verdienen, damit wir die Lstrrbrode ins HauS schaffen können und Nichts will gelingen; anstatt zu gewinnen babc ick i-mmer noch ve.lo ren-, die Stüde ist leer geworden, denn ein Stück nach dem andern ist hinüber gewandert zum reichen Bauer nur um das nackte Leben zu fristen; und nun ist Passabfest schon vor der Thüre' Wenn der liet<e Gott will, daß ich fromm sein soll, wai um giebt er mir nicht die Mittel dazu ?" „Und c borgt uns auck leider Nie mand mebr," seufzre Miriam auf. „Borgen? Wer borgt dem Armen? Dem Rricken. dcr's nickt braucht, borgt Jedermann; kurz mir bleibt keine andere Zuflucht als unser großer Schöpfer im Himmel. Ja ter reiche Erzvater Adra kam. der bat können mit Gott selbst re den und ihm seine Lage vorstellen, aber ich ick bin nur der arme Dorsjude Tbra ham und der ist auch da noch uvrl dran." „Nun," meinte Miriapr, wo man nicht reden kann, kann man doch fchriden; du bist ja ein Schriftgelcbrtr,' sckreid's un serem iicbcn Vatcr im Hun.nel, tvzc dir s um'S Her; ist." Komischer Gedinke," erwiderte Adrä htm. inid wcnn ich schon gesch.ikden da be auf welche Post soll ich baun reu Brief legen, daß er da dinaus gelangen kanaf" „Gott hat ren El as im feurigen Wa ge gegen den Himmel fahren lassen, und so kann auch te!n Brief aas eine wun derbare Krise dabin gelangen. Schreib Abraham, ick bitte Ticch, ickield. Es sagt mir etwas in meinem.Herzen, daß Du das letzte M.ttel versuchen mußt. Ist der Brief erst fertig, dann legst Da trau ßen vor dem Dorf; das ist eine reckt auf fallende S eile da kann er am Bisten von Oben gesehen werden." Und ge schafitg. eilte Miriam bei dicscn Worten die Tintenflaiche von Loen herab zu ho len and die Zcocr zurcchrza legen.- Ein leeres Blatt Parier, das eine n alten Bücke bei .edunden war, vervollständigte endlich das Schreibmaterial. Halb läck clnd. und dann dack wieder ernst gestimmt schri-d Abiadam sein Anliegen nieder. Er erzählte darin, wie er einst bessere Tage gekannt b-ibe, allein stets bereit den Ueberschuß mit feinen ärmeren Brüdern zu theilen war ibm von ddr guten früheren Z it r'ür die i tzige.l hin g rjal re nichtsü'-rig geblieben. Damals hatte er von per Herrschaft Felder qe packtet, die ibm in Folge sorgsamer Be- Handlung rcicklick Nabruug brachten, al lein der Skudlrickter Bela im Nachbar dorf? bot einen höheren Pachtzins und miethete ihm die Felder aus. Seit jener Zelt bade er sich auf den Hausirhandcl gelegt, aber ein Unglück verfolgte ihn "und der DaleS habe sick einge.agen in fein H'.n? und s.rst Alles verzehrt dis auf die nackten Wände, ausgenommen einen Slrcbl'essel, ein Strohde und einen alten Tisch, zusammen nicht ein mal zwei Gulden werth." „Nun," schrieb Abraham am Schlüs se seines Briefes, „ist das Passahfcst vor der Tvür, die heiligen Sckaudrode soll ich essen oder ich begehe in meinem Glan ben eine lobsuudt, da metnr denn die fromme Miriam, ich soll Dir lieber Vater im Himmel, schreiben, daß Du mir bei stehst in meinem innigen Wunsche Dir zu dienen. Du hast Manna gesendet dem hun grigen Volke in der Wüste und selbst Wachteln dem Lüsternen, so wirst Du auch dte Schauvrvde schicken dem Gläur bigen, Amen!" Miriam, welche dem Schreibenden über die Schulter geblickt hatte, hat noch in einem Postscriptum ihre allentefste Ehrfurcht zu vermelden; sodann wurde der Brief gefaltet, mit der Adresse nach vorgeschriebener Form inckaldäischer Form versehen und tief in Gedanken trug Abraham sofort das Schreiben nach dem kleinen Berge, um ja keine Zeit zu verlieren, denn nach zwei Tagen war ..Pussah über dte ganze Welt... An'einer recht auffallenden Stelle, wo weder Baum noch Busch stand, ward das Schreiben, die Adresse nach oben, hingelegt. Ein leiser Wind erhob sich und wirdtltedas zusammrnzkballle Far- ' 7 ? z> x 2. L p S !- L ? ' , - 1 . .kkkd. 2.0 Z.iu' 4/0 k..SU t// 2 „ 2.'0 2.VV 4,5.0 .Mi >3, ' j SIUMi,r4.PV .'.vb lo.o 12.00 lt.VVZs.t' Z .. 8.i,0 12.i.V lö.la Ib.uvZö.vvst.-'. l ~ l o.uv l ä.z.v 2i.kv 35.UV tk,.e b üktu il if.ktkttzc Et oik<i-tce Novi t trn K 2.50. ' . Gc'ck östv-Anzcioeu von 5 Zeilen,l Ja: 55.tx. ?>l!c vorz'bergcdkrrcn Anjirlg en kos, 0 Cent eine Lu le für dir erste Ein?- ung ,0 d 5 Cent eir.c Ltme für die ls enden Jnseelirnen. - .. > .. .... .. > . ü,.!!" rnsxaut umbcr. als Atraho.m nach eutt kurzen Gebettrn Rückzug suck:e. „Nun wird der Wind den Briis wel! von der guten Stelle die ich auSgesuck? Hube, bkrunttiwkben! auck da v.'rcplgi mich das Unglück. So brulnmtc Adr - ham vor sich sia. Ter friscke KM UN.;? wind, der sick rrbob, wehte wkktick aus Sckreibcn aus die Fahrstraße berab. weickc in geringer EntfertkUnz veräbei führte u. dort wu/de dn Bckicf dueck das Sttingeröv festgehalten und zum Stillstand gebracht; da er sich durch sei ne weiße Farbe scharf vom dunklen Thsn weg? abgrenz e mußte er auck schon Weitem den Studlrichter ela atisallen er vom Nackba,dcrfe lcmmer.d, nach Thereitopel hineinfuhr. Ein Br wohl Jemand verloren bat, dachte der Stnhlrichter die Rosse anhaltend, vielleicht kann ma ihn an seine Adresse gelangen lasse. Allein der Finder überzeugte sich bald, daß dirs nickt so leicht sei, denn dle Ad resst war mit chaldäii'ckea Seitern Hinge zeicknet. uad Bela beschloß daher, da Schreiben mlkzutsedmen ündln ThereKo pel zum Rabbiner ter dprkigen iSraettte schen Gemeinde zu tragen, der wohl bte'r über den besten Ausschluß geben köauie. In der Wohnung de Rabbiner an gelangt, brachte Bela ein Anliegen vor, allein der Rabbiner hatte kaum einen Blick auf die Adresse geworfen, al er läckelnd sagte: „Lieber Herr, wir sl lcn uns Beide den Boernlohn für diese Brief nock lange nickt ciakassiren, denic - er geböte an den lieben Gott, allein da er uns in die Hände siel, so ist die viel leicht ein Fingerzeig daß wir ihn le sollen und darum öffne ich ihn." Die einsacken Worte mit denen Abra ham fein Leid dem Himmel klagt, der Umstand, daß er keineswegs zürnend über den Slö.er seiner friedlichen Existenz den Stublr!ck??r Bela. sprach, sonder vielmehr lein Unglück irgend einer f:!bst dezingenen Sünde zuschrieb; da Gott vertrauen. taö in M.riam Seele ruhte, hatte eine tiefe Wirkung auf das sonst nickt leicht erregbare Herz de Stublrtck ter geübt; er streikte sich mir dem Aeemel seines Rockes üoer die Augen und wollte sick selbst glauben macken, dies sei der scharfe Wind, der draußen gewebt habe. Was me'nt Ibr wohl Jsaac. sagte der Stublri.chtee nack einer Pause, nun wir für den lirbra Gatt gelesen habe, müssen wir doch auch für den lieben Gott ant worten. uns ra Ibr Euren Gott besser kennt wie ick so sagt mir. wie wohl die Antwort lauren würde? Wenn Sie, lieber Herr, schreiben wol len, möchte ich die Er vidcrung wob! vor sagen. Bela schrieb und Jsaac diktirte: „Lieber Abraham! Der Brief den Du auf Ao.ratötn Deiner frommen Mi- i riam abgeschickt b ist, ist gelesen worden und so lautet die Antwort: Die aa<ze mletbcten Felder gehören von nun ad wieder Dir und Du erbälst st- zu dem früheren Packschilllnz. und damit die Sckaubrode Deinem Tisch nicht fehlen mögen findest Du beigeschlossen zweihun dert Gulden—" Hm, nntcrbraS Bela den DMirenden. Dein Gott schenkt ein wenig zu viel! und dieses Geld sendet Dir. fahr Jsaac läch elnd fort, die israelitische Gemeinde in Wollet lieber Herr, diese B inknotdn gielch beifügen setzte er hinzu die Summe auf den Tisch legend, und nun Streusand über keine Unterschrift darauf. Halt! fiel hier die Frau Jsaac ein, ehe ihr den Brief schließt, muß ja doch auch das Postscriptum der fromme Mi riam beantwortet werden, und zwar so: „Die glaudenSvolle Miriam hat sich be sonders empfohlen, und darum erhält siezn den geheiligten Feiertagen ein reickganirte Haube un ein Seitenkleid; auch mag sie ihrem Manne das mitge schickte Tack zn seinen Feiertagskleidern bescheercn; der Herr segne Euch und be wahre Euch." Diese Geschenk: wurden rasch besorgt und ein Paar Stunden später hielten die schäumenden Pferde des Stuhirichter vor dem- Hause Abraham'S. Lästig knallte Bela mit der Peitsche uckd als Miriam ihr sorgenvolles Angesicht zum Fenster herausbog, wies ver Stuhlrichrer gehcilnnlßvoll nach dem Himmel und hän digte ihr den Brief ein. Sie hatten die Botschaft gelesen, und hielten sich lange umschlungen. Miriam war wieder jung geworden, und tanzte fröhlich durch die Stube da fiel ihr Au ge auf den wieder ernst und nachdenMch dastehenden Abraham. Nun Du freust Dich ja gar nicht recht, was spekulirst Du denn jetzt wieder? Ick denke eben dran, erwiderte Abra ham kopfschüttelnd: „Wie viel mup Gott den Stuhlrichter eigentlich für mich gege g'N haben, daß er uns " Vulbrn davon zuschi-*''